Psalm 37: Unterschied zwischen den Versionen

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{{S|8}} ['''E'''] Lass ab vom (Brennen=) Zorn und gib auf den Grimm,
{{S|8}} ['''E'''] Lass ab vom (Brennen=) Zorn und gib auf den Grimm,
_(brenne=) zürne nicht, [es führt] nur zum Übel (gar bis zum Übel-Tun)! {{par|Psalm|39|2}} {{par|Sprichwörter|14|29}} {{par|Sprichwörter|16|32}} {{par|Epheser|4|31}} {{par|Jakobus|1|19|20}}
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{{S|9}} Denn Übeltäter werden abgeschnitten!<ref>''abgeschnitten'' - d.i. getötet; erstarrte Metapher, bei der das menschliche Leben als Textilie dargestellt wird (s. zu [[Ijob 4#s21 |Ijob 4,21]]).<br />Wortspiel: Das Wort für „hoffen“ in 9b heißt auch „binden“ und ist damit der Gegensatz zum „abgeschnitten-Werden“: Wer auf JHWH hofft = bindet, wird nicht abgeschnitten = getötet.<br />'''tFN''': Heb. ''jikkaretun'' statt ''jikkaretu'' (wie in Ps 37,22), das ''-n'' (ein sog. „paragogisches Nun“) macht das Wort wahrscheinlich noch emphatischer (GKC §47m; JM §44e). Daher oben das Ausrufezeichen.</ref>
{{S|9}} Denn Bösewichter werden abgeschnitten!<ref>''abgeschnitten'' - d.i. getötet; erstarrte Metapher, bei der das menschliche Leben als Textilie dargestellt wird (s. zu [[Ijob 4#s21 |Ijob 4,21]]).<br />Wortspiel: Das Wort für „hoffen“ in 9b heißt auch „binden“ und ist damit der Gegensatz zum „abgeschnitten-Werden“: Wer auf JHWH hofft = bindet, wird nicht abgeschnitten = getötet.<br />'''tFN''': Heb. ''jikkaretun'' statt ''jikkaretu'' (wie in Ps 37,22), das ''-n'' (ein sog. „paragogisches Nun“) macht das Wort wahrscheinlich noch emphatischer (GKC §47m; JM §44e). Daher oben das Ausrufezeichen.</ref>
_Wer aber auf JHWH hofft, der<ref>''Der'' - Heb. ''hemmah'', Wortspiel mit ''ḥemmah'' („Grimm“) in V. 8: Nicht der ''Grimmende'' wird das Land besitzen, sondern nur ''derjenige'', der sich ganz auf JHWH verlässt.<br />'''tFN''': ''hemmah'' würde man i.d.R. als Signal für den Beginn eines dritten Kolons nehmen; weil seine Existenz sich hier aber literarisch erklären lässt, sollte man V. 9 besser als Bikolon denn als Trikolon deuten.</ref> wird das Land (die Erde) besitzen (in Besitz nehmen). {{par|Sprichwörter|2|21|22}} {{par|Jesaja|57|13}} {{par|Jesaja|60|21}}</poem>
_Wer aber auf JHWH hofft, der<ref>''Der'' - Heb. ''hemmah'', Wortspiel mit ''ḥemmah'' („Grimm“) in V. 8: Nicht der ''Grimmende'' wird das Land besitzen, sondern nur ''derjenige'', der sich ganz auf JHWH verlässt.<br />'''tFN''': ''hemmah'' würde man i.d.R. als Signal für den Beginn eines dritten Kolons nehmen; weil seine Existenz sich hier aber literarisch erklären lässt, sollte man V. 9 besser als Bikolon denn als Trikolon deuten.</ref> wird das Land (die Erde) besitzen (in Besitz nehmen). {{par|Sprichwörter|2|21|22}} {{par|Jesaja|57|13}} {{par|Jesaja|60|21}}</poem>


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{{S|10}} ['''F'''] Nur noch ein Weilchen, und der Gesetzlose wird nicht mehr sein, {{par|Jesaja|29|17}} {{par|Jeremia|51|33}}
{{S|10}} ['''F'''] Nur noch ein Weilchen, und der Frevler wird nicht mehr sein, {{par|Jesaja|29|17}} {{par|Jeremia|51|33}}
_['''F'''] Und du wirst (ich werde)<ref>'''Textkritik''': Alle Vrs. wie MT, nur 4QpPs: „''ich'' werde untersuchen“. Craigie 1983 hält dies für ursprünglich, aber wahrscheinlicher ist dies Assimilation an V. 36, wo 4QpPs ebenfalls anders als MT nicht „er ging vorüber“, sondern „''ich'' ging vorüber“ hat. Dass hier sogar an diese Stelle assimiliert wird, macht noch wahrscheinlicher, dass dort „ich“ ursprünglich ist; s. dort.</ref> den Ort, wo er war,<ref>''den Ort, wo er war'' - W. „seinen Ort“; in dieser Bed. z.B. auch verwendet in [[Psalm 103#s16 |Ps 103,16]].</ref> untersuchen, aber er wird nicht [da] sein.<ref>Gut erklärt von Ruiz 2015, S. 29: „Nur noch ein Weilchen“ = „es dauert nicht mehr lang“; „und ''du'' wirst den Ort untersuchen“ = „auf jeden Fall wird es noch geschehen, während du lebst“.</ref> {{par|Ijob|8|18}} {{par|Ijob|20|9}} {{par|Psalm|103|16}}
_['''F'''] Und du wirst (ich werde)<ref>'''Textkritik''': Alle Vrs. wie MT, nur 4QpPs: „''ich'' werde untersuchen“. Craigie 1983 hält dies für ursprünglich, aber wahrscheinlicher ist dies Assimilation an V. 36, wo 4QpPs ebenfalls anders als MT nicht „er ging vorüber“, sondern „''ich'' ging vorüber“ hat. Dass hier sogar an diese Stelle assimiliert wird, macht noch wahrscheinlicher, dass dort „ich“ ursprünglich ist; s. dort.</ref> den Ort, wo er war,<ref>''den Ort, wo er war'' - W. „seinen Ort“; in dieser Bed. z.B. auch verwendet in [[Psalm 103#s16 |Ps 103,16]].</ref> untersuchen, aber er wird nicht [da] sein.<ref>Gut erklärt von Ruiz 2015, S. 29: „Nur noch ein Weilchen“ = „es dauert nicht mehr lang“; „und ''du'' wirst den Ort untersuchen“ = „auf jeden Fall wird es noch geschehen, während du lebst“.</ref> {{par|Ijob|8|18}} {{par|Ijob|20|9}} {{par|Psalm|103|16}}
{{S|11}} ['''F'''] Aber die Armen werden das Land (die Erde) besitzen (in Besitz nehmen) {{par|Sprichwörter|2|21|22}} {{par|Jesaja|57|13}} {{par|Jesaja|60|21}} {{par|Matthäus|5|5}}
{{S|11}} ['''F'''] Aber die Elenden (Armen) werden das Land (die Erde) besitzen (in Besitz nehmen) {{par|Sprichwörter|2|21|22}} {{par|Jesaja|57|13}} {{par|Jesaja|60|21}} {{par|Matthäus|5|5}}
_['''F'''] Und entzückt sein über die (ihre Wonne haben an der) Fülle des Friedens (Wohlergehens, Heil-Seins). {{par|Psalm|72|7}} {{par|Jesaja|54|13}}</poem>
_['''F'''] Und entzückt sein über die (ihre Wonne haben an der) Fülle des Friedens (Wohlergehens, Heil-Seins). {{par|Psalm|72|7}} {{par|Jesaja|54|13}}</poem>


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{{S|14}} ['''H'''] Das Schwert ziehen die Frevler
{{S|14}} ['''H'''] Das Schwert ziehen die Frevler
_Und spannen ihren Bogen, {{par|Psalm|64|4}}
_Und spannen ihren Bogen, {{par|Psalm|64|4}}
Um zu fällen den Armen und Elenden,
Um zu fällen den Unterdrückten (Demütigen) und Bedürftigen,
_([Und])<ref>'''Textkritik''': ''[und]'' - So nur 4QpPs.</ref> Um zu schlachten, die (geraden=) rechten (Weges=) Wandels (Herzens)<ref>Wortspiel: „Bogen ''spannen''“ = ''darku'', „Weg“ = ''darek''. „Rechten Wandels zu sein“ heißt natürlich, „auf Gottes Pfaden zu wandeln“, also gerecht zu leben.<br />'''Textkritik''': MT's „Weg“ wird gestützt durch Hier, Tg, Syr; dagegen LXX, VUL und einige (auch: wichtige) Mss bezeugen „Herz“. Für ursprünglich halten das z.B. Buttenwieser 1938 und Zorell 1928, und in der Tat ließe es sich gut erklären als Verschreibung unter Einfluss des ''darku'' in 14b. Eher ist die Variante mit „Herz“ aber Angleichung an den üblicheren Ausdruck in [[Psalm 7#s11 |Ps 7,11]]; [[Psalm 11#s2 |11,2]]; [[Psalm 32#s11 |32,11]]; [[Psalm 36#s11 |36,11]] u.ö., sicher unter Einfluss des im nächsten V. folgenden „Herz“. Das spricht übrigens dafür, dass der Psalm mindestens schon vor der Üs. durch LXX stichisch niedergeschrieben worden ist.</ref> sind. {{par|Klagelieder|2|21}}
_([Und])<ref>'''Textkritik''': ''[und]'' - So nur 4QpPs.</ref> Um zu schlachten, die (geraden=) rechten (Weges=) Wandels (Herzens)<ref>Wortspiel: „Bogen ''spannen''“ = ''darku'', „Weg“ = ''darek''. „Rechten Wandels zu sein“ heißt natürlich, „auf Gottes Pfaden zu wandeln“, also gerecht zu leben.<br />'''Textkritik''': MT's „Weg“ wird gestützt durch Hier, Tg, Syr; dagegen LXX, VUL und einige (auch: wichtige) Mss bezeugen „Herz“. Für ursprünglich halten das z.B. Buttenwieser 1938 und Zorell 1928, und in der Tat ließe es sich gut erklären als Verschreibung unter Einfluss des ''darku'' in 14b. Eher ist die Variante mit „Herz“ aber Angleichung an den üblicheren Ausdruck in [[Psalm 7#s11 |Ps 7,11]]; [[Psalm 11#s2 |11,2]]; [[Psalm 32#s11 |32,11]]; [[Psalm 36#s11 |36,11]] u.ö., sicher unter Einfluss des im nächsten V. folgenden „Herz“. Das spricht übrigens dafür, dass der Psalm mindestens schon vor der Üs. durch LXX stichisch niedergeschrieben worden ist.</ref> sind. {{par|Klagelieder|2|21}}
{{S|15}} Ihr Schwert wird dringen in ihr [eigenes] Herz {{par|Psam|7|16}} {{par|Psalm|9|16}} {{par|Psalm|35|8}} {{par|Sprichwörter|28|10}}
{{S|15}} Ihr Schwert wird dringen in ihr [eigenes] Herz {{par|Psam|7|16}} {{par|Psalm|9|16}} {{par|Psalm|35|8}} {{par|Sprichwörter|28|10}}
_Und ihre Bögen werden zerbrochen werden. {{par|1 Samuel|2|4}} {{par|Psalm|46|10}} {{par|Psalm|76|5}} {{par|Jeremia|49|35}} {{par|Jeremia|51|56}} {{par|Hosea|1|5}} {{par|Hosea|2|18|20}}</poem>
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{{S|30}} ['''Q'''] Der Mund des Gerechten redet (Weisheit=) Weises  
{{S|30}} ['''Q'''] Der Mund des Gerechten redet (Weisheit=) Weises  
_Und seine Zunge spricht (Recht=) Rechtes {{par|Sprichwörter|10|31}}
_Und seine Zunge spricht (Recht=) Rechtes, {{par|Sprichwörter|10|31}}
{{S|31}} Die (''torah''=) Weisung seines Gottes [ist] in seinem Herzen, {{par|Psalm|119|11}} {{par|Psalm|119|34}} {{par|Jeremia|31|33}}
_{{S|31}} Die (''torah''=) Weisung seines Gottes [ist] in seinem Herzen, {{par|Psalm|119|11}} {{par|Psalm|119|34}} {{par|Jeremia|31|33}}
_[Drum]<ref>'''Textkritik''': ''[Drum]'' - So nach LXX, Sym, VUL, Syr, Saadja, 1 Ms. Dagegen 4QpPs, Tg und Hier stützen MT. Für ursprünglich halten die Variante mit ''w-'' z.B. auch Herkenne 1936; Craigie 1983; Ross 2011.</ref> wird sein Schritt nicht wanken. {{par|Psalm|17|5}} {{par|Sprichwörter|4|4}} {{par|Baruch|4|1}}</poem>
[Drum]<ref>'''Textkritik''': ''[Drum]'' - So nach LXX, Sym, VUL, Syr, Saadja, 1 Ms. Dagegen 4QpPs, Tg und Hier stützen MT. Für ursprünglich halten die Variante mit ''w-'' z.B. auch Herkenne 1936; Craigie 1983; Ross 2011.</ref> wird sein Schritt nicht wanken. {{par|Psalm|17|5}} {{par|Sprichwörter|4|4}} {{par|Baruch|4|1}}</poem>


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{{S|37}} ['''U'''] Behalte [also] (im Blick) den Aufrechten (Aufrichtigkeit) und sieh auf den Gerechten (strebe nach/wähle Gerechtigkeit),<ref>'''Textkritik''': ''Aufrechter (Aufrichtigkeit)'' + ''Gerechter (Gerechtigkeit)'' - Variante 1 jeweils nach MT, Tg, Syr, Variante 2 jeweils nach LXX, VUL, Hier; jeweils werden nur die selben Konsonanten unterschiedlich vokalisiert. Wählt man Variante 2, nimmt man „auf etwas schauen“ besser i.S.v. „streben nach“, oder man nimmt mit Syr ''r`h'' („sehen“) als NF von ''r´h'' („wählen“).<br />Var 2 z.B. LUT: „Bleibe fromm und halte dich recht“ (auch H-R, PAT, TUR, van Ess, ZÜR 31 [nicht mehr ZÜR 07]); Var 1 z.B. EÜ: „Achte auf den Lauteren und sieh auf den Redlichen“ (so die meisten Üss.). Schön BB: „Halte dich an den, der vorbildlich lebt! Schau auf den, der sich aufrichtig verhält!“ So schon Raschi: „Nimm den Unschuldigen genau in Blick, um von seinen Taten zu lernen“.</ref>
{{S|37}} ['''U'''] Behalte [also] (im Blick) den Aufrechten (Aufrichtigkeit) und sieh auf den Integren (strebe nach/wähle Integrität),<ref>'''Textkritik''': ''Aufrechter (Aufrichtigkeit)'' + ''Integrer (Integrität)'' - Variante 1 jeweils nach MT, Tg, Syr, Variante 2 jeweils nach LXX, VUL, Hier; jeweils werden nur die selben Konsonanten unterschiedlich vokalisiert. Wählt man Variante 2, nimmt man „auf etwas schauen“ besser i.S.v. „streben nach“, oder man nimmt mit Syr ''r`h'' („sehen“) als NF von ''r´h'' („wählen“).<br />Var 2 z.B. LUT: „Bleibe fromm und halte dich recht“ (auch H-R, PAT, TUR, van Ess, ZÜR 31 [nicht mehr ZÜR 07]); Var 1 z.B. EÜ: „Achte auf den Lauteren und sieh auf den Redlichen“ (so die meisten Üss.). Schön BB: „Halte dich an den, der vorbildlich lebt! Schau auf den, der sich aufrichtig verhält!“ So schon Raschi: „Nimm den Unschuldigen genau in Blick, um von seinen Taten zu lernen“.</ref>
_Denn ein Mann des Friedens hat Zukunft (Nachkunft)
_Denn ein Mann des Friedens hat Zukunft (Nachkunft)
{{S|38}} Aber Sünder werden sämtlich ausradiert,
{{S|38}} Aber Sünder werden sämtlich ausradiert,
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{{S|39}} ['''V'''] {Aber}<ref>'''Textkritik''': MT, LXX, VUL und Tg haben oder setzen alle ein ''w-'' („aber“) zu Versbeginn voraus. Dann begänne auch dieser Vers nicht mit dem zu erwartenden Buchstaben. Hier, Syr und wenige Mss aber haben dieses ''w-'' nicht; für ursprünglich halten diese Variante z.B. auch Wellhausen 1895, BHS, Witte 2013, S. 418.</ref> Die Rettung der Gerechten [wird kommen] von JHWH,
{{S|39}} ['''V'''] {Aber}<ref>'''Textkritik''': MT, LXX, VUL und Tg haben oder setzen alle ein ''w-'' („aber“) zu Versbeginn voraus. Dann begänne auch dieser Vers nicht mit dem zu erwartenden Buchstaben. Hier, Syr und wenige Mss aber haben dieses ''w-'' nicht; für ursprünglich halten diese Variante z.B. auch Wellhausen 1895, BHS, Witte 2013, S. 418.</ref> Die Rettung der Gerechten [wird kommen] von JHWH,
_Ihrer Zuflucht zur Zeit der Bedrängnis,<ref>''Bedrängnis'' - Wortspiel: ''ṣarah'' („Bedrängnis“) klingt sehr ähnlich wie ''zera´'' („Nachkommenschaft“). Für den Frommen schimmert selbst in der Bedrängnis die heilvolle Zukunft durch.</ref>
_Ihrer Zuflucht zur Zeit der Bedrängnis,<ref>''Bedrängnis'' - Wortspiel: ''ṣarah'' („Bedrängnis“) klingt sehr ähnlich wie ''zera´'' („Nachkommenschaft“). Für den Frommen schimmert selbst in der Bedrängnis die heilvolle Zukunft durch.</ref>
{{S|40}} Und es wird helfen (hilft) ihnen JHWH und sie befreien (befreit)<ref>'''Textkritik''': MT hat 2x Wayyiqtol, was nur für Vergangenheit oder Gegenwart verwendet werden kann und schlecht mit Yiqtol im folgenden Vers zusammenstimmt, was aber auch von Syr gestützt wird. Besser vokalisiert man mit LXX, VUL, Hier und den meisten Tg-Mss beide Male als WeYiqtol; so richtig Zuber 1986.</ref> sie,
{{S|40}} Und es wird helfen (hilft) ihnen JHWH und sie befreien (befreit sie),<ref>'''Textkritik''': MT hat 2x Wayyiqtol, was nur für Vergangenheit oder Gegenwart verwendet werden kann und schlecht mit Yiqtol im folgenden Vers zusammenstimmt, was aber auch von Syr gestützt wird. Besser vokalisiert man mit LXX, VUL, Hier und den meisten Tg-Mss beide Male als WeYiqtol; so richtig Zuber 1986.</ref>  
_Er wird sie befreien von Frevlern und retten,
_Er wird sie befreien von Frevlern und retten,
Weil sie sich zu ihm geflüchtet haben.</poem>
Weil sie sich zu ihm geflüchtet haben.</poem>
{{Bemerkungen}}
{{Bemerkungen}}
Ps 37 gehört (gemeinsam mit md. [[Psalm 1 |Ps 1]]; [[Psalm 49 |49]]; [[Psalm 73 |73]]; [[Psalm 112 |112]]; [[Psalm 127 |127]]; [[Psalm 128 |128]]; [[Psalm 133 |133]]) zu den sogenannten „Weisheitspsalmen“. Die Funktion dieser Weisheitspsalmen ist ein Rätsel: Offensichtlich ist Ps 37 nicht verfasst worden, damit man ihn bete, sondern ein konkreter Gegenüber wird angesprochen, um ihn mit einer Reihe von Weisheitslehren zu ermahnen, wie sie auch im Buch der Sprichwörter stehen könnten (und zum Teil auch stehen, vgl. oben die Spr-Parallelstellen, die teilweise fast wörtlich einzelnen Zeilen des Psalms entsprechen). Warum eine solche Weisheitslehre aber im Buch der Psalmen und nicht im Buch der Sprichwörter steht, ist schwer erklärlich. Vielleicht ist er nur ins Psalmenbuch aufgenommen worden, weil man schon früh angenommen hat, sein Verfasser sei David gewesen.
Ps 37 kreist besonders um ein Sprichwort, das refrainartig in mehreren Variationen wiederholt wird:
: ''Personengruppe A wird das Land besitzen,
: ''Personengruppe B aber wird abgeschnitten werden!'' (Vv. 9.11.22.28.29.34.38)
Personengruppe A wird dabei immer wieder bezeichnet als „die Gerechten“ und außerdem wechselnd als „die auf JHWH Hoffenden“ (V. 9), „die Elenden“ (V. 11), „die Unterdrückten und Bedürftigen“ (V. 14a), „die, die rechten Wandels sind“ (V. 14b), „die Makellosen“ (V. 18), „die von Gott Gesegneten“ (V. 22), „Gottes Fromme“ (V. 28), „Männer des Friedens“ (V. 37) und wahrscheinlich als „die Aufrechten“ und „die Integren“ (V. 37), Personengruppe B immer wieder als „die Frevler“ und außerdem wechselnd als „die Bösewichter“ (Vv. 1.9), „die Übeltäter“ (V. 1), „die Intriganten“ (V. 7), „die Feinde Gottes“ (V. 20), „die von Gott Verfluchten“ (V. 22), und „die Sünder“ (V. 38).<br />
Die '''Grundannahme''' ist danach schon klar: Wer nicht gottgefällig lebt, den wird dereinst Gott töten und seine Nachkommenschaft ausrotten, wer es dagegen tut, wird dereinst „das Land besitzen“ – weil ja niemand sonst mehr übrig ist.<br />
Der größte Teil des Psalms erklärt sich schon hieraus: In '''Vv. 1-6''' wird der Angesprochene ermahnt, gottgefällig zu leben, weil Gottgefälligkeit von Gott belohnt werden wird. In '''Vv. 7-8''' wird die Mahnung noch einmal wiederholt, die Begründung aber wird in '''Vv. 9-11''' dazu entfaltet, dass Gottgefälligkeit belohnt, Übeltäterei aber bestraft wird, so dass am Ende „der Übeltäter nicht mehr da ist, die Elenden dagegen das Land besitzen“.
In '''Vv. 12-15''' wird entweder ein Beispiel für die Übeltäterei der Frevler herausgegriffen oder aber es wird nun endlich dasjenige genannt, was die Übeltäter eigentlich zu Übeltätern macht. Ersteres ist wahrscheinlicher, s. zu V. 21. Man hat aus diesen Versen ableiten wollen, die konkret gemeinte Übeltat sei Ausbeutung: offenbar würde Personengruppe A von Personengruppe B ausgebeutet – v.a., indem sie ihnen das Land rauben – und der Psalm sei also auch sozialkritisch. Aber das einzige, was das eventuell nahelegen könnte, ist die Bezeichnung „Bedürftige“ in 14c, denn was tatsächlich konkret von Personengruppe B berichtet wird, ist gerade nicht Ausbeutung, sondern ist ein Mordversuch. Und das passt zur Bezeichnung „Bedürftige“: Als solche werden im AT nämlich ''nicht'' nur sozial Schwache bezeichnet, sondern häufig „[gelten] als Symptome des ‚Armseins vor Gott‘ [...]: böse Widerfahrnisse ([[Psalm 40#s13 |Ps 40,13]]), Verachtung ([[Psalm 69#s9 |Ps 69,9]]), Verfolgung ([[Psalm 35#s1 |Ps 35,1ff.]]; [[Psalm 109#s2 |109,2ff.]]), Krankheit ([[Psalm 109#s22 |Ps 109,22ff.]]), Todesverfallenheit ([[Psalm 88#s4 |88,4ff.]]) u.a.“ (THAT I 24). Von anderen Personen bedroht zu werden, liegt genau auf dieser Linie, und dagegen, dass Personengruppe A ausgesprochen arm ist, sprechen ja explizit Vv. 21.26. Personengruppe B ist zwar offensichtlich wirklich reicher als Personengruppe A (V. 16), aber was sich aus Vv. 12-15 herauslesen lässt, ist erst mal nur: Anscheinend wird Personengruppe A von Personengruppe B bedroht, was denn auch deren Zürnen gegen diese (Vv. 1.7) und das Hoffen und Vertrauen auf JHWH (Vv. 3.5) erklärt. Und dieser, so heißt es direkt im Anschluss wird auch wirklich handeln: Nach '''Vv. 16-20''' hat Personengruppe B gar nichts von ihrem Überfluss, denn, wieder: Frevler wird Gott wie Rauch vergehen lassen, Gottgefällige und sogar auch ihre Nachkommen dagegen auf ewig bewahren.<br />In '''Vv. 21-26''' wird ein weiteres Symptom des Frevler-Seins vs. Gerecht-Seins genannt: Zum Frevler-Sein gehört auch, geliehenes Geld nicht zurückzuzahlen, zum Gerecht-sein auch, sogar mildtätig zu sein, also offenbar: Geld zu verschenken. Das ist sicher nicht das Entscheidende, das einen Frevler zum Frevler und einen Gerechten zum Gerechten macht; offenbar sollen also mit Vv. 12-14 und Vv. 21.26 je ein ''Beispiel'' für Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit genannt werden: Mildtätig zu sein einerseits und gewaltbereit zu sein andererseits. Man wähle das eine und meide das andere, denn, wieder: Die einen werden dereinst „das Land besitzen“, die anderen „abgeschnitten werden“. So war es immer und so wird es immer sein, kann der Dichter aus Erfahrung berichten (V. 25).
<small>Spätestens dieser Vers ist schwere Kost in unserer theodizee-geschulten Zeit: Es lässt sich ja leicht überprüfen, dass dem ''nicht'' so ist – dass Gerechte immer von Gott gesegnet und Ungerechte immer von Gott bestraft würden. Es lohnt sich, hier eine längere Passage von Goldingay 2006, S. 534 zu zitieren:<br />„Kommentatoren betonen häufig, dass man Ps 37 mit den weniger optimistischen Texten im Buch Ijob oder den Aussprüchen Jesu zusammenlesen müsse. Das ist ein Code für: Ps 37 ist nicht wahr. Ps 37 soll damit ins Abseits gestellt werden. Und man irrt damit darüber hinaus in mehrerlei Hinsicht: Die Perspektive des Psalms wird durch die Geschichte von Ijob zu Beginn und am Ende ja ''bestätigt'', nicht negiert, und Jesus stützt sie ebenfalls, wenn er die Menschen ermutigt: ‚Strebt zuvorderst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, und all dies – Essen, Trinken, Kleidung, ... – wird euch dann ebenfalls geschenkt werden‘ ([[Matthäus 6#s33 |Mt 6,33]]). Jesus übernimmt sogar einen der Segenssprüche in V. 11 [s. [[Matthäus 5#s5 |Mt 5,5]]...]. Psalm 37 anerkennt explizit, dass es nicht immer so geschieht – es ist ja sogar so, dass der Psalm gar nicht geschrieben werden müssen hätte, wenn dem nicht so wäre. Aber er besteht darauf, dass negative Erfahrungen den Glaubenden nicht um die Überzeugung bringen dürfen, dass Gott sich dennoch wirklich dafür engagiert, dass die moralische Ordnung der Welt ‚funktioniert‘.“<br />Psalm 37 ist dann keine theoretische Theodizee, er ist ''angewandte'' Theodizee. ''Warum'' die moralische Weltordnung nicht immer funktioniert, sagt der Psalm nicht (und sagt auch kein anderer Vers in der Bibel); aber er ermutigt angesichts dieser Problematik: Nichtsdestotrotz ''gibt'' es diese moralische Weltordnung, und es ''gibt'' das Grundprinzip, dass Gerechte gesegnet und Ungerechte bestraft werden. Sei standhaft und vertraue darauf! (Und man darf mit Kant ergänzen: Was sonst bleibt einem übrig? Ohne die Annahme, gutes Handeln werde einem auch vergolten, fehlt der Moral die entscheidende Triebfeder.)</small>
'''Vv. 27-29''' wiederholen noch einmal die Grundannahme des Psalms und erweitert sie um die Dimension der Zeit: Gerechte werden gesegnet, – und zwar für immer (27b), für immer (28c) und für ewig (29b).<br />'''Vv. 30-34''' konkretisieren diese Gerechtigkeit noch ein wenig mehr: Gerecht sein heißt, sich von der Weisheit leiten zu lassen: Weisheit im Mund, Recht auf der Zunge und Weisung Gottes im Herzen zu haben. – Gerechtigkeit ist nicht nur eine Frage des Handelns, sondern auch des Redens und Denkens: Auch dies soll gottgefällig sein; Gott wird es lohnen. Und noch ein letztes Mal wird das selbe in '''Vv. 35-40''' wiederholt: Man achte darauf, wen man sich zum Vorbild nimmt. So gewaltig ein Frevler auch scheinen mag: Allzu schnell kann er dahin sein, wie der kleine Erfahrungsbericht des Dichters in Vv. 35f. lehrt. Man halte sich daher besser Aufrechte, Gerechte und Männer des Friedens, denn solche wird Gott zur Zeit der Bedrängnis „retten, ihnen helfen und sie befreien, wenn sie sich zu ihm flüchten.“


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Version vom 17. Mai 2022, 20:26 Uhr

Syntax ungeprüft

SF in Arbeit.png
Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Psalm 37)

(kommt später)

Studienfassung (Psalm 37)

1 Von David (Für David, Aus der Davids-Sammlung)a

[A]b (Brenne=) Zürne Bösewichtern nicht (Wetteifere nicht mitc),d
([und])e Beneide Übeltäter nicht,
2 denn wie {das} Gras werden sie schnell verdorren
Und wie grünes Kraut werden sie eingehen!

3 [B] Vertraue auf JHWH und tue Gutes,
Bewohne das Land (die Erde) und weide (so wirst du weiden können) Treue