Diskussion:Lukas 1: Unterschied zwischen den Versionen

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(Theophilos-Diskussion)
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Sehr unwahrscheinlich erscheint mir die in allen bisherigen Übersetzungen übliche Verwendung von Theophilus als Eigennamen. Ich kenne kein Beispiel, wo ein Autor ein solch langes Buch in 2 Teilen (mit Apostelgeschichte) als Brief an einen Freund schreibt. Es gibt auch keine weitere Erwähnung des sogenannten "Theophilus" im NT. Es wäre daher zu diskutieren, ob es sich hier nicht vielmehr um eine schriftstellerische Formulierung und um keine reale Person handelt. Angesprochen wäre demnach einfach der Leser im Sinne der Vorgehensweise, ein Buch mit dem Vorwort an "Lieber Leser" zu richten. Entsprechend sollte dann in einer Lesefassung statt Theophilus (was ja Nichtgriechen nicht verstehen) Gottesfreund (alternativ Gottsucher oder sogar frei übersetzt Leser) stehen.
 
Sehr unwahrscheinlich erscheint mir die in allen bisherigen Übersetzungen übliche Verwendung von Theophilus als Eigennamen. Ich kenne kein Beispiel, wo ein Autor ein solch langes Buch in 2 Teilen (mit Apostelgeschichte) als Brief an einen Freund schreibt. Es gibt auch keine weitere Erwähnung des sogenannten "Theophilus" im NT. Es wäre daher zu diskutieren, ob es sich hier nicht vielmehr um eine schriftstellerische Formulierung und um keine reale Person handelt. Angesprochen wäre demnach einfach der Leser im Sinne der Vorgehensweise, ein Buch mit dem Vorwort an "Lieber Leser" zu richten. Entsprechend sollte dann in einer Lesefassung statt Theophilus (was ja Nichtgriechen nicht verstehen) Gottesfreund (alternativ Gottsucher oder sogar frei übersetzt Leser) stehen.
 
:Das lukanische Doppelwerk (LkEv und Act) ist keine Briefliteratur. Der Adressierung an eine konkrete Person entspricht durchaus antikem Brauch: es handelt sich einfach um eine Widmung. Es ist davon auszugehen, dass Theophilus eine Art Mäzen ist, der wohl den "Druck" (also die Erstellung und Verbreitung der lukanischen Literatur) finanziert hat. Der Eigenname ist (auch mit Blick auf die Übersetzungstradition) beizubehalten.--[[Benutzer:Florian K.|Florian K.]] 05:42, 5. Mai 2010 (UTC)
 
:Das lukanische Doppelwerk (LkEv und Act) ist keine Briefliteratur. Der Adressierung an eine konkrete Person entspricht durchaus antikem Brauch: es handelt sich einfach um eine Widmung. Es ist davon auszugehen, dass Theophilus eine Art Mäzen ist, der wohl den "Druck" (also die Erstellung und Verbreitung der lukanischen Literatur) finanziert hat. Der Eigenname ist (auch mit Blick auf die Übersetzungstradition) beizubehalten.--[[Benutzer:Florian K.|Florian K.]] 05:42, 5. Mai 2010 (UTC)
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::Michael Wolter fasst in seinem Lukas-Kommentar den aktuellen Forschungsstand (2008) recht ausgewogen zusammen. Die These, dass θεόφιλος ein symbolischer Name ist, wird in der aktuellen Diskussion immer noch gelegentlich vertreten, hat sich aber nicht durchsetzen können. Da Theophilos ein häufiger Name ist, werden mehrere konkrete Personen diskutiert, die hier gemeint sein könnten, auch hier hat sich aber keine konkrete Identifikation als überzeugend erwiesen. Die von Ben erwähnte These, dass Theophilos Patron oder Mäzen war, schließt Wolter nicht aus, sagt aber, dass er hierfür weder positive noch negative Indizien sieht. Insgesamt ergibt sich also folgendes Bild: Theophilos ist wahrscheinlich ein echter Name, aber nichts genaues weiß man nicht.
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::War haltet Ihr davon, wenn wir nach "Theophilos" noch in Klammern "Gottesfreund" ergänzen und in einer Fußnote schreiben, dass dies die Bedeutung des Namens ist?
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:: [[Benutzer:Olaf|Olaf]] 09:11, 5. Mai 2010 (UTC)

Version vom 5. Mai 2010, 11:11 Uhr

Zu Lukas 1;3 Sehr unwahrscheinlich erscheint mir die in allen bisherigen Übersetzungen übliche Verwendung von Theophilus als Eigennamen. Ich kenne kein Beispiel, wo ein Autor ein solch langes Buch in 2 Teilen (mit Apostelgeschichte) als Brief an einen Freund schreibt. Es gibt auch keine weitere Erwähnung des sogenannten "Theophilus" im NT. Es wäre daher zu diskutieren, ob es sich hier nicht vielmehr um eine schriftstellerische Formulierung und um keine reale Person handelt. Angesprochen wäre demnach einfach der Leser im Sinne der Vorgehensweise, ein Buch mit dem Vorwort an "Lieber Leser" zu richten. Entsprechend sollte dann in einer Lesefassung statt Theophilus (was ja Nichtgriechen nicht verstehen) Gottesfreund (alternativ Gottsucher oder sogar frei übersetzt Leser) stehen.

Das lukanische Doppelwerk (LkEv und Act) ist keine Briefliteratur. Der Adressierung an eine konkrete Person entspricht durchaus antikem Brauch: es handelt sich einfach um eine Widmung. Es ist davon auszugehen, dass Theophilus eine Art Mäzen ist, der wohl den "Druck" (also die Erstellung und Verbreitung der lukanischen Literatur) finanziert hat. Der Eigenname ist (auch mit Blick auf die Übersetzungstradition) beizubehalten.--Florian K. 05:42, 5. Mai 2010 (UTC)
Michael Wolter fasst in seinem Lukas-Kommentar den aktuellen Forschungsstand (2008) recht ausgewogen zusammen. Die These, dass θεόφιλος ein symbolischer Name ist, wird in der aktuellen Diskussion immer noch gelegentlich vertreten, hat sich aber nicht durchsetzen können. Da Theophilos ein häufiger Name ist, werden mehrere konkrete Personen diskutiert, die hier gemeint sein könnten, auch hier hat sich aber keine konkrete Identifikation als überzeugend erwiesen. Die von Ben erwähnte These, dass Theophilos Patron oder Mäzen war, schließt Wolter nicht aus, sagt aber, dass er hierfür weder positive noch negative Indizien sieht. Insgesamt ergibt sich also folgendes Bild: Theophilos ist wahrscheinlich ein echter Name, aber nichts genaues weiß man nicht.
War haltet Ihr davon, wenn wir nach "Theophilos" noch in Klammern "Gottesfreund" ergänzen und in einer Fußnote schreiben, dass dies die Bedeutung des Namens ist?
Olaf 09:11, 5. Mai 2010 (UTC)