Diskussion:Hohelied 2

Aus Die Offene Bibel

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Checkliste für die Studienfassung Erläuterung (Welche Verse durch wen?)
A. Wer hat welche Verse aus dem Urtext übersetzt? Auf welche Quelle zur Einteilung in Sinnabschnitte wurde zurückgegriffen?
Beispiel: Vers 1–12: Anton
Einteilung nach Wolter 2007, S. 145 (Anton)

1-17: Sebastian

B. Wer hat welche Verse noch mal am Urtext überprüft?
Beispiel: Vv. 1-3: Philipp

C. Alternativen: Häufig können Wörter in einem bestimmten Kontext mehrere denkbare Bedeutungen haben. Sind diese Übersetzungsalternativen möglichst vollständig berücksichtigt?
Beispiel: Vv. 1-17: Daniel

1-17: Sebastian

D. Manchmal erlauben Textüberlieferung und Satzbau mehrere Übersetzungen,a oder sie sind nicht direkt übersetzbar.b Sind solche Zweifelsfälle mit einer Fußnote dokumentiert, und steht die wahrscheinlichste Deutung im Haupttext?
Beispiel: Vv. 1-12: teilweise (Emil)

1-17: Sebastian

E. Ist der Studienfassungstext mit Anmerkungen und Fußnoten für die Zielgruppen verstehbar? Braucht es noch erläuternde Fußnoten/Anmerkungen?
Beispiel: V. 6: „nach dem Fleisch“ ist noch unklar (Friedrich)

1-17: Sebastian

F. Für jeden Sinnabschnitt: Wurden zentralen Anliegen (bzw. Gattungen) unterhalb der Studienfassung dokumentiert? (Beispiel für Länge und Stil: Markus 1#Anliegen) Falls hilfreich, können sie hier kurz zusammengefasst eintragen werden.
Beispiel: Vv. 1-13: Ja; Vv. 14-20: Vollmacht wird betont (Vera)

1-17: Sebastian

G. Welche wissenschaftlichen Kommentare wurden zur Kontrolle der Punkte A bis F eingesehen?
Beispiel: Vv. 13-17: Bovon 1990 (Heinrich)

Assis 2009, Bloch/Bloch 1995, Exum 2005, Falk 1982, Fox 1985, Gordis 1974, Krinetzki 1964, Murphy 1981, Peetz 2015, Pope 1977, Rudolph 1962, Zakovitch 2004 (Sebastian)

H. Mit welchen anderen Übersetzungen wurde verglichen, um alternative Deutungen oder ggfs. Urheberrechtsprobleme zu finden?
Beispiel: Vv. 1-17: , NeÜ (Juliett)

, GN, HfA, NeÜ, NL, Schreiner 2007, T4T (Sebastian)

I. Wann wurden die folgenden Punkte überprüft? - Rechtschreibung; Namen (Loccumer Richtlinien, Gottesname); übrige Kriterien; Detailregelungen; Anführungszeichen; geschlechtergerechte Sprache
Beispiel: Rechtschreibung: 1.1.2015 (Philipp)

J. Welche Arbeitsschritte, Verbesserungen oder Anmerkungen fehlen noch?
Beispiel: Vv. 1-17: Anmerkung fehlt (Ludwig)

az.B. mehrdeutige Tempora oder Präpositionen, Aspekte, manche Partizipien (Zurück zu )
bz.B. Textkorruption, figurae etymologicae, Genitiv- und Dativverbindungen, historisches Präsens, Einleitungsformeln von Satzfolge (Zurück zu )

In dieser Tabelle bitte knapp den aktuellen Stand eintragen. Auf der übrigen Diskussionsseite kann bei Bedarf ausführlicher dokumentiert/diskutiert werden. Siehe auch: Qualität



Hier dürfen Vorschläge, Rückfragen und andere Diskussionsbeiträge folgen:

SF[Bearbeiten]

V. 1[Bearbeiten]

schoschannah[Bearbeiten]

Über das Wort habe ich mir jetzt lange Gedanken gemacht. Ich werde zur Üs. nicht viel auf die Kapitelseite schreiben, aber falls jemanden der Hintergrund der Üs. mit "Lilie" statt dem neueren "Lotusblume" interessiert: s.u. --Sebastian Walter (Diskussion) 00:50, 18. Jan. 2016 (CET)

Lotusblume?[Bearbeiten]

Eine ägyptische Säule aus dem Grab des Sennedjem mit einem "multiplen Kapitell", in Borchardts Terminologie (von oben nach unten): Papyruskapitell - Lilienkapitell - Blauer Lotus-Kapitell - Tigerlotuskapitell. Aus: Borchardt, Ludwig (1897): Die aegyptische Pflanzensäule. Ein Kapitel zur Geschichte des Pflanzenornaments. Berlin. S. 19.

Das Wort schoschannah wird in letzter Zeit nach Keel 1994 immer öfter statt mit dem trad. "Lilie" mit "Lotusblume" übersetzt, weil in 1 Kön 7,22 von Kapitellen in der Form dieser schoschannah berichtet wird und nach 1 Kön 7,26 auch das "eherne Meer" die Form einer schoschannah gehabt habe und: "Vessels in the form of lotus blossoms [...] are known both in Egypt and in Israel but there are non in the form of lilies. [...] All kinds of lotus capitals have been found [...], but no lily capitals." (Keel 1994, S. 78; ausführlicher z.B. Štrba 2004). schoschannah wird dann mit äg. sššn ("Lotusblume") verbunden.

Das ist falsch. "Lilienkapitelle" waren auch in Ägypten sehr verbreitet (s. rechts) und eine Abart davon war in Israel sogar so häufig, dass Shiloh 1979 sie "Israelite capital" taufen wollte. Ein Beispiel:
Ein proto-aeolisches Kapitell aus Megiddo. Aus: Shiloh, Yigal (1976): New Proto-Aeolic Capitals Found in Israel, in: BASOR 222, 1976. S. 67-77, S. 67.
Für viele weitere Abbildungen s. Kendircie 2012. Allerdings ist umstritten, welche Pflanze tatsächlich für diese Kapitelle Pate gestanden hat. Borchardt glaubt, es sei entweder eine Iris- oder eine Lilienart, für Evans 1901, S. 49 ist es "zweifellos die Iris". Für Bénédite war es die Madonnenlilie (vgl. Kantor 1945, S. 90); Kantor 1945, S. 110 glaubt, sie habe gar kein Vorbild gehabt.

Und in der Tat gab es Kelche, auf denen Lotosblüten-Blätter abgebildet waren (z.B. dieser), aber es gab z.B. auch Gefäße wie das untige, was wohl ausreichend mit der "Lilien"-Form der Kapitelle übereinstimmt. Das eherne Meer könnten wir uns dann z.B. so vorstellen, wie Johann Georg Pintz das auf dem daneben abgebildeten Kupferstich festgehalten hat.

Ein ägyptisches Alabastergefäß. Quelle: Commons.wikimedia.

Ein Entwurf des ehernen Meeres. Von Johann Georg Pintz.

Vor allem aber spricht folgendes gegen die Lotusblume: Das Wort schoschannah findet sich 18x in der Bibel. In 1 Kön 7,19.22 meint es die schoschannah-Kapitelle, in 1 Kön 7,26; 2 Chr 4,5 das eherne Meer und in Ps 45,1; 69,1; 80,1 und evt. 60,1 findet es sich in Psalmüberschriften und ist also rätselhaft. Bleiben die 10 Stellen Hld 2,1.2.16; 4,5; 5,13; 6,2.3; 7,2; Hos 14,5 und Sir 50,8, wo es sich auf Blumen bezieht. In Hld 2,16; 6,2.3 "weidet" der Geliebte seine Tiere mit dieser Blume - in 6,2 geht er dazu in den Garten -, in Hld 4,5 "grasen" Gazellen von diesen Blumen; in Hld 7,3 wird ein Weizenhaufen von diesen Blumen umstanden. In Hld 2,1 ist die Rede von der "Tal-schoschannah"; im Midrasch sagt dazu R. Elieser (3. Jh.): "Die Gerechten werden mit der vorzüglichsten Blume, der Thal- und Berg-schoschannah verglichen." Sofern er weiß, was für eine Blume das ist, wächst sie also auch auf Bergen. Von diesen 10 Stellen legen also 5/6 Stellen deutlich nahe, dass es sich hier um eine Landpflanze handelt, keine Wasserpflanze wie die Lotusblume. Nach m.Toh 3,7 lässt sich die schoschannah u.a. auf Friedhöfen pflücken; hier gilt also das selbe. Vielleicht könnte man sogar mit Sir 50,8 argumentieren: Mit "Wie eine Lilie an fließenden Wassern" wird das z.B. in Ps 1,3; Jes 44,4; Jer 17,8; Ez 17,8; 19,10; 47,12 verwendete Bild auf die sch. übertragen. Das könnte heißen, dass entsprechend diesen Parallelen die schoschannah auch anderswo wachsen könnte, in Sir 50,8 aber qua "an Wassern gepflanzte" Blume als bes. reich blühende Blume Symbol für Fruchtbarkeit ist (wie auch das parallele "Blüten an Zweigen zur Frühlingszeit"). Riehm hat in seinem Handwörterbuch des Biblischen Altertums allerdings gerade wegen dieser Stelle und der Verortung der sch. ans Wasser gemutmaßt, dass sch. manchmal statt für die Lilie auch für die Lotusblume stehen könne.
Etymologisch bieten sich neben äg. sššn an: syr. susan ("Iris, Lilie"); arab. susan/sausan ("Iris, Lilie").

Wenn wir das alles zusammennehmen, legen sich die Berglilie, die Iris und die Madonnenlilie nahe:

Madonnenlilie
Iris palaestina (daneben gibt es aber noch ein gutes Dutzend weiterer Iris-Arten in Palästina, vgl. z.B. AuS I/2, S. 358)
Berglilie

Die erste wächst fast überall in Israel und auch in Ägypten. Die zweite findet sich ebenfalls fast überall in Israel und wurde von Pharao Thutmose III aus Syrien nach Ägypten eingeführt. Die dritte findet sich nur noch selten in Israel, war nach Meinung einiger aber früher häufiger (z.B. Fonck 1898, S. 166), und ist eigentlich nicht in Ägypten beheimatet, wurde aber offenbar von den Phöniziern nach Ägypten gebracht. Das macht die dritte ein wenig schwierig.
Da aber selbst dann noch die Berglilie übrig bleibt, dagegen aber nichts für "Lotusblume" spricht, sollte man dann doch sicher weiterhin mit "Lilie" übersetzen, wie das auch LXX, VUL, Saadja und NT taten und Ibn Esra und Kimchi deuteten. --Sebastian Walter (Diskussion) 00:50, 18. Jan. 2016 (CET)

LF[Bearbeiten]

zitierte Literatur[Bearbeiten]

  • Assis, Elie: Flashes of Fire. A Literary Analysis of the Song of Songs. New York/London, 2009.
  • Bartina, Sebastián: Los montes de Béter (Cant 2,17), in: EstBib 31, 1972. S. 435-444.
  • Biesterfeldt, Hans Hinrich / Dimitri Gutas: The Malady of Love, in: JAOS 104/1, 1984. S. 21-55.
  • Bloch, Ariel / Chana Bloch: The Song of Songs. A New Translation with an Introduction and Commentary. New York, 1995.
  • Boer, Roland: Keeping it Literal: The Economy of the Song of Songs, in: JHS 7, 2009. online unter: http://goo.gl/p3Wr8g
  • Crohns, Hjalmar: Zur Geschichte der Liebe als „Krankheit“, in: Archiv für Kultur-Geschichte 3. Berlin, 1905. S. 66-86. online unter: https://goo.gl/CijZrn
  • Falk, Marcia: Love Lyrics from the Bible. A Translation and Literary Study of The Song of Songs. Sheffield, 1982.
  • Fokkelman, Jan P.: Reading Biblical Poetry. An Introductory Guide. Louisville, 2001.
  • Fox, Michael V.: Scholia To Canticles, in: VT 33/2, 1983. S. 199-206.
  • Fox, Michael V.: The Song of Songs and the Ancient Egyptian Love Songs. Madison, 1985.
  • Gerhards, Meik: Das Hohelied. Studien zu seiner literarischen Gestalt und theologischen Bedeutung. Leipzig, 2010.
  • Gordis, Robert: The Song of Songs and Lamentations. A Study, Modern Translation and Commentary. Revised and Augmented Edition. New York, 1974.
  • Krinetzki, Leo, OSB: Das Hohe Lied. Kommentar zu Gestalt und Kerygma eines alttestamentlichen Liebeslieds. Düsseldorf, 1964.
  • Peetz, Melanie: Emotionen im Hohelied. Eine literaturwissenschaftliche Analyse hebräischer Liebeslyrik unter Berücksichtigung geistlich-allegorischer Auslegungsversuche. Freiburg i.Br., 2015.
  • Pope, Marvin H.: Song of Songs. A New Translation with Introduction and Commentary. New York u.a., 1977.
  • Rudolph, Wilhelm: Das Buch Ruth. Das Hohe Lied. Die Klagelieder. Gütersloh, 1962.
  • Musselman, Lytton J.: A Dictionary of Bible Plants. Cambridge, 2012.
  • Noegel, Scott B. / Gary A. Rendsburg: Solomon's Vineyard. Literary and Linguistic Studies in the Song of Songs. Atlanta, 2009.
  • Seidl, Theodor: „Mein Geliebter gehört mir und ich gehöre ihm“. Zu den sprachlichen Ausdrucksmitteln der Paarbeziehung in Hld 2,8-17 und 3,1-5, in: BN 114/115, 2002. S. 161-172.
  • Slager, Donald: The Use of 'Behold' in the Old Testament, in: OPTAT 3/1, 1989. S. 50-79. online unter: http://goo.gl/fyADak
  • Steinmann, Andrew E.: Gazelles, Does, and Flames: DeLimiting Love in Song of Songs, in: JESOT 2/1, 2013. S. 25-39. online unter: http://goo.gl/PzDdUY
  • Toohey, Peter: Love, Lovesickness and Melancholia, in: Illinois Classical Studies 17, 1992. S. 265-286. online unter: https://goo.gl/5zwxKf
  • Toohey, Peter: Melancholy, Love, and Time. Boundaries of the Self in Ancient Literature. Michigan, 2004. online unter: https://goo.gl/5yVo7u
  • Treat, Jay Curry: Lost Keys: Text and Interpretation in Old Greek "Song of Songs" and Its Earliest Manuscript Witnesses. 1996. Frei zugängliche Penn Dissertation; online unter: http://goo.gl/4iWlL4
  • van de Sande, Axel: Le souffle du jour et la fuite des ombres en Ct 2:17: matin ou soir?, in VT 62/2. S. 276-283.
  • Zakovitch, Yair: Das Hohelied. Freiburg/Basel/Wien, 2004.