Übersetzungs-F.A.Q.: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Offene Bibel

Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeile 30: Zeile 30:
''S.a. den Grammatikeintrag [[Historisches Präsens]].''
''S.a. den Grammatikeintrag [[Historisches Präsens]].''


In ntl. Erzähltexten (mit großer Häufigkeit etwa im [[Johannes]]evangelium, weniger bei Lukas/Apostelgeschichte)<ref>Runge, Discourse Grammar 2010, 143.</ref> tritt immer wieder ein Phänomen auf, das als „historisches Präsens“ bezeichnet wird. In ihren Erzählungen benutzten die Autoren genau wie im Deutschen gewöhnlich Vergangenheitsformen. Aber immer wieder stehen an verschiedenen Stellen Verben im Präsens, scheinbar willkürlich eingestreut. Wir kennen das vielleicht aus sehr wortgetreuen Übersetzungen, wo sich der unkundige Leser oft über die ungewöhnlichen Tempora wundert. Im Deutschen stolpern wir über solche Formulierungen, die wir allenfalls bei der Erzählung eines lustigen persönlichen Erlebnisses oder einer Kindergeschichte verwenden würden. Aus dem Kontext der griechischen Erzählungen wird in der Regel jedoch klar, dass diese Präsensformen wie Vergangenheitsformen verstanden werden wollen. Wir empfehlen bei klaren Fällen (etwa bei wörtliche Rede einleitenden oder Bewegung signalisierenden Verben) deshalb grundsätzlich, sie entsprechend zu übersetzen. Wenn es bei einer Stelle (bspw. [[Johannes_1#s5|Joh 1,5]]) Zweifel gibt, ob es sich um ein historisches Präsens handelt, kann von dieser Empfehlung abgewichen und eine passendere Lösung nach dem Ermessen des Übersetzers gefunden werden.
In ntl. Erzähltexten (mit großer Häufigkeit etwa im [[Johannes]]evangelium, weniger bei [[Lukas]]/[[Apostelgeschichte]])<ref>Runge, Discourse Grammar 2010, 143.</ref> tritt immer wieder ein Phänomen auf, das als „historisches Präsens“ bezeichnet wird. In ihren Erzählungen benutzten die Autoren genau wie im Deutschen gewöhnlich Vergangenheitsformen. Aber immer wieder stehen an verschiedenen Stellen Verben im Präsens, scheinbar willkürlich eingestreut. Wir kennen das vielleicht aus sehr wortgetreuen Übersetzungen, wo sich der unkundige Leser oft über die ungewöhnlichen Tempora wundert. Im Deutschen stolpern wir über solche Formulierungen, die wir allenfalls bei der Erzählung eines lustigen persönlichen Erlebnisses oder einer Kindergeschichte verwenden würden. Aus dem Kontext der griechischen Erzählungen wird in der Regel jedoch klar, dass diese Präsensformen wie Vergangenheitsformen verstanden werden wollen. Wir empfehlen bei klaren Fällen (etwa bei wörtliche Rede einleitenden oder Bewegung signalisierenden Verben) deshalb grundsätzlich, sie entsprechend zu übersetzen. Wenn es bei einer Stelle (bspw. [[Johannes_1#s5|Joh 1,5]]) Zweifel gibt, ob es sich um ein historisches Präsens handelt, kann von dieser Empfehlung abgewichen und eine passendere Lösung nach dem Ermessen des Übersetzers gefunden werden.


==Technisches==
==Technisches==

Version vom 3. September 2011, 13:00 Uhr

Die Übersetzungs-FAQ ergänzt die Übersetzungskriterien, die als übersichtliche, allgemeine Richtlinie gedacht sind. Sie behandelt Details, die über die allgemeinen Regeln hinausgehen.


Fragen zu Details der Übersetzung[Bearbeiten]

Soll die Übersetzung geschlechtergerecht sein?[Bearbeiten]

Grundsätzlich will die Offene Bibel in dieser Frage nicht einer bestimmten Hermeneutik folgen, sondern ausschließlich darauf achten, was der biblische Urtext aussagt. Dabei soll die Übersetzung einer natürlichen Sprache folgen. Für die Entscheidung, ob die Übersetzung geschlechtergerecht formuliert werden soll, sind drei Fälle zu unterscheiden.

1. Wenn der Urtext eindeutig beide Geschlechter berücksichtigt, dann muss die Übersetzung dem folgen. Dies gilt sowohl für inklusive Sprache (z.B. Brüder und Schwestern) als auch für geschlechtsneutrale Formulierungen (z.B. Kinder).

2. Wenn aus dem Zusammenhang erkennbar ist, dass sich ein männliches Wort auf eine rein männliche Personengruppe bezieht, dann steht auch in der Übersetzung eine eindeutig männliche Formulierung.

3. In allen Fällen, wo sich ein männliches Wort auf eine gemischt-geschlechtliche Personengruppe bezieht oder beziehen kann (Generisches Maskulinum), wird die folgende Vorgehensweise empfohlen:

  • In der Lesefassung wird eine inklusive Formulierung nur dann verwendet, wenn es als sicher oder als wahrscheinlich gilt, dass die genannte Gruppe auch Frauen enthält. Auch muss in der deutschen Sprache eine gut klingende Formulierung gefunden werden. So ist z.B. das Wort Geschwister in vielen Fällen eine stilistisch angemessene Alternative zu Brüder. Die Formulierung Jüngerinnen und Jünger dagegen klingt wesentlich holpriger als Jünger, Jüngerkreis oder Jüngerschaft.
  • Die Studienfassung verwendet in der Regel als erste Übersetzung ein männliches Wort. Hierauf sollte in Klammern eine weibliche oder geschlechtsneutrale Alternative folgen. Diese Alternative wird auf die Seite Generisches Maskulinum verlinkt.
    Beispiele: Söhne (Kinder) und Jünger (-innen)
    Eingabe: Söhne ([[generisches Maskulinum|Kinder]]) und Jünger ([[generisches Maskulinum|-innen]])

In Zweifelsfällen gilt die Diskussion in der wissenschaftlichen Literatur als Richtschnur.

Diese Vorgehensweise hat das Ziel, dass in der Studienfassung nachvollziehbar sein soll, wo der biblische Urtext selbst geschlechterdifferenziert formuliert. Zugleich soll sichtbar werden, welche Stellen sich inhaltlich auch auf Frauen beziehen oder beziehen können.

Weitere Informationen gibt es auf der Seite zum generischen Maskulinum.

Wie übersetze ich den Gottesnamen?[Bearbeiten]

Der hebräische Eigenname Gottes wird in der Studienfassung durchgehend mit "JHWH" (nicht Jahwe, Jehova, HERR etc.) übersetzt. Die eigentlichen hebräischen bzw. griechischen Wörter für Gott ("elohim" bzw. "theós") werden natürlich mit "Gott" übersetzt. Außerdem hat sich in der bisherigen Übersetzungspraxis etabliert, dass der Beiname "Zebaot" unübersetzt bleibt.

Das historische Präsens[Bearbeiten]

S.a. den Grammatikeintrag Historisches Präsens.

In ntl. Erzähltexten (mit großer Häufigkeit etwa im Johannesevangelium, weniger bei Lukas/Apostelgeschichte)a tritt immer wieder ein Phänomen auf, das als „historisches Präsens“ bezeichnet wird. In ihren Erzählungen benutzten die Autoren genau wie im Deutschen gewöhnlich Vergangenheitsformen. Aber immer wieder stehen an verschiedenen Stellen Verben im Präsens, scheinbar willkürlich eingestreut. Wir kennen das vielleicht aus sehr wortgetreuen Übersetzungen, wo sich der unkundige Leser oft über die ungewöhnlichen Tempora wundert. Im Deutschen stolpern wir über solche Formulierungen, die wir allenfalls bei der Erzählung eines lustigen persönlichen Erlebnisses oder einer Kindergeschichte verwenden würden. Aus dem Kontext der griechischen Erzählungen wird in der Regel jedoch klar, dass diese Präsensformen wie Vergangenheitsformen verstanden werden wollen. Wir empfehlen bei klaren Fällen (etwa bei wörtliche Rede einleitenden oder Bewegung signalisierenden Verben) deshalb grundsätzlich, sie entsprechend zu übersetzen. Wenn es bei einer Stelle (bspw. Joh 1,5) Zweifel gibt, ob es sich um ein historisches Präsens handelt, kann von dieser Empfehlung abgewichen und eine passendere Lösung nach dem Ermessen des Übersetzers gefunden werden.

Technisches[Bearbeiten]

Textkritik[Bearbeiten]

Sowohl Studienfassung als auch Lesefassung folgen bei den textkritischen Entscheidungen in der Regel der wissenschaftlichen Literatur.

  • Im Regelfall orientieren wir uns im Neuen Testament am Haupttext der wissenschaftlichen Ausgaben (NA27, ECM, SBLGNT), soweit diese übereinstimmen und es in der neueren exegetischen Diskussion keine berechtigten Zweifel daran gibt. Alle Abweichungen vom NA27-Haupttext sind mit einer Fußnote zu dokumentieren. Das gilt auch für neu eingestellte Rohübersetzungen.
  • Um die Übersetzungskriterien der Studienfassung vollständig zu erfüllen, müssen aus dem Apparat der wissenschaftlichen Ausgaben alle übersetzungsrelevanten Varianten berücksichtigt sein (im Neuen Testament NA27 und ECM, im Alten Testament BHS und BHQ und in den Spätschriften die Göttinger Septuaginta). Das ist besonders wichtig, wenn andere Übersetzungen (z.B. Original-Luther, King James Version) der Textvariante folgen oder wenn die textkritische Entscheidung wissenschaftlich umstritten ist (z.B. Unterschiede zwischen den wissenschaftlichen Ausgaben, eingeklammerte Worte im NA27-Haupttext, ECM-Varianten, Varianten im SBLGNT-Apparat, kontroverse Diskussion in den Kommentaren).

Textkritische Probleme können in Fußnoten und bei schwierigen Stellen in den Bemerkungen (von einfachen Anmerkungen bis zu längeren Erklärungen) angeführt werden. Bei einer großen Vielfalt an (Übersetzungs-)Traditionen zu einer Stelle könnten diese auch direkt im Kommentar behandelt werden.

Bei textkritischen Anmerkungen/Fußnoten sollte man, wenn möglich, immer beachten, dass an der später aus der Studienfassung entstehenden Lesefassung auch Laien mitarbeiten. Die Erklärungen sollten also in möglichst natürlicher Sprache verfasst sein und möglichst wenig Wissen voraussetzen (ein eleganter Weg ist der Link auf Artikel in Lexikon oder Grammatik). Versucht am besten einen Spagat aus wissenschaftlich korrekt und trotzdem verständlich.

Wenn die Studienfassung (evtl. unter Zuhilfenahme des Kommentars) einem Laien und einem Theologen erklären kann, warum die Lutherübersetzung an einer Stelle ganz anders klingt als die Zürcher, dann ist etwas erreicht. Die selbst übersetzten Varianten sollten in Fußnoten in der Studienfassung erscheinen.

Die Kriterien der textkritischen Entscheidungen sind allgemein diejenigen, die man auch in einer Seminararbeit anwenden würde. Es ist nur wichtig, dass ein Eingriff in die editierten Quellen (etwa die Verwendung einer Übersetzungsvariante im Text der Studienfassung) in den Fußnoten oder Bemerkungen begründet wird, damit andere die Möglichkeit haben, den Eingriff nachzuvollziehen und sich eine eigene Meinung zu bilden.

Zitate und Parallelstellen[Bearbeiten]

Zitate, Bezüge, Parallelen und Anspielungen (etwa im NT auf das AT, aber auch bei synoptischen Texten und in vergleichbaren Fällen) sollten nach Möglichkeit durch Anmerkungen in Fußnoten belegt werden. Bei Zitaten aus dem AT wird empfohlen anzugeben, ob sie eher dem hebräischen oder dem griechischen Text des AT folgen oder so frei sind, dass sie vermutlich aus dem Gedächtnis oder absichtlich nur sinngemäß zitiert wurden (solche Angaben müssen aber nicht in Fußnoten erfolgen, sondern können auch in den Kommentar, wenn sie zu ausführlich wären). Eine ähnliche Analyse kann bei anderen parallelen Texten erfolgen. Bei sehr genauen Zitaten, die im NT kontextgetreu verwendet werden, sollte in der Übersetzung der AT- und der NT-Stelle möglichst eine identische Formulierung angestrebt werden. Direkte Versbezüge können über die Parallelstellenfunktion angezeigt werden.

Anführungszeichen in Zitaten, Bezeichnungen und direkter Rede[Bearbeiten]

Auf Anführungs- und Schlusszeichen zur Markierung direkter Rede verzichten wir in der Studienfassung grundsätzlich. Zu diesem Schritt haben wir uns aus mehreren Gründen entschlossen. Erstens wurden Satzzeichen, wie wir sie heute kennen, zur Zeit der Entstehung der biblischen Schriften noch nicht verwendet. Die griechischen und hebräischen Handschriften, die die Grundlage unserer heutigen Bibelübersetzungen bilden, enthalten also gar keine Anführungs- und Schlusszeichen. Obwohl man aus Kontext, Satzbau und der Verwendung bestimmter kennzeichnender Phrasen fast immer Rückschlüsse auf Beginn und Ende von direkter Rede ziehen kann, ist die Abgrenzung von Gesprochenem im biblischen Text an einigen Stellen also nicht ganz klar. Wir wollen darum keine unnötigen Interpretation vornehmen. Zweitens ist der Übergang zwischen verschiedenen Sprechern, v.a. im AT, stellenweise sehr verschachtelt. Selbst wo die Abgrenzung klar wäre, ist es für uns dann einfacher, stattdessen ganz auf die Markierung direkter Rede zu verzichten.

Nur in zwei Fällen verwenden wir trotzdem Anführungszeichen: 1. Zur Markierung von Zitaten und 2. zur Hervorhebung von Bezeichnungen. Ein gutes Beispiel für beide Ausnahmen ist Jak 2,23: und die Schrift wurde erfüllt, die besagt: „Abraham {aber} glaubte Gott, und es wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet“, und er wurde „Freund Gottes“ genannt. Die Anführungszeichen sind bei diesem Zitat aus 1. Mose 15,6 sehr wichtig. Ein unbedarfter Leser würde sehr leicht den letzten Satzteil, und er wurde „Freund Gottes“ genannt., als einen Teil der zitierten Stelle verstehen. (Eine ähnliche problematische Stelle ist z.B. Mk 12,29-31.) „Freund Gottes“ ist hier Bezeichnung Abrahams und wird durch die Anführungszeichen abgehoben.


Schriftsatzregeln[Bearbeiten]

Echte Anführungszeichen[Bearbeiten]

Auf allen Kapitelseiten werden nur „echte Anführungs- und Schlusszeichen“ verwendet. "Schreibmaschinen-Anführungszeichen", wie sie in unserer Wiki-Software standardmäßig gesetzt werden, wollen wir vermeiden.

Zahlen[Bearbeiten]

Zahlen werden nach den im Deutschen anerkannten Regeln bis zwölf ausgeschrieben. Größere Zahlen werden durch Ziffern dargestellt.