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Lesefassung (Psalm 120)
(kommt später)Studienfassung (Psalm 120)
1 Ein Lied der Wallfahrten (großen Aufstiege, aufsteigenden Frauen)〈a〉 Zu JHWH rief (schrie; rufe) ich in (wegen) meiner Not (Elend) und er antwortete (antwortet). 2 JHWH, rette meine Person doch vor lügenden Lippen (Lippen der Lüge)〈b〉, vor einer täuschenden Zunge! 3 Was soll [man] dir geben und was soll [man] dir noch antun, [du] täuschende Zunge? 4 Die scharfen Pfeile eines Kriegers mit glühenden (brennenden) Kohlen aus Ginster〈c〉! 5 Weh mir, denn ich lebe (habe gelebt) [als Ausländer in] Meschech, ich wohne (habe gewohnt) bei den Zelten von Kedar〈d〉! 6 Lange (zu lange) hat meine Person bei (den) Friedensverächtern (Friedenshassern; Verächtern des Friedens)〈e〉 gewohnt (wohnt)! 7 Ich [liebe] Frieden (Harmonie; [bin] friedfertig), aber wenn ich spreche,〈f〉 [sind] sie für den Krieg ([bereit] zum Krieg).
Anmerkungen
a | Hier erfahren wir die Gattung des Psalms: Es handelt sich um ein Wallfahrtslied, also ein Lied, das während einer der regelmäßigen Fahrten zu den vorgeschriebenen jüdischen Festen beim „Aufstieg“ nach Jerusalem gesungen wird. Die Bibel spricht immer vom Hinaufgehen nach Jerusalem, wohl weil es auf einem Hügel liegt. Wallfahrten Bei dem Wort handelt es sich um ein Partizip fem. pl., es könnte also theoretisch „die aufsteigenden [Frauen]“ heißen. Die Bedeutung kommt aber sinngemäß der Vorstellung eines „großen Aufstiegs“ im Pl., also von „Wallfahrten“ nahe. Obwohl der Psalm als Wallfahrtslied bezeichnet wird, entspricht er in seinen Gattungsmerkmalen einem Danklied (Todah). V. 1 fasst Gottes rettendes Handeln zusammen, der Rest des Psalms beschreibt im Rückblick die Not, aus der der Verfasser gerettet wurde. Die Art der Erhörung tritt in den Hintergrund, auch erfolgt kein Aufruf zum Lob, eine Ermutigung oder ein Gelübde aus Dank (wie sonst in Dankpsalmen). Darin besteht die inhaltliche Spannung des Psalms: Der Psalmist scheint allein mit der eine Pilgerreise andeutenden Überschrift sein dankbares Gelübde auszudrücken. (Zurück zu v.1) |
b | lügenden Lippen Ein Constructus (Genitiv), der eine Eigenschaft ausdrückt, daher gewöhnlich als attributives Adjektiv übersetzt. (Zurück zu v.2) |
c | brennende Kohlen aus Ginster Hier verstanden als Constructus (Genitiv), der das Material bezeichnet. Vielleicht sind die Reste eines verkohlten Ginsterbusches als Symbol für das Ergebnis von Gottes eingreifendem Gericht im Blick. (Zurück zu v.4) |
d | Meschech und Kedar sind zwei weit auseinander liegende Regionen, Meschech liegt wohl in Kleinasien oder dem Kaukasus, Kedar in Nordarabien (so die Datenbank „Biblical Places“ in Logos Bible Software). Der Psalmist wohnt nicht an beiden Orten gleichzeitig, sondern gebraucht sie als Sinnbild der Heimatferne. (Zurück zu v.5) |
e | Friedensverächtern W. „Verächtern/Hassern des Friedens“, ein objektiver Constructus (Genitiv), als zusammengesetztes Nomen übersetzt. (Zurück zu v.6) |
f | Man kann wohl sinngemäß ergänzen: „aber [immer wenn] ich [mit ihnen darüber (über Frieden)] spreche“. Das Verb steht im Imperfekt und ist iterativ zu verstehen, deshalb „[immer wenn]“, wohingegen der vorher erwähnte Frieden wohl als Redeinhalt gemeint ist: Die doppelte Funktion als Eigenschaftsbeschreibung und Objekt wird möglich, weil die Präposition fehlt (im Gegensatz zu „für den Krieg“). Der Psalmist ist nicht nur friedfertig gesinnt, sondern versucht auch, sich mit seinen Gegnern zu einigen. (Zurück zu v.7) |