Psalm 37: Unterschied zwischen den Versionen

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{{S|1}} ''Von David (Für David, Aus der Davids-Sammlung)''<ref>''Von David (Für David, Aus der Davids-Sammlung)'' steht in vielen Psalm-Überschriften: in 73 Überschriften der hebräischen Bibel und sogar in 87 Überschriften des LXX-Psalters. Am besten deutet man sie als Angabe des Verfassers David, nimmt diese Angabe aber nicht als historisch, sondern z.B. mit Childs 1971 als alte Interpretationen des folgenden Psalms, die für eine adäquate Auslegung desselben ignoriert werden muss.<br />'''Genauer''': Die Bedeutung des Ausdrucks ist umstritten:<br />(1) In 11QPs<sup>a</sup> 27,4-10 wird festgehalten, David habe 3600 Psalmen und Lieder für die Tempelliturgie verfasst und weitere für besondere liturgische Anlässe (wie ähnlich nach [[1 Könige 5#s12 |1 Kön 5,12]] Salomo 3000 Sprichwörter und 1005 Lieder verfasst haben soll). Ähnlich heißt es in [[Markus 12#s36 |Mk 12,36]] und [[Lukas 20#s42 |Lk 20,42]], David habe „durch den heiligen Geist“ auch ''die'' Psalmen gesprochen, die „im Buch der Psalmen“ gesammelt sind (vgl. fast ebenso b.Pes 117a). Die sehr große Mehrheit der Bibelwissenschaftlicher gehen daher davon aus, dass das ''leDavid'' in den Psalmüberschriften ''Autoren-Angabe'' sein soll, wie ähnlich ''šir haširim `ašer leŠelomoh'' ([[Hohelied 1#s1 |Hld 1,1]]) sagen solle, dass das „Lied der Lieder ''von'' Salomo“ ''verfasst'' worden sei. Das lässt sich gut mit dem Vers [[Jesaja 38#s9 |Jes 38,9]] stützen, der formal fast identisch mit einigen Psalmenüberschriften gebaut ist und in dem ''miktab leHizqijahu'' fast sicher „Aufzeichnung ''von'' Hizkija“ bedeutet. Es passt auch gut zu den Überschriften von [[Psalm 3#s1 |Ps 3]]; [[Psalm 7#s1 |7]]; [[Psalm 18#s1 |18]]; [[Psalm 34#s1 |34]]; [[Psalm 51#s1 |51]]; [[Psalm 52#s1 |52]]; [[Psalm 54#s1 |54,1]]; [[Psalm 56#s1 |56]]; [[Psalm 57#s1 |57]]; [[Psalm 59#s1 |59]]; [[Psalm 60#s1 |60]]; [[Psalm 63#s1 |63]] und [[Psalm 142#s1 |142]], wo diese Angabe (wie in Jes 38,9) erweitert ist um einen Hinweis auf eine bestimmte Situation in Davids Leben: „Lied Davids, als er vor seinem Sohn Absalom floh“ (Ps 3,1) hieße dann also: „Lied, das David anlässlich seiner Flucht vor seinem Sohn Absalom [für die Tempel-Liturgie] verfasst hatte“. Auch dies wurde in LXX noch weiter getrieben; auch [[Psalm 27#s1 |Ps 27]] etwa hat dort eine solche Situations-Angabe. Ebenso einig ist man sich heute aber in der europäischen und skandinavischen Bibelwissenschaft darüber, dass diese Überschriften nicht historisch zu nehmen sind, sondern später zu den Psalmen hinzugefügt wurden, was im Laufe der Zeit immer weiter getrieben wurde, wie man eben an den zusätzlichen „Davids-Überschriften“ in den Qumran-Handschriften und den alten Versionen sehen kann. Der letzte kritische Kommentar, der davon ausging, dass man sie historisch nehmen könne und dass die Psalmen wirklich von David verfasst worden seien, war daher der von Herkenne 1936. In der Auslegung der USA allerdings gehen immer noch viele v.a. evangelikale Ausleger von der Historizität der Überschriften aus;  Skinner z.B. hat noch 2016 [https://digitalcommons.andrews.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=2859&context=dissertations eine ganze Dissertation] verfasst, in der er u.a. dieselbe nachweisen will.<br />(2) Sprachlich auch möglich, aber wegen besagten Situations-Angaben weit weniger wahrscheinlich, ist dies: Die Präp. ''le-'' kann nicht nur Autorenangaben einleiten, sondern z.B. auch den Empfänger eines gewidmeten Textes („''für'' David“) oder denjenigen, der den Text vorzutragen hatte (wie wahrscheinlich ''la-mnaṣeaḥ'' „für den Leiter (des Chors) / Vorsteher (über das Ritual) / ...(?)“, entsprechend also „für David“ = „für den König, der qua König diesen Text im Tempelkult vorzutragen hat“). Beide Deutungen wurden schon im 20. Jhd. kaum vertreten; heute sind beide weitestgehend ausgestorben.<br />(3) Daneben diskutiert wird Folgendes: Psalmen mit ähnlichen Überschriften stehen oft in Gruppen. Die Psalmen 3-41 im ersten Buch der Psalmen etwa sind fast alle Psalmen ''leDavid'', von den zwölf Psalmen ''leAsaf'' folgen elf in [[Psalm 73 |Ps 73]]-83 aufeinander (der zwölfte ist [[Psalm 50 |Ps 50]]) usw. Man hat hiervon ausgehend rückgeschlossen auf mehrere Teil-Sammlungen von Psalmen, die später alle zum „Buch der Psalmen“ zusammengesammelt worden wären. Selten wird dies gestützt durch einen Hinweis auf die ugaritische Praxis, zusammengehörende Tafeln eines Epos zu überschreiben mit ''l''-[Epos]: ''lKrt'' etwa bedeutete dann „[Diese Tafel gehört] zum [Epos] Keret“. Entsprechend gehörten dann Ps 3-41 „zur Davids-Sammlung“, Ps 73-83 „zur Asafs-Sammlung“ usw. Die Frage danach, wie sich hiervon ausgehend das Wachstum des Psalmenbuchs rekonstruieren lässt und ob sich dementsprechend auch aus der Abfolge der Psalmen Rückschlüsse über die (Be-)Deutung der einzelnen Psalmen ziehen lassen, wird v.a. in der deutschen Exegese aktuell intensiver erforscht. Richtig aber Davage 2020: (a) Aus den Qumran-Handschriften lässt sich ersehen, dass die Abfolge der Psalmen selbst zur Zeitenwende noch nicht feststand; eine „kanonische Auslegung“, bei der z.B. Ps 4 ''deshalb'' auf eine bestimmte Weise gedeutet wird, weil er zwischen Ps 3 und Ps 5 steht, wäre anachronistisch. Und (b): Ebenfalls aus den Qumran-Handschriften und außerdem aus LXX, Tg, Syr und selbst ma. heb. Handschriften lässt sich ersehen, dass auch die Überschriften der Psalmen noch länger nicht fix waren. Sie sind daher nicht einmal eine verlässliche Basis, um Teil-Sammlungen zu identifizieren. Vgl. darum richtig auch schon das entsprechende Fazit von Gerstenberger 1994, S. 12: „Der Psalter ist ein wunderbarer Korb von den erlesensten, heilsamen und nahrhaften Früchten, die man einzeln genießen muß, es sei denn, man verzichtet auf Originalität und Spezifität und zieht ein Früchtemus oder eine Mehrfruchtmarmelade der frischen Frucht vor.“ Am sinnvollsten nimmt man also ''leDavid'' als Autorenangabe, ignoriert sie aber für die Deutung des jeweiligen Psalms.</ref>
{{S|1}} ''Von David (Für David, Aus der Davids-Sammlung)''<ref>''Von David (Für David, Aus der Davids-Sammlung)'' steht in vielen Psalm-Überschriften: in 73 Überschriften der hebräischen Bibel und sogar in 87 Überschriften des LXX-Psalters. Am besten deutet man sie als Angabe des Verfassers David, nimmt diese Angabe aber nicht als historisch, sondern z.B. mit Childs 1971 als alte Interpretationen des folgenden Psalms, die für eine adäquate Auslegung desselben ignoriert werden muss.<br />'''Genauer''': Die Bedeutung des Ausdrucks ist umstritten:<br />(1) In 11QPs<sup>a</sup> 27,4-10 wird festgehalten, David habe 3600 Psalmen und Lieder für die Tempelliturgie verfasst und weitere für besondere liturgische Anlässe (wie ähnlich nach [[1 Könige 5#s12 |1 Kön 5,12]] Salomo 3000 Sprichwörter und 1005 Lieder verfasst haben soll). Ähnlich heißt es in [[Markus 12#s36 |Mk 12,36]] und [[Lukas 20#s42 |Lk 20,42]], David habe „durch den heiligen Geist“ auch ''die'' Psalmen gesprochen, die „im Buch der Psalmen“ gesammelt sind (vgl. fast ebenso b.Pes 117a). Die sehr große Mehrheit der Bibelwissenschaftlicher gehen daher davon aus, dass das ''leDavid'' in den Psalmüberschriften ''Autoren-Angabe'' sein soll, wie ähnlich ''šir haširim `ašer leŠelomoh'' ([[Hohelied 1#s1 |Hld 1,1]]) sagen solle, dass das „Lied der Lieder ''von'' Salomo“ ''verfasst'' worden sei. Das lässt sich gut mit dem Vers [[Jesaja 38#s9 |Jes 38,9]] stützen, der formal fast identisch mit einigen Psalmenüberschriften gebaut ist und in dem ''miktab leHizqijahu'' fast sicher „Aufzeichnung ''von'' Hizkija“ bedeutet. Es passt auch gut zu den Überschriften von [[Psalm 3#s1 |Ps 3]]; [[Psalm 7#s1 |7]]; [[Psalm 18#s1 |18]]; [[Psalm 34#s1 |34]]; [[Psalm 51#s1 |51]]; [[Psalm 52#s1 |52]]; [[Psalm 54#s1 |54,1]]; [[Psalm 56#s1 |56]]; [[Psalm 57#s1 |57]]; [[Psalm 59#s1 |59]]; [[Psalm 60#s1 |60]]; [[Psalm 63#s1 |63]] und [[Psalm 142#s1 |142]], wo diese Angabe (wie in Jes 38,9) erweitert ist um einen Hinweis auf eine bestimmte Situation in Davids Leben: „Lied Davids, als er vor seinem Sohn Absalom floh“ (Ps 3,1) hieße dann also: „Lied, das David anlässlich seiner Flucht vor seinem Sohn Absalom [für die Tempel-Liturgie] verfasst hatte“. Auch dies wurde in LXX noch weiter getrieben; auch [[Psalm 27#s1 |Ps 27]] etwa hat dort eine solche Situations-Angabe. Ebenso einig ist man sich heute aber in der europäischen und skandinavischen Bibelwissenschaft darüber, dass diese Überschriften nicht historisch zu nehmen sind, sondern später zu den Psalmen hinzugefügt wurden, was im Laufe der Zeit immer weiter getrieben wurde, wie man eben an den zusätzlichen „Davids-Überschriften“ in den Qumran-Handschriften und den alten Versionen sehen kann. Der letzte kritische Kommentar, der davon ausging, dass man sie historisch nehmen könne und dass die Psalmen wirklich von David verfasst worden seien, war daher der von Herkenne 1936. In der Auslegung der USA allerdings gehen immer noch viele v.a. evangelikale Ausleger von der Historizität der Überschriften aus;  Skinner z.B. hat noch 2016 [https://digitalcommons.andrews.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=2859&context=dissertations eine ganze Dissertation] verfasst, in der er u.a. dieselbe nachweisen will.<br />(2) Sprachlich auch möglich, aber wegen besagten Situations-Angaben weit weniger wahrscheinlich, ist dies: Die Präp. ''le-'' kann nicht nur Autorenangaben einleiten, sondern z.B. auch den Empfänger eines gewidmeten Textes („''für'' David“) oder denjenigen, der den Text vorzutragen hatte (wie wahrscheinlich ''la-mnaṣeaḥ'' „für den Leiter (des Chors) / Vorsteher (über das Ritual) / ...(?)“, entsprechend also „für David“ = „für den König, der qua König diesen Text im Tempelkult vorzutragen hat“). Beide Deutungen wurden schon im 20. Jhd. kaum vertreten; heute sind beide weitestgehend ausgestorben.<br />(3) Daneben diskutiert wird Folgendes: Psalmen mit ähnlichen Überschriften stehen oft in Gruppen. Die Psalmen 3-41 im ersten Buch der Psalmen etwa sind fast alle Psalmen ''leDavid'', von den zwölf Psalmen ''leAsaf'' folgen elf in [[Psalm 73 |Ps 73]]-83 aufeinander (der zwölfte ist [[Psalm 50 |Ps 50]]) usw. Man hat hiervon ausgehend rückgeschlossen auf mehrere Teil-Sammlungen von Psalmen, die später alle zum „Buch der Psalmen“ zusammengesammelt worden wären. Selten wird dies gestützt durch einen Hinweis auf die ugaritische Praxis, zusammengehörende Tafeln eines Epos zu überschreiben mit ''l''-[Epos]: ''lKrt'' etwa bedeutete dann „[Diese Tafel gehört] zum [Epos] Keret“. Entsprechend gehörten dann Ps 3-41 „zur Davids-Sammlung“, Ps 73-83 „zur Asafs-Sammlung“ usw. Die Frage danach, wie sich hiervon ausgehend das Wachstum des Psalmenbuchs rekonstruieren lässt und ob sich dementsprechend auch aus der Abfolge der Psalmen Rückschlüsse über die (Be-)Deutung der einzelnen Psalmen ziehen lassen, wird v.a. in der deutschen Exegese aktuell intensiver erforscht. Richtig aber Willgren 2016, S. 172-195 und Davage 2020: (a) Aus den Qumran-Handschriften lässt sich ersehen, dass die Abfolge der Psalmen selbst zur Zeitenwende noch nicht feststand; eine „kanonische Auslegung“, bei der z.B. Ps 4 ''deshalb'' auf eine bestimmte Weise gedeutet wird, weil er zwischen Ps 3 und Ps 5 steht, wäre anachronistisch. Und (b): Ebenfalls aus den Qumran-Handschriften und außerdem aus LXX, Tg, Syr und selbst ma. heb. Handschriften lässt sich ersehen, dass auch die Überschriften der Psalmen noch länger nicht fix waren und dass sich auch Psalmen-Abfolgen ''nicht'' an ähnlichen Überschriften orientieren mussten. Diese Überschriften sind daher nicht einmal eine verlässliche Basis, um Teil-Sammlungen zu identifizieren. Vgl. darum richtig auch schon das entsprechende Fazit von Gerstenberger 1994, S. 12: „Der Psalter ist ein wunderbarer Korb von den erlesensten, heilsamen und nahrhaften Früchten, die man einzeln genießen muß, es sei denn, man verzichtet auf Originalität und Spezifität und zieht ein Früchtemus oder eine Mehrfruchtmarmelade der frischen Frucht vor.“ Am sinnvollsten nimmt man also ''leDavid'' als Autorenangabe, ignoriert sie aber für die Deutung des jeweiligen Psalms.</ref>





Version vom 15. Mai 2022, 15:16 Uhr

Syntax ungeprüft

SF in Arbeit.png
Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Psalm 37)

(kommt später)

Studienfassung (Psalm 37)

1 Von David (Für David, Aus der Davids-Sammlung)a
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28 Denn JHWH liebt Recht
Und wird nicht verlassen seinen Frommen.
Auf ewig wird [dieser] bewahrt (die Sünder werden auf ewig ausradiert)b
Aber die Nachkommenschaft von Frevlern wird ausgerottet.
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40

Anmerkungen

aVon David (Für David, Aus der Davids-Sammlung) steht in vielen Psalm-Überschriften: in 73 Überschriften der hebräischen Bibel und sogar in 87 Überschriften des LXX-Psalters. Am besten deutet man sie als Angabe des Verfassers David, nimmt diese Angabe aber nicht als historisch, sondern z.B. mit Childs 1971 als alte Interpretationen des folgenden Psalms, die für eine adäquate Auslegung desselben ignoriert werden muss.
Genauer: Die Bedeutung des Ausdrucks ist umstritten:
(1) In 11QPsa 27,4-10 wird festgehalten, David habe 3600 Psalmen und Lieder für die Tempelliturgie verfasst und weitere für besondere liturgische Anlässe (wie ähnlich nach 1 Kön 5,12 Salomo 3000 Sprichwörter und 1005 Lieder verfasst haben soll). Ähnlich heißt es in Mk 12,36 und Lk 20,42, David habe „durch den heiligen Geist“ auch die Psalmen gesprochen, die „im Buch der Psalmen“ gesammelt sind (vgl. fast ebenso b.Pes 117a). Die sehr große Mehrheit der Bibelwissenschaftlicher gehen daher davon aus, dass das leDavid in den Psalmüberschriften Autoren-Angabe sein soll, wie ähnlich šir haširim `ašer leŠelomoh (Hld 1,1) sagen solle, dass das „Lied der Lieder von Salomo“ verfasst worden sei. Das lässt sich gut mit dem Vers Jes 38,9 stützen, der formal fast identisch mit einigen Psalmenüberschriften gebaut ist und in dem miktab leHizqijahu fast sicher „Aufzeichnung von Hizkija“ bedeutet. Es passt auch gut zu den Überschriften von Ps 3; 7; 18; 34; 51; 52; 54,1; 56; 57; 59; 60; 63 und 142, wo diese Angabe (wie in Jes 38,9) erweitert ist um einen Hinweis auf eine bestimmte Situation in Davids Leben: „Lied Davids, als er vor seinem Sohn Absalom floh“ (Ps 3,1) hieße dann also: „Lied, das David anlässlich seiner Flucht vor seinem Sohn Absalom [für die Tempel-Liturgie] verfasst hatte“. Auch dies wurde in LXX noch weiter getrieben; auch Ps 27 etwa hat dort eine solche Situations-Angabe. Ebenso einig ist man sich heute aber in der europäischen und skandinavischen Bibelwissenschaft darüber, dass diese Überschriften nicht historisch zu nehmen sind, sondern später zu den Psalmen hinzugefügt wurden, was im Laufe der Zeit immer weiter getrieben wurde, wie man eben an den zusätzlichen „Davids-Überschriften“ in den Qumran-Handschriften und den alten Versionen sehen kann. Der letzte kritische Kommentar, der davon ausging, dass man sie historisch nehmen könne und dass die Psalmen wirklich von David verfasst worden seien, war daher der von Herkenne 1936. In der Auslegung der USA allerdings gehen immer noch viele v.a. evangelikale Ausleger von der Historizität der Überschriften aus; Skinner z.B. hat noch 2016 eine ganze Dissertation verfasst, in der er u.a. dieselbe nachweisen will.
(2) Sprachlich auch möglich, aber wegen besagten Situations-Angaben weit weniger wahrscheinlich, ist dies: Die Präp. le- kann nicht nur Autorenangaben einleiten, sondern z.B. auch den Empfänger eines gewidmeten Textes (für David“) oder denjenigen, der den Text vorzutragen hatte (wie wahrscheinlich la-mnaṣeaḥ „für den Leiter (des Chors) / Vorsteher (über das Ritual) / ...(?)“, entsprechend also „für David“ = „für den König, der qua König diesen Text im Tempelkult vorzutragen hat“). Beide Deutungen wurden schon im 20. Jhd. kaum vertreten; heute sind beide weitestgehend ausgestorben.
(3) Daneben diskutiert wird Folgendes: Psalmen mit ähnlichen Überschriften stehen oft in Gruppen. Die Psalmen 3-41 im ersten Buch der Psalmen etwa sind fast alle Psalmen leDavid, von den zwölf Psalmen leAsaf folgen elf in Ps 73-83 aufeinander (der zwölfte ist Ps 50) usw. Man hat hiervon ausgehend rückgeschlossen auf mehrere Teil-Sammlungen von Psalmen, die später alle zum „Buch der Psalmen“ zusammengesammelt worden wären. Selten wird dies gestützt durch einen Hinweis auf die ugaritische Praxis, zusammengehörende Tafeln eines Epos zu überschreiben mit l-[Epos]: lKrt etwa bedeutete dann „[Diese Tafel gehört] zum [Epos] Keret“. Entsprechend gehörten dann Ps 3-41 „zur Davids-Sammlung“, Ps 73-83 „zur Asafs-Sammlung“ usw. Die Frage danach, wie sich hiervon ausgehend das Wachstum des Psalmenbuchs rekonstruieren lässt und ob sich dementsprechend auch aus der Abfolge der Psalmen Rückschlüsse über die (Be-)Deutung der einzelnen Psalmen ziehen lassen, wird v.a. in der deutschen Exegese aktuell intensiver erforscht. Richtig aber Willgren 2016, S. 172-195 und Davage 2020: (a) Aus den Qumran-Handschriften lässt sich ersehen, dass die Abfolge der Psalmen selbst zur Zeitenwende noch nicht feststand; eine „kanonische Auslegung“, bei der z.B. Ps 4 deshalb auf eine bestimmte Weise gedeutet wird, weil er zwischen Ps 3 und Ps 5 steht, wäre anachronistisch. Und (b): Ebenfalls aus den Qumran-Handschriften und außerdem aus LXX, Tg, Syr und selbst ma. heb. Handschriften lässt sich ersehen, dass auch die Überschriften der Psalmen noch länger nicht fix waren und dass sich auch Psalmen-Abfolgen nicht an ähnlichen Überschriften orientieren mussten. Diese Überschriften sind daher nicht einmal eine verlässliche Basis, um Teil-Sammlungen zu identifizieren. Vgl. darum richtig auch schon das entsprechende Fazit von Gerstenberger 1994, S. 12: „Der Psalter ist ein wunderbarer Korb von den erlesensten, heilsamen und nahrhaften Früchten, die man einzeln genießen muß, es sei denn, man verzichtet auf Originalität und Spezifität und zieht ein Früchtemus oder eine Mehrfruchtmarmelade der frischen Frucht vor.“ Am sinnvollsten nimmt man also leDavid als Autorenangabe, ignoriert sie aber für die Deutung des jeweiligen Psalms. (Zurück zu v.1)
bHier erwartet man eine Zeile, die mit dem Buchstaben ´Ajin beginnt. Der MT dagegen beginnt mit Lamed. Viele Ausleger haben daher einen anderslautenden Text aus LXX rekonstruieren wollen (s.u.).
...
Textkritik: Alle Textzeugen stützen MT. Nur mehrere LXX-Gruppen haben hier eine fünfte Zeile; MT's „Auf ewig wird [dieser] bewahrt, aber die Nachkommenschaft von Frevlern wird ausgerottet“ entspricht dort „auf ewig werden sie bewahrt, Gesetzlose aber werden gejagt/verjagt, und die Nachkommen der Frevler werden ausgerottet.“ Daraus haben viele ein ursprüngliches „Gesetzlose werden auf ewig ausradiert“ rekonstruiert: ´wl(j)m l´wlm nšmdw: ´wl(j)m wäre wegen der Ähnlichkeit mit l´wlm übersehen worden und die Verschreibung von Resch mit Dalet ist ein sehr häufiger Schreibfehler; „jagen“ könnte zur Not schon eine freie Übersetzung von „ausradieren“ sein. Die Übersetzung des ursprünglichen Wortlauts wäre dann also als Konflation zusätzlich zur Übersetzung des fehlerhaften Texts in die LXX geraten.
Ps 37,28 in 4QpPs. (c) Deadseascrolls.org.
Einige haben außerdem behauptet, nšmdw statt nšmrw würde durch 4QpPs gestützt, aber richtig CTAT V 223: Anders als z.B. in DJD V 45 transkribiert, steht in 4QpPs sicher wie im MT nšmrw, vgl. auf dem Foto rechts den fraglichen Buchstaben mit dem Resch im direkt folgenden Wort. 4QpPs könnte mit LXX enger verwandt sein als mit MT, s. in V. 20 k´šn in 4QpPs, LXX, VUL, Syr vs. MT's b´šn, in V. 25 wgm in 4QpPs und LXX vs. MT's gm und in V. 35 `´bwr in 4QpPs, LXX, VUL, Syr vs. MT's wj´br. Dann wäre das Zeugnis besagter LXX-Textgruppen in diesem Vers umso schwächer. Man wird aber doch fragen müssen: Wie soll der Wortlaut von LXX denn sonst entstanden sein? Er ist sicher als Konflation zu erklären, und Textkorrekturen, wie diese eine wäre – poetische Verbesserungen, um z.B. wie hier ein Akrostichon lyrisch zu glätten –, sind mir (S.W.) sonst gar nicht bekannt. Die externe Evidenz mit nur einigen LXX-Zeugen ist also ziemlich schwach, die interne Evidenz – ein mit ´Ajin beginnendes Wort wäre hier so sehr zu erwarten, und der LXX-Wortlaut lässt sich kaum anders erklären denn mit einem heb. Original – dagegen ist sehr stark. Textkritisch lassen sich beide Optionen begründet vertreten; wir folgen daher hier der Mehrheits-Position in dt. Üss. und damit dem MT.
En passant sei noch darauf hingewiesen, dass CTAT's Argument für MT, „der Poet habe ja schließlich auch kein Problem damit gehabt, die T-Strophe mit w-t... statt t... zu beginnen“, sicher nicht angeht; die Konjunktion wird man kaum „dem Poeten“ zuschreiben dürfen. Ebenso wenig richtig dürfte ebd. sein, dass wir nur die Option haben zwischen „auf ewig wird dieser bewahrt“ und „Sünder werden ausradiert“, nicht aber „Sünder werden auf ewig ausradiert“, weil in LXX nur die Zwei-Wort-Variante belegt sei: LXX würde zwei Ein-Wort-Konflationen bezeugen; die gesamte Zeile muss man daraus rekonstruieren, und l´wlm wird man hier weit eher mit-rekonstruieren, weil dies Wort erst Grund für den Ausfall von ´wlm gewesen wäre. (Zurück zu v.28)