Gen 6,9-22/Persönliche Fassung (Sebastian Walter)

Aus Die Offene Bibel

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Dies ist eine individuell verantwortete Textfassung. Sie ist Teil der Offenen Bibel, stammt aber in dieser Version nicht vom Gesamt-Team.

Persönliche Fassung

Gott beauftragt Ruh

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Die Arche als Korbboot. Buchmalerei der Kreuzritterbibel Ludwigs des Heiligen, 13. Jhd. CC0 via Morgan Library
Schrein des Ruh? KI-Art, CC0

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14 Mach dir einen Schrein aus Palmenrippen,
gleich Nestern mach den Schrein,
asphaltiere ihn innen und außen mit Asphalt!a
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Gen 6,1-8 <= | => Gen 7
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Bild 2: Links: Re in seiner Sonnenbarke auf dem Himmelsmeer. (c) Budge 1904.
Dass die Barke aus Papyrus ist, erkennt man an der erblühten Papyrusblüte am Bug, eine Symbol für die Wiedergeburt, die Re auf seiner Rundfahrt täglich widerfährt.
Bild 1: Irakisches Rundboot wird zum Abdichten geteert. (c) Safinaprojekts.org
Man beachte, wie „asphalt(ieren)“ am Beginn und Ende dieses Satzes steht, in dem gesagt wird, der Schrein solle auf beiden Seiten asphaltiert werden.
„Palmenrippen“, w. „Marschland-Holz“, klingt im Hebräischen fast identisch wie „Asphalt“: ´aṣe-gopr und kopr.
Dass das Schiff aus asphaltierten Palmenrippen und „gleich Nestern“ gebaut werden soll, besagt das Selbe: Gebaut werden soll kein Holz-, sondern ein Ried-Boot (wie auch das Schiff der sumerischen und akkadischen Fluthelden und auch das Schiffchen des Mose in Ex 2,3 Ried-Boote sind), das danach wie üblich mit Asphalt abgedichtet werden soll (Bild 1).
Bild 4: Modell-Barke aus dem Grab des Tutankhamun. (c) Canadian Museum of History
Bild 3: Menschentransport im Barkenschrein. (c) Qumsan 2020, S. 77
Wichtiger ist aber die Symbolik des Schiffes: Wörtlich wird es wie nur noch das Mose-Schiffchen als tebah bezeichnet, ein ägyptisches Lehnwort mit der Bedeutung „Schrein, Sarg“. Zunächst klingt es also danach, als solle sich Ruh einen gigantischen Sarg bauen (ähnlich in Exodus: Dort wirkt es zunächst so, als wolle Mose Mutter ihm sozusagen wenigstens ein „ordentliches Begräbnis“ garantieren).
Doch solche Schreine kennt man in Ägypten vor allem als Kultgegenstände, die auf Schiffe montiert waren: Man stellte sich vor, dass die Götter der Sonne und des Mondes in solchen Schreinen auf ihren Ried-Barken (s. Sargtext V 189: „Der Name des [Barken-]Bugs ist ‚Schilf vom Feld des Gottes‘“) fortwährend über den Himmelsozean fuhren (Bild 2). Zwölf Stunden befuhren sie dabei den im Reich der Lebenden gelegenen Teil des Meeres, zwölf Stunden den im Reich der Toten gelegenen. Die Sonnenbarke war daher auch Transportmittel entweder ins Reich der Toten oder zur Wiedergeburt (Bild 3); ein exemplarischer Text (über einen verstorbenen Pharao):

Sei rein, nimm deinen Platz ein in der Barke des Re, / rudere über den Himmel und steig hinan zu den Entfernten. / Rudere mit den unvergänglichen Sternen, / navigiere mit den unermüdlichen Sternen, / empfange die Fracht der Nachtbarke! / Du sollst der Akh-Geist werden, der im Duat ist [im ägyptischen Paradies also] / und ein schönes Leben haben. ...“ (Pyramidentext 513, Üs. nach Awadallah 2022, S. 188. Vgl. zur Vorstellung z.B. auch Hermsen 1991, S. 105-111; Falk 2015, bes. S. 214-216). Der „Schrein“ von Ruh soll also die ganze Runde machen: sein Schrein transportiert die einzig zu rettenden Lebewesen über die Wasser des Himmels und der Unterwelt durch das Reich des Todes wieder in das Reich des Lebens.
Hiernach und nach den gleich folgenden Beschreibungen kann man sich das zu bauende Schiff wahrscheinlich in etwa vorstellen wie das unten abgebildete Barken-Modell aus dem Grab des Tutankhamun (Bild 4).

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