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Version vom 5. Januar 2016, 20:40 Uhr
Lesefassung (Klagelieder 2)
(kommt später)Studienfassung (Klagelieder 2)
1 Wie umwölkt der Herr in seinem Zorn,
die Tochter Zion,
warf aus dem Himmel [auf die] Erde
die Herrlichkeit (den Ruhm, die Schönheit) Israels
und gedachte nicht [mehr] des Schemels seiner Füße
am Tag seines Zorns.
2 Vernichtet (verschlungen) hat der Herr
und verworfen〈a〉 die Weiden (Wohnungen) Jakobs,
zerstört (zertrümmert, niedergerissen) hat er in seinem Ärger
die Festungen (befestigten Städte) der Tochter Juda,
warf zu Boden,
entweihte das Königtum (-reich) und seine Obersten (Beamten, Kommandanten, Fürsten).
3 Abgehauen hat er in der Hitze seines Zorns
jedes Horn (alle Macht, Kraft) Israels,
zog zurück seine (schützende) Rechte
vor dem Feind;
und er brannte (wütete) in Jakob wie ein Feuer,
[dessen] Flamme rundherum fraß.
4 Er spannte seinen Bogen wie ein Feind
[der] Pfeil [war] in seiner Rechten〈b〉
und er tötete wie ein Gegner〈c〉
[seine] ganze Augenweide〈d〉.
Im (ins) Zelt der Tochter Zion〈e〉
goss er seinen Grimm aus wie Feuer.
5 Der Herr ist wie ein Feind geworden,
hat Israel vernichtet (verschlungen),
vernichtet (verschlungen) all ihre〈f〉 Paläste
zerstört seine Festungen (befestigten Städte),
er vermehrte in der Tochter Juda
Traurigkeit und Trauer.
6 Er hat seine Hütte〈g〉 wie einen Weinstock〈h〉 vernichtet,
seine Versammlungsstätte zerstört,
in Vergessenheit geraten ließ JHWH in Zion
Fest und Sabbat,
verwarf (verabscheute, verachtete) in seinem grimmigen Zorn
König und Priester.
7 Verstoßen (verworfen) hat der Herr seinen Altar〈i〉,
entweiht (zerbrochen) sein Heiligtum.
Ausgeliefert hat er in die Hand (Gewalt) des Feindes
die Mauern ihrer〈j〉 Paläste.
Man lärmte〈k〉 im Haus JHWHs
wie an einem Festtag.〈l〉
8 JHWH ersann niederzureißen (zu verwüsten)
die Mauern der Tochter Zion
er spannte die Messschnur〈m〉 (hatte geplant),
hat seine Hand nicht zurückgezogen vom Vernichten (Verschlingen),
ließ trauern〈n〉 Wall〈o〉 und Mauer,
zusammen gaben sie nach〈p〉.
9 Niedergesunken auf die Erde sind ihre〈j〉 Tore
vernichtet und zerbrochen hat er ihre Riegel,
ihr König und ihre Obersten (Beamten, Hauptmänner) [leben] in [fremden] Völkern,
es gibt keine Weisung,
auch ihre Propheten bekommen (finden)
keine Offenbarung (Schauung, Vision) JHWHs.
10 Auf der Erde sitzen (wohnen)〈q〉
verstört (erstarrt, stumm)〈r〉 die Alten (Ältesten) der Tochter Zion,
sie haben Staub auf ihr Haupt gestreut,
sich [mit] Sackleinen gegürtet〈s〉;
auf die Erde ließen ihr Haupt sinken
die Jungfrauen Jerusalems.
Anmerkungen
a | wörtl.: nicht gedacht (Zurück zu v.2) |
b | Textkritik ― Der masoretische Text ist unverständlich (gegen Kraus, der die Inkongruenz der Genera nicht beachtet): stehend (Mask.) seine Rechte (Fem.). Die Übersetzung folgt dem Vorschlag der BHK. (Zurück zu v.4) |
c | Der masoretische Text überliefert: wie ein Gegner und er tötete. Die Übersetzung folgt dem Vorschlag der BHK. (Zurück zu v.4) |
d | Augenweide - wörtl.: Lust [des] Auges = die Bewohner Jerusalems bzw. Judas. (Zurück zu v.4) |
e | Zelt der Tochter Zion bezeichnet Jerusalem (Zurück zu v.4) |
f | d.h. der Tochter Zion (4c) (Zurück zu v.5) |
g | Hütte ― Wie aus 6b hervorgeht (Versammlungstätte) ist mit Hütte der Tempel gemeint. (Zurück zu v.6) |
h | wie einen Weinstock ― So LXX. Der masoretische Text überliefert wie den Garten bzw. bei Änderung der Vokalisation wie einen Garten. Der LXX hat ein leicht veränderter Text - גפן (géfen) statt גן (gan) - vorgelegen. Zum Bild des Weinstocks vgl. Ps 80,9-17. (Zurück zu v.6) |
i | Der Altar steht als pars pro toto für den gesamten Tempel. (Zurück zu v.7) |
j | d.i. Zions (Zurück zu v.7 / zu v.9) |
k | wörtl. sie riefen (Zurück zu v.7) |
l | In bitterer Ironie vergleicht der Dichter das Kriegsgeschrei bzw. die Angstrufe bei der Eroberung des Tempels mit den Festtagslärm früherer Tage. (Zurück zu v.7) |
m | Messschnur spannen ist Synonym zu ersinnen, planen in 8a. (Zurück zu v.8) |
n | Nämlich um ihre Mannschaften, die getötet worden sind. (Zurück zu v.8) |
o | Wall ― Gemeint ist die Mauer vor der eigentlichen Stadtmauer. Andere übersetzen Heer in der Annahme, dass es sich bei חֵל (ḥēl) um eine orthographische Variante zu חֵיל (ḥêl = Heer) handelt (Zurück zu v.8) |
p | gaben sie nach ― eig. verwelkten sie (Zurück zu v.8) |
q | Auf der Erde sitzen war ein Zeichen von Trauer (vgl. Jes 29,4). (Zurück zu v.10) |
r | wörtl. und verstört sind (Zurück zu v.10) |
s | Zeichen von Trauer und Reue. (Zurück zu v.10) |