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Version vom 12. November 2013, 18:55 Uhr
Die Schreibweise biblischer Namen hat sich im deutschsprachigen Raum innerhalb der unterschiedlichen Konfessionen anhand unterschiedlicher Vorlagen entwickelt. Erst in den 1960er Jahren begann die Arbeit an einer einheitlichen Namensgebung. Heute orientieren sich Kirchen, Verlage, Wissenschaftliche Einrichtungen und Bibliotheken für die Orts- und Eigennamen der christlichen Bibel am "Ökumenischen Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien" (ÖVBE). Die althergebrachten, aus der Lutherbibel stammenden Bezeichnungen bestimmen aber vielerorts weiter den Alltag.
Loccumer Richtlinien
1966 beschlossen die Deutsche Bischofskonferenz, der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und das Evangelische Bibelwerk, wichtige biblische Texte gemeinsam herauszubringen. Dazu wurde die Bildung einer Kommission für die Erarbeitung einheitlicher Namensformen notwendig, deren Vorschläge im Juli 1967 im Kloster Loccum angenommen wurden. Dieser ersten Fassung wurde 1968 auch vom Evangelischen Bibelwerk zugestimmt. In den folgenden drei Jahren wurden diese Richtlinien bei der Übersetzungsarbeit verwendet und - wo notwendig - modifiziert. 1970 wurde die überarbeitete Fassung abgeschlossen. Im Jahr darauf erschien die erste Buchausgabe des Ökumenischen Verzeichnisses der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien (ÖVBE). Nach weiteren kleineren Änderungen 1976 und 1979 wurde schließlich 1979 die heute gültige Fassung beschlossen.
Ökumenisches Verzeichnis der biblischen Eigennamen
Das ÖVBE orientiert sich an den Loccumer Richtlinien. Die Transkriptionsvorgaben wurden allerdings nicht bei allen Namen konsequent angewendet, um beispielsweise gewohnte Namen wie Betlehem (nach den Loccumer Richtlinien wäre die Schreibweise Bet-Lehem) nicht zu verändern. In neun Fällen, in denen aus einem "th" oder "ph" ein "t" oder "p" geworden wäre, wurde 1978 auf Wunsch der evangelischen Seite die Richtlinie außer Kraft gesetzt: Alphäus, Arimathäa, Bartholomäus, Kajaphas, Kephas, Matthäus, Matthias, Thaddäus und Thomas.
Genau genommen spricht man also nicht von den Loccumer Richtlinien, die in den Bibelübersetzungen Anwendung finden sollen, sondern vom ÖVBE.
Anwendung
Das ÖVBE wird in der Einheitsübersetzung und der Gute-Nachricht-Bibel angewendet. Auch in der Lutherbibel von 1984 werden in weiten Teilen die Richtlinien angewendet, allerdings gibt es auch eine Liste mit etwa 150 Ausnahmen.
Offene Bibel
Die Offene Bibel verwendet ebenso wie die Einheitsübersetzung und die Gute-Nachricht-Bibel durchgehend das ÖVBE. Da das ÖVBE in gedruckter Form vergriffen ist (und leider auch nicht im Internet frei zugänglich ist), raten wir einfach bei Eigennamen in die Einheitsübersetzung oder die Gute-Nachricht-Bibel zu Rate zu ziehen. Diese sind auch im Internet (z.B. Bibleserver) einsehbar.
Beispielliste
ÖVBE | katholisch | evangelisch | Hebräische Form |
---|---|---|---|
Betlehem | Bethlehem | Bethlehem | בֵּיִת לֶחֶם (beyit lehhem) |
Elija | Elias | Elia | אֵלִיָּהוּ (eliyyahu) |
Elischa | Elisäus | Elisa | אֵלִישָׁע (elischaʕ) |
Gennesaret | Genesareth | Genezareth | כִּנֶּרֶת (kinneret) |
Getsemani | Gethsemani | Gethsemane | גַּת שְׁמָנִים (gat schəmanim) |
Ezechiel | Ezechiel | Hesekiel | יְחֶזְקֵאל (jəhhesqel) |
Jesaja | Isaias | Jesaja | יְשַׁעְיָהוּ (jəschaʕjahu) |
Jeremia | Jeremias | Jeremia | יִרְמְיָהוּ (jirməjahu) |
Ijob | Job | Hiob | אִיּוֹב (iyyov) |
Jona | Jonas | Jona | יוֹנָה (jona) |
Joschija | Josias | Josia | יֹאשִׁיָּה (joschiyya) |
Zebaot | Sabaoth | Zebaoth | צְבָאוֹת (zəvaot) |
Sacharja (AT), Zacharias (NT) | Zacharias (AT/NT) | Sacharja (AT), Zacharias (NT) | זְכַרְיָה (səcharja) |
Literatur
- Joachim Lange (Hrsg.): Ökumenisches Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien. 2. Auflage. Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 1981; ISBN 3-438-06009-4 (vergriffen)
Weblinks
- Abkürzungen biblischer Bücher nach den Loccumer Richtlinien (PDF-Datei; 56 kB)