Syntax ungeprüft
Lesefassung (Markus 12)
1 Und er begann in Gleichnissen mit ihnen zu reden: „Ein Mann legte einen Weinberg an, errichtete eine Mauer um ihn herum, hob ein Auffangbecken für die Kelter aus und baute einen Wachturm. Dann verpachtete er ihn an Weinbauern und verreiste. 2 Zur vereinbarten Zeit sandte er einen Diener zu den Weinbauern, um von Ihnen seinen Anteil an den Erträgen des Weinbergs einzutreiben, 3 doch sie packten und schlugen ihn und schickten ihn mit leeren Händen fort. 4 Da sandte er noch einen Diener zu ihnen. Auch den schlugen sie auf den Kopf und beschimpften ihn. 5 Er sandte einen weiteren, den brachten sie um, und viele andere – manche verprügelten sie, andere brachten sie um. 6 Da hatte er noch einen einzigen: Seinen geliebten Sohn. Diesen sandte er als letzten zu ihnen, weil er sich sagte: ‚Meinen Sohn werden sie respektieren.‘ 7 Die Weinbauern aber sagten zueinander: ‚Das ist der Erbe! Kommt, wir bringen ihn um, dann wird das Erbe uns gehören!‘ 8 Sie packten ihn und brachten ihn um und warfen ihn hinaus vor den Weinberg. 9 Was wird nun der Besitzer des Weinbergs tun? Er wird kommen, die Weinbauern ausmerzen und wird den Weinberg anderen geben. 10 Kennt Ihr nicht diese Schriftstelle?
‚Gerade der Stein, den die Bauleute abgelehnt haben,
der ist zum Schlussstein geworden.
11 Durch den Herrn ist es geschehen,
wunderbar ist es in unseren Augen.‘“
12 Da wollten die Schriftgelehrten Jesus verhaften. Aber sie hatten Angst vor der Menschen, denn diese merkten, dass die Schriftgelehrten mit dem Gleichnis gemeint waren. Deswegen ließen sie ihn in Ruhe und gingen davon.
13 Später schickten sie einige Pharisäer und Anhänger von Herodes zu Jesus, um ihn mit einer Aussage bloßzustellen. 14 Als sie zu ihm kamen, sprachen sie ihn an: „Lehrer, wir wissen, dass du objektiv antwortest und dich von niemandem beeinflussen lässt; du achtest nicht auf das Ansehen der Menschen, sondern lehrst wirklich ausschließlich den Willen Gottes. Erlaubt das Gesetz, dass man Steuern an den Kaiser zahlt? Sollen wir sie zahlen oder nicht?“ 15 Doch Jesus erkannte ihre Absichten und antwortete ihnen: „Warum versucht ihr mir eine Falle zu stellen? Bringt mir einen Denar, damit ich ihn anschauen kann.“ 16 Da brachten sie ihm einen. Und er sagte zu ihnen: „Wessen Bild und Name seht ihr darauf?“ Sie antworteten: „Die des Kaisers.“ 17 Da sagte Jesus ihnen: „Was des Kaisers Eigentum ist, das gebt ihm zurück, und was Gottes Eigentum ist, das gebt Gott!“ Das erstaunte sie, denn diese Antwort hatten sie nicht erwartet.
18 Auch die Sadduzäer kamen zu ihm, die behaupten es gäbe keine Auferstehung. Sie fragten ihn:
19 „Lehrer, Mose hat geschrieben: ‚Wenn der Bruder eines Mannes verstirbt, der eine Frau ohne Kinder zurücklässt, dann soll der Mann die Frau seines verstorbenen Bruders heiraten und Nachkommen für seinen Bruder zeugen.‘
20 Nehmen wir an es waren einmal sieben Brüder. Der erste heiratete, starb aber, bevor er und seine Frau Nachkommen bekamen.
21 Deswegen heiratete sein jüngerer Bruder die Frau. Aber auch er starb, bevor sie Nachkommen bekamen. Genauso der dritte.
22 Alle sieben Brüder hinterließen keinen Nachkommen. Zuletzt, nach allen sieben Brüdern, starb auch die Frau.
23 Wenn sie nun bei der Auferstehung auferstehen: Mit wem von ihnen wird die Frau verheiratet sein? Denn sie war die Frau aller sieben Brüder.“
24 Jesus sagte ihnen: „Liegt ihr nicht deshalb falsch, weil ihr die Schriften und Gottes Kraft nicht kennt?
25 Denn wenn sie auferstehen, werden sie nicht heiraten oder verheiratet sein. Sondern wie Engel in den Himmeln werden sie sein.
26 Bezüglich der Auferweckung der Toten – habt ihr nicht im Buch des Mose gelesen, wie Gott beim Dornbusch zu ihm sprach: ‚Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs‘?
27 Er ist kein Gott der Toten, sondern der Lebenden. Ihr liegt sehr falsch.“
28 Einer der Schriftgelehrten kam zu ihnen. Er hatte gehört wie sie diskutierten und wie gut Jesus geantwortet hatte. Deswegen fragte er Jesus: „Was ist das oberste aller Gebote?“ 29 Jesus antwortete: „Das oberste Gebot ist: ‚Höre Israel: Der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr, 30 liebe den Herrn, deinen Gott, aus deinem ganzem Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft.‘ 31 Das zweite ist das folgende ist dieses: ‚Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!‘ Größer als diese beiden ist kein anderes Gebot.“ 32 Der Schriftgelehrte sagte zu ihm: „Gute Antwort, Lehrer, du hast die Wahrheit gesagt: ‚Er ist der einzige und kein anderer ist neben ihm.‘ 33 Und ‚ihn zu lieben aus ganzem Herzen und aus ganzer Auffassungsgabe und aus ganzer Kraft und den Mitmenschen wie sich selbst zu lieben‘, das ist mehr als alle Brand- und Schlachtopfer.“ 34 Als Jesus sah, dass er verständig antwortete, sagte er zu ihm: „Du bist nicht weit weg von Gottes Reich.“ Nun wagte niemand mehr, ihn zu fragen.
35 Jesus sprach, als er im Tempel lehrte: „Wie können die Schriftgelehrten sagen, dass der Gesalbte der Sohn Davids ist? 36 David selbst sagte, vom Heiligen Geist geführt: ‚Der Herr sagte zu meinem Herrn. Nimm Platz zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße setze.‘ 37 David bezeichnet ihn als Herrn, wie soll er dann Sohn sein?“ Und die große Menschmenge hing gespannt an seinen Lippen.
38 In seiner Lehre riet er: „Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die in schönen Roben umhergehen wollen und Begrüßungen auf den Marktplätzen 39 und besondere Sitzplätze in den Synagogen und bei den Festmählern begehren. 40 Diejenigen, welche die Haushälte der Witwen verschlingen und um den Schein zu wahren besonders lange beten, sie werden ein umfangreicheres Urteil erhalten.“
41 Und er setzte sich gegenüber dem Opferkasten und beobachtete, wie die Menschen ihre Opfergaben machten; viele Reiche warfen viel ein. 42 Da kam eine arme Witwe alleine und warf zwei Lepta ein, das entspricht einem Quadrans. 43 Jesus rief seine Jünger zu sich und sagte zu ihnen: „Amen, eines sage ich euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten geworfen, als alle, die vor ihr etwas eingeworfen haben. 44 Denn alle haben einen Teil aus ihrem Überfluss eingeworfen, aber sie warf von ihrem Mangel alles ein, was sie besaß, ihren gesamten Lebensunterhalt.“
Anmerkungen
Studienfassung (Markus 12)
1 〈a〉 Und er begann, mithilfe von (in) Gleichnissen (bildhaften Vergleichen) mit ihnen 〈b〉 zu reden: „Ein Mann legte (pflanzte) einen Weinberg an, {und} er errichtete eine Mauer 〈c〉 um ihn herum, {und} hob ein Auffangbecken (Keltertrog) [für die Weinpresse] 〈d〉 aus und baute einen Wachtturm 〈e〉. Dann (und) verpachtete er ihn an Weingärtner (Bauern) und verreiste.℘ 2 Und zur [vereinbarten] Zeit 〈f〉 sandte er einen Sklaven (Knecht) zu den Weingärtnern (Bauern), um von den Weingärtnern (Bauern) [seinen Anteil] an den Erträgen (Früchten) 〈g〉 des Weinbergs zu erhalten (abzuholen), 3 doch sie packten und schlugen (misshandelten, drangsalierten) ihn und schickten ihn mit leeren Händen [fort]. 4 Da (Und) sandte er noch einen Sklaven (Knecht) zu ihnen. Auch den schlugen sie auf den Kopf (schändeten/verwundeten sie am Kopf) 〈h〉 und entehrten ihn (behandelten ihn verächtlich).〈i〉 5 Da (Und) sandte er einen weiteren, und den brachten sie um, und viele andere 〈j〉 – manche verprügelten sie, andere brachten sie um〈k〉. 6 Er hatte noch einen: [seinen] (noch [seinen] einzigen) geliebten Sohn 〈l〉. Er sandte ihn als letzten zu ihnen, weil er glaubte (dachte, sich sagte): 〈m〉 ‚Meinen Sohn werden sie respektieren (achten).‘ 7 Aber jene Weingärtner (Bauern) sagten zueinander: ‚Das ist der Erbe! Kommt, wir bringen ihn um,℘ dann wird das Erbe uns gehören 〈n〉!‘℘ 8 Und sie packten ihn und 〈o〉 brachten ihn um, danach (und) warfen sie ihn hinaus vor den Weinberg.℘ 9 Was wird nun der Besitzer (Herr) des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner (Bauern) ausmerzen (töten, vernichten), und den Weinberg wird er anderen geben.℘ 10 Habt ihr nicht auch (nicht einmal) diese Schriftstelle 〈p〉 gelesen?
‚[Der] Stein〈q〉, den die Bauleute abgelehnt (verworfen, zurückgewiesen) haben,
der〈r〉 ist zum Schlussstein (Kopfstein, Eckstein)〈s〉 geworden;
11 Das kommt vom Herrn,〈t〉
und es ist wunderbar (erstaunlich, verwunderlich) in unseren Augen.‘“℘
12 Da (Und) wollten sie ihn gerne (suchten sie [nach einer Möglichkeit], 〈u〉 ihn...) festnehmen (verhaften), aber sie fürchteten die Menschenmenge, denn sie wussten (merkten) 〈v〉, dass er das Gleichnis gegen sie gesprochen hatte 〈w〉. Daher (und) sie ließen ihn zurück (ihn unbehelligt; von ihm ab) und gingen davon. 13 Und (danach) sie schickten einige Pharisäer und Herodianer (Anhänger von Herodes) zu ihm, um {sie} ihn [in] einer Äußerung ([mit] einer Frage) 〈x〉 zu fangen (ertappen). 14 Und als sie ankamen, 〈y〉 sagten sie zu ihm: „Lehrer, wir wissen, dass du objektiv (aufrichtig) bist und auf niemanden besondere Rücksicht nimmst 〈z〉: Du schaust {eben} nicht auf [das] Äußere 〈aa〉 [der] Menschen, sondern lehrst wirklich 〈ab〉 den Weg Gottes 〈ac〉. Darf man 〈ad〉 [dem] Kaiser (Cäsar) Steuern 〈ae〉 zahlen oder nicht? Sollen wir [sie] zahlen oder nicht zahlen?“ 15 Doch er erkannte ihre Heuchelei und 〈af〉 sagte zu ihnen: „Warum stellt ihr mir eine Falle (versucht ihr mich)? 〈ag〉 Bringt mir einen Denar 〈ah〉, damit ich [ihn] mir anschauen [kann].“ 16 Da brachten sie [ihm einen]. Und er sagte zu ihnen: „Wessen Bild und Aufschrift [ist das hier]?“ Sie {aber} antworteten (sagten) {ihm}: „[Des] Kaisers (Cäsars).“ 17 Da sagte Jesus zu ihnen: „Was [dem] Kaiser (Cäsar) gehört, 〈ai〉 gebt [dem] Kaiser (Cäsar) zurück, und was Gott [gehört], [gebt] Gott!“ Da (Und) waren sie sehr erstaunt 〈aj〉 über ihn.
18 {Und} es kamen zu ihm Sadduzäer, welche sagen (der Meinung sind), dass es keine Auferstehung gibt, und fragten ihn {sagend}: 19 „Lehrer, Mose hat uns geschrieben〈ak〉: ‚Wenn jemandes Bruder stirbt, und eine Frau zurücklässt〈al〉 und kein Kind hinterlässt, dass dann sein Bruder dessen Frau nehmen und er für seinen Bruder Nachkommen (Samen) zeugen (aufrichten) soll‘〈am〉. (Dtn 25,5; Gen 38,8) 20 Es waren [einmal] sieben Brüder. Und der erste nahm eine Frau, und als er starb, hinterließ er keinen Nachkommen (Samen). 21 Und der zweite nahm sie, und er starb und hinterließ keinen Nachkommen (Samen). Und der dritte ebenso. 22 {Und} die Sieben hinterließen [also alle] keinen Nachkommen. [Als] Letzte von allen starb auch die Frau. 23 Bei der Auferstehung, wenn sie auferstehen:〈an〉Wessen Frau von diesen wird sie sein? Denn die sieben hatten sie [alle] zur Frau.“
24 Jesus sagte zu ihnen: „Täuscht ihr euch nicht deshalb, weil ihr die Schriften nicht kennt und nicht Gottes Kraft? 25 Denn wenn sie von den Toten auferstehen, werden sie weder heiraten noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel im Himmel (in den Himmeln). 26 Hinsichtlich der Toten aber, dass sie auferweckt werden – habt ihr nicht im Buch des Mose über den Dornbusch gelesen, wie Gott [da] zu ihm sprach {sagend}: ‚Ich [bin] der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs‘ (Ex 3,6)? 〈ao〉 27 Er ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden. Ihr täuscht euch sehr.“ 28 Und es kam einer von den Schriftgelehrten zu ihnen, der gehört hatte, wie sie diskutierten (ihre Diskussion, ihr Streiten). Und als er sah, dass er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: „Was ist das höchste (erste) Gebot von allen?“ 29 Jesus antwortete: „Das höchste (erste) Gebot ist: ‚Höre Israel: Der Herr, unser Gott, ist Herr allein, 30 und liebe (du sollst lieben) den Herrn, deinen Gott, aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand (Vernunft, Gesinnung) und aus deiner ganzen Kraft (Macht, Stärke).‘℘℘ 31 Das zweite (andere) ist dieses: ‚Liebe (und du sollst lieben) deinen Mitmenschen (Nächsten, Nahestehenden, Nachbarn) wie dich selbst!‘℘ Größer als diese ist kein anderes Gebot.“ 32 Und der Schriftgelehrte sagte zu ihm: „Gut, Lehrer, hast du von der Wahrheit geredet: ‚Er nur einer ist und kein (nicht ein) anderer außer ihm.‘ 33 Und ‚ihn zu lieben aus ganzem Herzen und aus ganzer Auffassungsgabe〈ap〉 und aus ganzer Kraft und den Mitmenschen (Nächsten, Nahestehenden, Nachbarn) zu lieben wie sich selbst‘, ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer.“ 34 Als Jesus sah, dass er verständig antwortete, sagte er zu ihm: „Du bist nicht weit [entfernt] vom Reich Gottes (von der Gottesherrschaft).“ Und niemand wagte mehr, ihn zu fragen.
35 {Und} Jesus sprach (antwortete) {und redete}, als er im Tempel lehrte: „Wie [können] die Schriftgelehrten sagen, dass der Gesalbte der Sohn Davids ist? 36 David selbst sagte im heiligen Geist: ‚Der Herr sagte zu meinem Herrn. Setze [dich] zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße setze.‘〈aq〉 37 David selbst nennt ihn Herrn, und wie soll er [dann] Sohn sein?“ Und die große Menschenmenge hörte ihn gern. 38 Und er sagte in seiner Lehre: „Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die in Roben umhergehen wollen und Begrüßungen auf den Marktplätzen 39 und Vorsitze in den Synagogen und erste Plätze bei den Festmählern [begehren]. 40 Diejenigen, die die Häuser der Witwen verschlingen und für den Anschein lange beten, sie werden ein umfangreicheres Urteil erhalten.“ 41 Und er setzte sich gegenüber dem Opferkasten und beobachtete, wie die Menschenmenge Geld in den Opferkasten warf; und viele Reiche warfen viel ein. 42 Da kam eine einzige arme Witwe und warf zwei Lepta ein, das entspricht einem Quadrans. 43 Und nachdem er seine Jünger zu sich gerufen hatte, sagte er zu ihnen: „Amen, ich sage euch:〈ar〉 Diese arme Witwe hat mehr als alle [anderen] eingeworfen, die [etwas] in den Opferkasten eingeworfen haben. 44 Denn alle haben [etwas] aus ihrem Überfluss eingeworfen, sie aber hat aus ihrem Mangel alles, was sie hatte, eingeworfen – ihr ganzes Leben (ihren ganzen Lebensunterhalt).“〈as〉
Anliegen des Textes
Kapitel 12 sammelt die Sicht von Markus auf Jesu Theologie und Selbstverständnis in unterschiedlichen Textformen.
Es beginnt mit dem Gleichnis der treulosen Pächter (12,1-11/12), das darstellt, wie Jesus durch die religiösen Führer der Juden abgelehnt wird. Hierauf folgt ein Streitgepräch zum Steuerzahlen (12,13-17), in dem Jesus das Verhältnis zwischen Theologie und Politik nicht etwa entscheidet, sondern den Glauben an Gott und politisches Handeln der Menschen in die Verantwortung der Glaubenden selbst legt. 〈at〉 In einem weiteren Streitgespräch (12, 18-27) geht es um die Frage der Auferstehung. Jesus stellt klar, dass Gottes Schöpfung und seine Liebe zu den Menschen nicht mit dem Tod endet.〈au〉 Mit der Frage nach dem höchsten Gebot endet diese Reihe von Auseinandersetzungen. Jesus beginnt seinen eigenen Weg. Er erklärt, das Reich Gottes sei nicht weit. Die Einhaltung des Doppelgebots der Liebe ist für Jesus Zentrum der biblischen Ethik: Gutes Handeln muss sich an der Liebe zu Gott und den Mitmenschen messen lassen. 〈av〉
Jesus beginnt seine eigene Lehre programmatisch im Tempel und stellt dar, dass der Messias viel mehr als nur ein irdischer Herrscher ist und setzt sich damit zugleich von der Lehre der Schriftgelehrten ab. Dies verdeutlicht er abschließend am Beispiel der armen Witwe.〈aw〉
Anmerkungen
a | In dem folgenden allegorischen Gleichnis (Verse 1-11) sind starke Parallelen zu einem ähnlichen Gleichnis in Jes 5,1-7 zu finden, die Jesus mit seiner Einleitung, die die Anlage des Weinbergs beschreibt (vgl. Jes 5,1-2), bewusst hervorruft. In dem alttestamentlichen Gleichnis erklärt Gott durch den Propheten, wie er mit einem sorgfältig angelegten und gepflegten, doch fruchtlosen Weinstock verfahren wird. Jes 5,7 identifiziert den Weinberg mit dem Haus Israel und die Pflanzen mit den Männern Judas. Er will den Weinberg komplett verwüsten, von Dornen überwachsen und keinen Regen mehr darauf fallen lassen. Auch in Jesu Gleichnis steht der Weinberg für Israel (wie Kennern von Jes 5,7 bekannt wäre), der Erbauer und Besitzer ist Gott (ebenfalls aus Jes 5 und dem Kontext (vgl. V. 9) abzuleiten). Die Winzer repräsentieren die religiösen Führer des Volkes (vgl. V. 12). Der geliebte Sohn muss Jesus sein, der mit dem Gleichnis die in 11,27 gestellte Frage nach seiner Autorität oder Bevollmächtigung beantwortet (Evans 2001, 230). Zudem wurde Jesus schon zweimal in Mk als „geliebter Sohn“ bezeichnet (1,11; 9,7)(France 2002, 458; vgl. die Fn in V. 6). Die abgewiesenen und getöteten Sklaven sind die von Israel verschmähten Propheten, die das Volk immer wieder erfolglos zur Umkehr aufriefen. (Zurück zu v.1) |
b | mit ihnen D.h. die Vertreter der jüdischen Führung aus dem vorigen Kapitel, die wegen der Tempelreinigung Streit mit Jesus gesucht hatten (vgl. V. 12) (vgl. France 2002, 458; Collins 2007, 544). (Zurück zu v.1) |
c | Mauer Alle Übersetzungen: „Zaun“. Doch bestand ein solcher Grenz- und Schutzwall eines Weinbergs aus Feldsteinen, die beim Anlegen des Weinbergs entfernt und zu einem Wall aufgeschüttet wurden. Im holzarmen Palästina wäre ein Zaun nach europäischem Verständnis undenkbar, und er hätte auch tierische oder menschliche Eindringlingen nicht so gut vom Weinberg fernhalten können wie ein Steinwall. Diese Mauern können bis zu 2m hoch und mit vertrockneten Dornen bewehrt sein, um Schakale und andere Tiere von den leckeren Trauben abzuschirmen (Dalman 1935, 316, 309, 334f.). (Zurück zu v.1) |
d | Auffangbecken (Keltertrog) [für die Weinpresse] In diese Grube floss der in der Kelter aus den Trauben getretene Traubensaft ab. Ihre Größe hing von den Dimensionen der Kelter ab. ELB und NGÜ sachlich korrekt „Keltertrog“ bzw. „Grube zum Keltern des Weins“ (Dalman nennt diesen Behälter „Kufe“, BA „Keltertrog“). Viele Übersetzungen schreiben vereinfachend, aber etwas ungenau „Kelter“ (bezeichnet die gesamte Weingewinnungsanlage) oder wie GNB „Weinpresse“. Diese Auffanggrube galt als Hauptbestandteil der Kelter. Zu der Anlage gehörten aber auch ein abgeflachter, oft ebenfalls ausgegrabener Tretplatz und je nach Beschaffenheit verschiedene andere durch Graben angelegte Bereiche. Sie alle waren i.d.R. mit Holz, Ton oder Steinen eingefasst und häufig mit Pech abgedichtet. Vom Tretplatz liefen oft Rinnen zu mehreren Keltertrögen (Dalman 1935, 356f., 359-63). (Zurück zu v.1) |
e | Wachtturm und Schutzmauer waren nötig, um die reifenden Trauben vor Eindringlingen zu schützen. Der Turm konnte eine erhöhte Aussichtsplattform, ein einfaches Häuschen oder, recht häufig, ein gemauerter Steinturm sein, der dazu diente, den gesamten Weinberg zu überblicken (Dalman 1935, 333, 316-19). Es musste ständig ein Wächter da sein, der in Hsl 8,11 ein Fünftel des Ertrags bekommt. Der Wächter sollte natürlich Diebstähle verhindern, aber in erster Linie Vögel und andere Tiere von den Trauben fernhalten. Zu den Schädlingen gehörten vor allem Schakale, Füchse, Vögel und Insekten (ebd. 297). Als Waffen dienten ihm dabei Stab, Bogen, Schleuder und wohl auch Falle und Netz (ebd. 332). (Zurück zu v.1) |
f | zur [vereinbarten] Zeit Temporaler Dativ. Gemeint ist die in der Pachtvereinbarung abgesprochene Zeit (Evans 2001, 233). Bei einem neuen Weinberg wären bis zur ersten Ernte wenigstens 4 Jahre vergangen (France 2002, 459). (Zurück zu v.2) |
g | [seinen Anteil] an den Erträgen (Früchten) Der partitive Genitiv macht im Deutschen die Ergänzung von [seinen Anteil] nötig. Der Ertrag bezeichnet wohl eher einen Geldwert aus dem Erlös der Ernte als einen tatsächlichen Anteil der Ernte (Evans 2001, 233). (Zurück zu v.2) |
h | schlugen sie auf den Kopf (schändeten sie am Kopf) Die genaue Bedeutung dieses Verbs, das sich direkt von dem Wort für „Kopf“ ableitet (wie dt. „köpfen“), ist unbekannt. Es wird häufig als eine Anspielung auf Johannes dem Täufer gesehen, der zu den Propheten zählte und enthauptet worden war. Da der Sklave jedoch offensichtlich überlebt, heißt das Wort vermutlich entweder „auf den Kopf schlagen“ (BA) bzw. „am Kopf verletzen“ oder „am Kopf entehren“, wie es zwei von David gesandten Sklaven in 2Sam 10,2b-5 erging. Den beiden wurden die Bärte abrasiert. Vielleicht entblößen die Weingärtner auch das Haupt des Boten, indem sie seinen Turban wegnehmen (Evans 2001, 233f.). Jede Art von Schändung oder Gewalt gegen den Kopf wäre wohl höchst entehrend gewesen, wie auch aus dem zweiten Verb hervorgeht. (Zurück zu v.4) |
i | entehrten ihn (behandelten ihn verächtlich) - Vermutlich in Form von Beschimpfungen; viele Üss. daher sinnvoll: „beschimpften ihn“ (z.B. BB, EÜ, GN, HER05, HfA). (Zurück zu v.4) |
j | und viele andere D.h. wohl „und er schickte noch viele andere“. NGÜ (vgl. EÜ, GNB) formuliert etwas freier, aber elegant und treffend „So ging es noch vielen anderen“. Auf der übertragenen Ebene sind damit die von Israel missachteten Propheten des Alten Testaments gemeint (vgl. die Fn zu V. 1). (Zurück zu v.5) |
k | verprügelten sie ... brachten sie um Modales Ptz. conj. (2x), hier als Indikative aufgelöst. (Zurück zu v.5) |
l | noch einen: [seinen] geliebten Sohn bzw. noch [seinen] einzigen geliebten Sohn Der geliebte Sohn ist Jesus, der in Mk schon zweimal als „geliebter Sohn“ bezeichnet worden ist (1,11; 9,7)(France 2002, 458). Das Wort geliebt lässt sprachlich auch Abrahams Bereitschaft aus Gen 22,2 LXX anklingen, seinen geliebten Sohn Isaak Gottes Willen zu opfern. In der einflussreichen griechischen Übersetzung des AT übersetzt das gr. Wort „geliebt“ interessanterweise häufig das hebr. Wort für „einzig“, sodass man hier durchaus die Konnotation eines „einzigen geliebten Sohnes“ sehen kann, die durch das schon vorhandene einen/einzigen noch verstärkt wird (vgl. Evans 2001, 234f.). Daher übersetzt NET treffend: „He had one left, his one dear son.“ (Zurück zu v.6) |
m | weil er glaubte (dachte, sich sagte) Kausales (oder modales) Ptz. conj., als Nebensatz aufgelöst. (Zurück zu v.6) |
n | uns gehören W. „unser sein“. (Zurück zu v.7) |
o | sie packten ihn und Modales Ptz. conj., beigeordnet aufgelöst. (Zurück zu v.8) |
p | diese Schriftstelle W. „diese Schrift“, d.h. „den folgenden Abschnitt der Schrift“. Viele Übersetzungen geben das Wort nach LUT mit „Schriftwort“ wieder, GNB: „die Stelle in den Heiligen Schriften, wo es heißt“ (Zurück zu v.10) |
q | [Der] Stein Obwohl im Griechischen kein Artikel steht, ist das Substantiv bestimmt. Das ist auf eine Eigenart der (hier auf Griechisch zitierten) hebräischen Poesie zurückzuführen (NSS). Das Zitat in Vv. 10-11 stammt aus der griechischen Übersetzung von Ps 118,22f. (Zurück zu v.10) |
r | [Der] Stein, … , der ist zum Eckstein geworden Die Konstruktion legt Gewicht auf den angesprochenen Gegensatz. Man könnte auch formulieren: „Gerade [der] Stein … ist geworden“. W. „[der] Stein … dieser ist geworden.“ (Zurück zu v.10) |
s | Schlussstein, Kopfstein oder Eckstein, Gr. κεφαλὴ γωνίας, w. „Haupt [der] Ecke“. Traditionell hat man das Wort als Eckstein übersetzt, auch aufgrund von 1Petr 2,6-8, wo dieser „Kopfstein“ Menschen in übertragener Hinsicht zu Fall bringt. Dieser Deutung, genauer, als „Grundstein“, folgt heute noch Collins 2007, 548. Allerdings wäre das eine ungewöhnliche Verwendung des hebräischen und griechischen Wortes „Haupt/Kopf“ – man sollte meinen, ein Kopf wäre (auch im übertragenen Sinn) tendenziell oben am fraglichen Objekt zu finden. Die Bezeichnung „Haupt [der] Ecke“ ließe eher auf einen Schlussstein schließen, der eine Ecke, aber auch einen Bogen, Dachgiebel oder eine Säule abschließt (Evans 2001, 238). Ein solcher Schlussstein könnte den Bau eines Gebäudes vollenden und durch Form und Verzierungen besonders ins Auge fallen (France 2002, 463). Das Argument aus 1Petr 2,6-8 für die Deutung als Eckstein lässt sich mit der Beobachtung entkräften, dass der Verfasser vermutlich mehrere Metaphern vermischt, wie er das schon in V. 5 tut (France 2002, 463 Fn 24). Die Übersetzung Kopfstein gibt zwar die zugrunde liegende Metapher wieder, könnte im Deutschen wegen der Assoziation mit „Kopfsteinpflaster“ zu Missverständnissen führen. Daher ist Schlussstein besser geeignet. Mit dem abgelehnten Stein, der zum Schlussstein wird, bezieht Jesus sich auf sich selbst – gerade vor dem Hintergrund des gewissermaßen unvollendet, ja unbeachtet gebliebenen Einritts in Jerusalem (Mk 11,1-11) und der fehlenden Anerkennung durch die religiösen Führer der Juden. Diese sind mit den Bauleuten gemeint. In der zeitgenössischen jüdischen Auslegung hatte man Ps 118,22f. noch auf den – zunächst als Königskandidaten ja „übersehenen“ – König David bezogen (Evans 2001, 238). Mit dem Zitat gibt Jesus gleichzeitig auch zu verstehen, dass er diese Ereignisse als Erfüllung seiner Vorhersage aus Mk 8,31 versteht. Dort hatte Jesus zum ersten Mal vorausgesagt, von den religiösen Führern abgelehnt zu werden. (Zurück zu v.10) |
t | Das kommt vom Herrn Oder etwas freier, aber schöner: „Das geht auf das Wirken des Herrn zurück“. W. etwa „Dies ist vom/durch den Herrn entstanden/gekommen“. GNB: „Der Herr hat dieses Wunder vollbracht“, NGÜ schlicht „Das hat der Herr getan“. Das (Nom. Sg. fem.) könnte sich innerhalb des griechischen Satzes auch auf „Haupt/Kopf“ (V. 10) beziehen. Mehrere Übersetzungen weichen deshalb etwas von unserer Wiedergabe ab: „vom Herrn her ist er dies geworden, und er ist wunderbar in unseren Augen“ (ELB, vgl. ZÜR, MEN). Wahrscheinlicher ist, dass das ungewöhnliche feminine Demonstrativpronomen einfach eine wörtliche Übersetzung des hebr. זֹּאת „dies“ darstellt (France 2002, 462 Fn 18). Das Zitat in Vv. 10-11 stammt aus der griechischen Übersetzung von Ps 118,22f. (Zurück zu v.11) |
u | Da wollten sie ihn gerne bzw. suchten sie [nach einer Möglichkeit], auch als inchoatives Imperfekt vorstellbar: „begannen [nach einer Möglichkeit zu suchen], ihn zu ergreifen“ (vgl. Collins 2007, 549). Vgl. dazu die parallele Formulierung Mk 11,18 und Fußnote, sowie 14,1 und 11. Anstatt mit „[nach einer Möglichkeit] suchen“ haben wir Gr. ζητέω etwas passender i.S.v. „(gerne) wollen, wünschen“ übersetzt. EÜ (vgl. GNB, NGÜ, MEN, ZÜR) formuliert elegant: „Daraufhin hätten sie Jesus gern verhaften lassen“. (Zurück zu v.12) |
v | sie wussten Diese Begründung fällt wegen der prägnanten Ausdrucksweise sehr schwammig aus. Wir erfahren nicht, ob mit sie die religiösen Führer oder das Publikum gemeint sind, oder warum die Führer gerade deshalb Angst vor dem Volk hatten, weil sie (oder das Volk) die wahre Bedeutung von Jesu Geschichte verstanden hatten. Das wahrscheinlichere Subjekt sind die Priester und Schriftgelehrten, von denen ja unmittelbar zuvor die Rede war, doch werden die meisten Zuschauer verstanden haben, was gemeint war (France 2002, 464). Nach France wäre die folgende sinngemäße Formulierung möglich: „Da suchten sie [nach einer Möglichkeit] ihn zu ergreifen, (konnten es aber noch nicht, weil) sie die Menschenmenge fürchteten, denn sie wussten (und waren sich bewusst, dass auch das Volk wusste), dass er das Gleichnis zu ihnen gesagt hatte (sodass die Menge sich womöglich auf seine Seite geschlagen hätte).“ (Zurück zu v.12) |
w | gegen sie gesprochen hatte Etwas freier formuliert, würde man in heutigem Deutsch sagen: „dass sie mit dem Gleichnis gemeint waren“ (vgl. NGÜ, EÜ). MEN: „gegen sie gerichtet hatte“, GNB: „dass das Gleichnis auf sie gemünzt war “. (Zurück zu v.12) |
x | Die Anhänger des Herodes Antipas waren zwar politisch an sich nicht mit den Pharisäern gleicher Meinung, taten sich hier aber gegen den äußeren Feind zusammen. (Hans F. Bayer, Das Evangelium des Markus, S. 421) [in] einer Äußerung oder [mit] einer Frage W. etwa „[durch/anhand] eine Aussage/Wort“, wobei Markus nicht auflöst, ob λόγος „Wort/Aussage“ sich auf die Fangfrage oder auf die erhoffte unbedachte Äußerung bezieht. Die Präposition (hier in eckigen Klammern) ist im Deutschen zu ergänzen, im Griechischen übernimmt der instrumentale Dativ deren Funktion (vgl. NSS). (Zurück zu v.13) |
y | als sie ankamen Temporal-modales Ptz. conj., mit temporalem Nebensatz übersetzt. (Zurück zu v.14) |
z | auf niemanden besondere Rücksicht nimmst Gemeint ist, dass sich Jesus weder von den Meinungen anderer beeinflussen lässt noch auf menschliche Zustimmung aus ist. Übersetzungen wie „Du kümmerst dich um niemanden“ (ELB) oder, ähnlich OfBi, „Du nimmst auf niemanden Rücksicht“ (EÜ, MEN) sind insofern irreführend. Die doppelte Verneinung (W. „nimmst nicht auf niemanden...“) gibt der Verneinung besondere Ausdruckskraft (NSS), lässt sich aber nicht direkt übersetzen. (Zurück zu v.14) |
aa | das Äußere W. „das Gesicht“ (Hebraismus). Bezeichnet hier als Metonymie (Konkretes für Abstraktes) die Person, insbesondere Ansehen und Stellung, so ähnlich wie in der deutschen Wendung „das Gesicht wahren“. Die Tugend der Unparteilichkeit war schon im Gesetz angemahnt (Lev 19,15). Ähnliche Wendungen in Gal 2,6; Jud 16 (vgl. France 2002, 467f.). (Zurück zu v.14) |
ab | wirklich W. „in Wahrheit“. Die wörtliche Übersetzung hätte auf Deutsch jedoch nicht die gleiche Bedeutung. Es ist als Beteuerung zu verstehen wie „wahrlich, amen“, das Jesus häufig benutzt (TLNT I, 2; LN 70.4). Am besten daher wirklich (EÜ, NEÜ). NLB: „was du sagst, ist wahr“, LUT: „recht“, NGÜ: „lässt du dich allein von der Wahrheit leiten“. (Zurück zu v.14) |
ac | Weg Gottes bezeichnet Gottes Willen für das menschliche Leben (vgl. France 2002, 468; NSS). Die gleiche Wendung findet sich in Apg 18,26 sowie Bar 3,13. Vgl. Apg 16,17; 18,25, aber auch Joh 14,6. (Zurück zu v.14) |
ad | Darf man Oder „Ist es richtig“ (NGÜ, NLB, NEÜ). Dem Kontext gemäß könnte man auch übersetzen: „Ist es nach Gottes Gesetz erlaubt“ (GNB, viele engl. Übers.; Bratcher 1993, 372) oder „ist es Gottes Wille“ (NSS, HfA). Diese Wendung hat im Markusevangelium jedes Mal wenigstens implizit mit dem Gesetz oder jüdischen Vorschriften zu tun (Mk 2,24.26; 3,4; 6,18; 10,2). (Zurück zu v.14) |
ae | Steuer Eine Pauschalabgabe, die jede Person im römischen Herrschaftsgebiet als Kopf- und Eigentumssteuer entrichten musste. Als Galiläer war Jesus nicht betroffen. Anders als Judäa stand Galiläa nicht unter direkter römischer Verwaltung (France 2002, 465). (Zurück zu v.14) |
af | er erkannte … und Temporal-modales Ptz. conj., mit „und“-Kombination aufgelöst. Auch die kausale Sinnrichtung wäre denkbar. (Zurück zu v.15) |
ag | Warum stellt ihr mir eine Falle? Die Pharisäer haben sich schon zweimal vorher an Fangfragen versucht (Mk 8,11; 10,2; vgl. Joh 8,6). Jetzt spricht Jesus den Vorwurf zum ersten Mal aus. Vorher benutzte nur Markus den Begriff. (Zurück zu v.15) |
ah | Bringt mir einen Denar Eine römische Silbermünze. Nach Mt 20,2 konnte ein Denar Lohn für die Arbeit eines Tages sein. Auf den Denaren, die hier im Mittelpunkt stehen und in denen die Kopfsteuer zu entrichten war, wurde der Kaiser als „Sohn des göttlichen Augustus“ und „Hoher Priester“ bezeichnet. Für die Juden wäre das eine Provokation gewesen. Das war zu dieser Zeit Tiberius (France 2002, 466.68). Bringt ist wörtlich übersetzt. Das Verb deutet vielleicht darauf hin, dass keiner der Anwesenden eine so wertvolle Münze einfach aus der Tasche ziehen konnte. Ansonsten hätte man das Verb „geben“ erwarten können. (Zurück zu v.15) |
ai | Was [dem] Kaiser (Cäsar) gehört... Oder „Des Kaisers [Eigentum] gebt [dem] Kaiser“. W. etwa „was des Kaisers [ist], gebt...“. Ebenso bei was Gott gehört... (Zurück zu v.17) |
aj | waren sie sehr erstaunt Die Gute Nachricht trifft den Sinn am besten: „Solch eine Antwort hatten sie nicht von ihm erwartet.“ (Zurück zu v.17) |
ak | geschrieben gemeint ist in der Torah als Gesetz aufgeschrieben (Zurück zu v.19) |
al | und eine Frau zurücklässt ist eine Ergänzung des Markus zu diesem Zitat aus dem Dtn. (Zurück zu v.19) |
am | Der zweite Teil des Zitats stammt aus Gen (Zurück zu v.19) |
an | Textkritik:„Wenn sie auferstehen“ fehlt in vielen Handschriften - Der schwierigren (doppelten) Lesart wird der Vorzug gegeben, weil es wahrscheinicher scheint, dass eine solche von den Schreibern gestrichen wurde, als dass sie ergänzt wurde (siehe TCNT, S.93) (Zurück zu v.23) |
ao | Abrahams, Isaaks und Jakobs - Die Erzväter galten als bei Gott lebend (Dschulnigg 2007, 320) und dienen Jesus so gleichzeitig als Beleg aus der Schrift für die Auferstehung. (Zurück zu v.26) |
ap | gr. συνέσεως (Zurück zu v.33) |
aq | Ps 110,1 (Zurück zu v.36) |
ar | Amen, ich sage euch - Durch „Amen, ich sage euch“ eingeleitete Sätze finden sich in der Bibel ausschließlich bei Jesus und dienen v.a. dazu, den folgenden Satz zu markieren als ein(e) mit Vollmacht geäußerte(s) Voraussage / Urteil (BB: „Damit verbürgt er sich dafür, dass seine Worte wahr sind und Gültigkeit haben.“). Sehr sinnvoll übersetzt daher Zink: „Was ich sage, ist wahr: ...“ (Zurück zu v.43) |
as | ihr ganzes Leben (ihren ganzen Lebensunterhalt) - bios, das gr. Wort für „Leben“, hat oft die Bedeutung „Lebensunterhalt“; eine Üs. mit „Leben“ wäre daher nicht einmal überwörtlich, sondern falsch. Dennoch muss „Leben“ hier mindestens mitgehört werden: Die Witwe gibt ihren ganzen Lebensunterhalt und damit auch ihr ganzes Leben für Gott hin. (Zurück zu v.44) |
at | Bayer 2008, S. 423 (Zurück zu ) |
au | Gnilka 1979, S. 160 (Zurück zu ) |
av | Bayer 2008, S. 432f (Zurück zu ) |
aw | Bayer 2008, S. 436 - 440, Gnilka 1979, S. 175 und 178 (Zurück zu ) |