Psalm 11: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Genauer''': V. 2 gehört sicher zum selben Sprachakt wie V. 1: In der Wendung ''ki hinneh'' („denn siehe,...“) hat ''ki'' („denn“, „Oh!“, „Ach!“) nie die selbe Funktion wie ''hinneh'' (also die eines Fokuspartikels: „Oh! Siehe!, ...“), muss also als „denn“ verstanden werden. Würde demnach in V. 2 wieder der Psalmist sprechen, würde er ja sein Vertrauen in Gott damit begründen, dass die Frevler schon ihre Bogen spannen. Das liegt sicher fern. Die Sprecher sind also immer noch die von V. 1, die in V. 2 ihre Aufforderung von V. 1 begründen (für ähnliche mit ''ki hinneh'' eingeleitete Begründungen s. z.B. schön deutlich [[Jeremia 50#s9 |Jer 50,9]] auf V. 8; [[Psalm 59#s4 |Ps 59,4]] auf V. 3; [[Psalm 83#s3 |83,3]] auf V. 2). Ab V. 4 dagegen beginnt offenbar die Erwiderung auf 3b: „Was tut JHWH?“ - „Richten.“ (so gut Mannati 1979, S. 225). Die beiden Abschnitte des Psalms sind also sehr wahrscheinlich: Vv. 1b-3 - Vv. 4-7.<br />
'''Genauer''': V. 2 gehört sicher zum selben Sprachakt wie V. 1: In der Wendung ''ki hinneh'' („denn siehe,...“) hat ''ki'' („denn“, „Oh!“, „Ach!“) nie die selbe Funktion wie ''hinneh'' (also die eines Fokuspartikels: „Oh! Siehe!, ...“), muss also als „denn“ verstanden werden. Würde demnach in V. 2 wieder der Psalmist sprechen, würde er ja sein Vertrauen in Gott damit begründen, dass die Frevler schon ihre Bogen spannen. Das liegt sicher fern. Die Sprecher sind also immer noch die von V. 1, die in V. 2 ihre Aufforderung von V. 1 begründen (für ähnliche mit ''ki hinneh'' eingeleitete Begründungen s. z.B. schön deutlich [[Jeremia 50#s9 |Jer 50,9]] auf V. 8; [[Psalm 59#s4 |Ps 59,4]] auf V. 3; [[Psalm 83#s3 |83,3]] auf V. 2). Ab V. 4 dagegen beginnt offenbar die Erwiderung auf 3b: „Was tut JHWH?“ - „Richten.“ (so gut Mannati 1979, S. 225). Die beiden Abschnitte des Psalms sind also sehr wahrscheinlich: Vv. 1b-3 - Vv. 4-7.<br />
Wer sind nun die „ihr?“ Wegen dem Ende von V. 1 („auf ''euern'' Berg“) hat man wahrscheinlich an eine Gruppe („''ihr''“) zu denken, die eine andere ist als die Gruppe, denen „euer Berg“ zugeschrieben wird und die hier durch den Psalmisten repräsentiert ist. Am nächsten liegt daher, die ''Feinde'' des Psalmisten als seine Gesprächspartner zu verstehen. S. näher die Anmerkungen.</ref> [da] zu mir (zu meiner Seele)<ref>''zu mir (zu meiner Seele)'' - Heb. „zu meiner ''nefesch'' (‚Seele‘)“. Eine wörtl. Üs. von ''nefesch'' ist fast nie zu empfehlen, weil es im heb. Menschenbild einen Gegensatz von Körper und Seele so nicht gab; ''nefesch'' meint hier wie meist den ''ganzen'' Menschen und wird daher hier wie häufig als Wechselbegriff für „Ich“ verwendet.</ref> sagen:<ref>''Wie [könnt] ihr [da] zu mir sagen'' - W. „Wie (''´ek'') sagt ihr zu mir...?“; das Fragewort ''´ek'' dient hier wie häufig zur Einleitung eines ablehnenden Ausrufs: „Wie könnt ihr nur...!?“ (s. z.B. [[Genesis 26#s9 |Gen 26,9]]; [[Genesis 39#s9 |39,9]]; [[Richter 16#s15 |Ri 16,15]] u.ö). Die obige Übersetzung versucht, diesen Ton einzufangen. Ähnlich viele Üss.</ref>
Wer sind nun die „ihr?“ Wegen dem Ende von V. 1 („auf ''euern'' Berg“) hat man wahrscheinlich an eine Gruppe („''ihr''“) zu denken, die eine andere ist als die Gruppe, denen „euer Berg“ zugeschrieben wird und die hier durch den Psalmisten repräsentiert ist. Am nächsten liegt daher, die ''Feinde'' des Psalmisten als seine Gesprächspartner zu verstehen. S. näher die Anmerkungen.</ref> [da] zu mir (zu meiner Seele)<ref>''zu mir (zu meiner Seele)'' - Heb. „zu meiner ''nefesch'' (‚Seele‘)“. Eine wörtl. Üs. von ''nefesch'' ist fast nie zu empfehlen, weil es im heb. Menschenbild einen Gegensatz von Körper und Seele so nicht gab; ''nefesch'' meint hier wie meist den ''ganzen'' Menschen und wird daher hier wie häufig als Wechselbegriff für „Ich“ verwendet.</ref> sagen:<ref>''Wie [könnt] ihr [da] zu mir sagen'' - W. „Wie (''´ek'') sagt ihr zu mir...?“; das Fragewort ''´ek'' dient hier wie häufig zur Einleitung eines ablehnenden Ausrufs: „Wie könnt ihr nur...!?“ (s. z.B. [[Genesis 26#s9 |Gen 26,9]]; [[Genesis 39#s9 |39,9]]; [[Richter 16#s15 |Ri 16,15]] u.ö). Die obige Übersetzung versucht, diesen Ton einzufangen. Ähnlich viele Üss.</ref>
Flieht auf euren Berg [wie] ein Vogel ([wie] Vögel; flieh auf euren Berg, Vogel!, flieh/flieht ins Gebirge wie ein Vogel/wie Vögel!)<ref group="Text">'''Textkritik''': ''Flieht auf euren Berg [wie] ein Vogel ([wie] Vögel; flieh auf euren Berg, Vogel!, flieh/flieht ins Gebirge wie ein Vogel/wie Vögel!'' - Der heb. Teil der Bibel wurde ursprünglich ohne Vokale geschrieben; jüdische Schriftgelehrte trugen diese Vokale im Mittelalter nach. An dieser Stelle liegt der heb. Text daher in zwei us. Versionen vor: Der Konsonantentext bedeutet „Flieht (mask. pl.)“, die Schriftgelehrten wollten das korrigieren und haben durch die Vokale angezeigt, dass sie den Text verstanden wissen wollen als „Flieh (fem. sg.)“; angesprochen wäre damit entweder die „Seele“ oder der Psalmist, der mit einem Vokativ als „Vogel“ bezeichnet wird.<br />
Flieht auf euren Berg<ref>''auf euren Berg'' - nämlich den Zion, den Berg, auf dem Gott in seinem Tempel wohnt und der daher eine sichere Zuflucht ist (vgl. z.B. [https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/35418/#h8 Zion/Zionstheologie (WiBiLex)] und s. z.B. [[Psalm 46#s1 |Ps 46,1-8]]; [[Psalm 48#s 13 |48,13-15]]; zum ähnlichen Motiv des Tempels als Zufluchtsort s. z.B. [[Psalm 27#s4 |Ps 27,4f.]]; [[Psalm 61#s4|61,4f.]]).</ref> [wie] ein Vogel<ref>''[wie] ein Vogel'', d.h. „wie ein Angsthase“ (vgl. [[Sprichwörter 27#s8 |Spr 27,8]]; [[Hosea 11#s11 |Hos 11,11]]). Sehr schön Delekat 1967, S. 154: „Flieh ins Gebirge wie ein Hasenfuss!“<br />„Vogel“ ist ein „generischer Singular“ mit Pl.-Bed.; übersetze: „wie ''Vögel''“.</ref> ([wie] Vögel; flieh auf euren Berg, Vogel!, flieh/flieht ins Gebirge wie ein Vogel/wie Vögel!)<ref group="Text">'''Textkritik''': ''Flieht auf euren Berg [wie] ein Vogel ([wie] Vögel; flieh auf euren Berg, Vogel!, flieh/flieht ins Gebirge wie ein Vogel/wie Vögel!'' - Der heb. Teil der Bibel wurde ursprünglich ohne Vokale geschrieben; jüdische Schriftgelehrte trugen diese Vokale im Mittelalter nach. An dieser Stelle liegt der heb. Text daher in zwei us. Versionen vor: Der Konsonantentext bedeutet „Flieht (mask. pl.)“, die Schriftgelehrten wollten das korrigieren und haben durch die Vokale angezeigt, dass sie den Text verstanden wissen wollen als „Flieh (fem. sg.)“. Darauf folgen im Heb. die Konsonanten ''hrkm'' („auf euren Berg“) und ''zpwr'', das sich entweder als Sg. oder als „generischer“ Sg. mit Pl.-Bed. und entweder als Vokativ („du Vogel / ihr Vögel“) oder als adverbialer Akkusativ des Vergleichs („[wie] ein Vogel / [wie] Vögel“) verstehen lässt.<br />
Darauf folgen im Heb. die Konsonanten ''hrkm'' („auf euren Berg“) und ''zpwr'', das sich entweder als Sg. oder als „generischer“ Sg. mit Pl.-Bed. und entweder als Vokativ („du Vogel / ihr Vögel“) oder als adverbialer Akkusativ des Vergleichs („[wie] ein Vogel / [wie] Vögel“) verstehen lässt.<br />
Die alten Übersetzungen übersetzen einheitlich: „Flieh (sg.) ins Gebirge wie ein Vogel“ (so LXX, Aq, Syr, VUL, Hieronymus, Tg). Auch hier findet sich also meist die Deutung des Verbs als Sg., außerdem fehlt stets das „euer“ und stets steht ein „wie“. Das ''könnte'' bedeuten, dass den alten Versionen statt den Konsonanten ''hrkm zpwr'' („auf euren Berg [wie] ein Vogel“) die Konsonanten ''hr kmw zpwr'' („ins Gebirge wie ein Vogel“) vorlagen. Es könnte aber auch sein, dass die singularische Übersetzung an die Kommunikationssituation („zu ''meiner'' Seele“=Sg.) angepasst ist, dass das „euer Berg“ als alternativer Ausdrück für „ins Gebirge“ verstanden wurde und der adverbiale Akkusativ des Vergleichs ausdrücklich gemacht worden ist. Letzteres ist die Interpretation von CTAT IV, S. 42f.; dem folgen auch wir und betrachten als ursprünglich: „FliehT auf EUREN Berg [WIE] ein Vogel“. So z.B. auch B-R, MEN, SLT, STAD, TAF, TUR.</ref>
Die alten Übersetzungen übersetzen einheitlich: „Flieh (sg.) ins Gebirge wie ein Vogel“ (so LXX, Aq, Syr, VUL, Hieronymus, Tg). Auch hier findet sich also meist die Deutung als Sg., außerdem fehlt stets das „euer“ und stets steht ein „wie“. Das ''könnte'' bedeuten, dass den alten Versionen statt den Konsonanten ''hrkm zpwr'' („auf euren Berg [wie] ein Vogel“) die Konsonanten ''hr kmw zpwr'' („ins Gebirge wie ein Vogel“) vorlagen. Es könnte aber auch sein, dass die singularische Übersetzung an die Kommunikationssituation („zu ''meiner'' Seele“) angepasst ist, dass das „euer Berg“ als alternativer Ausdrück für „ins Gebirge“ verstanden wurde und der adverbiale Akkusativ des Vergleichs ausdrücklich gemacht worden ist. Letzteres ist die Interpretation von CTAT IV, S. 42f.; dem folgen daher auch wir und betrachten als ursprünglich: „FliehT auf EUREN Berg [WIE] ein Vogel“.</ref>
_{{S|2}} Denn siehe,<ref>''Denn siehe'' leitet hier die Begründung der vorangehenden Aufforderung ein (s. ähnlich z.B. [[Jeremia 50#s9 |Jer 50,9]] auf V. 8; [[Psalm 59#s4 |Ps 59,4]] auf V. 3; [[Psalm 83#s3 |83,3]]); sinngemäßer daher: „''Denn'' <s>siehe</s> die Bösen wollen ''[ja]'' den Bogen spannen“.</ref> die Bösen wollen den Bogen spannen,
_{{S|2}} Denn siehe,
Sie wollen den Pfeil auf die Sehne legen<ref group="Text">'''tFN''': ''wollen legen'' - W. „legen/haben gelegt. Zeilen 1 und 2 von V. 2 verwenden unterschiedliche Verbformen. Nach der Logik muss man zuerst den Bogen spannen, bevor man den Pfeil auf die Sehne legen kann; laut den Verbformen von V. 2 ist es hier aber umgekehrt: „Sie ''werden/wollen'' den Bogen spannen, / sie ''haben'' den Pfeil auf die Sehne gelegt“. Sie sind daher zu verstehen als T-Shift (so auch Zuber 1986, S. 26): Aus poetischen Gründen kann in der bibl. Poesie von einer Zeile auf die nächste von einem Tempus zum nächsten gewechselt werden, ohne, dass das einen Bedeutungsunterschied machen würde (vgl. z.B. Berlin 1979, S. 23). Auch von den meisten Üss. wird der Unterschied zwischen den beiden Verbformen daher richtig eingeebnet.</ref>


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Version vom 15. Dezember 2015, 21:19 Uhr

Syntax ungeprüft

SF in Arbeit.png
Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Psalm 11)

(kommt später)

Studienfassung (Psalm 11)

1 Für den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden; [Vorzutragen vom] Vorsteher [über das Ritual]).a Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für, über, nach Art von) David.

Auf JHWH vertraue ich (zu JHWH fliehe ich/bin ich geflohen).
Wie [könnt] ihrb [da] zu mir (zu meiner Seele)c sagen:d
Flieht auf euren Berge [wie] ein Vogelf ([wie] Vögel; flieh auf euren Berg, Vogel!, flieh/flieht ins Gebirge wie ein Vogel/wie Vögel!)g
2 Denn siehe,h die Bösen wollen den Bogen spannen,
Sie wollen den Pfeil auf die Sehne legeni
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5
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Anmerkungen

aChorleiter - Heb. menatseach; genaue Bedeutung unklar. Die Primärübersetzung „Chorleiter“ ist mehr oder weniger Konvention.
Für einen guten Vorschlag zur Deutung vgl. Sawyer 2011b: In akkadischen Ritualtexten gibt es ähnliche Angaben wie in den Psalmüberschriften; u.a. wird dort häufig spezifiziert, wer den folgenden Text vorzutragen hat und welches Ritual Anlass des jeweiligen Ritualtextes ist. Entsprechend wäre dann in den Psalmen der menatseach nicht der „Chorleiter“, sondern der Vorsteher über das Ritual, bei dem der Psalm vorzuträgen war. Doch ist auch dies nur ein „educated guess“ und „Chorleiter“ ist in dt. Üss. so etabliert, dass die LF doch besser dieser Deutung folgen sollte. (Zurück zu v.1)
bihr - Wer diese „ihr“ sind, ist umstritten: Sind es ängstliche Freunde des Psalmisten (so die meisten) oder seine Feinde? Umstritten ist außerdem, wie lange das folgende Zitat dieser „ihr“ geht: Nur bis ans Ende von V. 1, bis zum Ende von V. 2, bis zum Ende von V. 3 (so die meisten) oder gar bis ans Ende von V. 1 und dann noch mal V. 3? Nach unserem Verständnis geht das folgende Zitat der Gesprächspartner vom Ende von V. 1 bis zum Ende von V. 3 und es sind die Feinde des Psalmisten, die hier zitiert werden.

Genauer: V. 2 gehört sicher zum selben Sprachakt wie V. 1: In der Wendung ki hinneh („denn siehe,...“) hat ki („denn“, „Oh!“, „Ach!“) nie die selbe Funktion wie hinneh (also die eines Fokuspartikels: „Oh! Siehe!, ...“), muss also als „denn“ verstanden werden. Würde demnach in V. 2 wieder der Psalmist sprechen, würde er ja sein Vertrauen in Gott damit begründen, dass die Frevler schon ihre Bogen spannen. Das liegt sicher fern. Die Sprecher sind also immer noch die von V. 1, die in V. 2 ihre Aufforderung von V. 1 begründen (für ähnliche mit ki hinneh eingeleitete Begründungen s. z.B. schön deutlich Jer 50,9 auf V. 8; Ps 59,4 auf V. 3; 83,3 auf V. 2). Ab V. 4 dagegen beginnt offenbar die Erwiderung auf 3b: „Was tut JHWH?“ - „Richten.“ (so gut Mannati 1979, S. 225). Die beiden Abschnitte des Psalms sind also sehr wahrscheinlich: Vv. 1b-3 - Vv. 4-7.

Wer sind nun die „ihr?“ Wegen dem Ende von V. 1 („auf euern Berg“) hat man wahrscheinlich an eine Gruppe (ihr) zu denken, die eine andere ist als die Gruppe, denen „euer Berg“ zugeschrieben wird und die hier durch den Psalmisten repräsentiert ist. Am nächsten liegt daher, die Feinde des Psalmisten als seine Gesprächspartner zu verstehen. S. näher die Anmerkungen. (Zurück zu v.1)
czu mir (zu meiner Seele) - Heb. „zu meiner nefesch (‚Seele‘)“. Eine wörtl. Üs. von nefesch ist fast nie zu empfehlen, weil es im heb. Menschenbild einen Gegensatz von Körper und Seele so nicht gab; nefesch meint hier wie meist den ganzen Menschen und wird daher hier wie häufig als Wechselbegriff für „Ich“ verwendet. (Zurück zu v.1)
dWie [könnt] ihr [da] zu mir sagen - W. „Wie (´ek) sagt ihr zu mir...?“; das Fragewort ´ek dient hier wie häufig zur Einleitung eines ablehnenden Ausrufs: „Wie könnt ihr nur...!?“ (s. z.B. Gen 26,9; 39,9; Ri 16,15 u.ö). Die obige Übersetzung versucht, diesen Ton einzufangen. Ähnlich viele Üss. (Zurück zu v.1)
eauf euren Berg - nämlich den Zion, den Berg, auf dem Gott in seinem Tempel wohnt und der daher eine sichere Zuflucht ist (vgl. z.B. Zion/Zionstheologie (WiBiLex) und s. z.B. Ps 46,1-8; 48,13-15; zum ähnlichen Motiv des Tempels als Zufluchtsort s. z.B. Ps 27,4f.; 61,4f.). (Zurück zu v.1)
f[wie] ein Vogel, d.h. „wie ein Angsthase“ (vgl. Spr 27,8; Hos 11,11). Sehr schön Delekat 1967, S. 154: „Flieh ins Gebirge wie ein Hasenfuss!“
„Vogel“ ist ein „generischer Singular“ mit Pl.-Bed.; übersetze: „wie Vögel“. (Zurück zu v.1)
gTextkritik: Flieht auf euren Berg [wie] ein Vogel ([wie] Vögel; flieh auf euren Berg, Vogel!, flieh/flieht ins Gebirge wie ein Vogel/wie Vögel! - Der heb. Teil der Bibel wurde ursprünglich ohne Vokale geschrieben; jüdische Schriftgelehrte trugen diese Vokale im Mittelalter nach. An dieser Stelle liegt der heb. Text daher in zwei us. Versionen vor: Der Konsonantentext bedeutet „Flieht (mask. pl.)“, die Schriftgelehrten wollten das korrigieren und haben durch die Vokale angezeigt, dass sie den Text verstanden wissen wollen als „Flieh (fem. sg.)“. Darauf folgen im Heb. die Konsonanten hrkm („auf euren Berg“) und zpwr, das sich entweder als Sg. oder als „generischer“ Sg. mit Pl.-Bed. und entweder als Vokativ („du Vogel / ihr Vögel“) oder als adverbialer Akkusativ des Vergleichs ([wie] ein Vogel / [wie] Vögel“) verstehen lässt.
Die alten Übersetzungen übersetzen einheitlich: „Flieh (sg.) ins Gebirge wie ein Vogel“ (so LXX, Aq, Syr, VUL, Hieronymus, Tg). Auch hier findet sich also meist die Deutung des Verbs als Sg., außerdem fehlt stets das „euer“ und stets steht ein „wie“. Das könnte bedeuten, dass den alten Versionen statt den Konsonanten hrkm zpwr („auf euren Berg [wie] ein Vogel“) die Konsonanten hr kmw zpwr („ins Gebirge wie ein Vogel“) vorlagen. Es könnte aber auch sein, dass die singularische Übersetzung an die Kommunikationssituation („zu meiner Seele“=Sg.) angepasst ist, dass das „euer Berg“ als alternativer Ausdrück für „ins Gebirge“ verstanden wurde und der adverbiale Akkusativ des Vergleichs ausdrücklich gemacht worden ist. Letzteres ist die Interpretation von CTAT IV, S. 42f.; dem folgen auch wir und betrachten als ursprünglich: „FliehT auf EUREN Berg [WIE] ein Vogel“. So z.B. auch B-R, MEN, SLT, STAD, TAF, TUR. (Zurück zu v.1)
hDenn siehe leitet hier die Begründung der vorangehenden Aufforderung ein (s. ähnlich z.B. Jer 50,9 auf V. 8; Ps 59,4 auf V. 3; 83,3); sinngemäßer daher: „Denn siehe die Bösen wollen [ja] den Bogen spannen“. (Zurück zu v.2)
itFN: wollen legen - W. „legen/haben gelegt. Zeilen 1 und 2 von V. 2 verwenden unterschiedliche Verbformen. Nach der Logik muss man zuerst den Bogen spannen, bevor man den Pfeil auf die Sehne legen kann; laut den Verbformen von V. 2 ist es hier aber umgekehrt: „Sie werden/wollen den Bogen spannen, / sie haben den Pfeil auf die Sehne gelegt“. Sie sind daher zu verstehen als T-Shift (so auch Zuber 1986, S. 26): Aus poetischen Gründen kann in der bibl. Poesie von einer Zeile auf die nächste von einem Tempus zum nächsten gewechselt werden, ohne, dass das einen Bedeutungsunterschied machen würde (vgl. z.B. Berlin 1979, S. 23). Auch von den meisten Üss. wird der Unterschied zwischen den beiden Verbformen daher richtig eingeebnet. (Zurück zu v.2)