Richter 13: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Offene Bibel

Wechseln zu: Navigation, Suche
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 13: Zeile 13:




{{S|6}} Die Frau kam (bei)<ref>''kam (bei)'' - heb. ''bo`'' („kommen“) ist auch Euphemismus für Geschlechtsverkehr. Weil Frau Manoach gleich sagen wird, der Engel sei „zu (bei) ihr gekommen“ und weil weiterhin das „du wirst schwanger werden“ in V. 5 auch „du bist schwanger“ bedeuten könnte, nehmen viele Ausleger an, hier solle mindestens angedeutet werden, dass der Engel und die Frau Verkehr hatten und Samson bei diesem Verkehr gezeugt worden sei (z.B. Ackerman 1998, S. 181-207; Bal 1988, S. 73f.; Bartelmus 1979, S. 95f.; Brettler 2002, S. 45-49; Klein 1988, S. 144; ähnlich z.B. Knauf 2016). Dies sei auch der Grund für Samsons Stärke, vgl. [[Genesis 6#s1 |Gen 6,1-4]]. Schon die ältesten Ausleger scheinen diese Vieldeutigkeit gespürt zu haben; Josephus begründet in JosAnt §279 Manoachs Handeln in V. 8 z.B. mit Manoachs Eifersucht. Aber warum Samson so stark ist, wird in Ri 14-15 und Ri 16 ja sogar auf zwei unterschiedliche Weisen begründet; mehr als dieses mehrdeutige Wort und die mehrdeutige Form in Vv. 5.7 lässt sich für diese Deutung also nicht fruchtbar machen. Das macht sie eher unwahrscheinlich. Dagegen sprechen sich daher z.B. auch Butler 2009, Groß 2009, Webb 2012 und Bar 2018, S. 9 aus.</ref> und sagte zu ihrem Mann {wie folgt}: „ein Mann Gottes ist zu (bei) mir gekommen. Sein Aussehen [glich] dem Aussehen eines Boten Gottes, gar fürchterlich (sehr ansehnlich).<ref>Eine merkwürdige Beschreibung. Offensichtlich sah der Bote qua Bote dennoch aus wie ein Mensch (als „Männer Gottes“ werden i.d.R. Menschen beschrieben, s. [[Deuteronomium 33#s1 |Dtn 33,1]]; [[1 Samuel 9#s6 |9,6-10]]; [[1 Könige 17#s18 |1 Kön 17,18]] u.ö.). Aber nicht wie ein gewöhnlicher: „Wie ein Mann, der (1) aussieht wie ein Bote Gottes, also / und außerdem (2) gar fürchterlich“. Wie hat man sich das Aussehen eines solchen Mannes vorzustellen? Auch die alten Übersetzer schienen sich das gefragt zu haben: LXX<sup>A</sup> leitet nicht ab von ''jara`'' („fürchten“), sondern von ''ra`ah'' („sehen“, daher „ansehnlich“), Tg von ''mara`'' („mächtig sein“, daher „mächtig“), Syr offenbar von syr. ''nur'' („erschrecken“, daher „ich zitterte sehr“).<br />Ähnlich auffällig dann V. 13, wo der Engel Manoachs Frage danach, ob er „der Mann, der mit der Frau gesprochen habe“ sei, bejaht: Offenbar ''sind'' Gottesboten nach der Vorstellung des Autoren „Männer“, weshalb man sie leicht mit diesen verwechseln kann.</ref> Ich habe ihn (nicht)<ref>'''Textkritik''': Wortlaut mit Harlé / Roqueplo 1999, S. 199 und Nelson 2017 nach LXX<sup>A, L</sup>, SyH, VL, VUL, wenigen heb. MSS. Dagegen MT, LXX<sup>B</sup>, Tg und Syr: „Ich habe ihn ''nicht'' gefragt“. S. näher auf der [https://offene-bibel.de/wiki/Kommentar:Richter_13 Kommentarseite].</ref> gefragt, woher er sei, aber (und) nicht [einmal]<ref>''[einmal]'' - Fokuspartikeln wie „nur“, „selbst“, „nicht ''einmal''“ etc. werden im Heb. häufig auch dort nicht gesetzt, wo das Dt. ihrer bedarf, und müssen daher aus dem Kontext ergänzt werden. S. z.B. zu [[Psalm 17#s3 |Ps 17,3]]; [[Hohelied 2#s1 |Hld 2,1]]; [[Amos 4#s5 |Am 4,5]].</ref> seinen Namen hat er mir gesagt.
{{S|6}} Die Frau kam (bei)<ref>''kam (bei)'' - heb. ''bo`'' („kommen“) ist auch Euphemismus für Geschlechtsverkehr. Weil Frau Manoach gleich sagen wird, der Engel sei „zu (bei) ihr gekommen“ und weil weiterhin das „du wirst schwanger werden“ in V. 5 auch „du bist schwanger“ bedeuten könnte, nehmen viele Ausleger an, hier solle mindestens angedeutet werden, dass der Engel und die Frau Verkehr hatten und Samson bei diesem Verkehr gezeugt worden sei (z.B. Ackerman 1998, S. 181-207; Bal 1988, S. 73f.; Bartelmus 1979, S. 95f.; Brettler 2002, S. 45-49; Klein 1988, S. 144; ähnlich z.B. Knauf 2016). Dies sei auch der Grund für Samsons Stärke, vgl. [[Genesis 6#s1 |Gen 6,1-4]]. Schon die ältesten Ausleger scheinen diese Vieldeutigkeit gespürt zu haben; Josephus begründet in JosAnt §279 Manoachs Handeln in V. 8 z.B. mit Manoachs Eifersucht. Aber warum Samson so stark ist, wird in Ri 14-15 und Ri 16 ja sogar auf zwei unterschiedliche Weisen begründet; mehr als dieses mehrdeutige Wort und die mehrdeutige Form in Vv. 5.7 lässt sich für diese Deutung also nicht fruchtbar machen. Das macht sie eher unwahrscheinlich. Dagegen sprechen sich daher z.B. auch Butler 2009, Groß 2009, Webb 2012 und Bar 2018, S. 9 aus.</ref> und sagte zu ihrem Mann {wie folgt}: „ein Mann Gottes ist zu (bei) mir gekommen. Sein Aussehen [glich] dem Aussehen eines Boten Gottes, gar fürchterlich (sehr ansehnlich).<ref>Eine merkwürdige Beschreibung. Offensichtlich sah der Bote qua Bote dennoch aus wie ein Mensch (als „Männer Gottes“ werden i.d.R. Menschen beschrieben, s. [[Deuteronomium 33#s1 |Dtn 33,1]]; [[1 Samuel 9#s6 |9,6-10]]; [[1 Könige 17#s18 |1 Kön 17,18]] u.ö.). Aber nicht wie ein gewöhnlicher: „Wie ein Mann, der (1) aussieht wie ein Bote Gottes, also / und außerdem (2) gar fürchterlich“. Wie hat man sich das Aussehen eines solchen Mannes vorzustellen? Auch die alten Übersetzer schienen sich das gefragt zu haben: LXX<sup>A</sup> leitet nicht ab von ''jara`'' („fürchten“), sondern von ''ra`ah'' („sehen“, daher „ansehnlich“), Tg von ''mara`'' („mächtig sein“, daher „mächtig“), Syr offenbar von syr. ''nur'' („erschrecken“, daher „ich zitterte sehr“).<br />Ähnlich auffällig dann V. 13, wo der Engel Manoachs Frage danach, ob er „der Mann, der mit der Frau gesprochen habe“ sei, bejaht: Offenbar ''sind'' Gottesboten nach der Vorstellung des Autoren „Männer“, weshalb man sie leicht mit diesen verwechseln kann.</ref> Ich habe ihn (nicht)<ref>'''Textkritik''': Wortlaut mit Harlé / Roqueplo 1999, S. 199 und Nelson 2017 nach LXX<sup>A, L</sup>, SyH, VL, VUL, wenigen heb. MSS. Dagegen MT, LXX<sup>B</sup>, Tg und Syr: „Ich habe ihn ''nicht'' gefragt“. S. näher auf der [https://offene-bibel.de/wiki/Kommentar:Richter_13 Kommentarseite].</ref> gefragt, woher er sei, aber (und) nicht [einmal]<ref>''[einmal]'' - Fokuspartikeln wie „nur“, „selbst“, „nicht ''einmal''“ etc. werden im Heb. häufig auch dort nicht gesetzt, wo das Dt. ihrer bedarf, und müssen daher aus dem Kontext ergänzt werden. S. z.B. zu [[Psalm 17#s3 |Ps 17,3]]; [[Hohelied 2#s1 |Hld 2,1]]; [[Amos 4#s5 |Am 4,5]].</ref> seinen Namen hat er mir gesagt.
 
{{S|7}} Er sagte: ‚Siehe, du bist unfruchtbar und (du Unfruchtbare:) wirst gebären einen Sohn.<ref>Man beachte: Der Satz entspricht sehr dem in V. 3, ist aber in jeder Klausel zusammengekürzt: ''Er sagte <s>mir</s>: Siehe <s>doch</s>, du bist unfruchtbar <s>und hast nicht geboren</s> und wirst nun aber <s>empfangen und</s> gebären einen Sohn.'' Dass sie gleich noch weitere Elemente aussparen wird (''So <s>achte darauf, dass</s> trinke nun kein Wein und Bier und iss nicht irgendetwas Unreines, <s>und ein Schermesser darf nicht an sein Haupt kommen,</s> denn ein Nasiräer des Gottes JHWH wird der Knabe von Mutterleib an [bis zum Tag seines Todes] sein.''), muss nicht heißen, dass Samsons lange Haare schon hier ein „Geheimnis“ seien (so viele Ausleger:innen): Gerade dies ist ja dennoch schon damit gesagt, dass Samson zum Nasiräer bestimmt ist.</ref> So trinke nun kein Wein und Bier und iss nicht irgenetwas Unreines, denn ein Nasiräer des Gottes JHWH [wird] der Knabe [sein] von Mutterleib an bis zum Tag seines Todes!‘“
{{S|7}} Er sagte: ‚Siehe, du bist unfruchtbar und (du Unfruchtbare:) wirst gebären einen Sohn.<ref>Man beachte: Der Satz entspricht sehr dem in V. 3, ist aber in jeder Klausel zusammengekürzt: ''Er sagte <s>mir</s>: Siehe <s>doch</s>, du bist unfruchtbar <s>und hast nicht geboren</s> und wirst nun aber <s>empfangen und</s> gebären einen Sohn.'' Dass sie gleich noch weitere Elemente aussparen wird (''So <s>achte darauf, dass</s> trinke nun kein Wein und Bier und iss nicht irgendetwas Unreines, <s>und ein Schermesser darf nicht an sein Haupt kommen,</s> denn ein Nasiräer des Gottes JHWH wird der Knabe von Mutterleib an [bis zum Tag seines Todes] sein.''), muss nicht heißen, dass Samsons lange Haare schon hier ein „Geheimnis“ seien (so viele Ausleger:innen): Gerade dies ist ja dennoch schon damit gesagt, dass Samson zum Nasiräer bestimmt ist.</ref> So trinke nun kein Wein und Bier und iss nicht irgenetwas Unreines, denn ein Nasiräer des Gottes JHWH [wird] der Knabe [sein] von Mutterleib an bis zum Tag seines Todes!‘“



Version vom 8. Oktober 2022, 19:16 Uhr

Syntax ungeprüft

SF in Arbeit.png
Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Richter 13)

(kommt später)

Studienfassung (Richter 13)

1 {Und} Die (Söhne Israels=) Israeliten taten wieder (weiterhin), was in den Augen JHWHs böse (schlecht) [war].
Da (gab sie JHWH in die Hand der=) lieferte sie JHWH den Philistern aus für 40 Jahre.


2 Es war ein Mann aus Zoraa aus dem Clanb der Daniten. Sein Name war Manoach (=Ruhe, Ruheort, Heimstatt).c Seine Fraud war unfruchtbar und gebar nicht (hatte nicht(s) geboren). 3 Da erschien (ließ sich sehen) ein Bote JHWHs der Frau. Er sagte ihr: „Siehe doch: du bist unfruchtbar und (Siehe doch, du Unfruchtbare:) du hast nicht geboren und wirst [nun aber] empfangen und wirst gebären einen Sohn! 4 So achte nun darauf, nicht zu trinken Wein oder Bier (Alkohol, Grappa, Weinschorle und unverdünnten Wein)e und nicht zu essen jegliches Unreine, 5 Denn siehe: Du wirst schwanger werden (bist schwanger)f und wirst gebären (bist gebärend) einen Sohn. Ein Schermesser darf nicht an sein Haupt kommen, denn ein Nasiräer des Gottes JHWH [wird] der Knabe vom Mutterleib an [sein]. Er ist's, der beginnen wird, Israel (aus der Hand der=) vor den Philistern zu retten.“


6 Die Frau kam (bei)g und sagte zu ihrem Mann {wie folgt}: „ein Mann Gottes ist zu (bei) mir gekommen. Sein Aussehen [glich] dem Aussehen eines Boten Gottes, gar fürchterlich (sehr ansehnlich).h Ich habe ihn (nicht)i gefragt, woher er sei, aber (und) nicht [einmal]j seinen Namen hat er mir gesagt. 7 Er sagte: ‚Siehe, du bist unfruchtbar und (du Unfruchtbare:) wirst gebären einen Sohn.k So trinke nun kein Wein und Bier und iss nicht irgenetwas Unreines, denn ein Nasiräer des Gottes JHWH [wird] der Knabe [sein] von Mutterleib an bis zum Tag seines Todes!‘“

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

Anmerkungen

6-23: Wäre es nur das Anliegen von Ri 13, die Bedeutung Samsons mit der Erzählung von der nasiräischen Schwangerschaft seiner Mutter zu unterstreichen, hätte der Verfasser hier aufhören und direkt zu Vv. 24f. überleiten können. Das aber tut er nicht: Hier erst beginnt der längste Abschnitt von Ri 13, der überwiegend nicht von Samsons Mutter, sondern von seinem Vater erzählt – genauer nämlich davon, wie erstens Manoahs Frau ihm von der Ankündigung des Engels berichtet und dann zweitens der Engel zunächst dies bestätigen und dann auch noch drittens seine Identität, auf die Manoahs Frau ebenfalls schon angespielt hatte, durch ein Wunder unter Beweis stellen muss. ...

aZora - heute = Khirbet Sarra in Palästina. Im AT überwiegend israelitische Stadt im Stammesgebiet von Juda zwischen Jerusalem und dem Gebiet der Schefela am Meer, wo zu Samsons Zeit die Philister siedelten. Hier aber ist Zora noch Wohnort der Daniten. Davon, wie sie u.a. aus Zora ans nördliche Ende Israels umsiedeln, berichtet Ri 18. (Zurück zu v.2)
bClan - Eigentlich sind die Daniten einer der zwölf Stämme Israels, nicht nur ein Clan (also eine soziale Größe zwischen Großfamilie und Stamm). Warum sie hier als „Clan“ bezeichnet werden, ist unklar. Bar 2018, S. 3 fasst gut die vier Positionen zusammen, die aktuell am häufigsten diskutiert werden:
(1) Der Sprachgebrauch könnte unauffällig sein, denn Ri 18,19 könnte man so werten, dass man „Clan“ auch i.S.v. „Stamm“ verwenden konnte (so schon Radak; auch LXXB, L übersetzt mit „Stamm“). Ist das so, kannten aber jedenfalls die Übersetzer von LXXB diesen Sprachgebrauch nicht, die das offenbar schwierige Wort mit zwei unterschiedlichen Begriffen gleichzeitig übersetzten („vom Volk der Familie der Daniten“).
(2) Ist es dennoch wahr, dann vielleicht deshalb: In Num 26 werden die einzelnen Clans der zwölf Stämme aufgezählt. Anders als die anderen Stämme bestand der Stamm Dan nur aus dem Clan der Schuchamiter (Num 26,42), vielleicht konnte deshalb im Falle von Dan „Stamm“ und „Clan“ derart austauschbar verwendet werden können.
(3) Nicht alle Daniten wohnten in Zora; vielleicht werden deshalb diejenigen Daniten, die in Zora wohnten, nur als „Clan“ bezeichnet.
(4) Vielleicht schließlich handelte es sich bei den Danitern, die ja in der direkten Nachbarschaft der Philister lebten, nur noch um einen stark geschrumpften Stamm, und dies soll mit diesem Sprachgebrauch angezeigt werden. Letzteres ist die Mehrheitsmeinung; so z.B. auch Bartusch 2003, S. 168. Sehe ich (S.W.) richtig, gibt es hierfür aber keine Indizien. (Zurück zu v.2)
cManoach - Ein äußerst auffälliger Name für einen Daniten – litten nach Ri 18,1 doch gerade diese darunter, dass einzig sie noch keine endgültige Heimstatt gefunden hatten (so richtig z.B. Webb 2012). Gewiss verweist dieser Name auch bereits voraus auf dieses Kapitel.
Brettler 2002, S. 48, der zu jenen gehört, die glauben, dass Manoach in diesem Kapitel durchweg negativ dargestellt würde, will auch schon den Namen als Kritik lesen: „Mr. Couch-Potato“. Eine schöne Idee, aber haltlos. (Zurück zu v.2)
dDie Frau bleibt das ganze Kapitel hindurch namenlos, daher waren mehrere Traditionen zu ihrem Namen im Umlauf: Laut LAB 224 hieß sie Eluma, Midrasch NumR 10,5 identifiziert sie mit der Hatzlelponi aus 1 Chr 4,3. Auch der Grund für ihre Namenlosigkeit ist unklar. Am sinnvollsten wohl z.B. ALTER und McCann 2002: „Frau“ ist ein Leitwort in Ri 13-16; dass Manoachs Frau hier stets als „Frau“ bezeichnet wird, führt dazu, dass das Wort, das erst ab Ri 14 wirklich bedeutsam werden wird, schon in diesem Kapitel sehr häufig fallen kann. Erwägenswert ist und häufig wiederholt wurde auch die Mutmaßung von Reinhartz 1992, S. 27: Knackpunkt des Kapitels ist u.a., dass auch der gleich auftauchende Engel seinen Namen nicht verrät. Dass damit sowohl Frau als auch Engel namenlos bleiben, nähert die beiden Figuren einander an und steigert so Würde und Bedeutung von Frau Manoach. (Zurück zu v.2)
eBier (Grappa, Weinschorle und unverdünnten Wein) - heb. šekar, irgendein alkoholisches Getränk. Weil es so regelmäßig in der Fügung „Wein und šekar“ steht, nimmt man meistens an, dass es sich entweder um das zweithäufigste alkoholische Getränk Israels handelt (also Bier), was sich zusätzlich dadurch stützen lässt, dass das babylonische šikaru ebenfalls „Bier“ bezeichnet, oder um irgendein anderes aus der Traube gewonnenes Getränk, z.B. unverdünnten Wein im Gegensatz zum für gewöhnlich verdünnten jajn (so Radak) oder z.B. ein Traubenlikör wie Grappa (so z.B. ALTER). Dt. Üss. übersetzen i.d.R. allgemein mit „Alkohol“ (z.B. LUT; so auch ibn Ezra, der glaubt, dies sei die „wörtliche“ Bed. des Wortes) oder mit „Bier“ (z.B. ). Letzteres ist sinnvoller, da „Wein und Alkohol“ kein gutes Wortpaar bilden, und weil das verwandte Wort im Babylonischen dies ohnehin klar am wahrscheinlichsten macht.
Warum der Frau hier Alkohol verboten wird, ist unklar. Klar ist, dass nach Num 6 auch Nasiräer keinen Alkohol konsumieren durften, und dass die Bezüge zwischen V. 14, wo Manoachs Frau auch der Genuss von Trauben verboten wird, und Num 6,4 sogar noch näher sind.
(1) Wenige ignorieren diese nahen Bezüge und erklären das Alkoholverbot stattdessen damit, dass schon die alten Israelten darum gewusst hätten, dass Alkoholkonsum zur Zeit der Schwangerschaft Embryonen schädigen kann. Aber dafür gibt es neben unserem Vers keine Indizien. In b.Ket 60b-61a wird schwangeren Frauen sogar Weinkonsum empfohlen, weil dies angeblich zu besonders kräftigen Kindern führe. Anders allenfalls b.Yom 82b-83a, wo ein Beispiel dafür geschildert wird, dass die Söhne von Frauen dann moralisch gut geraten, wenn sie während der Schwangerschaft abstinent blieben, und moralisch schlecht geraten, wenn sie es nicht taten (vgl. zur Diskussion Abel 1997).
(2) Weit häufiger erklärt man sich diese Stelle wegen den nahen Bezügen zu Num 6 daher damit, hier würden die eigentlich für Samson geltenden Nasiräer-Vorschriften untypischerweise auf die Mutter übertragen, weil dieser ja zum Nasiräer von Mutterleib an berufen sei. Auch das ist keine ganz einfache Annahme. Erstens spricht die Struktur des Textes in diesem Vers (anders als in V. 7, vgl. auch Exum 1980, S. 49) dagegen: (A) Trink keinen Alkohol und iss nichts Unreines, (B) denn du wirst einen Sohn empfangen und gebären. (A') Diesem dürfen die Haare nicht geschnitten werden, (B') denn er wird ein Nasiräer sein. Folgt man dieser Struktur, hat das Verbot von Alkohol und unreinen Speisen nichts mit Samsons Nasiräertum zu tun, sondern mit der Schwangerschaft der Frau schlechthin. Zweitens ist das Verbot unreiner Speisen gar keine Nasiräer-Vorschrift, sondern galt für alle Israelit:innen. Die Hälfte der Gebote in V. 4 sind also gar keine Nasiräer-Vorschriften. Dennoch ist dies die Deutung, die sich sehr einheitlich in neueren Kommentaren findet.
(3) Vielleicht sollte man sich den Vers wegen dieser Schwierigkeiten besser so erklären: Unser Kapitel ist sicher u.a. abgeschrieben von 1 Sam 1 (so alle Redaktionskritiker von Ri 13). Dort wird der Hannah nicht von einem Engel, sondern vom Hohepriester Eli ein Sohn verheißen, der als einziger neben Samson ebenfalls zum Nasiräer vom Mutterleib an bestimmt war – und es wird ihr erst dann in V. 17 verheißen, nachdem sie in V. 15 erklärt hat, sie habe „weder Wein noch šekar getrunken“. Der Verzicht auf „Wein und šekar“ vor Beginn einer Schwangerschaft von Gottes Gnaden kann also leicht nebst anderem aus diesem Kapitel herausgesponnen worden sein, ohne direkt etwas mit Samsons Nasiräertum zu tun zu haben. Sollte das richtig sein, wäre die Nähe von Ri 13,4-5 zu Num 6,3-4 aber ein arg großer Zufall; auch diese Erklärung ist also nicht unproblematisch.
Für den weiteren Verlauf der Geschichte ist das Verbot zum Glück irrelevant und diese Unklarheit wiegt daher nicht schwer. (Zurück zu v.4)
ftFN: Anders als in V. 3, wo sicher futurisch gedeutet werden muss, könnten die drei Klauseln in Vv. 5.7 sowohl futurisch als auch u.a. präsentisch gedeutet werden. Die Präsens-Deutung liegt sehr fern, so aber dennoch einige Kommentare. S. dazu näher auf der Kommentarseite zu V. 5. (Zurück zu v.5)
gkam (bei) - heb. bo` („kommen“) ist auch Euphemismus für Geschlechtsverkehr. Weil Frau Manoach gleich sagen wird, der Engel sei „zu (bei) ihr gekommen“ und weil weiterhin das „du wirst schwanger werden“ in V. 5 auch „du bist schwanger“ bedeuten könnte, nehmen viele Ausleger an, hier solle mindestens angedeutet werden, dass der Engel und die Frau Verkehr hatten und Samson bei diesem Verkehr gezeugt worden sei (z.B. Ackerman 1998, S. 181-207; Bal 1988, S. 73f.; Bartelmus 1979, S. 95f.; Brettler 2002, S. 45-49; Klein 1988, S. 144; ähnlich z.B. Knauf 2016). Dies sei auch der Grund für Samsons Stärke, vgl. Gen 6,1-4. Schon die ältesten Ausleger scheinen diese Vieldeutigkeit gespürt zu haben; Josephus begründet in JosAnt §279 Manoachs Handeln in V. 8 z.B. mit Manoachs Eifersucht. Aber warum Samson so stark ist, wird in Ri 14-15 und Ri 16 ja sogar auf zwei unterschiedliche Weisen begründet; mehr als dieses mehrdeutige Wort und die mehrdeutige Form in Vv. 5.7 lässt sich für diese Deutung also nicht fruchtbar machen. Das macht sie eher unwahrscheinlich. Dagegen sprechen sich daher z.B. auch Butler 2009, Groß 2009, Webb 2012 und Bar 2018, S. 9 aus. (Zurück zu v.6)
hEine merkwürdige Beschreibung. Offensichtlich sah der Bote qua Bote dennoch aus wie ein Mensch (als „Männer Gottes“ werden i.d.R. Menschen beschrieben, s. Dtn 33,1; 9,6-10; 1 Kön 17,18 u.ö.). Aber nicht wie ein gewöhnlicher: „Wie ein Mann, der (1) aussieht wie ein Bote Gottes, also / und außerdem (2) gar fürchterlich“. Wie hat man sich das Aussehen eines solchen Mannes vorzustellen? Auch die alten Übersetzer schienen sich das gefragt zu haben: LXXA leitet nicht ab von jara` („fürchten“), sondern von ra`ah („sehen“, daher „ansehnlich“), Tg von mara` („mächtig sein“, daher „mächtig“), Syr offenbar von syr. nur („erschrecken“, daher „ich zitterte sehr“).
Ähnlich auffällig dann V. 13, wo der Engel Manoachs Frage danach, ob er „der Mann, der mit der Frau gesprochen habe“ sei, bejaht: Offenbar sind Gottesboten nach der Vorstellung des Autoren „Männer“, weshalb man sie leicht mit diesen verwechseln kann. (Zurück zu v.6)
iTextkritik: Wortlaut mit Harlé / Roqueplo 1999, S. 199 und Nelson 2017 nach LXXA, L, SyH, VL, VUL, wenigen heb. MSS. Dagegen MT, LXXB, Tg und Syr: „Ich habe ihn nicht gefragt“. S. näher auf der Kommentarseite. (Zurück zu v.6)
j[einmal] - Fokuspartikeln wie „nur“, „selbst“, „nicht einmal“ etc. werden im Heb. häufig auch dort nicht gesetzt, wo das Dt. ihrer bedarf, und müssen daher aus dem Kontext ergänzt werden. S. z.B. zu Ps 17,3; Hld 2,1; Am 4,5. (Zurück zu v.6)
kMan beachte: Der Satz entspricht sehr dem in V. 3, ist aber in jeder Klausel zusammengekürzt: Er sagte mir: Siehe doch, du bist unfruchtbar und hast nicht geboren und wirst nun aber empfangen und gebären einen Sohn. Dass sie gleich noch weitere Elemente aussparen wird (So achte darauf, dass trinke nun kein Wein und Bier und iss nicht irgendetwas Unreines, und ein Schermesser darf nicht an sein Haupt kommen, denn ein Nasiräer des Gottes JHWH wird der Knabe von Mutterleib an [bis zum Tag seines Todes] sein.), muss nicht heißen, dass Samsons lange Haare schon hier ein „Geheimnis“ seien (so viele Ausleger:innen): Gerade dies ist ja dennoch schon damit gesagt, dass Samson zum Nasiräer bestimmt ist. (Zurück zu v.7)