JHWH

Aus Die Offene Bibel

Version vom 26. Dezember 2011, 17:40 Uhr von Olaf (Diskussion | Beiträge) (Verständlichere Zusammenfassung der Vor- und Nachteile)
Wechseln zu: Navigation, Suche
S.a. die Seite Gottesnamen.

Der hebräische Name יהוה wird im Alten Testament als Eigenname für Gott verwendet. Dieser wird in Ex 3,14 mit einem Wortspiel erläutert: אֶֽהְיֶה אֲשֶׁר אֶֽהְיֶה (Ich bin da [für euch] als Ich-bin-da). Die Verwendung eines konkreten Eigennamens macht deutlich, dass Gott in der Bibel nicht nur als unpersönliches Lebensprinzip oder unerreichbare Wesenheit gesehen wird, sondern als ein persönlicher Gott, der zu den Menschen in Beziehung tritt: nach dem Alten Testament im Bund mit dem Volk Israel, und nach dem Neuen Testament zusätzlich in Jesus Christus.

Im Judentum wurde der Gottesname schon zu neutestamentlichen Zeiten aus Respekt nicht mehr ausgesprochen und durch Ersatzlesungen ersetzt.

Aussprache[Bearbeiten]

Die genaue Aussprache ist unsicher; in der Wissenschaft werden u.a. die Varianten „Jawo“, „Jawä“ und „Jachwä“ diskutiert. Außerdem gibt es noch die traditionelle Aussprache „Jehowah“, die aufgrund eines Missverständnisses die Konsonanten des Namens (JHWH) mit Vokalen aus den Ersatzlesungen אֲדֹנָי („Adonaj“, mein Herr) und אֱלהִים („Elohim“, Gott) mischt.

Ersatzlesungen[Bearbeiten]

אֲדֹנָי‎ („Adonaj“, mein Herr): Die hebräischen Handschriften des Alten Testaments kombinieren den Gottesnamen mit den Vokalzeichen für des Wortes אֲדֹנָי. Diese Ersatzlesung wird bis heute im jüdischen Gottesdienst verwendet. In ihr spiegelt sich eine Beziehungsaussagea: Der Lektoren des Bibeltextes drücken durch die Ersatzlesung aus, dass sie יהוה als ihren Herrn anerkennen.

אֱלהִים („Elohim“, Gott): An vielen Bibelstellen steht der Gottesname יהוה direkt neben dem Wort אֲדֹן‎ („Adon“, Herr). Um sprachliche Doppelungen zu vermeiden, stehen daher in den biblischen Handschriften die Vokalzeichen für das Wort אֱלהִיםb. Auch diese Ersatzlesung wird bis heute im jüdischen Gottesdienst verwendet.

הַשֵׁם („Haschem“, der Name): Außerhalb des Gottesdienstes verwenden viele Juden andere Ersatzlesungen. Die bekannteste ist הַשֵׁם.

Übersetzungen[Bearbeiten]

In den verschiedenen modernen Übersetzungen findet man zahlreiche verschiedene Wege, den Gottesnamen wiederzugeben. Oft finden sich auch mehrere Varianten in derselben Übersetzung.

JHWH, Jahwe, ...: Einige Übersetzungen schreiben eine Umschrift des Gottesnamens in den Text. (Beispiele: Unrevidierte Elberfelder, Neue-Welt-Übersetzung von Jehovas Zeugen, American Standard Bible, World English Bible, an Einzelstellen auch Einheitsübersetzung)

GOTT, G'TT, Gott: Die altgriechische Bibel (Septuaginta, Neues Testament) verwendet für den Gottesnamen häufig das Wort θεός (Gott)c. Auch in den hebräischen Handschriften findet sich gelegentlich die Ersatzlesung אֱלהִים. (Beispiel: an Einzelstellen Lutherbibel)

mein Herr: Dies wäre die wörtlichste Übersetzung der häufigsten biblischen Ersatzlesung אֲדֹנָי‎, die jedoch in der deutschen Sprache seltsam klingt und in den Übersetzungen daher vermieden wirdd.

der HERR, der Herr: Neben θεός (Gott) verwendet die altgriechische Bibel auch oft das Wort κύριος („Kyrios“, Herr). Eine Übertragung dieser Tradition ins Deutsche ist die Übersetzung der HERR. Diese Variante hat den Vorteil, dass sie weniger seltsam klingt als mein Herr. Zugleich hat sie den Nachteil, dass der moderne Gebrauch des deutschen Wortes Herr fast ausschließlich die männliche Anrede ist. Es klingt also eher stark der Gegensatz Männlich-Weiblich an und weniger das im hebräischen Wort enthaltene Bekenntnis zu meinem Herrn (im Gegensatz zu weltlichen Herrschern). (Beispiele: Lutherbibel, Zürcher Bibel, Elberfelder Bibel, Einheitsübersetzung)

°Unser Gott°, °Unser Herr°: Der Beziehungsaspekt der biblischen Ersatzlesung kann durch die Übersetzung °unser Gott° oder °unser Herr° ins deutsche übertragen werden. Das Personalpronomen würde (wie in der hebräischen Ersatzlesung) deutlich machen, dass es sich nicht um irgendeinen Gott handelt, sondern um den konkreten Gott unserer Bibel. (In der Gottesrede und in wörtlicher Rede von Nicht-Gläubigen wäre dann analog °euer Gott° oder °euer Herr° zu wählen.) (Beispiel: Amen-online)

ICH, DU, ER: Einige Übersetzungen geben den Gottesnamen mit Personalpronomen wiedere. (Beispiel: die jüdische Übersetzung von Buber/Rosenzweig)

der Eine, der Ewige, der Heilige, der Lebendige: Einige jüdischen Übersetzungen verwenden andere deutsche Worte als Wiedergabe der Gottesnamens. (Beispiel: die jüdische Übersetzung Tur-Sinai)

Ich-bin-da: Diese Übersetzung bezieht sich auf Ex 3,14. Hier erfährt der Gottesname eine Namensauslegung. Die Wurzel הוה spielt dabei eine wichtige Rolle, da sie – so legt es die Namensoffenbarung an Mose nahe – im Gottesnamen zu sehen sei.

Adonaj, Ha-Schem, Ha-Makom, Schechina, etc.: Manchmal wird an Stelle des Gottesnamens eine hebräische Ersatzlesung in Umschrift in den Text geschrieben. Dieses Vorgehen hat jedoch das Problem, dass das hebräische Wort in einem deutschen Text selbst wir ein Name klingt.

Die Bibel in gerechter Sprache wechselt zwischen fast allen genannten Varianten in männlicher und weiblicher Form.

Tabellarische Übersicht[Bearbeiten]

Wieder­gabe Vorteile Nachteile
JHWH
  • biblische Ableitung: Umschrift der Konsonanten
  • nicht verwechselbar mit anderen biblischen Gottesanreden
  • ungeeignet zum Vorlesen
  • ohne Erklärung wenig verständlich
Jahwo, Jahwe, Jachwe, ...
  • biblische Ableitung: Umschrift der Konsonanten
  • relativ große Wörtlichkeit
  • nicht verwechselbar mit anderen biblischen Gottesanreden
  • ohne Erklärung wenig verständlich
  • Die Ergänzung der Vokale ist spekulativ.
mein Herr
  • biblische Ableitung: Übersetzung einer masoretischen Ersatzlesung
  • sehr große Wörtlichkeit
  • Drückt die Konkretheit der Beziehungenf aus, die mit dem Eigennamen JHWH zusammenhängen.
  • funktioniert nicht in der Gottesrede
  • Für JHWH Adonai (JHWH, mein Herr) braucht man eine Alternative.
  • bezieht sich im Deutschen nicht eindeutig auf Gott
  • fügt der jeweiligen Bibelstelle eine inhaltliche Aussage über Gott hinzu (die aber selbst sehr oft in der Bibel verwendet wird)
  • verwechselbar mit der sehr häufigen Gottesbezeichnung Adoni/Adonai
der HERR
  • biblische Ableitung: Übersetzung einer im Neuen Testament belegten Übersetzung
  • Für JHWH Adonai (JHWH, mein Herr) braucht man eine Alternative.
  • bezieht sich im Deutschen nicht eindeutig auf Gott
  • fügt der jeweiligen Bibelstelle eine inhaltliche Aussage über Gott hinzu (die aber selbst sehr oft in der Bibel verwendet wird)
  • missverständlich: „Herr“ im Gegensatz zu „Frau“
  • verwechselbar mit den Gottesbezeichnungen Adon und evt. Adonai
GOTT
  • biblische Ableitung: Übersetzung einer masoretischen Ersatzlesung
  • Für JHWH Elohim (JHWH, Gott) braucht man eine Alternative.
  • verwechselbar mit den sehr häufigen Gottesbezeichnung Elohim und El
°Unser Gott°, °Euer Gott°
  • biblische Ableitung: funktionale Übersetzung einer masoretischen Ersatzlesung
  • Drückt die Konkretheit der Beziehungenf aus, die mit dem Eigennamen JHWH zusammenhängen.
  • funktioniert nur, wenn mehrere Varianten verwendet werden
  • Für JHWH Elohenu (JHWH, unser Gott) braucht man eine Alternative.
  • verwechselbar mit der seltenen Gottesbezeichnung Elohenu (unser Gott)
°Unser Herr°, °Euer Herr°
  • biblische Ableitung: funktionale Übersetzung einer masoretischen Ersatzlesung
  • Drückt die Konkretheit der Beziehungenf aus, die mit dem Eigennamen JHWH zusammenhängen.
  • funktioniert nur, wenn mehrere Varianten verwendet werden
  • Für JHWH Adonai (JHWH, mein Herr) braucht man eine Alternative.
  • bezieht sich im Deutschen nicht eindeutig auf Gott
  • fügt der jeweiligen Bibelstelle eine inhaltliche Aussage über Gott hinzu (die aber selbst sehr oft in der Bibel verwendet wird)
  • verwechselbar mit der seltenen Gottesbezeichnung Adonehu (unser Herr)
Ich-Bin-da
  • biblische Ableitung: Ex 3,14
  • Drückt die Konkretheit der Beziehungenf aus, die mit dem Eigennamen JHWH zusammenhängen.
  • nicht verwechselbar mit anderen biblischen Gottesanreden
  • Funktioniert sprachlich an vielen Bibelstellen nicht gut.
  • fügt der jeweiligen Bibelstelle eine inhaltliche Aussage über Gott hinzu (die aber selbst der Bibel entnommen ist)
ICH, DU, ER
  • keine biblische Ableitung (aber alte hebräische Handschriften)
  • an sehr vielen Bibelstellen nicht zum Vorlesen geeignet: Man hört den Unterschied zwischen „er“ und „ER“ nicht
  • bezieht sich im Deutschen nicht eindeutig auf Gott
  • Für Ich, JHWH braucht man eine Alternative.
der Ewige, Lebendige, Eine...
  • nicht verwechselbar mit anderen biblischen Gottesanreden
  • keine biblische Ableitung
  • fügt der jeweiligen Bibelstelle eine inhaltliche Aussage über Gott hinzu
Adonaj, Ha-Schem, Ha-Makom, ...
  • keine biblische Ableitung (Umschrift anderer hebräischer Ersatzlesungen)
  • Klingt im Deutschen wie ein Eigenname.
  • ohne Erklärung unverständlich
  • Für Leute mit Hebräisch-Kenntnissen hören die Ersatzlesung und nicht den Gottesnamen.

Vertiefende Literatur[Bearbeiten]

Martin Rösel: Adonaj – warum Gott ‚Herr‘ genannt wird, Forschungen zum Alten Testament 29, Tübingen 2000

Fußnoten[Bearbeiten]

a„Daß Gott ‚Herr‘ genannt wird, ist folglich Ausdruck der biblisch-theologischen Einsicht, daß Gott nicht anders als in Beziehung zu seinem Volk gesehen werden kann.“ M.Rösel 2000, S. 230 (Zurück zu )
bDie in Qumran gefundenen hebräischen Handschriften verwenden häufig ganz generell die Ersatzlesung אֱלהִים für den Gottesnamen. (M.Rösel 2000, 2009) (Zurück zu )
cSiehe M.Rösel 2000, 210. (Zurück zu )
dDie biblischen Handschriften unterscheiden zwischen den beiden Wortformen Adonai und Adoni. Diese Unterscheidung ist jedoch vermutlich sekundär und beides ist gleich zu übersetzen: Es ist „davon auszugehen, daß es im unpunktierten Text keine Differenzierung zwischen den beiden Formen gegeben hat.“ (M.Rösel 2000, 31) (Zurück zu )
eAuch in den hebräischen Qumran-Handschriften ist diese Ersatzlesung belegt (M.Rösel 2000, 208). (Zurück zu )
fDie biblische Ersatzlesung Adonai (mein Herr) wurde „außerhalb wie innerhalb der biblischen Schriften […] zur Bezeichnung eines besonderen Verhältnisses zwischen Gott und Mensch verwendet“ (M.Rösel 2000, 227). „Gott wird also ‚Herr‘ genannt, weil man ihn als den Mächtigen und dennoch Nahen erlebt hat. Dieses Verständnis drückt sich in Psalmen bei bittenden Anrufungen und Vertrauensaussagen aus. Doch Gott wurde auch als ein eifernder Gott erlebt, dem es – um Zions willen – um gemeinschaftstreues Verhalten ging. Dann wurde er als ‚Herr‘ bezeichnet, wenn die Propheten das fehlerhafte Verhalten der menschlichen Herren anprangerten, wenn die Mißstände in Jerusalem untragbar geworden waren. […] Ambivalenz von persönlicher Nähe und herrscherlicher Macht“ (M.Rösel 2000, 229) (zu )