Klagelieder 2: Unterschied zwischen den Versionen

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{{S|1}} Wie umwölkt (verachtet)<ref>''umwölkt'' - wie Gott ähnlich in [[Klagelieder 3#s43 |Klg 3,43f]] ''sich'' als Zeichen seines Zorns mit Wolken umgibt und in [[Ezechiel 32#s7 |Ez 32,7f.]] aus dem selben Grund nicht nur der Himmel bewölkt wird, sondern auch die Erde.<br />'''tFN''': ''verachtet'' nach einigen Exegeten (z.B. McDaniel 1968, S. 35; Hillers 1972, S. 35), die etwas gewagt neben ''ta`ab'' („verachten“) ein weiteres Verb ''wa`ab'' mit der Bed. „verachten“ ansetzen.</ref> in seinem Zorn
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_Der Herr die Tochter Zion,<ref name="Tochter">''Tochter Zion'' - Gemeint ist Jerusalem. „Zion“ ist der Name des Berges in Jerusalem, auf dem der Tempel Gottes gebaut war.</ref>
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Warf aus dem Himmel [auf die] Erde
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_Die Herrlichkeit (den Ruhm, die Schönheit) Israels
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Und gedachte nicht [mehr] des Schemels seiner Füße<ref>''Schemel seiner Füße'' - gemeint ist der Tempel in Jerusalem; s. ähnlich [[Psalm 132#s7 |Ps 132,7]]; [[Jesaja 60#s13 |Jes 60,13f.]]: JHWH thront im Himmel, seine Füße ruhen aber auf der Erde ([[Jesaja 66#s1 |Jes 66,1]]), und zwar speziell auf dem Jerusalemer Tempel.</ref>
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_Am Tag seines Zorns.</poem>
  
  
 
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_Und nicht verschont alle Weiden (Wohnungen)<ref>''Weiden'' - angespielt wird auf die Vorstellung von Gott als dem Hirten seiner Herde Israel (s. [[Psalm 79#s13 |Ps 79,13]]; [[Psalm 80#s1 |80,1]]; [[Ezechiel 34#s11 |Ez 34,11f.]] u.ö.). Ganz im Gegensatz zu einem guten Hirten geht er hier mit der Zerstörung der „Weiden“, mit denen natürlich die Wohnungen der Israeliten gemeint sind, sogar gegen seine Herde vor.</ref> Jakobs,<ref>''Jakobs'' - Einer der Patriarchen, dessen Geschichte ab [[Genesis 25 |Gen 25]] erzählt wird. Weil er einer der Stammväter Israels war, ist „Jakob“ ein häufiger Wechselbegriff für Israel selbst. Hier schwingt in der Verwendung des Namens eine besondere Tragik mit: „Jakob“, zu Heb. ''ja`aqob'', bedeutet wörtlich „JHWH schützt“ – doch gerade dies tut JHWH hier nicht.</ref>
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_die Festungen (befestigten Städte) der Tochter Juda,
 
_die Festungen (befestigten Städte) der Tochter Juda,
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_Königtum(-reich) und seine Obersten (Beamten, Kommandanten, Fürsten).</poem>
  
  
 
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{{S|3}} Abgehauen hat er in der Hitze seines Zorns
 
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_jedes Horn (alle Macht, Kraft) Israels,
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_Jedes Horn<ref>''Horn'' - häufige Metapher für die Kraft eines Menschen oder einer Institution. Ist Gott daher jemandem zugetan, lässt er „dessen Horn wachsen“ (z.B. [[Psalm 132#s17 |Ps 132,17]]); wer dagegen nicht in Gottes Gunst steht, darf es nicht wagen, „sein Horn zu erheben“ (zB. [[Psalm 75#s5 |Ps 75,5f.]]). Hier schlägt JHWH das Horn gar kurzerhand ab. Sinnvoll HfA: „Der Herr hat Israel aller Macht beraubt“; LUT: „Er hat alle Macht Israels in seinem grimmigen Zorn zerbrochen.“</ref> Israels,
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_vor dem Feind;
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_Vor dem Feind<ref>D.h., schritt doch nicht ein, als dieser Israel angriff.</ref>
und er brannte (wütete) in Jakob wie ein Feuer,
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Und er brannte (wütete) in Jakob wie ein flammendes Feuer,
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_[Das] rundherum fraß.</poem>
  
  
 
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{{S|4}} Er spannte seinen Bogen wie ein Feind
 
{{S|4}} Er spannte seinen Bogen wie ein Feind
_[der] Pfeil [war] in seiner Rechten<ref>'''Textkritik''' ― Der masoretische Text ist unverständlich (gegen Kraus, der die Inkongruenz der Genera nicht beachtet): ''stehend (Mask.) seine Rechte (Fem.)''. Die Übersetzung folgt dem Vorschlag der BHK.</ref>
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_[Ein] Pfeil [war] in seiner Rechten<ref>'''Textkritik''' ― Der masoretische Text ist unverständlich (gegen Kraus, der die Inkongruenz der Genera nicht beachtet): ''stehend (Mask.) seine Rechte (Fem.)''. Die Übersetzung folgt dem Vorschlag von BHS, Hobbins 2009, S. 24 u.a.</ref>
und er tötete wie ein Gegner<ref>Der masoretische Text überliefert: ''wie ein Gegner und er tötete''. Die Übersetzung folgt dem Vorschlag der BHK.</ref>
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Und wie ein Gegner tötete er<ref>'''Textkritik''': Der masoretische Text überliefert: ''wie ein Gegner und er tötete''. Die Übersetzung folgt dem Vorschlag der BHK.</ref>
_[seine] ganze Augenweide<ref>''Augenweide'' - wörtl.: ''Lust [des] Auges'' = die Bewohner Jerusalems bzw. Judas.</ref>.
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_[Seine] ganze Augenweide<ref>''ganze Augenweide'' - wörtl.: ''alle Lust [des] Auges'' = die Bewohner Jerusalems bzw. Judas.</ref>.
 
Im (ins) Zelt der Tochter Zion<ref>''Zelt der Tochter Zion'' bezeichnet Jerusalem</ref>
 
Im (ins) Zelt der Tochter Zion<ref>''Zelt der Tochter Zion'' bezeichnet Jerusalem</ref>
_goss er seinen Grimm aus wie Feuer.</poem>
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_Goss er seinen Grimm aus wie Feuer.</poem>
  
  

Version vom 22. Dezember 2018, 01:43 Uhr

Syntax OK

SF ungeprüft.png
Status: Studienfassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett, aber noch nicht mit den Übersetzungskriterien abgeglichen und nach den Standards der Qualitätssicherung abgesichert worden und sollte weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Klagelieder 2)

(kommt später)

Studienfassung (Klagelieder 2)

1 Wie umwölkt (verachtet)a in seinem Zorn
Der Herr die Tochter Zion,b
Warf aus dem Himmel [auf die] Erde
Die Herrlichkeit (den Ruhm, die Schönheit) Israels
Und gedachte nicht [mehr] des Schemels seiner Füßec
Am Tag seines Zorns.


2 Vernichtet (verschlungen) hat der Herr
Und nicht verschont alle Weiden (Wohnungen)d Jakobs,e
Zerstört (zertrümmert, niedergerissen) hat er in seinem Ärger
die Festungen (befestigten Städte) der Tochter Juda,
Warf zu Boden, entweihte
Königtum(-reich) und seine Obersten (Beamten, Kommandanten, Fürsten).


3 Abgehauen hat er in der Hitze seines Zorns
Jedes Hornf Israels,
Zog zurück seine Rechte
Vor dem Feindg
Und er brannte (wütete) in Jakob wie ein flammendes Feuer,
[Das] rundherum fraß.


4 Er spannte seinen Bogen wie ein Feind
[Ein] Pfeil [war] in seiner Rechtenh
Und wie ein Gegner tötete eri
[Seine] ganze Augenweidej.
Im (ins) Zelt der Tochter Zionk
Goss er seinen Grimm aus wie Feuer.


5 Der Herr ist wie ein Feind geworden,
hat Israel vernichtet (verschlungen),
vernichtet (verschlungen) all ihrel Paläste
zerstört seine Festungen (befestigten Städte),
er vermehrte in der Tochter Juda
Traurigkeit und Trauer.


6 Er hat seine Hüttem wie einen Weinstockn preisgegebeno,
seine Versammlungsstätte zerstört,
in Vergessenheit geraten ließ JHWH in Zion
Fest und Sabbat,
verwarf (verabscheute, verachtete) in seinem grimmigen Zorn
König und Priester.


7 Verstoßen (verworfen) hat der Herr seinen Altarp,
entweiht (zerbrochen) sein Heiligtum.
Ausgeliefert hat er in die Hand (Gewalt) des Feindes
die Mauern ihrerq Paläste.
Man lärmter im Haus JHWHs
wie an einem Festtag.s


8 JHWH ersann niederzureißen (zu verwüsten)
die Mauern der Tochter Zion
er spannte die Messschnurt (hatte geplant),
hat seine Hand nicht zurückgezogen vom Vernichten (Verschlingen),
ließ trauernu Wallv und Mauer,
zusammen gaben sie nachw.


9 Niedergesunken auf die Erde sind ihreq Tore
vernichtet und zerbrochen hat er ihre Riegel,
ihr König und ihre Obersten (Beamten, Hauptmänner) [leben] in [fremden] Völkern,
es gibt keine Weisung,
auch ihre Propheten bekommen (finden)
keine Offenbarung (Schauung, Vision) JHWHs.


10 Auf der Erde sitzen (wohnen)x
verstört (erstarrt, stumm)y die Alten (Ältesten) der Tochter Zion,
sie haben Staub auf ihr Haupt gestreut,
sich [mit] Sackleinen gegürtetz;
auf die Erde ließen ihr Haupt sinken
die Jungfrauen Jerusalems.


11 Meine Augen sind in Tränen aufgelöst (dahingeschwunden, erschöpft),
mein Inneres (meine Eingeweide) ist aufgewühlt (gärt, schäumt).
Ausgeschüttet auf die Erde ist meine Leberaa (mein Leben),
wegen des Untergangs der Tochter meines Volkes,
als Kind und Säugling verreckten
in den Plätzen der Stadt.


12 Sie fragten ihre Mütter:
„Wo sind Getreide und Wein?“,
als sie verreckten wie durchbohrt
in den Plätzen der Stadt,
als sich ihr Leben (ihre Seele) ergoss
in den Schoß ihrer Mütter.


13 Was soll ich dir (als Trost) bezeugen,
was mit dirab vergleichen, Tochter Jerusalem?
Was kann ich dir gleichstellen
um dich zu tröstenac, Jungfrau, Tochter Zion?
Denn groß (endlos) wie das Meer [ist] dein Untergang (Zusammenbruch):
Wer wird dich heilen?


14 Deine (Heils-)Propheten hatten Visionen für dich:
Lüge (Leeres) und Tünchead,
aber deckten nicht auf deine Schuldae (Missetat; Strafe),
um abzuwenden dein Schicksal (deine Gefangenschaft).
Sie hattenaf für dich Orakel (Sprüche)
aus Lüge (Leerem) und Verführung.ag


15 Es klatschenah über dich [in] die Hände
alle die des Weges ziehen,
sie zischen (pfeifen) und schütteln ihren Kopf
über die Tochter Jerusalem:
Ist dies die Stadt, die sie nennen (man nennt) „vollkommene Schönheit“,
„Freude der ganzen Erde (für die ganze Erde)“?


16 Sie reißen ihr Maul (ihren Mund) auf über dich,
alle deineai Feinde,
sie zischen (pfeifen) und knirschen mit [ihren] Zähnen,
sie sagen: Wir haben [sie] verschlungen;
ja, dies ist der Tag, auf den wir hofften,
wir haben [es] erreichtaj, gesehen.


17 Getan hat JHWH, was er ersann,
erfüllt hat er sein Wort,
das er angeordnet hat seit den Tagen der Urzeit:ak
er riss ein und hatte kein Mitleid.
Und er ließ sich freuen über dich den Feind,
hat erhöht das Hornal deiner Bedränger.


18 Ihram Herz schreitan zum Herrn.
[Du] Stadtmauer der Tochter Zion,ao
lass herabfließen wie einen Bach die Tränen
Tag und Nacht!
Gönne (gib) dir keine Ruhe (Aufhören),
nicht versiege (höre auf) dein Augapfelap!


19 Auf, klage in der Nacht
zu Beginn der Nachtwachen!
Gieße dein Herz aus wie Wasser
vor dem Angesicht des Herrn!
Erhebeaq zu ihm deine Hände
für das Leben deiner Kinder,
die vor Hunger schmachten
an jeder Straßenecke!ar


20 Sieh, JHWH, und schau doch,
wem du solches angetan hast!
Sollen Frauen ihre Leibesfrucht essen,
[ihre] umsorgtenas Kinder?
Sollen im Heiligtum getötet werden
Priester und Prophet?


21 Auf der Erde in den Straßen liegen
Kind und Greis;
meine jungen Frauen und Männerat
sind gefallen durch das Schwert,
du hast getötet am Tag deines Zorns,
du hast abgeschlachtet, nicht geschont.


22 Du riefst aus wie einen Tag der Festversammlung
meine Fremdlingschaft ringsumher,au
und es gab am Tag des Zorns JHWHs keinen
Entronnenen und Entkommenen;
die ich umsorgt und großgezogen habe,
mein Feind hat sie vertilgt.

Anmerkungen

aumwölkt - wie Gott ähnlich in Klg 3,43f sich als Zeichen seines Zorns mit Wolken umgibt und in Ez 32,7f. aus dem selben Grund nicht nur der Himmel bewölkt wird, sondern auch die Erde.
tFN: verachtet nach einigen Exegeten (z.B. McDaniel 1968, S. 35; Hillers 1972, S. 35), die etwas gewagt neben ta`ab („verachten“) ein weiteres Verb wa`ab mit der Bed. „verachten“ ansetzen. (Zurück zu v.1)
bTochter Zion - Gemeint ist Jerusalem. „Zion“ ist der Name des Berges in Jerusalem, auf dem der Tempel Gottes gebaut war. (Zurück zu v.1)
cSchemel seiner Füße - gemeint ist der Tempel in Jerusalem; s. ähnlich Ps 132,7; Jes 60,13f.: JHWH thront im Himmel, seine Füße ruhen aber auf der Erde (Jes 66,1), und zwar speziell auf dem Jerusalemer Tempel. (Zurück zu v.1)
dWeiden - angespielt wird auf die Vorstellung von Gott als dem Hirten seiner Herde Israel (s. Ps 79,13; 80,1; Ez 34,11f. u.ö.). Ganz im Gegensatz zu einem guten Hirten geht er hier mit der Zerstörung der „Weiden“, mit denen natürlich die Wohnungen der Israeliten gemeint sind, sogar gegen seine Herde vor. (Zurück zu v.2)
eJakobs - Einer der Patriarchen, dessen Geschichte ab Gen 25 erzählt wird. Weil er einer der Stammväter Israels war, ist „Jakob“ ein häufiger Wechselbegriff für Israel selbst. Hier schwingt in der Verwendung des Namens eine besondere Tragik mit: „Jakob“, zu Heb. ja`aqob, bedeutet wörtlich „JHWH schützt“ – doch gerade dies tut JHWH hier nicht. (Zurück zu v.2)
fHorn - häufige Metapher für die Kraft eines Menschen oder einer Institution. Ist Gott daher jemandem zugetan, lässt er „dessen Horn wachsen“ (z.B. Ps 132,17); wer dagegen nicht in Gottes Gunst steht, darf es nicht wagen, „sein Horn zu erheben“ (zB. Ps 75,5f.). Hier schlägt JHWH das Horn gar kurzerhand ab. Sinnvoll HfA: „Der Herr hat Israel aller Macht beraubt“; LUT: „Er hat alle Macht Israels in seinem grimmigen Zorn zerbrochen.“ (Zurück zu v.3)
gD.h., schritt doch nicht ein, als dieser Israel angriff. (Zurück zu v.3)
hTextkritik ― Der masoretische Text ist unverständlich (gegen Kraus, der die Inkongruenz der Genera nicht beachtet): stehend (Mask.) seine Rechte (Fem.). Die Übersetzung folgt dem Vorschlag von BHS, Hobbins 2009, S. 24 u.a. (Zurück zu v.4)
iTextkritik: Der masoretische Text überliefert: wie ein Gegner und er tötete. Die Übersetzung folgt dem Vorschlag der BHK. (Zurück zu v.4)
jganze Augenweide - wörtl.: alle Lust [des] Auges = die Bewohner Jerusalems bzw. Judas. (Zurück zu v.4)
kZelt der Tochter Zion bezeichnet Jerusalem (Zurück zu v.4)
ld.h. der Tochter Zion (4c) (Zurück zu v.5)
mHütte ― Wie aus 6b hervorgeht (Versammlungstätte) ist mit Hütte der Tempel gemeint. (Zurück zu v.6)
nwie einen Weinstock ― So LXX. Der masoretische Text überliefert wie den Garten bzw. bei Änderung der Vokalisation wie einen Garten. Der LXX hat ein leicht veränderter Text - גפן (géfen) statt גן (gan) - vorgelegen. Zum Bild des Weinstocks vgl. Ps 80,9-17. (Zurück zu v.6)
opreisgebenחמס (ḥāmas) wird meist mit Gewalt antun übersetzt. Stellen wie Hi 15,33 Jer 18,22 - parallel zu גלה (gāla = aufdecken) - und die Übersetzung der LXX mit διαπεταννύναι (ausbreiten, öffnen) legen jedoch entblößen, des Schutzes berauben als Grundbedeutung nahe. Die Zerstörung des Tempels würde dann mit dem Einreißen der Mauer eines Weingartens verglichen. (Zurück zu v.6)
pDer Altar steht als pars pro toto für den gesamten Tempel. (Zurück zu v.7)
qd.i. Zions (Zurück zu v.7 / zu v.9)
rwörtl. sie riefen (Zurück zu v.7)
sIn bitterer Ironie vergleicht der Dichter das Kriegsgeschrei bzw. die Angstrufe bei der Eroberung des Tempels mit den Festtagslärm früherer Tage. (Zurück zu v.7)
tMessschnur spannen ist Synonym zu ersinnen, planen in 8a. (Zurück zu v.8)
uNämlich um ihre Mannschaften, die getötet worden sind. (Zurück zu v.8)
vWall ― Gemeint ist die Mauer vor der eigentlichen Stadtmauer. Andere übersetzen Heer in der Annahme, dass es sich bei חֵל (ḥēl) um eine orthographische Variante zu חֵיל (ḥêl = Heer) handelt (Zurück zu v.8)
wgaben sie nach ― eig. verwelkten sie (Zurück zu v.8)
xAuf der Erde sitzen war ein Zeichen von Trauer (vgl. Jes 29,4). (Zurück zu v.10)
ywörtl. und verstört sind (Zurück zu v.10)
zZeichen von Trauer und Reue. (Zurück zu v.10)
aaDas Ausschütten innerer Organe ist in der herbäischen Bibel Ausdruck, dass jmd tödlich getroffen ist (vgl. Hi 16,13). Nach Kraus (S. 40) ist die Leber Sitz der innersten Empfindungen. (Zurück zu v.11)
abD.h. mit deinem Untergang. (Zurück zu v.13)
acum dich zu trösten ― und dich [damit] trösten. (Zurück zu v.13)
adod.: salzlos, fade (Zurück zu v.14)
aewörtl.: sie deckten nicht auf [die Hülle] über deiner Schuld. (Zurück zu v.14)
afwörtl.: schauten (Zurück zu v.14)
agBei anderer Vokalisation: Orakel, Lüge und Verführung. (Zurück zu v.14)
ahklatschen ... zischen: beides Ausdrücke der Schadenfreude. (Zurück zu v.15)
aideine: im Hebräischen Femininum mit Bezug auf die Stadt Jerusalem (Zurück zu v.16)
ajwir haben (es) erreicht: Andere übersetzen „wir haben ihn (d.h. den erhofften Tag) erreicht“ (Zurück zu v.16)
akdas er angeordnet hat: Gordis bezieht dies auf den Tempel und nicht auf das Wort. Dann lautet die Übersetzung: Was er angeordnet hat ..., das riss er ein ... (Zurück zu v.17)
alHorn: ein bildhafter Ausdruck für Macht (Zurück zu v.17)
amihr: im Hebr. Plural; gemeint sind die Bewohner Jerusalems (Zurück zu v.18)
anschreit: Andere deuten das hebräische Perfekt an dieser Stelle als Vergangenheitstempus: schrie (Zurück zu v.18)
aoIhr Herz schreit ... Stadtmauer ...: So der masoretische Text. Zahlreiche Übersetzungen und Kommentatoren halten diese Überlieferung von Vers 18a für korrupt. Unter den verschiedenen Verbesserungsvorschlägen hat die Änderung von צָעַק (schreit/schrie) in צַעֲקִי (schrei!) und die Tilgung von חוֹמַת (Mauer) Eingang in viele Übersetzungen gefunden. Neuere Übersetzungen (z.B. NZB, Lu2017) folgen wieder dem masoretischen Text. (Zurück zu v.18)
apAugapfel: wörtlich die Tochter deines Auges (Zurück zu v.18)
aqklage ... gieße ... erhebe: Diese Imperative haben im Hebräischen feminines Geschlecht, so dass auch hier Jerusalem als Subjekt zu denken ist. (Zurück zu v.19)
arAuffälligerweise ist Vers 19 vierzeilig. Da die vierte Zeile jedoch von allen Textzeugen überliefert wird und auch inhaltlich keine Fragen aufwirft, gibt es keinen Grund sie zu tilgen. (Zurück zu v.19)
asumsorgten: andere übersetzen „gesund geborenen“ o.ä. טִפֻּחִים kommt nur hier in der hebräischen Bibel vor. (Zurück zu v.20)
atjunge Frauen ... junge Männer: Im Hebräischen sind damit noch nicht Verheiratete gemeint. (Zurück zu v.21)
auDiese Übersetzung ist der Versuch den masoretischen Text von Vers 22a ohne Eingriffe und Sonderbedeutungen folgendermaßen zu verstehen: Gott hat öffentlich beschlossen, dass die Einwohner Jerusalems in der eigenen Stadt und ringumher Fremdlinge sein sollen. Andere deuten מְגוּרַי (meine Fremdlingschaft) als Plural von מָגוֹר (Grauen, Schrecken). Gordis vermutet ein Wortspiel und übersetzt מְגוּרַי als „neighbors (terrors)“. (Zurück zu v.22)