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Lesefassung (Jesaja 52)
13 „Siehe:
Mein Getreuer –
Erfolgreich wird er sein.
Hoch erhöht.
Erhaben.
14 – So viele Menschen erstarrten einst
Vor Entsetzen über dich –
So entstellt war sein Aussehen
Unmenschlich
Und seine Gestalt
So ungleich einem Menschenkind:
15 Eben so sehr wird er aufschrecken
So viele Völker
Und es werden verstummen
Könige
Vor
Ihm.
Denn
Was ihnen nicht erzählt worden ist,
Das werden sie sehen.
Was sie nicht gehört haben,
Das werden sie verstehen.“
Anmerkungen
Studienfassung (Jesaja 52)
7 Wie schön (lieblich) [klingen]〈a〉 auf den Bergen
die Füße des (Freuden)Boten,
der〈b〉 Frieden verkündet, gute Nachricht bringt,
der Hilfe (Heil) verkündigt,
der〈c〉 zu Zion spricht:
dein Gott herrscht als König.
8 Der Ruf (die Stimme) deiner Wächter, sie haben die Stimme erhoben〈d〉.
Gemeinsam (zusammen, vereint) jubeln sie.
Denn Auge in Auge sehen sie〈e〉,
wie JHWH sich Zion zuwendet (zum Zion zurückkehrt).
9 Brecht in Jubel aus, jauchzt gemeinsam (zusammen, vereint),
Trümmerhaufen Jerusalems!
Denn JHWH hat sein Volk getröstet.
Er hat Jerusalem befreit (erlöst, ausgelöst).
10 JHWH hat seinen heiligen Arm entblößt〈f〉
vor den Augen aller Völker,
und alle Enden der Erde sehen
die Hilfe unseres Gottes
13 „Siehe ({Siehe})〈g〉, mein Getreuer (Diener, Knecht, Sklave)〈h〉 wird Erfolg haben (klug handeln, verständig sein),
erhöht wird er sein, erhoben und sehr erhaben.
14 Wie viele Menschen über dich (ihn)〈i〉 entsetzt waren!
So entstellt im Vergleich zu einem [gewöhnlicher] Mann (Mensch)〈j〉 war sein Aussehen,
seine Gestalt im Vergleich zu einem Menschenkind (einem Sohn〈j〉 eines Menschen).〈k〉
15 So sehr wird er viele Völker (Leute) aufschrecken (er wird viele Völker besprengen/verwundern; viele Völker werden verwundert/erregt/erfreut sein über ihn; viele Völker verachten ihn)〈l〉,
über ihn (ihm gegenüber) werden Könige ihren Mund verschließen.〈m〉
Denn was ihnen nicht erzählt worden ist – sie werden es sehen (dann gesehen haben),
und was sie nicht gehört haben – sie werden es verstehen (dann verstanden haben).“ 〈n〉 ℘
Anmerkungen
a | Im Nominalsatz ist ein Hilfsverb zu ergänzen, wörtlich: wie schön sind die Füße; aber hier geht es doch wohl nicht um ästhetische Schönheit, sondern um die Freude darüber, dass der Bote kommt: dass man seine Schritte hört, ist schön. (Zurück zu v.7) |
b | Hier stehen drei Partizipien, wörtlich: Verkünder des Friedens, Bringer des Guten, Verkünder des Heils; sie sind hier relativisch aufgelöst. (Zurück zu v.7) |
c | Ebenfalls ein Partizip, siehe vorherige Anmerkung. (Zurück zu v.7) |
d | D.h. sie rufen laut oder schreien. (Zurück zu v.8) |
e | „jubeln“ יְרַנֵּ֑נוּ und „sehen“ יִרְא֔וּ stehen beide im Imperfekt. Luther und Neue Zürcher Bibel übersetzen das erste als Perfekt, das zweite als Futur: Rückkehr JHWHs zum Zion wird verstanden als Wiederaufbau des Tempels, der noch aussteht. Auch Jerusalem liegt noch in Trümmern (so der folgende Vers). Aber ist mit der Rückkehr JHWHs zum Zion die Tempelweihe gemeint, bei der Gott in den Tempel einzieht? Die läge noch weit in der Zukunft. Deshalb möchte ich שׁ֥וּב hier als Hinwendung Gottes zum Zion verstehen, nachdem er sich abgewendet hatte, was zur Zerstörung Jerusalems führte. (Zurück zu v.8) |
f | Entspricht unserem „Ärmel hochkrempeln“: Ein Zeichen des Zupackens. (Zurück zu v.10) |
g | Siehe übersetzt die hebräischen Fokuspartikel הִנֵּה, die das Hebräische häufig setzt, wo das Deutsche keine Fokuspartikel setzen würde. Hier ist ihre Funktion wohl nur, den Beginn des Abschnitts Jes 52,13-53,12 zu markieren (vgl. z.B. Gentry 2007, S. 26) und könnte in der LF ohne Bedeutungsverlust ausgespart werden. (Zurück zu v.13) |
h | Das hebräische Wort עַבְדִּי kann sowohl Sklaven bezeichnen als auch hochgestellte Persönlichkeiten (etwa im Dienst eines Königs) und Propheten (Gottesdiener). Zur Übersetzung mit „Getreuer“ siehe Schmidt 2013, S. 115. Es gibt zahlreiche verschiedene Thesen zur Person des Dieners/Getreuen. Im Neuen Testament werden Jes 52,13–53,12 auf Jesus Christus bezogen. Andere Deutungen sind: Das jüdische Volk, die kleine Gruppe der Frommen inmitten der Unfrommen, ein konkreter einzelner Mensch, der Messias, Jeremia, Mose. (Vgl. Berlin/Brettler 2004, S. 891) Für die Interpretation des Textes ist die Festlegung auf eine bestimmte Deutung nicht notwendig (Schmidt 2013, S. 119-120). (Zurück zu v.13) |
i | Textkritik: Einige hebräische Handschriften lesen ihn, andere dich. Die Lesart dich ist besser bezeugt. Da dieser Perspektivwechsel den Text sperriger macht, wurde vermutlich in den übrigen Handschriften zu ihm geändert (Schmidt 2013, S. 225). Es ist die einzige Stelle in diesem Text, an dem JHWH den Diener anspricht und nicht über ihn redet (Schmidt 2013, S. 225) – sofern man den Personenwechsel nicht als bedeutungslose und unübersetzbare Eigenheit der hebräischen Sprache deutet (Kaiser 1959, S. 85f; North 1964, S. 227; Nyberg 1942, S. 48; vgl. GKC §144p). (Zurück zu v.14) |
j | generisches Maskulinum (zu v.14) |
k | Vers 14bc wird in der wissenschaftlichen Literatur verschieden in das Satzgefüge des Textes eingeordnet. Unsere Übersetzung folgt Schmidt 2013, 224. Es sind aber auch andere Deutungen möglich. Die meisten verstehen Vers 14bc als Einschub; dann wäre zu übersetzen: Ebensosehr, wie viele über dich (ihn) entsetzt waren – so entstellt … war sein Aussehen … – ebensosehr wird er viele Völker aufschrecken. Andere übersetzen die Abfolge כִּי - כן - כן als Ebensosehr - ebensosehr - ebensosehr (Bartélemy 1986, 386; Gentry 2007, S. 26; Schenker 2001, 67): Ebensosehr, wie viele über dich (ihn) entsetzt waren, ebenso entstellt … war sein Aussehen …, ebensosehr wird er viele Völker aufschrecken. Diskutiert wird auch, ob die Textüberlieferung an dieser Stelle fehlerhaft ist. Dann wäre entweder 14bc hinter Vers 53,2 zu verschieben (BHS, Blenkinsopp 2002, Westermann 1966) oder כן ebenso nach כִּי denn zu korrigieren: So viele Menschen waren über dich (ihn) entsetzt, denn … denn … (Barré 2000, S. 25; Ziegler 1958, S. 173; so schon Duhm). Da sich diese Vermutungen eines ursprünglich anderen Textes nicht überprüfen lassen, müssen sie jedoch als sehr unsicher eingeordnet werden. (Zurück zu v.14) |
l | Die genaue Übersetzung dieser Stelle ist unklar. Der Urtext hat hier das Wort יַזֶּה (besprengen), was in diesem Zusammenhang nicht viel Sinn ergibt. Die griechische Übersetzung LXX hat θαυμάσονται (sie staunen). Der Kontext legt die Aussageabsicht nahe, dass viele Völker von dem erfolgreichen (V. 13) Menschen Notiz nehmen – ebenso wie die Könige. |
m | „Den Mund verschließen“ ist wohl als Geste der Verehrung zu verstehen; vgl. Ijob 29,9; 40,4 (; Mic 7,16). (Zurück zu v.15) |
n | Vers 15 ist hier als prophetisches Perfekt übersetzt (vgl. Childs 2001, S. 407); alternativ möglich: Futur II. Eine weitere Übersetzungmöglichkeit ist: „so sehr schreckt er [nun] … auf, denn … sie haben es gesehen … sie haben es verstanden“. (Zurück zu v.15) |