Psalm 8: Unterschied zwischen den Versionen

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: auf der ganzen Erde (im ganzen Land)!
: auf der ganzen Erde (im ganzen Land)!
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Version vom 25. August 2012, 11:14 Uhr

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Status: Studienfassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett, aber noch nicht mit den Übersetzungskriterien abgeglichen und nach den Standards der Qualitätssicherung abgesichert worden und sollte weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.
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Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Psalm 8)

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Anmerkungen

Studienfassung (Psalm 8)

1a Für den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden)b nach dem Kelterlied (auf gathitischem Instrument, nach der (Melodie) „Gittith“, auf der Gittith)c.

Ein Psalm (Lied, Melodie) Davids (für David, von David).

2 JHWH, unser Herr,
: wie mächtig (majestätisch, glanzvoll)d ist dein Name (bist du)e
: auf der ganzen Erde (im ganzen Land)!
Deine Hoheit (Majestät, (Pracht)) wird gepriesenf im Himmel (über dem Himmel) (den Himmeln)g
: 3 stammelnd gleich (aus dem Mund von, lallend gleich)h Kleinkindern und Säuglingen.ij
Ein Bollwerk (Kraft, Macht, Schutz, Festung)k hast du gegründet (= grundgelegt; bestimmt, eingesetzt) wegen deiner Gegner,
: um Feinden und Rachgierigen (Rächern, Rachsüchtigen) ein Ende zu bereiten (um sie verschwinden zu machen, um sie zu töten, um sie zum schweigen zu bringen, um sie zu zerstören).
4 [Sooft (wenn)]l ich deinen Himmel sehe (betrachte, zu deinem Himmel sehe),
: das Werk (die Werke)m deiner Finger,n
den Mond und die Sterne,
: die du bereitet (festgemacht, fertiggemacht, repariert) hast,
5 [rufe ich (sage ich, denke ich (mir)):]o Wasp ist das Menschlein (der Mensch, der Sterbliche, der Mann, die Person)q, dass du ihn beachtest (dich an ihn erinnerst, an ihn denkst, über ihn nachdenkst, ihn beachtet hastr)?
: Und was das Menschenkinds (der Mensch, der Sohn / das Kind des Menschen)t, dass du ihn würdigst (auf ihn achtest, für ihn sorgst, ihn besuchst, ihn bestrafst, ihn bestimmst, ihn gewürdigt hastr)u
6 [Nur] ein Stäubchen (ein bisschen, nur wenig) geringer schufstv du ihn als [die]w Engel (Gott, Götter, himmlische / übernatürliche Wesen),x
: um ihn mit Würde (Hoheit, Ehre) und Prachty zu krönen (hast ihn mit Würde und Pracht gekrönt).z
7 Um ihn herrschen zu lassen (und machtest ihn zum Herrscher) (zum Herrn zu machen, als Herrscher einzusetzen) über das Werk deiner Hände (Macht)
: hast du ihm alles (alle Dinge) zu Füßen gelegt.aa
8 Schafe (Herden) und Rinder (Vieh, Viehzeug) (Kleinvieh und Großviehab) allesamt (alle)
: und auch (sogar) die Tiere auf dem Bodenac (wörtl.: Tiere des Feldes (Landes)ad)
9 die Vögel im Himmel (des Himmels) und die Fische im Meer (des Meeres)ae
: und das, was die Pfade (Wege, evt. Ströme) des Meeresaf durchzieht (an ihnen vorbeizieht) (was im Meer seine Bahnen ziehtag).ah
10 JHWH, unser Herr,
: wie mächtig (majestätisch, glanzvoll)d ist dein Name (bist du)e
: auf der ganzen Erde (im ganzen Land)!

Anmerkungen

aAlternative Strophenaufteilung haben unter Anderem Christensen, Princeloo, Terrien, van der Lugt / Labuschagne und Waltke vorgelegt; in der Regel (außer bei Christensen) wird der Psalm in 5 Einheiten aufgeteilt. Allerdings wird hier verkannt, dass vv. 2-4 gänzlich durchzogen ist vom Leitmotiv von Gottes Herrschaft im Himmel („Himmel“x2, „Bollwerk“ (s.u.), „Mond“, „Sterne“) und dass eine Aufteilung vor oder nach v. 5 den Psalm nicht trifft, da v. 5 hier als „Brückenvers“ fungiert, der die beiden „Themenkomplexe“ des Psalms miteinander verknüpft („Sooft..., [denke ich bei mir]).
Einzig der Rahmen muss natürlich abgegrenzt werden, da ihm u.a. die besondere Funktion der Leserlenkung zukommt und er durch die exakte Entsprechung sich deutlich vom restlichen Psalm abhebt. (Zurück zu v.1)
bGenaue Bedeutung unklar; Primärentscheidung = Mehrheitsübersetzung. (Zurück zu v.1)
cDie Bedeutung von gittith, hier übertragen mit „Kelterlied“, ist unklar. Der Targum (vgl. auch die Übersetzung hier), Rashi und mit ihm Herbert Bosham verstanden es als eine Bezeichnung für ein Musikinstruments, das aus dem Ort „Gath“ stammte: „Zu singen zur Harfe, die David aus Gath brachte“ (Waltke 2010, S. 251). Die LXX, Symmachus und Hieronymus lasen es als feminines Adjektiv von gath, „Weinpresse“ (Terrien 2003, S. 127). Gregor von Nyssa übersetzt mit „für die Weinpresse“ und baut sogar seine Interpretation des Psalms auf dieser Lesart auf (Miller 2010, S. 221).
Alternative Lesarten interpretieren es als Ausdruck für eine Melodie (ELB: „Nach der Gittit“) oder ein Instrument (Tur-Sinai: „Mit dem Begleitspieler auf der Gittit“) (Zurück zu v.1)
d„mächtig“: vgl. Waltke 2010, S. 260. (Zurück zu v.2 / zu v.10)
eNET: „[„name“] stands metonymically for God´s reputation.“ - dies trifft jedoch die Sache nicht. Der „Name“ eines Namensträger ist im AT sehr selten zufällig gewählt, sondern beschreibt häufig auch das Wesen des Namensträgers; vgl. Kommentar zu Ex 3,14; vgl. Craigie 1983, S. 97; Ross 2012, S. 291f. Daher die Alternative „du bist“. (Zurück zu v.2 / zu v.10)
fDer Urtext ergibt hier keinen Sinn: „welche (Rel.pr.), gib!, wird gepriesen...“. Ganze Ströme von Tinte sind bereits über diese exegetische Frage vergossen worden (de Wette: „[Es] ist so schwierig, daß man auf eine genügende Erklärung verzichten muss [...]). Im Anschluss an Alter, Bertholet, Childs, Fokkelman, Gunkel, Hempel, Kissane, Morgenstern, Paulus, Princeloo, Schedl, Soggin, Tournay, Tur-Sinai und LXX umpunktiert zu tunna. vgl. v.a. die hervorragende Behandlung dieser Frage in Soggin (1971), bes. S. 565-567; vgl. aber auch Donner (1967). Alternative Lesarten / Umpunktierungen referiert Soggin, die übersetzt dann etwa lauten würden: „gib!“ / „setze!“, „besinge!“ / „preise!“, „Ich werde singen...“ / „Lasst mich singen...!“, „Dass ich doch singe...!“. s. auch die kurze Übersicht in Kaiser (1998), S. 66 und die sehr lange in Kunjummen (1985), S. 82-91.

Die syrische Version und der Targum (vgl. auch die Übersetzung hier) interpretieren als Schreibfehler und lesen perfektiv: „Du hast deine Hoheit über die Himmel gesetzt.“

Otto Kaiser schließlich kommt auf eine inhaltlich stimmige und sehr schöne Fassung, für die er aber den hebräischen Text massiv korrigieren muss. Nach ihm hieße 2cf.: „Der du bekleidet den Himmel mit deiner Majestät, aus dem Gold der Wolken dir eine Feste gebaut“ (vgl. Kaiser (1998), v.a. S. 65-68) (Zurück zu v.2)
gVgl. BHRG §39.19. Diese Primärentscheidung ist v.a. der deutschen Sprachnorm geschuldet – der deutsche Leser kann weder mit „über dem Himmel“ noch mit „den Himmeln“ etwas anfangen. (Zurück zu v.2)
hWörtl.: „aus dem Mund von“; vgl. Waltke 2010, S. 261: „aus dem Mund von“ = häufige Metonymie für „Sprache“ => „sprechend gleich“; und da sprechende Subjekte Kleinkinder und Säuglinge sind, „stammelnd, lallend“ (Zurück zu v.3)
iSowohl das Wort für „Kleinkinder“ als auch das für „Säuglinge“ steht für Kinder bis maximal drei Jahren; i.d.R. sogar für Kinder im „Säuge-alter“. Die übliche deutsche Übersetzung mit „Kinder und Säuglinge“ ist damit ungenau (Zurück zu v.3)
jDie übliche Übersetzung mit „Aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen schaffst du dir Kraft / eine Mauer, um deine Feinde zu vernichten“ oder „Aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen schaffst du dir Preis, um deine Feinde zum Schweigen zu bringen.“ ist völlig sinnlos. Variante 2, die zunächst sinnvoll erscheinen könnte, ebenso wie Variante 1, denn was sollte dies schon bedeuten? Dass unser Herr Kleinkinder zum Schreien bringt, um seine Feinde zu übertönen? Wir haben daher für vv.2-3 mit Soggin die disjunktiven Akzente der Masoreten ignoriert und 3a mit 2c verbunden. vgl. auch Fokkelman 2001, S. 143 (Zurück zu v.3)
kVgl. BDB 6948.5; Dahood (1965), S. 166; Soggin (1971), S. 568; mit dem „Bollwerk“ ist vermutlich der Himmelsbogen gemeint, der das Wasser über der Erde zurückhält und über dem Gott thront. LXX überträgt mit „Preis, Lob“; ihr folgen auch , NeÜ, NL, SLT, ET, NIV, NCV, NLT (Zurück zu v.3)
lEigentlich ist dies gar keine Ergänzung, sondern liegt im MT (vgl. Waltke 2010, S. 264f.; s. auch GKC 159bb.164d; Waltke/O´Connor 38.7.a). Da diesem Sooft aber kein bestimmtes Wort im MT entspricht (deswegen auch : „Seh ich den Himmel...“), haben wir es als Ergänzung ausgezeichnet. (Zurück zu v.4)
mEinige MSS haben hier „Werk“ im Singular, einige im Plural (Vgl. Craigie 1983, S. 94.). Im Deutschen ist dies allerdings unerheblich, da „deine Werke“ hier auch zusammenfassend mit „dein Werk“ bezeichnet werden kann (vgl. „Goethes Werk“ i.S.v. „Goethes Gesamtwerk“). Da so „dein Werk“ beiden MSS-Varianten gerecht wird, ist dies unsere primäre Übersetzungsentscheidung. (Zurück zu v.4)
nFür den Ausdruck „Finger Gottes“ sind unterschiedlichste Deutungen vorgeschlagen worden (vgl. z.B. Alter 2009, S. 23; Craigie 1983, S. 97f.; Faithlife Study Bible; TWOT 1873a).
Craigie etwa schlägt die (für das Deutsche und Englische) naheliegende Deutung vor, mit dem „Finger Gottes“ würde ausgedrückt, dass das mit dem Finger Gottes Gewirkte für Gott nur eine Kleinigkeit sei. Für diese und andere Deutungen fanden wir in der Bibel keine Indizien; stattdessen ergibt sich bei der Durchsicht von Parallelstellen ein interessantes Muster: Sowohl vom „Finger Gottes“ als auch vom „Finger eines Menschen“ kann die Rede sein. In der Regel wird es nur im Zhg. mit der weit häufigeren „Formulierung Hand Gottes“ / „Hand eines Menschen“ verwendet und für gewöhnlich nur in poetischen Kontexten. Während es sich aber bei „Hand und Finger eines Menschen“ bloß um poetische Synonymie zu handeln scheint (vgl. Jes 2,8, Jes 17,8, (Jes 59,3), Ps 144,1, Hld 5,5), wird es als „Hand und Finger Gottes“ häufig verwendet im Zusammenhang mit Machttaten Gottes und steht so für unseres Herren Macht (vgl. Ex 8,19 u.ö.; Lk 11,20; (Ex 31,18)). Ähnlich auch schon Cumming (1854), S. 5 (Zurück zu v.4)
os. GKC § 159 dd (Zurück zu v.5)
p“There is a clearcut antithesis between the ma-exclamations in the frameworkd (2b and 10b) and in 5ab [...]. The exclamations in the framework stress the majesty of Yahweh, the exclamation in 5ab the frailty of mankind.“ (Princeloo (1995), S. 380 (Zurück zu v.5)
qvgl. TWOT 136a, Waltke 2010, S. 266: enôsh, v.a. in poetischen Kontexten verwendet, bezieht sich häufig auf den Menschen in seiner Schwachheit und Fehlerhaftigkeit, vgl. Parallelstellen (Zurück zu v.5)
rV.a. im Zhg. mit dem nächsten Vers ist die vorzeitige Übersetzung erwägenswert; s. dort und vgl. GKC § 107 h (zu v.5)
snach Ridderbos (1972), S. 136, da es uns besser zum vorangehenden Halbvers zu passen schien (Zurück zu v.5)
tHeb. ben adam, Sohn / Kind des Adams. Dass Ps 8 vielfältige Bezüge zum Schöpfungsmythos hat, wurde häufig bemerkt (bis hin zur Behauptung, mit dem konsekutiven waw schließe Ps 8 direkt an Gen 1 an); ben adam ist daher ein besonders treffender Ausdruck.
Rich Rhodes hat am 21.7.2012 über diese beiden Teilverse und ihr Verhältnis zu Heb geblogt Er hat dabei eines der Übersetzungsprobleme dieses Verses zum Ausdruck gebracht: ben adam wird im Hebräerbrief verstanden als Menschensohn und so gemeinsam mit dem gesamten Vers ins messianische gewendet. Als Übersetzer muss man, dies berücksichtigend, nun bedenken, ob man bei der Übertragung dieser Stelle eher die mutmaßliche ursprüngliche Intention des Psalmisten Rechnung trägt und ben adam überträgt als „Mensch“ oder ob man der Intertextualität Rechnung trägt, und der neutestamentlichen Lesart folgt. Für die Studienfassung haben wir uns natürlich für die erste Möglichkeit entschieden; die Übersetzungsentscheidung für die Lesefassung dagegen steht noch aus. (Zurück zu v.5)
uVgl. Ross 2012, S. 295. Er optiert hier für die Grundbedeutung „merken auf x“, merkt aber an: „The common theme running through all the uses is the attention given to someone or some activity, and when that attention is from God the effect is to determine the destiny of the one visited. The intervention has a purpose beyond taking care of someone.“ - aufgrund des Folgeverses, der gerade mit dieser Bedeutungsnuance gut zusammenstimmt, haben wir hier mit „würdigen“ übertragen. vgl. auch Hempel (1961); Schedl (1964). (Zurück zu v.5)
vTrotz yiqtol Vergangenheit; vgl. Joüon § 113 h. (Zurück zu v.6)
w„Nur ein Stäubchen geringer schufst du ihn als Engel“ könnte missverstanden werden als „als Engel schufst du ihn“; daher Ergänzung des „die“ (Zurück zu v.6)
xHeb elohim. Sonst meist bezogen auf Gott, in der Bedeutung „Gott“ fiele es aber hier im sonst jahwistischen Psalm aus dem Rahmen (vgl. Soggin (1971, S. 571)), daher unsere Entscheidung für „Engel“. So auch die Lesart von Heb 2,7; LXX, Symmachus, Tg. und Vg. Andererseits sieht etwa Terrien hier wieder einen Anschluss an Gen 1,26, so dass das Konzept, dennoch aber nicht die sprachliche Konkretion erklärlich würde (vgl. Terrien (2003), S. 131; ebenso Craigie (1983), S. 98; Ross (2012), S. 289; Waltke (2010), S. 267). (Zurück zu v.6)
yVgl. Ross (2012), S. 296 (Zurück zu v.6)
zvgl. GKC §111 m; NET: „indicates a consequence (“so that you make him...“) of the preceding statement“; auch Ross (2012), S. 296. Vgl. Fußnote zu „gelegt“ (Zurück zu v.6)
aaWeder aus der Perspektive des direkten noch aus der des weiteren Kontextes macht die übliche gleichzeitige Übersetzung (: „Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, / hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. // Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände, / hast ihm alles zu Füßen gelegt:...“) viel Sinn. Weder ist erklärlich, wie der Psalmist aus dem Überwältigtsein in die Größe Jahwes und der Einsicht in die eigene Niedrigkeit auf einmal sich selbst als den Herrn der ganzen Erde preist, noch, was dieser theologische Größenwahn im Rahmen eines Lobpreises auf Jahwe zu suchen hat. Zudem ist die (Tempus-)Struktur der Verse zu auffällig, als dass sie leichtfertig übergangen werden dürften:
Hier haben wir wieder das chiastische Stilelement:
Prädikat (recto) – Apposition / Apposition – Prädikat (obliquo)
Prädikat (obliquo) – Apposition / Objekt – Prädikat (recto) – Apposition
Der Wechsel von recto zu obliquo und wieder zu recto ist zwar inhaltlich nicht problematisch, arbeitet vielmehr eine feine theologische Nuance heraus: Krönung und Herrschaft stehen noch aus (obliquo), obwohl die Voraussetzungen dazu von Seiten Gottes schon gegeben sind (recto). Aber den Übersetzern war dieser doppelte Tempuswechsel sichtlich suspekt. VH hat 6a [...] im KT formal korrekt als futurisches w-pref lesen können und damit wenigstens den ersten Tempuswechsel ausgemerzt. G und VG hingegen haben mit aor/perf durchgehend recto interpretiert und damit dieses stilistische und inhaltliche Spannungselement aus Unverständnis eingeebnet.“ (Zuber (1986), S. 22); so auch Craigie (1983). Ähnlich Ross (2012), S. 288.
Auch die innerbiblischen Bezüge weisen in die Richtung von Zubers Lesart: In Gen 1,26-28 schafft Gott den Menschen. Das „Herrschen über die Tiere“ in 1,28 ist aber nicht Gabe, sondern Auftrag. Noch eindrücklicher ist aber 2Esdras 6,53-59: „[...] thou didst place Adam [...] as ruler over all the works which thou hadst made [...]. Thou hast said that it was for us that thou didst create the world [...] If the world has indeed been created for us, why do we not possess our world as an inheritance? How long will this be so?“. (vgl. auch Guthrie / Quinn (2006), bes. S. 236f.); vgl. außerdem die eschatologische Wendung in Heb 2,5-8 (vgl. hierzu auch Johannes Paul II. Predigt zur 67. Generalaudienz 2003, Punkt 3). (Zurück zu v.7)
abVgl. Craigie 1983, S. 96 (Zurück zu v.8)
acGemeint sind wilde Tiere im Gegensatz zu den gezähmten Herdentieren in 8a (Zurück zu v.8)
adTWOT 2236a: „poetic synonym of ´adeh; s. nächste Fußnote (Zurück zu v.8)
aevgl. Waltke (2010), S. 271: „Vögel des Himmels“ ist ein stehender Ausdruck, der nichts weiter besagt als „Vögel“. Da dies hier aber mit dem in der Bibel ebenso gebräuchlichen Doppelmerismus Erde – Himmel – Meer verwendet wird (vgl. z.B. Jon 1,9, s. auch den Kommentar zu dieser Stelle) um damit die „Globalität“ der von Gott für den Menschen intendierten Herrschaft auszudrücken, haben wir (1) das übliche „(wilde) Tiere des Feldes“ übertragen mit „Tiere auf dem Boden“ und auch das „des“ in „des Himmels“ und „des Meeres“ mit „im“ übersetzt.
Damit – dies nur nebenbei – sind vv. 7.8 sehr dicht konstruiert: V. 8 schließt an V. 7 an mit der Fortsetzung des Doppelmerismus, gleichzeitig stehen V. 7a zu 7b (gezähmte Tiere <=> wilde Tiere) und V. 8a zu 8b (Fische im Meer <=> Leviathan / Seeungeheuer (s. Fußnote ag)) in Opposition. (Zurück zu v.9)
afPluralis majestatis. (Zurück zu v.9)
agVgl. Waltke (2010), S. 271: Pfade des Meeres steht für die Reiseroute (recognized traveling patterns) des Wesens (Zurück zu v.9)
ahvgl. Waltke (2010), S. 271: Der Psalmist wechselt vom Plural Fische zum substantivischen Partizip Singular. Damit verweist er dann entweder auf ein Gesamt großer Seekreaturen inklusive des Leviathan oder nur den Leviathan. Ähnlich Terrien 2003, S. 131f.; gemeint sind also Seeungeheuer oder der Leviathan.
Es ist dies ein weiteres Indiz, dass die allumfassende Herrschaft des Menschen nur Intention Gottes, noch nicht Realität ist – denn sicher wird der Psalmist nicht behaupten, der Mensch herrsche über den Leviathan, „who rivaled the gods“. (Zurück zu v.9)