Syntax ungeprüft
Lesefassung (Genesis 1)
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Anmerkungen
Studienfassung (Genesis 1)
1 Als (nachdem, bevor)〈a〉 Gott begann (begonnen hatte)〈b〉, die Welt (Himmel und Erde, die Himmel und die Erde)〈c〉 zu schaffen (teilen)〈d〉,
2 war die Erde (- da war die Erde)〈e〉 Null und Nichts (leer, sinnlos, zerstört?)〈f〉: (stattdessen) war Dunkelheit auf der Oberfläche (dem Gesicht) der Tiefe (Urtiefe, Wasser)〈g〉 und starker Wind stürmte (ein Wind/der Atem Gottes wehte, der Geist Gottes schwebte (?))〈h〉 über der Oberfläche (dem Gesicht) des Wassers (der Wasser).
3 Da〈i〉 sprach Gott: Helligkeit (Licht)〈j〉 soll (wird) entstehen (sein, werden)! Da entstand (war, wurde) Helligkeit (Licht).
4 Gott sah, dass die Helligkeit (das Licht) gut war.〈k〉
Dann trennte (teilte, unterschied) Gott {zwischen}〈l〉 das Licht {und} von (zwischen) der Finsternis (Dunkelheit). 5 Gott nannte (rief)〈m〉 die Helligeit (das Licht) „Tag“, die Finsternis (Dunkelheit) aber〈n〉 nannte (rief) er „Nacht“.
Es wurde (war) Abend und es wurde Morgen: Ein „Tag“ (der erste Tag)〈o〉.
6 Dann sprach Gott: Ein Schalenförmiges (Gewölbe, Firmament)〈p〉 soll (wird) inmitten des Wassers entstehen (sein, werden) und es soll ein Trenner zwischen Wasser und Wasser sein (es soll Wasser von Wasser trennen). So geschah (war) es〈q〉. (auch:)〈r〉
7 Gott machte das Schalenförmige (Gewölbe, Firmament) und trennte (teilte, schied) [so] {zwischen}〈l〉 das Wasser {welches} unterhalb des Schalenförmigen (Gewölbes, Firmaments) {und zwischen} [vom] Wasser {welches} über dem Schalenförmigen (Gewölbe, Firmament).〈s〉 {So geschah (war) es.}〈q〉
8 Gott nannte das Schalenförmige (Gewölbe, Firmament) „Himmel“.〈t〉
Es wurde (war) Abend und es wurde Morgen: Ein zweiter〈u〉 Tag.
9 Dann sprach Gott: Das Wasser (die Wasser) soll sich von unter dem Himmel [weg] an (zu … hin) einen Ort〈v〉 sammeln (gesammelt werden)〈w〉 und Trockenes (das Festland) soll zum Vorschein kommen (erscheinen, sich zeigen). So geschah (war) es.
10 Gott nannte (rief) das Trockene (das Festland) „Erde“ und die Ort des Wassers nannte (rief) er „Meer“.
Gott sah, dass [es] gut [war].
11 Weiterhin (dann) sprach Gott: Die Erde soll auf Erden Grünes grünen lassen:〈x〉 Samen tragendem Getreide〈y〉 und 〈z〉 verschiedenste Arten von〈aa〉 Frucht tragenden Fruchtbäumen, {die} [deren Früchte] ihren Samen in sich haben. So geschah es.
12 Die Erde lies lies Grünes grünen: verschiedenste Arten von Samen tragendem Getreide und verschiedenste Arten von Frucht tragenden Fruchtbäumen, {die} [deren Früchte] ihren Samen in sich haben.
Gott sah, dass es gut war (ist).
13 Es wurde (war) Abend und es wurde Morgen: Ein dritter Tag.
14 Dann sprach Gott: Lichter sollen am Schalenförmigen (Gewölbe, Firmament) des Himmels (, das der Himmel ist)〈ab〉 entstehen (sein), um (so dass) {zwischen} den Tag {und} von (zwischen) der Nacht zu trennen (teilen, scheiden). Sie sollen als Zeichen für (und als)〈ac〉 Festzeiten (Jahreszeiten)〈ad〉 und für (als) Tage und Jahre dienen (sein)
15 und sie sollen als Lichter〈ae〉 am Schalenförmigen (Gewölbe, Firmament) des Himmels (, das der Himmel ist)〈af〉 dienen (sein), um (so dass) über der Erde zu scheinen (leuchten). So geschah (war) es.
16 Gott machte die beiden großen Lichter: das größere〈ag〉 Licht zur Herrschaft (Beherrschung) über den Tag (am Tag)〈ah〉 und das kleinere Licht zur Herrschaft (Beherrschung) über die Nacht (zur Nacht)〈ai〉; auch die Sterne.
17 Gott setzte (gab) sie an (in) das Schalenförmige (Gewölbe, Firmament) des Himmels (, das der Himmel ist), damit (so dass) sie über der Erde schienen (leuchteten)
18 und damit (so dass) sie über den Tag und die Nacht herrschten und damit (so dass) sie {zwischen} die Helligkeit (das Licht) {und} von (zwischen) der Finsternis (Dunkelheit) trennten (teilten, schieden).
Gott sah, dass [es] gut [war].
19 Es wurde (war) Abend und es wurde Morgen: Ein vierter Tag.
20 Dann sprach Gott: Das Wasser (die Wasser) soll schwärmen mit Schwärmen lebendiger Wesen (Seelen, Leben) und Vögel (fliegende Tiere)〈aj〉 sollen über der Erde unter (an)〈ak〉 dem Schalenförmigen (Gewölbe, Firmament) des Himmels (, das der Himmel ist) fliegen.〈al〉
21 Gott erschuf die großen Meereslebewesen (Seeungeheuer, Seeschlangen)〈am〉 und all die verschiedenen Lebewesen, die im Wasser schwärmen (wimmeln) und all die verschiedenen geflügelten Tiere〈an〉.
Gott sah, dass [es] gut [war].
22 Und Gott segnete sie folgendermaßen (indem er sprach)〈ao〉: „Seid fruchtbar und vermehrt euch (werdet zahlreich)〈ap〉 und füllt das Wasser im Meer (in den Meeren), und die Vögel sollen sich über (auf, in) der Erde vermehren (zahlreich werden)!“
23 Es wurde (war) Abend und es wurde Morgen: Ein fünfter Tag.
24 Dann sprach Gott: Die Erde soll verschiedenste Arten von Lebewesen hervorbringen: Verschiedenste Arten von Vieh, Reptilien (kriechende Tiere) und wilden Tieren〈aq〉 (Tieren des Feldes)〈ar〉 nach ihrer Art. So geschah (war) es.
25 Gott machte verschiedenste Arten von wilden Tieren (Tieren des Feldes), verschiedenste Arten von Vieh und all die verschiedenen Arten von Reptilien (kriechenden Tiere). Gott sah, dass [es] gut [war].
26 Weiterhin sprach Gott: Ich will (Wir wollen/werden, Lasst uns)〈as〉 Menschen (die Menschheit, Adam)〈at〉 als mir (uns) ähnliches〈au〉 Widerpart〈av〉 machen! (Damit)〈aw〉 Sie sollen über die Fische {des Meers} und über die Vögel {des Himmels}〈ax〉 und über das Vieh und über die ganze Erde (alle wilden Tiere)〈ay〉 und über alle auf der Erde kriechenden Reptilien (kriechenden Tiere) herrschen (knechten).〈az〉
27 Und Gott erschuf den Menschen in (nach, als) seinem Bild (Abbild)〈ba〉, im (nach dem, als) Bild Gottes erschuf er ihn, männlich und weiblich〈bb〉 erschuf er sie.
28 Danach (und) segnete Gott sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch (werdet zahlreich); {und} füllt die Erde (Land), {und} unterwerft sie und herrscht über die Fische [im] Meer, {und} über die Vögel [am] Himmel und über alle (jedes) Wesen (alles Leben), die auf der Erde kriechen!〈bc〉
29 {und} Gott sagte: Hiermit (schaut, siehe)〈bd〉 gebe ich〈be〉 euch alle Pflanzen (jede Pflanze), die Samen tragen (erzeugen)〈bf〉,〈bc〉 die auf der Oberfläche der ganzen Erde wachsen, und alle Bäume (jeden Baum, alles Gehölz), die in ihren〈bg〉 {Baum}Früchten Samen tragen. [Sie] werden (sollen)〈bh〉 euch als (zur) Nahrung dienen (gehören, sein),
30 und jedem (wilden) Tier (Lebewesen, Leben) des Landes (der Erde), {und} jedem Vogel (allen Vögeln) [am] Himmel und jedem [Tier], das auf der Erde kriecht (sich regt),〈bi〉 das in sich ein lebendes (atmendes) Leben [ist] ([hat]), [werden] alle Grünpflanzen als (zur) Nahrung [dienen]〈bj〉. Und so geschah (war) es.
31 Und (da, dann) Gott betrachtete (sah) alles, was er gemacht hatte (machte), und sah (siehe, ja), [dass es] sehr gut [war]. Und es wurde (war) Abend und es wurde (war) Morgen: ein (der) sechster Tag.
Anmerkungen
a | vgl. Lexikon, Lemma בְּ (Zurück zu v.1) |
b | Diese Fußnote wird lang, denn die Syntax von Gen 1,1-3 ist eines der meistdiskutierten bibelexegetischen Fragen überhaupt. Ungeduldige können daher hier direkt zu unserer Lösung der Frage springen. Die ersten beiden Worte lauten בְּרֵאשִׁית בָּרָא; sie setzen sich zusammen aus der Präposition בְּ (die hier sehr sicher als temporales בְּ zu deuten ist), dem Substantiv רֵאשִׁית, das hier nur die Bedeutung „Anfang“ haben kann und dem Verbum בָּרָא, „er schuf“. Traditionell wurden sie meist übersetzt als selbstständiger Satz: „Am Anfang schuf...“. Diese Lesart ist aber auf entschiedenen Widerspruch gestoßen: Wenn der Text hier tatsächlich von einem bestimmten Anfang sprechen sollte, würde man hier eigentlich eine sogenannte „referential determiner phrase“ erwarten; d.h., man würde erwarten, dass רֵאשִׁית durch einen bestimmten Artikel determiniert wäre und das erste Wort daher nicht בְּרֵאשִׁית, sondern בָּרֵאשִׁית lauten würde. Die eigentliche Frage, die zu diesem Vers gestellt werden muss, ist also, warum hier der Artikel fehlt und ob der Satz auch ohne Artikel als selbstständiger Satz gelesen werden kann.
(Zurück zu v.1) |
c | Der Merismus „Himmel und Erde“ ist im Hebräischen der Standart-Ausdruck für den Kosmos/das Universum; vgl. ad loc. Arbez/Weisengoff 1948, S. 146; Sasson 1992, S. 184; Scharbert 1990, S. 39; Soggin 1997, S. 23f.; Waltke 1975, S. 218; Wenham 1987; Westermann 1983, S. 140f. Gerne wird geschrieben, als solcher könne er nur für eine „geordnete“ Welt stehen und deshalb könnten Vv. 1-2 gar nicht ausdrücken, dass die Welt, die Gott schafft, anfangs chaotisch sei, aber das ist nur Eisegese. (Zurück zu v.1) |
d | Auch über das Verb בָּרָא ist schon viel geschrieben worden. Vor allem wird es häufig überhöht: Im Qal ist immer JHWH das Subjekt der בָּרָא-Tätigkeit, außerdem habe es nie eine Präposition oder einen Akkusativ des Stoffes bei sich, der angibt, dass etwas aus etwas geschaffen würde. Man folgert daraus dann, dass בָּרָא das Wort sei, dass ausschließlich für die Schöpfertätigkeit Gottes vorbehalten wäre. Diese Überhöhung ist vermutlich ohne Basis. בָּרָא bedeutete wohl ursprünglich „spalten, schneiden“ - eine Bedeutung, die es auch zu biblischen Zeiten noch im Piel hat - und steht auch im Qal durchaus nicht stets für eine Neuschöpfung, sondern auch für das Umarbeiten von etwas; vgl. z.B. Jes 43,15; Jes 65,18 (so ad loc. auch NET, auch König 1919, S. 132. Aus der Bedeutung „spalten, schneiden“ jedenfalls hat sich vermutlich irgendwann die Bedeutung „schaffen“ entwickelt, und einige Exegeten denken, dass es diese Bedeutung auch zu biblischen Zeiten auch noch im Qal habe, unter anderem auch in Gen 1 - so z.B. Dantinne 1961, van Wolde 2009 und Rezetko / van Wolde 2011. Die beiden Aufsätze von van Wolde sind philologisch sehr sauber gearbeitet und würden für Gen 1,1-2-3 durchaus Sinn ergeben; allerdings machte es genau so viel Sinn, wenn בָּרָא hier einfach synonym zu עָשָה „machen“ verwendet würden - und da man für diese Deutung nicht die Piel-Bedeutung auch für das Qal ansetzen muss, geben auch wir ihr hier den Vorzug. (Zurück zu v.1) |
e | Exegeten, die gleich uns für V. 1 eine Constructus-Deutung vertreten, sind sich uneins darin, ob dieser Vers dann Vordersatz zu (1) V. 2 sei oder zu (2) V. 3 und V. 2 dann als „Parenthese“ zu deuten wäre. Gegen Deutung (2) wurde gelegentlich ins Feld geführt, dass Parenthesen asyndetisch konstruiert würden, und da sich V. 2 mit der Konjunktion וְ an V. 1 anschließe, könne es sich hier demzufolge gar nicht um eine Parenthese handeln - so zuerst Gross 1980, S. 142f.; mit ihm dann auch Rottzoll 1991 (allerdings skeptisch) und Winther-Nielsen 1992. In Zewi 2007 finden sich allerdings einige syndetische Parenthesen; vgl. auch JM §159. Das wiederum heißt aber nichts, denn Zewi und JM haben ein anderes Verständnis von „Parenthese“ als Gross, Rottzoll und Winther-Nielsen; diese drei reden strenggenommen nämlich nicht von Parenthesen, sondern vom Stilmittel „Anakoluth“. Fraglich ist also eigentlich, ob es im Hebräischen möglich ist, Anakoluthe syndetisch in Sätze und Textabschnitte einzufügen. Im Arabischen ist das definitiv möglich; Reckendorf §164.6 gibt dafür einige schöne Beispiele. Und auch im Hebräischen scheint das möglich zu sein; König widmet in seiner Stilistik den syndetischen Anakolutha einen eigenen Punkt; vgl. König 1900, s. 126 (allerdings ließen sich zumindest ein Teil seiner Beispiele wohl auch anders deuten). Rechenmacher 2002, S. 27 schließlich gibt mit Dan 10,4-5 ein Gen 1,1-3 ganz ähnliches Beispiel (aber auch das ließe sich wohl zur Not auch anders deuten). Es sieht also so aus, als wären sowohl Möglichkeit (1) als auch Möglichkeit (2) möglich. Dass wir uns hier für Möglichkeit (1) entschieden haben, liegt nur daran, dass Gen 1,1-2 dann mit der Konstruktion Protasis - Apodosis vielen anderen altorientalischen Schöpfungsmythen strukturell entsprechen würde (vgl. z.B. Waltke 1975, S. 227) und dass Gen 1,1-3 so übersetzt weniger kompliziert und damit schöner klingt. (Zurück zu v.2) |
f | Auch über den Begriffskomplex תֹהוּ וָבֹהוּ („Tohuwabohu“) ist schon sehr viel geschrieben worden; die Übersetzungsvorschläge sind Legion. Vielleicht unnötigerweise, denn wir haben sehr viele Indizien dafür, wie תֹהוּ וָבֹהוּ zu verstehen sein müsste.
All diese Indizien weisen recht eindeutig in die selbe Richtung: Am Anfang gibt es noch überhaupt keine Erde; nur Urflut und Wassermassen, die von Gott erst umgelagert werden müssen, damit etwas wie eine „Erde“ überhaupt erst zum Vorschein kommen kann. |
g | In תְהוֹם wollen einige Exegeten mythische Überreste entdecken und es entsprechend der Chaos-/Meeresgöttin Tiamat interpretieren. Und tatsächlich wird es häufiger in Kontexten verwendet, die zumindest mythisierende Sprache verwenden - ebenso übrigens wie das folgende מָיִם -, kann aber (wiederum ebenso wie das folgende מָיִם) auch einfach für große Wassermassen stehen. Da meist angenommen wird, der Verfasser von Gen 1 würde das ganze Kapitel hindurch Ent-mythisierungsstrategien anwenden, ist sehr wahrscheinlich auch hier eher letzteres der Fall. (Zurück zu v.2) |
h | רוּחַ liese sich sowohl lesen als Geist, Hauch oder Wind; אֱלֹהִים kann entweder „Gottes“ heißen oder aber superlativische Bedeutung haben. Diese Vieldeutigkeit hat dazu geführt, dass jede der oben angeführten Übersetzungsmöglichkeiten mehrfach vertreten wurden. Das stärkste Indiz für die richtige Deutung ist das Verb רָחַפ. Früher wurde es häufig übersetzt mit „brütete“ oder „schwebte“. Aber ebenso wie seine Kognate im Syrischen (racheph) und Ugaritischen (rchp) hat es wohl die Grundbedeutung einer schnellen Bewegung; vgl. Arbez / Weisengoff 1948, S. 148; Cassuto 2005, S. 25; Duchesne-Guillemin 1982, S. 513; König 1919, S. 140; Speiser 1964, S. 5. In Dtn 32,11 wird es ausgesagt vom Flattern eines Adlers (es kann an dieser Stelle gar nicht „schweben“ bedeuten; vgl. z.B. Rechenmacher 2002, S. 13); in Jer 23,9 wohl vom „Zittern“ der Knochen im Leib. Die Bedeutung „heftig wehen, stürmen“ lässt durchaus mit diesem Wort vereinbaren (vgl. Beauchamp 1969, S. 172-86; NET ad loc.; Rechenmacher 2002, S. 14; Smith 1928, S. 113; Soggin 1997, S. 22); „wehen“ oder „schweben“ jedoch nicht. Ein weiteres Indiz ist die Tatsache, dass auch in vielen anderen altorientalischen Kosmogonien der Zustand vor der Schöpfung als wässrig, dunkel und stürmisch vorgestellt wird, so wahrscheinlich im Enuma Elisch (vgl. Heidel 1964, S. 101), in der phönizischen Kosmogonie (s.o.) und vermutlich auch häufiger in ägyptischen Kosmogonien (vgl. z.B. Atwell 2000, S. 451-5). (Zurück zu v.2) |
i | Mit Wayyiqtol setzt in Vers 3 zum ersten Mal die Handlung ein; Vv. 1-2 geben Hintergrundinformationen. Wir haben das durch die Einfügung eines „Da“ versucht, ausdrücklich zu machen. (Zurück zu v.3) |
j | In Gen 1 lassen sich viele stets wiederholte Sprachmuster und Wendungen feststellen. Eines, auf das bisher recht selten hingewiesen worden ist, ist dieses: Gott ruft ein nur abstrakt bezeichnetes Etwas ins Sein, anschließend gibt er ihm einen Namen, unter dem es auch heute bekannt ist (etwa: „Helligkeit“ für „Tag“ und „Finsternis“ für „Nacht“; „etwas Schalenförmiges“ für Himmel, „etwas Trockenes“ für die Erde usw.); vgl. Good 2009, S. 12. In der Studienfassung haben wir versucht, dieses Muster stets ausdrücklich zu machen. (Zurück zu v.3) |
k | wörtlich: „Gott sah die Helligkeit, dass gut.“ Es ist dies (1) eine Casus Pendens-Konstruktion (vgl. z.B. König 1919, S. 141f.; Meek 1938, S. 122), daher im Deutschen „Gott sah, dass die Helligkeit gut.“ und (2) ein verbloser Satz, bei dem man sich im Deutschen eine Kopula hinzudenken muss, daher im Deutschen: „Gott sah, dass die Helligkeit gut war“. (Zurück zu v.4) |
l | בֵּין „zwischen“ wird im Hebräischen doppelt gesetzt, während es im Deutschen nur einmal gesetzt wird. (Zurück zu v.4 / zu v.7) |
m | Zengier 1983, S. 55 übersetzt: „Gott berief das Licht als Tag.“, da wegen der Konstruktion קָרַא + לְ „streng genommen [... keine] Benennung im üblichen Sinn“ (S. 55) vorliege. Das ist nicht der Fall; קָרַא + לְ wird in der Bibel sogar recht häufig als „Benennungsformel im üblichen Sinn“ verwendet; vgl. z.B. Gen 16,14; Gen 21,31; Gen 31,47; Ex 33,7; Ri 18,12; 1Sam 23,28; Jes 58,12; Jes 60,14; Jes 61,3; Jes 62,12 u.ö. (Zurück zu v.5) |
n | Struktur: Verb („Gott nannte“) - Nomen („die Helligkeit“) | Nomen („die Finsternis“) - Verb („nannte“). Auch dies ist wieder eine Topikalisierungsstrategie; s.o. (Zurück zu v.5) |
o | „Tag“ wird hier näher bestimmt durch die Zahl אֶחָד „eins“. Im Semitischen kann eine Aufzählungsreihe auch lauten: „Eins, zweitens, drittens...“, vgl. Speiser 1964, S. 6; diese Regel kennen z.B. auch König 1919 und Wenham 1987. Es ist aber gut möglich, dass diese Regel hier keine Anwendung findet und der Autor aus einem anderen Grund nicht das Ordnungszahlwort, sondern das Grundzahlwort verwendet: König 1919, S. 143f.; Sasson 1992, S. 191 und Steinmann 2002, S. 583f. gehen davon aus, dass der Sinn dieser beiden Worte der ist, dass Gott nach der Definition des Unterschieds von „Tag“ und „Nacht“ gleich noch ineins damit eine „zeitliche Ordnung“ ins Sein Setzt und deshalb als Grundeinheit der Zeit nun auch die zeitliche Größe „Tag“ definiert: Es muss einmal Abend werden und einmal Morgen werden, dann ist die Zeitspanne von „einem Tag“ vergangen. vgl. auch Westermann 1983, S. 155: „Die Erschaffung des Lichtes ist diesen Scheidungen vorangestellt als Ermöglichung der zeitlichen Ordnung, in die hinein oder zu der nach P die Welt geschaffen wird. [...] Die Erschaffung des Lichtes als Beginn des Schöpfungswerkes gehört zur Konzeption des P, der der Erschaffung der räumlichen Welt die Grundordnung der Zeit voransetzt.“ (Zurück zu v.5) |
p | Im hebräischen Weltbild ist der Himmel ein festes Gefüge mit metallenem Charakter, das die überirdischen Wasserfluten zurückhält. vgl. z.B. Soggin 1997, S. 33: „Man stellte [sich den Himmel] vor wie einen metallenen Deckel in Form einer Halbkugel, als umgekehrte Kuppel oder als eine metallene Glocke, wie sie bei Unterwasserarbeiten gebraucht wird; darunter konnte sich der Kosmos in Sicherheit entfalten, indem [er] vor den chaotischen Gewässern schützte.“ Die Vulgata übersetzte „Himmel“ mit „firmamentum“, „etwas fest Gefügtes“ - dem Etymon für unser „Firmament.“ Traditionell wird es übersetzt mit „Gewölbe“ oder eben „Firmament“, was zwar schön und sehr treffend ist, aber das in Fußnote j beschriebene Textmuster verschleiert. Der hebräische Ausdruck ist in unserem Kontext gerade deshalb ungewöhnlich, weil ein Begriff aus dem Bereich der Metallurgie (vgl. van Wolde 2009, S. 9) auf den Himmel angewandt wird. Man sollte daher besser nicht mit einem geläufigen Begriff übersetzen. Die Übersetzung „schalenförmig“ stammt von Good 2009, S. 12. (Zurück zu v.6) |
q | Textkritik: Die meisten Exegeten folgen LXX und verschieben das וַיְהִי־כֵן vom Ende von V. 7 ans Ende von V. 6, da es auch sonst unmittelbar auf den Schöpfungsbefehl folgt; vgl. z.B. Westermann 1983, S. 109. (Zurück zu v.6 / zu v.7) |
r | Zenger 1983, S. 52f. will mit Steck das וַיְהִי־כֵן nicht lesen als Ausführungsformel, sondern als Überleitungsformel, die signalisiert, dass das von Gott Bestimmte im Folgenden in der Tat auch so geschieht; er will diese Funktion markieren durch eine Übersetzung mit „dementsprechend geschah es:...“. Schon Zengers eigene Ausführungen (S. 54-56) zeigen aber schon selbst, wie unwahrscheinlich das ist; nur an zwei der sieben Stellen lässt sich diese Interpretation problemlos durchhalten. (Zurück zu v.6) |
s | Wörtlich wohl als Nominalsatz zu interpretieren: „das Wasser, das unterhalb des Schalenförmigen [war/ist/sein würde] und das Wasser, das oberhalb des Schalenförmigen [war/ist/sein würde].“ (Zurück zu v.7) |
t | Textkritik: Die LXX ergänzt: „Gott sah, dass es gut war“. Die meisten Exegeten lehnen das ab, da die LXX in Gen 1 häufiger eine andere Textgestalt habe als M; im Falle von Vers 8 wird außerdem gern darauf hingewiesen, dass Gott seine Arbeit am Wasser ja am dritten Tag fortsetzt und folgerichtig erst dann gesagt werden könne, dass es gut sei - so schon BerR 4,6; auch Cassuto 2005, S. 31; Soggin 1997, S. 34 u.a. Wenham 1987 weist außerdem darauf hin, dass unter anderem das „Gott sah, dass es gut war“ genau sieben Mal im Text verwendet wird und dass dies wohl planvoll sei, da allgemein die Siebenzahl in der Struktur des Kapitels vorherrsche. Man könnte nun argumentieren: Die Mehrzahl der Exegeten geht davon aus, dass die Strukturierung hin zur Siebentägigkeit erst zu einem recht späten Zeitpunkt der Textbearbeitung in den Text eingearbeitet wurde; man könnte deshalb davon ausgehen, dass die Version der LXX die ursprünglichere sei (und die LXX vielleicht sogar eine frühere Vorlage vorliegen hatte). Aber das würde dann nur auf einer textgeschichtlichen Spekulation basieren und ohnehin erschließt sich uns der Sinn der Suche nach der „ursprünglichsten“ Textversion nicht oft, deshalb sollte man auch hier Abstand von einer solchen Textänderung nehmen. (Zurück zu v.8) |
u | Für die Tage 2-5 werden zwar Ordnungszahlwörter verwendet; allerdings ohne Artikel. Ab Tag 6 dagegen wird auch noch der Artikel verwendet; vermutlich soll dies die Tage 6-7 besonders hervorheben. (Zurück zu v.8) |
v | Textkritik: Die LXX übersetzt συναγωγη „Sammelplatz“; einige Exegeten (Albright, Dahood, Hummel, König, Schedl u.a.) wollen daher מַקוֹם „Ort“ umpunktieren zu מִקְוֶם und dies lesen als מִקְוֶה „Ansammlung, Sammelbecken“ + enklitisches Mem. Nötig ist das nicht; συναγωγη ist eine durchaus sinnvolle und auch nicht unwahrscheinliche Übersetzung für מַקוֹם „Ort“ (vgl. wenham 1987). Cassuto wendet außerdem ein, dass bei מִקְוֶה die Spezifizierung אֶחָד „ein“ keinen Sinn ergebe; aber das ist wohl nicht der Fall; אֶחָד kann auch einfach als unbestimmter Artikel verwendet werden. Bedenkenswert ist der Gedanke durchaus, da er an der Stelle Sinn machen würde. Der MT gibt aber genau so Sinn und man ist durch Beibehaltung des MT nicht gezwungen, auch noch ein enklitisches Mem anzunehmen (das an sich aber nicht problematisch wäre; gegen Soggin 1997, S. 35f.), so dass man den Text doch besser beibehalten sollte. Fenton 1984 will sogar lesen: מִקְוִים „Sammelplätze“; das אֶחָד „ein“ dagegen will er als zu einer anderen hebräischen Version als der Übersetzungsvorlage der LXX gehörig streichen. Das ist zurückzuweisen. (Zurück zu v.9) |
w | Nifal kann theoretisch sowohl medial als auch passivisch gedeutet werden. Bandstra 2008, S. 60 z.B. übersetzt passivisch und geht davon aus, dass Subjekt des „Sammelns“ das „divine council“ sei, das in V. 26 impliziert sein soll. Es ist dort aber sehr wahrscheinlich nicht die Rede von einem „divine council“ (s. dort), daher ist entschieden die mediale Deutung als die weniger problematische vorzuziehen. (Zurück zu v.9) |
x | Theoretisch ließe sich im MT auch ein Dreischritt lesen: „Die Erde soll grünen lassen: (1) Grünes, (2) Getreide und (3) Fruchtbäume“. Vermutlich ist aber דֶּשֶׁא als Oberbegriff von „Getreide“ und „Fruchtbäumen“ zu verstehen; vgl. z.B. Bandstra 2008, S. 65; Cassuto 2005, S. 40; Wenham 1987. (Zurück zu v.11) |
y | Den meisten Exegeten scheint es gar nicht merkwürdig, dass Gen 1,11f. eine solche Betonung darauf legt, dass die Pflanzen (a) Samen bilden sollen und die Bäume (b) Früchte tragen sollen. זֶרַע wird daher von den meisten recht beliebig übersetzt; häufig ist „Kraut“ oder noch allgemeiner „Pflanzen“; EÜ übersetzt sogar „alle Arten von Pflanzen“. Dabei steht es aber in der Bibel sehr eindeutig eigentlich für Samen und Saatgut und nur sehr selten wird es auch für Pflanzen verwendet (KBL3, S. 271 schlägt vor: Gen 1,11: Baum; Gen 1,29: Strauch; Ex 16,31: Koriander; Jer 2,21: Weinreben). Entsprechend wird es sich wohl auch hier sehr sicher um Nutzpflanzen handeln: זֶרַע ist das „Getreide“; עֵץ פְּרִי sind (unbestritten) die Fruchtbäume - Gott lässt zu Schöpfungsbeginn ausschließlich „sinnvolle“ Pflanzen sprießen. (Zurück zu v.11) |
z | Textkritik: De Rossi zählt 12 Versionen und Übersetzungen, die vor das folgende עֵצ die Konjunktion וְ einfügen; dem schließen sich z.B. Soggin 1997, S. 36 und Westermann 1983, S. 110 an, da sonst „Bäume“ in Apposition zu „Getreide“ stünde. Dem ist zuzustimmen. (Zurück zu v.11) |
aa | das i.d.R. mechanisch übersetzte „nach ihrer Art“ ist sehr wahrscheinlich adjektivisch als Ausdruck für „jeglicher Art“ bzw. „verschiedenste Arten von...“ zu verstehen; so zuletzt wieder Neville 2011, S. 216; ähnlich auch schon Driver 1905, S. 9. Sehr gut übersetzt es Speiser 1964 („various kinds“). (Zurück zu v.11) |
ab | wohl zu lesen als epexegetische Constructus-Verbindung; für die Lesefassung würden wir schlicht „Himmel“ vorschlagen (Zurück zu v.14) |
ac | wohl explikatives Waw; siehe nächste Fußnote. vgl. auch Cassuto 2005, S. 44; Cole 2007; König 1919, S. 149; Speiser 1964, S. 6. (Zurück zu v.14) |
ad | מוֹעֲדִים ließe sich sowohl als Ausdruck für „Jahreszeiten“ als auch für „Festzeiten“ lesen. Die erste Lesart vertritt z.B. Soggin 1997. Die Reihung „Jahreszeiten, Tage und Jahre“ ist aber merkwürdig „chaotisch“; aus diesem Grunde sollte man wohl eher die zweite Lesart wählen (vgl. dazu auch Rudolph 2003, dessen Untersuchung ergibt, dass „the plural form of mô`êd means 'festivals' one hundred percent of the time in the Torah.“ (S. 40)) - die Planeten sind Zeichen sowohl für die kultische als auch die weltliche Zeitordnung („Tage und Jahre“ ist wohl ein stehender Ausdruck für eine unbestimmte Zeitspanne; vgl. noch 1Sam 29,3 und 4Q385, Frg. 3 („Ich messe die Zeit / und verkürze Tage und Jahre.“) Möglich wäre außerdem, nicht zu lesen als „Zeichen für Festzeiten...“, sondern als „Sie sollen dienen als Zeichen, als Festzeiten, als...“; so z.B. zuletzt wieder Tigchelaar 2005. Während aber einleuchtend ist, wie Planeten als „Zeichen“ dienen sollen (etwa als „Omen“), ist nicht ersichtlich, wie Planeten „als Jahreszeiten, Tage und Jahre“ dienen wollen; vorzuziehen ist daher wohl doch die traditionelle Übersetzungsweise (Zurück zu v.14) |
ae | Ehrlich 1908 schlägt die Textkorrektur von למערת zu המערת vor; המערת müsste dann als Subjekt des Satzes gelesen werden („Die Lichter am Himmel sollen dazu dienen, über der Erde zu leuchten.“), da sonst „das, wozu das Subjekt werden soll [=Lichter] sich [...] von dessen vorläufiger Beschaffenheit [=Lichter] durch nichts unterscheide[n würde]; vgl. Saadja.“ Das ist ein sehr sinnvoller Vorschlag; allerdings weist Wenham 1987 auf eine ähnliche Tautologie in Num 15,39 hin, so dass er wohl nicht nötig ist. (Zurück zu v.15) |
af | wohl zu lesen als epexegetische Constructus-Verbindung; für die Lesefassung würden wir schlicht „Himmel“ vorschlagen (Zurück zu v.15) |
ag | Adjektiv mit Artikel dient im Hebräischen u.a. auch zur Wiedergabe des Komparativs (Zurück zu v.16) |
ah | Bandstra bezweifelt, dass „Tag“ und „Nacht“ Entitäten seien, die „beherrscht“ werden könnten und ließt daher die Präpositionalphrase בַּיּוֹם so, dass sie „the Range or domain over which rule is exercised“ (S. 79) angeben würden. Grammatisch ist das möglich; dann wäre aber zu fragen, wen Sonne und Mond denn dann beherrschen sollen, wenn nicht Tag und Nacht? Noch mehr, da vom Verfasser von Gen 1 häufiger gesagt wird, er wende „Entmythisierungsstrategien“ an - unter anderem, um Sonne und Mond, die bisweilen auch als Götter angesehen wurden, zu entmythisieren. Wenn das richtig ist, dann sollte gerade nicht zu erwarten sein, dass Sonne und Mond mehr zugestanden wird, als dass die eine bei Tag und der andere bei Nacht leuchten darf. (Zurück zu v.16) |
ai | siehe letzte Fußnote (Zurück zu v.16) |
aj | Schließt auch Insekten mit ein (DBL Hebrew 6416); Satzstruktur: Nomen - Verb; wohl wieder eine Topikalisierungsstrategie - Versteil 1 handelt von den „Schwärmen lebendiger Wesen“; von den „Vögeln“ dagegen handelt Versteil 2. (Zurück zu v.20) |
ak | Ein für uns eigentümlicher Ausdruck, wörtl.: „Auf/Über/An der Erde, auf/über/an dem Schalenförmigen des Himmels“. Da der Himmel als feste Barriere gedacht ist, kann hier nur „zwischen dem Gewölbe und der Erde“ gemeint sein - daher „unter dem Himmel“. (Zurück zu v.20) |
al | Textkritik: LXX ergänzt: „So geschah es“; ihr folgt z.B. Scharbert 1990, S. 40. Vergleiche aber dazu Fußnote t. (Zurück zu v.20) |
am | Mit den תַּנִּינִם werden sehr häufig mythische Meereswesen bezeichnet (BerR deutet sie auch hier als Behemoth und Leviathan). Hier werden sie wohl entmythisiert - Ebenso wie Sonne und Mond gehören auch sie zu Gottes Geschöpfen; ebenso wie Sonne und Mond werden sie aber im Folgenden nicht näher bestimmt (vgl. Vogels 2011). Man sollte sie daher wohl so unbestimmt übersetzen, wie das oben vorgeschlagen wurde. (Zurück zu v.21) |
an | so KBL3, S. 463 ad loc. (S. 757 dagegen merkwürdigerweise: „Flugtiere, Geflügel“); wörtlich „Vögel des Flügels“; wohl attributive Constructus-Verbindung. (Zurück zu v.21) |
ao | das Hebräische leitet des Öfteren Zitate mit mehreren Verba dicendi ein; in einer Übersetzung ins Deutsche kann das zweite Verb dann ohne Bedeutungsverlust gestrichen werden. (Zurück zu v.22) |
ap | Wortspiel im Hebräischen: perû ûrevû. Möglicherweise als Hendiadyoin aufzufassen: „Seid höchst fruchtbar“ (so Wenham 1987). Das ließe sich sogar historisch erklären; im Alten Israel war offenbar die Ansicht verbreitet, dass „das Fischgeschlecht sehr geil ist“ (so Lewysohn 1858, S. 355, zum Talmud). (Zurück zu v.22) |
aq | Im MT ist an „Tiere“ ein „überflüssiges“ Waw angehängt, das wohl als (bedeutungsloses) paragogisches Waw aufzufassen ist; so z.B. Wenham 1987. (Zurück zu v.24) |
ar | Jedes der drei Wörter, die hier Tierkategorien bezeichnen, ist ein Kollektivnomen, steht im Urtext also im Sg. So auch in den folgenden Versen. Zur „Gattung“ der bezeichneten Tiere vgl. Scharbert 1990, S. 44: „Von den verschiedenen Tiergattungen werden nur die für den Menschen wichtigsten und auffälligsten aufgezählt. Das mit „Vieh“ in der EÜ wiedergegeben Wort bezeichnet in H nicht nur die Haustiere, sondern alle größeren Säugetiere; die „Tiere des Feldes“ sind im AT in der Regel das jagdbare Wild; die „Kriechtiere“ sind die Landreptilien.“ (Zurück zu v.24) |
as | Es gibt verschiedene Theorien, warum Gott hier im Plural spricht; die meisten werden gut von Clines 1968 wiederlegt. Eine gute Übersicht über die Positionen gibt Westermann 1983, S. 200f. Am meisten Anhänger hat heute wohl die Position, die im Plural einen Plural deliberationis sieht (vergleichbar dem deutschen „Dann wollen wir mal X tun“; dieses allerdings klingt wohl zu sehr nach Umgangssprache, als dass es die hebräische Konstruktion wirklich treffen würde); vgl. Cassuto 2005, S. 55; Clines 1968, S. 68 (mit Einschränkung); JM §114; Junker 1953, S. 13; Köhler 1969, S. 9; König 1919, S. 154f.; Scharbert 1990, S. 44; Westermann 1983, S. 201. So auch schon BerR: „Nach R. Ami betieth sich Gott mit seinem Herzen.“ (Üs. nach Wünsche 1881, S. 31) (Zurück zu v.26) |
at | Das im Hebräischen häufige Wort für Mensch ist zugleich der Name des ersten Menschen Adam (אָדָם), hier wird es aber vermutlich nicht als Personenname, sondern als Gattungsbezeichnung verwendet, da im Folgevers mit Artikel auf das Wort Bezug genommen wird. אָדָם ist von dem Wort אֲדָמָה („Erdboden“) abgeleitet, das etwa in V. 25 verwendet wurde („Boden“). S.a. NET Gen 1:26 Fußnote 48. (Zurück zu v.26) |
au | wörtlich „als unsere Statue als unsere Ähnlichkeit“ (zu den Präpositionen vergleiche gut Clines 1968, S. 75f.; dass beide Präpositionen die selbe Bedeutung haben ist heute die Mehrheitsmeinung); meist wird das zweite Glied כִּדְמוּתֵנוּ „als unsere Ähnlichkeit“ so aufgefasst, dass es das erste Glied בְּצַלְמֵנוּ „als unsere Statue“ näher bestimmt; daher „uns ähnliches“ - vgl. Clines 1968, S. 70; Köhler 1969, S. 7f.; König 1919, S. 156; Schellenberg 2011, S. 82f.; Wenham 1987. (Zurück zu v.26) |
av | Zu dieser Übersetzung vergleiche das Lexikon / Lemma צֶּלֶם. Westermann 1983 gibt einen elfseitigen Überblick über die Forschungsgeschichte, so dass wir für andere Übersetzungs- und Deutungsweisen einfach auf ihn verweisen können. (Zurück zu v.26) |
aw | Ob das Herrschen Sinn und Inhalt der Gottesebenbildlichkeit ist oder ob es sich nur sozusagen nebenbei daraus ergibt ist in der Forschung umstritten. (Zurück zu v.26) |
ax | Die Kollokationen „Fische des Meeres“ und „Vögel des Himmels“ bezeichnen einfach nur „Fische“ und „Vögel“; „des Meeres/Himmels“ kann in der Übersetzung ausgespart werden (Zurück zu v.26) |
ay | Textkritik: „über die ganze Erde“ fügt sich hier recht schlecht in den Textzusammenhang; Viele (z.B. Drouot et.a. 2000, S. 369; Speiser 1964, S. 7 und Westermann 1983, S. 110) ergänzen daher הית, so dass der Text „Tiere des Feldes“ lauten würde. Alternativ könnte man deuten als Anakoluth und das Waw als Waw emphaticum lesen: „über die Fische, über die Vögel, über das Vieh - ja!, über die ganze Erde! - und über alle Reptilien, die auf der Erde kriechen.“ Von diesen beiden Möglichkeiten ist aber entschieden Variante 1 vorzuziehen. (Zurück zu v.26) |
az | die genaue Bedeutung von רדה ist umstritten. Es scheint einige Kognate mit der Bedeutung „gehen, treten“ zu haben; deshalb hat man daraus häufig die Grundbedeutung „niedertreten“ => „gewaltsam beherrschen“ abgeleitet. Ingressiv hat es wohl die Bedeutung „unterjochen“ (s. z.B. Zorell 758); durativ listen die meisten Lexika schlicht „herrschen“ fügen dann aber hinzu, dass es auch dann den „Nebensinn des Unterdrückens“ (so z.B. KBL3, S. 1110) habe. vgl. auch Alter 1996, S. 5: „The verb radah is not the normal Hebrew verb for „rule“ [...] and in most of the contexts in which it occurs it seems to suggest an absolute or even fierce exercise of mastery.“ Einige Exegeten wollen demgegenüber רדה sogar eine besonders sanfte Art des Leitens ausdrücken lassen, so z.B. Zenger 1983, S. 91: „Das Wort bezeichnet eigentlich das Umherziehen des Hirten mit seiner Herde, der seine Herde auf gute Weide führt, der die Tiere gegen alle Gefahren schützt, sie vor Raubtieren verteidigt und die schwachen Tiere seiner Herde gegen die starken schützt und dafür sorgt, daß auch sie genügend Wasser und Nahrung finden.“ Gegen eine solche „sanfte“ Interpretation wendet aber neuerdings wieder überzeugend Schellenberg 2011 ein: „Gegen eine zu friedliche Interpretation spricht vorab das im gleichen Kontext gebrauchte Verb כבש, das - trotz gegenteiliger Beteuerungen v.a. von Lohfink und Koch - klar gewalttätig konnotiert ist [...]. Im Deutschen trifft man die Konnotation all der verschiedenen Verwendungszusammenhänge von כבש wohl am besten mit der Übersetzung „unterwerfen.“ |
ba | Vgl. Anm. in V. 26. (Zurück zu v.27) |
bb | Traditionell: „als Mann und Frau“ (Zurück zu v.27) |
bc | (Zurück zu v.28 / zu v.29) |
bd | „Siehe“ oder „Schaut“ wird häufig zur Verstärkung der Gegenwärtigkeit einer Handlung benutzt und sollte hier in Verbindung mit dem Vollzugsperfekt am besten als „hiermit“ verstanden werden. (Zurück zu v.29) |
be | Als Vollzugsperfekt verstanden. Möglich wäre auch „ich habe … gegeben“, der Kontext (v.a. „Siehe“) spricht aber dagegen. (Zurück zu v.29) |
bf | „Samen“ und „tragen“ stammt im Hebräischen von derselben Wurzel (Figura etymologica). Die Pflanze „samt“ dann also Samen. So auch weiter unten. (Zurück zu v.29) |
bg | Weil „Bäume“ ein Sammelbegriff (Sg.) ist, steht dieses Wort auf Hebräisch im Sg. (Zurück zu v.29) |
bh | Singular. In Verbindung mit dem eingefügten „[Sie]“ dem deutschen Sprachgebrauch angepasst. (Zurück zu v.29) |
bi | Aufgelöstes subst. Ptz. (Zurück zu v.30) |
bj | Das Verb wurde zur Verständlichkeit aus V. 29 eingefügt. (Zurück zu v.30) |