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# adverbialen Akkusativ des Orts (so z.B. Goldingay 2006, S. 203): „Damit ich nicht im Tod schlafe“ - doch ist der Tod kein Ort und der Fokus läge dann ja nicht auf dem Tod, sondern auf dem Schlafen des Psalmisten. | # adverbialen Akkusativ des Orts (so z.B. Goldingay 2006, S. 203): „Damit ich nicht im Tod schlafe“ - doch ist der Tod kein Ort und der Fokus läge dann ja nicht auf dem Tod, sondern auf dem Schlafen des Psalmisten. | ||
# adverbialen Akkusativ des Zustands (so z.B. Briggs 1906, S. 102): „Damit ich nicht tot schlafe“ - doch läge auch hier der Fokus nicht auf dem Tod, sondern auf dem Schlafen des Psalmisten („Damit ich nicht schlafe und dabei tot bin“). | # adverbialen Akkusativ des Zustands (so z.B. Briggs 1906, S. 102): „Damit ich nicht tot schlafe“ - doch läge auch hier der Fokus nicht auf dem Tod, sondern auf dem Schlafen des Psalmisten („Damit ich nicht schlafe und dabei tot bin“). | ||
− | # Recht verbreitet ist außerdem die Position, die {{hebr}}אִישַׁן הַמָּֽוֶת{{hebr ende}} ''ich schlafe den Tod'' als Abkürzung für {{hebr}}אִישַׁן שְנַת הַמָּֽוֶת{{hebr ende}} ''ich schlafe den Schlaf des Todes'' deutet (so z.B. Dolson-Andrew 1994, S. 63) - doch warum sollte man von einer solche Abkürzung ausgehen, wenn der Text Sinn ergibt, wie er steht?</ref> | + | # Recht verbreitet ist außerdem die Position, die {{hebr}}אִישַׁן הַמָּֽוֶת{{hebr ende}} ''ich schlafe den Tod'' als Abkürzung für {{hebr}}אִישַׁן שְנַת הַמָּֽוֶת{{hebr ende}} ''ich schlafe den Schlaf des Todes'' deutet (so z.B. Dolson-Andrew 1994, S. 63) - doch warum sollte man von einer solche Abkürzung ausgehen, wenn der Text Sinn ergibt, wie er steht?</ref><br /> |
+ | : {{S|5}} Damit mein Feind (meine Feinde) nicht sagen kann: „Ich habe ihn übermocht (Ich habe ihn ausgetilgt?, Ich habe es geschafft?)<ref>''Ich habe ihn übermocht (Ich habe ihn ausgetilgt?, Ich habe es geschafft?)'' - Bedeutung umstritten. | ||
+ | # Für gewöhnlich wird das wird das Wort abgeleitet von {{hebr}}יכל{{hebr ende}} ''können, überlegen sein, siegen''. Steht dieses Wort aber mit einem Objekt, dem man „überlegen ist“ oder das „besiegt wird“, steht dieses Objekt in der Regel mit {{hebr}}ל{{hebr ende}}; hier dagegen ist es ohne Präposition und mit direktem Objekt konstruiert. | ||
+ | ## Entweder ist also davon auszugehen, dass {{hebr}}יכל{{hebr ende}} zu den wenigen Wörtern gehört, die gelegentlich auch irregulär gleichbedeutend mit direktem Objekt statt mit Präpositionalphrase konstruiert werden können (dazu vgl. BrSynt §90a) und nur hier und in [[Jeremia 38#s5 |Jer 38,5]] so konstruiert wird; zu übersetzen wäre dann: „Ich bin ''ihm'' überlegen“ oder „Ich habe ''ihn'' besiegt“, | ||
+ | ## oder man emendiert entsprechend [[Genesis 32#s26 |Gen 32,26]] und [[Psalm 129#s2 |Ps 129,2]] nach {{hebr}}ׂיָכׂלְתִּי לו{{hebr ende}} und es wäre ebenso zu übersetzen. | ||
+ | # Goldingay 2006, S. 203 hat sinnvoll vorgeschlagen, das Wort nicht von {{hebr}}יכל{{hebr ende}} ''können, überlegen sein, siegen'' abzuleiten, sondern von {{hebr}}כלה{{hebr ende}} ''austilgen'' (entsprechend z.B. [[Exodus 32#s10 |Ex 32,10]]; [[Exodus 33#s3 |33,3]]). In dem Fall wäre die Konstruktion grammatisch unproblematisch und zu übersetzen wäre: „Ich habe ihn ausgetilgt“. Das ist ein guter Vorschlag, allerdings eine Sondermeinung; für die LF sollte man sich daher besser (1.1) anschließen. | ||
+ | # Ehrlich 1918, S. 1; Herkenne 1936, S. 76 und Schmidt 1934, S. 22 wollen außerdem emendieren nach {{hebr}}יָכׂלְתִּי וְצָרַי{{hebr ende}} ''Ich habe es geschafft/gesiegt! / Und meine Widersacher...''. Das ist wohl ebenso gut möglich wie (1.2); da die Stelle sich aber auch ohne Eingriffe in den Konsonantentext lösen lässt, sollte man sich sicher für Vorschlag (1.1) oder (2) entscheiden.</ref> | ||
==Anmerkungen zum Text== | ==Anmerkungen zum Text== |
Version vom 15. Oktober 2014, 09:47 Uhr
Übersetzung[Bearbeiten]
1 Für den den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden).
Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für, über, nach Art von) David.
2 Bis wann (wie lange),
JHWH, wirst du mich [so] gänzlich (für immer, fortwährend)
〈a〉
vergessen?
- Bis wann (Wie lange) wirst (willst) du dein Gesicht vor mir verbergen?
3 Bis wann (Wie lange) muss (werde) ich Pläne (Auflehnung?, Schmerzen?, Kummer?, Sorgen?)
〈b〉
in meine Seele legen,
- Wobei ([Bis wann (wie lange)] [wird sein/muss ich legen])〈c〉 Kummer in meinem Herzen [ist] [sogar] am Tag (täglich?, den ganzen Tag?, Tag [und Nacht]? {am Tag}?)〈d〉?
- Bis wann (Wie lange) wird (darf) mein Feind (meine Feinde) mir überlegen sein (über mich erhoben sein, über mich erhaben sein, über mich triumphieren)?
4 Schau ([auf mich])!〈e〉, antworte mir, JHWH,〈f〉
- Mein Gott, lass meine Augen leuchten,
Damit ich nicht zum Tod entschlafe (im Tod schlafe, tot schlafe, den [Schlaf des] Tod[es] schlafe)〈g〉
- 5 Damit mein Feind (meine Feinde) nicht sagen kann: „Ich habe ihn übermocht (Ich habe ihn ausgetilgt?, Ich habe es geschafft?)〈h〉
Anmerkungen zum Text[Bearbeiten]
a | [so] gänzlich (für immer, fortwährend) - נֶצַח hat meist die Bedeutung „für immer“ (vgl. z.B. Ges18, S. 839); hier - wie auch Ps 74,10; 79,5; 89,47 - würde diese Deutung aufgrund des Gegensatzes von „wie lange“ und „für immer“ jedoch zu Nonsens führen: „Wie lange willst du mich für immer vergessen?“. Als Lösungen dieser Schwierigkeit wurde vorgeschlagen (unsere Lösung: Lösung (5)),
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b | Pläne (Auflehnung?, Schmerzen?, Kummer?, Sorgen?) - Die meisten Exegeten gehen davon aus, dass die „Pläne“ hier keinen Sinn machen. Wohl unnötigerweise; den meisten alten Exegeten war der Satz ganz unproblematisch: „Wie lange muss ich Pläne machen, wobei Kummer in meinem Herzen ist“ fragt danach, wie lange der Psalmist noch gezwungen sein wird, Auswege aus der leidvollen Situation zu suchen, die in 3c durch „Wie lange wird sich mein Feind gegen mich erheben“ umschrieben wird (vgl. Alexander 1850, S. 98; Baethgen 1892, S. 34; Barnes 1869, S. 110; Olshausen 1853, S. 75). Diese traditionelle Erklärung ist sicher vorzuziehen, denn die alternativen Vorschläge sind sämtlich problematisch:
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c | Wobei Kummer in meinem Herzen ist (Wie lange wird sein/muss ich legen Kummer in meinem Herz) - Beide Auflösungen sind hier gleichermaßen möglich; die eingeklammerte erfordert allerdings die Ergänzung (->Brachylogie) von „Wird sein“ und „muss ich legen“ aus dem vorigen Sticho, was aber nicht problematisch ist. Dass dieser Sticho der einzige in Vv. 2f ist, in dem das einleitende „Bis wann“ fehlt, ist aber so auffällig, dass die primäre Übersetzung doch etwas wahrscheinlicher ist. (Zurück zu v.3) |
d | [sogar] am Tag (täglich?, den ganzen Tag?, Tag [und Nacht]?, |
e | Schau ([auf mich]) ist entweder eine sog. „phatische Äußerung“ - d.h. eine Äußerung, die die Aufmerksamkeit des Hörers auf den Sprecher lenken soll (vergleichbar etwa einem gehobenerem Deutschen „Hey!,...“, „Hör mal:...“; vgl. dazu z.B. Jenni 2005, S. 242), oder man muss ein „auf mich“ aus dem folgenden „antworte mir“ ergänzen (-> Brachylogie; so auch AOAT; Barnes 1869; Buttenwieser 1938; Christensen 2005.13; Dahood 1965; Dolson-Andrew 1994; FENZ; Fokkelman 2001, S. 92; Limburg 2000; NW; Terrien 2003; Zenger 1987). Beide Analysen sind hier gleichermaßen möglich; weil aber rückwirkende Brachylogien (d.h. unvollständige Konstruktionen, die man nicht aus einer vorangegangenen Konstruktion „vervollständigen“ muss, sondern aus einer erst noch folgenden Konstruktion - wie hier dem folgenden „antworte mir“) auch im Hebräischen eher selten sind, sollte man sich vielleicht doch eher für Analyse (1) entscheiden. (Zurück zu v.4) |
f | Die Strukturierung der Vv. 4f ist in der Exegese umstritten. Nach der masoretischen Akzentuierung (so daher auch die meisten Üss. und Exegeten) müsste man strukturieren:
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g | zum Tod entschlafe (im Tod schlafe, tot schlafe, den [Schlaf des] Tod[es] schlafe) - Analyse umstritten.
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h | Ich habe ihn übermocht (Ich habe ihn ausgetilgt?, Ich habe es geschafft?) - Bedeutung umstritten.
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