(Übersetzung Verse 12 und 13) |
(Übersetzung de Verse 12-17 = Predigttext Reihe II des 3. Sonntags nach Trinitatis) |
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{{S|13}} der<ref>[[Ptz. coni.]], relativisch aufgelöst. Das Partizip bezieht sich zurück auf das με in Vers 12. Grammatikalisch richtig müsste es με … τὸν πρότερον ὄντα βλάσφημιον heißen: „mich …, der ich früher ein Lästerer war“, BDR § 413, Anm. 10.</ref> ich früher ein Lästerer und Verfolger<ref>Die beiden Begriffe stammen aus der Terminologie der Lasterkataloge: Paulus soll als Typus des gottlosen Menschen schlechthin dargestellt werden, Roloff, EKK XV, S. 93.</ref> und Frevler (Gewaltmensch) war, aber mir widerfuhr Erbarmung<ref>Vgl. EG 355.</ref> (ich fand Erbarmen), weil ich unwissend<ref>Unwissenheit ist ein Charakteristikum der Heidenwelt, vgl. aber Röm 1,18ff.</ref> handelte in Unglauben<ref>Paulus „hätte sein früheres Verhalten niemals als ‘Unglaube’ beschreiben können"; er selbst stellt seine Lebenswende „als Widerlegung einer in sich makellosen pharisäischen Gesetzesfrömmigkeit“ dar. Für die Pastoralbriefe dagegen „ist ‘Glaube’ übergreifende Kennzeichnung christlicher und damit wahrhaft religiöser Lebenshaltung“. Der „Unglaube“ des Paulus besagt also, dass er dem „falschen“ Glauben anhing (Roloff, EKK XV, S. 93).</ref> (Ungehorsam). | {{S|13}} der<ref>[[Ptz. coni.]], relativisch aufgelöst. Das Partizip bezieht sich zurück auf das με in Vers 12. Grammatikalisch richtig müsste es με … τὸν πρότερον ὄντα βλάσφημιον heißen: „mich …, der ich früher ein Lästerer war“, BDR § 413, Anm. 10.</ref> ich früher ein Lästerer und Verfolger<ref>Die beiden Begriffe stammen aus der Terminologie der Lasterkataloge: Paulus soll als Typus des gottlosen Menschen schlechthin dargestellt werden, Roloff, EKK XV, S. 93.</ref> und Frevler (Gewaltmensch) war, aber mir widerfuhr Erbarmung<ref>Vgl. EG 355.</ref> (ich fand Erbarmen), weil ich unwissend<ref>Unwissenheit ist ein Charakteristikum der Heidenwelt, vgl. aber Röm 1,18ff.</ref> handelte in Unglauben<ref>Paulus „hätte sein früheres Verhalten niemals als ‘Unglaube’ beschreiben können"; er selbst stellt seine Lebenswende „als Widerlegung einer in sich makellosen pharisäischen Gesetzesfrömmigkeit“ dar. Für die Pastoralbriefe dagegen „ist ‘Glaube’ übergreifende Kennzeichnung christlicher und damit wahrhaft religiöser Lebenshaltung“. Der „Unglaube“ des Paulus besagt also, dass er dem „falschen“ Glauben anhing (Roloff, EKK XV, S. 93).</ref> (Ungehorsam). | ||
− | {{S|14}} | + | {{S|14}} Aber die Gnade unseres Herrn war überreich vorhanden<ref>Bei einem Gefäß bedeutet das Verb ‘überfließen‘ oder ‘überlaufen.</ref> mit Glaube und Liebe<ref>Glaube und Liebe sind Wirkungen der Gnade, also Charismen, vgl. Roloff, EKK XV, S. 95.</ref> in Christus Jesus. |
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Version vom 7. Juni 2016, 17:48 Uhr
Lesefassung (1 Timotheus 1)
(kommt später)Studienfassung (1 Timotheus 1)
12 Ich danke〈a〉 Christus Jesus, unserem Herrn, der〈b〉 mich fähig (stark) gemacht hat, dass er mich für zuverlässig (treu) hielt und〈c〉 mich zum [Apostel]Amt (Dienst) bestimmte,
13 der〈d〉 ich früher ein Lästerer und Verfolger〈e〉 und Frevler (Gewaltmensch) war, aber mir widerfuhr Erbarmung〈f〉 (ich fand Erbarmen), weil ich unwissend〈g〉 handelte in Unglauben〈h〉 (Ungehorsam).
14 Aber die Gnade unseres Herrn war überreich vorhanden〈i〉 mit Glaube und Liebe〈j〉 in Christus Jesus.
15 Verlässlich (zuverlässig, glaubwürdig) ist die Sentenz (Maxime, Redewendung, Aussage)〈k〉, und verdient allen Beifall:〈l〉 „Christus Jesus kam in die Welt, die Sünder zu retten“, von denen ich der erste bin.
16 Aber dazu (darum) fand ich Erbarmen, damit Christus Jesus an mir als erstem die ganze Langmut (Geduld) aufzeigte als Urbild〈m〉 derer, die〈n〉 an ihn glauben werden zum ewigen Leben.
17 Ihm aber, dem (König der Ewigkeiten =) dem ewigen König, dem unvergänglichen, unsichtbaren, einzigen Gott, sei Ehre und Ruhm (Herrlichkeit) von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen.
Anmerkungen
a | Latinismus, lat. gratiam habeo. (Zurück zu v.12) |
b | Ptz. coni., relativisch aufgelöst. Während das Partizip in Phil 4,13 (der Vorlage?) im Präsens steht, weil dort an die immer wieder neu geschenkte Befähigung zu Askese und Bewährung gedacht ist, steht es hier im Aorist, weil an das einmalige Handeln des Erhöhten an Paulus vor Damaskus gedacht ist (Roloff, EKK XV, S. 92). (Zurück zu v.12) |
c | Ptz. coni., beiordnend aufgelöst. (Zurück zu v.12) |
d | Ptz. coni., relativisch aufgelöst. Das Partizip bezieht sich zurück auf das με in Vers 12. Grammatikalisch richtig müsste es με … τὸν πρότερον ὄντα βλάσφημιον heißen: „mich …, der ich früher ein Lästerer war“, BDR § 413, Anm. 10. (Zurück zu v.13) |
e | Die beiden Begriffe stammen aus der Terminologie der Lasterkataloge: Paulus soll als Typus des gottlosen Menschen schlechthin dargestellt werden, Roloff, EKK XV, S. 93. (Zurück zu v.13) |
f | Vgl. EG 355. (Zurück zu v.13) |
g | Unwissenheit ist ein Charakteristikum der Heidenwelt, vgl. aber Röm 1,18ff. (Zurück zu v.13) |
h | Paulus „hätte sein früheres Verhalten niemals als ‘Unglaube’ beschreiben können"; er selbst stellt seine Lebenswende „als Widerlegung einer in sich makellosen pharisäischen Gesetzesfrömmigkeit“ dar. Für die Pastoralbriefe dagegen „ist ‘Glaube’ übergreifende Kennzeichnung christlicher und damit wahrhaft religiöser Lebenshaltung“. Der „Unglaube“ des Paulus besagt also, dass er dem „falschen“ Glauben anhing (Roloff, EKK XV, S. 93). (Zurück zu v.13) |
i | Bei einem Gefäß bedeutet das Verb ‘überfließen‘ oder ‘überlaufen. (Zurück zu v.14) |
j | Glaube und Liebe sind Wirkungen der Gnade, also Charismen, vgl. Roloff, EKK XV, S. 95. (Zurück zu v.14) |
k | Diese Formel wurde von Theologen eingehend untersucht, weil sie sich an fünf Stellen in den Pastoralbriefen findet (1Tim 1,15; 3,1; 4,9; 2Tim 2,11; Tit 3,8). Man kann sie als Beteurungs- oder Bekräftigungsformel bezeichnen. „Die Formel verweist auf in der Tradition verwurzelte Aussagen …, die sich als Grundlage gemeinschaftlichen Glaubens und Handelns der Christen bewährt haben“. Sie erscheint „durchweg an Stellen, wo thematische Übergänge vorliegen oder - wie an unserer Stelle - neue Gedanken einzuführen sind“ (Roloff, EKK XV, S. 90). (Zurück zu v.15) |
l | Ich fasse das ὅτι („dass“) als ὅτι citativum auf, das eine wörtliche Rede oder ein Zitat einleitet. (Zurück zu v.15) |
m | ὑπότυπος ist die Skizze, das Muster, mehr als das stark aufs Moralische eingeengte „Vorbild“, Roloff, EKK XV, S. 97. (Zurück zu v.16) |
n | Ptz. coni., relativisch aufgelöst. (Zurück zu v.16) |