JHWH: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Offene Bibel

Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeile 74: Zeile 74:
Ungeachtet der Tatsache, dass historisch der Name JHWH zur Zeit der Patriarchen wahrscheinlich unbekannt war: Die Bibel sagt anders. So heißt es etwa in Gen 4,26: „Zu jener Zeit fing man an, den Namen JHWH zu rufen". Und auch in Ex 3,14 sagt sogar JHWH selbst, er sei "JHWH, der Gott der Vorfahren". Nach der Bibel scheint also der Name JHWH durchaus auch zur Zeit der Patriarchen bekannt gewesen zu sein. Wie aber ist es dann zu erklären, dass Moses hier erst nach dem Namen Gottes fragen muss? Abba bietet hier eine plausible Erklärung an: Das Interrogativpronomen in Ex 3,13 wird im Bibelhebräischen nie für das Erfragen von Personennamen verwendet, sondern nur für Fragen nach ''Qualitäten''. Die treffendere Übersetzung wäre daher „Welcher Art ist dein Name?". Dahinter steckt ein Namensverständnis, das sich radikal von unserem heutigen unterscheidet. Der Name einer Person oder eines Gottes ist nicht arbiträre und zufällige Bezeichnung, sondern im Namen kommt das Wie des Trägers dieses Namens zum Vorschein. Wenn Moses fragt: „Was ist dein Name?", dann fragt er in Wahrheit „Welcher Art ist dein Name?", also „Was bist du für ein Gott?". Das erklärt auch, warum JHWH auf die Frage nach seinem Namen nicht mit „JHWH" oder „Ehyeh" antwortet, sondern mit einem Satz. Des Weiteren wird hierdurch eine Besonderheit von Ex 6,3 erklärbar. Die EÜ übersetzt diesen Vers mit  
Ungeachtet der Tatsache, dass historisch der Name JHWH zur Zeit der Patriarchen wahrscheinlich unbekannt war: Die Bibel sagt anders. So heißt es etwa in Gen 4,26: „Zu jener Zeit fing man an, den Namen JHWH zu rufen". Und auch in Ex 3,14 sagt sogar JHWH selbst, er sei "JHWH, der Gott der Vorfahren". Nach der Bibel scheint also der Name JHWH durchaus auch zur Zeit der Patriarchen bekannt gewesen zu sein. Wie aber ist es dann zu erklären, dass Moses hier erst nach dem Namen Gottes fragen muss? Abba bietet hier eine plausible Erklärung an: Das Interrogativpronomen in Ex 3,13 wird im Bibelhebräischen nie für das Erfragen von Personennamen verwendet, sondern nur für Fragen nach ''Qualitäten''. Die treffendere Übersetzung wäre daher „Welcher Art ist dein Name?". Dahinter steckt ein Namensverständnis, das sich radikal von unserem heutigen unterscheidet. Der Name einer Person oder eines Gottes ist nicht arbiträre und zufällige Bezeichnung, sondern im Namen kommt das Wie des Trägers dieses Namens zum Vorschein. Wenn Moses fragt: „Was ist dein Name?", dann fragt er in Wahrheit „Welcher Art ist dein Name?", also „Was bist du für ein Gott?". Das erklärt auch, warum JHWH auf die Frage nach seinem Namen nicht mit „JHWH" oder „Ehyeh" antwortet, sondern mit einem Satz. Des Weiteren wird hierdurch eine Besonderheit von Ex 6,3 erklärbar. Die EÜ übersetzt diesen Vers mit  
:„Ich bin Abraham, Isaak und Jakob als El-Schaddai (Gott, der Allmächtige) erschienen, aber unter meinem Namen Jahwe habe ich mich ihnen nicht zu erkennen gegeben."  
:„Ich bin Abraham, Isaak und Jakob als El-Schaddai (Gott, der Allmächtige) erschienen, aber unter meinem Namen Jahwe habe ich mich ihnen nicht zu erkennen gegeben."  
Schlachter dagegen überträgt „unter meinem Namen" mit „''nach'' meinem Namen": „nach meinem Namen „HERR" habe ich mich ihnen nicht geoffenbart." Diese zunächst etwas merkwürdig anmutende Übersetzung Schlachters ist in der Tat die treffendere; denn der Urtext hat nicht die Bedeutung „unter diesem Namen", sondern „in der Weise, die durch diesen meinen Namen zum Ausdruck kommt".
Schlachter dagegen überträgt „unter meinem Namen" mit „''nach'' meinem Namen": „nach meinem Namen „HERR" habe ich mich ihnen nicht geoffenbart." Diese zunächst etwas merkwürdig anmutende Übersetzung Schlachters ist in der Tat die treffendere; denn der Urtext hat nicht die Bedeutung „unter diesem Namen", sondern „in der Wesens-Weise, die diesem meinem Namen entspricht".


=> Zweitens: Was in Ex 3,14 geschieht, ist nicht die Offenbarung eines vorher unbekannten Namens, sondern die Auslegung eines bereits bekannten Namens. Ehyeh asher Ehyeh beinhaltet damit das, was JHWH im tieferen Sinne bedeutet.<ref>vgl. hierzu auch McCarthy, Dennis 1978, S. 317)</ref> Dies ist der Unterschied zwischen Mose Gottesverhältnis und dem der Patriarchen: JHWH ist den Patriarchen nicht unter einem anderen Namen erschienen, sondern der Unterschied ist, dass die Patriarchen nicht um die Bedeutung des Gottesnamens und also das Wesen Gottes wussten, demgemäß JHWH sich ihnen gegenüber verhält.
=> Zweitens: Was in Ex 3,14 geschieht, ist nicht die Offenbarung eines vorher unbekannten Namens, sondern die Auslegung eines bereits bekannten Namens. Ehyeh asher Ehyeh beinhaltet damit das, was JHWH im tieferen Sinne bedeutet.<ref>vgl. hierzu auch McCarthy, Dennis 1978, S. 317)</ref> Dies ist der Unterschied zwischen Mose Gottesverhältnis und dem der Patriarchen: JHWH ist den Patriarchen nicht unter einem anderen Namen erschienen, sondern der Unterschied ist, dass die Patriarchen nicht um die Bedeutung des Gottesnamens und also das Wesen Gottes wussten, demgemäß JHWH sich ihnen gegenüber verhält.

Version vom 17. Januar 2012, 10:39 Uhr

Siehe auch die Seite Gottesnamen.

Der hebräische Name יהוה (JHWH) wird im Alten Testament als Eigenname für Gott verwendet. Dieser wird in Ex 3,14 mit einem Wortspiel erläutert: אֶֽהְיֶה אֲשֶׁר אֶֽהְיֶה (Ich bin da [für euch] als Ich-bin-da). Die Verwendung eines konkreten Eigennamens macht deutlich, dass Gott in der Bibel nicht nur als unpersönliches Lebensprinzip oder unerreichbare Wesenheit gesehen wird, sondern als ein persönlicher Gott, der zu den Menschen in Beziehung tritt: nach dem Alten Testament im Bund mit dem Volk Israel, und nach dem Neuen Testament zusätzlich in Jesus Christus.

Der Gott JHWH[Bearbeiten]

Gleichwohl JHWH in der Bibel dargestellt wird als Bundesgott Israels, kann historisch als gesichert gelten, dass JHWH´s Ursprung keineswegs im westsemitischen Kulturraum liegt. Die erste Erwähnung JHWH´s in diesem Kulturraum neben der Bibel ist die moabitische „Victory Stela" / "Mesha Stela" aus dem 9. Jh. v. Chr., auf der JHWH als die offizielle Nationalgottheit Israel´s angegeben wird. Die Tatsache, dass kein früherer Beleg der Verehrung JHWH´s im westsemitischen Kult-raum vorweisbar ist, legt die Vermutung nahe, dass der ursprüngliche JHWH-Kult anders verortet werden muss. Und diese Vermutung kann gestützt werden: Eine Reihe von Texten legt nahe, dass es vor den Israeliten die Völker von Edom und Midian waren, die JHWH verehrten. So gibt es etwa im Korpus der sogenannten „Amarna Letters" zwei ägyptische Texte aus dem 14. bis 13. Jh. v. Chr., die JHWH erwähnen. Allerdings hat er hier nichts mit den Israeliten zu tun; stattdessen wird hier geschrieben von „Yahu im Land der Shoshu-Beduinen". Man geht davon aus, dass dies auf den Raum Edom und Midian bezogen werden muss:

"By the 14th century BCE, before the cult of Yahweh had reached Israel, groups of Edomite and Midianite nomads worshipped Yahweh as their god."a.

Das stimmt auch überein mit einigen älteren Passagen aus der Bibel, z.B. (1) Ri 5,4, (2) Dtn 33,2 und (3) Hab 3,3 (zitiert nach ):

(1) „Herr, als du auszogst aus Seir, / als du vom Grünland Edoms heranschrittest, / da bebte die Erde, die Himmel ergossen sich, / ja, aus den Wolken ergoss sich das Wasser."
(2) „Der Herr kam hervor aus dem Sinai, / er leuchtete vor ihnen auf aus Seir, / er strahlte aus dem Gebirge Paran, / er trat heraus aus Tausenden von Heiligen."
(3) „Gott kommt von Teman her, / der Heilige kommt vom Gebirge Paran."

Als Erklärungsmodell für diesen Import des JHWH-Kultes wurde daher schon früh die sogenannte "Keniten-hypothese" gebildet. In ihrer ursprünglichen Form besagte sie mehr oder weniger, dass Moses in einen Midianitischen Klan einheiratete - was ja biblisch gestützt ist. Hier lernte er entweder den Gott JHWH oder auch nur seinen Namen kennen und führte ihn in das israelische Pantheon ein. Gestützt wird diese Hypothese u.a. durch die Rolle Jethros in Exodus. Es hat aber diese Hypothese einige Schwächen, weshalb z.B. Dennis McCarthy die Keniten-hypothese schon 1978 für "erledigt" erklärt.

Van der Toorn reagiert 1999 in der zweiten Ausgabe des Dictionary of Deities and Demons mit einer modifizierten Keniten-hypothese auf diese Schwächen. Rein historisch gesehen sollte die Rolle Moses beim Import des JHWH-Kultes nicht überschätzt werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach kamen die Israeliten im Gesamt innerhalb der Grenzen Palästinas durch wandernde Midianiten und Keniten in Kontakt mit JHWH und übernahmen von diesen zumindest den Namen, wenn nicht gar den Kult.b

Eine genaue Datierung des Importes ist nicht möglich. In jedem Falle fand er höchstwahrscheinlich nach der Ära der Patriarchen und vor der Zeit der Könige - d.h., zwischen dem 14. und dem 9. Jh. v. Chr. - statt. Es muss also davon ausgegangen werden, dass die Patriarchen - historisch gesehen - durchaus noch nicht um den Gott JHWH wussten. In der Tat kann man heute immer häufiger auf die Position stoßen, dass die Patriarchen nicht nur nicht JHWH verehrten, sondern dass Abraham, Isaac und Jacob sogar zu jeweils unterschiedlichen Göttern beteten. Lemaire etwa nimmt die Zuordnung vor, dass der Klan um Abraham einen Gott verehrte, der mal mit El Shaddai, mal mit El Elyon bezeichnet wurde; die Bene-Jacob dagegen beteten wahrscheinlich zu Baal und / oder El Berit und die Gruppe um Isaac zu El Olam und El Roi.c.
Was als relativ gesichert gelten kann, ist, dass JHWH zwar schon kurz vor 1000 v. Chr. von den Israeliten verehrt wurde, seine Erhebung zum Nationalgott aber keinesfalls vor dem Beginn der Königszeit anzusetzen ist. Ebenfalls als relativ wahrscheinlich kann gelten, dass man selbst nach der Erhebung JHWHs zum Nationalgott keinesfalls von einem Monotheismus ausgehen darf; auch zu dieser Zeit wurden neben JHWH andere Gottheiten wie etwa Baal oder Ashera verehrt.

Ja, mehr noch: Es ist nicht einmal sicher, ob es sich bei „JHWH" wirklich um einen Eigennamen im klassischen Sinne des Wortes handelt, mit dem auf eine einzige, einheitliche Gottheit referiert wurde. Cross führt in seinem Buch „Canaanite Myth and Hebrew Epic" einige Epitheta nach dem Muster b´l smd `s lgbr - "Ba´l Simd von Gabbar" oder b´l hmn `s lbmh - „Ba´l von Amanus" an.d Es handelt sich hier um ein ungewöhnliches Phänomen: Der Gott Ba´l wird "aufgesplittet" in mehrere individuelle Ausprägungen. Das Wort Ba´l wird dadurch von einem Eigennamen zu einem „Typus", unter den dann göttliche Individuen wie eben Ba´l von Amanus, Ba´l von Gabbar und andere fallen. „Ba´l" wird so zu einer Wortart irgendwo zwischen Eigenname und Klassennomen, für die sogar (allerdings gemünzt auf el) eine eigene Bezeichnung vorgeschlagen worden ist: „Title phrase"e. Es ist dies ein gut bezeugtes Phänomen auch für andere Gottheiten im semitischen Kulturraum; auch Formeln mit Hadad (z.B. „Hadad in Sikan") oder Ashtarte („Ashtarte von Kition") sind belegt.f Ähnliches gilt - zumindest für den Zeitraum zwischen dem Beginn der Königszeit und der josijanischen Kultzentralisation - auch für JHWH; so sind etwa die Ausdrücke „Yahweh aus Samaria", „Yahweh von Teman", „Yahweh von Hebron" und „Yahweh von Zion" überliefert. Van der Toorn hält es daher für gerechtfertigt, von „local forms of Yahweh" auszugehen.g; und McCarter schreibt:

„At the time of the Israelite monarchy, therefore, the various local manifestations of Yahweh were often quite distinct in the manner of their conceptualization and worship. It is not surprising, then, to discover that there was a tendency [...] for the local Yahwehs to become semi-independent, almost as if they were distinct deities."h

So gesehen könnte also Cunninghams Rede von der "hybriden Natur des Gottesnamens" sogar treffender sein, als er dies ursprünglich intendierte.i. Van der Toorn jedenfalls zieht das Fazit: „The religious situation in early Israel, therefore, was not merely one of polytheism, but also of poly-Yahwism."j

Der Name JHWH[Bearbeiten]

Rätselhaft ist nicht nur die "Herkunft" des Gottes JHWH, sondern auch die Herkunft seines Namens sowie dessen Bedeutung.

Historisch: Zur Herkunft des Namens[Bearbeiten]

Zur Etymologie von „JHWH" gibt es eine schier ungeheuerliche Vielzahl von Vorschlägen. Gegen kaum eine ist nicht auch schon ein Gegenargument gebracht worden, aber es kann gleichzeitig kaum eine von diesen einfach zurückgewiesen werden. Das Folgende sind nur einige der wahrscheinlicheren Vorschlägek. JHWH könnte sich herleiten von

  • der Wurzel hwy - "Der Zerstörer"
  • der semitischen Wurzel hwy / hyh - „sein". Gegen diese Herleitung spricht allerdings, dass hier der Name einer südsemitische Gottheit durch eine westsemitische Etymologie erklärt würde.
  • der Wurzel hwh, „begehren". Allerdings ist diese Wurzel im Hebräischen mit ihrer abwertenden Grundbedeutung negativ konnotiert und so nicht allzu wahrscheinlich.
  • der arabischen Wurzel hwy mit den drei Grundbedeutungen „leidenschaftlich sein", „fallen" und „wehen, blasen". Es spricht einiges für diese Deutung. So ähnelt „JHWH" in seiner Wortbildungsform v.a. Götternamen aus dem arabischen Pantheon, etwa Yagut, Ya´uq, Yahirr, Yagidd und Yumayyitl. Eine solche Herleitung wäre darüber hinaus plausibel, weil JHWH Züge eines Sturmgottes vom Hadad-typ aufweist. Mögliche Interpretationen wären dann „er macht fallen", was dann auf die Blitze, die ein Strumgott auf seine Feinde niederfahren lässt, anspielen würde, oder „er weht" - eine Deutung, die schon Wellhausen vertreten hat und der sich auch Knauf anschließt.

Weitere Vorschläge leiten „JHWH" von ganzen Sätzen und Ausdrücken her, etwa

  • ya huwa, einem jubelnden Derwisch-Kultruf mit der Bedeutung „Oh, Er!" (Mowinckel)
  • das kanaanäische yahwi, „er ist, er ist bekannt" (von Soden)
  • JHWH als Abkürzung eines hypothetischen Gottesnamens wie el yahwe yisrael, „El-schafft-Israel" (Freedman)
  • JHWH als Abkürzung einer hypothetischen liturgischen Formel wie il du yahwi sabaot leres etc. (Cross). Diese Herleitung ist komplexer. Der ursprüngliche Gottesname dieser liturgischen Formel ist noch il, also El. Nachdem El als eigenständiger Gott / als Eigenname eines Gottes langsam in Vergessenheit geriet und zu einem bloßen Klassennomen für göttliche Wesen wurde, entwickelte sich das Verb yahwi zu einem neuen Eigennamen.
  • das babylonische ya(w)um-ilum - „Mein ist Gott". Die Bildung eines Gottesnamens aus einem Pronomen ist allerdings nicht sonderlich wahrscheinlich.
  • Das amoritische yahwi-ilu, das es neben -ilu auch in Verbindung mit den Gottesnamen Hadad und Dagan gibt. Müsste dies aber, wie vorgeschlagen, gelesen werden als „JHWH ist El", hieße es entsprechend gleichzeitig „JHWH ist Hadad" und „JHWH ist Dagon" - ein solch expliziter Synkretismus ist nicht sehr wahrscheinlich. Abgesehen davon ist die näherliegende Bedeutung dieser Formel ohnehin einfach „El (Hadad, Dagen) lebt / macht leben".

Eine letzte Herleitung wäre die von dem westsemitischen Gott Ya. Dieser ist momentan noch nicht mehr als eine wahrscheinliche Hypothese; sollte die Evidenz für die Existenz eines solchen Gottes allerdings zunehmen, spräche recht viel für diese Etymologie.

Exegetisch: Zur Bedeutung des Namens[Bearbeiten]

Aufgrund dieser Vielzahl von allesamt berechtigten Vorschlägen und der daraus folgenden Unmöglichkeit, sich einfachhin guten Gewissens für eine dieser alternativen Etymologien zu entscheiden, schlägt Dennis McCarthy vor, „die Etymologie einfach Etymologie sein zu lassen"m und die Bedeutung stattdessen lieber direkt aus der Bibel zu erschließen.

Die zentrale Bibelstelle für eine solche „JHWH-Exegese" wäre natürlich, wie oben schon angemerkt, Ex 3,14f. Der überwiegende Großteil der Exegeten liest hier JHWH als die 3.-Pers.-Sg.-Form des 1.-Pers.-Sg.Ausdrucks ehyeh, welches ebenfalls von der Mehrzahl der Exegeten gelesen wird entweder als Form der arabischen Wurzel HWY (s.o.) als eine Form der semitischen Wurzel HYH.

Aber selbst unter der Voraussetzung dieses weitgehenden Deutungskonsens herrscht in der näheren Interpretation große Uneinigkeit. Selbst gesetzt, man habe sich unter den Exegeten z.B. auf HYH geeinigt, bleiben immer noch als Streitpunkte die Frage nach der Konjugation von ehyeh - handelt es sich hier um Qual oder Hifil? Das ist entscheidend: Handelte es sich hier um Hifil, läge eine kausative Aktionsart vor; aus „ich bin" würde „ich mache sein". Uneinigkeit besteht auch in der Frage, ob ehyeh asher ehyeh präsentische oder futurische Bedeutung habe. Das heißt, selbst für den Fall, das man darin übereinstimmt, „ehyeh" als Form der Wurzel HYH zu lesen, bleiben folgende mögliche „Unter-Lesarten" bestehen:

  • Ich bin, was ich bin
  • Ich verursache, was ich verursache
  • Ich werde sein, was ich sein werde
  • Ich werde verursachen, was ich verursachen werde
  • Schule gemacht hat v.a. in Amerika weiterhin der Vorschlag Albrights, dies zu lesen als yahweh asher yihweh, „Er verursacht, was ins Sein kommt."

Ex 3,14: Eine Beispiel-exegese[Bearbeiten]

Eine Übersicht über die verschiedenen Deutungen und ihre jeweilige Begründung zu liefern würde den Raum eines Lexikonartikels bei Weitem sprengen. Was wir aus diesem Grunde im Folgenden versuchen wollen, ist eine Synthese aus den wahrscheinlichsten Bestandteilen diverser Deutungen.

Was man bei einer Auslegung der betreffenden Stelle auf jeden Fall berücksichtigen muss, ist die ursprüngliche Zielgruppe: Bibelhebräisch sprechende Israeliten. Die betreffende Textstelle lautet:

Da sagte Gott zu Mose: Ich bin, der ich bin (ehyeh asher ehyeh). Er sagte: So sollst du zu den Söhnen Israels sprechen: „Ich bin" (ehyeh) hat mich zu euch gesandt. Und Gott sagte weiter zu Mose: So sollst du zu den Söhnen Israels sprechen: JHWH (Jahweh), der Gott eurer Vorfahren, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt.

Dennis McCarthy weist nun darauf hin, dass allein schon die Assonanz der Aufeinanderfolge ehyeh - ehyeh - ehyeh - yahweh für hebräische Ohren eine Verknüpfung zwischen JHWH und ehyeh als "sein" herstellt: „My point, of course, is that the text exists in itself and can, indeed must, be read as it is. In such a reading, no matter what the possible origins of the texts or parts of it may be, the emphasis on hyh is there."n

=> Erstens: Sowohl JHWH als auch ehyeh werden von einem Leser / Hörer der damaligen Zielgruppe automatisch wahrgenommen als Formen des Wortes „sein". Dies ist daher die Bedeutung, die diese Stelle nahelegt.


Ungeachtet der Tatsache, dass historisch der Name JHWH zur Zeit der Patriarchen wahrscheinlich unbekannt war: Die Bibel sagt anders. So heißt es etwa in Gen 4,26: „Zu jener Zeit fing man an, den Namen JHWH zu rufen". Und auch in Ex 3,14 sagt sogar JHWH selbst, er sei "JHWH, der Gott der Vorfahren". Nach der Bibel scheint also der Name JHWH durchaus auch zur Zeit der Patriarchen bekannt gewesen zu sein. Wie aber ist es dann zu erklären, dass Moses hier erst nach dem Namen Gottes fragen muss? Abba bietet hier eine plausible Erklärung an: Das Interrogativpronomen in Ex 3,13 wird im Bibelhebräischen nie für das Erfragen von Personennamen verwendet, sondern nur für Fragen nach Qualitäten. Die treffendere Übersetzung wäre daher „Welcher Art ist dein Name?". Dahinter steckt ein Namensverständnis, das sich radikal von unserem heutigen unterscheidet. Der Name einer Person oder eines Gottes ist nicht arbiträre und zufällige Bezeichnung, sondern im Namen kommt das Wie des Trägers dieses Namens zum Vorschein. Wenn Moses fragt: „Was ist dein Name?", dann fragt er in Wahrheit „Welcher Art ist dein Name?", also „Was bist du für ein Gott?". Das erklärt auch, warum JHWH auf die Frage nach seinem Namen nicht mit „JHWH" oder „Ehyeh" antwortet, sondern mit einem Satz. Des Weiteren wird hierdurch eine Besonderheit von Ex 6,3 erklärbar. Die übersetzt diesen Vers mit

„Ich bin Abraham, Isaak und Jakob als El-Schaddai (Gott, der Allmächtige) erschienen, aber unter meinem Namen Jahwe habe ich mich ihnen nicht zu erkennen gegeben."

Schlachter dagegen überträgt „unter meinem Namen" mit „nach meinem Namen": „nach meinem Namen „HERR" habe ich mich ihnen nicht geoffenbart." Diese zunächst etwas merkwürdig anmutende Übersetzung Schlachters ist in der Tat die treffendere; denn der Urtext hat nicht die Bedeutung „unter diesem Namen", sondern „in der Wesens-Weise, die diesem meinem Namen entspricht".

=> Zweitens: Was in Ex 3,14 geschieht, ist nicht die Offenbarung eines vorher unbekannten Namens, sondern die Auslegung eines bereits bekannten Namens. Ehyeh asher Ehyeh beinhaltet damit das, was JHWH im tieferen Sinne bedeutet.o Dies ist der Unterschied zwischen Mose Gottesverhältnis und dem der Patriarchen: JHWH ist den Patriarchen nicht unter einem anderen Namen erschienen, sondern der Unterschied ist, dass die Patriarchen nicht um die Bedeutung des Gottesnamens und also das Wesen Gottes wussten, demgemäß JHWH sich ihnen gegenüber verhält.


Auch die Frage nach Hifil oder Qual und Präsens oder Futur lässt sich mit Abba beantworten: Selbst, wenn es sich hier um ein Hifil handeln würde - in der gesamten Bibel gibt es kein einziges Beispiel, in dem der Kausativ dieses Verbs mit dem Hifil ausgedrückt ist. Für den Kausativ wird stattdessen der Pi´el verwendet. Ehyeh muss daher als Qual gelesen werden. Ohnehin, so bemerkt auch Schmidt, wäre eine Deutung als Hifil gänzlich ohne Grundlage; allein schon, weil JHWH zur vom betreffenden Text verdichteten Zeit noch überhaupt nicht als Schöpfergott angesehen wurde.p Ebenso: Die Gegenwart des betreffenden Verbs wird in der gesamten Bibel nicht mit der hierigen Imperfektform ausgedrückt, sondern mit dem Perfekt. Die Imperfektform steht in der Bibel stets für die Zukunft.

=> Drittens: Nimmt man all dies zusammen, muss als die wahrscheinlichste Lesart von ehyeh asher ehyeh gelten: „Ich werde, der ich werde".


Dennis McCarthy wendet sich gegen eine futurische Lesart mit der Bemerkung, „sein" ohne Prädikat müsse absolut verstanden werden. Absolut verstanden würde „ich werde" aber bedeuten, dass der Sprecher noch gar nicht existiertq. Aber schon eine Seite später bemerkt er selbst: „Sein" dürfe hier nicht im heutigen, von der griechischen Philosophie geprägten Sinn verstanden werden. Im Bibelhebräischen werde noch nicht getrennt zwischen „sein" und „agieren, wirken". Auch das sagt übrigens bereits Abba: „It is effective presence that is suggested."r

=>Viertens: Weil die Lesart „sein" (gelesen nach heutigem Verständnis) also offensichtlich problematisch ist, muss der Satz verstanden werden als „Ich werde wirkend sein, wie ich wirkend sein werde."


Das ist natürlich noch nicht selbsterklärend. Denn, selbst gesetzt, diese Lesart könne als gesichert gelten, lässt sie mehrere Deutungen zu, die auch allesamt schon vertreten worden sind. So könnte sie gelesen werden

  • als eine ausweichende Antwort, im Sinne von „Welcher Art ich bin, geht dich gar nichts an, sondern nur mich. Ich werde tun, was mir gefällt."
  • als eine schroffe Zurückweisung Mose im Sinne von „Lass mich gefälligst sein, was ich sein will!"s
  • als Versprechen im Sinne von „Ich werde für euch da sein."

Ein Blick auf den Kontext kann helfen, dies besser zu verstehen. Der größere Kontext von Ex 3,14 ist Exodus. JHWH wird in Exodus auf eine besondere Weise charakterisiert; unter Anderem dadurch, dass er selbst Gründe für sein Handeln angibt. Während man beim flüchtigen Lesen von Exodus denken mag, JHWH handle allein aus dem Grund, dass er sein Volk aus der ägyptischen Knechtschaft befreien wolle, gibt er selbst spannenderweise ganz andere Gründe an; etwa in Ex 6,7; 7,5; 9,14; 10,2; 11,7; 14,4; 14,8. So heißt es etwa in Ex 7,5 (nach Schlachter):

„Und die Ägypter sollen erfahren, daß ich [JHWH] bin, wenn ich meine Hand über Ägypten ausstrecken und die Kinder Israel von ihnen ausführen werden."

oder in Ex 10,2

„daß du vor den Ohren deiner Kinder und Kindeskinder verkündigest, was ich in Ägypten ausgerichtet und wie ich meine Zeichen unter ihnen bewiesen habe, auf daß ihr erkennet, daß ich [JHWH] bin."

Neben der Befreiung Israels hat JHWH in Exodus also ein weiteres Ziel: Er handelt, um aus seinen Taten als JHWH erkannt zu werden; als JHWH will er sich erweisen.t

Eine ähnliche Bedeutung liest auch Erich Zenger in Ex 3,14, indem er es kontextualisiert mit einer weiteren, syntaktisch Ex 3,14 sogar ähnlichen Selbstoffenbarung JHWH´s in Exodus: Ex 33,19-23. Mose bittet JHWH, ihn seine „Herrlichkeit" sehen zu lassen. Und so antwortet JHWH (nach Schlachter):

„Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht alle meine Güte vorüberziehen lassen und will den Namen [JHWHs] vor dir ausrufen, und wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich; aber mein Angesicht (sprach er) kannst du nicht sehen, denn kein Mensch wird leben, der mich sieht! Doch sprach [JHWH]: Siehe, es ist ein Ort bei mir, da sollst du auf dem Felsen stehen. Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht ,so stelle ich dich in die Felsenkluft und will dich meiner Hand olange decken, bis ich vorübergegangen bin. Wenn ich dann meine Hand zurückziehe, so magst du mir hinten nachsehen; aber mein Angesicht soll man nicht sehen!"

Zenger kommentiert: „JHWH kann nicht wie eine Götterstatue geschaut werden, sondern er offenbart das Geheimnis seines Namens, indem er seinem Namen gemäß handelt. [...] So lässt er seine Herrlichkeit vorüberziehen. Nur so kann er geschaut werden: im Nachher, d.h. im Wahrnehmen seiner Spuren, die er hinterlässt, im gehen hinter ihm her, im Hören auf das, was sein Name sagt, und im nachahmenden Tun dessen."u

So gelesen wird Ex 3,14 auf einmal verständlich. JHWH weicht Mose´ Namensfrage nicht etwa mit einem Verweis auf sein zukünftiges Handeln aus. Die Stelle hat eine andere Bedeutung: Ineins mit der Frage nach dem Namen Gottes fragt Mose nach seinem Wesen. Und Gott antwortet: „Du musst dich gedulden. Mein Wesen kann man nur im Nachhinein verstehen. Auf mein Wesen musst du aus meinem Wirken schließen, weil ich nämlich stets gemäß meines Namens / Wesens wirke (und, nebenbei, Moses: Abraham wusste das noch nicht). Aber, keine Angst, das ist keine Ausflucht: Ich werde wirken!"
Gott sichert Moses zu, für ihn wirken zu werden und gibt an, dass er aus diesem seinen Wirken erkennbar sei. Dann wirkt er und gibt dazu jeweils an, dass dieses sein Wirken dem Zweck diene, als JHWH erkannt zu werden - und in der Tat wird ja darauf folgend „JHWH, der dich aus Ägypten geführt hat" zu einer feststehenden Formel (vgl. z.B. Ex 32,4; 32,8; Dtn 5,6, 6,12; 8,14; 13,11; 20,1; 1 Kön 12,28; Neh 9,18; Ps 91,11). Als er diese seine Handlungszusage eingehalten hat, erscheint er ein weiteres Mal und tut noch einmal kund, dass er nur „von hinten", im Nachhinein erkennbar ist. JHWH als der, für den gilt „ehyeh asher ehyeh" ist der „wirkend sich Erweisende".

JHWH und „der HERR“[Bearbeiten]

In den meisten Bibelübersetzungen wird der Gottesname als HERR wiedergegeben. Dies geht zurück auf eine Besonderheit im biblischen Text.

Ketib und Qere[Bearbeiten]

Bereits zu spät-biblischer Zeit war es üblich, den Gottesnamen aus Respekt nicht auszusprechen und statt dessen Ersatzlesungen zu verwenden. In den biblischen Handschriften stehen daher die Buchstaben des Gottesnamens יהוה gemeinsam mit diakritischen Zeichen (Punktierung) für die Ersatzlesungen. Dasselbe Vorgehen wurde von den Tradenten des Bibeltextes angewandt, wenn sie an einer Bibelstelle unsicher waren, welche Lesart die richtige ist. Beim Übersetzen des Bibeltextes muss stets entschieden werden, ob man den Buchstaben („Ketib“: das Geschriebene) oder der Punktierung („Qere“: das Gelesene) folgt.

Biblische Ersatzlesungen[Bearbeiten]

Die häufigste biblische Ersatzlesung ist אֲדֹנָי‎ („Adonai“) – ein Wort, dass in der Bibel auch sonst oft als Gottesbezeichnung verwendet wird und mit mein Herrv übersetzt werden kann. In dem Wort spiegelt sich eine Beziehungsaussage: יהוה wird als der Herr bekannt, dem der Leser des Bibeltextes vertrauen kann und der allen menschlichen Herren überlegen istw. Zugleich verweist die biblische Ersatzlesung darauf, dass Gott sich in besonderer Weise als der Herr Israels erweist: „Daß Gott ‚Herr‘ genannt wird, ist folglich Ausdruck der biblisch-theologischen Einsicht, daß Gott nicht anders als in Beziehung zu seinem Volk gesehen werden kann.“x Christen nehmen für sich in Anspruch, ebenfalls in dieser besonderen Beziehung zu Gott zu stehen, wenn sie Gott als den Herrn der Kirche bekennen.

Bei der Ersatzlesung אֲדֹנָי‎ wird das Possesivsuffix der ersten Person („mein“) selbst in der Gottesrede verwendet: „Ich bin יהוה/Mein Herr, dein Gott, der dich herausgeführt hat aus dem Land Ägypten.“ (Dtn 5,6) Die sprachliche Form betont so, dass אֲדֹנָי‎ keine Übersetzung des Namens ist, sondern auf ihn verweist.

An manchen Bibelstellen steht der Gottesname יהוה direkt neben dem Wort אֲדֹן‎ („Adon“, Herr). Um sprachliche Doppelungen zu vermeiden, wird dann in den biblischen Handschriften auf das Wort אֱלֹהִים („Elohim“, Gott) ausgewicheny.

Die Ersatzlesungen אֲדֹנָי‎ und אֱלֹהִים werden bis heute im jüdischen Gottesdienst verwendet. Außerhalb des Gottesdienstes verwenden viele Juden andere Ersatzlesungen. Die bekannteste ist הַשֵׁם („Haschem“, der Name).

Altgriechische Bibel[Bearbeiten]

Die altgriechische Bibel (Septuaginta, Neues Testament) folgt meistens der Tradition der Ersatzlesungen und gibt den Gottesnamen mit ὁ κύριος (der Herr) oder mit ὁ θεός (der Gott) wieder.

Einzelne griechische Handschriften versuchen eine Umschrift des Gottesnamens wie ΑΩ (AO), Іαουε/Іαουαι (Jaui/Jauai), Іαω (Jao), Іευω (Jeuo) oder Ιαβε (Jabe)z. Auch eine Nachahmung der hebräischen Schriftzeichen יהוה mit griechischen Buchstaben (ΠΙΠΙ) ist belegtaa.

Aussprache[Bearbeiten]

Die Aussprache von יהוה ist völlig unsicherab. Die Vielfalt der frühen Umschriften ist ein Hinweis darauf, dass die Aussprache bereits zur Entstehungszeit der späteren biblischen Schriften nicht mehr zuverlässig bekannt war.

Die Unklarheit über die Aussprache ist möglich, weil in der hebräischen Schrift ursprünglich nur Konsonanten geschrieben wurden. Vokale wurden entweder gar nicht geschrieben oder mit Hilfe der Buchstaben י‎, ו und ה angedeutet. Es ist somit noch nicht einmal sicher, ob die Buchstaben des Gottesnamens als Konsonanten oder als Vokale zu lesen sind. Wegen der letzten Silbe des Wortes „Halleluja“ (Lobt Jah) ist es jedoch sehr wahrscheinlich, dass der Gottesname mit „Jah“ beginnt.

Lange Zeit wurde in der Wissenschaft vertreten, dass sich über altgriechische Handschriften die Ausprache „Jahwe“ belegen ließe. Neuere Untersuchungen legen eher die Aussprache „Jaho“ naheac.

Die Variante „Jehowah “[Bearbeiten]

Im Christentum geriet die besondere Punktierung des Namens יהוה später in Vergessenheit. Man bezog sie nicht mehr auf das eigentlich gemeinte Wort אֲדֹנָי‎ (Adonai), sondern setzte sie in die Buchstaben des Gottesnamens ein. Durch dieses Missverständnis entstand die Variante Jehowah.

Übersetzungen[Bearbeiten]

In den verschiedenen modernen Übersetzungen findet man zahlreiche verschiedene Wege, den Gottesnamen wiederzugeben. Oft finden sich auch mehrere Varianten in derselben Übersetzung. Die Bibel in gerechter Sprache wechselt zwischen fast allen Varianten in männlicher und weiblicher Form.

Umschrift des Gottesnamens (Ketib)[Bearbeiten]

Wieder­gabe Vor- und Nachteile
JHWH

Übersetzungen, die so vorgehen: viele wissenschaftliche Kommentare

Nachteile:

  • ungeeignet zum Vorlesen

Biblische Ableitung: Umschrift der Konsonanten

Vorteile:

Nachteile:

  • ohne Erklärung wenig verständlich (Nur wenige deutsche Übersetzungen verzichten auf eine Ersatzlesung.)
  • Keine Berücksichtigung der biblischen Ersatzlesung
Jahwe, …

Übersetzungen, die so vorgehen: viele wissenschaftliche Kommentare, World English Bible, Neue Evangelistische Übersetzung, an Einzelstellen auch Einheitsübersetzung

Nachteile:

  • Die Ergänzung der Vokale ist spekulativ.
  • Die Aussprache ist unklar: Heißt es Ja-weh, Jach-weh, Ja-wäh, Jach-wäh, Ja-we oder Jach-we?

Nachteile:

  • Das Aussprechen des Namens ist liturgisch völlig ungewohnt (Christentum) bzw. unerwünscht (Judentum).
  • Keine Berücksichtigung der alt- und neutestamentlichen Tradition, den Gottesnamen nur schriftlich wiederzugeben, ohne ihn vorzulesen. Es bleibt dem Leser/Hörer der Bibelstelle unklar, dass der Gottesnamens mit Verlust der Aussprache „unaussprechlich” geworden ist.
Jehova

Übersetzungen, die so vorgehen: Unrevidierte Elberfelder, American Standard Version, Neue-​Welt-​Übersetzung (von Jehovas Zeugen)

Nachteile:

  • Die Ergänzung der Vokale ist definitiv falsch.

Übersetzung der biblischen Ersatzlesungen (Qere)[Bearbeiten]

Die meisten Übersetzungen verwenden eine Eindeutschung der biblischen Ersatzlesung. Da die extrem wörtliche Übersetzung von אֲדֹנָי als „mein Herr“ an manchem Bibelstellen sprachlich nicht funktioniert („Ich bin mein Herr, dein Gott“, Dtn 5,6), wird hierbei auf verschiedene Alternativen ausgewichen. Die häufigste Wiedergabe ist der HERR in Anlehnung an die altgriechische Bibel.

Wieder­gabe Vor- und Nachteile
der HERRad

(alternativ:
GOTT oder
der GOTT)

Übersetzungen, die so vorgehen: die meisten Übersetzungen (z.B. Lutherbibel, Zürcher Bibel, Elberfelder Bibel, Einheitsübersetzung)

Vorteile:

  • Durch die große Verbreitung im Deutschen bekannt und gewohnt
  • Basiert auf der starken Tradition, den Gottesnamen als „Herr“ zu übersetzen

Nachteile:

  • missverständlich: „Herr“ im Gegensatz zu „Frau“
  • funktioniert nicht gut in der Rede Ungläubiger (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)
  • wird von so vielen Übersetzungen verwendet, dass sehr viele Christen gar nicht mehr wissen, dass es eine Ersatzlesung ist

Biblische Ableitung: Übersetzung einer masoretischen Ersatzlesung

Vorteile:

  • Die Ersatzlesung ist so formuliert, dass sie nicht als Eigenname klingt, und vermeidet so eine Verwechselung mit dem Gottesnamen.
  • Drückt die Konkretheit der Beziehungenae aus, die mit dem Eigennamen JHWH zusammenhängen.

Nachteile:

  • keine Berücksichtigung der alttestamentlichen Tradition, im Schriftbild sowohl den Gottesnamen als auch die Ersatzlesung anzudeuten
  • Die Übersetzung macht eine inhaltliche Aussage über Gott, die in den hebräischen Handschriften nur in der Punktierung belegt ist.
  • Die Wörter „Herr“ und „Gott“ werden selbst als biblische Gottesbezeichnungen verwendet. Es ist beim Hören unklar, ob im Urtext JHWH steht oder nicht.
  • Wenn die Ersatzlesung mit „Herr“ bzw. „Gott“ zusammentrifft, dann
    • kommt es zu Doppelungen, oder
    • es muss auf eine alternative Ersatzlesung ausgewichen werden, oder
    • eines der beiden Wörter muss weggelassen werden.
  • Es bleibt für den Leser/Hörer der Bibelstelle unklar, was der Gottesname ist.
UNSER/EUER GOTTaf

(alternativ:
UNSER/EUER HERR)

Übersetzungen, die so vorgehen: nur Amen-online

Biblische Ableitung: Die Bibel selbst verwendet das Wort Elohenu (unser Gott) meistens als Erläuterung des Gottesnamens: JHWH Elohenu (JHWH, unser Gott).

Vorteile:

  • funktioniert auch, wo von mehreren Göttern die Rede ist (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)

Nachteile:

  • Für die Gottesrede und die wörtliche Rede ist eine andere Form nötig (euer statt unser).
  • Das Vorgehen ist unüblich.
der GOTT

(alternativ:
der HERR)

Übersetzungen, die so vorgehen: keine

Zusätzliche Ableitung:

  • wörtliche Übersetzung einer altgriechischen Übersetzung, die auch im Neuen Testament sehr häufig als Gottesbezeichnung verwendet wird

Nachteile:

  • klingt im Deutschen seltsam
  • funktioniert nicht gut, wo von mehreren Göttern die Rede ist (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)
  • Das Vorgehen ist unüblich

Andere Ersatzlesungen[Bearbeiten]

Wieder­gabe Vor- und Nachteile
GOTTag

Übersetzungen, die so vorgehen: fast alle Kinderbibeln

Biblische Ableitung: wörtliche Übersetzung einer altgriechischen Übersetzung, die auch im Neuen Testament sehr häufig als Gottesbezeichnung verwendet wird

Vorteile:

  • einfach zu verstehen (deshalb für elementarisierende Übersetzungen sehr gut geeignet)
  • fügt der jeweiligen Bibelstelle keine inhaltliche Aussage über Gott hinzu

Nachteile:

  • „Gott“ kann man nicht nur als Gattungsbezeichnung, sondern auch Eigenname hören. Das Wort ist aber nicht identisch mit dem Gottes­namen.
  • Es ist zwar nur eine einzige Form der Ersatzlesung nötig, diese funktioniert aber nur mit Umformulierungen des Bibeltextes:
    • Für JHWH Elohim (JHWH, Gott) braucht man eine Sonderregel wie z.B. das Weglassen des Gottesnamens.
    • funktioniert nur mit sprachlichen Anpassungen des Bibeltextes, wo von mehreren Göttern die Rede ist (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)
  • Es ist beim Hören unklar, ob im Urtext JHWH, Elohim oder El steht.

Nachteile:

  • Jeder Hinweis auf den Gottes­namen ver­schwindet aus der Über­setzung.
  • Keine Berücksichtigung der biblischen Ersatzlesung
ICH, DU, ER

Übersetzungen, die so vorgehen: Buber/Rosenzweig

Ableitung: einige hebräische Handschriftenah; die Religionsphilosophie von Martin Buber

Vorteile:

  • fügt der jeweiligen Bibelstelle keine inhaltliche Aussage über Gott hinzu

Nachteile:

  • keine biblische Ableitung
  • an sehr vielen Bibelstellen nicht zum Vorlesen geeignet: Man hört den Unterschied zwischen „er“ und „ER“ nicht
  • funktioniert nicht, wo von mehreren Göttern die Rede ist (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)
  • bezieht sich im Deutschen nicht eindeutig auf Gott
  • Für Ich, JHWH braucht man eine Alternative.
Ich-Bin-Daai

Biblische Ableitung: In Ex 3,14 erfährt der Gottesname eine Namensauslegung. Das Verb הוה (sein, dasein, existieren) spielt dabei eine wichtige Rolle, da es – so legt es die Namensoffenbarung an Mose nahe – im Gottesnamen zu sehen sei.

Vorteile:

  • Drückt die Konkretheit der Beziehungenae aus, die mit dem Eigennamen JHWH zusammenhängen.

Nachteile:

  • Funktioniert an vielen Bibelstellen nicht.
  • fügt der jeweiligen Bibelstelle eine inhaltliche Aussage über Gott hinzu

Vorteile:

  • nicht ver­wech­sel­bar mit der Über­setzung anderer bibli­scher Gottes­anreden
  • Man kommt mit einer einzigen Gottes­bezeich­nung aus.

Nachteile:

  • Die Ersatz­lesung klingt so, als wäre sie der Gottes­name
der Ewige/

Lebendige/
Eineai

Übersetzungen, die so vorgehen: Tur-Sinai

Nachteile:

  • keine biblische Ableitung
  • funktioniert nicht in der Rede Ungläubiger (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8)
  • fügt der jeweiligen Bibelstelle eine inhaltliche Aussage über Gott hinzu
Adonai/

Ha-Schem/
Ha-Makom/
Schechinaai

Ableitung: Umschrift einer hebräischen Ersatzlesung

Nachteile:

  • keine biblische Ableitung
  • Klingt im Deutschen wie ein Eigenname.
  • ohne Erklärung unverständlich
  • Leute mit Hebräisch-Kenntnissen hören die Ersatzlesung und nicht den Gottesnamen.
  • funktioniert nicht in der Rede Ungläubiger (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8)

Sonderfall Adonai: Die biblische Ersatzlesung wird zwar übernommen, ist aber mit Hebräischkenntnissen stark verwirrend und ohne diese unverständlich.

GOTTESNAME

Ableitung: Übersetzung einer hebräischen Ersatzlesung

Vorteile:

  • nicht verwechselbar mit anderen biblischen Gottesanreden
  • funktioniert auch, wo von mehreren Göttern die Rede ist (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)
  • Die Ersatzlesung ist so formuliert, dass sie nicht als Eigenname klingt, und vermeidet so eine Verwechselung mit dem Gottesnamen.

Nachteile:

  • keine biblische Ableitung
  • Es bleibt für den Leser/Hörer der Bibelstelle unklar, was der Gottesname ist.
  • Der übersetzte Bibeltext ist für sehr viele Zwecke ungeeignet wie z.B. liturgische Verwendungen (Gebet, Taufspruch) oder ein kurzes Bibelzitat ohne viele Erklärungen
  • Keine Berücksichtigung der biblischen Ersatzlesung

Vertiefende Literatur[Bearbeiten]

  • Lemma "Yahweh" (K. van der Toorn), in: DDD. 2 1999. S. 910-919.
  • Raymond Abba: The Divine Name Yahweh, in: JBL 80 (4/61). S. 320-328.
  • Frank Moore Cross: Canaanite Myth and Hebrew Epic. Essays in the History of the Religion of Israel. Cambridge u.a., 1997.
  • David S. Cunningham: On Translating the Divine Name, in: Theological Studies 56 (1995). S. 415-440.
  • Cornelis Den Hertog: The Prophetic Dimension of the Divine Name: On Exodus 3:14a and Its Context, in: CBQ 64 (2002). S. 213-228.
  • David Noel Freedman: The Name of the God of Moses, in: JBL 79 (2/60). S. 151-156.
  • Wolfram Kinzig: Eigenart und Aussprache des Tetragramms bei den Kirchenvätern, in: Heinrich Assel / Hans-Christoph Askani (Hrsg.): Sprachgewinn. Festschrift für Günter Bader, Arbeiten zur Historischen und Systematischen Theologie, Band 11, Berlin / Münster 2008, S. 202–233 (Pressemitteilung hierzu)
  • Ernst Axel Knauf: Yahwe, in: VT 34 (4/84). S. 467-472.
  • André Lemaire: The Birth of Monotheism. Washington, 2007.
  • P. Kyle McCarter Jr.: Aspects of the Religion of the Israelite Monarchy: Biblical and Epigraphic Data, in: Patrick D. Miller Jr. u.a. (Hgs): Ancient Israelite Religion. Essays in Honor of Frank Moore Cross. Philadelphia, 1987. S. 137-155.
  • Brian R. McCarthy: The Characterization of YHWH, The God of Israel, in Exodus 1-15, in: J. Harold Ellens u.a.: God´s Word for Our World I. Biblical Studies in Honor of Simon John De Vries (=JSOT Supplement 388). London, 2004. S. 6-20.
  • Dennis J. McCarthy, S.J.: Exod 3:14: History, Philology and Theology, in: CB! 40 (1978). S. 311-322.
  • Rien Op Den Brouw: The Problem of the Missing Article in the Use of 'God', in: Religious Studies 30 (1/94). S. 17-27.
  • Randall J. Pannell: I Would Be Who I Whold Be! A Proposal for Reading Exodus 3:11-14, in: Bulletin for Biblical Research 16 (2/06). S. 351-353.
  • Martin Rösel: Adonaj – warum Gott ‚Herr‘ genannt wird, Forschungen zum Alten Testament 29, Tübingen 2000
  • Werner H. Schmidt: Exodus (=BKAT II/1). Neukirchen-Vlluyn, 1988.
  • Erich Zenger: Gott hat niemand je geschaut (Joh 1,18). Die christliche Gottesrede im Angesicht des Judentums, in: Bibel und Kirche 2/10. S. 87-93.
  • Bob Becking, Jahwe, in: Wibilex, Stuttgart 2006

Fußnoten[Bearbeiten]

aLemma „Yahweh" 1999, S. 910 (Zurück zu )
bLemma "Yahweh" 1999, S. 912 f. (Zurück zu )
cvgl. Lemaire 2007, S. 15 f. (Zurück zu )
dCross 1979, S. 10 (Zurück zu )
evgl. Op den Brouw 1994 (Zurück zu )
fMcCarter 1987, S. 140 (Zurück zu )
gvgl. Lemma "Yahweh" 1999, S. 919 (Zurück zu )
hMcCarter 1987, S. 141 f. (Zurück zu )
iCunningham 1995, S. 424 (Zurück zu )
jLemma "Yahweh" 1999, S. 919 (Zurück zu )
kvgl. zu diesem Punkt v.a.: Lemma "Yahweh" 1999; McCarthy, Dennis 1978 (Zurück zu )
lvgl. Knauf 1984, S. 468 (Zurück zu )
mMcCarthy, Dennis 1978, S. 315) (Zurück zu )
nMcCarthy, Dennis 1978, S. 318 (Zurück zu )
ovgl. hierzu auch McCarthy, Dennis 1978, S. 317) (Zurück zu )
pvgl. Schmidt 1988, S. 105; ebd., S. 173; auch: Knauf 1984, S. 468: „Erst im Lauf des 7. Jh. v. Chr. ist Yahwe zum Schöpfergott geworden." (Zurück zu )
qMcCarthy, Dennis 1978, S. 316 (Zurück zu )
rAbba 1960, S. 327; vgl. auch Schmidt 1988, S. 177 (Zurück zu )
svgl. Pannell 2006 (Zurück zu )
tvgl. McCarthy, Brian 2004, bes. S. 10-12 (Zurück zu )
uZenger 2010, S. 91 (Zurück zu )
vDie biblischen Handschriften unterscheiden zwischen den beiden Wortformen Adonai und Adoni. Diese Unterscheidung ist jedoch vermutlich sekundär und beides ist gleich zu übersetzen: Es ist „davon auszugehen, daß es im unpunktierten Text keine Differenzierung zwischen den beiden Formen gegeben hat.“ (M.Rösel 2000, 31) (Zurück zu )
wM.Rösel 2000, S. 229 (Zurück zu )
xM.Rösel 2000, S. 230 (Zurück zu )
yDie in Qumran gefundenen hebräischen Handschriften verwenden häufig ganz generell die Ersatzlesung אֱלֹהִים für den Gottesnamen. (M.Rösel 2000, 2009) (Zurück zu )
zWiBiLex: Jahwe (Zurück zu )
aaW.Kinzig 2008, 211–213 (Zurück zu )
abW.Kinzig 2008 (Zurück zu )
ac„Von den bisher als Beleg für die Aussprache des Tetragramms mit ‚Jahwe‘ herangezogenen Texten hält keiner der näheren Überprüfung stand. Eine mögliche Aussprache scheint ‚Jahwe‘ gewesen zu sein. Daneben steht aber die Aussprache ‚Jaho‘ bzw. ‚Jao‘. Beide gehen offenbar auf die Graphie יהוה zurück. Die Graphie יהיה wurde ‚Jah-Jah‘ bzw. ‚Jeh-Jeh‘ ausgesprochen.“ (W.Kinzig 2008, 232) „Vermutlich wäre eine Aussprache ‚Jaho‘ der mit ‚Jahwe‘ vorzuziehen.“ (W.Kinzig 2008, 233) (Zurück zu )
adAndere typografische Variante: „der Herr“ (Zurück zu )
aeDie biblische Ersatzlesung Adonai (mein Herr) wurde „außerhalb wie innerhalb der biblischen Schriften […] zur Bezeichnung eines besonderen Verhältnisses zwischen Gott und Mensch verwendet“ (M.Rösel 2000, 227). „Gott wird also ‚Herr‘ genannt, weil man ihn als den Mächtigen und dennoch Nahen erlebt hat. Dieses Verständnis drückt sich in Psalmen bei bittenden Anrufungen und Vertrauensaussagen aus. Doch Gott wurde auch als ein eifernder Gott erlebt, dem es – um Zions willen – um gemeinschaftstreues Verhalten ging. Dann wurde er als ‚Herr‘ bezeichnet, wenn die Propheten das fehlerhafte Verhalten der menschlichen Herren anprangerten, wenn die Mißstände in Jerusalem untragbar geworden waren. […] Ambivalenz von persönlicher Nähe und herrscherlicher Macht“ (M.Rösel 2000, 229) (zu )
afAndere typografische Varianten: „°Unser Gott°“, „°Unser GOTT°“, „[Unser] GOTT“. (Zurück zu )
agAndere typografische Variante: Gott (Zurück zu )
ahM.Rösel 2000, 208 (Zurück zu )
aiAuch eine Schreibung in Großbuchstaben wäre möglich. (zu )