Syntax ungeprüft
Lesefassung (Jakobus 3)
Anmerkungen
Studienfassung (Jakobus 3)
1 Nicht viele [von euch sollen] Lehrer werden,〈a〉 meine Geschwister, denn ihr wisst,〈b〉 dass wir [Lehrer] ein strengeres Urteil empfangen werden. 2 Denn wir alle straucheln (stoßen an)〈c〉 vielfach (in vieler Hinsicht). Wenn jemand beim Reden〈d〉 nicht strauchelt, [ist] er ein vollkommener (reifer, erwachsener) Mensch〈e〉, fähig auch den ganzen Körper zu zügeln (in Zaum zu halten).〈f〉 3 {aber} Wenn wir den Pferden〈g〉 das Zaumzeug ins Maul〈h〉 legen, damit sie uns gehorchen,〈i〉 dann〈j〉 lenken wir ihren ganzen Körper.〈k〉 4 Seht (Siehe) auch die Schiffe, obwohl sie so groß sind und von rauen Winden getrieben werden,〈l〉 werden sie von einem winzigen〈m〉 Steuerruder gelenkt, wohin die Absicht (Drang, Eifer, Trachten)〈n〉 des Steuermanns wünscht, 5 so ist auch die Zunge ein kleines Glied und prahlt [doch mit] großen [Dingen]. Seht (Siehe), welch kleines Feuer welch großen Wald (Holz) anzündet! 6 Auch die Zunge [ist] ein Feuer: [Als] die Welt des Unrechts〈o〉 steht〈p〉 die Zunge unter unseren Gliedern da;〈q〉 sie, die den ganzen Körper beschmutzt und das Rad〈r〉 des Werdens〈s〉 in Brand setzt,〈t〉 wird [selbst] von der Hölle〈u〉 in Brand gesetzt.〈v〉
Anmerkungen
a | In der deutschen Übersetzung ist es schwierig, die beiden Teile des Imperativs, „nicht viele [von euch]“ („[von euch]“ impliziert durch die Form des Verbs) und „werdet Lehrer“ zusammenzubringen. Die eheste wörtliche Entsprechung wäre „Nicht viele [von euch] werdet Lehrer[!]“. Als die nächstliegende Auflösung erschien die Umwandlung in einen indirekten Befehl. (Zurück zum Text: a) |
b | Kausal aufgelöstes attributives Ptz. Hier bieten sich wohl keine alternativen Sinnrichtungen zur Auflösung an. (Zurück zum Text: b) |
c | Im geistlichen Sinn auch als „fehlen“, „sündigen“. Vorgeschlagene Bedeutung hier: „wir alle begehen viele Sünden“ (B/A, NSS). (Zurück zum Text: c) |
d | Wörtlich: „im Wort“ (Zurück zum Text: d) |
e | Wörtlich: „Mann“ (im generischen Sinn). (Zurück zum Text: e) |
f | Indefiniter Konditionalsatz. (Zurück zum Text: f) |
g | Ursprünglich ein Genitiv. (Zurück zum Text: g) |
h | Ursprünglich im Plural. (Zurück zum Text: h) |
i | Auflösung eines „εἰς τὸ“ + Inf. (Zurück zum Text: i) |
j | Konsekutives καί. (Zurück zum Text: j) |
k | Indefiniter Konditionalsatz. (Zurück zum Text: k) |
l | Im Urtext zwei Ptc. coni., hier konzessiv aufgelöst. (Zurück zum Text: l) |
m | Wörtlich „von [dem] kleinsten“. Muss hier elativisch verstanden werden: „sehr klein“, „winzig“ (Zurück zum Text: m) |
n | Eine gute kommunikative Übersetzung könnte „Belieben“ sein. (Zurück zum Text: n) |
o | Gen. qualitatis. Kommunikativ kann „Welt voller Unrecht“, „von Unrecht beherrschte Welt“, etc. übersetzt werden. (Zurück zum Text: o) |
p | Wörtlich „„sich hinstellen“ (cf. 4,4). Die Form kann sowohl medial (Blomberg/Kamell), als auch passivisch (Mußner, Johnson, NSS) sein. Die mediale Deutung betont die Rolle der Zunge, die passivische diejenige Gottes oder ähnlicher Größen. Weil letztere Lösung aber Fragen offen ließe, entscheidet sich Blomberg für eine mediale Deutung. Johnson präferiert im Blick auf 4:4 die passivische Lösung. Meine Übersetzung (nach einem Vorschlag im NSS) lässt das Problem ein Stück weit offen, weil sie sich auf das Ergebnis konzentriert („dastehen“ kann das Resultat des Hinstellens oder des sich Hinstellens sein). Alternativ zu „dastehen“ kann auch übersetzt werden: „sich erweisen als“ (NSS), „sich darstellen“ (Dibelius), „sich machen/ernennen zu“ (Blomberg/Kamell, Johnson, B/A). Der überlieferte Text ist an dieser Stelle vermutlich fehlerhaft ist (Dibelius, B/A). (Zurück zum Text: p) |
q | Oder „Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt des Unrechts unter unsere Glieder gesetzt.“ (Mußner, Martin (zitiert bei Blomberg/Kamell).) Dazu wäre alternative Zeichensetzung vonnöten: Statt dem Semikolon (hochgesetzter Punkt) wie im NTG wäre dann hinter „πῦρ“ ein Komma zu setzen. Dadurch könnte der zweite Satz des Verses als Apposition verstanden werden: „Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt des Unrechts unter unsere Glieder gesetzt.“ Diese Variante sei u.a. von der TNIV und in früheren Edition des UBS-Testaments gewählt worden (Blomberg/Kamell). (Zurück zum Text: q) |
r | Je nach Akzentsetzung entweder „Rad“ oder „Bahn/Kurs“; bezeichnet allgemein etwas Rundes (Johnson; dort auf Englisch „course“; von mir entsprechend übersetzt). (Zurück zum Text: r) |
s | NSS: „Rad des Werdens/Daseins, hier wohl sprichwörtl. für Umkreis des Lebens (Mußner, Jak, S. 164f), Lebenslauf“. Aus „dem Sprachgebrauch der orphischen Mysterien“ (B/A) (cf. Dibelius, Kittel) → „Rad des Werdens“, „Lebenslauf“; klares Zeugnis für griechischen Einfluss (Johnson). Blomberg merkt an, dass der Begriff zur Abfassungszeit wohl schon abgegriffen war und hier nicht zu technisch gesehen werden sollte (seine Übersetzung: „Lauf des Daseins/der Existenz“). Menge: „das (rollende) Rad des Seins (d.h. den ganzen Lauf des Lebens = die ganze Lebensbahn)“, LUT „die ganze Welt“, ELB „Lauf des Daseins, SLT „Umkreis des Lebens“, NGÜ „die ganze menschliche Existenz“, GNB „unser Leben von der Geburt bis zum Tod“. (Zurück zum Text: s) |
t | Auflösung zweier attributiver Partizipien als Relativsatz. (Zurück zum Text: t) |
u | Oder „Gehenna“. Hier werden die sehr semitischen Wurzeln des Schreibens offensichtlich. (Zurück zum Text: u) |
v | Das dritte attr. Ptz. Präs., hier im Pass., scheint semantisch von den übrigen getrennt zu sein. Alternativ: „sie beschmutzt ... und ... setzt ... in Brand und wird...“. Wörtlich: „die ... beschmutzende ... und ... in Brand setzende ... und ... in Brand gesetzt werdende.“ (Zurück zum Text: v) |