Psalm 8: Unterschied zwischen den Versionen

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: wie herrlich (mächtig) [ist] dein Name (bist du)<ref name="name">Der „Name“ steht hier wie öfters metonymisch für Gottes Ansehen (NET) oder Gott selbst (vgl. z.B. [http://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00045758_00072.html?prox=true&phone=true&ngram=true&hl=scan&mode=simple Kaiser 2004, S. 74]; auch ad loc. König 1927, S. 146). Daher die Alternative „bist du“.<br />
: wie herrlich (mächtig) [ist] dein Name (bist du)<ref name="name">Der „Name“ steht hier wie öfters metonymisch für Gottes Ansehen (NET) oder Gott selbst (vgl. z.B. [http://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00045758_00072.html?prox=true&phone=true&ngram=true&hl=scan&mode=simple Kaiser 2004, S. 74]; auch ad loc. König 1927, S. 146). Daher die Alternative „bist du“.<br />
Dass Gottes „Name“ auf der Erde „herrlich“ ({{hebr}}אַדִּיר{{hebr ende}}) ist, ist eine poetische Umschreibung dessen, dass Gott auf Erden hoch angesehen ist, oder besser noch, da parallel zum nächsten Kolon, auf Erden hoch gepriesen wird (Siegmund/Stade z.B. geben aus diesem Grund für für {{hebr}}אַדִּיר{{hebr ende}} in Ps 8,2.10 tatsächlich den Übersetzungsvorschlag „gepriesen“ (S. 9), was zwar die Wortbedeutung nicht vollends trifft, den Sinn unserer Stelle aber bestens erfasst).</ref> auf der ganzen Erde (im ganzen Land)!
Dass Gottes „Name“ auf der Erde „herrlich“ ({{hebr}}אַדִּיר{{hebr ende}}) ist, ist eine poetische Umschreibung dessen, dass Gott auf Erden hoch angesehen ist, oder besser noch, da parallel zum nächsten Kolon, auf Erden hoch gepriesen wird (Siegmund/Stade z.B. geben aus diesem Grund für für {{hebr}}אַדִּיר{{hebr ende}} in Ps 8,2.10 tatsächlich den Übersetzungsvorschlag „gepriesen“ (S. 9), was zwar die Wortbedeutung nicht vollends trifft, den Sinn unserer Stelle aber bestens erfasst).</ref> auf der ganzen Erde (im ganzen Land)!
: {welche} Deine Hoheit (Majestät, Pracht, Du)<ref>{{hebr}}הוֹד{{hebr ende}} wird hier - entsprechend vielen anderen Gottesprädikaten (z.B. {{hebr}}כָּבוֹד{{hebr ende}} „Herrlichkeit“) - metonymisch für Gott selbst verwendet.</ref> wird gepriesen<ref name="tunna"><s>welche</s> und ''wird gepriesen''  ist unsere Übersetzung des hebräischen Satzanfangs {{hebr}}אֲשֶׁר תְּנָה{{hebr ende}}. Der Urtext ergibt hier keinen Sinn, wörtlich übersetzt lautete er „welche (Rel.pr.), gib!, deine Herrlichkeit...“. Ganze Ströme von Tinte sind bereits über dieser exegetischen Frage vergossen worden (schon de Wette: „[Es] ist so schwierig, daß man auf eine genügende Erklärung verzichten muss [...]“). Im Anschluss an LXX, Alter, Childs, Fokkelman, Gunkel, Kissane, [http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/content/pageview/1119908 König], Morgenstern, [http://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=hvd.ah5l4n;page=root;view=image;size=100;seq=111;num=39 Paulus], Ridderbos, Soggin, Tur-Sinai u.a. haben wir deshalb ''tənāh'' umpunktiert zu ''tunāh'' und {{hebr}}אֲשֶׁר{{hebr ende}} gestrichen. Aus „welche, gib“ wird dann „wird gepriesen“ (vgl. v.a. die hervorragende Behandlung dieser Frage in Soggin 1971, bes. S. 565-567. Vgl. aber dagegen Donner 1967. Alternative Lesarten/Umpunktierungen: „besinge!“, „preise!“, „Ich werde singen...“ bzw. „Lasst mich singen...!“, „Dass ich doch singe...!“ u.a.m. (Auflistung nach Soggin 1971, S. 566). S.a. die kurze Übersicht in [http://books.google.ca/books?id=LWUO2el0QbcC&pg=PA68&dq=%22Psalm+8%22+Kommentar&hl=de&sa=X&ei=XT3_T5--Oq774QT9xOX2Bg&ved=0CDwQ6AEwAjgK#v=onepage&q&f=false Kaiser (1998), S. 66] und die sehr lange in Kunjummen (1985), S. 82-91.<br>
: {welche} Deine Hoheit (Majestät, Pracht, Du)<ref>{{hebr}}הוֹד{{hebr ende}} wird hier - entsprechend vielen anderen Gottesprädikaten (z.B. {{hebr}}כָּבוֹד{{hebr ende}} „Herrlichkeit“) - metonymisch für Gott selbst verwendet.</ref> wird gepriesen<ref name="tunna"><s>welche</s> und ''wird gepriesen''  ist unsere Übersetzung des hebräischen Satzanfangs {{hebr}}אֲשֶׁר תְּנָה{{hebr ende}}. Der Urtext ergibt hier keinen Sinn, wörtlich übersetzt lautete er „welche (Rel.pr.), gib!, deine Herrlichkeit...“. Ganze Ströme von Tinte sind bereits über dieser exegetischen Frage vergossen worden (schon de Wette: „[Es] ist so schwierig, daß man auf eine genügende Erklärung verzichten muss [...]“). Im Anschluss an LXX, Alter, Childs, Fokkelman, Gunkel, Kissane, [http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/content/pageview/1119908 König], Morgenstern, [http://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=hvd.ah5l4n;page=root;view=image;size=100;seq=111;num=39 Paulus], Ridderbos, Soggin, Tur-Sinai u.a. haben wir deshalb ''tənāh'' umpunktiert zu ''tunāh'' und {{hebr}}אֲשֶׁר{{hebr ende}} gestrichen. Aus „welche, gib“ wird dann „wird gepriesen“ (vgl. v.a. die hervorragende Behandlung dieser Frage in Soggin 1971, bes. S. 565-567. Vgl. aber dagegen Donner 1967. Alternative Lesarten/Umpunktierungen: „besinge!“, „preise!“, „Ich werde singen...“ bzw. „Lasst mich singen...!“, „Dass ich doch singe...!“ u.a.m. (Auflistung nach Soggin 1971, S. 566). S.a. die kurze Übersicht in [http://books.google.ca/books?id=LWUO2el0QbcC&lpg=PP1&hl=de&pg=PA66#v=onepage&q&f=false Kaiser (1998), S. 66] und die sehr lange in Kunjummen (1985), S. 82-91.<br>
Erwähnenswert ist noch Otto Kaiser, der eine inhaltlich stimmige und sehr schöne Fassung kommt, für die er aber massiv in den hebräischen Text eingreifen muss. Ihm zufolge hieße 2cf.: „Der du bekleidet den Himmel mit deiner Majestät, aus dem Gold der Wolken dir eine Feste gebaut“ (vgl. [http://books.google.ca/books?id=LWUO2el0QbcC&pg=PA68&dq=%22Psalm+8%22+Kommentar&hl=de&sa=X&ei=XT3_T5--Oq774QT9xOX2Bg&ved=0CDwQ6AEwAjgK#v=onepage&q&f=false Kaiser (1998), v.a. S. 65-68]).</ref> im Himmel (den Himmeln, über dem Himmel)<ref>Vgl. BHRG §39.19. Diese Primärentscheidung ist v.a. der deutschen Sprachnorm geschuldet – der deutsche Leser kann weder mit „über dem Himmel“ noch mit „den Himmeln“ etwas anfangen.</ref>{{par|Psalm|19|1}}{{par|Psalm|148|13}}
Erwähnenswert ist noch die Emendation von Otto Kaiser, der auf eine inhaltlich stimmige und sehr schöne Fassung kommt, für die er aber massiv in den hebräischen Text eingreifen muss. Ihm zufolge hieße 2cf.: „Der du bekleidet den Himmel mit deiner Majestät, aus dem Gold der Wolken dir eine Feste gebaut“ (vgl. [http://books.google.ca/books?id=LWUO2el0QbcC&pg=PA68&dq=%22Psalm+8%22+Kommentar&hl=de&sa=X&ei=XT3_T5--Oq774QT9xOX2Bg&ved=0CDwQ6AEwAjgK#v=onepage&q&f=false Kaiser (1998), v.a. S. 65-68]).</ref> im Himmel (den Himmeln, über dem Himmel)<ref>Vgl. BHRG §39.19. Diese Primärentscheidung ist v.a. der deutschen Sprachnorm geschuldet – der deutsche Leser kann weder mit „über dem Himmel“ noch mit „den Himmeln“ etwas anfangen.</ref>{{par|Psalm|19|1}}{{par|Psalm|148|13}}
{{S|3}} Aus dem Mund von (lallend gleich, Wegen der, Wegen dem dem Klagen der)<ref>Meist „aus dem Mund von“, dann aber besser, da „aus dem Mund von“ = häufige Metonymie für „Sprache“ -> „sprechend gleich“; und da sprechende Subjekte Kleinkinder und Säuglinge sind (vgl. Waltke 2010, S. 261), „stammelnd, lallend“ .<br />
{{S|3}} Aus dem Mund von (lallend gleich, Wegen der, Wegen dem dem Klagen der)<ref>Meist „aus dem Mund von“, dann aber besser, da „aus dem Mund von“ = häufige Metonymie für „Sprache“ -> „sprechend gleich“; und da sprechende Subjekte Kleinkinder und Säuglinge sind (vgl. Waltke 2010, S. 261), „stammelnd, lallend“ .<br />



Version vom 15. Oktober 2013, 08:19 Uhr

Syntax ungeprüft

SF zuverlässig.png
Status: Zuverlässige Studienfassung – Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die Übersetzungskriterien und wurde mit einigen Standards der Qualitätssicherung abgesichert. Verbesserungen sind noch zu erwarten.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Psalm 8)

1 Für den Chorleiter, nach dem Kelterlied.
Ein Davidspsalm.


2 ⸂Gott⸃, unser Herr -

Auf der ganzen Erde wirst du verehrt,
im Himmel, da wirst du besungen!


3 Wegen dem Klagen von Kindern und Säuglingen

schufst du ein Bollwerk gegen deine Gegner,
um Feind und Rächer zu vernichten.

4 Wenn ich den Himmel sehe -

dein mächtiges Werk -,

und Mond und Sterne,

die du bereitet hast,

5 denke ich: Was ist der Mensch, dass du ihn beachtest?

Was ist das Menschlein, dass du es würdigst?

6 Nur wenig geringer als die Engel schufst du ihn

um ihn mit Würde und Pracht zu krönen;

7um ihn herrschen zu lassen über das Werk deiner Hände

hast du ihm alles zu Füßen gelegt:

8 Schafe und Rinder allesamt,

auch jedes wilde Tier auf Erden

9 die Vögel im Himmel, die Fische im Meer;

selbst das, was im Meer seine Bahnen zieht.


10 ⸂Gott⸃, unser Herr -

Auf der ganzen Erde wirst du verehrt!

Anmerkungen

Studienfassung (Psalm 8)

1 aFür den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden)b nach dem Kelterlied (auf gathitischem Instrument, nach der Melodie „Gittith“, nach der „Gittith“, auf der Gittith)c.


Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für) David.


2 JHWH, unser Herr,
: wie herrlich (mächtig) [ist] dein Name (bist du)d auf der ganzen Erde (im ganzen Land)!
: {welche} Deine Hoheit (Majestät, Pracht, Du)e wird gepriesenf im Himmel (den Himmeln, über dem Himmel)g
3 Aus dem Mund von (lallend gleich, Wegen der, Wegen dem dem Klagen der)h von Kleinkindern und Säuglingeni

: hast du ein Bollwerk (Kraft, Macht, Schutz, Festung; Lob)j errichtet (grundgelegt) um deiner Gegner willen,
: um [dem] Feind und [dem] Rachgierigen (Rächern, Rachsüchtigen) ein Ende zu bereiten (um sie zum Schweigen zu bringen, zu vernichten).
4 Sooft (wenn) ich deinen Himmel sehe (betrachte, zu deinem Himmel sehe),
: [das] Werk ([die] Werke)k deiner Finger,l
Mond und Sterne,
: die du bereitet (festgemacht, fertiggemacht, eingesetzt) hast,
5 [denke ich (sage ich, rufe ich):]m Was [ist das] Menschlein (der Mensch, die Menschheit, der Sterbliche)n, dass du ihn beachtest (an ihn denkst, über ihn nachdenkst; ihn beachtet hasto),
: und was [das] Menschenkindp (der Mensch, der Sohn des Menschen, das Kind des Menschen, der Menschensohn)q, dass du ihn würdigst (auf ihn achtest, für ihn sorgst; ihn gewürdigt hasto)r
6 [Nur] ein Stäubchen (ein bisschen, nur wenig) geringer schufsts du ihn als [die]t Engel (Gott, Götter, himmlische Wesen, übernatürliche Wesen),u
: um ihn mit Würde (Hoheit, Ehre) und Prachtv zu krönen (hast ihn mit Würde und Pracht gekrönt).w
7 Um ihn herrschen zu lassen (und machtest ihn zum Herrscher / Herrn, um ihn als Herrscher / Herrn einzusetzen) über das Werk deiner Hände (Macht)
: hast du ihm alles (alle Dinge) zu Füßen gelegt.x
8 Schafe (Herden) und Rinder (Vieh, Viehzeug, Kleinvieh und Großviehy) allesamt (alle)
: und auch (sogar) die Tiere auf dem (des)z Bodenaa (Feld, Land)ab
9 die Vögel im Himmel (des Himmels) und die Fische im Meer (des Meeres)ac
: und das, was die Pfade (Wege, evt. Ströme) des Meeresad durchzieht (an ihnen vorbeizieht, was im Meer seine Bahnen ziehtae).af



10 JHWH, unser Herr,

wie mächtig (majestätisch, glanzvoll) ist dein Name (bist du)d auf der ganzen Erde (im ganzen Land)!

Anmerkungen

aZur „Strophik“: Nach unserer Auffassung hat der Psalm die Abschnitte V. 1 / V. 2 / V. 3-9 / V. 10. Alternative Aufteilung haben unter Anderem Christensen, Prinsloo, Terrien, van der Lugt / Labuschagne und Waltke vorgelegt; in der Regel (außer bei Christensen) wird der Psalm in 5 Einheiten aufgeteilt. Allerdings wird hier verkannt, dass vv. 3-4 gänzlich durchwaltet sind vom Leitmotiv von Gottes Herrschaft im Himmel („Bollwerk“ (s.u.), „Himmel“, „Mond“, „Sterne“) und dass eine Aufteilung vor oder nach v. 5 den Psalm nicht trifft, da v. 5 hier als „Brückenvers“ fungiert, der die beiden „Themenkomplexe“ des Psalms miteinander verknüpft („Sooft..., [denke ich bei mir]).
Einzig der Rahmen muss natürlich abgegrenzt werden, da ihm u.a. die besondere Funktion der Leserlenkung zukommt und er durch die exakte Entsprechung sich deutlich vom restlichen Psalm abhebt. (Zurück zu v.1)
bGenaue Bedeutung unklar. Die gewählte Übersetzung entspricht der Mehrheitsmeinung. (Zurück zu v.1)
cDie Bedeutung von גִּתִּית gittith, hier übertragen mit „Kelterlied“, ist unklar. (1) Der Targum, Rashi und mit ihm Herbert Bosham verstanden es als eine Bezeichnung für ein Musikinstrument, das aus dem Ort „Gath“ stammte: „Zu singen zur Harfe, die David aus Gath brachte“ (vgl. Waltke 2010, S. 251); (2) Tur-Sinai verstand die Vokabel selbst als Bezeichnung eines Musikinstruments („Mit dem Begleitspieler auf der Gittit“). (3) LXX und Symmachus wie auch Hieronymus lesen es als feminines Adjektiv von gath „Weinpresse“ und auch Gregor von Nyssa deutet als „für die Weinpresse“ und baut sogar seine Interpretation des Psalms auf dieser Lesart auf (vgl. auch Miller 2010, S. 221); so z.B. auch König 1927; S. 28: „nach der beim Keltern üblichen Singweise“. (4) Alternative Lesarten interpretieren auch als Ausdruck für eine Melodie (z.B. ELB: „Nach der Gittit“).
Gegen Deutung (1) spricht, dass der Fall, dass ein Psalm auf genau einem Instrument gespielt werden dürfte (nämlich gerade dem, das David aus Gath mitbrachte), völlig singulär in den Psalmen und der Bibel wäre; gegen (2) spricht, dass eine solche Angabe zur Instrumentierung im Text des Psalms merkwürdig fehl am Platz wäre (vgl. hierzu z.B. auch Punkt 2b in „Sela“. (3) und (4) sind wahrscheinlicher - obwohl es doch merkwürdig anmutet, dass ein solches Lied als worksong verwendet worden sein sollte (gg. (3)). Am wahrscheinlichsten erscheint uns daher eigentlich Deutung (4); aber da (3) den mit Abstand stärksten Rückhalt in den Versionen hat, haben wir uns am Ende doch ebenfalls für (3) entschieden. (Zurück zu v.1)
dDer „Name“ steht hier wie öfters metonymisch für Gottes Ansehen (NET) oder Gott selbst (vgl. z.B. Kaiser 2004, S. 74; auch ad loc. König 1927, S. 146). Daher die Alternative „bist du“.
Dass Gottes „Name“ auf der Erde „herrlich“ (אַדִּיר) ist, ist eine poetische Umschreibung dessen, dass Gott auf Erden hoch angesehen ist, oder besser noch, da parallel zum nächsten Kolon, auf Erden hoch gepriesen wird (Siegmund/Stade z.B. geben aus diesem Grund für für אַדִּיר in Ps 8,2.10 tatsächlich den Übersetzungsvorschlag „gepriesen“ (S. 9), was zwar die Wortbedeutung nicht vollends trifft, den Sinn unserer Stelle aber bestens erfasst). (Zurück zu v.2 / zu v.10)
eהוֹד wird hier - entsprechend vielen anderen Gottesprädikaten (z.B. כָּבוֹד „Herrlichkeit“) - metonymisch für Gott selbst verwendet. (Zurück zu v.2)
fwelche und wird gepriesen ist unsere Übersetzung des hebräischen Satzanfangs אֲשֶׁר תְּנָה. Der Urtext ergibt hier keinen Sinn, wörtlich übersetzt lautete er „welche (Rel.pr.), gib!, deine Herrlichkeit...“. Ganze Ströme von Tinte sind bereits über dieser exegetischen Frage vergossen worden (schon de Wette: „[Es] ist so schwierig, daß man auf eine genügende Erklärung verzichten muss [...]). Im Anschluss an LXX, Alter, Childs, Fokkelman, Gunkel, Kissane, König, Morgenstern, Paulus, Ridderbos, Soggin, Tur-Sinai u.a. haben wir deshalb tənāh umpunktiert zu tunāh und אֲשֶׁר gestrichen. Aus „welche, gib“ wird dann „wird gepriesen“ (vgl. v.a. die hervorragende Behandlung dieser Frage in Soggin 1971, bes. S. 565-567. Vgl. aber dagegen Donner 1967. Alternative Lesarten/Umpunktierungen: „besinge!“, „preise!“, „Ich werde singen...“ bzw. „Lasst mich singen...!“, „Dass ich doch singe...!“ u.a.m. (Auflistung nach Soggin 1971, S. 566). S.a. die kurze Übersicht in Kaiser (1998), S. 66 und die sehr lange in Kunjummen (1985), S. 82-91.
Erwähnenswert ist noch die Emendation von Otto Kaiser, der auf eine inhaltlich stimmige und sehr schöne Fassung kommt, für die er aber massiv in den hebräischen Text eingreifen muss. Ihm zufolge hieße 2cf.: „Der du bekleidet den Himmel mit deiner Majestät, aus dem Gold der Wolken dir eine Feste gebaut“ (vgl. Kaiser (1998), v.a. S. 65-68). (Zurück zu v.2)
gVgl. BHRG §39.19. Diese Primärentscheidung ist v.a. der deutschen Sprachnorm geschuldet – der deutsche Leser kann weder mit „über dem Himmel“ noch mit „den Himmeln“ etwas anfangen. (Zurück zu v.2)
hMeist „aus dem Mund von“, dann aber besser, da „aus dem Mund von“ = häufige Metonymie für „Sprache“ -> „sprechend gleich“; und da sprechende Subjekte Kleinkinder und Säuglinge sind (vgl. Waltke 2010, S. 261), „stammelnd, lallend“ .

Ohnehin ist diese Stelle aber schwierig; drei verschiedene Deutungen haben sich im Laufe der Zeit etabliert:

  1. Der Text wird interpretiert, wie er steht; die Übersetzung lautete dann: „Aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen hast du Kraft/eine Festung gegründet wegen deiner Gegner, um Feind und Rächer zu vernichten.“
  2. Man lässt mit LXX עֹז nicht „Stärke, Bollwerk“, sondern „Preis, Lob“ bedeuten; die Übersetzung lautet dann: „Aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen hast du Preis gegründet wegen deiner Gegner, um Feind und Rächer zu vernichten.“
    1. Eine Variante dieser Deutung liest außerdem noch לְהַשְׁבִּית als „um sie zum Schweigen zu bringen“; die Übersetzung lautet dann „Aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen hast du Preis gegründet wegen deiner Gegner, um Feind und Rächer zum Schweigen zu bringen.“
  3. Eine dritte Variante wurde z.B. vertreten von Soggin und Fokkelman, die V. 3a zu 2 ziehen: „Deine Hoheit wird gepriesen im Himmel aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen. Du hast ein Bollwerk/Stärke gegründet...“


Keine dieser Deutungen macht sonderlich viel Sinn. Dass (1) aus dem Mund von Kleinkindern Bollwerke errichtet werden, ist offensichtlicher Nonsens. Inwiefern (2) die Preisungen gerade von Säuglingen Gott gegen seine Gegner helfen sollte ist ebenso wenig einzusehen. Auch (2.1) ist sinnlos, denn was soll das schon bedeuten - dass Gott kleine Kinder zum Schreien bringt, um so seine Gegner zu übertönen? Außerdem entsprechen weder die Umdeutung von עֹז noch die von לְהַשְׁבִּית den hebräischen Wortbedeutungen; schon allein deshalb sind die beiden Deutungen abzulehnen (Ges18 listet zwar die Bedeutung „Lob, Preis“ für עֹז und sie findet sich auch schon in SS. Nicht gelistet ist sie dagegen in BDB, DCH, KBL3, König. Zorell spricht sich explizit dagegen aus, und es ist dieses עֹז=„Preis“ auch eine ganz unnötige Annahme). Bei (3) schließlich ist fraglich, was Kleinkinder und Säuglinge im Himmel zu suchen haben (Putten sind durchaus kein alttestamentliches Konzept). Und selbst wenn man übersetzt „lallend gleich Kleinkindern“, ist unverständlich, wer denn Gott da brabbelnd wie ein Kleinkind im Himmel Preis entgegenbringt.

Es sei daher vorsichtig folgende alternative Deutung vorgeschlagen: Die Präposition מִנ gibt nicht nur Quelle / Urheber etc. von etwas an, sondern kann auch kausale Bedeutung haben (min causae, vgl. z.B. Ges 18, S. 693f, KBL3, S. 566, Zorell, S. 447). Und פֶּה bedeutet nicht nur „Mund“, sondern steht auch synekdochisch für Menschen als Redende (vgl. z.B. Gen 24,57: „ihren Mund befragen“=„sie befragen“; Gen 45,12: „Mein Mund spricht zu euch“=„Ich spreche zu euch“; Dtn 31,21: „Euer Mund soll nicht vergessen“=„Ihr sollt nicht vergessen“ u.ö.); auch bezeichnet es häufig metonymisch Akte des Sprechens oder auch ganz abstrakt „Klänge“. -> Aufgrund von etwas, das die Kinder von sich gegeben haben, handelt Gott, wie er handelt. Bereits Smend 1888 deutete aus diesem Grunde unsere Stelle aus Umschreibung von „Gebeten“ (S. 55f.); vgl. ebenso auch Siegmund/Stade, S. 568 und kürzlich wieder Schnieringer 2004, S. 148 („Um des Schreiens der Kinder willen“). In einer deutschen Übersetzung würde dieser Sinn wohl am deutlichsten durch eine Übersetzung mit „Flehen“, „Klagen“ o.Ä.

V. 3 wäre dann eine Umschreibung von V. 5 (was ohnehin naheliegt, da hier wie dort „Mensch“ durch je zwei Begriffe umschrieben wird, die die Kleinheit des Menschen unterstreichen): Gott reagiert auf das Klagen von Kleinkind und Säugling = Gott achtet auf Menschlein und Menschenkind. (Zurück zu v.3)
iSowohl das Wort für „Kleinkinder“ als auch das für „Säuglinge“ steht für Kinder bis maximal drei Jahren; i.d.R. sogar für Kinder im „Säuge-Alter“. Die übliche deutsche Übersetzung mit „Kinder und Säuglinge“ ist also ungenau. (Zurück zu v.3)
jzu den verschiedenen Übersetzungsweisen vgl. BDB 799; Dahood 1965, S. 166; Soggin 1971, S. 568; mit dem „Bollwerk“ ist vermutlich der Himmelsbogen gemeint, der das Wasser über der Erde zurückhält und über dem Gott thront. LXX überträgt mit „Preis, Lob“; ihr folgen viele aktuelle Übersetzungen. vgl. aber dagegen Fußnote h. (Zurück zu v.3)
kTextkritik: Einige Handschriften haben hier „Werk“ im Singular, einige den Plural (Craigie 1983, S. 94.). Im Deutschen ist dies allerdings unerheblich, da „deine Werke“ hier auch zusammenfassend mit „dein Werk“ bezeichnet werden kann (vgl. „Goethes Werk“ i.S.v. „Goethes Gesamtwerk“). Da so „dein Werk“ beiden MSS-Varianten gerecht wird, ist dies unsere primäre Übersetzungsentscheidung. (Zurück zu v.4)
lFür den Ausdruck „Finger Gottes“ sind unterschiedlichste Deutungen vorgeschlagen worden. Craigie etwa schlägt die (für das Deutsche und Englische) naheliegende Deutung vor, dass mit dem Finger Gottes Gewirktes für Gott nur eine Kleinigkeit sei; Alter glaubt, dass „Finger“ hier deshalb verwendet wird, um auf die „Feinarbeit“ zu verweisen, die Gott bei der Schöpfung des Himmels verrichtet habe. Für diese und andere Deutungen fanden wir in der Bibel keine Indizien. Für das AT lässt sich festhalten: In der Regel werden Finger nur im Zusammenhang mit der weit häufigeren Erwähnung der Hand Gottes oder von Menschen erwähnt, meist in poetischen Kontexten. Während es sich aber bei „Hand und Fingern eines Menschen“ bloß um poetische Synonymie zu handeln scheint (z.B. in Jes 2,8; 17,8; (Jes 59,3); Ps 144,1; Hld 5,5), kommen „Hand und Finger Gottes“ häufig im Zusammenhang mit Machttaten Gottes vor und stehen so für unseres Herren Macht (Ex 8,19 u.a.; Lk 11,20; (Ex 31,18)). Auch in Ps 8 kommt ist wenig später (v. 7) die Rede von der „Hand Gottes“, so dass dies wohl die wahrscheinlichste Deutung ist. Ähnlich auch schon Cumming (1854), S. 5. (Zurück zu v.4)
mGKC §159dd: „In Ps 8,4 [=8,5], instead of the apodosis I exclaim which we should expect, the exclamation itself follows.“ (Zurück zu v.5)
nMensch, hier enôsh, v.a. in poetischen Kontexten verwendet, bezieht sich häufig auf den Menschen in seiner Schwachheit und Fehlerhaftigkeit, vgl. die Parallelstellen; vgl. auch TWOT 136a; Waltke 2010, S. 266. (Zurück zu v.5)
oV.a. im Zhg. mit dem nächsten Vers ist die vorzeitige Übersetzung erwägenswert; s. dort und vgl. GKC § 107 h: „[...] The imperfect serves [...] to express actions, &c, which although, strictly speaking, they are already finished, are regarded as still lasting on into the present time, or continuing to operate in it [...]. The imperfect represents the coming as still in its last stage [...].“ (zu v.5)
p„Menschenkind“ nach Ridderbos (1972), S. 136, da es uns besser zum vorangehenden Halbvers zu passen schien. (Zurück zu v.5)
qHeb. ben adam, Sohn / Kind des adam. Dass Ps 8 vielfältige Bezüge zum Schöpfungsmythos hat, wurde häufig bemerkt (bis hin zur These, mit dem konsekutiven waw schließe Ps 8 direkt an Gen 1 an); ben adam ist daher ein besonders treffender Ausdruck. (Zurück zu v.5)
rRoss 2012, S. 295 optiert hier für die Grundbedeutung „merken auf x“, merkt aber an: „The common theme running through all the uses is the attention given to someone or some activity, and when that attention is from God the effect is to determine the destiny of the one visited. The intervention has a purpose beyond taking care of someone.“ Aufgrund des Folgeverses, der gerade mit dieser Bedeutungsnuance gut zusammenstimmt, haben wir hier mit „würdigen“ übertragen. Vgl. auch Hempel (1961); Schedl (1964). (Zurück zu v.5)
sTrotz yiqtol Vergangenheit; vgl. Joüon § 113 h. (Zurück zu v.6)
t„Nur ein Stäubchen geringer schufst du ihn als Engel“ könnte missverstanden werden als „als Engel schufst du ihn“; daher Ergänzung des „die“ (Zurück zu v.6)
uHeb elohim. Sonst meist bezogen auf Gott, in der Bedeutung „Gott“ fiele es aber hier im sonst jahwistischen Psalm aus dem Rahmen (vgl. Soggin (1971, S. 571)), daher unsere Entscheidung für „Engel“. So auch die Lesart von Heb 2,7; LXX, Symmachus, Tg. und Vg. Andererseits sieht etwa Terrien hier wieder einen Anschluss an Gen 1,26, so dass das Konzept, dennoch aber nicht die sprachliche Konkretion erklärlich würde (vgl. Terrien (2003), S. 131; ebenso Craigie (1983), S. 98; Ross (2012), S. 289; Waltke (2010), S. 267). (Zurück zu v.6)
vVgl. Ross (2012), S. 296 (Zurück zu v.6)
wvgl. GKC §111 m; NET: „indicates a consequence (“so that you make him...“) of the preceding statement“; auch Ross (2012), S. 296. Vgl. Fußnote zu „gelegt“ (Zurück zu v.6)
xDie übliche gleichzeitige Übersetzung (: „Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, / hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. // Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände, / hast ihm alles zu Füßen gelegt:...“) schien uns weniger wahrscheinlich als die hier vorgeschlagene. Denn die gleichzeitige Übersetzung brächte mit sich, (1) dass der Psalmist aus dem Überwältigtsein von der Größe Jahwes und der Einsicht in die eigene Niedrigkeit auf einmal sich selbst als den Herrn der ganzen Erde preist und (2) dass dieser „theologische Größenwahn“ eben im Rahmen eines Lobpreises auf Jahwe steht; zwei Aspekte, die schwer erklärlich wären. Durch die Übertragung mit „um... zu“ + Futur wird diese Schwierigkeit umgangen, und ohnehin ist die (Tempus-)Struktur der Verse zu auffällig, als dass sie leichtfertig übergangen werden dürfte:
Hier haben wir wieder das chiastische Stilelement:
Prädikat (recto) – Apposition / Apposition – Prädikat (obliquo)
Prädikat (obliquo) – Apposition / Objekt – Prädikat (recto) – Apposition
Der Wechsel von recto zu obliquo und wieder zu recto ist zwar inhaltlich nicht problematisch, arbeitet vielmehr eine feine theologische Nuance heraus: Krönung und Herrschaft stehen noch aus (obliquo), obwohl die Voraussetzungen dazu von Seiten Gottes schon gegeben sind (recto). Aber den Übersetzern war dieser doppelte Tempuswechsel sichtlich suspekt. VH hat 6a [...] im KT formal korrekt als futurisches w-pref lesen können und damit wenigstens den ersten Tempuswechsel ausgemerzt. G und VG hingegen haben mit aor/perf durchgehend recto interpretiert und damit dieses stilistische und inhaltliche Spannungselement aus Unverständnis eingeebnet.“ (Zuber (1986), S. 22); so auch Craigie (1983). Ähnlich Ross (2012), S. 288.
Auch die innerbiblischen Bezüge weisen in die Richtung von Zubers Lesart: In Gen 1,26-28 schafft Gott den Menschen. Das „Herrschen über die Tiere“ in 1,28 ist aber nicht Gabe, sondern Auftrag. Noch eindrücklicher ist aber 2Esdras 6,53-59: „[...] thou didst place Adam [...] as ruler over all the works which thou hadst made [...]. Thou hast said that it was for us that thou didst create the world [...] If the world has indeed been created for us, why do we not possess our world as an inheritance? How long will this be so?“. - die menschliche Herrschaft ist also sowohl dieser Lesart nach als auch nach Gen 1,28 und 2 Esdras 6,53-59 eben noch nicht eingetreten. Vgl. auch Guthrie / Quinn (2006), bes. S. 236f.; vgl. außerdem die eschatologische Wendung in Heb 2,5-8. (Zurück zu v.7)
yVgl. Craigie 1983, S. 96 (Zurück zu v.8)
zvgl. Fußnote af (Zurück zu v.8)
aaGemeint sind wilde Tiere im Gegensatz zu den gezähmten Herdentieren in 8a (Zurück zu v.8)
abTWOT 2236a: „poetic synonym of ´adeh“; s. nächste Fußnote (Zurück zu v.8)
acvgl. Waltke (2010), S. 271: „Vögel des Himmels“ ist ein stehender Ausdruck, der nichts weiter besagt als „Vögel“. Da dies hier aber mit dem in der Bibel ebenso gebräuchlichen Doppelmerismus Erde – Himmel – Meer verwendet wird (vgl. z.B. Jon 1,9, s. auch den Kommentar zu dieser Stelle) um damit die „Globalität“ der von Gott für den Menschen intendierten Herrschaft auszudrücken, haben wir (1) das übliche „(wilde) Tiere des Feldes“ übertragen mit „Tiere auf dem Boden“ und auch das „des“ in „des Himmels“ und „des Meeres“ mit „im“ übersetzt.
Damit – dies nur nebenbei – sind vv. 7.8 sehr dicht konstruiert: V. 8 schließt an V. 7 an mit der Fortsetzung des Doppelmerismus, gleichzeitig stehen V. 7a zu 7b (gezähmte Tiere <=> wilde Tiere) und V. 8a zu 8b (Fische im Meer <=> Leviathan / Seeungeheuer (s. Fußnote ai)) in Opposition. (Zurück zu v.9)
adPluralis majestatis. (Zurück zu v.9)
aeVgl. Waltke (2010), S. 271: Pfade des Meeres steht für die Reiseroute (recognized traveling patterns) des Wesens (Zurück zu v.9)
afvgl. Waltke (2010), S. 271: Der Psalmist wechselt vom Plural Fische zum substantivischen Partizip Singular. Damit verweist er dann entweder auf ein Gesamt großer Seekreaturen inklusive des Leviathan oder nur den Leviathan. Ähnlich Terrien 2003, S. 131f.; gemeint sind also Seeungeheuer oder der Leviathan.
Es ist dies ein weiteres Indiz, dass die allumfassende Herrschaft des Menschen nur Intention Gottes, noch nicht Realität ist – denn sicher wird der Psalmist nicht behaupten, der Mensch herrsche über den Leviathan, „who rivaled the gods“. (Zurück zu v.9)