Diskussion:Psalm 1: Unterschied zwischen den Versionen

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Brainstorming von Alternativen für "Gottloser": "Gottferner (Gottloser, Verbrecher)", "Gottferner Verbrecher (Gottloser, Übeltäter)"? Vielleicht fällt mir noch was anderes ein. Das schreit nach einer Wortstudie. --[[Benutzer:Ben|Ben]] 18:58, 6. Okt. 2011 (CEST)
Brainstorming von Alternativen für "Gottloser": "Gottferner (Gottloser, Verbrecher)", "Gottferner Verbrecher (Gottloser, Übeltäter)"? Vielleicht fällt mir noch was anderes ein. Das schreit nach einer Wortstudie. --[[Benutzer:Ben|Ben]] 18:58, 6. Okt. 2011 (CEST)
==Lesefassung==
Ich habe mich mal an der Lesefassung des ersten Psalms versucht. Aber die Übertragungsweise, die ich hier verwendet habe, ist nicht ganz gebräuchlich, deswegen wollte ich meine Vorschläge hier mal zur Diskussion stellen.
Ich führe meinen Vorschlag hier "zwei-gliedrig" an:
(1)stelle ich zuoberst das vorläufige "Endprodukt" meiner Überlegungen, (2) will ich die Entscheidungen, die mich hier geleitet haben, erläutern, indem ich einige Erwägungen anführe, die mich einer bestimmten Variante hinneigen ließen, und ineins damit peu à peu die Verse übertragen.
'''Übertragung'''
1 O glücklich der, der nicht gefolgt der Frevler Rat,
der nicht betrat der Sünder Pfad,
nicht saß im Kreis der Spötter,
2 der sich vielmehr der Weisung Gottes freut
und sie bedenket Tag und Nacht.
3 Er wird sein wie ein Baum,
der nah dem Wasser wurzelt,
der Früchte bringen wird zur rechten Zeit
und dessen Blätter welken nicht.
Und was er tut, wird gut geraten.
4 Nicht so die Frevler!
Wie Spreu sind sie, die jeder Wind verweht
5 Daher der Frevler im Gerichte nicht besteht
und Sünder nicht in der Versammlung der Gerechten.
6 Gerechter Weg: von Gott umhegt,
der Frevler Weg jedoch vergeht.
'''Übertragung mit Erwägungen''':
'''Zum Gesamten Psalm''':
Der Psalter wird in der neueren Exegese ja zumeist gesehen als die "Antwort Israels auf die Tora". (Janowski: "Damit ist ein bestimmtes Gesamtverständnis des Psalters im Blick, das als Antwort Israels auf die von JHWH gegebene Tora die in ihm enthaltenen Einzeltexte und deren jeweilige Entstehungs- und Verwendungssituation übergreift. Im Durchgang durch die fünf Bücher des Psalters durchschreitet der Beter oder Leser die einzelnen Stationen der Glaubensgeschichte Israels und vollzieht sie meditierend nach als Stationen seines eigenen Lebenswegs in der Spannung zwischen erlebtem Unheil und erhofftem Heil." (Janowski: "Die Antwort Israels", in: Bibel und Kirche 1/2001, S. 4). Diese Heils- und Unheilsgeschichte setzt aber in Psalm 3 erst ein mit der Etablierung des Königtums Davids und Salomons. Die Funktionen von Psalm 1 und 2 sind in diesem Kontext daher v.a. zweierlei:
* (1) sind sie als Proömium Hinführung zum Textkomplex des Psalters, die den Rezipienten auf den Psalter einstimmen sollen,
* (2) Nehmen die beiden Psalmen Bezug auf das vor der Königtums-etablierung liegende, bzw. das Allgemeine und Übergeschichtliche dieser Heils- und Unheilsgeschichte.
Das ist auch leicht zu sehen: Psalm 1 ist die Lobpreisung "des rechten Pfades", auf dem der schreitet, der Gottes Geboten anhangt. Dieser wird gegenübergestellt einem Pfad, der der ist derjenigen, die auszeichnet, dass sie "wie Spreu sind im Wind" sind, und der also einer ist, der sich "verliert" (statt "ins Verderben führt") ("verliert" z.B. Buber, "vergeht" in der Elberfelder).
Wir wissen damit:
* Erstens: Der Psalm ist Teil einer Reaktion auf die Tora, und als erster Psalm liegt hier die Anknüpfung an Genesis nahe. Und in der Tat werden hier Genesis-motive aufgegriffen, nämlich v.a. in der Konfiguration der Gegensatzpaare von Beständigkeit des den Geboten Gott Anhangenden und Wankelmut des Sünders (z.B.: Im Anfang leben Adam und Eva an einem festen Ort, dem Paradies; aus ihrem Verstoß folgend werden sie daraus aber verstoßen (und der niemals welkende Baum am Wasser und der Mensch, dem alles, was er anpackt, (scheinbar mühelos) gelingt, verbildlicht ja auch quasi-paradiesische Zustände); das Nomadentum Israels wird häufig dargestellt als Folge auf einen Verstoß, und die Bestrafung des Ursünders Kain ist ja in der Tat die, dass er "schwank und schweif" auf der Erde umherziehen muss).
* Zweitens: Der Psalm ist Proömium zur Reaktion auf die Tora, und ist ein(e Art) Gebetsbuch. Die im Kontext eines Gebetsbuch naheliegende Reaktion auf die Tora ist natürlich das Anhangen und befolgen, und dies ist ja auch der "gute Weg", der hier zum Ausdruck kommt.
Der erste Psalm stellt also (1) der geschichtlichen Unheilserzählung des Abfalls in Genesis eine hypothetische Heilserzählung des Anhangens gegenüber und wird so (2) zur Einstimmung der richtigen Psalmenlesart: Der Psalter ist die Reaktion Israels auf die Tora, und die rechte Tora ist die Beständigkeit im Anhangen an das Gebot Gottes. Darauf muss der Psalm den Leser also einstimmen.
Ein letztes: Ich finde, man sollte ruhig soviel Respekt vor der Textgattung haben, dass man die Psalmen auch in Versen überträgt, damit zumindest optisch der Text gleich erkennbar wird als ein poetischer.
'''Vers 1 + 2'''
Psalm 1 stellt nicht wirklich zwei Wege einander gegenüber, wie häufig gesagt wird. Vielmehr stellt er eine "zweigleisige" Bestimmung des rechten Weges dar: (1) die Herleitung ex negativo und (2) die daraus folgende positive Bestimmung. Der Zeitwechsel von Vergangenheit und Gegenwart in Vers 1 und 2 macht deshalb durchaus Sinn: Der Glückliche ist der, der sich nicht hat beeinflussen lassen von Sündern und Frevlern und aus diesem Grunde jetzt Gottes Geboten anhangt. Aus diesem Grunde ist auch "folgen" die bessere Übertragungsalternative als "hören". Zudem ist in Vers 1 Sinnabschnitt 2 und 3 ein Spiel mit dem Motiv der aktiven und passiven Beeinflussung durch Sünder: Der Beeinflusste ''betrat den Weg'' (aktiv) und ''saß in ihrem Rund'' (passiv), deswegen sollte das "zusammen sitzt" schon wörtlicher übersetzt werden.
Weiterhin muss auf jeden Fall das "Wie" raus, erstens, damit der Vers strukturell besser erkennbar wird als eine Seligpreisung (eine "begründete Seligpreisung (Makarismus)", wie der Psalm im Kommentar des Stuttgarter AT genannt wird) - denn z.B. auch Jesu´ Seligpreisungen werden ja nicht mit "Wie" eingeleitet -, und zweitens, weil ein "Wie" Einsicht in die "Wie-heit" des Glückes des Gerechten impliziert. Darauf zielt aber der Vers nicht, sondern ist die Preisung der Faktizität der Glückshaftigkeit. Deswegen übersetzt Buber z.B. dies mit "O Glück", Elberfelder und EÜ lassen "Wie" oder "O" gleich ganz weg. Worüber man darüber hinaus noch nachdenken könnte, wäre die Übertragung von "Glück" mit "Heil", wie es z.B. Riessler tut - immerhin handelt es sich hier um eine hypothetische Heilsgeschichte (Bei Riessler heißt es sogar in der Tat "Heil sei dem Manne").
Also:
O glücklich der, der nicht gefolgt der Frevler Rat,
der nicht betrat der Sünder Pfad,
nicht saß im Kreis der Spötter,
der sich vielmehr der Weisung Gottes freut
und sie bedenket Tag und Nacht.
'''Vers 3:'''
Das "stehen" des Baumes drückt nicht annähernd die Festigkeit aus, die das "Gepflanzt-sein" des Baumes impliziert. Man könnte in einer kommunikativen Übertragung vielleicht sogar den Ausdruck "wurzeln" / "verwurzelt sein" bedenken.
"Richtige Zeit" ist nicht schön, gebräuchlich ist eher entweder "rechte Zeit" oder "richtiger Zeitpunkt". Da aber "Zeitpunkt" eben punktuell ist, dies aber eine allgemeine Aussage ist, neige ich der "rechten Zeit" zu.
"verwelken" schließlich ist ein "teleologischer" Ausdruck, der schon auf das Ergebnis des Welkens hinweist. "Welken" ist da besser und wohl deshalb auch die gebräuchlichere Übertragung.
Und auch hier ist die Zukunft sinnvoll; es geht hier um das Resultat des Anhangens: Die Beständigkeit und Glückseligkeit des Gelingens.
Also:
Er wird sein wie ein Baum,
der nah dem Wasser wurzelt,
der Früchte bringen wird zur rechten Zeit
und dessen Blätter welken nicht.
Und was er tut, wird gut geraten.
'''Vers 4 + 5:'''
"es wird ergehen" ist hier nicht richtig. Vers 3 ist die Beschreibung eines künftigen Zustands, Vers 4, wie er jetzt ist, würde das kontrastieren mit der Beschreibung eines Vorgangs. "Nicht so die Frevler!" ist schon gut. Und weil ich gerade oben einen Sprachrhythmus bemerke, finde ich auch Riesslers Übersetzung des zweiten Abschnittes gut: "Sie sind wie Spreu, die jeder Wind verweht" - das ist metrisch schön (ohnehin ist das ja der Hauptgrund, warum ich Riessler mag). Zudem muss es idealiter so übersetzt werden, dass das "verwehen" / "wegblasen" deutlich dem "Stehen" vor Gottes Gericht gegenübersteht - wie gesagt, Wankelmut vs. Beständigkeit.
Also:
Nicht so die Frevler!
Wie Spreu sind sie, die jeder Wind verweht
Daher der Frevler im Gerichte nicht besteht
und Sünder nicht in der Versammlung der Gerechten.
'''Vers 6'''
Der Vers ist überhaupt erst der Vers, der mich glauben gemacht hat, dass die aktuelle Übertragung nicht die Beste ist. Die Leitmotivik des ersten Psalms wird ja hier gar nicht spürbar. Weil meine Übertragung so ganz anders ist als die Studienfassung und die Lesefassung, führe ich einfach mal 4 Versionen an, aus denen meine Übertragung mehr oder weniger kombiniert ist:
* ''Buber'':
Denn ER kennt den Weg der Bewährten,
aber der Weg der Frevler verliert sich
* ''Guardini'':
Der Herr umsorgt den Gerechten,
der Weg der Gottlosen aber führt in den Untergang
* ''Elberfelder'':
Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten,
aber der Gottlosen Weg vergeht
* ''Riessler'':
Der Frommen Weg: Des Herren Sorge,
der Frevler Weg: der Untergang
Also:
Gerechter Weg: von Gott umhegt,
der Frevler Weg jedoch vergeht.

Version vom 14. Dezember 2011, 11:00 Uhr

Checkliste für die Studienfassung Erläuterung (Welche Verse durch wen?)
A. Wer hat welche Verse aus dem Urtext übersetzt? Auf welche Quelle zur Einteilung in Sinnabschnitte wurde zurückgegriffen?
Beispiel: Vers 1–12: Anton
Einteilung nach Wolter 2007, S. 145 (Anton)

B. Wer hat welche Verse noch mal am Urtext überprüft?
Beispiel: Vv. 1-3: Philipp

C. Alternativen: Häufig können Wörter in einem bestimmten Kontext mehrere denkbare Bedeutungen haben. Sind diese Übersetzungsalternativen möglichst vollständig berücksichtigt?
Beispiel: Vv. 1-17: Daniel

ja (Ben)

D. Manchmal erlauben Textüberlieferung und Satzbau mehrere Übersetzungen,a oder sie sind nicht direkt übersetzbar.b Sind solche Zweifelsfälle mit einer Fußnote dokumentiert, und steht die wahrscheinlichste Deutung im Haupttext?
Beispiel: Vv. 1-12: teilweise (Emil)

ja (Ben)

E. Ist der Studienfassungstext mit Anmerkungen und Fußnoten für die Zielgruppen verstehbar? Braucht es noch erläuternde Fußnoten/Anmerkungen?
Beispiel: V. 6: „nach dem Fleisch“ ist noch unklar (Friedrich)

F. Für jeden Sinnabschnitt: Wurden zentralen Anliegen (bzw. Gattungen) unterhalb der Studienfassung dokumentiert? (Beispiel für Länge und Stil: Markus 1#Anliegen) Falls hilfreich, können sie hier kurz zusammengefasst eintragen werden.
Beispiel: Vv. 1-13: Ja; Vv. 14-20: Vollmacht wird betont (Vera)

G. Welche wissenschaftlichen Kommentare wurden zur Kontrolle der Punkte A bis F eingesehen?
Beispiel: Vv. 13-17: Bovon 1990 (Heinrich)

Kraus, Psalmen 1-63 (BK.AT), Neukirchen-Vluyn 41972; Waltke, The Psalms as Christian Worship. A Historical Commentary, Grand Rapids 2010 (Ben)

H. Mit welchen anderen Übersetzungen wurde verglichen, um alternative Deutungen oder ggfs. Urheberrechtsprobleme zu finden?
Beispiel: Vv. 1-17: , NeÜ (Juliett)

NGÜ, Lut, REB, , NLB, NET, Waltke (Ben)

I. Wann wurden die folgenden Punkte überprüft? - Rechtschreibung; Namen (Loccumer Richtlinien, Gottesname); übrige Kriterien; Detailregelungen; Anführungszeichen; geschlechtergerechte Sprache
Beispiel: Rechtschreibung: 1.1.2015 (Philipp)

J. Welche Arbeitsschritte, Verbesserungen oder Anmerkungen fehlen noch?
Beispiel: Vv. 1-17: Anmerkung fehlt (Ludwig)

az.B. mehrdeutige Tempora oder Präpositionen, Aspekte, manche Partizipien (Zurück zu )
bz.B. Textkorruption, figurae etymologicae, Genitiv- und Dativverbindungen, historisches Präsens, Einleitungsformeln von Satzfolge (Zurück zu )

In dieser Tabelle bitte knapp den aktuellen Stand eintragen. Auf der übrigen Diskussionsseite kann bei Bedarf ausführlicher dokumentiert/diskutiert werden. Siehe auch: Qualität



Studienfassung[Bearbeiten]

Ich hab jetzt mal Zeilenumbrüche hinzugefügt, weil die in der Rohversion vorhanden waren. Allerdings habe ich nicht kontrolliert, ob das auch im Urtext zutrifft.

Insgesamt kommt mir die bisherige SF noch etwas zu Wort-für-Wort vor.--Ben 13:04, 7. Jul. 2010 (UTC)

Habe die Studienfassung jetzt für eine Predigt nochmal übersetzt. Der Vergleich mit der bisher eingestellten Fassung hat einige Flüchtigkeitsfehler ergeben. Insgesamt ist meine Übersetzung schon gründlicher, deswegen hoffe ich, dass die starken Änderungen niemandem etwas ausmachen.

Im Grunde erfüllt der Text damit die Kriterien und kann als fertig gelten. Ich lasse das aber erst noch einmal so stehen. Wenn jemand Zeit hat, kann er ja nochmal eine Rechtschreib-Korrektur machen; ansonsten mache ich das in ein paar Tagen. Dann kann die Studienfassung m.M.n. auch als fertig markiert werden. (Die Textart ergänze ich heute Abend.) --Ben 20:02, 9. Sep. 2011 (CEST)

Ich denke auch, dass der Text im Prinzip als fertig gelten kann. Vier kleine Rückfragen habe ich noch:

  • Wäre es inhaltlich weniger missverständlich, „Gottlose“ durch „Übeltäter (Gottlose)“ zu ersetzen?
  • Für die Seiten- und Spaltenangaben habe ich bisher „S.“ und „Sp.“ verwendet. Das „S.“ wegzulassen, kann durchaus sinnvoll sein. Aber ist „~“ für Spalte verständlich?
  • Welche wissenschaftlichen Ausgaben wurde zum Aufspüren möglicher Textvarianten zu Rate gezogen?
  • Zu der zitierten Literatur wären vollständige bibliographische Angaben z.B. hier auf der Diskussionsseite sinnvoll.

--Olaf 09:48, 10. Sep. 2011 (CEST)

Hi Olaf, danke für die Rückfragen.

  • Inwiefern findest du „Gottlose“ missverständlich? Aber tatsächlich habe ich das auch nur genommen, weil mir nichts Besseres eingefallen ist (Almut hatte keinen einheitlichen Begriff benutzt). Das Problem mit „Übeltäter“ ist, dass es alles und nichts heißen kann. Und es macht nicht klar, dass der „Übeltäter“ ein Krimineller vor dem Gesetz Gottes ist. Dieser Aspekt ist m.M.n. wichtiger als der des Verbrechers. Vor allem klingt „Übeltäter“ aber auch viel wertender als „Gottloser“ (in diesem Fall erhält der Begriff nur durch seine Verwendung eine negative Konnotation). Aber aus der Tatsache, dass im Psalm kein Mittelweg dargestellt wird, wird schon klar, dass hier nicht zwischen Gut und Böse nach Taten getrennt wird, sondern nach Für und Wider in der Beziehung zu Gott. Vielleicht ist am Ende die einzige adäquate Lösung wieder die Benutzung von Klammern, wie du vorgeschlagen hast. Hast du noch eine bessere Idee?
  • Ich finde es auch ziemlich sinnvoll, die Seitenangabe wegzulassen. Tatsächlich wollte ich mit dem Zirkumflex aber das Lexem markieren. Das habe ich mir aus gängigen Wörterbüchern abgeschaut. Wo der erklärte Begriff da in einer Definition noch einmal erwähnt wird, steht immer nur ein Zirkumflex - so lässt sich Platz sparen. Die Zahlen markierten dann den Absatz. Hast du eine bessere Idee? Es hat für mich nicht viel Sinn, jedes Mal noch מִּשְׁפָּט zu ergänzen, aber wenn der Zirkumflex nicht klar ist...
  • Wegen Textvarianten habe ich mal kurz die Besprechung bei Kraus angekuckt und den BHS-Apparat flüchtig nach etwas Wichtigem überflogen (bin darin noch nicht ganz zuhause). Es scheint keine wichtigen Varianten zu geben; auch Kraus, der sonst gerne einmal etwas metri causa ändert (z.B. in Ps 67), hat sich diesmal explizit dagegen entschieden.
  • Ich bin da gerade nicht so drin in unserer Regelung - sollten bei den Kommentaren in der Checkliste vollständige Angaben gemacht werden? Ansonsten hast du natürlich völlig recht. Problem mit bibliographischen Angaben: Wir haben uns immer noch nicht auf eine Syntax geeinigt. Außerdem haben wir noch keine Bibliographie-Seite. Die Wörterbücher könnte man allerdings alle noch in der Literaturliste eintragen (so ist sie ja angelegt). Übrigens, was hältst du von der Idee, auch die Abkürzungen gängiger Wörterbücher mit einem Tooltip zu versehen? (Dann müsste man natürlich offizielle Abkürzungen, etwa nach TRE verwenden.)

Danke nochmal für die Rückmeldung, --Ben 10:42, 10. Sep. 2011 (CEST)

Noch eins: In V. 1 hast du den Hinweis auf das Generische Maskulinum ergänzt. Ich weiß nicht, ob das hier wirklich eines ist. Vielleicht will ich auch nur zu sehr differenzieren. Ein generisches Maskulinum kann beide Bedeutungen haben, benutzt aber die männliche Form. Aber hier steht explizit die männliche Form, gewissermaßen typisiert (weshalb auch eine neutrale Formulierung gewählt wurde). Aber das heißt nicht, dass man dieses Maskulinum auch als "Wie glücklich ist die Frau" lesen kann - es heißt nur, dass der Mann als Typos des Menschen benutzt wurde und Frauen deshalb ganz sicher nicht ausgeschlossen sind. Was sind deine Gedanken dazu? --Ben 13:20, 10. Sep. 2011 (CEST)

Hier habe ich definitiv zu verschraubt gedacht. Bei Waltke habe ich jetzt eine entsprechende, lange Fußnote gefunden (Nachweis in Fußnote nun ergänzt), die beweist, dass du mit der Fußnote natürlich recht hattest. --Ben 23:09, 3. Nov. 2011 (CET)

So, zu den Kommentaren sind die Angaben jetzt vollständig (zumindest nach dem noch etwas kompakteren Schema, das ich auf Diskussion:Bibliographie vorgeschlagen hatte). Gelten die Angaben als vollständig, wenn ich die Lexika noch in der Literaturliste ergänze? Wenn du mir noch die übrigen Fragen beantwortest, kann der Psalm dann fertig sein.

Liebe Grüße, --Ben 18:53, 6. Okt. 2011 (CEST)

Da Olaf momentan sehr eingebunden ist und es sich bei den bisher noch offenen Punkten um Detailfragen handelt, markiere ich den Psalm jetzt als fertige Studienfassung. Evtl. noch notwendige Optimierungen sind damit weiter möglich, doch die Übersetzung als Ganzes kann sicherlich schon als zuverlässig gelten. Ich glaube, damit wird jeder einverstanden sein. --Ben 23:09, 3. Nov. 2011 (CET)

Brainstorming von Alternativen für "Gottloser": "Gottferner (Gottloser, Verbrecher)", "Gottferner Verbrecher (Gottloser, Übeltäter)"? Vielleicht fällt mir noch was anderes ein. Das schreit nach einer Wortstudie. --Ben 18:58, 6. Okt. 2011 (CEST)

Lesefassung[Bearbeiten]

Ich habe mich mal an der Lesefassung des ersten Psalms versucht. Aber die Übertragungsweise, die ich hier verwendet habe, ist nicht ganz gebräuchlich, deswegen wollte ich meine Vorschläge hier mal zur Diskussion stellen. Ich führe meinen Vorschlag hier "zwei-gliedrig" an:

(1)stelle ich zuoberst das vorläufige "Endprodukt" meiner Überlegungen, (2) will ich die Entscheidungen, die mich hier geleitet haben, erläutern, indem ich einige Erwägungen anführe, die mich einer bestimmten Variante hinneigen ließen, und ineins damit peu à peu die Verse übertragen.

Übertragung

1 O glücklich der, der nicht gefolgt der Frevler Rat,

der nicht betrat der Sünder Pfad,

nicht saß im Kreis der Spötter,

2 der sich vielmehr der Weisung Gottes freut

und sie bedenket Tag und Nacht.

3 Er wird sein wie ein Baum,

der nah dem Wasser wurzelt,

der Früchte bringen wird zur rechten Zeit

und dessen Blätter welken nicht.

Und was er tut, wird gut geraten.

4 Nicht so die Frevler!

Wie Spreu sind sie, die jeder Wind verweht

5 Daher der Frevler im Gerichte nicht besteht

und Sünder nicht in der Versammlung der Gerechten.

6 Gerechter Weg: von Gott umhegt,

der Frevler Weg jedoch vergeht.


Übertragung mit Erwägungen:

Zum Gesamten Psalm:

Der Psalter wird in der neueren Exegese ja zumeist gesehen als die "Antwort Israels auf die Tora". (Janowski: "Damit ist ein bestimmtes Gesamtverständnis des Psalters im Blick, das als Antwort Israels auf die von JHWH gegebene Tora die in ihm enthaltenen Einzeltexte und deren jeweilige Entstehungs- und Verwendungssituation übergreift. Im Durchgang durch die fünf Bücher des Psalters durchschreitet der Beter oder Leser die einzelnen Stationen der Glaubensgeschichte Israels und vollzieht sie meditierend nach als Stationen seines eigenen Lebenswegs in der Spannung zwischen erlebtem Unheil und erhofftem Heil." (Janowski: "Die Antwort Israels", in: Bibel und Kirche 1/2001, S. 4). Diese Heils- und Unheilsgeschichte setzt aber in Psalm 3 erst ein mit der Etablierung des Königtums Davids und Salomons. Die Funktionen von Psalm 1 und 2 sind in diesem Kontext daher v.a. zweierlei:

  • (1) sind sie als Proömium Hinführung zum Textkomplex des Psalters, die den Rezipienten auf den Psalter einstimmen sollen,
  • (2) Nehmen die beiden Psalmen Bezug auf das vor der Königtums-etablierung liegende, bzw. das Allgemeine und Übergeschichtliche dieser Heils- und Unheilsgeschichte.

Das ist auch leicht zu sehen: Psalm 1 ist die Lobpreisung "des rechten Pfades", auf dem der schreitet, der Gottes Geboten anhangt. Dieser wird gegenübergestellt einem Pfad, der der ist derjenigen, die auszeichnet, dass sie "wie Spreu sind im Wind" sind, und der also einer ist, der sich "verliert" (statt "ins Verderben führt") ("verliert" z.B. Buber, "vergeht" in der Elberfelder). Wir wissen damit:

  • Erstens: Der Psalm ist Teil einer Reaktion auf die Tora, und als erster Psalm liegt hier die Anknüpfung an Genesis nahe. Und in der Tat werden hier Genesis-motive aufgegriffen, nämlich v.a. in der Konfiguration der Gegensatzpaare von Beständigkeit des den Geboten Gott Anhangenden und Wankelmut des Sünders (z.B.: Im Anfang leben Adam und Eva an einem festen Ort, dem Paradies; aus ihrem Verstoß folgend werden sie daraus aber verstoßen (und der niemals welkende Baum am Wasser und der Mensch, dem alles, was er anpackt, (scheinbar mühelos) gelingt, verbildlicht ja auch quasi-paradiesische Zustände); das Nomadentum Israels wird häufig dargestellt als Folge auf einen Verstoß, und die Bestrafung des Ursünders Kain ist ja in der Tat die, dass er "schwank und schweif" auf der Erde umherziehen muss).
  • Zweitens: Der Psalm ist Proömium zur Reaktion auf die Tora, und ist ein(e Art) Gebetsbuch. Die im Kontext eines Gebetsbuch naheliegende Reaktion auf die Tora ist natürlich das Anhangen und befolgen, und dies ist ja auch der "gute Weg", der hier zum Ausdruck kommt.

Der erste Psalm stellt also (1) der geschichtlichen Unheilserzählung des Abfalls in Genesis eine hypothetische Heilserzählung des Anhangens gegenüber und wird so (2) zur Einstimmung der richtigen Psalmenlesart: Der Psalter ist die Reaktion Israels auf die Tora, und die rechte Tora ist die Beständigkeit im Anhangen an das Gebot Gottes. Darauf muss der Psalm den Leser also einstimmen.

Ein letztes: Ich finde, man sollte ruhig soviel Respekt vor der Textgattung haben, dass man die Psalmen auch in Versen überträgt, damit zumindest optisch der Text gleich erkennbar wird als ein poetischer.

Vers 1 + 2 Psalm 1 stellt nicht wirklich zwei Wege einander gegenüber, wie häufig gesagt wird. Vielmehr stellt er eine "zweigleisige" Bestimmung des rechten Weges dar: (1) die Herleitung ex negativo und (2) die daraus folgende positive Bestimmung. Der Zeitwechsel von Vergangenheit und Gegenwart in Vers 1 und 2 macht deshalb durchaus Sinn: Der Glückliche ist der, der sich nicht hat beeinflussen lassen von Sündern und Frevlern und aus diesem Grunde jetzt Gottes Geboten anhangt. Aus diesem Grunde ist auch "folgen" die bessere Übertragungsalternative als "hören". Zudem ist in Vers 1 Sinnabschnitt 2 und 3 ein Spiel mit dem Motiv der aktiven und passiven Beeinflussung durch Sünder: Der Beeinflusste betrat den Weg (aktiv) und saß in ihrem Rund (passiv), deswegen sollte das "zusammen sitzt" schon wörtlicher übersetzt werden.

Weiterhin muss auf jeden Fall das "Wie" raus, erstens, damit der Vers strukturell besser erkennbar wird als eine Seligpreisung (eine "begründete Seligpreisung (Makarismus)", wie der Psalm im Kommentar des Stuttgarter AT genannt wird) - denn z.B. auch Jesu´ Seligpreisungen werden ja nicht mit "Wie" eingeleitet -, und zweitens, weil ein "Wie" Einsicht in die "Wie-heit" des Glückes des Gerechten impliziert. Darauf zielt aber der Vers nicht, sondern ist die Preisung der Faktizität der Glückshaftigkeit. Deswegen übersetzt Buber z.B. dies mit "O Glück", Elberfelder und lassen "Wie" oder "O" gleich ganz weg. Worüber man darüber hinaus noch nachdenken könnte, wäre die Übertragung von "Glück" mit "Heil", wie es z.B. Riessler tut - immerhin handelt es sich hier um eine hypothetische Heilsgeschichte (Bei Riessler heißt es sogar in der Tat "Heil sei dem Manne"). Also:

O glücklich der, der nicht gefolgt der Frevler Rat,

der nicht betrat der Sünder Pfad,

nicht saß im Kreis der Spötter,

der sich vielmehr der Weisung Gottes freut

und sie bedenket Tag und Nacht.

Vers 3: Das "stehen" des Baumes drückt nicht annähernd die Festigkeit aus, die das "Gepflanzt-sein" des Baumes impliziert. Man könnte in einer kommunikativen Übertragung vielleicht sogar den Ausdruck "wurzeln" / "verwurzelt sein" bedenken.

"Richtige Zeit" ist nicht schön, gebräuchlich ist eher entweder "rechte Zeit" oder "richtiger Zeitpunkt". Da aber "Zeitpunkt" eben punktuell ist, dies aber eine allgemeine Aussage ist, neige ich der "rechten Zeit" zu.

"verwelken" schließlich ist ein "teleologischer" Ausdruck, der schon auf das Ergebnis des Welkens hinweist. "Welken" ist da besser und wohl deshalb auch die gebräuchlichere Übertragung.

Und auch hier ist die Zukunft sinnvoll; es geht hier um das Resultat des Anhangens: Die Beständigkeit und Glückseligkeit des Gelingens. Also:

Er wird sein wie ein Baum,

der nah dem Wasser wurzelt,

der Früchte bringen wird zur rechten Zeit

und dessen Blätter welken nicht.

Und was er tut, wird gut geraten.

Vers 4 + 5: "es wird ergehen" ist hier nicht richtig. Vers 3 ist die Beschreibung eines künftigen Zustands, Vers 4, wie er jetzt ist, würde das kontrastieren mit der Beschreibung eines Vorgangs. "Nicht so die Frevler!" ist schon gut. Und weil ich gerade oben einen Sprachrhythmus bemerke, finde ich auch Riesslers Übersetzung des zweiten Abschnittes gut: "Sie sind wie Spreu, die jeder Wind verweht" - das ist metrisch schön (ohnehin ist das ja der Hauptgrund, warum ich Riessler mag). Zudem muss es idealiter so übersetzt werden, dass das "verwehen" / "wegblasen" deutlich dem "Stehen" vor Gottes Gericht gegenübersteht - wie gesagt, Wankelmut vs. Beständigkeit. Also:

Nicht so die Frevler!

Wie Spreu sind sie, die jeder Wind verweht

Daher der Frevler im Gerichte nicht besteht

und Sünder nicht in der Versammlung der Gerechten.

Vers 6 Der Vers ist überhaupt erst der Vers, der mich glauben gemacht hat, dass die aktuelle Übertragung nicht die Beste ist. Die Leitmotivik des ersten Psalms wird ja hier gar nicht spürbar. Weil meine Übertragung so ganz anders ist als die Studienfassung und die Lesefassung, führe ich einfach mal 4 Versionen an, aus denen meine Übertragung mehr oder weniger kombiniert ist:

  • Buber:

Denn ER kennt den Weg der Bewährten,

aber der Weg der Frevler verliert sich

  • Guardini:

Der Herr umsorgt den Gerechten,

der Weg der Gottlosen aber führt in den Untergang

  • Elberfelder:

Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten,

aber der Gottlosen Weg vergeht

  • Riessler:

Der Frommen Weg: Des Herren Sorge,

der Frevler Weg: der Untergang

Also:

Gerechter Weg: von Gott umhegt,

der Frevler Weg jedoch vergeht.