Die masoretischen Akzente

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Vorbemerkung: Zur Geschichte der Akzentforschung[Bearbeiten]

Bei der Erforschung der masoretischen Akzente lassen sich grob vier Phasen abgrenzen:
(I) Die erste reicht bis Anfang des 17. Jahrhunderts. Bis zu dieser Zeit wurde über die Akzente v.a. in sogenannten „masoretischen Traktaten“ der Masoreten selbst und in Sekundärwerken jüngerer jüdischer Theologen über diese Traktate gehandelt. Eine systematische Aufarbeitung dieser langen Phase der Forschungsgeschichte steht noch aus.
(II) 1636 veröffentlichte zunächst Samuel Bohl seine kurze Abhandlung „Scrutinium Sensus Scriptuare Sacrae Ex Accentibus“. Darauf folgte schon 1647 das bereits ganze 550 Seiten umfassende Werk „Šalšelet haMiqra`“ von Caspar Ledebuhr und 1664 das ähnlich lange Werk „Institutio Methodica Accentuationis Hebraeae“ von Matthias Wasmuth. Mit Ledebuhr und v.a. Wasmuth beginnt die zweite Phase, in der erstmals die masoretischen Akzente auf methodische Weise erforscht wurden. Fast alle Akzentforscher bis Anfang des 20. Jahrhunderts orientierten sich sehr stark an Wasmuth und bis heute teilt man das Gros seiner Annahmen.
(III) 1881 und 1887 veröffentlichte dann aber William Wickes zwei Bände über die hebräische Akzentuierung, die heute forschungsgeschichtlich fast ebenso bedeutsam sind wie die von Ledebuhr und Wasmuth. Vor allem deshalb, weil er darin die Idee von Bauer 1730 und Spitzner 1786 aufgriff und mit besonderer Klarheit entwickelte, das Grundprinzip der masoretischen Akzentuierung sei das „Gesetz der kontinuierlichen Dichotomie“: Biblische Verse würden akzentuiert, indem sie durch die Akzente zuächst in zwei Hälften zerlegt, die beiden Hälften daraufhin wiederum halbiert würden und immer so fort.
(IV) Die letzte Phase beginnt recht eigentlich erst mit Mordecai Breuers פיסוק טעמים שבמקרא („Die Einteilung der Akzente als Interpunktion“). Unter den frühen Akzentforschern nach Wickes fand dieser mit dem „Gesetz der kontinuierlichen Dichotomie“ nämlich zunächst kaum positive Aufnahme: Japhet 1896 erwähnt ihn gar nicht erst; Ackermann 1893 und Spanier 1927 widmen ihm jeweils nur kurze Absätze, um seine Fehler zu kritisieren. Japhet und Spanier sind dagegen noch sehr reine Wasmuth-Schüler; Ackermann Anhänger der Wasmuth-Variante von Hanau und Luzzato. Anders in Lexikonartikeln und Grammatiken: Dort wurde Wickes Beitrag schon früh (z.B. von Margolis in der EncJud von 1906, s. S. 151, oder von Ges.-K. in seiner Grammatik von 1909, s. §15m) als neuer Standard dargestellt. Breuer entwickelte diesen Ansatz noch etwas weiter, und ab der Monographie von Breuer sind fast alle einflussreicheren Akzentforscher Wickes-Anhänger (bes. wichtig: Cohen 1969; Dotan 1972; Yeivin 1980; Aronoff 1985; Dresher 1994 – kürzlich neu aufgelegt in Dresher / DeCaen 2020. Einige neuere Akzente setzte außerdem Price 2010, worin ihm jüngst Fuller / Choi 2017 und Park 2020 gefolgt sind, die voraussichtlich ebenfalls einflussreich werden werden). Eine Ausnahme ist Janis, dessen „Grammar of the Biblical Accents“ von 1987 recht eigentlich als strukturalistische Neuauflage von Wasmuth betrachtet werden kann (obwohl ihm selbst dies vielleicht gar nicht bewusst war), der aber v.a. wegen der extrem unzugänglichen Präsentation seine Theorie fast nicht rezipiert worden ist.

Ich halte diese moderne Dominanz von Wickes oder von Wickes-cum-Price für verkehrt. Nimmt man sie absolut, stimmen beide Theorien schlechter mit der Evidenz des masoretischen Textes zusammen als die von Wasmuth oder von Wasmuth-cum-Janis; nimmt man sie als bloße Zusatzannahme (wie noch Wickes dies getan hatte), hat sie keinen zusätzlichen Erklärwert, verkompliziert aber das Akzentsystem durch einen dann überflüssigen Theorie-Baustein. Ich werde daher im Folgenden die Prinzipien der masoretischen Akzentuierung v.a. in Orientierung an Wasmuth und seinen Schülern darstellen, nämlich neben Wasmuth, Spanier und Janis besonders an Weimar 1709; Sancke 1740; Hirt 1762; Ewald 1870 §365; Japhet 1896 und Grimme 1896, S. 27-31.

Grob gesprochen sind uns vier verschiedene Akzentuierungsvarianten überliefert: Das palästinische Akzentsystem, das babylonische Akzentsystem, das tiberische Prosa-Akzentsystem und das tiberische Poesie-Akzentsystem. Fast alle wichtigen Handschriften sind mit den tiberischen Akzentsystemen akzentuiert. Nur dieses werde ich daher behandeln: Zunächst ausführlicher das Prosa-Akzentsystem, danach kürzer das Poesie-Akzentsystem, indem dort nur auf die Unterschiede zwischen beiden Systemen hingewiesen werden wird.

Der Zweck der masoretischen Akzente[Bearbeiten]

Bis etwa zum siebten Jahrhundert wurden die Texte des Alten Testaments in reiner Konsonantenschrift tradiert. Parallel zu dieser schriftlichen Tradierung des Konsonantentextes lief die mündliche Tradierung der tatsächlichen Lautung der biblischen Texte. An nicht wenigen Stellen unterscheiden sich diese Traditionen; dies sind die Stellen, bei denen in hebräischen Bibelausgaben ein Unterschied zwischen dem „Ketiv“ (dem „Geschriebenen“) und dem „Qere“ (dem „Gelesenen“) festgehalten werden.
Etwa ab dem achten Jahrhundert aber sind auch hebräische und aramäische Handschriften belegt, in denen die Schreiber-Gruppe der „Masoreten“ den Konsonantentext um weitere Schriftzeichen ergänzt hatten, die dieses „Qere“ festhalten sollten. Ein Teil dieser Schriftzeichen sind die Vokale, ein anderer Teil die sogenannten „masoretischen Akzente“.

Aus den ältesten jüdischen Äußerungen lassen sich v.a. zwei Zwecke dieser Schriftzeichen ableiten. Erstens: Sie dienen der Gliederung des Textes. Schon Rabbi Jochanan im 2. Jhd. n. Chr. nämlich spricht in b.Ned 37a von der „Einteilung durch Akzente“ (pisuq ṭeamim); ähnlich ist von Rabbi Arika (2.-3. Jhd.) überliefert:

Was bedeutet das, was da [in Neh 8,8] geschrieben steht – ‚Sie lasen im Buch, in der Torah Gottes: deutlich/getrennt [maporaš, von prš ‚trennen, (unter)scheiden, entscheiden], und sie gaben den Sinn, so dass man das Gelesene verstand.‘? – ‚Sie lasen im Buch, in der Torah Gottes‘: Das ist die Bibel. ‚Deutlich‘: Das meint den Targum. ‚Und sie gaben den Sinn‘: Das meint die Verse. ‚So dass man das Gelesene verstand‘: Das meint die Einteilung durch die Akzente‘ (pisuq ṭeamim). Andere aber sagen: [Letzteres] meint die Masora.“ (b.Ned 37b; b.Meg 3a; ähnlich BerR 36).

Was genau mit dieser „Einteilung durch die Akzente“ gemeint ist, ist wirklich deutlich erst in Schriften aus dem 10.-12. Jhd. überliefert. Saadia Gaon (10. Jhd.) etwa versieht auch seine wissenschaftlichen und autobiographischen Werke mit Akzenten und berichtet in seinem Werk Sefer haGalui von weiteren zeitgenössischen Büchern, die „in Verse aufgeteilt und mit Vokalpunkten und Akzenten versehen waren, damit man sie leichter lesen und einfacher behalten könne“ (Üs. nach Malter 1913, S. 499). Im masoretischen Traktat „Anweisung an den Leser“ (10./11. Jhd.) wird dies noch weiter konkretisiert:

Wenn sie [=die Akzentzeichen] nicht da wären, so gäbe es keine Sinnabteilung [...]. Auch kann der Sinn der Versabschnitte nur durch die [Akzente] klar werden, die bald bei einem Wort einen kurzen Halt gebieten, bald eine größere Trennung, bald eine enge Verbindung mit dem folgenden, damit der Leser gewandt über den Text hinlaufen könne und nicht stolpere. Denn wenn er die Abteilungszeichnen nicht kennt, wird der ganze Satz verändert [...] und das Wort des lebendigen Gottes verkehrt.“ (Üs.: Hommel 1917, S. 26).

Aus Schriften der selben Zeit lässt sich außerdem aber noch ein zweiter Zweck ablesen. Dafür wisse man zunächst, dass biblische Texte in der Synagoge nicht nur rezitiert wurden, wie dies Neh 8,8 voraussetzt, sondern auch kantillierend vorgetragen werden konnten. Besonders deutlich lässt sich dies z.B. schon aus Hieronymus Kommentar zu Jes 58,2 lesen: „Wenn [die Juden in den Synagogen] die Bücher der Propheten und des Mose aus dem Kopf wiedergeben, singen sie die göttlichen Gebote.“ Ab dem 10. Jahrhundert nun finden wir neben Äußerungen wie den obigen auch solche, die besagen, dass die Akzente außerdem als Zeichen für diese Kantillation dienten. So z.B. im masoretischen Traktat Diqduqe haṬeamim, wo es über eine Gruppe von Akzenten heißt:

Alle zwölf wurden festgesetzt: Vier, um Musik hervorzubringen, und acht Akzente, um [den Klang] zu süßen.“ (§18);

und völlig deutlich schließlich in einem sehr unterhaltsamen Geniza-Fragment, in dem heftig gegen die Masoreten polemisiert wird (von dem aber leider unsicher ist, wann genau und von wem es verfasst wurde):

Wendet euch nur zum Tifcha und zum Azla und zum Darga und zum Merka und zum *Zarqa [?] und zum Segolta [=alles Akzent-Namen]! [...] Als wären sie auf Wein, lassen diese Akzentfetischisten und Lieder-Jauler ihre Stimme brechen gleich dem Bruder Tubal-Kains [d.h. Jubal, der Stammvater aller Lauten- und Flötenspieler, Gen 4,21f.]. Sie halten sich für weise wie der [Sänger-König] David, haben aber kein Hirn, können [vor Schwäche auch] kaum aufstehen: Sie öffnen ihren Mund, doch ihre Sprache stockt; ihre Kraft ist vertrocknet wie Ton vom ganzen Qamets-Dehnen [angespielt wird darauf, dass im Zhg. mit bestimmten Akzenten der Vokal Patach zu Qamets gedehnt wird]. Ihre Harfe und ihre Pfeife heulen wie Klageweiber, schluchz schluchz schluchz! Vereint vereinen sie sich alle zur ‚Interpretation‘: Sie sitzen im Kreis und faseln, als wären sie betrunken. Dieser sagt dies / ‚Schluchz!‘, der andre sagt jenes / ‚Heul!‘, und das bis zum Mittag! (Text bei Schechter 1901, S. 358: I 3-10. Für eine wörtlichere Üs. s. Seligsohn 1903, S. 104f.)

Legt man diese alten Äußerungen nebeneinander, wird das heißen, dass für die mittelalterlichen jüdischen Theologen die masoretischen Akzente erstens wirklich prosodische Zeichen waren, die v.a. Betonung von Wörtern und Sprechpausen beim Vortrag von Versen anzeigten, und dass sich zweitens eine Vortragsweise entwickelt hatte, bei der die biblischen Texte kantillierend vorgetragen wurden in Orientierung an der natürlichen Prosodie, mit der diese auch rezitiert worden wären. Die masoretischen Akzente waren danach dann Hilfsmittel für den Vortrag dieser beiden Vortragsweisen.

Grundprinzipien der Akzentuierung[Bearbeiten]

(1) Grundbegriffe: Man spreche sich einmal vor:

1. Die Akzente, die will ich verstehen.

Wer sich beim Sprechen aufmerksam belauscht hat, wird festgestellt haben, dass er beim Sprechen sechs Worte intuitiv in drei Gruppen eingeteilt hat, dass er zwischen diesen Gruppen eine Sprechpause gemacht hat und dass jede dieser Wortgruppen einen Hauptakzent trug:

1'. [Die Akzénte] [die wíll ich] [verstéhen].

In der Linguistik nennt man solche Wortgruppen prosodische Phrasen und die stärkste Betonung einer Phrase ihre Phrasenbetonung. Unter anderem dies ist es, was durch die masoretischen Akzente markiert wird: Worte, die zur selben prosodischen Phrase gehören, werden durch den hebräischen Bindestrich Maqqef oder durch eine Gruppe von Akzenten, die man konjunktive Akzente nennt (im Folgenden: „K“), zu sogenannten Konjunktivphrasen zusammengeschlossen, und mehrere prosodische Phrasen werden so voneinander abgegrenzt, dass das letzte Wort einer Phrase mit einem Akzent der Akzentgruppe, die man disjunktive Akzente nennt (im Folgenden: „D“), ausgezeichnet wird.

[Arpaksád] D [zeugté K den-Schélach] D___ ארפכש֖ד יל֣ד את־ש֑לח


Außer bei wenigen Akzenten, die stardardmäßig am Anfang oder am Ende eines Wortes stehen, werden die Akzente über oder unter die Silbe geschrieben, die die Hauptbetonung dieses Wortes trägt. Weil der disjunktive Akzent einer Konjunktivphrase so regelmäßig auf dem letzten Wort einer Phrase steht, kann man davon ausgehen, dass im Hebräischen wie in vielen Sprachen die Phrasenbetonung auf dem letzten Wort dieser Phrase lag; völlig sicher ist das aber nicht.
Konjunktive Akzente sind exegetisch fast irrelevant, außerdem lässt sich jeweils nicht genau voraussagen, wo innerhalb einer Phrase ein konjunktiver Akzent vs. wo ein Maqqef steht, obwohl man Faustregeln ableiten kann. Die mit Abstand größte Zahl von Varianten in hebräischen Manuskripten bei der Akzentuierung sind entsprechend auch Varianten von Akzentuierung mit konjunktiven Akzenten vs. Akzentuierung mit Maqqef. Maqqef ist daher sehr wahrscheinlich älter als die konjunktiven Akzente (vgl. Aronoff 1985, S. 47). Im Folgenden wird es deshalb fast nur noch um disjunktive Akzente gehen. Der Rest ergibt sich dann ja ohnehin automatisch: Ist die Lage von disjunktiven Akzenten erst bestimmt – und diese lässt sich bestimmen –, werden alle Wörter, die nicht mit Maqqef mit dem folgenden Wort verbunden sind, mit konjunktivem Akzent versehen.

Man spreche sich weiterhin vor:

2. Wenn ich mir die Akzente eingeprägt habe und die Prinzipien der Akzentuierung verstanden habe, werde ich die biblischen Texte noch besser verstehen.
3. Ich werde die biblischen Texte noch besser verstehen, wenn ich die Prinzipien der Akzentuierung verstanden habe und mir die Akzente eingeprägt habe.
4. Wenn ich die Prinzipien der Akzentuierung verstanden habe, werde ich mir die Akzente einprägen und die biblischen Texte dann noch besser verstehen.

Wer sich noch einmal aufmerksam belauscht hat, wird festgestellt haben, dass er die längsten Sprechpausen gemacht hat zwischen den „Rändern“ der Haupt- und Nebensätze, und dass die Pause zwischen dem allein stehenden Teilsatz und den beiden koordinierten Teilsätzen in allen drei Fällen etwas länger war als die zwischen den beiden koordinierten Teilsätzen. In der Linguistik nennt man solche Intonations-Einheiten wie hier den einen Hauptsatz und die zwei Nebensätze die drei Intonationsphrasen dieses Satzes. Im Hebräischen werden sie markiert, indem das letzte Wort einer Intonationsphrase mit einer Untergruppe der disjunktiven Akzente markiert wird, die man gelegentlich die starken disjunktiven Akzente nennt (im Folgenden: Ds):

[[Arpaksád] D [zeugté K den-Schélach.]] Ds [[Und.Schélach] D [zeugté K den-Héber]] Ds___ ארפכש֖ד יל֣ד את־ש֑לח וש֖לח יל֥ד את־עֽבר׃


Komplexe wie das Hauptsatz-Nebensatz-Gefüge oben will ich Phrasierungs-Komplexe nennen. Solche Phrasierungskomplexe werden auf eine bestimmte Weise akzentuiert, die ich Akzentuierungs-Komplexe nennen will. Dazu s. aber mehr in Abschnitt 5; in diesem Abschnitt folgen der Einfachheit halber nur noch Beispielverse, die aus mehreren einfachen Sätzen bestehen.

(2) Die Einteilung des Bibeltextes in Verse und bei manchen Versen außerdem die Einteilung des Bibeltextes in Halbverse ist älter als die Markierung desselben mit Akzenten. Die Versgrenze wird mit dem Akzent „Silluq“ markiert (im Folgenden: D0a), die Halbversgrenze mit dem Akzent „Athnach“ (im Folgenden: D0b). Idelsohn bezeichnet beide daher als „Urakzente“; sie sind auch die einzigen, die sich nicht nur im tiberischen, sondern auch im palästinischen und (bei Athnach: fast) ebenso im babylonischen Akzentsystem finden, und Athnach ist der einzige Akzent, der die sonst obligative Akzentfolge Tifcha-Silluq auflösen kann (s.u.). Die Athnach-Setzung ist daher nicht immer „logisch“ oder prosodisch erwartbar. Besonders offensichtlich ist dies in Versen, in denen ein Athnach an unerwarteter Stelle steht und in denen diese Stelle aber zusammenfällt mit „Setumah“ oder „Petucha“, zwei verschiedenen Einschnitten im Bibeltext, die signalisieren, dass hier ein Bibelabschnitt für die Lesung der Bibel in der Synagoge endet (Setumah: Ex 20,14 = Dtn 5,18; Dtn 2,8; 1 Sam 10,11 im Codex Aleppo; 10,22; 19,21 im Codex Aleppo; 20,27; 23,2.11; 2 Sam 7,4; 24,10; 2 Chr 34,26; Jes 36,16; Jer 38,28; Petucha: Gen 35,22, wo dies sicher der Grund für die doppelte Akzentuierung ist; Num 26,1; Jos 4,1; Ri 2,1; 1 Sam 12,12.19 im Codex Aleppo; 16,12; 2 Sam 5,19 im Codex Aleppo; 2 Sam 24,11; 1 Kön 13,20; Ez 3,16; Hos 1,2). Silluq und Athnach sind also älter als der Rest des Akzentsystems, Petucha und Setuma zumindest noch älter als Athnach, und mindestens Athnach, Petucha und Setumah setzen als Terminus post quem die synagogale Bibel-Lesung voraus.

(3) Akzente kann man nicht für sich nehmen, sondern sie sind jeweils Teil von relativ regelmäßigen Akzent-Folgen. Nur die Lage der (Teil-)Vers-Grenze lässt sich direkt aus den Akzenten Silluq und Athnach ablesen. Wo dagegen jeweils Phrasen- oder (Teil-)Satz-Grenzen liegen, muss man aus diesen Abfolgen disjunktiver Akzente ableiten.

(4) Mit solchen Akzentfolgen wird dabei erstens von hinten nach vorne akzentuiert (wahrscheinlich, weil Silluq und Athnach jeweils am Ende ihrer (Halb-)Verse vorgegeben waren) und zweitens in mehreren Durchgängen: (a) Zunächst werden die Enden von Phrasierungskomplexen nur mit starken disjunktiven Akzenten terminiert. (b) Danach werden innerhalb von Phrasierungskomplexen die einzelnen Intonationsphrasen ebenfalls nur mit starken disjunktiven Akzenten terminiert. (c) Als dritter Schritt werden innerhalb der einzelnen Intonationsphrasen die prosodischen Phrasen durch schwache und starke disjunktive Akzente terminiert und dann (d) innerhalb der prosodischen Phrasen die Wörter mit konjunktiven Akzenten oder Maqqef zu Konjunktivphrasen zusammengeschlossen.

(5) In der folgenden Tabelle sind, um dies leichter nachvollziehbar zu machen, die Akzente nicht nur mit dem Index „s“ ausgezeichnet, sondern außerdem mit den Indices „0-3“ und „a-d“. Soll nämlich angezeigt werden, dass mit einem Wort keine Satz-, sondern nur eine Phrasengrenze endet, kann je nach prosodischem Kontext von hinten nach vorne eine Akzentfolge gebildet werden mit der Abfolge D0 – D1 – D2 – D3 und / oder es können mehrere Akzente derselben Gruppe hintereinander stehen, dann aber regelmäßig in der Abfolgen D0a – D0b, D1a – D1s, D2a – D2s oder D3a – D3b – D3c – D3d.

Beispiel 1: Ri 10,6:
Es taten wieder die Kinder Israels das Böse in den Augen JHWHs. Sie dienten den Baalen und den Ascheren und den Göttern Arams und den Göttern Sidons und den Göttern Moabs und den Göttern der Kinder Ammon und den Göttern der Philister. Aber sie verließen JHWH und dienten ihm nicht.

Der Vers besteht aus drei einfachen Sätzen. Zunächst wird die Versgrenze und werden die Satzgrenzen durch die „starken“ Akzente abgegrenzt: der letzte durch Silluq (D0a), der vorletzte (hier wie meistens erwartungsgemäß) durch Athnach (D0b), der vorvorletzte durch Segolta (D1s):

Die Kinder Israels taten wieder das Böse in den Augen JHWHs. |D1s
Sie dienten den Baalen und den Ascheren und den Göttern Arams und den Göttern Sidons und den Göttern Moabs und den Göttern der Kinder Ammons und den Göttern der Philister.|D0b
Aber sie verließen JHWH und dienten ihm nicht. |D0a

Danach werden innerhalb dieser Sätze die prosodischen Phrasen ebenfalls durch disjunktive Akzente abgegrenzt (zu den Regeln, nach denen diese Phrasen-Grenzen gesetzt werden, s.u.; hier soll nur das Prinzip veranschaulicht werden):

Es taten wieder |D3a
die Kinder Israels |D2s
das Böse |D2a

in den Augen JHWHs. |D1s

Sie dienten den Baalen und den Ascheren |D3d
und den Göttern Arams und den Göttern Sidons |D3b
und den |D3a
Göttern Moabs |D2s
und den |D2a
Göttern der Söhne Ammons |D1s
und den |D1a

Göttern der Philister. |D0b

Aber sie verließen JHWH |D1a

und dienten ihm nicht |D0a

Im zweiten Satz haben wir also die Akzentreihe (von hinten nach vorne) D0b – D1a – D1s – D2a – D2s – D3a – D3b – D3d. Aus der Tatsache, dass diese Akzentreihe eine „Akzentfolge“ ist – dass die Akzente also aufsteigen von „0“ bis „3“ und von „s“ bis „d“ –, kann man erkennen, dass hier keine Satzgrenze liegt, sondern nur mehrere Phrasengrenzen. Und dies, obwohl in dieser Akzentfolge mehrere „starke Akzente“ vorkommen: Weil sie innerhalb einer Akzentfolge stehen, grenzen sie hier keine Satzgrenzen ab, sondern nur Phrasengrenzen. Oder, richtiger: „Weil sie innerhalb einer Akzentfolge stehen, müssen sie keine Satzgrenzen abgrenzen“: Weil die Ds-Akzente sowohl zur Abgrenzung von Satzgrenzen als auch zur Abgrenzung von Phrasengrenzen dienen, finden sich häufig Fälle, bei denen sich nur auf der Basis der Akzente nicht klar entscheiden lässt, ob er eine Phrasen- oder eine Satzgrenze markiert. Oft ist es zwar aus dem Satzbau klar erkennbar. Im folgenden Beispiel können der zweite Akzent D2s und der vierte Akzent D1s wegen dem Satzbau gar keine Intonationsphrase terminieren:

Beispiel 2: 1 Chr 4,42:
Und von ihnen, |D3a
von den Kindern Simeons, |D2s
zogen |D2a
zum Gebirge Seir |D1s
fünfhundert |D1a

Männer. |D0b

Und Pelatja |D3d
Und Nearja |D3a
Und Refaja und Ussiel, |D2a
die Söhne von Jischi, |D1a

[führten] sie an. |D0a

Der Vers besteht also aus den zwei Akzentfolgen D0b – D1a – D1s – D2a – D2s – D3a und D0a – D1a – D2a – D3a – D3d.
Ähnlich hier:

Beispiel 3: Ex 9,23:

Mose streckte seine Hand aus |D2a

gen Himmel. |D1s

Und JHWH |D2s
sandte Donner, |D2a
und Hagel |D1s
und Feuer fiel |D1a

zur Erde. |D0b

Es ließ regnen JHWH |D2a Hagel |D1a

auf das Land Ägypten. |D0a

Der zweite Satz könnte wegen dem D1s auf „Hagel“ für sich genommen als zwei Sätze aufgefasst werden: „Und JHWH sandte Donner und Hagel. Und Feuer fiel.“ (statt: „Und JHWH sandte Donner, und Hagel und Feuer fiel.“). Dass davor aber ein weiterer D1s steht, macht klar, dass dieser zweite D1s hier nur eine prosodische Phrase terminiert, keine Intonationsphrase.

Nicht alle Verse aber sind so eindeutig:

Beispiel 4: 1 Chr 11,18:

Da brachen die drei |D3b

durch das Lager der Philister. |D2s

Und sie schöpften Wasser |D2s
aus dem Brunnen Bethelehems, |D2a

der am Tor [ist]. |D1s

Und sie trugen es |D1a

und brachten es zu David. |D0b

Aber David wollte es nicht |D2a
trinken |D1s
und goss es aus |D1a

[als Libation] für JHWH. |D0a

Wieder kann der zweite D2s anders als der erste schon wegen dem Satzbau keine Intonationsphrasengrenze markieren. Gleichzeitig kann man aus diesem zweiten D2s automatisch darauf schließen, dass der erste ein Intonationsphrasen-Marker sein muss. Der drittletzte Akzent D1s dagegen könnte ebenfalls ein Intonationsphrasen-Ende markieren („Aber David wollte es nicht trinken. Und er goss es aus für JHWH“ vs. „Aber David wollte es nicht trinken und er goss es aus für JHWH“) – wenn man voraussetzt, dass dies einer der Verse ist, wo Athnach an einem unüblichen Ort steht, also nicht am Ende der vorletzten Intonationsphrase. Solche Verse sind aber so selten, dass man regulär von den üblichen Akzentfolgen ausgehen sollte.

(6) Im Beispiel (4) wurden alle starken Akzente zum Abschluss von Satzgrenzen verwendet; Rebia (D2s) ist der letzte „starke Akzent“. Besteht ein Vers aus noch mehr Sätzen, muss D2s wiederholt werden:

Beispiel 5: 1 Sam 12,3:
Hier bin ich, zeugt wider mich vor JHWH |D3b

und vor seinem Gesalbten! |D2s

Wessen Rind habe ich genommen |D3b

und wessen Esel habe ich genommen? |D2s

Wen habe ich übervorteilt |D2a

und wem Gewalt angetan? |D1s

Aus wessen Hand |D2a
habe ich Schweigegeld genommen |D1s
und meine Augen verschlossen |D1a

deswegen? |D0b

Dann würde ich es euch |D1a

zurückgeben. |D0a

Akzentfolge des tiberischen Prosa-Systems[Bearbeiten]

D0a+b Silluq: ֽבֽ׃ Athnach: ב֑
D1a Tifcha: ב֖
D1s Zaqef qaton:a ב֔
Zaqef gadol:b ב֕
Segolta:c ב֒
Schalschelet:d ב֓
D2a Paschta:e ב֙
Jetib:f ב֚
Tebir:g ב֛
Zarqa:h ב֮
D2s Rebia:i ב֗
D3a Legarmeh:j ב֣׀
D3b Geresch: ב֜
Gerschajim:k ב֞
D3c Telischa gedola:l ב֠
D3d Pazer gadol: ב֟
Pazer: ב֡
aKann sowohl vor Silluq (+ Tifcha) als auch vor Athnach (+ Tifcha) stehen; Mediawiki stellt die Tabelle hier leider nicht richtig dar. (Zurück zum Text: a)
bSteht nur, wenn damit das erste Wort des Verses, das erste Wort nach Athnach oder ein Wort direkt nach Zaqef qaton akzentuiert wird. (Zurück zum Text: b)
cNur vor Athnach (+ Tifcha), nicht zwischen Athnach und Silluq. (Zurück zum Text: c)
dAusschließlich auf dem ersten Wort eines Verses. (Zurück zum Text: d)
eNur als Vor-Akzent von Zaqef. (Zurück zum Text: e)
fErsetzt Paschta bei Wörtern, die auf der ersten Silbe betont sind. (Zurück zum Text: f)
gNur als Vor-Akzent von Tifcha. (Zurück zum Text: g)
hNur als Vor-Akzent von Segolta. (Zurück zum Text: h)
iIn manchen Kontexten wird Rebia ersetzt durch Paschta, Tebir oder Zarqa: Zwischen zwei Rebias müssen mindestens drei Worte liegen. Ist das nicht der Fall, wird der erste Rebia durch Paschta ersetzt, vgl. Wickes 1887, S. 79f.; Price 2010, S. 55 FN 3. (Zurück zum Text: i)
jNur als Vor-Akzent von Rebia. (Zurück zum Text: j)
kKann Geresch ersetzen, wenn mehrsilbiges Wort auf der letzten Silbe betont ist. (Zurück zum Text: k)
lAn wenigen Stellen ist die Reihenfolge von Geresch und Telischa ohne ersichtlichen Grund umgekehrt: Gen 1,12; 13,1; Lev 4,7; 13,57; Dtn 26,12; Jos 23,4; 1 Kön 16,21; Esra 5,3; 8,17; Neh 3,15; Ez 3,15; Dan 9,26; Am 8,13. (Zurück zum Text: l)


(7) Mehr als diese regelmäßige Abfolge von Akzenten lässt sich nicht verlässlich vorhersagen; wieder lassen sich allenfalls Faustregeln formulieren. Nur ein schönes Beispiel von Mashiah 1996, S. 62: Ex 26,2 א֣רך׀ היריע֣ה האח֗ת vs. Ex 36,9 א֜רך היריע֣ה האח֗ת: Die selbe Phrase wird im selben Akzentkontext einmal mit Legarmeh untergliedert, einmal mit Geresch. Solche Minimalpaare finden sich häufig. Man kann also nicht prognostizieren, dass an einem jeweiligen Ort z.B. exakt Legarmeh oder exakt Geresch stehen wird. Ebensowenig lässt sich z.B. Anfangsbescheunigung oder Enddehnung prognostizieren (s.u.) oder lässt sich prognostizieren, wo Maqqef vs. wo ein konjunktiver Akzent stehen wird. Was aber möglich ist, ist, aus akzentuierten Texten im Nachhinein abzulesen, welche Prosodie und damit z.B. auch welche Deutung der Syntax einer gegebenen Akzentuierung zugrunde liegt – und dies ist es ja auch hauptsächlich, was nötig ist, um die Akzente für das Verständnis biblischer Texte fruchtbar zu machen.

Drei weitere Beispiele für Verse mit mehreren einfachen Sätzen, diesmal auch mit dem entsprechenden hebräischen Text:

Beispiel 6: Jes 3,24:
Und es wird geschehen: Statt Duft [wird] Moder [sein]. Und statt Gürtel [wird] Strick [sein]. Und statt gemachter Haarpracht [wird] Glatze [sein]. Und statt Mantel [wird] Sacktuch [sein]. Brandnarbe [wird] statt Schönheit [sein].

Der Vers besteht aus sechs einfachen Sätzen. Zum ersten Mini-Satz s. den Abschnitt zur „Consecutio extrordinaria“; ignorieren wir diesen hier zunächst. Der Vers wird also zunächst in seine einzelnen Sätze zerlegt; diese werden danach durch-akzentuiert:

Statt Duft wird Moder sein. |D2s תחת בשם מק יהי֗ה
Und statt Gürtel wird Strick sein. | D2s ותחת הגורה נקפה֙
Und statt gemachter Haarpracht wird Glatze sein. |D1s___ ותחת מעשה מקשה קרח֔ה
Und statt Mantel wird Sacktuch sein. |D0b ותחת פתיגיל מחגרת ש֑ק
Brandnarbe wird statt Schönheit sein. |D0a כי־תחת יֽפי׃


Der letzte Satz wird wie stets mit Silluq markiert (D0a), der vorletzte mit Athnach (D0b), der vor-vorletzte mit Zaqef qaton (D1s), der vor-vor-vorletzte mit Rebia (D2s) und der vor-vor-vor-vorletzte wie in Beispiel (5) oben wieder mit Rebia, da Rebia der letzte „starke“ disjunktive Akzent ist. Weil nun aber nur zwei Worte zwischen den beiden Rebia-Worten stehen, wird das zweite transformiert zu Paschta (s.o. zu Rebia).
Darauf werden die prosodischen Phrasen innerhalb der Sätze voneinander getrennt (wieder: s. den nächsten Abschnitt; hier soll nur das Prinzip veranschaulicht werden):

Statt Duft |D3b
___wird Moder sein. |D2s
תחת ב֜שם מק יהי֗ה
___Und statt Gürtel wird Strick sein. | D2s ותחת הגורה נקפה֙
Und statt gemachter Haarpracht |D2a___
___wird Glatze sein. |D1s
ותחת מעשה מקשה֙ קרח֔ה
Und statt Mantel |D1a
___wird Sacktuch sein. |D0b
ותחת פתיג֖יל מחגרת ש֑ק
Brandnarbe wird statt |D1a
___Schönheit sein. |D0a
כי־ת֖חת יֽפי׃


Vor das erste Rebia (D2s) wird also der Vor-Akzent Geresch (D3b) gesetzt, vor Zaqef (D1s) der Vor-Akzent Paschta (D2a). Athnach und Silluq erhalten beide ihren Vor-Akzent Tifcha. Was man an diesem Beispiel schön sieht ist: Weil das zweite Rebia zu Paschta transformiert wurde, stehen nun also zwei Paschtas direkt nebeneinander. Akzent-Doppelungen lassen sich stets aufgrund dieser mehreren Akzentuierungs-Durchläufe erklären; nur dank ihnen lassen sich daher auch die Prinzipien der Akzentuierung rekonstruieren.
In einem letzten Schritt würden alle nun noch nicht akzentuierten Wörter mit konjunktiven Akzenten versehen.

Beispiel 7: Jes 40,28:
Weißt du [es] nicht oder hast du [es] nicht gehört? Ein ewiger Gott [ist] JHWH. [Er ist] der Schöpfer der Enden der Erde. Er ermüdet nicht und ermattet nicht. Nicht zu ergründen [ist] sein Verstand.


1. Weißt du es nicht |D3b
___oder hast du es nicht gehört? |D2s___
הלוא יד֜עת אם־לא שמ֗עת
___2. Ein ewiger Gott ist JHWH. |D2s אלהי עולם יהוה֙
3. Er ist der Schöpfer |D2a
___der Enden der Erde. |D1s
בורא֙ קצות הא֔רץ
4. Er ermüdet nicht |D1a
___und ermattet nicht. |D0b
לא ייע֖ף ולא ייג֑ע
5. Nicht zu ergründen |D1a
___ist sein Verstand. |D0a
אין ח֖קר לתבונתֽו׃


Der erste, vierte und fünfte Akzentkomplex bedarf keiner Erläuterung: Der letzte wird mit Silluq versehen und mit dem Vor-Akzent Tifcha in phonologische Phrasen gegliedert; der vorletzte mit Athnach und ebenfalls mit Tifcha gegliedert; der erste wird mit Rebia abgegrenzt und mit dem Vor-Akzent Geresch gegliedert. Der zweite Akzentkomplex endet aber mit Paschta, im dritten steht auf dem direkt folgenden Wort ebenfalls Paschta als Vor-Akzent von Zaqef. Schon an dieser direkten Aufeinander-Folge von Paschta sieht man, dass das erste natürlich wieder ein transformiertes Rebia ist. Hier aber haben wir es wieder mit einem Grenzfall zu tun: Sind dies wirklich zwei Akzentkomplexe, weil es zwei Sätze sind (wie hier analysiert wurde: „Ein ewiger Gott ist JHWH. [Er ist] der Schöpfer der Enden der Erde.“)? Oder ist dies nur ein Akzentkomplex, da nur ein Satz, in dem „der Schöpfer der Enden der Erde“ in Apposition zu „JHWH“ steht („Ein ewiger Gott ist JHWH, der Schöpfer der Enden der Erde“)? In beiden Fällen könnte Rebia stehen: Im ersten als starker disjunktiver Akzent zur Abgrenzung eines Teilkomplexes, im zweiten als Vor-Akzent vor Paschta-Zaqef. Die Frage lässt sich nicht entscheiden: Etwas häufiger würde im zweiten Fall nicht Rebia, sondern ein D3 stehen (i.d.R. Geresch), aber wieder ist dies nur eine Faustregel. So und so sieht man aber auch an diesem Beispiel wieder: Das doppelte Rebia (bzw. hier an der Oberfläche: das doppelte Paschta) ist wieder zurückzuführen auf die zwei Akzentuierungsdurchgänge.

Beispiel 8: Jes 61,2f.:
[Gott hat mich gesandt...,] 2 um auszurufen das Jahr der Annahme JHWHs und den Tag der Rache unseres Gottes, um zu trösten alle Trauernden, 3 um aufzusetzen den Trauernden Zions, um zu geben ihnen Kopfschmuck statt Asche, [um zu geben ihnen] Freudenöl statt Trauer, [um zu geben ihnen] einen Mantel des Jubels statt einem Geist der Verzagung. Und genannt werden sollen sie „Terebinthen der Gerechtigkeit“, „Pflanzung JHWHs zur Verherrlichung“.

Dieses Beispiel ist deshalb schön, weil man hier sieht, wie sehr die Gliederung des masoretischen Textes in Verse der Gliederung desselben in Sätze zuwiderlaufen kann: V. 2 und die erste Hälfte von V. 3 besteht vollständig aus einer Reihe von Nebensätzen zu V. 1. Auf der Ebene des Verses sind dies also kein Komplexe, sondern innerhalb dieses Verses „gleichrangige“, einander beigeordnete prosodische Einheiten und können daher analysiert werden wie eine Reihe selbstständiger Sätze:

1. um auszurufen ein Jahr der Annahme |D2a
JHWHs |D1s
und einen Tag der Rache |D1a
___unseres Gottes |D0b
לקרא שנת־רצון֙ ליהו֔ה ויום נק֖ם לאלה֑ינו
2. um zu trösten | D1a
___alle Trauernden, |D0a
לנח֖ם כל־אבלֽים׃
3. um aufzusetzen |D3a
___den Trauernden Zions, |D2s
לש֣ום׀ לאבלי צי֗ון
4. um zu geben ihnen Kopfschmuck |D3b
___statt Asche, |D2s
לתת להם פא֜ר תחת א֗פר
5. [um zu geben ihnen] Freudenöl |D2a
___statt Trauer, |D1s
שמן ששון֙ תחת א֔בל
6. [um zu geben ihnen] einen Mantel des Jubels |D1s___
statt |D1a
___einem Geist der Verzagung. |D0b
מעטה תהל֔ה ת֖חת רוח כה֑ה
7. Und genannt werden sollen sie |D2a
„Terebinthen der Gerechtigkeit“, |D1s
„Pflanzung JHWHs |D1a
___zur Verherrlichung.“ |D0a
וקרא להם֙ אילי הצ֔דק מטע יהו֖ה להתפאֽר׃


Die ersten beiden Akzentreihen bedürfen keiner Erläuterung: Der letzte Nebensatz des ersten Verses wird mit Silluq abgeschlossen, der vorletzte (=erste) Nebensatz mit Athnach. Daraufhin werden beide jeweils wieder mit ihren jeweiligen Vor-Akzenten in phonologische Phrasen untergliedert.
Stünde übrigens vor jom („Tag“) kein Waw („und“), wäre dies wieder ein Grenzfall; allein aus der Akzentuierung ließe sich dann nicht entscheiden, ob dies eine Apposition und deshalb nur eine Akzentreihe mit Zaqef als Vor-Akzent wäre („um auszurufen ein Jahr der Annahme JHWHs, einen Tag der Rache unseres Gottes“) oder zwei Nebensätze, in denen beim zweiten das Verb erspart wurde und wo deshalb der erste mit einer eigenen mit Zaqef schließenden Akzentreihe akzentuiert wurde („um auszurufen ein Jahr der Annahme JHWHs; [um auszurufen] einen Tag der Rache unseres Gottes.“). Die erste Variante wäre natürlich Unsinn; „Tag der Rache“ kann nicht als Apposition zu „Jahr der Annahme“ genommen werden und auf dieser Basis ließe es sich dann doch klar entscheiden.
Einen solchen Grenzfall haben wir aber wirklich in der letzten Akzent-Einheit: Steht „Pflanzung JHWHs zur Verherrlichung“ in Apposition zu „Terebinthen der Gerechtigkeit“ und dies ist also, wie hier analysiert wurde, nur eine Akzentreihe? Oder wurde ein Verb erspart und Satz und Akzentuierung wären zu deuten als „und genannt werden sollen sie ‚Terebinthen der Gerechtigkeit‘; [genannt werden sollen sie] ‚Pflanzung JHWHs zur Verherrlichung‘“? Im ersten Fall wäre Zaqef Vor-Akzent vor Tifcha-Silluq und der Satz wäre eine fast exakte akzentuatorische Parallele zur ersten Akzenteinheit in diesem Beispiel (D2a – D1s – D1a – D0). Beides wäre gleichermaßen möglich.
Akzent-Einheiten 3-6 sind wieder unstrittig: Die vorletzte mit mit Athnach beschlossen, die vor-vorletzte mit Zaqef, die vor-vor-vorletzte mit Rebia und die vor-vor-vor-vorletzte wieder mit Rebia, da Rebia der letzte „starke“ disjunktive Akzent ist und hier anders als in Beispielen 6+7 mehr als drei Worte zwischen den beiden Rebias liegen. Man beachte aber auch noch, dass auch hier in Akzenteinheit 5+6 wieder zwei Zaqefs direkt aufeinander folgen; wieder ist dies zu erklären mit den zwei Durchläufen bei der Akzentuierung: der erste ist starker disjunktiver Akzent zum Abschluss von Akzenteinheit 5, der zweite in Akzenteinheit 6 „nur“ Vor-Akzent vor Tifcha-Athnach.

Intonationsphrasengrenzen[Bearbeiten]

Grundprinzipien der Bestimmung von Intonationsphrasengrenzen[Bearbeiten]

Noch einmal zur Wiederholung: Besteht ein Vers aus mehreren „Phrasierungskomplexen“ wie z.B. Hauptsatz-Nebensatz-Gefügen und den anderen, die ich unten gleich aufzählen werde, lässt sich die Akzentuierung bestimmen, indem ein Vers (a) zunächst in diese Komplexe zerlegt und (b) diese Komplexe dann wiederum in ihre Teil-Komplexe (z.B.: Hauptsatz vs. Nebensatz) zerlegt werden. (c) In einem ersten Durchgang werden dann von hinten nach vorne zunächst die einzelnen Komplexe mit den „starken Akzenten“ akzentuiert, (d) dann innerhalb dieser Komplexe die Teilkomplexe ebenfalls mit den starken Akzenten, (e) und zuletzt werden innerhalb dieser Teilkomplexe die Grenzen der prosodischen Phrasen mit allen zur Verfügung stehenden disjunktiven Akzenten voneinander getrennt (f) und die Wörter innerhalb von prosodischen Phrasen, die noch nicht durch Maqqef verbunden sind, mit konjunktiven Akzenten versehen.
Hat ein Vers nicht mehrere „Phrasierungskomplexe“, sondern nur mehrere einfache Sätze (wie die Beispiele oben), entfallen die Schritte (a) und (c); besteht er gar nur aus einem einfachen Satz oder sogar nur einem Teilsatz (was auch sehr selten der Fall ist), entfallen auch die Schritte (b) und (d).
Diese mehrfache Durchakzentuierung von hinten nach vorne hat übrigens am klarsten Janis mit seiner „Countdown-Regel“ herausgearbeitet; Janis allerdings geht von nur zwei Durchgängen aus. Wir werden gleich sehen, dass damit einer der für die Exegese hilfreichsten Aspekte des Akzentsystems nicht erfasst wird. Die alten Akzentforscher fassten die in diesem Abschnitt behandelten Prinzipien der Akzentuierung zusammen als „Dictamen logicum“ („logisches Gesetz“; s. z.B. Wasmuth 1664, S. 68-70; Sancke 1740, S. 64-67; Hirt 1762 §27); nach Wickes aber sind gerade diese für die Exegese so hilfreichen Prinzipien weitgehend in Vergessenheit geraten.

Beispiele für Verse aus nur einem einfachen Satz machen erst Sinn, wenn auch die Bestimmung der Grenzen prosodischer Phrasen erläutert wurde; s. dazu im nächsten Abschnitt. Hier folgen zunächst nur mehrere Konstruktionen, die im Hebräischen als Phrasierungskomplexe akzentuiert werden.
Es gibt zwei Akzentuierungskontexte, in denen sich diese am leichtesten erkennen lassen: (1) Vor Athnach stehen drei Zaqefim. (2) Zwischen Athnach und Silluq stehen md. zwei Zaqefim. Weil ein letzter Satz mit Silluq, ein vorletzter Satz mit Athnach, ein vor-vorletzter Satz mit Zaqef und ein vor-vor-vorletzter Satz mir Rebia terminiert würde, kann bei (2) einer der Zaqefim zwar Vorakzent vor Silluq sein, der in Schritt (e) gesetzt worden wäre; der andere muss dann aber anzeigen, dass die durch ihn terminierte Phrase Teil eines Phrasierungs-Komplexes ist. Ähnlich kann im ersten Fall einer phrasen-terminierender Akzent sein, der in Schritt (d) gesetzt worden wäre, und einer wieder Vorakzent vor Athnach, der in Schritt (e) gesetzt worden wäre; spätestens der dritte muss dann aber Teil eines Phrasierungs-Komplexes sein. Für die meisten der folgenden Beispiele werden im Folgenden daher Exempel mit diesen Akzentmustern gewählt werden.
Diese Wiederholung gleich starker Akzente war für viele Akzentforscher eines der größten Rätsel des Akzentsystems. Wickes etwa glaubte noch mit einigen älteren Akzentforschern, dass von vorne nach hinten die „Trenn-Kraft“ der wiederholten Akzente nachlasse, so dass z.B. in einem Akzentkontext Athnach – Zaqef 1 – Zaqef 2 – Zaqef 3 – Silluq der Akzent Zaqef 1 „stärker trennte“ als Zaqef 2 und der Akzent Zaqef 2 wiederum stärker als Zaqef 3. Warum dann aber für Zaqef 2 und Zaqef 3 überhaupt Zaqef und nicht ein „schwächerer“ Akzent gesetzt worden wäre, wäre danach unerklärlich. Eine der beiden zentralen Neuerungen von Price war daher die Annahme, Verse müssten nicht wieder und wieder „halbiert“ werden, wie beim „Gesetz der kontinuierlichen Dichotomie“ angenommen wird, sondern wiederholte Akzente gleichen Ranges zeigten an, dass die durch sie terminierten Phrasen „gleich stark“ voneinander getrennt seien (vgl. Price 2010, S. 35). Aber mit dieser Annahme gleiche man die folgenden Beispiele ab: Die meisten hätten danach anders akzentuiert werden müssen.

Hauptsatz-Nebensatz-Gefüge[Bearbeiten]

(8) Hauptsatz-Nebensatz-Gefüge werden als eigene prosodische Einheit mit zwei (oder mehr) Untereinheiten akzentuiert. Einen komplexen Satz mit dem Muster HS – HS + NS – HS etwa würde nicht akzentuiert als HS |D2s – HS |D1s – NS |D0b – HS |D0a, sondern als [HS] |D1s – [[HS] |D1s [NS]] |D0b – [HS] |D0a. Steht das HS-NS-Gefüge daher beispielsweise nach Athnach und ist der jeweils zweite Satz ausreichend lang, können daher dann zwei Zaqefim vor Silluq stehen: Der eine als eine phonologische Phrase terminierender Vorakzent vor Tifcha-Silluq, der andere als der die vorletzte Intonationsphrase terminierende Intonationsphrasenakzent:

Beispiel 9: Jos 10,6:
... |Athnach. [[HS: Komm schnell zu uns herauf und rette uns und hilf uns,]D1s [NS: denn versammelt haben sich wider uns D1s alle das Gebirge bewohnenden amoritischen Könige!]]Silluq


Komm schnell zu uns herauf |D2s
und rette uns |D2a
___und hilf uns, |D1s
עלה אלינו מהר֗ה והושיעה לנו֙ ועזר֔נו
denn versammelt haben sich wider uns |D1s___
alle das Gebirge bewohnenden |D1a
___amoritischen Könige |D0a
כי נקבצו אל֔ינו כל־מלכי האמר֖י ישבי ההֽר׃


Beispiel 10: Jos 10,40:
... |Athnach [[HS: Alle Lebewesen verbannte er,]D1s [wie befohlen hatte |D1s JHWH, der Gott Israels.]]Silluq


Alle Lebewesen |D2a
___verbannte er, |D1s
ואת כל־הנשמה֙ החר֔ים
wie befohlen hatte |D1s___
JHWH, |D1a
___der Gott Israels. |D0a
כאשר צו֔ה יהו֖ה אלהי ישראֽל׃


Beispiel 11: Gen 18,28:
... |Athnach [[HS: Er sprach: „Ich will sie nicht vernichten,]D1s [wenn ich dort finde |D1s fünf-undvierzig.“]]Silluq


Er sprach: |D2a
___Ich will sie nicht vernichten, |D1s
וי֙אמר֙ לא אשח֔ית
wenn ich finde dort |D1s
fünf |D1a
___und vierzig. |D0a
אם־אמצא ש֔ם ארבע֖ים וחמשֽם׃


Einige weitere Beispiele: Gen 24,49; Ex 20,22; Lev 4,21; Jos 3,17; 1 Sam 4,6; 17,9.26.35f..44; 20,7; 22,15; 23,7; 28,20; Jes 34,4; 36,8

Stützwort-Relativsatz-Gefüge[Bearbeiten]

(9) Bei Relativsätzen ist zu unterscheiden zwischen solchen, bei denen Stützwort oder Stützphrase dem Relativsatz direkt vorangehen und solchen, bei denen weiteres Sprachmaterial dazwischen steht. Letztere werden wie einfache Sätze akzentuiert, bei ersteren aber gelten Stützwort / Stützphrase als erste Unter-Einheit der Stützwort-Relativsatz-Gefüge. Daher etwa im nächsten Beispiel die gleich drei aufeinanderfolgenden Zaqefim:

Beispiel 12: Num 35,6:
[[Unter den Städten,]D2s [welche ihr den Leviten geben sollt]]D1s [[sollen sein sechs Zufluchtsstädte]D1s [welche ihr geben sollt |D1s zum Dorthin-Fliehen dem Mörder.]]D0b

Der erste beschließt das erste Satzgefüge, der zweite die Stützphrase des zweiten, der dritte ist im Relativsatz dieses zweiten Satzgefüges Vorakzent vor Athnach:


___[Unter] den Städten, |D2s ואת הער֗ים
welche ihr geben sollt |D2a
___den Leviten|D1s
אשר תתנו֙ ללוי֔ם
[sollen sein] |D2a
___sechs Zufluchtsstädte|D1s
א֚ת שש־ערי המקל֔ת
welche ihr geben sollt |D1s
zum Fliehen dorthin |D1a
___dem Mörder! |D0b
אשר תתנ֔ו לנס ש֖מה הרצ֑ה


(10) Gehört das Sprachmaterial vor Phrasierungskomplexen wie Stützwort-Relativsatz-Gefügen noch zum selben Satz, wird vor dem Akzentuierungskomplex weiterakzentuiert mit einem nächsten Vorakzent des den Phrasierungskomplexes terminierenden Akzents. In den folgenden Beispielen 13-14 sind damit jeweils die drei (!) Zaqefim zwischen Athnach und Silluq zu erklären: Der erste beschließt das Sprachmaterial vor dem Phrasierungskomplex, der zweite die Stützphrase, der dritte ist gewöhnlicher Vorakzent vor dem terminierenden Akzent und wird erst im vorletzten Schritt der Akzentuierung gesetzt (s.o.):

  „vorderer Rest“ Stützphrase Relativsatz
Kön 16,3 = 2 Chr 28,3:___ Er ließ sogar seinen Sohn
durch das Feuer gehenZaqef___
entsprechend den Gräueln___
der Heidenvölker,Zaqef
welche JHWH vertrieben hatteZaqef
vorTifcha den Israeliten.Silluq
Kön 21,9 = 2 Chr 33,9:___ Manasse verleitete sie
zum Tun des BösenZaqef___
noch mehr als die HeidenvölkerZaqef___ welche JHWH vertrieben hatteZaqef
vorTifcha den IsraelitenSilluq


Besteht ein Vers aus nur einem Satz, kann es so zur auf den ersten Blick merkwürdigen Akzentuierung kommen, dass Athnach mitten im Satz steht, obwohl danach noch eine Hauptsatz-Nebensatz-Grenze folgt. So in den Beispielen 15-17:

  „vorderer Rest“ Stützphrase Relativsatz
Gen 19,27:___   Abraham brach morgens aufAtnach zum Ort,Zaqef an welchem er gestanden hatte vor dem Angesicht JHWHs.Silluq
Gen 21,25:___   Abraham richtete den AbimelekAtnach___ wegen der Umstände des WasserbrunnensZaqef___ welchen Abimeleks Knechte geraubt hatten.Silluq
Ex 38,8:___   Er machte das Becken aus Erz
  und das Gestell aus ErzAtnach
aus den Spiegeln der Scharen,Zaqef welche sich schartenZaqef am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft.Silluq


Einige weitere Beispiele: Gen 15,17; Dtn 13,7; 19,2; 21,23 = 24,4; Jos 8,32; 18,7; 22,4; 2 Sam 3,14; 17,25; 1 Kön 5,21; 8,56; 14,24

Redeeinleitung + wörtliche Rede[Bearbeiten]

(11) Bei wörtlicher Rede (WR) sind zu unterscheiden WRs, die durch die Redeeinleitung (RE) le`mor („wie folgt“) eingeleitet werden, und solche, die mit einem Vollverb des Sagens eingeleitet werden. Bei letzteren gelten – sofern die RE lang genug ist – RE + WR als Phrasierungskomplex, bei dem die RE die erste Intonationsphrase ist (RE + WR werden also mit einem Ds terminiert und die RE davor mit Ds+1; s. Beispiel 20-22; vgl. bes. Aronoff 1985, S. 50f.). Erstere dagegen sind kein „Komplex“; hier wird die RE regelmäßig akzentuiert als der erste selbstständige Satzteil des Satzes, den sie einleiten (Beispiel 18-19).

Beispiel 18: Dtn 1,28:
[Wohin sollen wir hinaufziehen?]Rebia [Unsere Brüder haben unser Herz verzagt gemacht le`mor:]Rebia [„Ein Volk, größer und höher als wir!]Zaqef [Städte, groß und befestigt bis zum Himmel!]Athnach [Und auch die Anaqim haben wir dort gesehen!“]Silluq

Nach le`mor steht also nicht Zaqef und vor dem Satz nicht Athnach, wie zu erwarten wäre, wenn der Satz akzentuiert würde nach dem Muster [[RE] [WR: [S1] [S2] ...]], sondern sogar Rebia:

Wohin |D3a
___sollen wir hinaufziehen? |D2s
אנ֣ה׀ אנחנו על֗ים
Unsere Brüder haben verzagt gemacht unser Herz |D3b___
___le`mor |D2s
אחינו המסו את־לבב֜נו לאמ֗ר
Ein Volk, größer und höher |D2a
___als wir!|D1s
עם גדול ורם֙ ממ֔נו
Städte, |D2a
groß und befestigt |D1a
___bis zum Himmel!|D0b
ער֛ים גדלת ובצור֖ת בשמ֑ים
Und auch die Anaqim |D1a
___haben wir dort gesehen!|D0b
וגם־בני ענק֖ים ראינו שֽם׃


Ähnlich in Beispiel 19: 2 Kön 17,27:
[RE=S1: Da gebot der König von Assyrien le`mor:]Rebia [S2: „Lasst dorthin gehen einen der Priester, die ihr von dort ins Exil geführt habt!]Zaqef [S3: Sie sollen gehen und dort wohnen!]Athnach [Er soll sie das Gesetz des Gottes dieses Landes lehren!“]Silluq


Da gebot der König von Assyrien |D3b
___le`mor |D2s
ויצו מלך־אש֜ור לאמ֗ר
Lasst dorthin gehen |D2s
einen der Priester, |D2a
___die ihr von dort ins Exil geführt habt! |D1s___
הליכו ש֙מה֙ אחד מהכהנים֙ אשר הגליתם מש֔ם
Sie sollen gehen |D1a
___und dort wohnen! |D0b
וילכ֖ו וישבו ש֑ם
Er soll sie lehren |D1s
das Gesetz |D1a
___des Gottes dieses Landes! |D0a
ויר֕ם את־משפ֖ט אלהי האֽרץ׃


Ex 13,19; 1 Sam 24,2; 1 Kön 9,5 = 2 Chr 7,18, die auf den ersten Blick Gegenbeispiele zu sein scheinen, sind so zu erklären, dass hier dominant das den ganzen Vers übergreifenden HS-NS-Gefüge ist, dessen Grenze daher durch Athnach markiert ist.

Beispiel 20: Gen 30,14:
... |Athnach [[RE: Rahel sprach zu Lea:]Zaqef [WR: „Gib mir bitte |Zaqef von den Alraunen deines Sohnes!“]]Silluq


Es sprach Rahel |D2a
___zu Lea|D1s
ותאמר רחל֙ אל־לא֔ה
Gib mir bitte |D1s
von den Alraunen |D1a
___deines Sohnes! |D0a___
תני־נא ל֔י מדודא֖י בנֽך׃


Beispiel 21: Ri 16,23:
... |Athnach [[RE: Und sie sprachen:]Zaqef [WR: „Gott hat gegeben in unsere Hand |Zaqef den Simson, unseren Feind!“]]Silluq


___Und sie sprachen: |D1s ויאמר֔ו
Gott hat gegeben |D2a
in unsere Hand |D1s
den |D1a
___Simson, unseren Feind! |D0a___
נתן אלה֙ינו֙ ביד֔נו א֖ת שמשון אויבֽינו׃


Beispiel 22: 1 Sam 5,8:
[S1: Sie sandten [Boten] aus und versammelten alle Fürsten der Philister bei sich.]Rebia [S2: [RE: Und sie sagten:]Rebia [WR: „Was sollen wir tun |Rebia mit der Lade des Gottes Israels?“]]Zaqef [S3: [RE: Und sie sagten:]Zaqef [WR: „Nach Gath werde gebracht |Zaqef die Lade des Gottes Israels!“]]Athnach (S4: Da brachte man die Lade des Gottes Israels.Silluq)

In diesem schönen Beispielsatz, der nebenbei auch eine Satzreihe präsentiert (S1 endet mit Rebia, S2 mit Zaqef, S3 mit Athnach und S4 mit Silluq), ist sowohl die Dreifachsetzung von Rebia als auch die Dreifachsetzung von Zaqef mit der WR zu erklären. S1 ist ein gewöhnlicher Konjunktivsatz und endet daher mit Rebia. Das zweite (transformierte) Rebia terminiert die erste Redeeinleitung, das dritte ist Vorakzent vor dem ersten Zaqef, das die erste WR terminiert. Das zweite Zaqef terminiert die zweite Redeeinleitung, das dritte ist Vorakzent vor Athnach, das die zweite WR terminiert:

Sie sandten aus |D3d
und versammelten alle Fürsten der Philister |D3b___
___bei sich |D2s
וישלח֡ו ויאספו את־כל־סרני פלשת֜ים אליה֗ם
___Und sie sagten: |D2s ויאמרו֙
Was sollen wir tun |D2s
mit der Lade |D2a
___des Gottes Israels? |D1s
מה־נעש֗ה לארון֙ אלהי ישרא֔ל
___Und sie sagten: |D1s ויאמר֔ו
Nach Gath werde gebracht |D1s
Die Lade |D1a
___des Gottes Israels! |D0b
גת יס֔ב אר֖ון אלהי ישרא֑ל
Da brachte man |D1s
die Lade |D1a
___ des Gottes Israels. |D0a___
ויס֕בו את־אר֖ון אלהי ישראֽל׃


Einige weitere Beispiele: Gen 27,42; 30,25; Num 18,24; Ri 6,29; 20,39; 1 Sam 13,19; 2 Sam 5,8; 2 Kön 13,14; Jer 31,7b; Ez 36,1; Jon 3,4; Ijob 1,7 = 2,2

Wichtig aber: "Der erste". S. z.B. 1 Sam 1,8; 9,19.21

Satzpaare[Bearbeiten]

(12) Das „Satzpaar“ ist in der hebräischen Grammatik keine bekannte Größe. Man erkennt sie auch erst, wenn man die Prinzipien der Akzentuierung recht verstanden hat. Daher zunächst eine kurze Hinleitung:

Gen 36,39 wird akzentuiert, wie man es erwarten würde (wenn auch mit Segolta statt häufigeren Rebia):
S1: Es starb Baal-Hanan, der Sohn Akbors. |Segolta S2: An seiner statt wurde Hadar König. |Zaqef S3: Der Name seiner Stadt war Paḡu. |Athnach S4: Und der Name seiner Frau war Mehetabel, Tochter Matreds, Tochter Me-Zahabs. |Silluq

Erwartungsgemäß beschließt Athnach den vorletzten selbstständigen Satz vor Silluq. Vergleichen wir aber andere Sätze, in denen in den letzten beiden Klauseln vor Silluq oder Athnach zwei Menschen oder Entitäten benannt werden, stellen wir ein anderes Akzentmuster fest:

Vers „Rest“ davor Benennung 1 Benennung 2
Gen 4,19 Lamech nahm sich zwei Frauen.Athnach Der Name der einen war AdaZaqef und der Name der anderen war Zilla.Silluq
Gen 29,16 Laban hatte zwei Töchter.Athnach Der Name der älteren war LeaZaqef und der Name der jüngeren war Rahel.Silluq
Rut 1,4 Sie nahmen sich moabitische Frauen.Zaqef Der Name der einen war OrpaZaqef und der Name der anderen war Rut.Athnach
1 Sam 1,2a Er hatte zwei Frauen.Zaqef Der Name der einen war HannaZaqef und der Name der anderen war Peninna.Athnach
1 Sam 14,4___ Zwischen den Pässen [waren zwei Felszacken].Athnach___ Der Name der einen war BozezZaqef___ und der Name der anderen war Sene.Silluq

Offenbar handelt es sich bei diesem fünfmaligen „Der Name von x war X und der Name von y war Y“ um Phrasierungskomplexe: Zwei aufeinanderfolgende Klauseln gehören so eng zusammen, dass sie auch in der Akzentuation nicht als selbstständige Sätze behandelt werden, sondern als zusammengehörige Klauseln eines Akzentkomplexes.
Der Grund für die unterschiedliche Akzentuierung von Gen 36,39 und den folgenden fünf Versen ist übrigens auch nicht die Länge der letzten Klausel; vgl.:

Gen 11,29 Abrahm und Nahor nahmen sich Frauen.Athnach Der Name von Abrahams Frau war SarajZaqef und der Name von Nahors Frau war Milka,Zaqef Tochter Harans, des Vaters von Milka und des Vaters von Jiska.Silluq

Differentia specifica scheint also stattdessen zu sein, dass hebräische Akzentuatoren die Klausel über König Hadar und die über „seine“ Stadt als enger zusammengehörig empfanden als die über den Namen seiner Stadt und die über den Namen seiner Frau.
Entsprechendes findet sich bei Weitem nicht nur mit Namen. 1 Sam 1,2 etwa geht weiter:

1 Sam 1,2b Der Name der einen war Hanna und der Name der anderen war Peninna.Athnach Peninna hatte Kinder,Zaqef Hanna dagegen hatte keine Kinder.Silluq

Vgl. entsprechend:

1 Sam 11,8 Er musterte sie in Bezek:Athnach Die Israeliten waren 300.000Zaqef und die Judäer waren 30.000.Silluq
2 Sam 24,9 Joab gab dem König die Zahl des gemusterten Volkes an:Athnach In Israel waren es 800.000 bewehrte KriesgsmännerZaqef und an judäischen Männern waren es 500.000 Männer.Silluq
1 Kön 22,20 Und JHWH sagte: Wer will Ahab bereden, so dass er hinaufzieht und in Ramoth-Gilead fällt?Athnach Und dieser sprach soZaqef und jener sprach so.Silluq

Bei Versen aus nur einem Satz begegnet Entsprechendes auch mit Phrasen; vgl. entsprechend:

Ex 25,32 Sechs Arme sollen von ihren Seiten ausgehen:Athnach Drei Arme der Menora von der einen SeiteZaqef und drei Arme der Menora von der anderen Seite.Silluq
Ex 37,3 Er goss für sie vier Ringe aus Gold an ihren vier Ecken:Athnach Zwei Ringe an ihrer einen SeiteZaqef und zwei Ringe an ihrer anderen Seite.Silluq
1 Kön 6,34 Und zwei Torflügel aus Zypressenholz:Athnach Aus zwei drehbaren Seiten den einen FlügelZaqef und aus zwei drehbaren Seiten den anderen Flügel.Silluq
1 Kön 7,17 Netzwerkgeflechte ... waren an den Kapitellen ...:Athnach Sieben an dem einen KapitellZaqef und sieben an dem anderen Kapitell.Silluq


Dieses Akzentmuster ist offensichtlich sehr bedeutsam für die biblische Poesie mit ihren vielen „parallelen“ Sätzen: Offenbar gibt es ein Akzentmuster, an dem sich direkt ablesen lässt, dass hebräische Akzentuatoren zwei Klauseln als „parallel“ im engen Sinn aufgefasst haben. Entsprechend begegnet es in Poesie auch weit häufiger als in Prosatexten; vgl. allein im Folgenden nur die wegen dem Akzentmuster Athnach – Zaqef – Silluq eindeutigen Bspp. aus dem Kapitel Jes 1.
Es wäre gewinnbringend, zu analysieren, wann genau zwei Sätze im Hebräischen als „parallel“ und daher als „zusammengehörig“ empfunden wurden. An den folgenden Beispiel sieht man aber, wie vielfältig Sätze dieses Akzentmusters sein können:

V. 2 ...|Athnach___ Kinder habe ich großgezogen und aufgezogen,Zaqef sie aber sind von mir abgefallen.Silluq
V. 3 Israel kennt nichts,Zaqef mein Volk versteht nichts.Silluq
V. 5: Der ganze Kopf ist krank,Zaqef das ganze Herz ist schwach.Silluq
V. 9 Wie Sodom waren wir,Zaqef Gomorra glichen wir.Silluq
V. 23 Der Waise schaffen sie nicht Recht,Zaqef der Streit der Witwe kommt nicht vor sie.Silluq
V. 24___ Ha!, ich werde mich ergötzen an meinen GegnernZaqef___ und Rache nehmen an meinen Feinden!Silluq


Übrigens können solche Satzpaare auch dreigliedrig sein:

Jes 1,4 ...|Athnach___ Sie haben JHWH verlassen,Rebia haben den Heiligen Israels verschmäht,Zaqef___ sind nach hinten gewichen!Silluq
Jes 10,13 Ich verrückte die Grenzen der VölkerRebia und plünderte ihre SchätzeZaqef und stieß herab als Gewaltiger Bewohner.Silluq
Jes 41,26 Da war auch kein Verkünder,Rebia da war auch kein Hörender,Zaqef da war auch kein Hörer eurer Worte!Silluq
Jes 66,24 Denn ihr Wurm wird nicht sterbenRebia und ihr Feuer nicht erlöschenZaqef und sie werden abscheulich sein für alles Fleisch!Silluq
Jer 40,10 Ihr aber sammelt Wein und Obst und ÖlRebia und tut sie in eure GefäßeZaqef und wohnt in euren Städten, die ihr besitzt!Silluq
Jer 51,25___ Ich will meine Hand gegen dich ausstreckenRebia___ und dich vom Fels hinabstürzenZaqef und dich zu einem verbrannten Berg machen!Silluq
Ez 13,11 Es kommt eine Regen-FlutRebia und ihr Hagelsteine werdet fallenZaqef und ein Sturmwind wird losbrechen!Silluq
Ez 22,25 Sie fressen Seelen,Rebia nehmen Reichtum und Schätze,Zaqef mehren Witwen in seiner Mitte!Silluq


Einige weitere Akzentkomplexe[Bearbeiten]

(13) Zuletzt in diesem Abschnitt zu nennen sind eine weitere Gruppe von Konstruktionen. Anders als die vier Konstruktionen oben handelt es sich hier nicht um Phänomene der Satzfügung, sondern um Phänomene des Baus phonologischer Phrasen. Dennoch können (!) sie im Hebräischen auf eine Weise akzentuiert werden, die mehr an die Akzentuierung gefügter Sätze als an die der gleich zu besprechenden gefügten Phrasen erinnert: So nämlich, als wären sie ein-teilige Akzentkomplexe. Bisher gefunden habe ich nur die Folgenden; es ist aber davon auszugehen, dass es noch mehrere solcher Konstruktionen gibt. Ich fette jeweils die relevanten Akzente.

(13.1): Lange Listen:

Vers „Rest“ vor Liste Liste „Rest“ nach Liste
Gen 6,7 JHWH sprach: Ich will den Menschen, welchen ich geschaffen habe, vernichten von der Erdoberfläche –Zaqef vom Menschen bis zum ViehZaqef bis zum Gekreuch und bis zum Gefügel des Himmels –Athnach denn ich bereue es, dass ich sie gemacht habe!Silluq
2 Kön 24,12 Judas König Jojakin ging zum König von Babel –Zaqef er und seine MutterZaqef und seine Knechte und seine Obersten und seine Kämmerer.Athnach Und der König von Babel nahm ihn im achten Jahr seiner Regierung gefangen.
2 Chr 31,5 Als das Wort bekannt wurde,Rebia brachten die IsraelitenRebia die Erstlingsfrucht vom Getreide,Rebia vom Most, vom Öl und vom HonigZaqef und von allem Ertrag des Feldes.Athnach Und den Zehnt von allem brachten sie in Menge.Silluq
Jer 7,34 Ich werde hören lassen in den Städten Judas und in den Straßen Jerusalems:Zaqef Die Stimme der Wonne und die Stimme der Freude,Zaqef die Stimme des Bräutigams und die Stimme der Braut,Athnach denn das Land soll zur Wüste werden!Silluq

Fast standardmäßig steht in diesem Akzentkontext statt dem ersten Zaqef aber Segolta:

Ex 39,5 Der Gürtel ... war von gleicher Machart –Segolta [aus] Gold, Blaupurpur, Rotpurpur und Läuse-Karmesin und verwobenem Byssus –Athnach [so], wie JHWH es Mose geboten hatte.Silluq
Num 7,17-88 (14x) Zum Friedensopfer zwei Rinder;Segolta fünf Widder, fünf Böcke, fünf einjährige Lämmer;Athnach dies [war] die Opfergabe von Nachschon, dem Sohn Amminadabs.
Dtn 12,12 Ihr sollt euch vor eurem Gott JHWH freuen –Segolta ihr und eure Söhne und eure Töchter und eure Knechte und eure Mägde –Athnach und der Levit, der in euren Toren ist, weil er anders als ihr kein Erbteil hat.Silluq
Dtn 14,23 Du sollst vor deinem Gott JHWH essen...– Segolta das Zehnt deines Getreides, deines Mostes und deines Öls und die Erstgeborenen deines Rinds und deines Kleinviehs –,Athnach auf dass du deinen Gott JHWH alle Tage fürchten lernst.Silluq
Ri 1,27 Manasse vertrieb nicht Bet-Schean und seine Tochterstädte und Taanak und seine Tochterstädte –Segolta und die Bewohner von Dor und seine Tochterstädte und die Bewohner von Jibleam und seine Tochterstädte und die Bewohner von Megiddo und seine Tochterstädte –Athnach und die Kanaaniter wollten in diesem Land wohnen bleiben.Silluq
2 Sam 5,11 = 2 Chr 14,1 Hiram, der König von Tyrus, sandte Boten zu David –Segolta und Zedern-Holz und Holz-Handwerker und Mauerstein-Handwerker –Athnach und sie bauten ein Haus für David.Silluq
2 Sam 6,19 Er verteilte an das ganze Volk ... vom Mann bis zur Frau:Segolta jedem ein Brot-Gebäck und einen Kuchen und ein Rosinen-Gebäck –Athnach und jeder aus dem Volk ging nach Hause.Silluq
1 Chr 29,21 (Sie opferten Brandopfer am folgenden Tag) –Segolta 1000 Ochsen, 1000 Widder, 1000 Schafe und ihre Trankopfer –Athnach und eine Menge Schlachtopfer für Israel.Silluq


Vgl. allerdings Ex 39,5 mit Ex 39,29 und Jer 7,34 mit Jer 25,10 – zwei schöne Beispiele dafür, dass bei Listen diese Akzentuationsweise fakultativ ist.


Beispiel 23: Ez 28,13
muss man wahrscheinlich so erklären, dass gleich drei Listen aufeinander folgen, die jeweils mit md. einem syndetischen Glied abgeschlossen werden:

In Eden, im Garten Gottes, |D3b
___warst du |D2s
בעדן גנ־אלה֜ים הי֗ית
___Jeglicher Edel-Stein [war] deine Decke: |D2s כל־אבן יקרה מסכת֙ך֙
(1) Sardis, Topaz |D3b
___und Diamant |D2s
אדם פטד֞ה ויהל֗ם
(2) Chrysolith, Onyx |D2a
___und Jaspis |D1s
תרשיש ש֙הם֙ וישפ֔ה
(3) Saphir, Smaragd |D1s
und Karfunkel |D1a
___und Gold. |D0b
ספיר נ֔פך וברק֖ת וזה֑ב
Das Werk deiner Tamburine und deiner Pfeifen |D2a___
___war bei dir; |D1s
מלאכת תפיך ונקב֙ביך֙ ב֔ך
Am Tag deiner Schöpfung |D1a
___wurden sie gefertigt. |D0a___
ביום הבראך֖ כונֽנו׃


In Beispiel 24: Neh 8,15:
scheinen „Olivenbaum“ und „Ölbaum“ einander zu nah zu sein, als dass sie ungeschieden in der folgenden Liste aufgehen hätten können:

|Segolta
___Geht auf den Berg!|D2s
צאו הה֗ר
Holt |D2s
Zweige vom Olivenbaum |D2a
___und Zweige vom Öl-Baum – |D1s
והב֙יאו֙ עלי־ז֙ית֙ ועלי־עץ ש֔מן
Und Zweige von Myrte |D2a
Und Zweige von Palme |D1s
___und Zweige vom dichtbelaubten (?) Baum –, |D0b
ועלי הדס֙ ועלי תמר֔ים ועל֖י עץ עב֑ת
um Hütten zu machen, |D1a
___wie geschrieben steht |D0a
לעשת סכ֖ת כהכתֽוב׃


(13.2) ben ... uben:
Ist eines der beiden Glieder des komplexen Präpositionalausdrucks ben ... uben („zwischen ... und ...“) ausreichend lang, kann ebenso akzentuiert werden wie eben bei den Listen vorgeführt wurde:

Beispiel 25: 1 Sam 14,42:

___Saul sprach:|D1s ויאמר שא֔ול
Lost|D1s
zwischen mir |D1s
und |D1a
___meinem Sohn Jonathan! |D0b___
הפ֕ילו בינ֕י וב֖ין יונתנ בנ֑י
Da wurde Jonathan |D1a
___gelost. |D0a
וילכ֖ד יונתֽן׃


Das erste Zaqef terminiert die Redeeinleitung, das zweite ist Vorakzent vor Athnach außerhalb des einteiligen Akzentkomplexes, das dritte Vorakzent vor Athnach innerhalb desselben.

Für dieses Akzentmuster kommen viele Stellen infrage. Weil ben ... uben als Präpositionalphrase aber meist am Ende von Klauseln steht, gibt es nicht viele Stellen, an denen sich dies eindeutig erkennen lässt. Klar sind aber z.B. noch:


Vers „Rest“ vor Präpositionalphrase Präpositionalphrase
Gen 9,16 ... |Athnach ... um zu gedenken des ewigen Bundes –Zaqef___ zwischen GottZaqef und zwischen allen Lebewesen unter allem FleischTifcha, das auf der Erde ist.Silluq
Ex 26,33 ... |Athnach Der Vorhang soll für euch scheidenZaqef zwischen dem HeiligenZaqef und dem Aller-Heiligsten.Silluq
Jos 18,11___ ... |Athnach Es kam heraus das Gebiet ihres LosesZaqef zwischen den Judäern,Zaqef und den JosefitenSilluq
Ri 11,27 ... |AthnachEs richte heute JHWH, der Richter,Zaqef zwischen den IsraelitenZaqef und den Ammonitern!Silluq



(5.7.3): Komplexe Zahlenangaben.

Das Muster ist aber offensichtlich und findet sich recht häufig. Z.B. hier: Gen 5,7-8: [Und es lebte Set, nachdem er Enosch gezeugt hatte:]Zaqef [7 JahreZaqef und 8x100 Jahre.]Athnach [Und er zeugte Söhne und Töchter.]Silluq [Und es waren alle Tage Sets:]Zaqef [2+10 JahreZaqef und 9x100 Jahre.]Athnach [Und er starb.]Silluq, Entscheidend scheint die Komplexität und Länge der Zeitangaben zu sein; dagegen vgl. nämlich im nächsten Vers: Gen 5,9: [Und es lebte EnoschTifcha 90 Jahre.]Athnach [Und er zeugte Kenan.]Silluq, doch sofort geht es weiter: Gen 5,10: [Und es lebte Enosch, nachdem er Kenan gezeugt hatte:]Zaqef [5+10 JahreZaqef und 8x100 Jahre.]Athnach [Und er zeugte Söhne und Töchter.]Silluq Allein in diesem Kapitel finden sich noch eine ganze Reihe weiterer Belege. Drei andere Beispiele: Ex 38,25: [Und das Silber der Gemusterten der GemeindeTifcha (betrug) 100 Talente]Athnach [und 1000 und 7x100Geresch und 5+70Tebir SchekelTifcha nach den Schekeln des Heiligtums]Silluq Ex 38,26: ...Athnach [[Von jedem, der übergingGeresch zu den GemustertenRebia vom Alter von 20 JahrenPaschta und darüber]Zaqef [von 600x1000Paschta und 3x1000Zaqef und 5x100Tifcha und 50.]]Silluq Num 2,32: ...Athnach [[Alle Gemusterten der LagerPaschta nach ihren Heeren (waren):]Zaqef [600x1000Paschta und 3x1000Zaqef und 5x100Tifcha und 5.]]Silluq

5.7.4 Parenthesen:
Dtn 3,19; 1 Sam 3,3 (dazu Japhet 1896, S. 20);

Rekursivität[Bearbeiten]

Ex 18,3;

2 WRs:

Beispiel 27: Gen 3,1:

Beispiel 28: Ez 33,30:

Wörtl. Rede vs. HS.-NS-Gefüge Gen 23,8; Ex 33,15; Num 21,2.
Aber häufiger: Gen 18,26; Gen 32,9; Ri 6,17; Ri 13,12; Ri 16,11; Est 5,4; Est 7,3.

Grenzen prosodischer Phrasen[Bearbeiten]

...

Consecutio extraordinaria[Bearbeiten]

(?) Man spreche sich einmal vor:

1. Fünf Brote.
2. Fünf Brote und zwei Fische.
3. Fünf Brote und zwei Fische vermehrte Jesus.
4. Jesus vermehrte fünf Brote und zwei Fische.

Wer sich selbst noch einmal aufmerksam belauscht haben wird, wird erstens festgestellt haben, dass die Sprechpause zwischen fünf und Brote von (1) bis (3) immer kürzer geworden ist. Er wird zweitens festgestellt haben, dass auch die Sprechpause zwischen fünf Brote und zwei Fische in (2) länger war als in (3), und drittens, dass dieselbe in (4) wieder länger war als in (3).
Es sind dies zwei gegenläufige prosodische Regelmäßigkeiten: Die End-Dehnung, die dazu führt, dass prosodische Pausen gegen Ende hin länger und deutlicher ausgesprochen werden (vgl. zu dieser Konstante z.B. Vaissière 1983, S. 60f.) und die Anfangsbeschleunigung, die recht eigentlich eine Beschleunigung des Sprechtempos bei komplexen (weil längeren) prosodischen Einheiten insgesamt ist und die mit sich bringt, dass prosodische Pausen am Anfang solcher prosodischen Einheiten wegfallen, während sie bei ensprechenden kürzeren Einheiten noch gesetzt würden (vgl. zu dieser Konstante z.B. Jun 2012, S. 1222f.).
Beide Regelmäßigkeiten gelten auch für das Hebräische, und: sie werden auch in der Akzentuierung abgebildet. Blicken wir noch einmal auf
Beispiel 6: Jes 3,24:
Und es wird geschehen: Statt Duft [wird] Moder [sein]. Und statt Gürtel [wird] Strick [sein]. Und statt gemachter Haarpracht [wird] Glatze [sein]. Und statt Mantel [wird] Sacktuch [sein]. Brandnarbe [wird] statt Schönheit [sein].


1. Und es wird geschehen: K (!) והיה֩
2. Statt Duft |D3b
___wird Moder sein. |D2s
תחת ב֜שם מק יהי֗ה
___3. Und statt Gürtel wird Strick sein. | D2s ותחת הגורה נקפה֙
4. Und statt gemachter Haarpracht |D2a___
___wird Glatze sein. |D1s
ותחת מעשה מקשה֙ קרח֔ה
5. Und statt Mantel |D1a
___wird Sacktuch sein. |D0b
ותחת פתיג֖יל מחגרת ש֑ק
6. Brandnarbe wird statt |D1a
___Schönheit sein. |D0a
כי־ת֖חת יֽפי׃


„Streng genommen“ wäre das erste Wort ein selbstständiger Satz. Doch diese Phrasengrenze entfällt am Anfang dieses Verses und das Wort wird stattdessen sogar mit einem konjunktiven Akzent mit dem Folgenden verbunden – ein schönes Beispiel für Anfangsbeschleunigung. Dagegen vergleiche man, wie jeweils die Präpositionalphrasen am Ende der einzelnen Sätze akzentuiert wurden: Die Präp. „statt“ bildet stets mit der folgenden Präpositionalergänzung (z.B. „Duft“, „Gürtel“ usw.) eine gemeinsame Konjunktivphrase. Nur nicht im letzten Satz; dort wird selbst das zweisilbige Wort jopi („Schönheit“) als eigene prosodische Phrase abgegrenzt – ein schönes Beispiel für die End-Dehnung.
Anfangsbeschleunigung war sogar noch auffälliger in
Beispiel 1: Ri 10,6:
Sie dienten den Baalen und den Ascheren und den Göttern Arams und den Göttern Sidons und den Göttern Moabs und den Göttern der Kinder Ammon und den Göttern der Philister.


1. Die dienten den Baalen und den Ascheren |D3d
2. und den Göttern Arams und den Göttern Sidons |D3b___
3. und den |D3a
Göttern Moabs |D2s
4. und den |D2a
Göttern der Söhne Ammons |D1s
5. und den |D1a
___Göttern der Philister. |D0b
ויעבד֣ו את־הבעל֣ים ואת־העשתר֡ות
ואת־אלה֣י ארם֩ ואת־אלה֨י ציד֜ון
וא֣ת׀ אלה֣י מוא֗ב
ואת֙ אלה֣י בני־עמ֔ון
וא֖ת אלה֣י פלשת֑ים


Man vergleiche hier, wie jeweils die Nominalphrasen akzentuiert werden: Am Anfang werden sogar je zwei Nominalphrasen inklusive ihren Objektpartikeln „(und) den“ zu Konjunktivphrasen zusammengezogen; ab Glied 3 aber wird getrennt: „und den | Göttern Moabs |“, „und den | Göttern der Söhne Ammons |“ usw.


Beispiel ?: Jer 52,25
Aus der Stadt |Pazer nahm erK (!) [[SP: einen Kämmerer,]Geresch (!) [RS: welcher Aufseher war über die Kriegs-Leute,]]Rebia [[SP: und sieben Männer von den das Angesicht des Königs Sehenden,]Paschta (!) [RS: welche gefunden wurden in der Stadt,]]Zaqef [[SP: und den Schreiber des Heeres-Obersten,]Zaqef [RS: der musterte das Volk des Landes,]]Athnach [[SP: und sechzig Mann vom Volk des Landes,]Zaqef [RS: die gefunden wurden im Inneren der Stadt.]]Silluq

Hier folgen vier Relativsätze aufeinander. Die Phrasierungskomplexe insgesamt bilden wieder eine Satzreihe: Der erste schließt mit Rebia, der zweite mit Zaqef, der dritte mit Athnach und der vierte mit Silluq. Wie die Stützphrase terminiert wird, unterscheidet sich aber von Satz zu Satz: Die letzten beiden haben erwartungsgemäß vor Athnach und Silluq jeweils Zaqef. Die ersten beiden dagegen werden durch die schwachen (!) Trenner Geresch und Paschta gerade nicht terminiert: Hier enden zwar prosodische Phrasen; die Intonationsphrasengrenzen sind am Anfang dieses langen Satzes aber entfallen. Auch vor dem ersten Relativsatzgefüge ist eine prosodische Phrasengrenze entfallen; das Verb trägt konjunktiven Akzent und wurde danach strenggenommen mit in die Stützphrase hineingezogen.


(?) End-Dehnung, aus der eine andere Textgliederung folgt, tritt vor Silluq und Athnach nur auf, wenn eines der beiden letzten Wörter „lang“ ist (also mindestens zwei Silben vor der Haupttonsilbe hat), vor Zaqef nur, wenn das Zaqef-Wort lang ist.


Beispiel ?: In Hos 3,5 schließt die Athnach-Phrase mit ואת דוד מלכם. Weil die letzten beiden Wörter als appositionelle Verbindung eng zusammengehören (s.u.), ist der Text zu gliedern in ואת einerseits und דוד מלכם andererseits. Weil beide Wörter kurz sind, ist das z.B. im Codex Leningradensis auch der Fall: וא֖ת דו֣ד מלכ֑ם. In einigen Handschriften allerdings (z.B. G10, G26, NA5) ist ואת דוד allerdings durch Maqqef verbunden und damit ein langes Wort; infolge dessen wird anders gegliedert: ואת־דו֖ד מלכ֑םtrotz der appositionellen Verbindung.

Beispiel ? Gen 25,3 vs. 1 Chr 1,32

Beispiel ? 2 Sam 17,25 vs. 1 Chr 2,17


Weitere Beispiele: ...

End-Dehnung erklärt außerdem das Phänomen der Pausa, das nur indirekt für die Akzentuierung relevant ist: Am Ende von Intonationsphrasen – besonders bei Athnach-Wörtern und Silluq-Wörtern – werden Wörter im Heb. häufig so sehr gedehnt, dass sie anders vokalisiert und an anderen Stellen des Worts akzuentuiert werden als an anderen Stellen von Intonationseinheiten (vgl. z.B. Dresher 1994, S. 13; Bat-El / Himmelreich uvö., S. 13f.18-26).


Beispieltext: Die Akzentuierung von Rut 1[Bearbeiten]

...

Akzentfolge des tiberischen Poesie-Systems[Bearbeiten]

...

Beispieltext: ...[Bearbeiten]

...

zitierte Literatur[Bearbeiten]