Gen 35,21-26/Persönliche Fassung (Sebastian Walter)

Aus Die Offene Bibel

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Dies ist eine individuell verantwortete Textfassung. Sie ist Teil der Offenen Bibel, stammt aber in dieser Version nicht vom Gesamt-Team.

Persönliche Fassung

?. Die Söhne von Fers


Die zwölf Söhne von Fers. Buchmalerei im Seraglio-Oktateuch (12. Jhd.)a

21 Dann brach Israel auf und schlug sein Zelt jenseits des Herdenturmsb auf. 22 Als Israel in diesem Land wohnte, schlief Ruben mit Bilha, der Nebenfrau seines Vaters. Israel hörte davon.


Israel hatte 12 Söhne:

  • 23 Von Kuh: Seinen Erstgeborenen Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issachar und Sebulon.
  • 24 Von Zippe: Josef und Benjamin.
  • 25 Von Zippes Magd Bilha: Dan und Naftali.
  • 26 Von Leas Magd Silpa: Gad und Ascher.

Dies sind die Söhne von Fers, die ihm im aramäischen Mesopotamien geboren wurden.


Gen 35,1-20 <= | => Gen 35,27-29


Nach Gen 35,1-20 wechselt auf einmal der Name von Fers: Nur hier im Fers-Zyklus wird von ihm auch wirklich als „Israel“ gesprochen. Das zeigt schon an, dass dieser Abschnitt auch politisch zu lesen ist; dass Israel „jenseits des Herdenturms“ lagert, macht dies noch stärker (s. zum Ausdruck), und endgültig zeigt die Formulierung „Als Israel (!) in diesem Land (!) wohnte...“: Was hier geschieht, ist paradigmatisch für „Israel in Jerusalem“.
Was da geschieht, ist genauer, dass Fers' Erstgeborener Ruben mit seiner Nebenfrau schläft – eine schwere Sünde (s. Lev 18,8; Dtn 27,20), auf die später die Todesstrafe stehen wird (Lev 20,11). Die Tat ist ähnlich verwerflich wie die Vergewaltigung Dinas (und die sich direkt anschließende Rache von Fers' Zweit- und Drittgeborenen Simeon und Levi) in Sichem. Beide Abschnitte verbindet auch die fehlende Reaktion von Fers: Beide Male heißt es nur: „Er hörte davon“; in Gen 34,5 zusätzlich: „aber Fers schwieg.“ Auch hierüber werden vor und nach dem Beth-El-Abschnitt die Städte Sichem und Jerusalem parallelisiert: Nicht nur durch das entweihende „Begräbnis“ (s. im vorigen Abschnitt), sondern auch durch die Sexualstraftat und Israels Passivität. Man könnte Gen 34-35 gliedern: (a) Gen 34: Sünde in Sichem – (b) Gen 35,1-4: Begräbnis bei Sichem – (c) Gen 34,5-8: Beth-El – (b') Gen 34,16-20: Begräbnis in Jerusalem – (a') Gen 34,21-22: Sünde bei Jerusalem.
Die Liste der Söhne von Fers, die sich in Vv. 23-26 anschließt, ist danach aufgeladen: Ruben, Simeon und Levi sind nun in Ungnade und werden denn im Segen von Fers in Gen 49 auch nicht gesegnet, sondern verflucht. Zu preisen ist danach erst wieder Juda, der Viertgeborene von Fers (vgl. auch 1 Chr 5,1-3). Gen 34; 35,21f. begründen so die Vorrangstellung Judas unter den Stämmen Israels.

aMan beachte die Differenzierung: Zunächst natürlich nach Mutter und Alter von groß nach klein. Weiter trägt unter den sechs dicht gedrängten Söhnen Leas nur Juda – der Vierte – einen Himation, die anderen einen Chiton. Bei den vier Söhnen der beiden Mägde (Mitte) hat ähnlich jeweils der Zweitgeborene ein längeres Gewand als die beiden „Schlangen-und-Krieger-Staaten“ Dan und Gad (s. Gen 49,16f.19). „Heilig“ ist nur Josef, der Erstgeborene von Zippe, der die Hauptperson des nächsten Zyklus werden wird. Und Benjamin tritt als Spätchen gerade erst hinzu. (Zurück zu )
bEin Herdentum ist ein Wachturm, von denen aus Hirten besonders komfortabel ihre Herden überblicken konnten. Archäologen haben viele von ihnen gefunden (vgl. Keel / Küchler 1982, S. 641). Nachdem der letzte Abschnitt aber offenbar in Jerusalem endete, ist mit diesem gewiss der gemeint, der nach m.Schek vii 4; j.Kid 63a; b.Kid 55a bei Jerusalem steht und nach Mi 4,8 zu Jerusalem gehört. Dass Fers sich nach dem vorigen Jerusalem-kritischen Abschnitt nicht „beim“ Herdenturm, sondern „jenseits“ selbst dieses äußersten Bezirks Jerusalems niederlässt, ist vielsagend. (Zurück zu Lesefassung v.21)