Markus 4

Aus Die Offene Bibel

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Status: Zuverlässige Studienfassung – Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die Übersetzungskriterien und wurde mit einigen Standards der Qualitätssicherung abgesichert. Verbesserungen sind noch zu erwarten.
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Status: Lesefassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett und kann weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.

Lesefassung (Markus 4)

(Das Gleichnis vom Säen)
1Und wieder begann er am See zu lehren. Eine so gewaltige Menschenmenge versammelte sich bei ihm, dass er in ein Boot stieg und vom Wasser aus zu den Menschen am Ufer sprach. 2Er lehrte sie lange und gebrauchte dabei Gleichnisse (bildhafte Vergleiche). So sagte er: 3„Hört mir zu! Einmal machte sich ein Sämann auf, um zu säen. 4Und beim Säen passierte es, dass ein Teil der Samenkörner auf den Feldweg fiel, und die Vögel kamen und fraßen es auf. 5Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde gab. Die Saat ging zwar schnell auf, 6doch als die Sonne empor stieg und brannte, verdorrte die Saat, weil sie keine Wurzeln hatte. 7Ein weiterer Teil fiel zwischen Dornbüsche; die Dornbüsche überwucherten alles, und die Saat brachte auch dort keine Frucht. 8Aber ein Teil der Körner fiel auch auf guten Boden. Dort ging die Saat auf, sie wuchs und brachte reichlich Frucht: teils dreißigmal, teils sechzigmal, teils sogar hundertmal so viele neue Körner.“ 9Dann sagte er: „Wer Ohren hat zum Hören, soll hören!“

(Nur Wenige verstehen)
10Später, als er mit den Zwölfen und einigen anderen Leuten alleine war, fragten die ihn immer wieder nach den Gleichnissen. 11Darauf sagte er zu ihnen: „Euch ist das Geheimnis von Gottes Königtum gegeben, aber denen draußen, den Außenstehenden, wird alles in Gleichnissen vermittelt, 12damit sie

sehen, aber nicht erkennen,
und hören, aber nicht verstehen
– so dass sie nicht etwa sich bekehren und ihnen vergeben wird.“ a

(Jesus erklärt das Gleichnis vom Säen)
13Dann ging er auf das Gleichnis ein und fragte sie: „Begreift ihr schon dieses Gleichnis nicht? Wie wollt ihr dann all die anderen Gleichnisse verstehen? 14Also: Der Sämann sät das Wort, die Botschaft. 15Der Feldweg, das sind diejenigen Menschen, die das Wort empfangen und hören, doch sobald sie es hören, kommt gleich der Satan und nimmt es ihnen weg. 16Die mit dem felsigen Boden sind diejenigen, die das Wort schnell mit Freuden annehmen, sobald sie es hören, 17doch sie haben keine Wurzeln und sind unbeständig. Wenn sie dann wegen der Botschaft in Schwierigkeiten geraten, geben sie auch schnell wieder auf. 18Andere sind die mit den Dornbüschen. Das sind diejenigen, die das Wort gehört und aufgenommen haben, 19doch wenn weltliche Sorgen, die Verlockung des Reichtums und das Verlangen nach allen möglichen anderen Dingen sich breit machen, dann ersticken diese das Wort und es wird fruchtlos. 20Die aber, bei denen die Saat auf gute Erde fällt, das sind jene, die das Wort, die Botschaft hören und annehmen und die dann auch Früchte bringen – manche dreißigfach, manche sechzigfach, manche eben hundertfach.“ b



21Dann sagte er zu ihnen: „Bringt man etwa eine Lampe, um sie unter einem Eimer unter das Bett zu stellen? Oder nicht eher, um sie auf einen Lampenständer zu setzen? 22Es gibt nichts Geheimes, außer, damit es öffentlich gemacht wird, und es ist auch nichts verborgen worden, außer, damit es ans Tageslicht kommt. 23Wer Ohren hat zum Hören, soll hören!“


24Und er sagte zu ihnen: „Achtet auf das, was ihr hört! Mit dem Maß, mit dem ihr zuteilt, wird euch zugeteilt werden, und euch wird noch mehr gegeben werden. 25Denn wer hat, dem wird gegeben, und wer nicht hat, dem wird auch das, was er hat, weggenommen werden.“


(Das Gleichnis vom Samen)
26Und er sagte: „Gottes Königreich ist so, wie wenn ein Mann Samen auf das Ackerland streut. 27Während er schläft und erwacht, Nacht und Tag, sprießt und wächst die Saat - wie, das weiß er selbst nicht. 28Von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst einen Halm, dann eine Ähre, dann den voll ausgereiften Weizen in der Ähre. 29Und sobald die Frucht es zulässt, setzt er gleich die Sichel an, weil die Erntezeit gekommen ist.“

(Das Gleichnis vom Senfkorn)
30Dann sagte er: „Womit können wir Gottes Königreich vergleichen, mit welchem Bild können wir es darstellen? - 31Mit einem Senfkorn, das, wenn es in die Erde gesät wird, das kleinste aller Samenkörner ist, die man in die Erde sät, 32doch wenn es gesät ist, geht es auf und wird größer als alle Gartenpflanzen, und es treibt so große Zweige, dass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können.“

(Jesu Botschaft braucht Erklärung)
33So verkündete er den Menschen mit vielen Gleichnissen seine Botschaft in dem Maße, wie sie es verstehen konnten. 34Er sprach zu ihnen nie ohne Gleichnis - seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen alleine war.

(Die Sturmstillung)
35Und als es Abend geworden war, an jenem Tag, sagte er zu ihnen: „Lasst uns an das andere Ufer fahren!“ 36Sie schickten die Menschenmenge weg und nahmen ihn, wie er war, im Boot mit; auch andere Boote waren dabei. 37Da kam ein starker Sturmwind auf, und die Wogen schlugen so heftig in das Boot, dass es sich immer mehr mit Wasser füllte. 38Jesus aber schlief auf einem Kissen am Heck. Sie weckten ihn und riefen: „Meister, kümmert es dich nicht, dass wir hier umkommen?“ 39Er wachte auf, fuhr den Wind an und rief dem Meer zu: „Sei still!“ Da ließ der Wind nach, und es trat eine völlige Stille ein. 40Jesus fragte die Jünger: „Warum seid ihr so ängstlich? Habt ihr noch keinen Glauben?“ 41Da ergriff sie noch größere Furcht und sie sagten zueinander: „Wer ist dieser Mann, dass sogar der Wind und das Meer ihm gehorchen?“


Anmerkungen

aHier gibt Markus eine direkte Weisung Gottes aus Jesaja 6,9f wieder, die manchmal auch noch deutlicher übersetzt wird mit „Sie sollen sehen, aber nicht erkennen...“. Das ist vielleicht etwas schwer zu verstehen - aber vielleicht etwas leichter zu verstehen, wenn man sie zusammen mit der Verkündigung Jesu in Mt 11,25 betrachtet: „Ich preise dich, Vater, [...] weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.“ (). Paulus spricht etwas ähnlich in 1 Kor 2, 6-9 von der „verborgenen Weisheit Gottes“ und von dem, „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ ().
In der Parallelstelle Mt 13,13f heißt es (weniger weisend, mehr beschreibend): „Sie sehen - und erkennen doch nicht; sie hören - und verstehen doch nicht.“ Das (bzw. genauer den Vers Mt 13,15) übersetzt Martin Dreyer in seiner Volxbibel unübertrefflich einprägsam mit den Worten: „Sie sitzen auf ihren Ohren und haben Tomaten auf den Augen.“ (Zurück zu Lesefassung v.12)
bIn einem bemerkenswerten neuen geistlichen Lied hat Gregor Linßen dieses Gleichnis vertont: „Herr, du bist die Hoffnung, wo Leben verdorrt. Auf steinigem Grund wachse in mir! Sei keimender Same, sei sicherer Ort! Treib Knospen und blühe in mir!!“ Das Lied ist auch bekannt unter seinem Refrain: „Und ein neuer Morgen...“ (Zurück zu Lesefassung v.20)

Studienfassung (Markus 4)

1 Und wieder einmal (erneut) begann er am Meer (See) c zu lehren. Und eine so gewaltige Menschenmenge versammelte sich bei ihm, dass er in ein Boot stieg und d [darin] auf dem Meer (See) saß e , und die ganze Menschenmenge blieb (war) f am Ufer g an Land. 2 Und er lehrte sie mit (mithilfe, in) Gleichnissen (bildhaften Vergleichen) viele [Dinge] (lange) und er sagte h zu ihnen, während er lehrte (bei/in/während seiner Lehre) i: 3 „Hört! Seht! (Einmal) Der Säende (Sämann) machte sich auf, [um] zu säen. 4 Und beim Säen kam es dazu (geschah es), [dass] ein [Teil des Saatguts] ([Samenkorn]) j an den Wegesrand (auf den Weg) k fiel, und die Vögel kamen und fraßen es auf. 5 Und ein anderer [Teil] fiel auf felsigen Boden, wo er nicht viel Erde hatte, und [die Saat] ging schnell auf, weil sie keine tiefe Erde hatte. 6 Doch (und) als (nachdem) die Sonne aufging (hochstieg), wurde [die Saat] versengt, und weil sie keine Wurzeln l hatte, verdorrte sie (trocknete sie aus). 7 Und ein anderer [Teil] fiel zwischen die Dornengewächse (Dornbüsche, Dornen), und die Dornengewächse (Dornbüsche, Dornen) wuchsen auf (überwucherten) und erstickten [die Saat], und sie brachte keine Frucht. 8 Und andere [Körner] ([Teile]) fielen auf {den} guten Boden (Erde) und brachten Frucht, indem (während, wobei) sie aufgingen (aufwuchsen) und wuchsen, m und ein [Samenkorn] ([Teil der Saat]) brachte 30, {und} eins 60 und eins 100 [Körner] hervor ([das Saatgut] trug dreißig- {und}, sechzig- und hundertfach [Frucht]) n.“ 9 Dann (und) sagte o er: „Wer Ohren hat [zum] Hören, soll hören (höre)!“


10 Und wenn (als) er für sich alleine war, fragten ihn [die Leute], die um ihn [waren], mit den Zwölfen [immer wieder p nach] den Gleichnissen (Vergleichen). 11 Dann (und) sagte q er zu ihnen: „Euch ist das Geheimnis von Gottes Königreich (Königsherrschaft) gegeben, aber denen draußen (den Außenstehenden) wird alles in (mit, mit Hilfe von) Gleichnissen (Vergleichen, Rätseln) vermittelt, 12 damit [sie]

sehen und (obwohl sie sehen; beim Sehen) sehen und (aber) nicht erkennen,
und hören und (obwohl sie hören; beim Hören),r hören und (aber) nicht verstehen,
damit sie nicht etwa umkehren (sich bekehren) und ihnen vergeben wird.“


13 Und er sagte zu ihnen: „Begreift ihr dieses Gleichnis (Vergleich) s nicht? Wie [wollt] ihr dann (und) überhaupt (all die [anderen]) t Gleichnisse (Vergleiche) verstehen? 14 Der Säende (Sämann) sät das Wort (die Botschaft) u. 15 {und (aber)} Die am Wegesrand (auf dem Weg) k sind diejenigen, in die (wo) das Wort (die Botschaft) gesät wird, und sobald sie [es] hören, kommt der Satan und nimmt das in (auf) sie hineingesäte Wort (Botschaft)u gleich (schnell) wieder weg. 16 Und die auf den felsigen Boden Gesäten sind diejenigen, die das Wort (Botschaft)u gleich mit Freuden annehmen, sobald sie es hören v, 17 aber (und) keine Wurzel in sich haben, sondern unbeständig sind. Wenn es dann wegen des Wortes (der Botschaft)u zu Leid (Bedrängnis, Schwierigkeiten) oder Verfolgung kommt, w geben sie bald (schnell, gleich) auf (wenden sich/fallen ab, kommen zu Fall, ärgern sich). 18 {und} Andere sind die unter die Dornengewächse (Dornbüsche, Dornen) Gesäten. Es sind diejenigen, die das Wort (die Botschaft)u hören (gehört haben), x 19 und (aber) wenn weltliche Sorgen (Sorgen der Gegenwart, Zeit) y , {und} die Verlockung (Täuschung) des Reichtums und das Verlangen (die Gier, Sehnsucht) nach allem anderen dazukommen (sich breit machen), z ersticken sie das Wort (die Botschaft)u und (sodass) es wird unfruchtbar. 20 Und die auf die gute Erde gesät werden, aa sind jene, die das Wort (die Botschaft)u hören und annehmen und Frucht bringen, eines 30, {und} eines 60 und eines 100 (dreißigfach, {und} sechzigfach und hundertfach) ab.“


21 Und (Dann) er sagte o zu ihnen: „Bringt man ac etwa [eine] Lampe, um sie unter [einen] Behälter (Scheffel, Gefäß, Schüssel, Eimer) oder unter das Bett (Liege, Sofa) zu stellen? Oder doch eher (Nein), um sie auf den Lampenständer (Leuchter) zu stellen ad? 22 Denn es gibt nichts Verborgenes (Verstecktes, Geheimes), außer um es öffentlich (offenbar, sichtbar) zu machen ae , und es ist auch nichts geheim (verborgen) geworden (geschehen), außer um ins Tageslicht (Offene) zu kommen. 23 Wer Ohren hat [zum] Hören, soll hören (höre)!“ 24 Und (Dann) er sagte o zu ihnen: „Achtet auf [das], was ihr hört! Mit dem Maß, mit dem ihr messt (zuteilt), wird euch [euer Teil] zugemessen (zugeteilt) werden, und euch wird noch mehr gegeben werden.


25 Denn wer hat, dem wird gegeben und wer nicht hat, {von} dem wird auch das, [was] er hat, weggenommen werden.“ 26 Und (Dann) er sagte o: „Gottes Königreich (Königsherrschaft) ist so, wie wenn ein Mann die Saat ([einen] Samen) auf das Ackerland (den Boden) streut (wirft, fallen lässt). 27 Während (dann, und) af er schläft und erwacht, Nacht und Tag, {und} sprießt und wächst die Saat (der Same) – wie (während), [das] weiß er selbst nicht (ohne daß er selbst etwas davon weiß) ag. 28 Von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst einen Halm, dann eine Ähre, dann mit voll ausgereiftem Weizen ah in der Ähre. 29 Und (aber) sobald die Frucht es zulässt, setzt er gleich (bald) die Sichel an (sendet aus) ai , weil die Erntezeit gekommen ist.“


30 Und (Dann) sagte o er: „Womit können wir Gottes Königreich (Königsherrschaft) vergleichen, oder mit (in) welchem Bild (Gleichnis, Vergleich) können wir es darstellen? 31 Mit einem Senfkorn aj , das, wenn es in (auf) die Erde gesät wird, [das] kleinste (kleiner [als]) ak aller Samenkörner ist al , die [man] in (auf) die Erde [sät], 32 und wenn es gesät ist, geht es auf (wächst es nach oben) und wird [die] größte (größer [als]) am aller Gartenpflanzen, und es treibt so große Zweige, dass in seinem Schatten an die Vögel des Himmels nisten (Unterschlupf finden) können.“


33 So (Und) erläuterte (verkündete, sagte) ao er ihnen mit (in) vielen solchen Gleichnissen (Bildern, Vergleichen) [seine] Botschaft (das Wort) u so, wie (in einer Weise, dass; in dem Maße, wie) ap sie [sie] verstehen (hören) konnten. 34 Dabei sprach (verkündete) er nie ohne Gleichnis (Bild, Rätsel, Vergleich) mit (zu) ihnen, doch [wenn er] mit seinen Jüngern aq alleine [war], erklärte er (löste auf, legte aus) ar alles.


35 Und an jenem Tag sagte as er zu ihnen, als es Abend geworden war: at „Fahren wir doch (lasst uns) ans andere Ufer.“ au 36 Und nachdem sie die Menschenmenge weggeschickt hatten (wobei … zurückließen), av nahmen sie ihn im Boot mit (zu sich ins Boot), wie er war, aw und auch andere Boote waren bei ihm. 37 Da (und) kam ein starker Sturmwind ax auf, und die Wogen schlugen [bald] so [heftig], [auch] in das Boot, dass das Boot sich schon [langsam] füllte ay. 38 Er befand sich währenddessen am Heck, wo er auf dem Kissen schlief, az und sie weckten ihn und riefen (sagten) {zu ihm}: „Lehrer, kümmert es dich nicht, dass wir umkommen?“ 39 Da (und) wachte er auf, ba unterwarf (fuhr an) bb den Wind und rief (sagte) dem Meer (See) zu: „Still, sei ruhig!“ Und der Wind ließ nach, und es trat eine große Stille ein. 40 Und er sagte zu ihnen: „Warum seid ihr [so] furchtsam (verzagt)? Habt ihr noch keinen Glauben (Vertrauen)?“ 41 Da (Und) fürchteten sie sich [mit] großer Furcht (Ehrfurcht) bc und sagten zueinander: „Wer ist denn dieser [Mann], dass sogar der Wind und das Meer (der See) ihm gehorchen bd?“

Anliegen des Textes

1-9 Das Gleichnis beschreibt mit einem komplexen Bild, dass in der Gegenwart die Königsherrschaft Gottes zahlreichen Mißerfolgen und Widerständen begegnet und zugleich drückt es die Zuversicht Jesu auf das kommende Heil aus.

10-12 Durch dieses Jeuswort betont Markus das Herausgehobensein der Nachfolger Jesu, vor allem in Bezug auf das Verstehen der neuen Lehre.

13-20 Der Hörer der Gleichnisdeutung soll dazu angereget werden, seine eigene Rolle als Glaubender zu überprüfen.

21-25 Diese Verse fügen inhatlich die beiden vorhergehenden Abschnitte zusammen: Das Geheimnis wird gelüftet werden und die Hörenden unter das Gericht gestellt.

26-29 Mit diesem Gleichnis macht Markus deutlich, dass die das von Jesus zugesagte Heil nicht erst in Endzeit zu erwarten ist, sondern in der Gegenwart zu erwarten ist.

30-32 Das Gleichnis illustriert erneut die Sicherheit, mit der das Reich Gottes kommt, auch wenn dessen Anfang zunächst unbedeutend wirkt.

33-34 Markus macht in diesen Versen deutlich, dass der Zeitpunkt der eigentlichen Offenbarung noch aussteht, allein die Nachfolger Jesu haben bereits mehr erfahren. Die aufgeschrieben Gleichnisse Jesu stellen lediglich eine vorläufige Erklärung dar.

35-41 Mit der Situation der Jünger im Boot formuliert Markus ein facettenreiches Bild für den Glauben heraus. Einige dieser Themen, die Markus impliziert sind: Glaube muss gelernt werden, Glaube in Notsituationen ist schwer, auf Jesus kann man sich verlassen.

cMeer Gemeint ist wie schon in Mk 2,13; 3,7 der See Gennesaret, das „Meer von Galiläa“. Bisher hat sich Jesus fast nur in Galiläa aufgehalten. (Zurück zu v.1)
dstieg und Ptz. conj., temporal, mit „und“ beigeordnet übersetzt. (Zurück zu v.1)
e[darin] auf dem Meer (See) saß Die Formulierung ist etwas plump. Luther missversteht offenbar den griechischen Satzbau und übersetzt bezüglich des Bootes „das im Wasser lag“. Guelich erwähnt den Vorschlag, dass „ins Boot steigen und sitzen“ ein Aramaismus ist, der einfach „an Bord gehen“ bedeutet. Doch Markus könnte uns auch bewusst darauf hinweisen, dass Jesus sich setzte, denn das war die normale Haltung eines Lehrers (Guelich 1989, 191). (Zurück zu v.1)
fblieb (war) W. „waren“ (Constructio ad sensum). (Zurück zu v.1)
gam Ufer W. „(nah) am Meer“ oder „zum Meer hin gewandt“. (Zurück zu v.1)
hlehrte und sagte stehen im Imperfekt, was für eine (fortdauernde) Predigt passend ist. πολλὰ könnte daher hier nicht nur viele Dinge heißen, sondern auch ein Adverb sein und dann lange bedeuten (NSS, so ). (Zurück zu v.2)
iwährend er lehrte LUT: „in seiner Predigt sprach er zu ihnen“, GNB, NGÜ: „Unter anderem sagte er“ (Zurück zu v.2)
jein [Teil des Saatguts] ([Samenkorn]) Gr. ὃ μὲν – ἄλλο „eins – ein anderes“ oder „ein [Teil] – ein anderer [Teil]“. Für viele Übersetzungen bedeutet das: „ein [Teil des Saatguts]“. Allerdings spricht V. 8 dann von „anderen“ (Plural), was darauf hindeuten könnte, dass Markus beispielhaft von einzelnen Körnern spricht. Eines fiel auf den Weg – andere fielen auf guten Boden (Guelich 1989, 193; France 2002, 191f.).Auch den Singular „Wurzel“ (V. 6) könnte man so verstehen. Allerdings handelt die Geschichte von Körnern, die mit der Hand ausgestreut werden. Da würde man eher erwarten, dass Jesus vom Schicksal mehrerer Körner als Kollektiv spricht. Weiter klingt es eher nach mehreren Körnern, die am Ende des Verses gleich von den Vögeln (Pl.) gefressen werden (vgl. Stein 2008, 197). Schließlich benutzt Markus in V. 8 Zahlwörter („ein [Korn]“ usw.) für das Schicksal einzelner Körner, aber nicht hier. Es ist also wahrscheinlicher, dass erst ab V. 8 einzelne Körner in den Blick kommen. (Zurück zu v.4)
kan den Wegesrand (auf den Weg) Die griechische Präposition παρά lässt beide Möglichkeiten zu, wenn Markus mit semitischem Einschlag formuliert (Guelich 1989, 193), doch für auf hätte er ἐπί verwenden können (wie in V. 7, 8), παρά heißt eher „bei“ (Stein 2008, 198). (Zurück zu v.4 / zu v.15)
lWurzeln W. „Wurzel“ (Zurück zu v.6)
mindem (während, wobei) er aufging und wuchs Zwei Ptz. conj., modal-temporal Nebensatz übersetzt. (Zurück zu v.8)
n30, 60, 100 [Körner] bzw. dreißig-, sechzig- und hundertfach [Frucht]. Gr. ἔφερεν ἓν τριάκοντα usw. Die Frage ist, wie ἓν „eines“ (Ntr. Sg. des Zahlworts ) zu verstehen ist. Man kann es als Subjekt verstehen: ein [Samenkorn]. Oder es könnte ein Aramaismus sein, der die Zahlen 30, 60 und 100 zu Vielfachen macht, also „mal“ oder „-fach“ bedeuten (wie in Dan 3,19; so die meisten Übersetzungen; nach Guelich 1989, 188). Da V. 8 von anderen im Plural spricht, sind nun vermutlich einzelne Körner als Teile des Saatguts gemeint (auch wenn der Satz genauso gut funktioniert, wenn man stattdessen von mehreren Teilen Saatgut ausgeht). Folglich ist es plausibel, ἓν als Subjekt zu verstehen. Die Annahme eines exotischen Aramaismus ist dann unnötig (so GNB nach NSS; Collins 2007, 239 Fn i; France 2002, 192f.). Die Parallelstellen sind unentschieden: Lukas formuliert freier und verwendet in Lk 8,8 ein Vielfaches. Matthäus folgt Markus sehr genau, ersetzt aber das gr. εν, εν, εν durch ὃ μὲν, ὃ δὲ, ὃ δὲ, die er deutlich auf einzelne Samenkörner bezieht. Diese Beobachtung und die Tatsache, dass der griechische Text sich auch natürlich und ohne Zuhilfenahme eines vermuteten Aramaismus erklären lässt, waren für die getroffene Entscheidung ausschlaggebend. (Zurück zu v.8)
osagte (V. 9 sowie 21, 24, 26, 30) Imperfekt wie in V. 2, und 11. Signalisiert(e) es (ursprünglich) die Fortsetzung der Predigt aus V. 2? Oder führt Jesus seine Erklärung des Gleichnisses weiter (wie V. 11)(Guelich 1989, 228)? Zumindest in V. 9 ist beides denkbar. Markus benutzt diese Imperfektform häufig, um Sprichwörter oder markante Aussagen Jesu einzuleiten (ebd., 205), was besonders zum Gebrauch ab V. 21 passen würde. Ab V. 21 erscheint die Einleitung jedes Mal, um zwischen einzelnen Aussagen zu unterscheiden. Hier würde (wie in V. 11) die Interpretation funktionieren, dass es sich dabei um Aussagen handelte, die Jesus immer wieder machte, und die deshalb von seinen Anhängern mit dem Imperfekt bewart wurden („Jesus sagte immer...“, „Jesus pflegte zu sagen...“). (Zurück zu v.9 / zu v.21 / zu v.24 / zu v.26 / zu v.30)
pfragten … [immer wieder] Das Verb steht – genau wie sagte im nächsten Vers – im Imperfekt, was den kurzen Einschub der Verse 10-12 als (sich wiederholt ereignende) Anekdote kennzeichnet (vgl. France 2002, 194), oder dass Jesus auf solche Anfragen üblicherweise dieselbe Erklärung von sich gab. Markus hat Jesu Predigt auf dem Wasser (4,1-2) hier unterbrochen und diese Anekdote hier zwischen dem Gleichnis von der Saat und dessen Erklärung als wichtige Kontextinformation untergebracht. Diese Unterbrechung erkennt man möglicherweise auch daran, dass es schwer vorstellbar ist, wie Jesus, der eben noch vom Boot aus zu einer gewaltigen Menge predigte, nun mit den Jüngern allein sein kann. Die Verse 33-34 scheinen diese Anekdote noch einmal aufzugreifen, während V. 35ff. die Haupthandlung wieder ein- und zum nächsten Ereignis überleiten. (Zurück zu v.10)
qsagte Imperfekt, zur Erklärung siehe die vorige Fußnote. (Zurück zu v.11)
rsehen und sehen und hören und hören W. „sehend sehen“ und „hörend hören“ (wie ZÜR, ELB). Es handelt sich um zwei Partizipien, die eine hebräische Stilfigur wörtlich übertragen. Ihre Funktion ist es, die fragliche Aussage zu verstärken – im Deutschen kann man das nur umschreiben. Der zitierte Text aus Jes 6,9 ist allerdings eine Aufforderung (: „Hören sollt ihr, hören“, GNB: „Hört nur zu … seht hin, so viel ihr wollt“). Jesus dagegen zitiert den Vers recht frei und benutzt die dritte Person Plural. Zur Intensivierung zielen viele Übersetzungen auf wiederholtes und sehr genaues Hinsehen und Hinhören: „sehen sollen sie, sehen ... hören sollen sie, hören“ (), „Sie sollen hinsehen, so viel sie wollen ... sie sollen zuhören, so viel sie wollen “ (GNB), „immerfort sehen ... immerfort hören“ (MEN), „mit sehenden Augen sehen ... mit hörenden Ohren hören“ (Luther).
Nimmt man das Zitat für sich, könnte man es auch nach den Regeln der griechischen Grammatik auflösen. obwohl sie sehen und obwohl sie hören wäre die Deutung als Ptz. conj., die hier konzessiv als Nebensätze aufgelöst sind (ähnlich NGÜ). beim Sehen ... beim Hören wäre modal. Auch die wörtliche Übersetzung sieht wohl eine modale Sinnrichtung (vgl. NSS). (Zurück zu v.12)
sdieses Gleichnis Jesus spricht nun wieder vom Gleichnis von der Saat (Mk 4,3-9). Die Beschreibung von Jesu (üblicher?) Antwort auf derartige Fragen nach seinen Gleichnissen (s. die Fußnote in V. 10) endet in V. 12. (Zurück zu v.13)
tüberhaupt (all die [anderen]) W. „all die Gleichnisse“ (vgl. ELB). Unsere Übersetzung folgt MEN, NGÜ, ZÜR. „Überhaupt“ kann ebenso umfassend gemeint sein wie „alle“. Vgl. die Definition von πᾶς „jeder“ in LN 59.23: „the totality of any object, mass, collective, or extension—‘all, every, each, whole.’“ (Zurück zu v.13)
uWort (V. 14ff. und 33) bezeichnet den Inhalt von Jesu Verkündigung (vgl. Mk 2,2), die bisher sein Evangelium vom nahen Reich Gottes (1,15) und die Gleichnisse (v.a. ab Kap. 4) umfasst. In der Zeit, als das Evangelium in Umlauf kam, bezeichnete Wort in christlichen Kreisen das christliche Evangelium. Der Vergleich von Mk 1,15 und 2,2 scheint darauf hinzuweisen, dass auch Markus die beiden Begriffe austauschbar benutzt (France 2002, 204; Collins 2007, 251f.). (Zurück zu v.14 / zu v.15 / zu v.16 / zu v.17 / zu v.18 / zu v.19 / zu v.20 / zu v.33)
vdie das Wort gleich mit Freuden annehmen, sobald sie es hören W. „die, sobald sie das Wort hören, es gleich mit Freuden annehmen“ (Zurück zu v.16)
wwenn es … zu … kommt Temporal aufgelöster Genitivus absolutus. (Zurück zu v.17)
xdie … hören bzw. gehört haben Als Relativsatz aufgelöstes substantiviertes Partizip. Man kann das Partizip Aorist sowohl vorzeitig wie gleichzeitig übersetzen. (Zurück zu v.18)
yweltliche Sorgen W. „Sorgen der Welt/Zeit/Gegenwart“, appositiver Genitiv. (Zurück zu v.19)
zwenn … dazukommen Temporal aufgelöstes Ptz. conj.. (Zurück zu v.19)
aadie … gesät werden Als Relativsatz aufgelöstes subst. Ptz.. (Zurück zu v.20)
abeines 30, {und} eines 60 und eines 100 S. die Fußnote zur gleichen Formulierung in V. 8. Wenn nicht der dort von vielen gesehene Aramaismus vorliegt (dann wie Klammer), hat Jesus die Formulierung direkt aus der eigentlichen Parabel übernommen, er meint hier also weiter „ein [Samenkorn] bringt 30 [weitere] hervor“ usw. (NSS), wobei er die Metapher nicht extra ausdrücklich auf die Jüngerschaft anwenden muss. (Zurück zu v.20)
acBringt man W. „kommt“, d.h. etwa „wird herbeigebracht“, eine gängige griechische Wendung (NSS). (Zurück zu v.21)
adum zu stellen (2x) Oder etwas genauer an der griechischen Syntax orientiert: „damit … gestellt wird“ (Zurück zu v.21)
aeum zu machen Oder etwas genauer an der griechischen Syntax orientiert: „damit … gemacht wird“ (Zurück zu v.22)
afWährend … {und} W. „und … und“. In Markus' volkstümlichem Griechisch entspricht das wohl (ähnlich wie im Hebräischen) einer temporalen Verbindung (vgl. Mk 2,23), daher die Wiedergabe als temporaler Nebensatz. (Zurück zu v.27)
agwie, [das] weiß er selbst nicht bzw. ohne dass er selbst etwas davon weiß Das Gleichnis enthält einige Merkmale, die darauf hinweisen könnten, dass der Bauer unabsichtlich einen Samen hat fallen lassen (oder weggeworfen hat), der ohne sein Wissen (die Klammer folgt MEN) wächst und Frucht bringt. Dazu passt, dass der Mann sich – ganz untypisch – gar nicht mehr um die Pflanze kümmert, auch das eher harsche Wort βάλῃ (W. „wirft“) in V. 26 könnte dazu passen. Allerdings ist das Reich Gottes ja von Gott planvoll gepflanzt und angelegt, und auch das christliche Zeugnis von Gottes Reich ist eher bewusst und planvoll als unbewusst (wenn man annimmt, dass der unwissende Bauer hier noch für christliche Verkündiger steht; in V. 29 steht er für Gott). Doch das Gleichnis dreht sich eher um das passive Erleben des Bauern, was mit der Saat passiert, als um seine Identität (France 2002, 214). βάλῃ könnte hier auch einfach „fallen lassen, ausstreuen“ im Sinne des Säens heißen, es steht vielleicht, um seine Sorglosigkeit und passive Rolle bezüglich der Entwicklung des Getreides hervorzuheben (Guelich 1989, 245). Auch die Ernte (V. 29) deutet eher auf ein ganzes Feld hin. Und σπόρος heißt (wie NGÜ, GNB), wenigstens in diesem Kontext, eher „Saat(gut)“ als „Same“ (vgl. Lk 8,5.11; 2Kor 9,10). Der Gedanke, dass der Mann einen ganzen Haufen Saatgut einfach weggeworfen (oder versehentlich fallen lassen) haben könnte, ist unplausibler als mit einem einzelnen Samenkorn. Sein Unwissen deckt sich vielmehr mit dem der Jünger, die Jesu Gleichnis vom Reich Gottes nicht verstanden haben (4,13) und es trotzdem verbreiten werden (Guelich 1989, 241), ohne Einfluss auf den Erfolg zu haben. Dass der Bauer sein Feld nicht pflegt, ist eher ein Stilmittel, das das selbständige Wachstum von Gottes Reich noch unterstreicht und dabei vielleicht hervorhebt, dass menschliche Anstrengungen damit nichts zu tun haben (so z.B. France 2002, 214). (Zurück zu v.27)
ahvoll ausgereiftem Weizen bezieht sich auf die Körner in der Ähre. (Zurück zu v.28)
aisetzt er die Sichel an (sendet aus) „Die Sichel aussenden“ ist ein Semitismus (Jesus lehnt seine Formulierung an Joel 4,13 an) und heißt sie zum Gebrauch einzusetzen oder anzulegen (LN 43.17; vgl. Offb 14,15.18). Auf Hebräisch und Aramäisch „sendet“ man seine Hand aus, wenn man sie ausstreckt (z.B. Ps 138,7; Esr 6,12). Es handelt sich um eine Metonymie, denn der reale Bauer erntet nicht selbst, sondern sendet seine Schnitter aufs Feld (NSS). (Zurück zu v.29)
ajSenfkorn W. „Korn [des] Senfs“. Gemeint ist wohl der Schwarze Senf, der zwischen 30 cm und über 3 m groß werden kann. Ein schwarzes Senfkorn ist nur 1mm dick und wiegt weniger als 1/700 Gramm. Seine Kleinheit war damals in Palästina sprichwörtlich (France 2002, 216; NSS). (Zurück zu v.31)
ak[das] kleinste W. „kleiner“. Superlativisch gebrauchter Komparativ (NSS). (Zurück zu v.31)
alist Wohl konzessives Ptz. conj. (NSS), aus stilistischen Gründen einfach als Indikativ übersetzt. Eigentlich etwa: „das, wenn es in die Erde gesät wird, obwohl es das kleinste der Samenkörner ist, die man in die Erde sät, (V. 32) und wenn es gesät wird...“ Der unsaubere Satzbau ist wohl dem einfachen Griechisch geschuldet. (Zurück zu v.31)
am[die] größte W. „größer“. Superlativisch gebrauchter Komparativ (NSS zu V. 31). Dabei handelt es sich (wie bei der ganzen Beschreibung der Senfpflanze als Baum) um eine rhetorische Ausschmückung, um den großen Gegensatz zwischen dem kleinen Senfkorn und der großen Senfpflanze zu beschreiben (Lk 13,19 und Mt 13,32 nennen sie tatsächlich „Baum“)(Guelich 1989, 250). Seltsamerweise geben die deutschen Übersetzungen den Komparativ in V. 31 durchgehend als Superlativ (bis auf ELB) wieder, den gleich aufgebauten hier jedoch als Komparativ. (Zurück zu v.32)
anin seinem Schatten W. „unter seinem Schatten“ (Zurück zu v.32)
aoerläuterte Das Imperfekt drückt entweder eine grundsätzliche Gepflogenheit aus oder hat die Predigt von Mk 4,2 im Sinn. Zur Phrase erläuterte ihnen [seine] Botschaft s. die Fußnote zu Mk 2,2 und die folgende Fußnote zu Wort. (Zurück zu v.33)
apso wie (in einer Weise, dass) Der Satz mit dieser Konjunktion lässt sich positiv und negativ auffassen. Die Konjunktion heißt dabei entweder so wie i.S.v. in einer Weise, dass (positiv, uneingeschränkt) oder so wie i.S.v. in dem Maße wie (negativ, mit Einschränkungen)(BA καθώς). Positiv gedeutet heißt das: Jesus benutzte die Gleichnisse als Hilfsmittel, damit ihn jeder verstehen und auf seine Botschaft reagieren konnte. Negativ verstanden bedeutet es: Jesus benutzte die Gleichnisse als nicht unmittelbar verständliche Mittel, die mehr als nur oberflächliches Hinhören, sondern eine persönliche Reaktion erforderten. Wer sich damit befasst, reagiert auch darauf und zählt zum Kreis der Leute „um ihn“, denen das wahre Verständnis von Gottes Reich/Herrschaft gegeben ist (4,10; vgl. 3,31-35). Auf das positive Verständnis deutet zunächst der Kontext des ersten Saatgleichnisses hin, denn in dessen Erklärung haben alle Gruppen die Botschaft gehört und in irgendeiner Form positiv darauf reagiert – erst an den Langzeitauswirkungen wird erkennbar, wie tief die Botschaft sie betroffen hat. (Das spricht übrigens gegen eine noch krassere Deutung: dass Jesus sie als Rätsel benutzte, sodass nur eingeweihte sie verstehen konnten.) Für das negative Verständnis spricht V. 34, der erneut zwischen Gleichnissen für die Außenstehenden und klaren Worten für den inneren Kreis unterscheidet. Bisher haben wir erfahren, dass alle die Gleichnisse hörten und zu einem gewissen Grad verstanden, aber nicht jeder gleich darauf reagierte. Es bildete sich ein „innerer Kreis“ um Jesus und die Zwölf, der positiv reagierte und mehr von Jesus erfahren wollte und Jesus folgte (4,10). Diesen Kreis bezeichnet das Wort „Jünger“ in V. 34. Dann gab es andere, die nicht zu Jesus kamen und draußen blieben (wie seine Familie in 3,31ff. oder offenbar ein guter Teil der Menschenmengen), und wieder andere, die zu seinen Feinden wurden (die Pharisäer und Schriftgelehrten aus Kap. 2 und 3). Diese unterschiedliche Reaktion hat Jesus mit dem Gleichnis von der Saat (4,3-20) erklärt. Hier scheint Markus also erneut darauf hinzuweisen, dass nicht jeder die Gleichnisse gleich aufnahm (Guelich 1989, 256; France 2002, 218). (Zurück zu v.33)
aqJünger Gemeint sind hier nicht nur die Zwölf, sondern die größere Gruppe seiner Anhänger, die schon in V. 10 im Blick war (Collins 2007, 256). (Zurück zu v.34)
arsprach und erklärte stehen im Imperfekt, wie große Teile der Rahmenhandlung in Kap. 4. Dazu vgl. die Fußnoten zu V. 10 und 9 sowie V. 33. (Zurück zu v.34)
as (Zurück zu v.35)
atals es Abend geworden war Gen. abs., temporal als Nebensatz aufgelöst. (Zurück zu v.35)
auans andere Ufer Jesus und die Jünger hielten sich bei Kafarnaum am See Gennesaret auf (4,1-2). Das andere Ufer war also das von Nichtjuden bewohnte Ostufer (vgl. France 2002, 222), das sie in Mk 5,1 erreichen. (Zurück zu v.35)
avnachdem sie die Menschenmenge weggeschickt hatten (wobei … zurückließen) Ptz. conj., temporal (oder modal) als Nebensatz aufgelöst. Deutsche Übersetzungen verwenden durchweg „wegschicken“, englische „zurücklassen“. (Zurück zu v.36)
awim Boot mit (zu sich ins Boot), wie er war Die alternative Übersetzung „nahmen ihn in dem Boot mit, in dem er schon war“, stützt sich darauf, die Konjunktion ὡς „wie/als“ kausal zu verstehen (France 2002, 223) oder frei als Relativsatz zu übersetzen. So steht zwar wie er war nicht bedeutungslos im Raum, aber diese Deutung ist wenig elegant (so ebd.) und sprachlich möglicherweise schwierig. Ihr folgen dennoch viele Übersetzungen. Dass Jesus noch im Boot war, ist andernfalls allerdings (auch von der Wortstellung her) ebenso wahrscheinlich. (Zurück zu v.36)
axstarker Sturmwind W. „großer Sturmwind [des] Windes“, eine Formulierung, die sich vielleicht an Jona 1,4 anlehnt. (Zurück zu v.37)
ayschlugen [bald] Imperfekt, [langsam] füllte Infinitiv Präsens (im AcI). Beide Tempusformen suggerieren einen anhaltenden Vorgang, der durch die mit angegebenen Worteinfügungen kenntlich gemacht wurde. (Zurück zu v.37)
azwo er auf dem Kissen schlief Periphrastisches Partizip (oder modales Ptz. conj.), das vielleicht den durativen Aspekt des dadurch umschriebenen Imperfekts noch verstärkt (daher die Ergänzung von [währenddessen]). Aus stilistischen Gründen ist es hier nicht einfach mit deutschem Imperfekt wiedergegeben, sondern mit „befand sich“+Nebensatz. auf dem Kissen könnte sich auf ein mutmaßliches Kissen beziehen, das damals bekanntermaßen (z.B. für Passagiere oder Ruderer) an Bord eines solchen Bootes zu finden war (Guelich 1989, 261). GNB: „auf dem Sitzkissen“ (Zurück zu v.38)
bawachte auf Ptz. conj. (Aor.), temporal, beigeordnet aufgelöst. (Zurück zu v.39)
bbunterwarf (fuhr an) Die meisten Übersetzungen: „(be)drohte“. Bei Markus benutzt Jesus das Wort sonst, um Dämonen göttliche Befehle zu erteilen, wie Gott das im Alten Testament mit seinen Feinden tat, daher ist die Übersetzung „(jmdn.)(mit einem Befehl) unterwerfen“, „(etw.) befehlen“ angemessen (France 2002, 224). In Ps 105,9 LXX wird mit den gleichen Worten berichtet, wie Gott sich das Schilfmeer unterwarf, um die Israeliten hindurchzuführen (Collins 2007, 262). Jesus beherrscht hier in göttlicher Manier das Wetter. Jona dagegen bleibt in Jon 1,7ff. lieber passiv und will dann lieber in den Fluten sterben, als sich Gott zu fügen. S.a. die Fußnoten zu Markus_1#note_blMk 1,25 und 3,12. (Zurück zu v.39)
bcfürchteten sie sich [mit] großer Furcht Wörtliche Übertragung einer hebräischen Stilfigur (figura etymologica). Im Unterschied zur Angst in V. 40 ist hier allerdings auch Ehrfurcht im Spiel (Guelich 1989, 269). Freier einfach „Da bekamen sie große Angst/Ehrfurcht“ oder „Da ergriff sie große Furcht“ (), „Sie aber fürchteten sich sehr“ (LUT), „Jetzt wurden sie erst recht von Furcht gepackt “ (NGÜ) (Zurück zu v.41)
bdgehorchen W. „gehorcht“ (Zurück zu v.41)