JHWH: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Offene Bibel

Wechseln zu: Navigation, Suche
Keine Bearbeitungszusammenfassung
(Weitere Erkläuterungen zur Klarheit)
Zeile 1: Zeile 1:
: ''S.a. die Seite [[Gottesnamen]].''
: ''S.a. die Seite [[Gottesnamen]].''


Der hebräische Name {{Hebr}}יהוה{{Hebr ende}} wird im Alten Testament als Eigenname für Gott verwendet. Im Judentum wurde er schon zu neutestamentlichen Zeiten aus Respekt nicht mehr ausgesprochen und durch [[#Ersatzlesungen|Ersatzlesungen]] ersetzt.
Der hebräische Name {{Hebr}}יהוה{{Hebr ende}} wird im Alten Testament als Eigenname für Gott verwendet. Dieser wird in Ex 3,14 mit einem Wortspiel erläutert: {{Hebr}}אֶֽהְיֶה אֲשֶׁר אֶֽהְיֶה{{Hebr ende}} (Ich bin da [für euch] als Ich-bin-da). Die Verwendung eines konkreten Eigennamens macht deutlich, dass Gott in der Bibel nicht nur als unpersönliches Lebensprinzip oder unerreichbare Wesenheit gesehen wird, sondern als ein persönlicher Gott, der zu den Menschen in Beziehung tritt: nach dem Alten Testament im Bund mit dem Volk Israel, und nach dem Neuen Testament zusätzlich in Jesus Christus.
 
Im Judentum wurde der Gottesname schon zu neutestamentlichen Zeiten aus Respekt nicht mehr ausgesprochen und durch [[#Ersatzlesungen|Ersatzlesungen]] ersetzt.


== Aussprache ==  
== Aussprache ==  


Die genaue Aussprache ist unsicher; in der Wissenschaft werden u.a. die Varianten „Jawo“, „Jawä“ und „Jachwä“ diskutiert. Außerdem gibt es noch die traditionelle Aussprache „Jehowah“, die aufgrund eines Missverständnisses die Konsonanten des Namens (JHWH) mit Vokalen aus den Ersatzlesungen {{Hebr}}אֲדֹנָי{{Hebr ende}} („Adonaj“, mein Herr) und  {{Hebr}}אֱלהִים{{Hebr ende}} („Elohim“, Gott) mischt.
Die genaue Aussprache ist unsicher; in der Wissenschaft werden u.a. die Varianten „Jawo“, „Jawä“ und „Jachwä“ diskutiert. Außerdem gibt es noch die traditionelle Aussprache „Jehowah“, die aufgrund eines Missverständnisses die Konsonanten des Namens (JHWH) mit Vokalen aus den Ersatzlesungen {{Hebr}}אֲדֹנָי{{Hebr ende}} („Adonaj“, mein Herr) und  {{Hebr}}אֱלהִים{{Hebr ende}} („Elohim“, Gott) mischt.


== Ersatzlesungen ==
== Ersatzlesungen ==


'''{{Hebr}}אֲדֹנָי{{Hebr ende}}‎ („Adonaj“, mein Herr)''': Die hebräischen Handschriften des Alten Testaments kombinieren den Gottesnamen mit den Vokalzeichen für des Wortes {{Hebr}}אֲדֹנָי{{Hebr ende}}. Diese Ersatzlesung wird bis heute im jüdischen Gottesdienst verwendet. In ihr spiegelt sich eine Beziehungsaussage<ref>„Daß Gott ‚Herr‘ genannt wird, ist folglich Ausdruck der biblisch-theologischen Einsicht, daß Gott nicht anders als in Beziehung zu seinem Volk gesehen werden kann.“ Martin Rösel: Adonaj – warum Gott ‚Herr‘ genannt wird, Forschungen zum Alten Testament 29, Tübingen 2000, S. 230</ref>: Der Lektoren des Bibeltextes drücken durch die Ersatzlesung aus, dass sie {{Hebr}}יהוה{{Hebr ende}} als ihren Herrn anerkennen.
'''{{Hebr}}אֲדֹנָי{{Hebr ende}}‎ („Adonaj“, mein Herr)''': Die hebräischen Handschriften des Alten Testaments kombinieren den Gottesnamen mit den Vokalzeichen für des Wortes {{Hebr}}אֲדֹנָי{{Hebr ende}}. Diese Ersatzlesung wird bis heute im jüdischen Gottesdienst verwendet. In ihr spiegelt sich eine Beziehungsaussage<ref>„Daß Gott ‚Herr‘ genannt wird, ist folglich Ausdruck der biblisch-theologischen Einsicht, daß Gott nicht anders als in Beziehung zu seinem Volk gesehen werden kann.“ M.Rösel 2000, S. 230</ref>: Der Lektoren des Bibeltextes drücken durch die Ersatzlesung aus, dass sie {{Hebr}}יהוה{{Hebr ende}} als ihren Herrn anerkennen.


'''{{Hebr}}אֱלהִים{{Hebr ende}} („Elohim“, Gott)''': An vielen Bibelstellen steht der Gottesname {{Hebr}}יהוה{{Hebr ende}} direkt neben dem Wort {{Hebr}}אֲדֹן{{Hebr ende}}‎ („Adon“, Herr). Um sprachliche Doppelungen zu vermeiden, stehen daher in den biblischen Handschriften die Vokalzeichen für das Wort {{Hebr}}אֱלהִים{{Hebr ende}}<ref>Die in Qumran gefundenen hebräischen Handschriften verwenden häufig ganz generell die Ersatzlesung {{Hebr}}אֱלהִים{{Hebr ende}} für den Gottesnamen. (M.Rösel 2000, 2009)</ref>. Auch diese Ersatzlesung wird bis heute im jüdischen Gottesdienst verwendet.
'''{{Hebr}}אֱלהִים{{Hebr ende}} („Elohim“, Gott)''': An vielen Bibelstellen steht der Gottesname {{Hebr}}יהוה{{Hebr ende}} direkt neben dem Wort {{Hebr}}אֲדֹן{{Hebr ende}}‎ („Adon“, Herr). Um sprachliche Doppelungen zu vermeiden, stehen daher in den biblischen Handschriften die Vokalzeichen für das Wort {{Hebr}}אֱלהִים{{Hebr ende}}<ref>Die in Qumran gefundenen hebräischen Handschriften verwenden häufig ganz generell die Ersatzlesung {{Hebr}}אֱלהִים{{Hebr ende}} für den Gottesnamen. (M.Rösel 2000, 2009)</ref>. Auch diese Ersatzlesung wird bis heute im jüdischen Gottesdienst verwendet.
Zeile 28: Zeile 29:
'''mein Herr''': Dies wäre die wörtlichste Übersetzung der häufigsten biblischen Ersatzlesung {{Hebr}}אֲדֹנָי{{Hebr ende}}‎, die jedoch in der deutschen Sprache seltsam klingt und in den Übersetzungen daher vermieden wird<ref>Die biblischen Handschriften unterscheiden zwischen den beiden Wortformen <em>Adonai</em> und <em>Adoni</em>. Diese Unterscheidung ist jedoch vermutlich sekundär und beides ist gleich zu übersetzen: Es ist „davon auszugehen, daß es im unpunktierten Text keine Differenzierung zwischen den beiden Formen gegeben hat.“ (M.Rösel 2000, 31)</ref>.
'''mein Herr''': Dies wäre die wörtlichste Übersetzung der häufigsten biblischen Ersatzlesung {{Hebr}}אֲדֹנָי{{Hebr ende}}‎, die jedoch in der deutschen Sprache seltsam klingt und in den Übersetzungen daher vermieden wird<ref>Die biblischen Handschriften unterscheiden zwischen den beiden Wortformen <em>Adonai</em> und <em>Adoni</em>. Diese Unterscheidung ist jedoch vermutlich sekundär und beides ist gleich zu übersetzen: Es ist „davon auszugehen, daß es im unpunktierten Text keine Differenzierung zwischen den beiden Formen gegeben hat.“ (M.Rösel 2000, 31)</ref>.


'''der HERR, der Herr''': Neben θεός (Gott) verwendet die altgriechische Bibel auch oft das Wort κύριος („Kyrios“, Herr). Eine Übertragung dieser Tradition ins Deutsche ist die Übersetzung ''der HERR''. Diese Variante hat den Vorteil, dass die weniger seltsam klingt als ''mein Herr'', und den Nachteil, dass der Beziehungsaspekt nicht mehr deutlich wird.
'''der HERR, der Herr''': Neben θεός (Gott) verwendet die altgriechische Bibel auch oft das Wort κύριος („Kyrios“, Herr). Eine Übertragung dieser Tradition ins Deutsche ist die Übersetzung ''der HERR''. Diese Variante hat den Vorteil, dass sie weniger seltsam klingt als ''mein Herr''. Zugleich hat sie den Nachteil, dass der moderne Gebrauch des deutschen Wortes ''Herr'' fast ausschließlich die männliche Anrede ist. Es klingt also eher stark der Gegensatz Männlich-Weiblich an und weniger das im hebräischen Wort enthaltene Bekenntnis zu ''meinem Herrn'' (im Gegensatz zu weltlichen Herrschern).
(Beispiele: Lutherbibel, Zürcher Bibel, Elberfelder Bibel, Einheitsübersetzung)
(Beispiele: Lutherbibel, Zürcher Bibel, Elberfelder Bibel, Einheitsübersetzung)


'''°Unser Gott°, °Unser Herr°''': Der Beziehungsaspekt der biblischen Ersatzlesung kann durch die Übersetzung °unser Gott° oder °unser Herr° ins deutsche übertragen werden. (In der Gottesrede und in wörtlicher Rede von Nicht-Gläubigen wäre dann analog °euer Gott° oder °euer Herr° zu wählen.)
'''°Unser Gott°, °Unser Herr°''': Der Beziehungsaspekt der biblischen Ersatzlesung kann durch die Übersetzung °unser Gott° oder °unser Herr° ins deutsche übertragen werden. Das Personalpronomen würde (wie in der hebräischen Ersatzlesung) deutlich machen, dass es sich nicht um irgendeinen Gott handelt, sondern um den konkreten Gott unserer Bibel. (In der Gottesrede und in wörtlicher Rede von Nicht-Gläubigen wäre dann analog °euer Gott° oder °euer Herr° zu wählen.)
(Beispiel: [http://www.amen-online.de/bibel/neu/ Amen-online])
(Beispiel: [http://www.amen-online.de/bibel/neu/ Amen-online])


Zeile 48: Zeile 49:
== Tabellarische Übersicht ==
== Tabellarische Übersicht ==


{|
{| class="wikitable"
!Wiedergabe
!Wieder­gabe
!Begründung
!Begrün­dung
!Gefahr von
!Gefahr von Miss­ver­ständ­nissen
Missverständnissen
!geeignet zum Vorlesen
!geeignet
!Wörtlich­keit
zum Vorlesen
!Bezie­hungs­aspekt<ref>Die biblische Ersatzlesung Adonai (mein Herr) wurde „außerhalb wie innerhalb der biblischen Schriften […] zur Bezeichnung eines besonderen Verhältnisses zwischen Gott und Mensch verwendet“ (M.Rösel 2000, 227). „Gott wird also ‚Herr‘ genannt, weil man ihn als den Mächtigen und dennoch Nahen erlebt hat. Dieses Verständnis drückt sich in Psalmen bei bittenden Anrufungen und Vertrauensaussagen aus. Doch Gott wurde auch als ein eifernder Gott erlebt, dem es – um Zions willen – um gemeinschaftstreues Verhalten ging. Dann wurde er als ‚Herr‘ bezeichnet, wenn die Propheten das fehlerhafte Verhalten der #menschlichen# Herren anprangerten, wenn die Mißstände in Jerusalem untragbar geworden waren. […] Ambivalenz von persönlicher Nähe und herrscherlicher Macht“ (M.Rösel 2000, 229)</ref>
!Wörtlichkeit
!Verwech­sel­bar­keit mit anderen bibli­schen Gottes­bezeich­nungen
!Beziehungsaspekt<ref>Die biblische Ersatzlesung Adonai (mein Herr) wurde „außerhalb wie innerhalb der biblischen Schriften […] zur Bezeichnung eines besonderen Verhältnisses zwischen Gott und Mensch verwendet“ (M.Rösel 2000, 227). „Gott wird also ‚Herr‘ genannt, weil man ihn als den Mächtigen und dennoch Nahen erlebt hat. Dieses Verständnis drückt sich in Psalmen bei bittenden Anrufungen und Vertrauensaussagen aus. Doch Gott wurde auch als ein eifernder Gott erlebt, dem es – um Zions willen – um gemeinschaftstreues Verhalten ging. Dann wurde er als ‚Herr‘ bezeichnet, wenn die Propheten das fehlerhafte Verhalten der #menschlichen# Herren anprangerten, wenn die Mißstände in Jerusalem untragbar geworden waren. […] Ambivalenz von persönlicher Nähe und herrscherlicher Macht“ (M.Rösel 2000, 229)</ref>
!Verwechselbarkeit mit
anderen biblischen
Gottesbezeichnungen
|-
|-
|JHWH
|JHWH
|Umschrift des
|Umschrift der
Konsonantenbestands
Konsonanten
|nein
|nein
|nein
|nein
Zeile 71: Zeile 68:
|-
|-
|Jahwo, Jahwe, Jachwe, ...
|Jahwo, Jahwe, Jachwe, ...
|Umschrift des
|Umschrift der
Konsonantenbestands,
Konsonanten,
Vokale unsicher
Vokale unsicher
|nein
|nein
Zeile 84: Zeile 81:
einer biblischen
einer biblischen
Ersatzlesung
Ersatzlesung
|sehr groß
|teilweise (funktioniert nicht in der Gottesrede)
|ja
|ja
|sehr groß
|sehr groß
Zeile 92: Zeile 89:
|der HERR
|der HERR
|Übersetzung
|Übersetzung
der griechischen
einer altgriechischen
Übersetzung
Übersetzung
|groß
|ja („Herr“ im Gegensatz zu „Frau“)
|ja
|ja
|sehr groß
|sehr groß
Zeile 110: Zeile 107:
|ja
|ja
|-
|-
|°Unser Gott°
|°Unser Gott°,
°Euer Gott°
|Funktionale
|Funktionale
Übersetzung
Übersetzung
Zeile 121: Zeile 119:
|ja
|ja
|-
|-
|°Unser Herr°
|°Unser Herr°,
°Euer Herr°
|Funktionale
|Funktionale
Übersetzung
Übersetzung
Zeile 133: Zeile 132:
|-
|-
|ICH, DU, ER
|ICH, DU, ER
|Alte hebräische
|Alte hebräische Handschriften
Handschriften
|ja (beim Vorlesen sieht man die Groß­schrei­bung nicht)
|groß
|ja
|ja
|nein
|nein
Zeile 149: Zeile 147:
|ja
|ja
|-
|-
|Adonaj/Ha-Schem/Ha-Makom/...
|Adonaj, Ha-Schem, Ha-Makom, ...
|
|Umschrift hebräischer Ersatzlesungen
|sehr groß
|sehr groß (Klingt im Deutschen selbst wie ein Eigenname)
|ja
|ja
|nein
|nein
Zeile 157: Zeile 155:
|nein
|nein
|}
|}
== Vertiefende Literatur ==
Martin Rösel: Adonaj – warum Gott ‚Herr‘ genannt wird, Forschungen zum Alten Testament 29, Tübingen 2000


<references/>
<references/>


[[Kategorie:Lexikon]]
[[Kategorie:Lexikon]]

Version vom 24. Dezember 2011, 11:40 Uhr

S.a. die Seite Gottesnamen.

Der hebräische Name יהוה wird im Alten Testament als Eigenname für Gott verwendet. Dieser wird in Ex 3,14 mit einem Wortspiel erläutert: אֶֽהְיֶה אֲשֶׁר אֶֽהְיֶה (Ich bin da [für euch] als Ich-bin-da). Die Verwendung eines konkreten Eigennamens macht deutlich, dass Gott in der Bibel nicht nur als unpersönliches Lebensprinzip oder unerreichbare Wesenheit gesehen wird, sondern als ein persönlicher Gott, der zu den Menschen in Beziehung tritt: nach dem Alten Testament im Bund mit dem Volk Israel, und nach dem Neuen Testament zusätzlich in Jesus Christus.

Im Judentum wurde der Gottesname schon zu neutestamentlichen Zeiten aus Respekt nicht mehr ausgesprochen und durch Ersatzlesungen ersetzt.

Aussprache[Bearbeiten]

Die genaue Aussprache ist unsicher; in der Wissenschaft werden u.a. die Varianten „Jawo“, „Jawä“ und „Jachwä“ diskutiert. Außerdem gibt es noch die traditionelle Aussprache „Jehowah“, die aufgrund eines Missverständnisses die Konsonanten des Namens (JHWH) mit Vokalen aus den Ersatzlesungen אֲדֹנָי („Adonaj“, mein Herr) und אֱלהִים („Elohim“, Gott) mischt.

Ersatzlesungen[Bearbeiten]

אֲדֹנָי‎ („Adonaj“, mein Herr): Die hebräischen Handschriften des Alten Testaments kombinieren den Gottesnamen mit den Vokalzeichen für des Wortes אֲדֹנָי. Diese Ersatzlesung wird bis heute im jüdischen Gottesdienst verwendet. In ihr spiegelt sich eine Beziehungsaussagea: Der Lektoren des Bibeltextes drücken durch die Ersatzlesung aus, dass sie יהוה als ihren Herrn anerkennen.

אֱלהִים („Elohim“, Gott): An vielen Bibelstellen steht der Gottesname יהוה direkt neben dem Wort אֲדֹן‎ („Adon“, Herr). Um sprachliche Doppelungen zu vermeiden, stehen daher in den biblischen Handschriften die Vokalzeichen für das Wort אֱלהִיםb. Auch diese Ersatzlesung wird bis heute im jüdischen Gottesdienst verwendet.

הַשֵׁם („Haschem“, der Name): Außerhalb des Gottesdienstes verwenden viele Juden andere Ersatzlesungen. Die bekannteste ist הַשֵׁם.

Übersetzungen[Bearbeiten]

In den verschiedenen modernen Übersetzungen findet man zahlreiche verschiedene Wege, den Gottesnamen wiederzugeben. Oft finden sich auch mehrere Varianten in derselben Übersetzung.

JHWH, Jahwe, ...: Einige Übersetzungen schreiben eine Umschrift des Gottesnamens in den Text. (Beispiele: Unrevidierte Elberfelder, Neue-Welt-Übersetzung von Jehovas Zeugen, American Standard Bible, World English Bible, an Einzelstellen auch Einheitsübersetzung)

GOTT, G'TT, Gott: Die altgriechische Bibel (Septuaginta, Neues Testament) verwendet für den Gottesnamen häufig das Wort θεός (Gott)c. Auch in den hebräischen Handschriften findet sich gelegentlich die Ersatzlesung אֱלהִים. (Beispiel: an Einzelstellen Lutherbibel)

mein Herr: Dies wäre die wörtlichste Übersetzung der häufigsten biblischen Ersatzlesung אֲדֹנָי‎, die jedoch in der deutschen Sprache seltsam klingt und in den Übersetzungen daher vermieden wirdd.

der HERR, der Herr: Neben θεός (Gott) verwendet die altgriechische Bibel auch oft das Wort κύριος („Kyrios“, Herr). Eine Übertragung dieser Tradition ins Deutsche ist die Übersetzung der HERR. Diese Variante hat den Vorteil, dass sie weniger seltsam klingt als mein Herr. Zugleich hat sie den Nachteil, dass der moderne Gebrauch des deutschen Wortes Herr fast ausschließlich die männliche Anrede ist. Es klingt also eher stark der Gegensatz Männlich-Weiblich an und weniger das im hebräischen Wort enthaltene Bekenntnis zu meinem Herrn (im Gegensatz zu weltlichen Herrschern). (Beispiele: Lutherbibel, Zürcher Bibel, Elberfelder Bibel, Einheitsübersetzung)

°Unser Gott°, °Unser Herr°: Der Beziehungsaspekt der biblischen Ersatzlesung kann durch die Übersetzung °unser Gott° oder °unser Herr° ins deutsche übertragen werden. Das Personalpronomen würde (wie in der hebräischen Ersatzlesung) deutlich machen, dass es sich nicht um irgendeinen Gott handelt, sondern um den konkreten Gott unserer Bibel. (In der Gottesrede und in wörtlicher Rede von Nicht-Gläubigen wäre dann analog °euer Gott° oder °euer Herr° zu wählen.) (Beispiel: Amen-online)

ICH, DU, ER: Einige Übersetzungen geben den Gottesnamen mit Personalpronomen wiedere. (Beispiel: die jüdische Übersetzung von Buber/Rosenzweig)

der Eine, der Ewige, der Heilige, der Lebendige: Einige jüdischen Übersetzungen verwenden andere deutsche Worte als Wiedergabe der Gottesnamens. (Beispiel: die jüdische Übersetzung Tur-Sinai)

Ich-bin-da: Diese Übersetzung bezieht sich auf Ex 3,14. Hier erfährt der Gottesname eine Namensauslegung. Die Wurzel הוה spielt dabei eine wichtige Rolle, da sie – so legt es die Namensoffenbarung an Mose nahe – im Gottesnamen zu sehen sei.

Adonaj, Ha-Schem, Ha-Makom, Schechina, etc.: Manchmal wird an Stelle des Gottesnamens eine hebräische Ersatzlesung in Umschrift in den Text geschrieben. Dieses Vorgehen hat jedoch das Problem, dass das hebräische Wort in einem deutschen Text selbst wir ein Name klingt.

Die Bibel in gerechter Sprache wechselt zwischen fast allen genannten Varianten in männlicher und weiblicher Form.

Tabellarische Übersicht[Bearbeiten]

Wieder­gabe Begrün­dung Gefahr von Miss­ver­ständ­nissen geeignet zum Vorlesen Wörtlich­keit Bezie­hungs­aspektf Verwech­sel­bar­keit mit anderen bibli­schen Gottes­bezeich­nungen
JHWH Umschrift der

Konsonanten

nein nein sehr groß nein nein
Jahwo, Jahwe, Jachwe, ... Umschrift der

Konsonanten, Vokale unsicher

nein ja groß nein nein
mein Herr Übersetzung

einer biblischen Ersatzlesung

teilweise (funktioniert nicht in der Gottesrede) ja sehr groß ja ja
der HERR Übersetzung

einer altgriechischen Übersetzung

ja („Herr“ im Gegensatz zu „Frau“) ja sehr groß nein ja
GOTT Übersetzung

einer biblischen Ersatzlesung

wenig ja sehr groß nein ja
°Unser Gott°,

°Euer Gott°

Funktionale

Übersetzung einer biblischen Ersatzlesung

wenig ja groß ja ja
°Unser Herr°,

°Euer Herr°

Funktionale

Übersetzung einer biblischen Ersatzlesung

wenig ja groß ja ja
ICH, DU, ER Alte hebräische Handschriften ja (beim Vorlesen sieht man die Groß­schrei­bung nicht) ja nein z.T. ja
der Ewige, Lebendige, Eine... groß ja nein nein ja
Adonaj, Ha-Schem, Ha-Makom, ... Umschrift hebräischer Ersatzlesungen sehr groß (Klingt im Deutschen selbst wie ein Eigenname) ja nein nein nein

Vertiefende Literatur[Bearbeiten]

Martin Rösel: Adonaj – warum Gott ‚Herr‘ genannt wird, Forschungen zum Alten Testament 29, Tübingen 2000

a„Daß Gott ‚Herr‘ genannt wird, ist folglich Ausdruck der biblisch-theologischen Einsicht, daß Gott nicht anders als in Beziehung zu seinem Volk gesehen werden kann.“ M.Rösel 2000, S. 230 (Zurück zu )
bDie in Qumran gefundenen hebräischen Handschriften verwenden häufig ganz generell die Ersatzlesung אֱלהִים für den Gottesnamen. (M.Rösel 2000, 2009) (Zurück zu )
cSiehe M.Rösel 2000, 210. (Zurück zu )
dDie biblischen Handschriften unterscheiden zwischen den beiden Wortformen Adonai und Adoni. Diese Unterscheidung ist jedoch vermutlich sekundär und beides ist gleich zu übersetzen: Es ist „davon auszugehen, daß es im unpunktierten Text keine Differenzierung zwischen den beiden Formen gegeben hat.“ (M.Rösel 2000, 31) (Zurück zu )
eAuch in den hebräischen Qumran-Handschriften ist diese Ersatzlesung belegt (M.Rösel 2000, 208). (Zurück zu )
fDie biblische Ersatzlesung Adonai (mein Herr) wurde „außerhalb wie innerhalb der biblischen Schriften […] zur Bezeichnung eines besonderen Verhältnisses zwischen Gott und Mensch verwendet“ (M.Rösel 2000, 227). „Gott wird also ‚Herr‘ genannt, weil man ihn als den Mächtigen und dennoch Nahen erlebt hat. Dieses Verständnis drückt sich in Psalmen bei bittenden Anrufungen und Vertrauensaussagen aus. Doch Gott wurde auch als ein eifernder Gott erlebt, dem es – um Zions willen – um gemeinschaftstreues Verhalten ging. Dann wurde er als ‚Herr‘ bezeichnet, wenn die Propheten das fehlerhafte Verhalten der #menschlichen# Herren anprangerten, wenn die Mißstände in Jerusalem untragbar geworden waren. […] Ambivalenz von persönlicher Nähe und herrscherlicher Macht“ (M.Rösel 2000, 229) (Zurück zu )