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Bei der Textkritik geht es darum, die Überlieferung der uns erhaltenen Handschriften des Alten und Neuen Testaments nachzuvollziehen. Ihr Ziel ist es, anhand bestimmter Regeln die wahrscheinlichste Textgestalt desjenigen Textes zu erhalten, der am Anfang der Überlieferung stand. Diese Aufgabe ist für das Neue Testament herausfordernder als für das Alte, für das wir auf die Jahrhunderte alte Tradition des masoretischen Textes zurückgreifen können. Die Textkritik beschränkt sich hier auf vergleichsweise wenige unklare Stellen. Der Text des Neuen Testaments dagegen ist schwieriger zu rekonstruieren. Zwar ist das Neue Testament mit über 5500 bekannten Einzelhandschriften so gut überliefert, wie kein anderer Text der Antike. Aber die Manuskripte liefern kein einheitliches Bild, sondern verteilen sich auf drei wichtige Texttypen, die sich jeweils in einigen hundert Details von einander unterscheiden. Bei einem Großteil der Unterschiede handelt es sich um offensichtliche Abschreibfehler oder unbedeutende Wortvariationen, die keinen Einfluss auf den Sinn des Textes haben. Doch in den übrigen Fällen muss genau abgewogen werden, welche internen und welche externen Argumente für die jeweilige Lesart sprechen, um die richtige Entscheidung zu treffen.
Grundsätze der Textkritik[Bearbeiten]
- Externe und interne Kriterien
- Bewertung und Gewicht der externen Evidenz
- Bewertung und Gewicht der internen Evidenz
Textkritik des Alten Testaments[Bearbeiten]
Die Überlieferung des Alten Testaments[Bearbeiten]
Der masoretische Text[Bearbeiten]
Die Überlieferung des Alten Testaments wurde schon im frühen Mittelalter systematisiert. Die so genannten Masoreten, berühmte jüdische Schreiberfamilien, überlieferten den nach ihnen benannten „Masoretischen Text“ der hebräischen Bibel über Jahrhunderte hinweg sorgfältig und zuverlässig weiter.
Die ältesten masoretischen Textzeugen stammen aus dem 9. Jh. Wohl seit dem 1. Jh. n. Chr. besteht der Text in dieser Form.
Die Schriftrollen vom Toten Meer[Bearbeiten]
Die Septuaginta[Bearbeiten]
- S.a. den Artikel Septuaginta.
[Einleitendes]
Die größte Herausforderung bei der LXX als textkritischem Zeugen ist es, dass sie selbst erst textkritisch erschlossen werden muss. Wegen einer variantenreichen und zersplitterten Überlieferung〈a〉 ist die textkritische Bearbeitung der Septuaginta das im Vergleich mit allen anderen antiken Texten wohl schwierigste Unterfangen.〈b〉 Für die Textkritik der LXX – als Übersetzung ist sie eine unselbständige Schrift – gelten zudem teils andere Grundsätze als für das hebräische AT und das NT. Beispielsweise ist in den meisten Büchern eine stilistisch freiere Lesart i.d.R. die ursprüngliche, weil spätere Angleichungen an den hebräischen Text wahrscheinlicher sind als weitere Abweichungen.〈c〉 Außerdem sind Konjekturen in der LXX wahrscheinlicher als sonst bei der biblischen Textkritik.〈d〉
Wie sich hier zeigt, kann diese Aufgabe ohne geeignetes Fachwissen oder exegetische Hilfsmittel kaum in Angriff genommen werden. Exegetische Hilfsmittel (Wörterbücher, Kommentare) sind jedoch nur begrenzt vorhanden, deshalb ist es bei der Textkritik des Alten Testaments angemessen, sich auf eine kritische Edition als repräsentativen Zeugen für die LXX zu stützen.
Die eklektische editio critica minor von Rahlfs/Hanhart ist nur an manchen Stellen bedenkenlos verwendbar, etwa im Pentateuch.〈e〉 Den Vorzug sollte in jedem Fall die umfassende Göttinger Septuaginta erhalten. Es ist angeraten, bei der textkritischen Argumentation mit der LXX die verwendete Ausgabe anzugeben.
Als besondere textgeschichtliche und -kritische Herausforderung gilt für die Septuaginta die unsichere oder vom MT sehr unterschiedliche Bezeugung von Büchern wie Jesaja, Könige, Ester oder Jeremia.
Weitere Übersetzungen[Bearbeiten]
Peschitta...
Vorgehensweise[Bearbeiten]
In der Textkritik gelten die masoretischen Zeugen heute weitgehend als autoritativ.〈f〉 Wegen der vergleichsweise schlechten Aussichten auf ältere Quellen und der Dominanz des MT einerseits, sowie der sehr guten, hochwertigen Überlieferung der masoretischen Tradition andererseits, beruhen moderne Editionen des hebräischen Texts auf einzelnen Manuskripten wie dem Codex Leningradensis (so BHS/BHQ) oder dem Aleppo-Codex (so HUBP). Das nennt man eine „diplomatische Edition“.〈g〉
Für die textkritische Praxis heißt das, dass die externe Evidenz eine sehr dominante Rolle spielt: Der masoretische Text gilt als zuverlässig, wenn es nicht absolut zwingende Argumente für eine linguistische oder inhaltliche Verderbnis gibt.〈h〉
Bibliographie[Bearbeiten]
- Fischer, Alexander A./Würthwein, Ernst, Der Text des Alten Testaments. Neubearbeitung der Einführung in die Biblia Hebraica von Ernst Würthwein, Stuttgart (?) 2009 engl. Übersetzung von 51988
- Tov, Emmanuel, Textual Criticism of the Hebrew Bible, Minneapolis 22001
- Schenker, Adrian, Textkritik der Bibel: I. Altes Testament, in: RGG4 Bd. 8, Tübingen 2005, 200f.
Weiterführende Links[Bearbeiten]
Textkritik des Neuen Testaments[Bearbeiten]
Die Überlieferung des Neuen Testaments[Bearbeiten]
[...]
Der alexandrinische Texttyp gilt als der zuverlässigste und hat die ältesten Zeugen. Der westliche Texttyp ist vermutlich genauso alt, aber es sind weniger Zeugen erhalten. Handschriften mit dem westlichen Text unterscheiden sich zudem untereinander deutlich mehr als die Handschriften der anderen Familien. Der westliche Text gilt als Zeuge einer alten, aber unzuverlässigen Tradition, die nur in wenigen Fällen eine vermutlich ursprüngliche Lesart enthält. Die überwiegende Mehrzahl der erhaltenen Handschriften folgt der eklektischen byzantinischen Tradition. Sie sind meist spät und enthalten einen harmonisierten Text, in dem in einer langen Überlieferung stilistische Unregelmäßigkeiten oder Schreibfehler systematisch ausgebessert wurden. Deshalb halten die meisten Textkritiker die byzantinische Tradition ebenfalls für der alexandrinischen unterlegen.
Vorgehensweise[Bearbeiten]
[...]
- Fragen: „Can this variant account for the rise of all the others in a variation unit? Does this variant conform to the writer's literary style, vocabulary, or theology? Is this variant harder than others, that is, rougher, less elegant, or less clear (though still making sense)? If the answer in these cases is yes, the variant more probably should be accorded priority. Does a variant conform to/harmonize with a parallel passage (e.g. in another gospel), an Old Testament passage, liturgical forms of usage, or some extraneous item in the context? Does a variant show the influence of ideas from the later history or theology of the church? In these instances, if the answer is affirmative, the variant is more likely to be considered secondary or derivative. Also, can a variant be readily or plausibly explained as one of the usual, unintentional scribal errors?“〈i〉
Bibliographie[Bearbeiten]
- Aland, Kurt & Barbara, Der Text des Neuen Testaments. Einführung in die wissenschaftlichen Ausgaben sowie in Theorie und Praxis der modernen Textkritik, 1982 englische Übersetzung der 2. Aufl.
- Metzger, Bruce M./Ehrman, Bart D., The Text of the New Testament: Its Transmission, Corruption, and Restoration, New York 42005
- Comfort, Philip, Encountering the Manuscripts: An Introduction to New Testament Paleography & Textual Criticism, Nashville 2005
- Aland, Barbara, Textkritik der Bibel: II. Neues Testament, in: RGG4 Bd. 8, Tübingen 2005, 201-207
Weiterführende Links[Bearbeiten]
Anmerkungen[Bearbeiten]
a | Nach einem Zitat bei Silva, Biblical Words and their Meaning 21994, 70 enthält gerade einmal 1% der erhaltenen 1200 ältesten Handschriften eine Mehrheit der biblischen Bücher. (Zurück zu ) |
b | Silva 21994, 69. (Zurück zu ) |
c | Im Gegensatz zu unabhängigen Schriften wie den Büchern des NT, wo die stilistisch schönere Stelle als Harmonisierung gilt; s. weiter unten. (Zurück zu ) |
d | Silva 21994, 71. (Zurück zu ) |
e | Silva 21994, 70. (Zurück zu ) |
f | Noch Mitte des 20. Jh. gingen Kommentatoren bei schwierigen Stellen sehr schnell von Überlieferungsfehlern aus und schlugen teils ausgiebige Harmonisierungen vor. Die so rekonstruierte ursprüngliche Textgestalt stand dann jedoch ohne textliche Bezeugung da (Konjektur). Da mit solchen Methoden keine objektiv haltbaren Ergebnisse erzielt werden können, ist man mit solchen Vorschlägen in den letzten Jahren deutlich vorsichtiger geworden. (Zurück zu ) |
g | Norton, Gerald J., Ancient Versions and Textual Transmission of the Old Testament, in: Oxford Handbook of Biblical Studies, Oxford 2008, 213. Kritische Editionen des NT sind wegen der besseren und vielschichtigeren Überlieferungen dagegen grundsätzlich eklektisch (so NA27/UBS4, SBLGNT, Robinson/Pierpoint). (Zurück zu ) |
h | Tov 2001, 299. (Zurück zu ) |
i | Epp, Eldon J., Issues in New Testament Textual Criticism, in: Rethinking NT TC, 25. (Zurück zu ) |