- Diese Seite behandelt das griechische Partizip. Für das hebräische Partizip → Partizip (Hebräisch).
- Siebenthal 2011, §227-40; BDR (§411-425)
Das griechische Partizip ist eine Art adjektivische Form eines Verbs. Als Verbalnomen enthält es Elemente sowohl des Verbs – Diathese und Aspekt – als auch des Adjektivs (einer nominalen Wortart) – Deklination und syntaktische Verwendung. (Siebenthal 2011, §227a; vgl. BDR §411) Es kommt anders als das deutsche Partizip in allen Tempora und Diathesen vor.
Das Partizip hat keine inhärente Zeitbedeutung. Das Tempus gibt grundsätzlich den Aspekt an. In Partizipialkonstruktionen kann das abhängige Partizip jedoch im Vergleich zum übergeordneten Verb folgende "konkret gemeinte" Zeitverhältnisse ausdrücken (Siebenthal 2011, §228):
Partizip Präsens | gleichzeitig, nachzeitig weniger häufig: vorzeitig |
Partizip Aorist | vorzeitig weniger häufig: gleichzeitig (i.d.R. mit Ind. Aor.) |
Partizip Perfekt | gleichzeitig |
Partizip Futur | nachzeitig |
Syntaktischer Gebrauch[Bearbeiten]
- Siebenthal 2011, §229-40; BDR §412-25
Das Partizip wird auf vielfältige Weise eingesetzt.
- Wie ein Adjektiv kann es attributiv und adverbial verwendet werden.
- Dazu kommt der prädikative Gebrauch.
Das adverbiale Partizip ist im NT am häufigsten.
Attributives Partizip[Bearbeiten]
Das Partizip wird wie ein Adjektiv attributiv benutzt.
Deutsches Beispiel: In die Offene Bibel wird das Adjektiv offen attributiv verwendet. In die geöffnete Bibel wird dagegen das deutsche Partizip Perfekt von öffnen attributiv gebraucht. In das Offene ist das Adjektiv substantiviert.
Das Partizip als Attribut[Bearbeiten]
- Siebenthal 2011, §236; BDR §412
In Verbindung mit einem Bezugswort (im Beispiel oben: das Nomen Bibel) kann es mit und ohne Artikel stehen und "einem Relativsatz gleichwertig" sein.〈a〉
Mit Artikel (determiniert) steht es entweder
- zwischen Artikel und Bezugswort oder
- hinter dem Bezugswort, wobei dessen Artikel wiederholt wird.
- ἡ γραφὴ ἡ λέγουσα – die Schrift, die besagt (Jak 2,23)
Ohne Artikel (nichtdeterminiert) kann es
- vor oder hinter dem Bezugswort, ohne eigenen Artikel (analog zur determinierten Variante)
- vor oder hinter dem Bezugswort, aber mit Artikel erscheinen. Der Artikel wirkt als Diskursmarker und hebt das attributive Verhältnis hervor. So signalisiert er Bestimmtheit oder Bekanntes.
- σὺ δὲ τίς εἶ ὁ κρίνων τὸν πλησίον; – Du aber, wer bist du, der [du deinen] Mitmenschen (Nächsten) verurteilst? (Bestimmtheit; Jak 4,12)
Zudem kann das attr. Ptz. einem Eigennamen als formelhafte Apposition einen Beinamen beifügen:
- Ἰησοῦς ὁ λεγόμενος Χριστός – Jesus, der Christus genannt wird (Mt 1,16)
Das substantivierte Partizip[Bearbeiten]
- Siebenthal 2011, §237; BDR §413
Für sich alleine stehend, ohne Bezugswort, ist das attributive Partizip substantiviert. Meist steht es mit Artikel. Es wird wie ein vollwertiges Substantiv behandelt.
- ὁ βαπτίζων – Der Täufer (d.h. Johannes) (Mk 1,4)
- ὁ ἀγαπῶν τὴν ἑαυτοῦ γυναῖκα ἑαυτὸν ἀγαπᾷ. – Wer seine Frau liebt, [der] liebt sich selbst. (Eph 5,28)
- Μακάριος ὁ ἀναγινώσκων καὶ οἱ ἀκούοντες τοὺς λόγους – Wie glücklich [sind] derjenige, der die Worte liest, und diejenigen, die [sie] hören... (Offb 1,3)
Nennenswert ist die häufige Verbindung des subst. Ptz. mit πάς "jeder" zu einer Konstruktion, die wie ein Relativsatz funktioniert.