Jakobus 1

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Lesefassung (Jakobus 1)

1 Von Jakobus, einem Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus,
an die zerstreuten zwölf Stämme Israels.a
Grüße!

2 Freut euch, wenn ihr verschiedene Prüfungen bestehen müsst, meine Geschwister, 3 weil ihr dann wisst, dass, wenn der Glaube geprüft wird, Standhaftigkeit entsteht. 4 Diese Eigenschaft soll dann zu einem gesamten Werk werden, damit ihr vollkommen und fehlerlos seid, indem ihr alle Punkte erfüllt. 5 Wenn es aber einen unter euch gibt, dem es an Weisheit mangelt, so soll er Gott, den großzügigen und vorbehaltlosen, darum bitten. Und sie wird ihm gegeben werden. 6 Er soll aber im Glauben bitten und dabei keinerlei Bedenken oder Zweifel haben: Denn wer zweifelt, ist wie eine Meereswoge die hin- und hergetrieben wird. 7 Nämlich sollte jener Mensch nicht glauben, 8 dass er etwas vom Herrn bekommt, wenn sein Herz geteilt ist und er unsicher auf seinen Wegen geht. 9 Statt dessen soll sich der geringe Bruder seiner hohen Stellung rühmen, 10 der reiche Bruder aber seiner Erniedrigung, denn er wird wie eine vertrocknete Pflanze vergehen. 11 Denn wenn die Sonne die Luft erhitzt und die Pflanzen vertrocknen, vergeht ihre Schönheit. Genau so wird auch der Reiche im Laufe seines Lebens verwelken. 12 Glücklich ist, wer geprüft wird, denn wenn er die Prüfung besteht, wird er das ewige Leben erhalten, wie Gott es denen versprochen hat, die ihn lieben. 13 Niemand soll sagen: Gott stellt mich auf die Probe! — denn Gott kann vom Bösen nicht auf die Probe gestellt werden; er stellt auch niemanden auf die Probe. 14 Vielmehr stellt sich jeder selber durch Begierde auf die Probe. 15 Wenn die Begierde zu groß wird, sündigt man, und Sünde führt zum Tod. 16 Lasst euch nicht täuschen, meine geliebten Geschwister! 17 Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater der Lichter, bei dem es weder Veränderung noch Verfinsterung durch eine Wende gibt. 18 Aus freiem Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit geboren, damit wir gewissermaßen die Erstlingsgabe seiner Geschöpfe sind. 19 Denkt daran, meine geliebten Geschwister: Jeder Mensch soll immer bereit sein, zuzuhören, aber bedacht reden und nicht schnell zürnen. 20 Denn zürnen macht einen Menschen vor Gott nicht gerecht. 21 Deshalb legt alles Unsaubere und Schlechte ab und nehmt das eingepflanzte Wort, das eure Seelen retten kann, in Bescheidenheit auf. 22 Betrügt euch aber nicht, indem ihr Gottes Botschaft nur hört, aber nicht nach ihr handelt! 23 Denn wer nur hört, aber nicht handelt, ist wie ein Mann, der sein Gesicht in einem Spiegel betrachtet — 24 denn er betrachtet sich, aber wenn er weg geht, vergisst er sofort, wie er aussah. 25 Wer das vollkommene Gesetz der Freiheit studiert und es nicht vergisst, indem er kein vergesslicher Hörer, sondern jemand wird der danach handelt, der wird durch seine Taten selig sein. 26 Wenn jemand fromm zu sein scheint, aber schlecht redet und im Herzen nicht fromm ist, dessen Gottesverehrung ist wertlos. 27 Reine und unbefleckte Gottesverehrung vor unserem Gott und Vater besteht darin, Waisen und Witwen aus ihrer schweren Lage zu helfen und sich nichts zu Schulden kommen lassen.

Anmerkungen

aHinter der Formulierung „die zerstreuten zwölf Stämme Israels“ steht die Vorstellung, dass Gott ganz Israel aufgrund seiner Sündhaftigkeit in die ganze Welt zerstreut hat, dass sie aber am Ende der Zeiten - bei der Wiederkunft Christi - wieder gesammelt werden, auf dass Gott mit ihnen ein „neues Reich Gottes“ errichten könne. Dass sich dieser Begriff schon im „Briefkopf“ des Jakobusbriefs findet, macht daraus eine Art „Anleitung“ zum Lesen des Jakobusbriefs: Im folgenden wird er sich besonders auf diesen Zustand des Zerstreut-seins beziehen und Anweisungen geben, wie man sich während dieser Zeit der Zerstreut-heit bis zur Wiederkunft Christi zu verhalten hat. (Zurück zu Lesefassung v.1)

Studienfassung (Jakobus 1)

1 Jakobus, ein Sklave (Knecht, Diener) Gottes und des Herrn Jesus Christus,
an die zwölf Stämme in der Zerstreuung (Diaspora).b
Grüße! c 2 Haltet es für ganze (nichts als) Freude (Haltet es für nichts anderes denn als einen Grund zur Freude), meine Brüder (Geschwister) d , wenn (wann immer) ihr in verschiedenste (vielfältige) Prüfungen (Versuchungen) e fallt, 3 da ihr [ja] wisst (im Wissen, wisst!)f, dass die Erprobung (die Bewährung) eures Glaubens (das Erprobte an eurem Glauben) Standhaftigkeit (Ausharren, Geduld, Ausdauer, Standhaftigkeit)g hervorbringt (bewirkt). 4 Die Standhaftigkeit {aber} h soll ein vollkommenes Werk (vollkommenes Handeln)i [zur Folge] haben (zu einem vollkommenen Werk führen) j , damit (:) k ihr vollkommen und vollständig und (indem, wenn, weil ihr) l in nichts mangelhaft seid.m 5 Wenn es [dafür] aber (Wenn es {aber}) n einem (jemandem)o von euch an Weisheit p mangelt, soll er [sie] von Gott, der allen großzügig (vorbehaltlos)q und ohne Vorwürfe r gibt, s erbitten - und sie wird ihm gegeben werden. 6 Er soll (Man muss)o {aber} im Glauben [darum] bitten t [und dabei] keinesfalls zweifeln u (keinerlei Bedenken haben): Denn wer zweifelt v , gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin- und hergetrieben wird. w 7 Jener (So ein, ein solcher) x Mensch soll nämlich nicht meinen, dass er etwas vom Herrn erhalten wird, 8 [er ist] ein Mann (Mensch)o geteilten Herzensy, wankelmütig auf allen seinen Wegen z 9 Stattdessenaa soll (darf) sich der geringe (demütige, arme) Bruderab seiner hohen Stellung (Erhöhung) rühmen, 10 der reiche [Bruder]ac aber seiner Erniedrigung, denn er wird wie eine Grasblütead vergehen. 11 Denn die Sonne geht (ging )ae mit dem heißen Wind af auf und vertrocknet (vertrocknete)ae das Gras und seine Blüte fällt (fiel)ae ab, und die Schönheit ihres Aussehens vergeht (verging)ae. Genau so wird auch der Reiche auf seinen Reisen (in seinem Lebenswandel)z verwelken (dahinschwinden).ag 12 Glücklich [ist] der Mensch (Mann)ah, der eine Bewährungsprobe (Prüfung, Versuchung)ai [standhaft]aj erträgt, denn wenn (weil, indem)ak er sich [darin] bewiesen hat (bewährt), wird er den Siegeskranz des Lebensal empfangen, den [Gott (Christus)]am denen verheißen hat, die ihn liebenan. 13 Niemand soll in einer Bewährungsprobe (niemand, der [gerade] versucht (geprüft) wird)ao sagenap, {dass}aq: Ich werde von Gott auf die Probe gestellt (geprüft, versucht)! – denn Gott kann nicht vom Bösen auf die Probe gestellt (versucht) (zum Bösen versucht) werdenar; er stellt selbst auch niemanden auf die Probe (versucht selbst auch niemanden). 14 Vielmehras wird jeder auf die Probe gestellt (versucht), indem (weil, während, wenn) er von der eigenen Begierde fortgerissen und verlockt wird.at 15 Daraufhin, wenn die Begierde schwanger geworden istau, gebiert sie Sünde; und die Sünde, wenn sie ans Ziel gelangt (erwachsen geworden) istav, gebiert Tod. 16 Lasst euch nicht täuschenaw, meine geliebten Geschwister! 17 Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt {herab} (ist) von oben,ax vom Vater der Lichteray, bei dem es weder Veränderung noch Verfinsterung (Schatten) durch eine (nach einer) Wendeaz gibt. 18 Aus [freiem] Willen (Weil er [es so] wollte)ba hat er uns [durch] das Wort der Wahrheitbb geboren, damit (um) wir gewissermaßen die Erstlingsgabe seiner Geschöpfe sind. 19 Denkt daran (Wisst [dies], Ihr wisst)bc, meine geliebten Geschwister: Jeder Mensch soll schnell [dazu bereit] sein zuzuhören, [aber] langsam [bereit] zu sprechen [und] langsam [bereit] zum Zorn. 20 Denn [der] Zorn eines Menschenbd bewirkt nicht [die] Gerechtigkeit vor Gottbe.bf 21 Deshalb legt alle Unsauberkeit und übermäßige Schlechtigkeitbg ab [und]bh nehmt das eingepflanzte Wort, das eure Seelen zu retten vermag, in Bescheidenheitbi auf. 22 Aber werdet Täter [des] Wortes und nicht nur [seine] Hörer, die sich selbst betrügenbj! 23 Denn wenn jemand Hörer [des] Wortes ist, aberbk nicht [sein] Täter, gleicht dieser einem Mann, der sein natürliches Gesichtbl in einem Spiegel betrachtetbmbn 24 denn er betrachtet sichbo und geht weg und vergisst sofort, wie er aussahbp. 25 Wer sich aber in [das] vollkommene Gesetz der Freiheit vertieftbq und dabei bleibtbr, indem er kein vergesslicher Hörerbs, sondern ein Täter des Werkes [Gottes] wirdbt, der wird durch sein Tun (in seinem Tun) selig sein. 26 Wenn jemand gottesfürchtig (fromm) zu sein scheint (meint), aber [dabei]bu seine Zunge nicht im Zaum hält, sondern sein Herz betrügtbv, dessen Gottesverehrung [ist] wertlos.bw 27 Reine und unbefleckte Gottesverehrung vor [unserem] Gott und Vater besteht darinbx, Waisen und Witwen in ihrer bedrängten Lage zu besuchen [und] sich selbst vor der Welt unbefleckt (fehlerlos, makellos, untadelig) zu bewahren.


Anmerkungen

bdie zwölf Stämme in der Zerstreuung (Diaspora) – Der Ausdruck lässt sich auf zwei Weisen verstehen: (1) „Zerstreuung (Diaspora)“ bezeichnet die Orte, an denen die Angehörigen der „zwölf Stämme“ zerstreut sind; die Phrase ist dann restriktiv zu lesen: „[Nur] an diejenigen Angehörigen der zwölf Stämme Israels, die in der Diaspora leben.“ – der Brief richtete sich dann v.a. an die Heidenchristen außerhalb Israels. (2) „Zerstreuung (Diaspora)“ bezeichnet den Zustand des Zerstreut-seins; die Phrase ist dann deskriptiv zu lesen: „An die Angehörigen der zerstreuten zwölf Stämme“.

Hier ist sehr wahrscheinlich letzteres die richtige Deutung; denn im Hintergrund steht eine etwas komplexere Vorstellung: Die „Zerstreuung“ eines Volkes war der Inbegriff seiner Niederlage und Vernichtung. In der Folge der verschiedenen Zerstreuungen Israels – v.a. der babylonischen Gefangenschaft – entwickelte sich daher im alten Judentum die Hoffnung, Gott würde am Ende der Zeiten das zerstreute Israel von „allen Enden der Erde“ wieder zusammensammeln und dann mit ihnen ein „Reich Gottes“ errichten, eine Art „Himmel auf Erden“ (s. z.B. Ps 147,2; Jes 11,12; 14,1; 54,5f; Jer 31,10; Ez 28,25 u.ö.). Diese Vorstellung wurde im Laufe der Zeit erweitert: (a) Der Zustand der Zerstreuung wurde als Strafe Gottes für die Sündhaftigkeit Israels verstanden (s. z.B. Neh 1,8f), (b) Jesus bringt die Sammlung des zerstreuten Israels mit seiner - des Menschensohns - Wiederkunft am Ende der Zeiten in Zusammenhang.
Diese Vorstellung steht im Hintergrund des Jakobusbriefs; der weitere Inhalt besteht dann in einer Reihe ethischer Anweisungen, denen, anstatt zu sündigen, „geduldig bis zur Wiederkunft des Herrn“ (5,7) Folge zu leisten ist, damit ein so sich Bewährender am nahe bevorstehenden Ende der Zeit „das Leben als Siegeskranz empfangen“ wird (1,12).

Unsicher allerdings ist, ob der Brief sich dann allgemein an alle Angehörigen der zwölf Stämme richtet, oder ob diese Vorstellung von der Sammlung der zwölf Stämme im Jakobusbrief auf die Christusgläubigen übertragen wird. (Zurück zu v.1)
cJakobus eröffnet seinen Brief mit dem Standard-Briefpräskript seiner Zeit, der in etwa dem Briefkopf heutiger Briefe entspricht: Absender (Nominativ), Adressat (Dativ), Gruß (imperativischer Infinitiv) (vgl. z.B. Burchard 2000, S. 47). In die LF muss das freier übersetzt werden; sehr gut z.B. BB:

„Jakobus,
Diener Gottes
und des Herrn Jesus Christus.

An das Volk Gottes,
das wie die zwölf Stämme Israels
über die ganze Welt verstreut lebt.

Ich grüße euch.“ (Zurück zu v.1)
dEntsprechend dem Stil seiner Zeit spricht Jakobus hier nur die männlichen „Brüder“ an; die weiblichen „Schwestern“ sind aber sehr sicher mitgemeint (-> Generisches Maskulinum). Der Begriff bezeichnet Mit-angehörige der selben Gesellschaftsgruppe, zu der auch der Sprecher/Schreiber gehört, und stellt sie mit sich auf eine Stufe (so gut Hartin 2003, S. 56: „He does not address them from the status of authority, but from their own level“). Besonders interessant ist in unserem Kontext, dass mit diesem Begriff bisweilen auch die Zusammengehörigkeit gerade weit entfernter Personen oder Gruppen unterstrichen werden kann; s. z.B. 2Makk 1,1 (dazu vgl. ebd.). Gerade in einem Brief an die zerstreuten zwölf Stämme ist er daher besonders passend. (Zurück zu v.2)
eHinter dem Begriff πειρασμός Versuchung steht die altjüdische Vorstellung, dass Gott immer wieder Unheil über den gläubigen Menschen bringt, damit dieser sich in diesen Bewährungsproben als rechter Gottesdiener bewähren kann (s. z.B. Gen 22,1; Ex 16,4; Ri 3,1-4; Ps 26,2; Sir 2,1; vgl. auch Mt 6,12 FN m). Jakobus führt weiter aus: Wer diese Bewährungsproben besteht, gewinnt damit „Standhaftigkeit“, und impliziert ist wohl: Wer standhaft bleibt und sich außerdem „vollkommener Werke“ befleißigt, wird dann am Ende der Zeit auch aus der Zerstreuung gesammelt werden (s.o.; s. z.B. auch Mk 13,13; 1Pet 1,6f; ähnlich Röm 5,3-5). In Vv. 13-15 wandelt Jakobus diese Vorstellung jedoch ab: Es ist gerade nicht Gott, der diese Versuchungen über einen Menschen bringt; sie erwachsen allein aus den sündhaften Begierden des Menschen (vgl. z.B. Kloppenborg 2010, S. 68f; Wilson 2002, S. 159). Entsprechend wird Jakobus dann im Folgenden auch v.a. vor menschlichen Schwächen warnen (z.B.: Impulsivität (1,19-21), Voreingenommenheit (2,1-9), lose Zunge (3,2-12), Streitsucht (3,13-18), Liebe zur Welt (4,1-4) usw.) und ihnen tugendhaftes Verhalten entgegenstellen. Besonders wichtig: Es ist gerade nicht allein die Standhaftigkeit im Glauben (V. 3), die gerecht macht (wie z.B. Mk 13,4-13.21-23 das nahelegen könnte) - unabdingbar sind außerdem die Werke des Glaubens (2,14-26). (Zurück zu v.2)
fPtz. coni., hier als kausaler Nebensatz aufgelöst (oder als Präpositionalphrase, so Klammer). Einige Ausleger verstehen das Partizip auch imperativisches Partizip („wisst“). (Zurück zu v.3)
gDer Begriff hat eine sehr aktive Bedeutung – es wird nicht nur abgewartet, sondern auch entsprechend gehandelt (Dibelius 1964, 101; Blomberg 2008, 49; Mußner 1964, 65f.). (Zurück zu v.3)
hδέ aber zur Markierung der Klimax (Grosvenor/Zerwick): Es folgt nun die zentrale Aussage dieses ersten Abschnitts Vv. 2-4. In der LF sollte das kommunikativer übersetzt werden; gut z.B. NeÜ: „[... - und] die Standhaftigkeit wiederum soll...“. (Zurück zu v.4)
iOder sinngemäßer: „Ausgang“ (cf. Johnson 1995, 178). (Zurück zu v.4)
jDer Imperativ Präsens markiert hier, dass nicht ein Mal ein vollkommenes Werk Folge der Standhaftigkeit sein soll, sondern dass vollkommene Werke prinzipiell die Folge der Standhaftigkeit sein sollen. (Zurück zu v.4)
kἵνα damit ließe sich auch als epexegetisches ἵνα (dazu z.B. Zerwick §410) verstehen: „Die Standhaftigkeit soll zu einem vollkommenen Werk führen: Ihr sollt vollkommen und vollständig und in nichts mangelhaft sein.“ Berücksichtigt man nur V. 4, läge das eigentlich sogar näher als die finale Deutung („... zu einem vollkommenen Werk führen, damit ihr vollkommen und vollständig seid...“), denn das Ausführen vollkommener Werke ist ja nicht die Voraussetzung der Vollkommenheit, sondern umgekehrt sollte man meinen, dass Vollkommenheit Voraussetzung vollkommener Werke ist. Doch siehe FN m. (Zurück zu v.4)
lAuflösung eines Ptz. coni. durch und-Koordination. Möglich auch modal, temporal, kausal (so Klammer). (Zurück zu v.4)
m (Zurück zu v.4)
nS. vorige FN. (Zurück zu v.5)
oWieder spricht Jakobus einzig männliche Leser an, meint aber auch die weiblichen Leser mit (-> Generisches Maskulinum). Für die LF sei jeweils - falls vorhanden - die Übersetzungsalternative in der Klammer empfohlen. (Zurück zu v.5 / zu v.6 / zu v.8)
pWeisheit - Jakobus' Verständnis von „Weisheit“ entspricht v.a. dem Weisheitskonzept der frühjüdischen Schriften: (1) Weisheit ist nicht etwas, das man von selbst erlangen könnte, sondern zunächst eine Gabe Gottes (s. Vv. 5.17; vgl. z.B. Jes 11,2; Spr 1,7; 2,6; Sir 39,5; Weish 7,7.15.25f; 1Kor 2,13; 12,8; Eph 1,17 u.ö.). Und (2) führt sie anders als die „irdische Weisheit“ (i.S.v. „Wissenschaft“, vgl. z.B. 1Kor 1,19-22; 2,6f) nicht zunächst zu Erkenntnis und Wissen, sondern befähigt zu gottgefälligem Handeln (s. Jak 3,17; vgl. Weish 7,22f; Weish 8,6-8; 9,1-4.9-12.17f; 4Makk 1,18-35 u.ö.). Gerade dieser zweite Aspekt macht klar, warum Jakobus in seinem Brief die Weisheit so betont: Für Jakobus ist der Mensch zur Vollkommenheit berufen, und Vollkommenheit erlangt er, indem er den aus den sündhaften Begierden des Menschenherzens erwachsenden Versuchungen widersteht (s. FN e) - und hierfür ist nach dem Verständnis des altjüdischen Schrifttums Weisheit vonnöten, s. die obigen Stellen; besonders eindrücklich 4Makk 1,18f.28-30:
„Der Weisheit Arten sind Klugheit, Gerechtigkeit, Starkmut und Mäßigung. / Die Klugheit ist die trefflichste von allen; / durch sie beherrscht ja die Vernunft die Triebe. [...] Lust und Schmerz sind gleichsam zwei Bäume im Leib und in der Seele, / und so gibt es auch viele Nebenzweige dieser Triebe. / Nun putzt die Allgärtnerin Vernunft sie alle entweder aus / oder beschneidet, umwickelt und begießt sie / oder verpflanzt sie und veredelt so auf jede Weise / das Gestrüpp der Neigungen und Triebe. / Die Vernunft ist ja die Führerin der Tugenden, / aber die Selbstherrin über die Triebe.“ (Üs. nach Rießler 1928) (Zurück zu v.5)
qgroßzügig (vorbehaltlos) - Beide Deutungen des Wortes sind möglich; Gott ist also je nach Verständnis entweder lediglich ein vorbehaltloser Geber (der also bedingungslos gibt) oder sogar ein großzügiger Geber. Die Deutung mit „großzügig“ könnte an die aus Lk 11,9-13 par Mt 7,7-11 bekannte Jesustradition anknüpfen und scheint außerdem besser in den Kontext zu passen. (Zurück zu v.5)
rAuflösung eines adv. Ptz. durch Substantivierung und Koordination „und“. Das Wort heißt meistens eher „(be)schimpfen“. Es bezieht sich hier vermutlich darauf, dass Gott sich nicht darüber beklagt, dass er Weisheit geben „muss“ (BA). (Zurück zu v.5)
sAuflösung eines attributiven Ptz. als Relativsatz. (Zurück zu v.5)
tDer Imperativ Präsens (statt Aorist) markiert hier, dass nicht ein Mal, sondern entweder prinzipiell oder immer wieder gebeten werden soll. (Zurück zu v.6)
uModales adv. Ptz., mit „und“-Konstruktion aufgelöst. Es sollen also keine Bedenken gegen die Bereitwilligkeit Gottes zu geben bestehen (Blomberg 2008, 52). (Zurück zu v.6)
vSubst. Ptz. aufgelöst. (Zurück zu v.6)
wDer letzte Nebensatz ersetzt im Deutschen zwei attributive Ptz., die sich wie Adjektive direkt auf die Meereswoge beziehen. (Zurück zu v.6)
xἐκεῖνος jener muss nicht auf τις einer, jemand in V. 5 zurückverweisen, sondern kann auch abschätzig auf die Beschreibung „dieser Art von Mensch“ in V. 6 Bezug nehmen: „Eine solche Person...“; „wenn man so drauf ist...“ (vgl. Burchard 2000, S. 61; so fast alle Üss.). (Zurück zu v.7)
yWörtlich: „zweiseeliger Mann/Mensch“ (cf. 4,8). Das heißt ungefähr: „mit geteiltem Herzen“ (SLT), „in seinem Innersten gespalten“ (NGÜ). Das Konzept bezeichnet das Gegenteil der ungeteilten Hingabe zu Gott (Mußner 1964, 72). Da der Begriff vor Jak nicht belegt ist, könnte der Autor ihn sogar erfunden haben, das Konzept ist aber schon im AT bekannt (Johnson 1995, 180). BA, NSS schlagen die Übersetzung „ein Zweifler“ vor. (Zurück zu v.8)
zJakobus greift mit seiner Rede von den „Wegen“ des Zweiseeligen und den „Reisen“ des Reichen auf die Vorstellung vom „Lebensweg“ zurück: Gott hat dem Menschen den „Weg“ gezeigt, dem man folgen soll, und wenn man diesem von Gott gewiesenen Weg geradewegs folgt, verhält man sich gottgefällig. Kennzeichnend für Frevler oder Sünder dagegen ist, dass sie von diesen Wegen „abweichen“ (Ex 32,8; Dtn 9,16; 11,26-28; Ri 2,17; 1Kön 22,43 || 2Chr 20,32; 2Kön 22,2 || 2Chr 34,2), daher werden sie dann auch mitten auf ihren Wegen - d.i. mitten in ihrem Leben (vgl. Burchard 2000; Hartin 2003; McKnight 2011: „[mitten] in seinen Aktivitäten/seinem Leben“) - „vergehen“ (vgl. noch Ps 1,6; 2,12). Was nun die „Zweiseeligen“ tun, ist ganz absurd: Nicht nur weichen sie nach rechts oder links vom von Gott gewiesenen Weg ab - sondern sie übertorkeln ihn: Sie schwanken darauf herum; wenden sich mal nach hier und mal nach dort, folgen dann wieder für kurze Zeit dem Weg und beginnen dann wieder zu wanken - sie sind jene, denen die Richtung in ihrem Leben fehlt. (Zurück zu v.8 / zu v.11)
aaDiese Übersetzung von δὲ wurde gewählt, um den doppelten Gegensatz auszudrücken, der durch die beiden δὲ in Vv. 9-10 entsteht. (Zurück zu v.9)
abzu „Bruder“ s. FN d (Zurück zu v.9)
acMußner 1964, 74; Moo; Blomberg 2008, 57 halten ὁ πλούσιος („der Reiche“) für ein Adjektiv, zu dem ὁ ἀδελφὸς („der Bruder“) aus dem vorherigen Satz zu ergänzen ist. Dagegen sieht etwa Dibelius 111964, 114f. ὁ πλούσιος als Substantiv. Hier wurde die erste Möglichkeit gewählt, weil es zynisch wäre anzunehmen, dass sich nach Jak jeder Reiche, nicht nur Christen, seiner kommenden Erniedrigung brüsten soll, auch wenn er gar nicht daran glaubt. Auch in den folgenden Kapiteln werden reiche Gemeindemitglieder erwähnt, sodass es natürlich erscheint, hier davon auszugehen, dass der „Reiche“ ebenso ein „reicher Bruder“ ist (cf. Diskussion bei Blomberg 2008, 57) - Allerdings legt der Autor möglicherweise gar kein Augenmerk auf diese Unterscheidung, sondern spricht, in der Tradition der Weisheitsliteratur, allgemein von den Reichen. (Zurück zu v.10)
adWörtlich: „Blume/Blüte des Grases“. Hat hier wohl die Bedeutung von Unkraut im Gegensatz zu kultivierten Pflanzen (BA). Das Bild von der Kurzlebigkeit des Grases wird auch im AT gerne als Bild für die Vergänglichkeit gebraucht (so Jes 40,6; Ps 90,5-7; Dibelius 111964, 115) (Zurück zu v.10)
aeIm Griechischen steht hier die Verbform „Aorist“. Entweder wird dadurch markiert, dass V. 11 die Geschichte einer Blume erzählt („Die Sonne ging auf und mit ihr kam der heiße Wind, und sie vertrockneten das Gras... Ebenso wird der Reiche...“), oder - wesentlich wahrscheinlicher - die Verbform wird als „gnomischer Aorist“ verwendet und schildert das Verdorren der Blume als überzeitliches Gleichnis („So, wie wenn die Sonne aufgeht und der heiße Wind aufkommt und sie die Blume vertrocknen lassen..., wird auch der Reiche...“). (zu v.11)
afDer verwendete Begriff kann sowohl für Hitze, als auch für sengend heißen Wind stehen. Aber die Hitze wird erst am frühen Nachmittag besonders drückend, während der heiße Wüstenwind den ganzen Tag über weht. Deshalb wurde diese Lösung vorgezogen (Blomberg 2008, 56). (Zurück zu v.11)
agAlle präsentisch übersetzten Verben in diesem Vers stehen im Urtext im gnomischen Aorist. (Zurück zu v.11)
ahDie meisten Handschriften lesen hier „Mann“, jedoch mit klar generischer Bedeutung (Blomberg 2008, 69). (Zurück zu v.12)
aiGemeint ist, wie oben, keine geistliche Versuchung, sondern allgemein eine Schwierigkeit, eine „Prüfung“ im Leben. S. Vv. 2-4 (Blomberg 2008, 69). (Zurück zu v.12)
ajDie Einfügung soll der Bedeutung des Verbs näher kommen. (Zurück zu v.12)
akAdv. Ptz. Aor., temporal aufgelöst; alternativ auch kausal, modal. Wörtlich: „als ein erprobt (bewährt, tüchtig, angesehen) Gewordenener“. (Zurück zu v.12)
alGen. epexegeticus (NSS). „Siegeskranz, welcher das Leben ist“ (Blomberg 2008, 69). (Zurück zu v.12)
amViele Handschriften ergänzen an dieser Stelle zusätzlich als Subjekt „der Herr“ oder „Gott“; die schwierigere und kürzere (und damit wohl ursprüngliche) Lesart ist jedoch diejenige ohne explizites Subjekt (Johnson 1995, 188). (Zurück zu v.12)
anSubst. Ptz., hier aufgelöst. (Zurück zu v.12)
aoWörtlich: „Kein Versuchter (Geprüfter, Auf-die-Probe-Gestellter)(Attr. Ptz. Präs.) (Zurück zu v.13)
ap3. Sg. Imp. (Zurück zu v.13)
aqὅτι recitativum. (Zurück zu v.13)
arDie Bedeutung des Adjektivs ist an dieser Stelle nicht sicher zu ermitteln. Der Text ist auf zwei Arten deutbar: „Gott ist im [im] Bösen unerfahren“ oder „Gott ist des Bösen nicht versuchbar / ohne Versuchung / unversucht“. Hier wird der Genitiv „des Bösen“ als Gen. separationis gedeutet, Gott kann also nicht „zum Bösen“ versucht werden (Dibelius 111964, 122f.; Johnson 1995, 192f.; Mußner 1964, 87f.; NSS). Alternative Gen. der Richtung: „Gott kann nicht zum Bösen versucht werden“. (Zurück zu v.13)
asDiese Übersetzung von δὲ wurde gewählt, um den Argumentationsgang wie im Urtext aufrecht zu erhalten. (Zurück zu v.14)
atModale Auflösung zweier adv. Ptz. Alternativ kausal, temporal, konditional. (Zurück zu v.14)
auPtc. coni. Aor.; temporal aufgelöst. (Zurück zu v.15)
avEig. Futur. Die Alternative „erwachsen geworden“ passt in den Sinn der Metapher von der Begierde, dem Gebären und Erwachsenwerden der Sünde (Blomberg 2008, 72). (Zurück zu v.15)
awWörtlich: „Werdet nicht getäuscht“. Alternativ auch aktiv: „Täuscht euch nicht“. (Zurück zu v.16)
axWörtlich: „von oben ist herabkommend vom...“ (Ptz. Präs. Akt.). Dabei ist nicht klar, ob „herabkommend“ zu „ist“ gehört oder einen abhängigen partizipiellen Nebensatz einleitet. Der erste Fall wurde hier angenommen; das Ptz. ist dann prädikativ und periphrastisch (so Dibelius, 111964, 130; Blomberg 2008, 73f.). Im zweiten Fall wäre das Ptz. entweder als kausales Ptc. coni.: „ist von oben, weil es … kommt“ (Mußner 1964, 91) oder attributiv zu verstehen: „ist von oben, welches … kommt“ (Johnson 1995, 196). Die periphrastische Deutung stützt sich auf die Wortstellung (Blomberg 2008, 74); für die als Nebensatz spricht, „daß es Jak nicht auf das ‚Herabsteigen‘ ankommt, sondern auf die Herkunft ‚von oben‘“ (Mußner 1964, 91). (Zurück zu v.17)
ayGemeint sind wohl die Himmelskörper als natürliche Lichtquellen (vgl. Johnson 1995, 196). (Zurück zu v.17)
azWörtlich: „[der] Wende (Gen.) Verfinsterung“. Lt. BA war τροπῆ wohl einmal ein astrologischer Terminus technicus, der wohl „Sonnenwende“ bedeutete. Diese Denotation sei aber in der Koine verloren gegangen. (Zurück zu v.17)
baSubstantivische Auflösung eines kausalen oder modalen Ptz. Aor. Pass. (wörtlich „gewillt habend“). (Zurück zu v.18)
bbDat. instrumentalis. (Zurück zu v.18)
bcSo NSS. Wörtlich „Wisst“ (Imp.) oder „Ihr wisst“ (Ind., so Johnson 1995, 198). Hier als Imperativ gedeutet. Alternativ „Wisst dies:“ (Blomberg 2008, 85; Mußner 1964, 99). (Zurück zu v.19)
bdHier verwendet der Autor „Mann“ wieder im generischen Sinne als Synomym für „Mensch“ (Blomberg/Kamell). (Zurück zu v.20)
beGen. subi.: also die Gerechtigkeit vor Gott/nach der Gott urteilt. Kann umschrieben werden: „was vor Gott gerecht ist“ (So Lut, EU, NGÜ). Wörtlich „Gerechtigkeit Gottes“ (so bei RevElb, SLT). (Zurück zu v.20)
bfAlternativ nach NSS: „erfüllt nicht die von Gott gesetzte Gerechtigkeit.“ (Zurück zu v.20)
bgWörtlich: „[alles] Übermaß der Schlechtigkeit“. Die Bedeutung ist eindeutig nicht „alle Schlechtigkeit, die ihr übrig habt“, sondern „von der es so viel gibt“. (Zurück zu v.21)
bhDas Verb des ersten Satzteils ist ein Ptz. Aor., das sowohl vorzeitig, als auch gleichzeitig gedeutet werden kann. Deshalb alternativ: „Nachdem/Wenn/Weil ihr ...abgelegt habt“. (Zurück zu v.21)
biOder: „in Freundlichkeit“. Weil dieser Teil im Griechischen zwischen genau zwischen den beiden imperativischen Teilsätzen steht, ist seine Zuordnung nicht ganz klar. Die meisten Übersetzer beziehen es jedoch auf den zweiten Teil (So auch bei Blomberg/Kamell). (Zurück zu v.21)
bjAttr. od. adv. (modales) Ptz. (Zurück zu v.22)
bkAdversatives καί, das entsprechend wiedergegeben wurde. (Zurück zu v.23)
blOder: „natürliches Aussehen“ (So NSS). Wörtlich: „Aussehen/Gesicht der Schöpfung“. Dabei handelt es sich um einen Semitismus, der auch einfach mit „Gesicht“ übersetzt werden kann. (Zurück zu v.23)
bmAttr. Ptz. Das Wort meint nicht ein flüchtiges, sondern ein genaues Betrachten (Blomberg/Kamell). Spiegel in der Antike waren gewöhnlich aus poliertem Metall. Denkbar ist ein Bezug, wonach man sich darin nicht besonders gut erkennen konnte, deshalb musste man schon genauer hinschauen. Andererseits cf. 2Kor 3,18, wo von einem ziemlich klaren Spiegel gesprochen zu werden scheint. Eine kommunikative Übersetzung könnte darum „studiert“ lauten. So auch im nächsten Vers. (Zurück zu v.23)
bnIndefiniter Konditionalsatz. (Zurück zu v.23)
boDie ersten drei Verben dieses Satzes stehen eigentlich im gnomischen Aorist/Perfekt. (Zurück zu v.24)
bpWörtlich: „wie er beschaffen war“ (Zurück zu v.24)
bqWörtlich: „vorbeugt“. Alternativ vorzeitig: „vertieft hat“. Hier wieder gnomisch gedeutet. (Zurück zu v.25)
brOder vorzeitig: „geblieben ist“ (Zurück zu v.25)
bsGen. qualitatis. Wörtlich: „Hörer der Vergesslichkeit“ (Zurück zu v.25)
btOder vorzeitig: „geworden ist“. Das modale Ptz. Aor. Pass. lässt sich analog zu den vorhergehenden Verben verschieden auflösen. (Zurück zu v.25)
buEingefügt, um die durativ-iterative Bedeutung des aufgelösten attr. Ptz. Präs. besser zu erfassen. (Zurück zu v.26)
bvAttr. Ptz. Präs. (Zurück zu v.26)
bwIndefiniter Konditionalsatz. (Zurück zu v.26)
bxWörtlich: „ist dies“ (Zurück zu v.27)