JHWH: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Katholische Traditionen ===
=== Katholische Traditionen ===


==== Römisch-katholische Kirche ====
==== Römisch-Katholische Kirche ====


Das römisch-katholische Kirchenrecht betont die Offenbarung des Gottesnamens an das Volk Israel, und zugleich die Verborgenheit dieses Namens. Gott macht sich durch den Namen verfügbar, „um intimer gekannt und persönlich angerufen werden zu können“. Zugleich ist der Name „heiliges Geheimnis, wie auch Gott ein heiliges Geheimis ist“. Dadurch zeigt sich Gott gleichzeitig als verborgener Gott und als ein Gott, „der sich den Menschen nahe macht“.
Das römisch-katholische Kirchenrecht betont die Offenbarung des Gottesnamens an das Volk Israel, und zugleich die Verborgenheit dieses Namens. Gott macht sich durch den Namen verfügbar, „um intimer gekannt und persönlich angerufen werden zu können“. Zugleich ist der Name „heiliges Geheimnis, wie auch Gott ein heiliges Geheimis ist“. Dadurch zeigt sich Gott gleichzeitig als verborgener Gott und als ein Gott, „der sich den Menschen nahe macht“.

Version vom 23. Januar 2012, 17:57 Uhr

Siehe auch die Seite Gottesnamen.

Das Wort יהוה (gewöhnlich Deutsch JHWH, je nach Umschrift aber auch YHWH) ist im Alten Testament der Eigenname Gottes. Die Verwendung eines konkreten Eigennamens macht deutlich, dass Gott in der Bibel nicht nur als unpersönliches Lebensprinzip oder unerreichbare Wesenheit gesehen wird, sondern als ein persönlicher Gott, der zu den Menschen in Beziehung tritt: nach dem Alten Testament im Bund mit dem Volk Israel, und nach dem Neuen Testament zusätzlich in Jesus Christus.

Sowohl die Aussprache als auch die sprachliche Herkunft des Wortes sind unklar. In deutschen Übersetzungen wird der Name meistens entweder mit einer Ersatzlesung (z.B. „der HERR“) oder mit einer Umschrift einer möglichen Aussprache (z.B. „Jahwe“) wiedergegeben.

Biblische Deutungen des Namens[Bearbeiten]

Ex 3,14: Ich bin, der ich bin[Bearbeiten]

Die wichtigste Bibelstelle für eine biblische Herleitung der Bedeutung des Namens JHWH ist Ex 3,13-17, insbesondere V. 14. Dort offenbart Gott Mose seinen Namen zunächst als אֶֽהְיֶה אֲשֶׁר אֶֽהְיֶה ehyeh asher ehyeh (meist Deutsch „Ich bin, der ich bin“) und dann als אֶֽהְיֶה ehyeh („Ich bin“, V. 14). Der Gottesname wird in V. 15 dann sprachlich deutlich mit dieser Aussage in Verbindung gebracht. Die meisten Exegetena verstehen יהוה YHWH hier als die 3. Person Singular der in der Vorstellung gebrauchten Imperfekt-Form אהיה ehyeh (1. Sg. Ipf. von היה, „sein, werden“). Neben dem Verb היה HYH kann יהוה auch als Form der arabischen Wurzel HWY (s.o.) gelesen werden.b

Aber trotz der weitgehenden Übereinstimmung bezüglich der biblischen Herleitung des Namens herrscht in der Frage nach seiner Interpretation noch große Uneinigkeit. Auch wenn man der biblischen Etymologie folgt und sich auf die Wurzel היה HYH verständigt, bleibt unklar, um welche Stammesmodifikation es sich hier handelt: Qal oder Hifil? Qal ist die Grundform, Hifil gibt dem Stamm eine kausative Sinnrichtung. Im Fall von היה HYH macht das Hifil also aus „ich bin/werde“ „ich mache/sorge dafür, dass [etwas] ist/wird“. Zudem kann ehyeh asher ehyeh Präsens oder Futur sein. Gesetzt den Fall, dass man sich auf יהוה YHWH als Form der Wurzel HYH verständigt, sind unter anderem folgende Deutungen möglich:

  • Ich bin, der/was/wie ich bin (Qal)
  • Ich verursache, was/wie ich verursache (Hifil)
  • Ich werde sein, was/wie ich sein werde (Qal Futur)
  • Ich werde verursachen, was/wie ich verursachen werde (Hifil Futur)
  • Ich bin, der/was/wie ich sein werdec
  • Schule gemacht hat v.a. in Amerika der Vorschlag Albrights, Ex 3,15 zu lesen als yahweh asher yihweh, „Er verursacht, was ins Sein kommt.“ (Hifil und Qal)d
  • Ich werde wirkend sein, wie ich wirkend sein werde.


Als inhaltliche Deutungen der Stelle werden u.a. diskutiert:

  • Gott lässt sich nicht festlegen und nicht definieren
  • Gottes Wesen wird in seinem Handeln erkennbar: Gott sichert Moses zu, für ihn wirkend zu werden und gibt an, dass er aus diesem seinen Wirken erkennbar sei. (Vgl. die sehr häufige biblische Formulierung „JHWH, der dich aus Ägypten geführt hat“.)
  • Möglich wäre auch eine Deutung eine ausweichende Antwort, im Sinne von „Welcher Art ich bin, geht dich gar nichts an, sondern nur mich. Ich werde tun, was mir gefällt.“,
  • oder als eine schroffe Zurückweisung des Mose im Sinne von „Lass mich gefälligst sein, was ich sein will!“e,
  • oder als Versprechen im Sinne von „Ich werde für euch da sein“.


Siehe auch: Kommentar:Exodus 3

Das Schema Israel[Bearbeiten]

Abschnitt kommt später

Die 10 Gebote[Bearbeiten]

Abschnitt kommt später

JHWH als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs[Bearbeiten]

Abschnitt kommt später

JHWH und „der HERR“[Bearbeiten]

In den meisten Bibelübersetzungen wird der Gottesname als HERR wiedergegeben. Dies geht zurück auf eine Besonderheit im biblischen Text.

Ketib und Qere[Bearbeiten]

Bereits zu spät-biblischer Zeit war es üblich, den Gottesnamen aus Respekt nicht auszusprechen und statt dessen Ersatzlesungen zu verwenden. In den biblischen Handschriften stehen daher die Buchstaben des Gottesnamens יהוה gemeinsam mit diakritischen Zeichen (Punktierung) für die Ersatzlesungen. Dasselbe Vorgehen wurde von den Tradenten des Bibeltextes angewandt, wenn sie an einer Bibelstelle unsicher waren, welche Lesart die richtige ist. Beim Übersetzen des Bibeltextes muss stets entschieden werden, ob man den Buchstaben („Ketib“: das Geschriebene) oder der Punktierung („Qere“: das Gelesene) folgt.

Biblische Ersatzlesungen[Bearbeiten]

Die häufigste biblische Ersatzlesung ist אֲדֹנָי („Adonai“) – ein Begriff, dass in der Bibel auch sonst oft als Gottesbezeichnung verwendet wird und mit mein Herrf übersetzt werden kann. In dem Wort spiegelt sich eine Beziehungsaussage: יהוה wird als der Herr bekannt, dem der Leser des Bibeltextes vertrauen kann und der allen menschlichen Herren überlegen istg. Zugleich verweist die biblische Ersatzlesung darauf, dass Gott sich in besonderer Weise als der Herr Israels erweist: „Daß Gott ‚Herr‘ genannt wird, ist folglich Ausdruck der biblisch-theologischen Einsicht, daß Gott nicht anders als in Beziehung zu seinem Volk gesehen werden kann.“h Christen nehmen für sich in Anspruch, ebenfalls in dieser besonderen Beziehung zu Gott zu stehen, wenn sie Gott als den Herrn der Kirche bekennen.

Bei der Ersatzlesung אֲדֹנָי wird das Possesivsuffix der ersten Person („mein“) selbst in der Gottesrede verwendet: „Ich bin יהוה/Mein Herr, dein Gott, der dich herausgeführt hat aus dem Land Ägypten.“ (Dtn 5,6) Die sprachliche Form betont so, dass אֲדֹנָי keine Übersetzung des Namens ist, sondern auf ihn verweist.

An manchen Bibelstellen steht der Gottesname יהוה direkt neben dem Wort אֲדֹן („Adon“, Herr). Um sprachliche Doppelungen zu vermeiden, wird dann in den biblischen Handschriften auf das Wort אֱלֹהִים („Elohim“, Gott) ausgewicheni.

Die Ersatzlesungen אֲדֹנָי und אֱלֹהִים werden bis heute im jüdischen Gottesdienst verwendet. Außerhalb des Gottesdienstes verwenden viele Juden andere Ersatzlesungen. Die bekannteste ist הַשֵׁם („Haschem“, der Name).

Altgriechische Bibel[Bearbeiten]

Die altgriechische Bibel (Septuaginta, Neues Testament) folgt meistens der Tradition der Ersatzlesungen und gibt den Gottesnamen mit ὁ κύριος (der Herr) oder mit ὁ θεός (der Gott) wieder.

Einzelne griechische Handschriften versuchen eine Umschrift des Gottesnamens wie ΑΩ (AO), Іαουε/Іαουαι (Jaui/Jauai), Іαω (Jao), Іευω (Jeuo) oder Ιαβε (Jabe)j. Auch eine Nachahmung der hebräischen Schriftzeichen יהוה mit griechischen Buchstaben (ΠΙΠΙ) ist belegtk.

Herkunft[Bearbeiten]

Religionsgeschichte[Bearbeiten]

Zur Vorgeschichte Israels gibt es sehr wenig gesicherte Erkenntnisse. Das erschwert notwendigerweise auch die Diskussion möglicher religionsgeschichtlicher Theorien zu den Ursprüngen der JHWH-Verehrung. Frühe außerbiblische Hinweise legen den Schluss nahe, dass JHWH bereits in früher Zeit von Edomitern und Midianitern verehrt wurde.

Eine genaue Datierung, wann JHWH in Israel mehrheitlich als Bundesgott anerkannt wurde, ist nicht möglich. Was als relativ gesichert gelten kann, ist, dass JHWH zwar schon kurz vor 1000 v. Chr. von den Israeliten verehrt wurde, seine Erhebung zum Nationalgott aber wohl erst nach dem Beginn der Königszeit anzusetzen ist. Ebenfalls als relativ wahrscheinlich kann gelten, dass man selbst nach der Erhebung JHWHs zum Nationalgott noch nicht von einer Allein-Verehrung ausgehen darf; auch zu dieser Zeit wurden neben JHWH andere Gottheiten wie etwa Baal oder Ashera verehrt.

In der wissenschaftlichen Literatur wird als Frage zur religionsgeschichtlichen Entwicklung diskutiert, ob mit dem Namen JHWH zeitweise mehrere voneinander unterschiedene Lokalgottheiten bezeichnet wurden. Schlussfolgerungen hängen in dieser Frage sehr stark von der wissenschaftlichen Vorgehensweise in der Forschung ab, etwa von der Frage, welchen Stellenwert man den biblischen Berichten als historischen Quellen einräumt.

Siehe auch: JHWH/Religionsgeschichte

Etymologie[Bearbeiten]

Ob sich die sprachliche Herkunft des Wortes „JHWH“ rekonstruieren lässt, ist unklar. Es gibt eine Vielzahl von Vorschlägen zur Etymologie von „JHWH“. Gegen kaum einen ist nicht auch schon ein Gegenargument vorgebracht worden, aber es kann gleichzeitig fast keiner der Vorschläge von Vornherein entkräftet werden.

Die Bibel leitet den Namen von dem Verb hwy/hyh („sein“) ab. Es ist umstritten, ob es sich hierbei um eine spätere Volksetymologie handelt. Zu den diskutierten Theorien gehören außerdem die Herleitung von ḥwy („Der Zerstörer“), von hwh (begehren) oder von arabisch hwy („leidenschaftlich sein“, „fallen“ und „wehen, blasen“), und viele andere Vorschläge.

Siehe auch: JHWH/Etymologie

Aufgrund der Vielfalt an denkbaren Vorschlägen und der daraus folgenden Unmöglichkeit, sich einfach guten Gewissens für eine dieser alternativen Etymologien zu entscheiden, schlägt D.McCarthy vor, „die Etymologie einfach Etymologie sein zu lassen“ und die Bedeutung stattdessen lieber direkt aus der Bibel zu erschließen.l

Aussprache[Bearbeiten]

Auch die Aussprache von יהוה ist völlig unsicherm. Die Vielfalt der frühen Umschriften ist ein Hinweis darauf, dass die Aussprache bereits zur Entstehungszeit der späteren biblischen Schriften nicht mehr zuverlässig bekannt war.

Die Unklarheit über die Aussprache ist möglich, weil in der hebräischen Schrift ursprünglich nur Konsonanten geschrieben wurden. Vokale wurden entweder gar nicht geschrieben oder mit Hilfe der Buchstaben י, ו und ה angedeutet. Es ist somit noch nicht einmal sicher, ob die Buchstaben des Gottesnamens als Konsonanten oder als Vokale zu lesen sind. Wegen der letzten Silbe des Wortes „Halleluja“ (Lobt Jah) ist es jedoch sehr wahrscheinlich, dass der Gottesname mit „Jah“ beginnt.

Lange Zeit wurde in der Wissenschaft vertreten, dass sich über altgriechische Handschriften die Ausprache „Jahwe“ belegen ließe. Neuere Untersuchungen legen eher die Aussprache „Jaho“ nahen.

Die Variante „Jehowah“[Bearbeiten]

Im Christentum geriet die besondere Punktierung des Namens יהוה später in Vergessenheit. Man bezog sie nicht mehr auf das eigentlich gemeinte Wort אֲדֹנָי (Adonai), sondern setzte sie in die Buchstaben des Gottesnamens ein. Durch dieses Missverständnis entstand die Variante Jehowah (bzw. latinisiert Jehova).

Übersetzungen[Bearbeiten]

In den verschiedenen modernen Übersetzungen findet man zahlreiche verschiedene Wege, den Gottesnamen wiederzugeben. Oft finden sich auch mehrere Varianten in derselben Übersetzung. Die Bibel in gerechter Sprache wechselt zwischen fast allen Varianten in männlicher und weiblicher Form.

Umschrift des Gottesnamens (Ketib)[Bearbeiten]

Wieder­gabe Vor- und Nachteile
JHWH

Übersetzungen, die so vorgehen: viele wissenschaftliche Kommentare

Nachteile:

  • ungeeignet zum Vorlesen

Biblische Ableitung: Umschrift der Konsonanten

Vorteile:

Nachteile:

  • ohne Erklärung wenig verständlich (Nur wenige deutsche Übersetzungen verzichten auf eine Ersatzlesung.)
  • Keine Berücksichtigung der biblischen Ersatzlesung
Jahwe, …

Übersetzungen, die so vorgehen: viele wissenschaftliche Kommentare, World English Bible, Neue Evangelistische Übersetzung, an Einzelstellen auch Einheitsübersetzung

Nachteile:

  • Die Ergänzung der Vokale ist spekulativ.
  • Die Aussprache ist unklar: Heißt es Ja-weh, Jach-weh, Ja-wäh, Jach-wäh, Ja-we oder Jach-we?

Nachteile:

  • Das Aussprechen des Namens ist liturgisch völlig ungewohnt (Christentum) bzw. unerwünscht (Judentum).
  • Keine Berücksichtigung der alt- und neutestamentlichen Tradition, den Gottesnamen nur schriftlich wiederzugeben, ohne ihn vorzulesen. Es bleibt dem Leser/Hörer der Bibelstelle unklar, dass der Gottesnamens mit Verlust der Aussprache „unaussprechlich” geworden ist.
Jehova

Übersetzungen, die so vorgehen: Unrevidierte Elberfelder, American Standard Version, Neue-​Welt-​Übersetzung (von Jehovas Zeugen)

Nachteile:

  • Die Ergänzung der Vokale ist definitiv falsch.

Übersetzung der biblischen Ersatzlesungen (Qere)[Bearbeiten]

Die meisten Übersetzungen verwenden eine Eindeutschung der biblischen Ersatzlesung. Da die extrem wörtliche Übersetzung von אֲדֹנָי als „mein Herr“ an manchem Bibelstellen sprachlich nicht funktioniert („Ich bin mein Herr, dein Gott“, Dtn 5,6), wird hierbei auf verschiedene Alternativen ausgewichen. Die häufigste Wiedergabe ist der HERR in Anlehnung an die altgriechische Bibel.

Wieder­gabe Vor- und Nachteile
der HERRo

(alternativ:
GOTT oder
der GOTT)

Übersetzungen, die so vorgehen: die meisten Übersetzungen (z.B. Lutherbibel, Zürcher Bibel, Elberfelder Bibel, Einheitsübersetzung)

Vorteile:

  • Durch die große Verbreitung im Deutschen bekannt und gewohnt
  • Basiert auf der starken Tradition, den Gottesnamen als „Herr“ zu übersetzen

Nachteile:

  • missverständlich: „Herr“ im Gegensatz zu „Frau“
  • funktioniert nicht gut in der Rede Ungläubiger (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)
  • wird von so vielen Übersetzungen verwendet, dass sehr viele Christen gar nicht mehr wissen, dass es eine Ersatzlesung ist

Biblische Ableitung: Übersetzung einer masoretischen Ersatzlesung

Vorteile:

  • Die Ersatzlesung ist so formuliert, dass sie nicht als Eigenname klingt, und vermeidet so eine Verwechselung mit dem Gottesnamen.
  • Drückt die Konkretheit der Beziehungenp aus, die mit dem Eigennamen JHWH zusammenhängen.

Nachteile:

  • keine Berücksichtigung der alttestamentlichen Tradition, im Schriftbild sowohl den Gottesnamen als auch die Ersatzlesung anzudeuten
  • Die Übersetzung macht eine inhaltliche Aussage über Gott, die in den hebräischen Handschriften nur in der Punktierung belegt ist.
  • Die Wörter „Herr“ und „Gott“ werden selbst als biblische Gottesbezeichnungen verwendet. Es ist beim Hören unklar, ob im Urtext JHWH steht oder nicht.
  • Wenn die Ersatzlesung mit „Herr“ bzw. „Gott“ zusammentrifft, dann
    • kommt es zu Doppelungen, oder
    • es muss auf eine alternative Ersatzlesung ausgewichen werden, oder
    • eines der beiden Wörter muss weggelassen werden.
  • Es bleibt für den Leser/Hörer der Bibelstelle unklar, was der Gottesname ist.
UNSER/EUER GOTTq

(alternativ:
UNSER/EUER HERR)

Übersetzungen, die so vorgehen: nur Amen-online

Biblische Ableitung: Die Bibel selbst verwendet das Wort Elohenu (unser Gott) meistens als Erläuterung des Gottesnamens: JHWH Elohenu (JHWH, unser Gott).

Vorteile:

  • funktioniert auch, wo von mehreren Göttern die Rede ist (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)

Nachteile:

  • Für die Gottesrede und die wörtliche Rede ist eine andere Form nötig (euer statt unser).
  • Das Vorgehen ist unüblich.
der GOTT

(alternativ:
der HERR)

Übersetzungen, die so vorgehen: keine

Zusätzliche Ableitung:

  • wörtliche Übersetzung einer altgriechischen Übersetzung, die auch im Neuen Testament sehr häufig als Gottesbezeichnung verwendet wird

Nachteile:

  • klingt im Deutschen seltsam
  • funktioniert nicht gut, wo von mehreren Göttern die Rede ist (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)
  • Das Vorgehen ist unüblich

Andere Ersatzlesungen[Bearbeiten]

Wieder­gabe Vor- und Nachteile
GOTTr

Übersetzungen, die so vorgehen: fast alle Kinderbibeln

Biblische Ableitung: wörtliche Übersetzung einer altgriechischen Übersetzung, die auch im Neuen Testament sehr häufig als Gottesbezeichnung verwendet wird

Vorteile:

  • einfach zu verstehen (deshalb für elementarisierende Übersetzungen sehr gut geeignet)
  • fügt der jeweiligen Bibelstelle keine inhaltliche Aussage über Gott hinzu

Nachteile:

  • „Gott“ kann man nicht nur als Gattungsbezeichnung, sondern auch Eigenname hören. Das Wort ist aber nicht identisch mit dem Gottes­namen.
  • Es ist zwar nur eine einzige Form der Ersatzlesung nötig, diese funktioniert aber nur mit Umformulierungen des Bibeltextes:
    • Für JHWH Elohim (JHWH, Gott) braucht man eine Sonderregel wie z.B. das Weglassen des Gottesnamens.
    • funktioniert nur mit sprachlichen Anpassungen des Bibeltextes, wo von mehreren Göttern die Rede ist (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)
  • Es ist beim Hören unklar, ob im Urtext JHWH, Elohim oder El steht.

Nachteile:

  • Jeder Hinweis auf den Gottes­namen ver­schwindet aus der Über­setzung.
  • Keine Berücksichtigung der biblischen Ersatzlesung
ICH, DU, ER

Übersetzungen, die so vorgehen: Buber/Rosenzweig

Ableitung: einige hebräische Handschriftens; die Religionsphilosophie von Martin Buber

Vorteile:

  • fügt der jeweiligen Bibelstelle keine inhaltliche Aussage über Gott hinzu

Nachteile:

  • keine biblische Ableitung
  • an sehr vielen Bibelstellen nicht zum Vorlesen geeignet: Man hört den Unterschied zwischen „er“ und „ER“ nicht
  • funktioniert nicht, wo von mehreren Göttern die Rede ist (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)
  • bezieht sich im Deutschen nicht eindeutig auf Gott
  • Für Ich, JHWH braucht man eine Alternative.
Ich-Bin-Dat

Biblische Ableitung: In Ex 3,14 erfährt der Gottesname eine Namensauslegung. Das Verb הוה (sein, dasein, existieren) spielt dabei eine wichtige Rolle, da es – so legt es die Namensoffenbarung an Mose nahe – im Gottesnamen zu sehen sei.

Vorteile:

  • Drückt die Konkretheit der Beziehungenp aus, die mit dem Eigennamen JHWH zusammenhängen.

Nachteile:

  • Funktioniert an vielen Bibelstellen nicht.
  • fügt der jeweiligen Bibelstelle eine inhaltliche Aussage über Gott hinzu

Vorteile:

  • nicht ver­wech­sel­bar mit der Über­setzung anderer bibli­scher Gottes­anreden
  • Man kommt mit einer einzigen Gottes­bezeich­nung aus.

Nachteile:

  • Die Ersatz­lesung klingt so, als wäre sie der Gottes­name
der Ewige/

Lebendige/
Einet

Übersetzungen, die so vorgehen: Tur-Sinai

Nachteile:

  • keine biblische Ableitung
  • funktioniert nicht in der Rede Ungläubiger (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8)
  • fügt der jeweiligen Bibelstelle eine inhaltliche Aussage über Gott hinzu
Adonai/

Ha-Schem/
Ha-Makom/
Schechinat

Ableitung: Umschrift einer hebräischen Ersatzlesung

Nachteile:

  • keine biblische Ableitung
  • Klingt im Deutschen wie ein Eigenname.
  • ohne Erklärung unverständlich
  • Leute mit Hebräisch-Kenntnissen hören die Ersatzlesung und nicht den Gottesnamen.
  • funktioniert nicht in der Rede Ungläubiger (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8)

Sonderfall Adonai: Die biblische Ersatzlesung wird zwar übernommen, ist aber mit Hebräischkenntnissen stark verwirrend und ohne diese unverständlich.

GOTTESNAME

Ableitung: Übersetzung einer hebräischen Ersatzlesung

Vorteile:

  • nicht verwechselbar mit anderen biblischen Gottesanreden
  • funktioniert auch, wo von mehreren Göttern die Rede ist (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)
  • Die Ersatzlesung ist so formuliert, dass sie nicht als Eigenname klingt, und vermeidet so eine Verwechselung mit dem Gottesnamen.

Nachteile:

  • keine biblische Ableitung
  • Es bleibt für den Leser/Hörer der Bibelstelle unklar, was der Gottesname ist.
  • Der übersetzte Bibeltext ist für sehr viele Zwecke ungeeignet wie z.B. liturgische Verwendungen (Gebet, Taufspruch) oder ein kurzes Bibelzitat ohne viele Erklärungen
  • Keine Berücksichtigung der biblischen Ersatzlesung

Der Gottesname in verschiedenen Konfessionen und Strömungen[Bearbeiten]

Relevant für die Entscheidung, welcher Gottesname in einer Übersetzung zu verwenden sei, ist natürlich auch die Frage, welche Position in verschiedenen Konfessionen bzw. Strömungen des Christentums und des Judentums vertreten wird.

Katholische Traditionen[Bearbeiten]

Römisch-Katholische Kirche[Bearbeiten]

Das römisch-katholische Kirchenrecht betont die Offenbarung des Gottesnamens an das Volk Israel, und zugleich die Verborgenheit dieses Namens. Gott macht sich durch den Namen verfügbar, „um intimer gekannt und persönlich angerufen werden zu können“. Zugleich ist der Name „heiliges Geheimnis, wie auch Gott ein heiliges Geheimis ist“. Dadurch zeigt sich Gott gleichzeitig als verborgener Gott und als ein Gott, „der sich den Menschen nahe macht“.

Unter Bezug auf die jüdische und christliche Traditon, den Gottesname nicht auszusprechen, sieht es das römisch-katholische Kirchenrecht vor, dass der Gottesname entsprechend der Nova Vulgata als „Herr“ wiedergegeben wird.

Siehe auch: JHWH/Römisch-Katholische Kirche

Alt-Katholische Kirche[Bearbeiten]

Abschnitt kommt später

Protestantische Traditionen[Bearbeiten]

Abschnitt kommt später

Feministische Kritik an der Übersetzung „Herr“[Bearbeiten]

Abschnitt kommt später

Orthodoxe Traditionen[Bearbeiten]

Abschnitt kommt später

Jüdische Traditionen[Bearbeiten]

Abschnitt kommt später

Vertiefende Literatur[Bearbeiten]

  • Raymond Abba: The Divine Name Yahweh, in: JBL 80 (4/61). S. 320-328.
  • Rainer Albertz: Religionsgeschichte Israels in alttestamentlicher Zeit I (=Grundrisse zum Alten Testament 8/1). Göttingen, 2 1996.
  • Bob Becking, Jahwe, in: Wibilex, Stuttgart 2006
  • Frank Moore Cross: Canaanite Myth and Hebrew Epic. Essays in the History of the Religion of Israel. Cambridge u.a., 1997.
  • David S. Cunningham: On Translating the Divine Name, in: Theological Studies 56 (1995). S. 415-440.
  • Cornelis Den Hertog: The Prophetic Dimension of the Divine Name: On Exodus 3:14a and Its Context, in: CBQ 64 (2002). S. 213-228.
  • David Noel Freedman: The Name of the God of Moses, in: JBL 79 (2/60). S. 151-156.
  • Wolfram Kinzig: Eigenart und Aussprache des Tetragramms bei den Kirchenvätern, in: Heinrich Assel / Hans-Christoph Askani (Hrsg.): Sprachgewinn. Festschrift für Günter Bader, Arbeiten zur Historischen und Systematischen Theologie, Band 11, Berlin / Münster 2008, S. 202–233 (Pressemitteilung hierzu)
  • Ernst Axel Knauf: Yahwe, in: VT 34 (4/84). S. 467-472.
  • André Lemaire: The Birth of Monotheism. Washington, 2007.
  • P. Kyle McCarter Jr.: Aspects of the Religion of the Israelite Monarchy: Biblical and Epigraphic Data, in: Patrick D. Miller Jr. u.a. (Hgs): Ancient Israelite Religion. Essays in Honor of Frank Moore Cross. Philadelphia, 1987. S. 137-155.
  • Brian R. McCarthy: The Characterization of YHWH, The God of Israel, in Exodus 1-15, in: J. Harold Ellens u.a.: God´s Word for Our World I. Biblical Studies in Honor of Simon John De Vries (=JSOT Supplement 388). London, 2004. S. 6-20.
  • Dennis J. McCarthy, S.J.: Exod 3:14: History, Philology and Theology, in: CBQ 40 (1978). S. 311-322.
  • Rien Op Den Brouw: The Problem of the Missing Article in the Use of 'God', in: Religious Studies 30 (1/94). S. 17-27.
  • Randall J. Pannell: I Would Be Who I Whold Be! A Proposal for Reading Exodus 3:11-14, in: Bulletin for Biblical Research 16 (2/06). S. 351-353.
  • Martin Rösel: Adonaj – warum Gott ‚Herr‘ genannt wird, Forschungen zum Alten Testament 29, Tübingen 2000
  • Werner H. Schmidt: Exodus (=BKAT II/1). Neukirchen-Vlluyn, 1988.
  • Erich Zenger: Gott hat niemand je geschaut (Joh 1,18). Die christliche Gottesrede im Angesicht des Judentums, in: Bibel und Kirche 2/10. S. 87-93.
  • Lemma "Yahweh" (K. van der Toorn), in: DDD. 2 1999. S. 910-919.

Fußnoten[Bearbeiten]

aBeleg nötig! (Zurück zu )
bBeleg nötig! (Zurück zu )
cSo etwa Childs, Drubel, vgl. W.J. Drubel, Coventant & Creation: An OT Covenantal Theology, 1984, 84. (Zurück zu )
dBeleg nötig! (Zurück zu )
evgl. Pannell 2006 (Zurück zu )
f„Die biblischen Handschriften unterscheiden zwischen den beiden Wortformen Adonai und Adoni. Diese Unterscheidung ist jedoch vermutlich sekundär und beides ist gleich zu übersetzen: Es ist „davon auszugehen, daß es im unpunktierten Text keine Differenzierung zwischen den beiden Formen gegeben hat.“ (M.Rösel 2000, 31) (Zurück zu )
gM.Rösel 2000, S. 229. (Zurück zu )
hM.Rösel 2000, S. 230. (Zurück zu )
iDie in Qumran gefundenen hebräischen Handschriften verwenden häufig ganz generell die Ersatzlesung אֱלֹהִים für den Gottesnamen. (M.Rösel 2000, 2009) (Zurück zu )
jWiBiLex: Jahwe. (Zurück zu )
kW.Kinzig 2008, 211–213. (Zurück zu )
lMcCarthy 1978, S. 315. (Zurück zu )
mW.Kinzig 2008. (Zurück zu )
n„Von den bisher als Beleg für die Aussprache des Tetragramms mit ‚Jahwe‘ herangezogenen Texten hält keiner der näheren Überprüfung stand. Eine mögliche Aussprache scheint ‚Jahwe‘ gewesen zu sein. Daneben steht aber die Aussprache ‚Jaho‘ bzw. ‚Jao‘. Beide gehen offenbar auf die Graphie יהוה zurück. Die Graphie יהיה wurde ‚Jah-Jah‘ bzw. ‚Jeh-Jeh‘ ausgesprochen.“ (W.Kinzig 2008, 232) „Vermutlich wäre eine Aussprache ‚Jaho‘ der mit ‚Jahwe‘ vorzuziehen.“ (W.Kinzig 2008, 233) (Zurück zu )
oAndere typografische Variante: „der Herr“ (Zurück zu )
pDie biblische Ersatzlesung Adonai (mein Herr) wurde „außerhalb wie innerhalb der biblischen Schriften […] zur Bezeichnung eines besonderen Verhältnisses zwischen Gott und Mensch verwendet“ (M.Rösel 2000, 227). „Gott wird also ‚Herr‘ genannt, weil man ihn als den Mächtigen und dennoch Nahen erlebt hat. Dieses Verständnis drückt sich in Psalmen bei bittenden Anrufungen und Vertrauensaussagen aus. Doch Gott wurde auch als ein eifernder Gott erlebt, dem es – um Zions willen – um gemeinschaftstreues Verhalten ging. Dann wurde er als ‚Herr‘ bezeichnet, wenn die Propheten das fehlerhafte Verhalten der menschlichen Herren anprangerten, wenn die Mißstände in Jerusalem untragbar geworden waren. […] Ambivalenz von persönlicher Nähe und herrscherlicher Macht“ (M.Rösel 2000, 229) (zu )
qAndere typografische Varianten: „°Unser Gott°“, „°Unser GOTT°“, „[Unser] GOTT“. (Zurück zu )
rAndere typografische Variante: Gott (Zurück zu )
sM.Rösel 2000, 208 (Zurück zu )
tAuch eine Schreibung in Großbuchstaben wäre möglich. (zu )