Kommentar:Richter 14: Unterschied zwischen den Versionen

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{{S|1}} '''Samson ging hinab nach Timna. Er sah eine Frau in Timnah unter den Töchtern der Philister''' (unter den Philistern).<ref>'''Textkritik''': MT, LXX, VL, VUL, Tg, Syr: ''Unter den Töchtern der Philister'' wie in V. 2. Nur in den zwei LXX<sup>L</sup>-Handschriften LXX<sup>d, p</sup> fehlen die ''Töchter''. Das ist ein sehr schwaches textkritisches Zeugnis, eine Hinzufügung ließe sich aber leicht als Angleichung an V. 2 erklären. Da aber auch die anderen LXX<sup>L</sup>-Handschriften MT bezeugen, hält man dies besser für eine Vereinfachung und den Wortlaut von MT für ursprünglich.</ref> ([Und sie war recht in seinen Augen.])<ref>'''Textkritik''': ''Und sie war recht in seinen Augen'' - so nur LXX<sup>A, L</sup>; gewiss ergänzt aus V. 3. Boling 1975 allerdings hält es für ursprünglich, auch BB, HfA und NeÜ übersetzen es: „eine Philisterin, ''die ihm gefiel''“.</ref>
 
{{S|1}} '''Samson ging hinab nach Timna. Er sah eine Frau in Timnah unter den Töchtern der Philister''' (unter den Philistern).<ref>'''Textkritik''': MT, LXX, VL, VUL, Tg, Syr: ''Unter den Töchtern der Philister'' wie in V. 2. Nur in den zwei LXX<sup>L</sup>-Handschriften LXX<sup>d, p</sup> fehlen die ''Töchter''. Das ist ein sehr schwaches textkritisches Zeugnis, eine Hinzufügung ließe sich aber leicht als Angleichung an V. 2 erklären. Da aber auch die anderen LXX<sup>L</sup>-Handschriften MT bezeugen, hält man dies besser für eine Vereinfachung und den Wortlaut von MT für ursprünglich.</ref> ([Und sie war recht in seinen Augen.])<ref>'''Textkritik''': ''Und sie war recht in seinen Augen'' - so nur LXX<sup>A, L</sup>; gewiss ergänzt aus V. 3. Boling 1975 allerdings hält es für ursprünglich, auch BB, HfA und NeÜ übersetzen es: „eine Philisterin, ''die ihm gefiel''“.</ref>
 
{{S|2}} '''Da ging er wieder hinauf und erzählte seinem Vater und seiner Mutter: „Ich habe in Timna eine Frau unter den Töchtern der Philister gesehen.  Nehmt sie mir zur Frau!“
 
{{S|2}} '''Da ging er wieder hinauf und erzählte seinem Vater und seiner Mutter: „Ich habe in Timna eine Frau unter den Töchtern der Philister gesehen.  Nehmt sie mir zur Frau!“
{{S|3}} '''Da sagte'''[n]<ref>'''Textkritik''': 2 heb. MSS haben ''wajjomeru'' („sie sagten“) statt dem Sg. ''wajjomer'' („er sagte“); auch LXX<sup>L</sup>, VUL, Tg und Syr üs. mit Pl. Im Heb. kann doppeltes Subjekt auch mit Sg.-Verb stehen; entweder ist also das Sg.-Verb nur idiomatischer mit Pl. ins Gr., Lat. und Syr. übersetzt worden, oder ein ursprüngliches Plural-Verb war defektiv geschrieben (''wajjomer[u]'') und nur MT, LXX und Tg hätten dies falsch als Sg. gedeutet. Das folgende „unter ''meinem'' ganzen Volk“ macht sehr wahrscheinlich, dass im Heb. ursprünglich Sg. angezielt war; auf die Üs. hat es aber ohnehin wenig Auswirkung.</ref> '''sein Vater und seine Mutter zu ihm: „Gibt es unter den Töchtern deiner Brüder''' (im Haus deines Vaters)<ref>'''Textkritik''': ''unter den Töchtern deiner Brüder'' - so fast alle Textzeugen, nur Syr hat das im Heb. recht ähnlich aussehende ''im Haus deines Vaters'', also „in deiner Familie“. Budde, Nowack und Zapletal hielten das für ursprünglich, heute ist man sich aber einig, dass dies nur Angleichung an den gebräuchlicheren Ausdruck ist.</ref> '''und unter meinem''' (unserem, deinem)<ref>'''Textkritik''': Fast alle Textzeugen: ''mein Volk'', also das des sprechenden Vaters. VL dagegen ''unser Volk'', was Niditch 2008 für ursprünglich hält, LXX<sup>L</sup> und Syr ''dein Volk'', was z.B. Zapletal 1906 für ursprünglich hielt. Beides sind gewiss nur unterschiedliche Strategien, mit dem unerwarteten „''mein'' Volk“ bei sprechendem Vater ''und Mutter'' zurechtzukommen.</ref> '''ganzen Volk keine Frau, dass du hingehst, um dir eine Frau von den Philistern, den Unbeschnittenen, zu nehmen!?“ Da sagte Simson zu seinem Vater: „Diese nimm mir, denn sie ist recht in meinen Augen!“'''
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{{S|3}} '''Da sagte'''[n]<ref>'''Textkritik''': 2 heb. MSS haben ''wajjomeru'' („sie sagten“) statt dem Sg. ''wajjomer'' („er sagte“); auch LXX<sup>L</sup>, VUL, Tg und Syr üs. mit Pl. Im Heb. kann doppeltes Subjekt auch mit Sg.-Verb stehen; entweder ist also das Sg.-Verb nur idiomatischer mit Pl. ins Gr., Lat. und Syr. übersetzt worden, oder ein ursprüngliches Plural-Verb war defektiv geschrieben (''wajjomer[u]'') und nur MT, LXX und Tg hätten dies falsch als Sg. gedeutet (dergleichen dürfte häufiger vorgekommen sein, als man aktuell gemeinhin in der Textkritik annimmt. Vgl. [https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/17497/file/Walter_Sebastian_Magisterarbeit.pdf Walter 2019], S. 74 zu sechs Stellen, in denen allein im Hld Endungs-''i'' nicht geschrieben war und von manchen Versionen (falsch) ergänzt wurde). Das folgende „unter ''meinem'' ganzen Volk“ macht sehr wahrscheinlich, dass im Heb. ursprünglich Sg. angezielt war; auf die Üs. hat es aber ohnehin wenig Auswirkung.</ref> '''sein Vater und seine Mutter zu ihm: „Gibt es unter den Töchtern deiner Brüder''' (im Haus deines Vaters)<ref>'''Textkritik''': ''unter den Töchtern deiner Brüder'' - so fast alle Textzeugen, nur Syr hat das im Heb. recht ähnlich aussehende ''im Haus deines Vaters'', also „in deiner Familie“. Budde, Nowack und Zapletal hielten das für ursprünglich, heute ist man sich aber einig, dass dies nur Angleichung an den gebräuchlicheren Ausdruck ist.</ref> '''und unter meinem''' (unserem, deinem)<ref>'''Textkritik''': Fast alle Textzeugen: ''mein Volk'', also das des sprechenden Vaters. VL dagegen ''unser Volk'', was Niditch 2008 für ursprünglich hält, LXX<sup>L</sup> und Syr ''dein Volk'', was z.B. Zapletal 1906 für ursprünglich hielt. Beides sind gewiss nur unterschiedliche Strategien, mit dem unerwarteten „''mein'' Volk“ bei sprechendem Vater ''und Mutter'' zurechtzukommen.</ref> '''ganzen Volk keine Frau, dass du hingehst, um dir eine Frau von den Philistern, den Unbeschnittenen, zu nehmen!?“ Da sagte Simson zu seinem Vater: „Diese nimm mir, denn sie ist recht in meinen Augen!“'''
 
{{S|4}}  '''Sein Vater und seine Mutter wussten nicht, dass dies von JHWH kam. Denn er suchte eine Anlass von den Philistern. In jener Zeit herrschten nämlich die Philister in Israel.'''  
 
{{S|4}}  '''Sein Vater und seine Mutter wussten nicht, dass dies von JHWH kam. Denn er suchte eine Anlass von den Philistern. In jener Zeit herrschten nämlich die Philister in Israel.'''  
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{{S|5}} '''Später ging[en] Samson und auch sein Vater und seine Mutter''' (Später ging Samson {und auch sein Vater und seine Mutter})<ref name="Vv. 5f">'''Textkritik''': Der MT wird von allen Versionen gestützt, nur Josephus paraphrasiert: „Da er nun öfters die Eltern des Mädchens besuchte, geschah es, dass er einst unterwegs einem Löwen begegnete“ (JosAnt V.8, § 287. Üs.: Clementz). Weil auch nach V. 6 Samsons Eltern merkwürdigerweise von seiner Begegnung mit dem Löwen nichts mitbekommen haben, obwohl nach V. 5b ''alle drei'' in die Weinberge von Timna gingen, und weil der Löwe auch nur „''ihm'' entgegenkommt“, gehen viele davon aus, dass ''und auch sein Vater und seine Mutter'' in V. 5 und der letzte Satz in V. 6 erst später zum Text hinzugefügt wurden; vgl. z.B. Mez 1895, S. 58; BHK, BHS; selbst noch Groß 2009 und Spronk 2019 halten mindestens die Phrase in V. 5 für sekundär. Aber Josephus übersetzt ja hier offensichtlich nicht wörtlich, sondern paraphrasiert; das textkritische Gewicht dieser Paraphrase ist damit äußerst gering. Richtiger gehen daher heute z.B. CTAT I und BHQ bei dieser Annahme nicht mehr mit.<br />Leichter verständlich ist der Text von LXX: Auch hier ist zwar von Vater und Mutter die Rede, aber beim zweiten Satz von V. 5 bezeugen manche LXX<sup>B</sup>-Mss: „Er ging (Sg.!) in die Weinberge von Timna“, wenige LXX<sup>A</sup>-Mss, SyH und VL sogar wie in V. 8: „Er bog ab zu den Weinbergen von Timna“. Nach beiden Varianten würde erklärlich, wie Samsons Eltern von seiner Begegnung nichts mitbekommen haben: Samson hätte dann unterwegs allein einen Abstecher gemacht. Am leichtesten lässt sich diese Textdifferenz so erklären, dass wie in V. 3 hier entweder ein Pl.-Verb defektiv geschrieben war (''wajjabo`[u]''), was dann von LXX und VL falsch als Sg. gedeutet worden wäre, oder ein ursprüngliches Sg.-Verb von MT u.a. wegen „''und auch sein Vater und seine Mutter''“ falsch als defektiv geschriebenes Pl.-Verb gedeutet worden ist. Ursprünglich angezielt war dann hier am wahrscheinlichsten der Sg.; LXX<sup>A</sup>, SyH und VL hätten dies dann in Orientierung an V. 8 noch zusätzlich noch (richtig deutend) umformuliert.</ref> '''hinab nach Timna. Und er kam''' (sie kamen)<ref name="Vv. 5f" /> '''zu den Weinbergen von Timna. Plötzlich kam ihm brüllend ein reißender Löwe entgegen.
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Version vom 4. Dezember 2022, 12:21 Uhr

1 Samson ging hinab nach Timna. Er sah eine Frau in Timnah unter den Töchtern der Philister (unter den Philistern).a ([Und sie war recht in seinen Augen.])b 2 Da ging er wieder hinauf und erzählte seinem Vater und seiner Mutter: „Ich habe in Timna eine Frau unter den Töchtern der Philister gesehen. Nehmt sie mir zur Frau!“ 3 Da sagte[n]c sein Vater und seine Mutter zu ihm: „Gibt es unter den Töchtern deiner Brüder (im Haus deines Vaters)d und unter meinem (unserem, deinem)e ganzen Volk keine Frau, dass du hingehst, um dir eine Frau von den Philistern, den Unbeschnittenen, zu nehmen!?“ Da sagte Simson zu seinem Vater: „Diese nimm mir, denn sie ist recht in meinen Augen!“ 4 Sein Vater und seine Mutter wussten nicht, dass dies von JHWH kam. Denn er suchte eine Anlass von den Philistern. In jener Zeit herrschten nämlich die Philister in Israel. 5 Später ging[en] Samson und auch sein Vater und seine Mutter (Später ging Samson {und auch sein Vater und seine Mutter})f hinab nach Timna. Und er kam (sie kamen)f zu den Weinbergen von Timna. Plötzlich kam ihm brüllend ein reißender Löwe entgegen.


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aTextkritik: MT, LXX, VL, VUL, Tg, Syr: Unter den Töchtern der Philister wie in V. 2. Nur in den zwei LXXL-Handschriften LXXd, p fehlen die Töchter. Das ist ein sehr schwaches textkritisches Zeugnis, eine Hinzufügung ließe sich aber leicht als Angleichung an V. 2 erklären. Da aber auch die anderen LXXL-Handschriften MT bezeugen, hält man dies besser für eine Vereinfachung und den Wortlaut von MT für ursprünglich. (Zurück zu v.1)
bTextkritik: Und sie war recht in seinen Augen - so nur LXXA, L; gewiss ergänzt aus V. 3. Boling 1975 allerdings hält es für ursprünglich, auch BB, HfA und NeÜ übersetzen es: „eine Philisterin, die ihm gefiel“. (Zurück zu v.1)
cTextkritik: 2 heb. MSS haben wajjomeru („sie sagten“) statt dem Sg. wajjomer („er sagte“); auch LXXL, VUL, Tg und Syr üs. mit Pl. Im Heb. kann doppeltes Subjekt auch mit Sg.-Verb stehen; entweder ist also das Sg.-Verb nur idiomatischer mit Pl. ins Gr., Lat. und Syr. übersetzt worden, oder ein ursprüngliches Plural-Verb war defektiv geschrieben (wajjomer[u]) und nur MT, LXX und Tg hätten dies falsch als Sg. gedeutet (dergleichen dürfte häufiger vorgekommen sein, als man aktuell gemeinhin in der Textkritik annimmt. Vgl. Walter 2019, S. 74 zu sechs Stellen, in denen allein im Hld Endungs-i nicht geschrieben war und von manchen Versionen (falsch) ergänzt wurde). Das folgende „unter meinem ganzen Volk“ macht sehr wahrscheinlich, dass im Heb. ursprünglich Sg. angezielt war; auf die Üs. hat es aber ohnehin wenig Auswirkung. (Zurück zu v.3)
dTextkritik: unter den Töchtern deiner Brüder - so fast alle Textzeugen, nur Syr hat das im Heb. recht ähnlich aussehende im Haus deines Vaters, also „in deiner Familie“. Budde, Nowack und Zapletal hielten das für ursprünglich, heute ist man sich aber einig, dass dies nur Angleichung an den gebräuchlicheren Ausdruck ist. (Zurück zu v.3)
eTextkritik: Fast alle Textzeugen: mein Volk, also das des sprechenden Vaters. VL dagegen unser Volk, was Niditch 2008 für ursprünglich hält, LXXL und Syr dein Volk, was z.B. Zapletal 1906 für ursprünglich hielt. Beides sind gewiss nur unterschiedliche Strategien, mit dem unerwarteten „mein Volk“ bei sprechendem Vater und Mutter zurechtzukommen. (Zurück zu v.3)
fTextkritik: Der MT wird von allen Versionen gestützt, nur Josephus paraphrasiert: „Da er nun öfters die Eltern des Mädchens besuchte, geschah es, dass er einst unterwegs einem Löwen begegnete“ (JosAnt V.8, § 287. Üs.: Clementz). Weil auch nach V. 6 Samsons Eltern merkwürdigerweise von seiner Begegnung mit dem Löwen nichts mitbekommen haben, obwohl nach V. 5b alle drei in die Weinberge von Timna gingen, und weil der Löwe auch nur „ihm entgegenkommt“, gehen viele davon aus, dass und auch sein Vater und seine Mutter in V. 5 und der letzte Satz in V. 6 erst später zum Text hinzugefügt wurden; vgl. z.B. Mez 1895, S. 58; BHK, BHS; selbst noch Groß 2009 und Spronk 2019 halten mindestens die Phrase in V. 5 für sekundär. Aber Josephus übersetzt ja hier offensichtlich nicht wörtlich, sondern paraphrasiert; das textkritische Gewicht dieser Paraphrase ist damit äußerst gering. Richtiger gehen daher heute z.B. CTAT I und BHQ bei dieser Annahme nicht mehr mit.
Leichter verständlich ist der Text von LXX: Auch hier ist zwar von Vater und Mutter die Rede, aber beim zweiten Satz von V. 5 bezeugen manche LXXB-Mss: „Er ging (Sg.!) in die Weinberge von Timna“, wenige LXXA-Mss, SyH und VL sogar wie in V. 8: „Er bog ab zu den Weinbergen von Timna“. Nach beiden Varianten würde erklärlich, wie Samsons Eltern von seiner Begegnung nichts mitbekommen haben: Samson hätte dann unterwegs allein einen Abstecher gemacht. Am leichtesten lässt sich diese Textdifferenz so erklären, dass wie in V. 3 hier entweder ein Pl.-Verb defektiv geschrieben war (wajjabo`[u]), was dann von LXX und VL falsch als Sg. gedeutet worden wäre, oder ein ursprüngliches Sg.-Verb von MT u.a. wegen „und auch sein Vater und seine Mutter“ falsch als defektiv geschriebenes Pl.-Verb gedeutet worden ist. Ursprünglich angezielt war dann hier am wahrscheinlichsten der Sg.; LXXA, SyH und VL hätten dies dann in Orientierung an V. 8 noch zusätzlich noch (richtig deutend) umformuliert. (zu v.5)