Hohelied 2

Aus Die Offene Bibel

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Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
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Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Hohelied 2)

(kommt später)

Studienfassung (Hohelied 2)

1 [Frau:]a „Ich bin ([nur])b eine (die) Liliec in der Scharonebene,
([Nur])b eine (die) Iris (Lotusblume?)c in den Tälern.“


2 [Mann:]a Wie eine Iris (Lotusblume?)c unter {den}d Disteln (Dornen),
So [ist] meine Freundine unter den Töchtern.“f


3 [Frau:]a „Wie ein Aprikose[nbaum]g unter {den}d Waldbäumen
So [ist] mein Geliebter unter den Söhnen.h
In seinem Schatten erfreue ich mich (habe ich Lust) und sitze ichi
Und seine Frucht [ist] süß an meinem Gaumen.


4 Er hat mich in das Weinhausj gebracht,
Und sein Bannerk über mir [ist] Liebe.
5 Unterstützt mich (Man unterstütze mich) mit {dem} Traubenkuchen,
Stärkt mich (man stärke mich) mit {den} Aprikosen,
Denn ich bin krank vor Liebe!l
6 Seine Linke [sei] unter menem Kopf
Und seine Rechte umfasse mich!
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Anmerkungen

Vv. 1-3 und Vv. 4-7 sind die zweite und dritte Strophe des in Hld 1,15-17 begonnenen Liedesn
Vv. 1-3 führen den Bewunderungsdialog fort. Sie setzen ein mit einem kurzen Selbstbeschreibungsabschnitt in V. 1, in dem die Frau ihrem Geliebten wahrscheinlich nur zuraunt, wie gut es ihr mit ihm geht: Die „Täler“ und v.a. die „Scharonebene“ stehen für die fruchtbaren Gegenden Israels (s. Ps 65,13; Jes 35,2); Lilien und Iriden konnten dort besonders gut gedeihen. Geschickt dreht der Mann seiner Geliebten das Wort im Mund um und verwandelt es in V. 2 in ein Kompliment, dass die Frau in V. 3 postwendend zurückgibt und weiterführt.
An dies Verse schließen sich Vv. 4-7 an. Das „Haus des Weines“, in das der Mann seine Geliebte brachte, führt das Bild des „Hauses aus Zedern und Zypressen“ in Hld 1,15-17 fort: Es wird dort Wein getrunken. Wofür der „Wein“ steht, lässt sich leicht aus Hld 1,2.4; 4,10; 5,1; 7,10; 8,2 erschließen, nämlich für die ausgetauschten Zärtlichkeiten, speziell die Küsse des Päärchens. Zusätzlich verdeutlicht wird dies durch den nächsten Satz: „Sein Banner über mir ist Liebe“. Angespielt wird hier auf den Brauch, „an Häusern, in denen eine Festlichkeit stattfand, Zeichen anzubringen, um auf diese hinzuweisen“ (Gerhards 2010, S. 343). Auf diesem Banner aber steht nicht: „Hier gibt es Wein“, sondern: „Liebe“ - das Haus aus Zedern und Zypressen ist das Haus, in dem das Päärchen sich liebkost; ihr „Liebesnest“. Metaphorisch sind dann auch die Traubenkuchen und Aprikosen zu nehmen, die sie von den fiktiven Festgästen verlangt: Die Traubenkuchen sind eine Variante von „Wein“, stehen also ebenfalls für Liebkosungen, und die „Aprikosen“ sind die Früchte des Geliebten, der ja in V. 3 als Aprikosenbaum bezeichnet wurde: „The Shulamite dramatically proclaims her erotic hunger for her lover; apricots are ‚his‘ fruit, 2,3.“ (Bloch/Bloch 1995, S. 148). In V. 6 wird der selbe Wunsch noch einmal in Klartext wiederholt, und also wird in V. 7 das „Bitte nicht stören!“-Zeichen ausgehängt, das sich sehr ähnlich auch in Hld 3,5; 5,8 und 8,4 findet: Über die Vereinigung selbst legt sich ein Schleier des Schweigens.

aDas Hohelied besteht zu einem großen Teil aus Dialogen. Das Verständnis des Textes wird sehr dadurch erschwert, dass im hebräischen Text nie angegeben ist, wer welche Textteile spricht. Schon in der LXX und VUL haben daher Schreiber sog. „Rubriken“ eingefügt, also mit roter Tinte geschriebene Angaben darüber, welchem Sprecher welche Äußerung zuzuschreiben ist (vgl. dazu Treat 1996, bes. S. 399ff.). Zur Förderung der Verständlichkeit der Üs. folgen wir diesem Beispiel; nur dort, wo in der Exegese größere Uneinigkeit über die Zuordnung einer Äußerung zu einem Sprecher herrscht, folgt darauf noch eine Extrafußnote zur Begründung dieser Zuordnung. (Zurück zu v.1 / zu v.2 / zu v.3)
b[nur] - Fokuspartikeln wie „nur“ werden im Heb. auch dort fast nie gesetzt, wo das Dt. sie setzen müsste. So verstehen auch diese Stelle viele Exegeten, weil sie das Mädchen ungerne mit einem solch unverblümten Eigenlob in das Lied einsteigen lassen möchten (z.B. Fox 1985, S. 83; Gordis 1974, S. 50), aber s. die Anmerkungen. (zu v.1)
c
Ein proto-aeolisches Kapitell aus Megiddo. (c) Shiloh, Yigal: New Proto-Aeolic Capitals Found in Israel, in: BASOR 222, 1976. S. 67-77, S. 67.
Lilie + Iris - Die Identität der beiden Blumen ist umstritten und nicht sicher zu erschließen. Über die „Iris“ (Heb. schoschannah) weiß man, dass die Kapitelle von Pfeilern im Tempel die Form dieser Blume hatten (s. 1 Kön 7,22; zum irisförmigen Kapitell s. rechts) und dass es sich um eine Landpflanze handelt (s. Hld 7,3), die Tiere beim Grasen verspeißen konnten (s. Hld 2,16; 4,5; 6,2.3). Das syr. Wort susan („Iris, Lilie“) und das arab. Wort susan/sausan („Iris, Lilie“) legen dann nahe, dass es sich auch hier um eine Iris- oder Lilienart handelt. Die „Lilie“ (Heb. habatselet) wird neben dieser Stelle nur noch in Jes 35,1f. erwähnt; entsprechend gibt es für die Erschließung ihrer Identität noch weniger Anhaltspunkte. Von der Etymologie her könnte es sich um eine Zwiebelpflanze handeln (vgl. Heb. betsal: „Zwiebel“) und in Jes 35,1 übersetzen LXX, VUL, TgJes und Eusebius in seinem Jesaja-Kommentar mit „Lilie“. Es ist gut möglich, dass das nur geraten ist (in unserem Vers übersetzen LXX, VUL allgemein mit „Blume“), aber der beste Anhaltspunkt zu ihrer Identifikation, daher folgen wir einstweilen diesen Üss.
„Rose“ ist sehr unwahrscheinlich, da diese nicht in Israel wuchsen; die neuerdings häufige Üs. mit „Lotus“ ist problematisch, weil die Lotusblume eine Wasserpflanze ist, und basiert auf den beiden irrtümlichen Annahmen, dass es keine lilien-/irisförmigen Kapitelle gegeben habe und dass die Lilie nicht in Israel wachsen würde. (zu v.1 / zu v.2)
d{den} - In Vergleichen verwendet das Heb. häufig bestimmten Artikel, wo das Dt. unbestimmten oder keinen Artikel verwenden würde. (Zurück zu v.2 / zu v.3)
emeine Freundin - Häufige Bezeichnung für die Geliebte im Hld; s. Hld 1,9.15; 2,2.10.13; 4,1.7; 5,2; 6,4. Außer in Hld 5,2 fällt der Ausdruck stets im Zhg. mit einer Aussage über das Aussehen der „Freundin“; wahrscheinlich hörte ein Israelit bei dem Ausdruck also irgendwie „Schönheit“ mit. (Zurück zu v.2)
fTöchtern - d.h., den anderen Mädchen. (Zurück zu v.2)
gAprikose[nbaum] - nicht: „Apfelbaum“; dieser wächst erst seit Kurzem in Palästina (vgl. z.B. Musselman 2012, S. 21; z.St. z.B. auch Bloch/Bloch 1995, S. 149). (Zurück zu v.3)
hSöhnen - d.h., den anderen jungen Männern. (Zurück zu v.3)
ierfreue ich mich (habe ich Lust) und sitze ich - d.h., „erfreut es mich zu sitzen“ oder „habe ich Lust, zu sitzen“; verbales Hendiadyoin: Ein Vollverb dient eigentlich der näheren Spezifizierung eines anderen Vollverbs. (Zurück zu v.3)
jDas Weinhaus ist wahrscheinlich keine Taverne, die im Alten Israel nicht belegt sind. Verglichen wird gern das „Haus des Weintrinkens“ in Est 7,8, aber s. Pred 7,2, wo das „Haus des Trinkens“ mit dem „Haus des Klagens“ (also einem Privathaus, dessen Bewohner einen Trauerfall hatten) kontrastiert wird. Auch in Dan 5,10 befindet sich das „Haus des Trinkens“ offenbar im Palast und bietet Raum für alle „1000 Großen“ des Königs. Offenbar ist also „jedes Haus, in dem Wein getrunken wird“, ein „Weinhaus“ (Fox 1983, S. 201). S. nähr die Anmerkungen (Zurück zu v.4)
kBanner - Zum Banner s. die Anmerkungen. (Zurück zu v.4)
lkrank vor Liebe - häufige Metapher in altorientalischer Liebespoesie. Teilweise sogar gar nicht metaphorisch gemeint; für einige Passagen aus der Medizingeschichte vgl. Crohns 1910. (Zurück zu v.5)
mDas Hohelied besteht zu einem großen Teil aus Dialogen. Das Verständnis des Textes wird sehr dadurch erschwert, dass im hebräischen Text nie angegeben ist, wer welche Textteile spricht. Schon in der LXX und VUL haben daher Schreiber sog. „Rubriken“ eingefügt, also mit roter Tinte geschriebene Angaben darüber, welchem Sprecher welche Äußerung zuzuschreiben ist (vgl. dazu Treat 1996, bes. S. 399ff.). Zur Förderung der Verständlichkeit der Üs. folgen wir diesem Beispiel. (Zurück zu v.7)
nHld 1,15-17 und Hld 2,1-3 betrachten z.B. auch Assis 2009, S. 60 und Ehrlich 1914, S. 5 als zusammenhängend; Hld 2,1-3 und Hld 2,4-7 z.B. Fischer 2010, S. 51 und Fox 1985, S. 95. Meistens werden diese drei Teile aber als einzelne Lieder genommen. (Zurück zu )