Syntax ungeprüft
Lesefassung (Richter 16)
(kommt später)Studienfassung (Richter 16)
13 Da sagte Dalilah zu Samson: „Bis jetzt hast du mich getäuscht und mir Lügen erzählt. Erzähle mir: Mit was kannst du gebunden werden!?“ Er antwortete ihr: „Wenn du sieben Locken meines Kopfes verweben wirst mit dem Gewebe.“ 14 Da schlug sie [sie] mit einem Pflock〈a〉 ein und rief ihm zu: „Philister über dir, Samson!“ Da erwachte er aus seinem Schlaf und zog den Pflock des Webrahmens und das Gewebe heraus.
Anmerkungen
...
Ein russisches Volksmärchen, auf das auch Gaster 1969, S. 439f. hinweist, ist hilfreich, um den folgenden Abschnitt zu verstehen. Im Märchen vom „unsterblichen Koschtschej“ hat ebendieser die schöne Wassilissa gefangen. Um zu entkommen, muss sie herausfinden, „wo sein Tod ist“. Zunächst behauptet Koschtschej, sein Tod befinde sich „im Besen dort, unter der Schwelle“. Wassilissa weiß, dass das gelogen ist; um Koschtschej zu täuschen, zerstört sie daher nicht den Besen, sondern vergoldet ihn, denn: „Es geht nicht an, dass dein Tod sich unter der Schwelle wälzt!“ Darauf Koschtschej: „Ha, ha, ha, dummes Weib! Lange Haare, kurzer Verstand! Ist denn mein Tod dort drin?“ Und so fragt sie ihn ein zweites Mal; die Antwort: im Ziegenbock. Wieder weiß Wassilissa, dass das gelogen ist, und schmückt daher den Ziegenbock mit Bändern und Glöckchen und vergoldet seine Hörner. Es folgt die selbe Reaktion, im Anschluss aber erzählt Koschtschej ihr die Wahrheit: „Ach, dummes Weib! Lange Haare, kurzer Verstand! Mein Tod ist weit von hier: Im Meer, im fernen Ozean, liegt eine Insel, auf der Insel aber steht eine Eiche, und unter der Eiche ist ein Kasten vergraben; im Kasten ist ein Hase, im Hasen eine Ente, in der Ente ein Ei, im Ei aber, da steckt mein Tod!“ (Üs.: August von Löwis of Menar).
Koschtschej hat mehr Fantasie als Simson. Aber die Erzähler des Märchens haben weniger zu sagen als der Autor der Simson-Saga; während es dort in typisch märchenhafter Manier wirklich nur darum geht, wie Koschtschej sich besiegen lässt, geht es bei Simson um mehr: Nicht eigentlich um seinen Tod, sondern um seine Gottesbeziehung; mit dem Verlust seines Haares ist nicht nur „seine Kraft“ von ihm gewichen (V. 19), sondern im Tieferen ist Gott „von ihm gewichen“ (V. 20).
a | Pflock (des Webrahmens) - Gemeint ist wahrscheinlich der Pfahl, mit dem der Hinterbaum eines liegenden Webrahmens (C auf Grafik 1) am Boden fixiert war wie auf Grafik 2. An diesen Hinterbaum befestigt Dalilah sieben Strähnen von Samsons Haar, so dass sie als Kettfäden dienen können, und durchwebt sie mit einem Faden zu einem Gewebe. Also Samson erwacht, demonstriert er ein weiteres Mal seine Stärke damit, dass bei seinem Aufsetzen nicht einfach der Webrahmen vom Pflock rutscht, sondern gleich der in die Erde getriebene Pfahl mitherausgezogen wird. Vgl. die Paraphrase von Samsons Antwort in V. 13 in VUL: „Wenn du sieben Locken meines Kopfes mit einem Faden (licium) verwebst und den Pflock, an den sie gebunden sind, in der Erde befestigst, werde ich schwach sein!“ (nach Hieronymus verwendete Dalilah also gar keinen Hinterbaum, sondern bindet die Haare direkt an den Pflock). (Zurück zu v.14) |