JHWH: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Offene Bibel

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== Der Gottesname in der (katholischen) Kirche ==
== Der Gottesname in verschiedenen Konfessionen und Strömungen ==


Relevant für die Entscheidung, welcher Gottesname in einer Übersetzung zu verwenden sei, ist natürlich auch die Frage, welche Position die Kirche hier einnimmt. Das folgende Kapitel sei deswegen aufgeteilt in die beiden Abschnitte, (1) Wie die Kirche die Offenbarung des Gottesnamens interpretiert, und (2) welche Übersetzung sie daraus folgend empfiehlt.
Relevant für die Entscheidung, welcher Gottesname in einer Übersetzung zu verwenden sei, ist natürlich auch die Frage, welche Position in verschiedenen Konfessionen bzw. Strömungen des Christentums und des Judentums vertreten wird.


=== Die kirchliche Interpretation ===
=== Römisch-katholische Position ===


==== Die Bedeutung der Selbstoffenbarung Gottes in der Lehre der (katholischen) Kirche ====
Das römisch-katholische Kirchenrecht betont die Offenbarung des Gottesnamens an das Volk Israel, und zugleich die Verborgenheit dieses Namens. Gott macht sich durch den Namen verfügbar, „um intimer gekannt und persönlich angerufen werden zu können“. Zugleich ist der Name „heiliges Geheimnis, wie auch Gott ein heiliges Geheimis ist“. Dadurch zeigt sich Gott gleichzeitig als verborgener Gott und als ein Gott, „der sich den Menschen nahe macht“.


Der für unsere Frage entscheidene Abschnitt im KKK ist "Deus Nomen Suum revelat". Im Folgenden führen wir jeweils aufeinander folgend die relevante Textstelle im lateinischen Originaltext und eine eigene Übersetzung ins Deutsche an.<ref>Die deutsche Fassung des KKK ändert hier gelegentlich die Wortstellung und verändert so auch die Emphase, die durch die Wortstellung im in dieser Hinsicht flexibleren lateinischen Original gelegt wird. Wir haben daher an den Stellen, an denen es uns wichtig erschien, die ursprüngliche Wortstellung beibehalten. Zum lateinischen Text vgl. [http://www.vatican.va/archive/catechism_lt/p1s2c1p1_lt.htm#II. hier], zum deutschen vgl. [http://www.stjosef.at/index.htm?kkk/index.html~mainFrame hier].</ref>
Unter Bezug auf die jüdische und christliche Traditon, den Gottesname nicht auszusprechen, sieht es das römisch-katholische Kirchenrecht vor, dass der Gottesname entsprechend der Nova Vulgata als „Herr“ wiedergegeben wird.


: '''203''' Deus populo Suo Israel Se revelavit, illi Nomen Suum praebens cognoscendum. Nomen essentiam, identitatem personae et sensum exprimit vitae eius. Deus nomen habet. Ille vis anonyma non est. Nomen tradere suum est se aliis praebere cognoscendum, est quodammodo se ipsum tradere, se accessibilem reddendo, capacem qui intimius cognoscatur et appelletur, nempe personaliter.
Siehe auch: [[JHWH/Römisch-Katholische Kirche]]


:: Gott hat sich seinen Namen dem Volk Israel offenbart, indem er jenem seinen Namen wissen ließ. Ein Namen drückt das Wesen, die Identität der Person und den Sinn ihres Lebens aus. Gott hat einen Namen. Er ist keine Namenlose Kraft. Seinen Namen weiterzugeben heißt, sich selbst anderen zu Erkennen zu geben; auf gewisse Weise heißt es, sich selbst weiterzugeben, sich verfügbar zu machen, um intimer gekannt und persönlich angerufen werden zu können.
=== Protestantische Traditionen ===


: '''206''' Deus, Nomen Suum YHWH revelans arcanum, scilicet, "Ego sum Ille qui est" vel "Ego sum Ille qui sum" vel etiam "Ego sum qui Ego sum", dicit Quis Ipse sit et quo nomine sit apellandus. Hoc Nomen divinum est arcanum sicut Deus mysterium est. Prorsus simus est Nomen revelatum et quasi nominis rejectio, et propterea Deum optime exprimit ut illud quod Ille est, infinite superans totum id quod intelligere vel dicere possumus: Isse est "Deus abscondutus" (Is 45,15), Nomen Eius est ineffabile, atque Ille Deus est qui Se hominibus facit propinquum."
'''Abschnitt kommt später'''


:: Mit der Offenbarung seines heiligen Namens JHWH, welcher da bedeutet "Ich bin jener der ist" oder "Ich bin jener, der ich bin" oder auch "Ich bin, der ich bin", kündet er, wer er sei und mit welchem Namen er anzusprechen sei. Dieser heilige Name ist heiliges Geheimnis, wie auch Gott ein heiliges Geheimis ist. Gleichzeitig nämlich ist er ein offenbarter wie auch zurückgehaltener Name, und daher drückt sich darin Gott sehr gut aus als das, was er ist, nämlich als unendlich erhöht und erhaben über all Jenes, was von uns verstehbar und sagbar ist: Er ist der "verborgene Gott", sein Name ist unbeschreiblich, und er ist gleichzeitig der Gott der sich den Menschen nahe macht.
=== Feministische Kritik an der Übersetzung „Herr“ ===


: '''207''' Deus, Nomen revelans Suum, simul Suam revelat fidelitatem, quae ab aeterno et in aterno est, quae pro praeterito valet ("Ego sum Deus patris tui", Ex 3,6) sicut pro futuro ("Ego ero tecum", Ex 3,12). Deus qui Suum Nomen revelat tamquam "Ego sum", Se tamquam Deum revelat, qui semper adest, Suo populo praesens ad illum salvandum.
'''Abschnitt kommt später'''


:: Mit der Offenbarung seines Namens offenbart Gott gleichermaßen seine Treue, die von Ewigkeit her und in alle Ewigkeit gilt; nämlich ebenso in der Vergangenheit ("Ich bin der Gott deiner Vorfahren", Ex 3,6) ebenso wie in der Zukunft ("Ich werde mit dir sein", Ex 3,12). Indem Gott seinen Namen offenbart als "Ich bin", offenbart er sich ebenso als der, der immer da ist, der bei seinem Volk ist zu dessen Heil (wörtl. "zum Retten desselben").
=== Alt-Katholische Kirche ===


: '''209''' Populus Israel Nomen Dei propter reverentiam erga Eius sanctitatem non pronuntiat. In sacrae Scripturae lectione, Nomen revelatum titulo divino "Dominus" [...] substituitur. Hoc titulo divinitas acclamabitur Iesu: "Iesus est Dominus".
'''Abschnitt kommt später'''
 
:: Das Volk Israel spricht den Namen Gottes aus Verehrung wegen seiner Heiligkeit nicht aus. Beim Lesen der Heiligen Schrift ersetzen sie den offenbarten Namen durch den göttlichen Titel "Herr". Dieser göttliche Titel wird Jesus zuerkannt: "Jesus ist der Herr."
 
In '''210''' wird zudem auch vom KKK explizit auf die obige Parallelstelle (Ex 33, 18-19) hingewiesen.
 
==== Die Bedeutung des Gottesnamens bei den Kirchenvätern ====
 
Im [http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/ccdds/documents/rc_con_ccdds_doc_20010507_liturgiam-authenticam_ge.html Supplement zum Sacrosanctum Concilium], auf das wir gleich noch mal zurückkommen werden, wird zudem der Übersetzer der Heiligen Schrift darauf verwiesen, so zu übersetzen, dass in der Übersetzung das Verständnis der Kirchenväter von eben dieser übersetzten Stelle bewahrt wird.<br>
Auch die Kirchenväter sahen als zentrale Stelle für die Selbstoffenbarung zumeist Ex 3 an. Ratzinger / Benedikt XVI referiert die verbreitetste Lesart:
 
: "Was heißt es, dass hier der Gedanke des Seins als Deutung Gottes ins Spiel gebracht wird? Für die von der griechischen Philosophie herkommenden Kirchenväter erschien das als eine unerwartete und kühne Bestätigung ihrer eigenen denkerischen Vergangenheit, denn die griechische Philosophie sah es als ihre eintscheidende Entdeckung an, dass sei hinter all den vielen Einzeldingen, mit denen der Mensch täglich zu tun erhält, die umfassende Idee des Seins entdeckt hatte, die sie zugleich als den angemessensten Ausdruck des Göttlichen betrachtete. Genau dasselbe schien nun aber auch die Bibel in ihrem zentralen Text über das Gottesbild zu sagen."<ref>Ratzinger 2000, S. 108.</ref>
 
JHWH als der, von dem gilt "ehyeh asher ehyeh" wurde von diesen also verstanden als das "schlechthin Seiende".<ref>vgl. z.B. Augustinus: De civ. Dei, bes. [http://www.ccel.org/ccel/schaff/npnf102/Page_152.html hier]; auch [http://www.ccel.org/ccel/schaff/npnf102/Page_227.html hier] und [http://www.ccel.org/ccel/schaff/npnf102/Page_532.html hier];<br> weiterhin Thomas von Aquin: [http://www.clerus.org/bibliaclerusonline/en/fja.htm#bb ScG I 22,9 f.]: "Ein jedes Ding ist dadurch, daß es Sein hat. Also ist kein Ding, dessen Wesen nicht sein Sein ist, durch sein Wesen, vielmehr ist es durch Teilhabe an etwas, nämlich dem Sein. Was aber durch Teilhabe an etwas ist, kann nicht das erste Seiende sein, da ja das, woran etwas teilhat, damit es sei, früher ist als dieses. Gott aber ist das erste Seiende, und nichts ist früher als er. Also ist das Wesen Gottes sein Sein.
Diese erhabene Wahrheit aber hat der Herr den Moses gelehrt. Denn als dieser den Herrn fragte: "Wenn die Kinder Israels zu mir sagen werden: 'Wie ist sein Name?' Was soll ich ihnen sagen?", da antwortete der Herr: "Ich bin, der ich bin. So sollst du den Kindern Israels sagen: 'Der da ist, der hat mich zu euch gesandt'" (Ex 3, 13 f.). Damit zeigte er, daß sein eigentlicher Name sei: 'der da ist'. Jeder Name aber ist dazu bestimmt, die Natur oder das Wesen eines Dinges zu bezeichnen. Daraus ergibt sich, daß das Sein Gottes sein Wesen oder seine Natur ist." (Übersetzung nach Thomas von Aquin 3 2009, S.97)</ref> Gegen diese "Ver-philosophisierung" des persönlichen Gottes der Juden und Christen wurde daraufhin massivst angeschrieben:
 
: "So hat Emil Brunner mit aller Entschiedenheit gesagt, dass das Gleichheitszeichen zwischen dem Gott des Glaubens udn dem Gott der Philosophen, das hier gezogen wurde, die Verkehrung des biblischen Gottesgedankens in sein Gegenteil bedeute. An die Stelle des Namens werde hier der Begriff gesetzt, an die Stelle des Nicht-zu-Definierenden trete eine Definition. Damit steht aber an dieser einen Stelle die ganze patristische Exegese, der Gottesglaube der Alten Kirche, das Gottesbekenntnis und das Gottesbild des Symbolums zur Diskussion."<ref>ebd., S. 110.</ref>
 
==== Ratzingers "Brückenschlag" ====
 
Ratzinger selbst gelingt in seiner eigenen Kommentierung der betreffenden Textstelle ein Brückenschlag sowohl zwischen KKK und obiger Beispielexegese als auch zwischen dem Philosophengott der Kirchenväter und dem persönlichen Gott der Bibel: JHWH mag sich in seiner Namensgabe dem menschlichen Verständis entziehen - "Ich bin eben, der ich bin"; gleichwohl ist diese Selbstbezeichnung zweifellos eine Namensgabe, in der Gott sich seinem Volk verfügbar und nennbar macht - "Der Ich-bin hat mich zu euch gesandt." Und: JHWH mag bedeuten "Ich bin, der ich bin" und damit eine überzeitlich und unveränderlich existierende Wesenheit bezeichnen, aber gleichzeitig verdichtet JHWH sich selbst in der betreffenden Selbstoffenbarung als "mit-seiender", persönlicher Gott, der sich immer schon den Menschen nahe macht. Gott als der schlechthin Seiende, der die menschliche Verständnisfähigkeit radikal übersteigt, macht sich hier dennoch als persönlicher Gott den Menschen verfügbar; Gott, dessen Wesen unsere Fassungskraft übersteigt muss deshalb die Kundgabe seines Wesens verweigern und macht sich dennoch durch Kundgabe seines Namens anrufbar:<ref>vgl. Ratzinger 2000, S. 106-125.</ref>
 
: "Wenn Gott sich nach dem Selbstverständnis des Glaubens benennt, drückt er nicht so sehr sein inneres Wesen aus, sondern er macht sich nennbar, er gibt sich den Menschen so preis, dass er für sie rufbar wird. Und indem er dies tut, tritt er in die Mitexistenz mit ihnen ein, wird für sie erreichbar, ist für sie da."<ref>Ratzinger 2000, S. 123.</ref>
 
=== Die kirchliche Übersetzungsempfehlung ===
 
Zwei Dokumente sind relevant für die Position der Kirche in der Frage nach der Übersetzung des Gottesnamens: Das [http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/ccdds/documents/rc_con_ccdds_doc_20010507_liturgiam-authenticam_ge.html Supplement zum Sacrosanctum Concilium, art. 36] und der Brief der Bischofskonferenz über den Namen Gottes, [http://www.execulink.com/~dtribe/blog/Name%20of%20God.pdf Prot. N. 213/08/L].<ref>vgl. auch den [http://claudemariottini.com/pronouncing-the-divine-name-part-1/ Blogeintrag] Claude Mariottinis, der hier die wichtigsten Thesen zusammenfasst.</ref>
 
Der entscheidende Abschnitt im Supplement ist Abschnitt 41:
 
: 41. Man soll sich darum bemühen, dass die Übersetzungen demjenigen Verständnis biblischer Schriftstellen angeglichen werden, welches durch den liturgischen Gebrauch und durch die Tradition der Kirchenväter überliefert ist, besonders wenn es sich um Texte von großer Bedeutung handelt, wie die Psalmen und die Lesungen zu besonderen Feiern des Kirchenjahres. In diesen Fällen muss man äußerst gewissenhaft dafür sorgen, dass die Übersetzung den überlieferten christologischen, typologischen oder geistlichen Sinn wiedergibt sowie die Einheit und den Zusammenhang zwischen den beiden Testamenten verdeutlicht.(34) Deshalb gilt:
 
: a) Um einen Text am besten so wiederzugeben, wie er in der lateinischen liturgischen Tradition gelesen und rezipiert wurde, ist es, wenn man zwischen verschiedenen Textvarianten wählen muss, empfehlenswert, sich an die Nova Vulgata zu halten.
 
: b) Um dieses Ziel zu erreichen, soll man sich auch auf die ältesten Bibelübersetzungen beziehen, wie die gewöhnlich Septuaginta genannte griechische Übersetzung des Alten Testaments, die die Christen schon seit den ältesten Zeiten der Kirche verwendet haben.(35)
 
: c) Nach der seit unvordenklicher Zeit überlieferten Tradition, die ja schon in der genannten Septuaginta-Übersetzung sichtbar ist, soll der Name des allmächtigen Gottes - hebräisch das heilige Tetragramm, lateinisch Dominus - in jeder Volkssprache durch ein Wort derselben Bedeutung wiedergegeben werden.
Deshalb soll man die Übersetzer eindringlich mahnen, die Auslegungsgeschichte aufmerksam zu erforschen, die man aus den in den Werken der Kirchenväter angeführten Schriftstellen schöpfen kann, aber auch aus den biblischen Bildern, welche in der christlichen Kunst und Hymnendichtung häufiger verwendet werden.
 
'''Zu (a)''': In der Nova Vulgata lautet Ex 3,14-15 wie folgt:
 
: "Dixit Deus ad Moysen: "Ego sum qui sum". Ait: "Sic dices filiis Issrael: Qui sum misit me ad ad vos". Dixitque iterum Deus ad Moysen: "Haec dices filiis Israel: Dominus, Deus patrum vestorum, Deus Abraham, Deus Isaac et Deus Jacob, misit me ad vos; hoc nomen mihi est in aternum, et hoc memoriale meum in generationem et generationem."
 
Die Textvariante der Nova Vulgata ist also "Dominus".
 
 
'''Zu (c)''':Das stimmt auch überein mit dem zweiten Dokument, dem Brief der Bischofskonferenz. Dieser nämlich ist Reaktion auf den Bestand, dass trotz der "klaren Norm" des Supplements unter (41c) die Praxis sich immer mehr verbreitete, den Gottesnamen desungeachtet auszusprechen / -schreiben.<br> An sich ist der betreffende Abschnitt durchaus nicht derart klar, wie die Bischofskonferenz das hier darstellt, die "Wiedergabe des Namens des allmächtigen Gottes durch ein Wort derselben Bedeutung" rechtfertigte durchaus den Rückgriff auf "Jahwe" oder andere Varianten, und auch die Formulierung "hebräisch das heilige Tetragramm, lateinisch Dominus" lässt durchaus offen, ob Übersetzungsrichtschnur nun das Tetragramm oder das "dominus" der Vulgata sein soll. Der Brief der Bischofskonferenz stellt das nun klar: Schon seit frühester Zeit sei die Aussprache / Ausschreibung des Tetragramms von Juden und Christen vermieden worden; das Ausweichen auf eine Ersatzlesung sei also Tradition.
 
: "Avoiding pronouncing the tetragrammaton of the name of God on the part of the Church has therefore its own grounds. Apart from a motive of a prely philological order, there is also that of remaining faithful to the Church´s tradition, from the beginning, that the sacred tetragrammaton was never pronounced in the Christian context nor translated into any of the language into which the Bible was translated."
 
Aus diesem Grund gibt die Bischofskonferenz abschließend drei Direktiven:
 
: 1) In liturgical celebrations, in songs and prayers the name of God in the form of the tetragrammaton YHWH is neither to be used or pronounced.
: 2) For the translation of the Biblical text in modern languages, destined for the liturgical usage of the Church, what is already prescribed by n. 41 of the Instruction Liturgiam authenticam is to be followed; taht is, the divine tetragrammaton is to rendered by the equivalent of Adonai/Kyrios. "Lord", "Signore", "Seigneur", "Herr", "Senor", etc.
: 3) In translating in the liturgical context, texts in whicha are present, one after the other, either the Hebrew term Adonai or the tetragrammaton YHWH, Adonai is to be translated "Lord" and the form "God" is to be used for the tetragrammaton YHWH, similar to what happens in the Greek translation of the Septuagint and in the Latin translation of the Vulgate."


== Vertiefende Literatur ==
== Vertiefende Literatur ==

Version vom 23. Januar 2012, 17:29 Uhr

Siehe auch die Seite Gottesnamen.

Das Wort יהוה (gewöhnlich Deutsch JHWH, je nach Umschrift aber auch YHWH) ist im Alten Testament der Eigenname Gottes. Die Verwendung eines konkreten Eigennamens macht deutlich, dass Gott in der Bibel nicht nur als unpersönliches Lebensprinzip oder unerreichbare Wesenheit gesehen wird, sondern als ein persönlicher Gott, der zu den Menschen in Beziehung tritt: nach dem Alten Testament im Bund mit dem Volk Israel, und nach dem Neuen Testament zusätzlich in Jesus Christus.

Sowohl die Aussprache als auch die sprachliche Herkunft des Wortes sind unklar. In deutschen Übersetzungen wird der Name meistens entweder mit einer Ersatzlesung (z.B. „der HERR“) oder mit einer Umschrift einer möglichen Aussprache (z.B. „Jahwe“) wiedergegeben.

Biblische Deutungen des Namens[Bearbeiten]

Ex 3,14: Ich bin, der ich bin[Bearbeiten]

Die wichtigste Bibelstelle für eine biblische Herleitung der Bedeutung des Namens JHWH ist Ex 3,13-17, insbesondere V. 14. Dort offenbart Gott Mose seinen Namen zunächst als אֶֽהְיֶה אֲשֶׁר אֶֽהְיֶה ehyeh asher ehyeh (meist Deutsch „Ich bin, der ich bin“) und dann als אֶֽהְיֶה ehyeh („Ich bin“, V. 14). Der Gottesname wird in V. 15 dann sprachlich deutlich mit dieser Aussage in Verbindung gebracht. Die meisten Exegetena verstehen יהוה YHWH hier als die 3. Person Singular der in der Vorstellung gebrauchten Imperfekt-Form אהיה ehyeh (1. Sg. Ipf. von היה, „sein, werden“). Neben dem Verb היה HYH kann יהוה auch als Form der arabischen Wurzel HWY (s.o.) gelesen werden.b

Aber trotz der weitgehenden Übereinstimmung bezüglich der biblischen Herleitung des Namens herrscht in der Frage nach seiner Interpretation noch große Uneinigkeit. Auch wenn man der biblischen Etymologie folgt und sich auf die Wurzel היה HYH verständigt, bleibt unklar, um welche Stammesmodifikation es sich hier handelt: Qal oder Hifil? Qal ist die Grundform, Hifil gibt dem Stamm eine kausative Sinnrichtung. Im Fall von היה HYH macht das Hifil also aus „ich bin/werde“ „ich mache/sorge dafür, dass [etwas] ist/wird“. Zudem kann ehyeh asher ehyeh Präsens oder Futur sein. Gesetzt den Fall, dass man sich auf יהוה YHWH als Form der Wurzel HYH verständigt, sind unter anderem folgende Deutungen möglich:

  • Ich bin, der/was/wie ich bin (Qal)
  • Ich verursache, was/wie ich verursache (Hifil)
  • Ich werde sein, was/wie ich sein werde (Qal Futur)
  • Ich werde verursachen, was/wie ich verursachen werde (Hifil Futur)
  • Ich bin, der/was/wie ich sein werdec
  • Schule gemacht hat v.a. in Amerika der Vorschlag Albrights, Ex 3,15 zu lesen als yahweh asher yihweh, „Er verursacht, was ins Sein kommt.“ (Hifil und Qal)d
  • Ich werde wirkend sein, wie ich wirkend sein werde.


Als inhaltliche Deutungen der Stelle werden u.a. diskutiert:

  • Gott lässt sich nicht festlegen und nicht definieren
  • Gottes Wesen wird in seinem Handeln erkennbar: Gott sichert Moses zu, für ihn wirkend zu werden und gibt an, dass er aus diesem seinen Wirken erkennbar sei. (Vgl. die sehr häufige biblische Formulierung „JHWH, der dich aus Ägypten geführt hat“.)
  • Möglich wäre auch eine Deutung eine ausweichende Antwort, im Sinne von „Welcher Art ich bin, geht dich gar nichts an, sondern nur mich. Ich werde tun, was mir gefällt.“,
  • oder als eine schroffe Zurückweisung des Mose im Sinne von „Lass mich gefälligst sein, was ich sein will!“e,
  • oder als Versprechen im Sinne von „Ich werde für euch da sein“.


Siehe auch: Kommentar:Exodus 3

JHWH und „der HERR“[Bearbeiten]

In den meisten Bibelübersetzungen wird der Gottesname als HERR wiedergegeben. Dies geht zurück auf eine Besonderheit im biblischen Text.

Ketib und Qere[Bearbeiten]

Bereits zu spät-biblischer Zeit war es üblich, den Gottesnamen aus Respekt nicht auszusprechen und statt dessen Ersatzlesungen zu verwenden. In den biblischen Handschriften stehen daher die Buchstaben des Gottesnamens יהוה gemeinsam mit diakritischen Zeichen (Punktierung) für die Ersatzlesungen. Dasselbe Vorgehen wurde von den Tradenten des Bibeltextes angewandt, wenn sie an einer Bibelstelle unsicher waren, welche Lesart die richtige ist. Beim Übersetzen des Bibeltextes muss stets entschieden werden, ob man den Buchstaben („Ketib“: das Geschriebene) oder der Punktierung („Qere“: das Gelesene) folgt.

Biblische Ersatzlesungen[Bearbeiten]

Die häufigste biblische Ersatzlesung ist אֲדֹנָי („Adonai“) – ein Begriff, dass in der Bibel auch sonst oft als Gottesbezeichnung verwendet wird und mit mein Herrf übersetzt werden kann. In dem Wort spiegelt sich eine Beziehungsaussage: יהוה wird als der Herr bekannt, dem der Leser des Bibeltextes vertrauen kann und der allen menschlichen Herren überlegen istg. Zugleich verweist die biblische Ersatzlesung darauf, dass Gott sich in besonderer Weise als der Herr Israels erweist: „Daß Gott ‚Herr‘ genannt wird, ist folglich Ausdruck der biblisch-theologischen Einsicht, daß Gott nicht anders als in Beziehung zu seinem Volk gesehen werden kann.“h Christen nehmen für sich in Anspruch, ebenfalls in dieser besonderen Beziehung zu Gott zu stehen, wenn sie Gott als den Herrn der Kirche bekennen.

Bei der Ersatzlesung אֲדֹנָי wird das Possesivsuffix der ersten Person („mein“) selbst in der Gottesrede verwendet: „Ich bin יהוה/Mein Herr, dein Gott, der dich herausgeführt hat aus dem Land Ägypten.“ (Dtn 5,6) Die sprachliche Form betont so, dass אֲדֹנָי keine Übersetzung des Namens ist, sondern auf ihn verweist.

An manchen Bibelstellen steht der Gottesname יהוה direkt neben dem Wort אֲדֹן („Adon“, Herr). Um sprachliche Doppelungen zu vermeiden, wird dann in den biblischen Handschriften auf das Wort אֱלֹהִים („Elohim“, Gott) ausgewicheni.

Die Ersatzlesungen אֲדֹנָי und אֱלֹהִים werden bis heute im jüdischen Gottesdienst verwendet. Außerhalb des Gottesdienstes verwenden viele Juden andere Ersatzlesungen. Die bekannteste ist הַשֵׁם („Haschem“, der Name).

Altgriechische Bibel[Bearbeiten]

Die altgriechische Bibel (Septuaginta, Neues Testament) folgt meistens der Tradition der Ersatzlesungen und gibt den Gottesnamen mit ὁ κύριος (der Herr) oder mit ὁ θεός (der Gott) wieder.

Einzelne griechische Handschriften versuchen eine Umschrift des Gottesnamens wie ΑΩ (AO), Іαουε/Іαουαι (Jaui/Jauai), Іαω (Jao), Іευω (Jeuo) oder Ιαβε (Jabe)j. Auch eine Nachahmung der hebräischen Schriftzeichen יהוה mit griechischen Buchstaben (ΠΙΠΙ) ist belegtk.

Herkunft[Bearbeiten]

Religionsgeschichte[Bearbeiten]

Zur Vorgeschichte Israels gibt es sehr wenig gesicherte Erkenntnisse. Das erschwert notwendigerweise auch die Diskussion möglicher religionsgeschichtlicher Theorien zu den Ursprüngen der JHWH-Verehrung. Frühe außerbiblische Hinweise legen den Schluss nahe, dass JHWH bereits in früher Zeit von Edomitern und Midianitern verehrt wurde.

Eine genaue Datierung, wann JHWH in Israel mehrheitlich als Bundesgott anerkannt wurde, ist nicht möglich. Was als relativ gesichert gelten kann, ist, dass JHWH zwar schon kurz vor 1000 v. Chr. von den Israeliten verehrt wurde, seine Erhebung zum Nationalgott aber wohl erst nach dem Beginn der Königszeit anzusetzen ist. Ebenfalls als relativ wahrscheinlich kann gelten, dass man selbst nach der Erhebung JHWHs zum Nationalgott noch nicht von einer Allein-Verehrung ausgehen darf; auch zu dieser Zeit wurden neben JHWH andere Gottheiten wie etwa Baal oder Ashera verehrt.

In der wissenschaftlichen Literatur wird als Frage zur religionsgeschichtlichen Entwicklung diskutiert, ob mit dem Namen JHWH zeitweise mehrere voneinander unterschiedene Lokalgottheiten bezeichnet wurden. Schlussfolgerungen hängen in dieser Frage sehr stark von der wissenschaftlichen Vorgehensweise in der Forschung ab, etwa von der Frage, welchen Stellenwert man den biblischen Berichten als historischen Quellen einräumt.

Siehe auch: JHWH/Religionsgeschichte

Etymologie[Bearbeiten]

Ob sich die sprachliche Herkunft des Wortes „JHWH“ rekonstruieren lässt, ist unklar. Es gibt eine Vielzahl von Vorschlägen zur Etymologie von „JHWH“. Gegen kaum einen ist nicht auch schon ein Gegenargument vorgebracht worden, aber es kann gleichzeitig fast keiner der Vorschläge von Vornherein entkräftet werden.

Die Bibel leitet den Namen von dem Verb hwy/hyh („sein“) ab. Es ist umstritten, ob es sich hierbei um eine spätere Volksetymologie handelt. Zu den diskutierten Theorien gehören außerdem die Herleitung von ḥwy („Der Zerstörer“), von hwh (begehren) oder von arabisch hwy („leidenschaftlich sein“, „fallen“ und „wehen, blasen“), und viele andere Vorschläge.

Siehe auch: JHWH/Etymologie

Aufgrund der Vielfalt an denkbaren Vorschlägen und der daraus folgenden Unmöglichkeit, sich einfach guten Gewissens für eine dieser alternativen Etymologien zu entscheiden, schlägt D.McCarthy vor, „die Etymologie einfach Etymologie sein zu lassen“ und die Bedeutung stattdessen lieber direkt aus der Bibel zu erschließen.l

Aussprache[Bearbeiten]

Auch die Aussprache von יהוה ist völlig unsicherm. Die Vielfalt der frühen Umschriften ist ein Hinweis darauf, dass die Aussprache bereits zur Entstehungszeit der späteren biblischen Schriften nicht mehr zuverlässig bekannt war.

Die Unklarheit über die Aussprache ist möglich, weil in der hebräischen Schrift ursprünglich nur Konsonanten geschrieben wurden. Vokale wurden entweder gar nicht geschrieben oder mit Hilfe der Buchstaben י, ו und ה angedeutet. Es ist somit noch nicht einmal sicher, ob die Buchstaben des Gottesnamens als Konsonanten oder als Vokale zu lesen sind. Wegen der letzten Silbe des Wortes „Halleluja“ (Lobt Jah) ist es jedoch sehr wahrscheinlich, dass der Gottesname mit „Jah“ beginnt.

Lange Zeit wurde in der Wissenschaft vertreten, dass sich über altgriechische Handschriften die Ausprache „Jahwe“ belegen ließe. Neuere Untersuchungen legen eher die Aussprache „Jaho“ nahen.

Die Variante „Jehowah“[Bearbeiten]

Im Christentum geriet die besondere Punktierung des Namens יהוה später in Vergessenheit. Man bezog sie nicht mehr auf das eigentlich gemeinte Wort אֲדֹנָי (Adonai), sondern setzte sie in die Buchstaben des Gottesnamens ein. Durch dieses Missverständnis entstand die Variante Jehowah (bzw. latinisiert Jehova).

Übersetzungen[Bearbeiten]

In den verschiedenen modernen Übersetzungen findet man zahlreiche verschiedene Wege, den Gottesnamen wiederzugeben. Oft finden sich auch mehrere Varianten in derselben Übersetzung. Die Bibel in gerechter Sprache wechselt zwischen fast allen Varianten in männlicher und weiblicher Form.

Umschrift des Gottesnamens (Ketib)[Bearbeiten]

Wieder­gabe Vor- und Nachteile
JHWH

Übersetzungen, die so vorgehen: viele wissenschaftliche Kommentare

Nachteile:

  • ungeeignet zum Vorlesen

Biblische Ableitung: Umschrift der Konsonanten

Vorteile:

Nachteile:

  • ohne Erklärung wenig verständlich (Nur wenige deutsche Übersetzungen verzichten auf eine Ersatzlesung.)
  • Keine Berücksichtigung der biblischen Ersatzlesung
Jahwe, …

Übersetzungen, die so vorgehen: viele wissenschaftliche Kommentare, World English Bible, Neue Evangelistische Übersetzung, an Einzelstellen auch Einheitsübersetzung

Nachteile:

  • Die Ergänzung der Vokale ist spekulativ.
  • Die Aussprache ist unklar: Heißt es Ja-weh, Jach-weh, Ja-wäh, Jach-wäh, Ja-we oder Jach-we?

Nachteile:

  • Das Aussprechen des Namens ist liturgisch völlig ungewohnt (Christentum) bzw. unerwünscht (Judentum).
  • Keine Berücksichtigung der alt- und neutestamentlichen Tradition, den Gottesnamen nur schriftlich wiederzugeben, ohne ihn vorzulesen. Es bleibt dem Leser/Hörer der Bibelstelle unklar, dass der Gottesnamens mit Verlust der Aussprache „unaussprechlich” geworden ist.
Jehova

Übersetzungen, die so vorgehen: Unrevidierte Elberfelder, American Standard Version, Neue-​Welt-​Übersetzung (von Jehovas Zeugen)

Nachteile:

  • Die Ergänzung der Vokale ist definitiv falsch.

Übersetzung der biblischen Ersatzlesungen (Qere)[Bearbeiten]

Die meisten Übersetzungen verwenden eine Eindeutschung der biblischen Ersatzlesung. Da die extrem wörtliche Übersetzung von אֲדֹנָי als „mein Herr“ an manchem Bibelstellen sprachlich nicht funktioniert („Ich bin mein Herr, dein Gott“, Dtn 5,6), wird hierbei auf verschiedene Alternativen ausgewichen. Die häufigste Wiedergabe ist der HERR in Anlehnung an die altgriechische Bibel.

Wieder­gabe Vor- und Nachteile
der HERRo

(alternativ:
GOTT oder
der GOTT)

Übersetzungen, die so vorgehen: die meisten Übersetzungen (z.B. Lutherbibel, Zürcher Bibel, Elberfelder Bibel, Einheitsübersetzung)

Vorteile:

  • Durch die große Verbreitung im Deutschen bekannt und gewohnt
  • Basiert auf der starken Tradition, den Gottesnamen als „Herr“ zu übersetzen

Nachteile:

  • missverständlich: „Herr“ im Gegensatz zu „Frau“
  • funktioniert nicht gut in der Rede Ungläubiger (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)
  • wird von so vielen Übersetzungen verwendet, dass sehr viele Christen gar nicht mehr wissen, dass es eine Ersatzlesung ist

Biblische Ableitung: Übersetzung einer masoretischen Ersatzlesung

Vorteile:

  • Die Ersatzlesung ist so formuliert, dass sie nicht als Eigenname klingt, und vermeidet so eine Verwechselung mit dem Gottesnamen.
  • Drückt die Konkretheit der Beziehungenp aus, die mit dem Eigennamen JHWH zusammenhängen.

Nachteile:

  • keine Berücksichtigung der alttestamentlichen Tradition, im Schriftbild sowohl den Gottesnamen als auch die Ersatzlesung anzudeuten
  • Die Übersetzung macht eine inhaltliche Aussage über Gott, die in den hebräischen Handschriften nur in der Punktierung belegt ist.
  • Die Wörter „Herr“ und „Gott“ werden selbst als biblische Gottesbezeichnungen verwendet. Es ist beim Hören unklar, ob im Urtext JHWH steht oder nicht.
  • Wenn die Ersatzlesung mit „Herr“ bzw. „Gott“ zusammentrifft, dann
    • kommt es zu Doppelungen, oder
    • es muss auf eine alternative Ersatzlesung ausgewichen werden, oder
    • eines der beiden Wörter muss weggelassen werden.
  • Es bleibt für den Leser/Hörer der Bibelstelle unklar, was der Gottesname ist.
UNSER/EUER GOTTq

(alternativ:
UNSER/EUER HERR)

Übersetzungen, die so vorgehen: nur Amen-online

Biblische Ableitung: Die Bibel selbst verwendet das Wort Elohenu (unser Gott) meistens als Erläuterung des Gottesnamens: JHWH Elohenu (JHWH, unser Gott).

Vorteile:

  • funktioniert auch, wo von mehreren Göttern die Rede ist (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)

Nachteile:

  • Für die Gottesrede und die wörtliche Rede ist eine andere Form nötig (euer statt unser).
  • Das Vorgehen ist unüblich.
der GOTT

(alternativ:
der HERR)

Übersetzungen, die so vorgehen: keine

Zusätzliche Ableitung:

  • wörtliche Übersetzung einer altgriechischen Übersetzung, die auch im Neuen Testament sehr häufig als Gottesbezeichnung verwendet wird

Nachteile:

  • klingt im Deutschen seltsam
  • funktioniert nicht gut, wo von mehreren Göttern die Rede ist (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)
  • Das Vorgehen ist unüblich

Andere Ersatzlesungen[Bearbeiten]

Wieder­gabe Vor- und Nachteile
GOTTr

Übersetzungen, die so vorgehen: fast alle Kinderbibeln

Biblische Ableitung: wörtliche Übersetzung einer altgriechischen Übersetzung, die auch im Neuen Testament sehr häufig als Gottesbezeichnung verwendet wird

Vorteile:

  • einfach zu verstehen (deshalb für elementarisierende Übersetzungen sehr gut geeignet)
  • fügt der jeweiligen Bibelstelle keine inhaltliche Aussage über Gott hinzu

Nachteile:

  • „Gott“ kann man nicht nur als Gattungsbezeichnung, sondern auch Eigenname hören. Das Wort ist aber nicht identisch mit dem Gottes­namen.
  • Es ist zwar nur eine einzige Form der Ersatzlesung nötig, diese funktioniert aber nur mit Umformulierungen des Bibeltextes:
    • Für JHWH Elohim (JHWH, Gott) braucht man eine Sonderregel wie z.B. das Weglassen des Gottesnamens.
    • funktioniert nur mit sprachlichen Anpassungen des Bibeltextes, wo von mehreren Göttern die Rede ist (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)
  • Es ist beim Hören unklar, ob im Urtext JHWH, Elohim oder El steht.

Nachteile:

  • Jeder Hinweis auf den Gottes­namen ver­schwindet aus der Über­setzung.
  • Keine Berücksichtigung der biblischen Ersatzlesung
ICH, DU, ER

Übersetzungen, die so vorgehen: Buber/Rosenzweig

Ableitung: einige hebräische Handschriftens; die Religionsphilosophie von Martin Buber

Vorteile:

  • fügt der jeweiligen Bibelstelle keine inhaltliche Aussage über Gott hinzu

Nachteile:

  • keine biblische Ableitung
  • an sehr vielen Bibelstellen nicht zum Vorlesen geeignet: Man hört den Unterschied zwischen „er“ und „ER“ nicht
  • funktioniert nicht, wo von mehreren Göttern die Rede ist (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)
  • bezieht sich im Deutschen nicht eindeutig auf Gott
  • Für Ich, JHWH braucht man eine Alternative.
Ich-Bin-Dat

Biblische Ableitung: In Ex 3,14 erfährt der Gottesname eine Namensauslegung. Das Verb הוה (sein, dasein, existieren) spielt dabei eine wichtige Rolle, da es – so legt es die Namensoffenbarung an Mose nahe – im Gottesnamen zu sehen sei.

Vorteile:

  • Drückt die Konkretheit der Beziehungenp aus, die mit dem Eigennamen JHWH zusammenhängen.

Nachteile:

  • Funktioniert an vielen Bibelstellen nicht.
  • fügt der jeweiligen Bibelstelle eine inhaltliche Aussage über Gott hinzu

Vorteile:

  • nicht ver­wech­sel­bar mit der Über­setzung anderer bibli­scher Gottes­anreden
  • Man kommt mit einer einzigen Gottes­bezeich­nung aus.

Nachteile:

  • Die Ersatz­lesung klingt so, als wäre sie der Gottes­name
der Ewige/

Lebendige/
Einet

Übersetzungen, die so vorgehen: Tur-Sinai

Nachteile:

  • keine biblische Ableitung
  • funktioniert nicht in der Rede Ungläubiger (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8)
  • fügt der jeweiligen Bibelstelle eine inhaltliche Aussage über Gott hinzu
Adonai/

Ha-Schem/
Ha-Makom/
Schechinat

Ableitung: Umschrift einer hebräischen Ersatzlesung

Nachteile:

  • keine biblische Ableitung
  • Klingt im Deutschen wie ein Eigenname.
  • ohne Erklärung unverständlich
  • Leute mit Hebräisch-Kenntnissen hören die Ersatzlesung und nicht den Gottesnamen.
  • funktioniert nicht in der Rede Ungläubiger (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8)

Sonderfall Adonai: Die biblische Ersatzlesung wird zwar übernommen, ist aber mit Hebräischkenntnissen stark verwirrend und ohne diese unverständlich.

GOTTESNAME

Ableitung: Übersetzung einer hebräischen Ersatzlesung

Vorteile:

  • nicht verwechselbar mit anderen biblischen Gottesanreden
  • funktioniert auch, wo von mehreren Göttern die Rede ist (z.B. Jona 1, Jeremia 2,8, 1 Könige 18,21)
  • Die Ersatzlesung ist so formuliert, dass sie nicht als Eigenname klingt, und vermeidet so eine Verwechselung mit dem Gottesnamen.

Nachteile:

  • keine biblische Ableitung
  • Es bleibt für den Leser/Hörer der Bibelstelle unklar, was der Gottesname ist.
  • Der übersetzte Bibeltext ist für sehr viele Zwecke ungeeignet wie z.B. liturgische Verwendungen (Gebet, Taufspruch) oder ein kurzes Bibelzitat ohne viele Erklärungen
  • Keine Berücksichtigung der biblischen Ersatzlesung

Der Gottesname in verschiedenen Konfessionen und Strömungen[Bearbeiten]

Relevant für die Entscheidung, welcher Gottesname in einer Übersetzung zu verwenden sei, ist natürlich auch die Frage, welche Position in verschiedenen Konfessionen bzw. Strömungen des Christentums und des Judentums vertreten wird.

Römisch-katholische Position[Bearbeiten]

Das römisch-katholische Kirchenrecht betont die Offenbarung des Gottesnamens an das Volk Israel, und zugleich die Verborgenheit dieses Namens. Gott macht sich durch den Namen verfügbar, „um intimer gekannt und persönlich angerufen werden zu können“. Zugleich ist der Name „heiliges Geheimnis, wie auch Gott ein heiliges Geheimis ist“. Dadurch zeigt sich Gott gleichzeitig als verborgener Gott und als ein Gott, „der sich den Menschen nahe macht“.

Unter Bezug auf die jüdische und christliche Traditon, den Gottesname nicht auszusprechen, sieht es das römisch-katholische Kirchenrecht vor, dass der Gottesname entsprechend der Nova Vulgata als „Herr“ wiedergegeben wird.

Siehe auch: JHWH/Römisch-Katholische Kirche

Protestantische Traditionen[Bearbeiten]

Abschnitt kommt später

Feministische Kritik an der Übersetzung „Herr“[Bearbeiten]

Abschnitt kommt später

Alt-Katholische Kirche[Bearbeiten]

Abschnitt kommt später

Vertiefende Literatur[Bearbeiten]

  • Raymond Abba: The Divine Name Yahweh, in: JBL 80 (4/61). S. 320-328.
  • Rainer Albertz: Religionsgeschichte Israels in alttestamentlicher Zeit I (=Grundrisse zum Alten Testament 8/1). Göttingen, 2 1996.
  • Bob Becking, Jahwe, in: Wibilex, Stuttgart 2006
  • Frank Moore Cross: Canaanite Myth and Hebrew Epic. Essays in the History of the Religion of Israel. Cambridge u.a., 1997.
  • David S. Cunningham: On Translating the Divine Name, in: Theological Studies 56 (1995). S. 415-440.
  • Cornelis Den Hertog: The Prophetic Dimension of the Divine Name: On Exodus 3:14a and Its Context, in: CBQ 64 (2002). S. 213-228.
  • David Noel Freedman: The Name of the God of Moses, in: JBL 79 (2/60). S. 151-156.
  • Wolfram Kinzig: Eigenart und Aussprache des Tetragramms bei den Kirchenvätern, in: Heinrich Assel / Hans-Christoph Askani (Hrsg.): Sprachgewinn. Festschrift für Günter Bader, Arbeiten zur Historischen und Systematischen Theologie, Band 11, Berlin / Münster 2008, S. 202–233 (Pressemitteilung hierzu)
  • Ernst Axel Knauf: Yahwe, in: VT 34 (4/84). S. 467-472.
  • André Lemaire: The Birth of Monotheism. Washington, 2007.
  • P. Kyle McCarter Jr.: Aspects of the Religion of the Israelite Monarchy: Biblical and Epigraphic Data, in: Patrick D. Miller Jr. u.a. (Hgs): Ancient Israelite Religion. Essays in Honor of Frank Moore Cross. Philadelphia, 1987. S. 137-155.
  • Brian R. McCarthy: The Characterization of YHWH, The God of Israel, in Exodus 1-15, in: J. Harold Ellens u.a.: God´s Word for Our World I. Biblical Studies in Honor of Simon John De Vries (=JSOT Supplement 388). London, 2004. S. 6-20.
  • Dennis J. McCarthy, S.J.: Exod 3:14: History, Philology and Theology, in: CBQ 40 (1978). S. 311-322.
  • Rien Op Den Brouw: The Problem of the Missing Article in the Use of 'God', in: Religious Studies 30 (1/94). S. 17-27.
  • Randall J. Pannell: I Would Be Who I Whold Be! A Proposal for Reading Exodus 3:11-14, in: Bulletin for Biblical Research 16 (2/06). S. 351-353.
  • Martin Rösel: Adonaj – warum Gott ‚Herr‘ genannt wird, Forschungen zum Alten Testament 29, Tübingen 2000
  • Werner H. Schmidt: Exodus (=BKAT II/1). Neukirchen-Vlluyn, 1988.
  • Erich Zenger: Gott hat niemand je geschaut (Joh 1,18). Die christliche Gottesrede im Angesicht des Judentums, in: Bibel und Kirche 2/10. S. 87-93.
  • Lemma "Yahweh" (K. van der Toorn), in: DDD. 2 1999. S. 910-919.

Fußnoten[Bearbeiten]

aBeleg nötig! (Zurück zu )
bBeleg nötig! (Zurück zu )
cSo etwa Childs, Drubel, vgl. W.J. Drubel, Coventant & Creation: An OT Covenantal Theology, 1984, 84. (Zurück zu )
dBeleg nötig! (Zurück zu )
evgl. Pannell 2006 (Zurück zu )
f„Die biblischen Handschriften unterscheiden zwischen den beiden Wortformen Adonai und Adoni. Diese Unterscheidung ist jedoch vermutlich sekundär und beides ist gleich zu übersetzen: Es ist „davon auszugehen, daß es im unpunktierten Text keine Differenzierung zwischen den beiden Formen gegeben hat.“ (M.Rösel 2000, 31) (Zurück zu )
gM.Rösel 2000, S. 229. (Zurück zu )
hM.Rösel 2000, S. 230. (Zurück zu )
iDie in Qumran gefundenen hebräischen Handschriften verwenden häufig ganz generell die Ersatzlesung אֱלֹהִים für den Gottesnamen. (M.Rösel 2000, 2009) (Zurück zu )
jWiBiLex: Jahwe. (Zurück zu )
kW.Kinzig 2008, 211–213. (Zurück zu )
lMcCarthy 1978, S. 315. (Zurück zu )
mW.Kinzig 2008. (Zurück zu )
n„Von den bisher als Beleg für die Aussprache des Tetragramms mit ‚Jahwe‘ herangezogenen Texten hält keiner der näheren Überprüfung stand. Eine mögliche Aussprache scheint ‚Jahwe‘ gewesen zu sein. Daneben steht aber die Aussprache ‚Jaho‘ bzw. ‚Jao‘. Beide gehen offenbar auf die Graphie יהוה zurück. Die Graphie יהיה wurde ‚Jah-Jah‘ bzw. ‚Jeh-Jeh‘ ausgesprochen.“ (W.Kinzig 2008, 232) „Vermutlich wäre eine Aussprache ‚Jaho‘ der mit ‚Jahwe‘ vorzuziehen.“ (W.Kinzig 2008, 233) (Zurück zu )
oAndere typografische Variante: „der Herr“ (Zurück zu )
pDie biblische Ersatzlesung Adonai (mein Herr) wurde „außerhalb wie innerhalb der biblischen Schriften […] zur Bezeichnung eines besonderen Verhältnisses zwischen Gott und Mensch verwendet“ (M.Rösel 2000, 227). „Gott wird also ‚Herr‘ genannt, weil man ihn als den Mächtigen und dennoch Nahen erlebt hat. Dieses Verständnis drückt sich in Psalmen bei bittenden Anrufungen und Vertrauensaussagen aus. Doch Gott wurde auch als ein eifernder Gott erlebt, dem es – um Zions willen – um gemeinschaftstreues Verhalten ging. Dann wurde er als ‚Herr‘ bezeichnet, wenn die Propheten das fehlerhafte Verhalten der menschlichen Herren anprangerten, wenn die Mißstände in Jerusalem untragbar geworden waren. […] Ambivalenz von persönlicher Nähe und herrscherlicher Macht“ (M.Rösel 2000, 229) (zu )
qAndere typografische Varianten: „°Unser Gott°“, „°Unser GOTT°“, „[Unser] GOTT“. (Zurück zu )
rAndere typografische Variante: Gott (Zurück zu )
sM.Rösel 2000, 208 (Zurück zu )
tAuch eine Schreibung in Großbuchstaben wäre möglich. (zu )