Psalm 8: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Offene Bibel

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{{L|1}} Für den Chorleiter, nach dem Kelterlied.<br />
{{L|1}} Für den Chorleiter, nach der Melodie „Gittith“.<br />
Ein Davidspsalm.<br />
Ein Davidspsalm.




{{L|2}} (/GOTT/Unser GOTT/DU/), unser Herr - <br />
<poem>{{L|2}} (/GOTT/Unser GOTT/DU/), unser Herr -  
: Auf der ganzen Erde wirst du verehrt,<br />
_ Auf der ganzen Erde wirst du verehrt,
: im Himmel, da wirst du besungen!<br />
_ im Himmel, da wirst du besungen!</poem>




{{L|3}} Wegen dem Klagen von Kindern und Säuglingen<br />
<poem>{{L|3}} Wegen dem Klagen von Kindern und Säuglingen
: schufst du ein Bollwerk gegen deine Gegner,<br />
_ schufst du ein Bollwerk gegen deine Gegner,
: um Feind und Rächer zu vernichten.<br />
_ um Feind und Rächer zu vernichten.
{{L|4}} Wenn ich den Himmel sehe -<br />
{{L|4}} Wenn ich den Himmel sehe -
: dein mächtiges Werk -,<br />
_ dein mächtiges Werk -,
und Mond und Sterne, <br />
und Mond und Sterne,
: die du bereitet hast,<br />
_ die du bereitet hast,
{{L|5}} denke ich: Was ist der Mensch, dass du ihn beachtest?<br />
{{L|5}} denke ich: Was ist der Mensch, dass du auf ihn achtest?
: Was ist das Menschlein, dass du es würdigst?<br />
_ Was ist das Menschlein, dass du für es sorgst?</poem>
{{L|6}} Nur wenig geringer als die Engel schufst du ihn<br />
: um ihn mit Würde und Pracht zu krönen;<br />
{{L|7}}um ihn herrschen zu lassen über das Werk deiner Hände<br />
: hast du ihm alles zu Füßen gelegt:<br />
{{L|8}} Schafe und Rinder allesamt,<br />
: auch jedes wilde Tier auf Erden<br />
{{L|9}} die Vögel im Himmel, die Fische im Meer;<br />
: selbst das, was im Meer seine Bahnen zieht.<br />




{{L|10}} (/GOTT/Unser GOTT/DU/), unser Herr - <br />
<poem>{{L|6}} Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott,
: Auf der ganzen Erde wirst du verehrt!<br />
_ um ihn mit Herrlichkeit und Pracht zu krönen;
{{L|7}}um ihn herrschen zu lassen über das Werk deiner Hände
_ hast du ihm alles zu Füßen gelegt:
{{L|8}} Schafe und Rinder allesamt,
_ auch jedes wilde Tier auf Erden
{{L|9}} die Vögel im Himmel, die Fische im Meer;
_ selbst das, was im Meer seine Bahnen zieht.</poem>
 
 
<poem>{{L|10}} (/GOTT/Unser GOTT/DU/), unser Herr -
_ Auf der ganzen Erde wirst du verehrt!</poem>


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{{Bemerkungen}}
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{{S|1}} <ref>Zur „Strophik“: Nach unserer Auffassung hat der Psalm die Abschnitte V. 1 / V. 2 / V. 3-9 / V. 10. Alternative Aufteilung haben unter Anderem Christensen, Prinsloo, Terrien, van der Lugt / Labuschagne und Waltke vorgelegt; in der Regel (außer bei Christensen) wird der Psalm in 5 Einheiten aufgeteilt. Allerdings wird hier verkannt, dass vv. 3-4 gänzlich durchwaltet sind vom Leitmotiv von Gottes Herrschaft im Himmel („Bollwerk“ (s.u.), „Himmel“, „Mond“, „Sterne“) und dass eine Aufteilung vor oder nach v. 5 den Psalm nicht trifft, da v. 5 hier als „Brückenvers“ fungiert, der die beiden „Themenkomplexe“ des Psalms miteinander verknüpft („Sooft..., [denke ich bei mir]“).<br />Einzig der Rahmen muss natürlich abgegrenzt werden, da ihm u.a. die besondere Funktion der Leserlenkung zukommt und er durch die exakte Entsprechung sich deutlich vom restlichen Psalm abhebt.</ref>Für den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden)<ref>Genaue Bedeutung unklar. Die gewählte Übersetzung entspricht der Mehrheitsmeinung.</ref> nach dem Kelterlied (auf gathitischem Instrument, nach der Melodie „Gittith“, nach der „Gittith“, auf der Gittith)<ref>Die Bedeutung von {{hebr}}גִּתִּית{{hebr ende}} ''gittith'', hier übertragen mit „Kelterlied“, ist unklar. (1) Der Targum, Rashi und mit ihm Herbert Bosham verstanden es als eine Bezeichnung für ein Musikinstrument, das aus dem Ort „Gath“ stammte: „Zu singen zur Harfe, die David aus Gath brachte“ (vgl. Waltke 2010, S. 251); (2) Tur-Sinai verstand die Vokabel selbst als Bezeichnung eines Musikinstruments („Mit dem Begleitspieler auf der Gittit“). (3) LXX und Symmachus wie auch Hieronymus lesen es als feminines Adjektiv von ''gath'' „Weinpresse“ und auch Gregor von Nyssa deutet als „für die Weinpresse“ und baut sogar seine Interpretation des Psalms auf dieser Lesart auf (vgl. auch Miller 2010, S. 221); so z.B. auch König 1927; S. 28: „nach der beim Keltern üblichen Singweise“. (4) Alternative Lesarten interpretieren auch als Ausdruck für eine Melodie (z.B. ELB: „Nach der Gittit“).<br /> Gegen Deutung (1) spricht, dass der Fall, dass ein Psalm auf genau einem Instrument gespielt werden dürfte (nämlich gerade dem, das David aus Gath mitbrachte), völlig singulär in den Psalmen und der Bibel wäre; gegen (2) spricht, dass eine solche Angabe zur Instrumentierung im ''Text'' des Psalms merkwürdig fehl am Platz wäre (vgl. hierzu z.B. auch [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Sela#b.29_Rhythmus_und_Prosodie_und_c.29_musikalische_Umsetzung Punkt 2b in „Sela“]. (3) und (4) sind wahrscheinlicher - obwohl es doch merkwürdig anmutet, dass ein solches Lied als ''worksong'' verwendet worden sein sollte (gg. (3)). Am wahrscheinlichsten erscheint uns daher eigentlich Deutung (4); aber da (3) den mit Abstand stärksten Rückhalt in den Versionen hat, haben wir uns am Ende doch ebenfalls für (3) entschieden.</ref>.{{par|Psalm|81|1}}{{par|Psalm|84|1}}
{{S|1}} Für den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden)<ref>Genaue Bedeutung unklar. Die gewählte Übersetzung entspricht der Mehrheitsmeinung.</ref> nach der Melodie „Gittith“ (nach dem Kelterlied, auf gathitischem Instrument, auf der Gittith)<ref>Die Bedeutung von {{hebr}}גִּתִּית{{hebr ende}} ist unklar.  
# Tg, Rashi und mit ihm Herbert Bosham verstanden es als eine Bezeichnung für ein Musikinstrument, das aus dem Ort „Gath“ stammte: „Zu singen zur Harfe, die David aus Gath brachte“ (vgl. Waltke 2010, S. 251). Allerdings wäre der Fall, dass ein Psalm auf genau einem Instrument gespielt werden dürfte (nämlich gerade dem, das David aus Gath mitbrachte), völlig singulär in den Psalmen und der Bibel.
# Tur-Sinai versteht die Vokabel als Bezeichnung eines Musikinstruments („Mit dem Begleitspieler auf der Gittit“). Allerdings wäre eine solche Angabe zur ''Instrumentierung'' im ''Text'' des Psalms merkwürdig fehl am Platz.
# LXX, VUL, Sym lesen es als feminines Adjektiv von ''gath'' „Weinpresse“; ebenso Gregor von Nyssa („für die Weinpresse“; vgl. Miller 2010, S. 221). Allerdings ist nicht einzusehen, wie ein Lied mit einem derartigen Text als ''worksong'' dienen soll. Besser daher wie König 1927; S. 28: „nach der beim Keltern üblichen Singweise“, oder:
# Einige Üss. interpretieren als Ausdruck für eine Melodie (z.B. ELB: „Nach der Gittit“).</ref>.{{par|Psalm|81|1}}{{par|Psalm|84|1}}<br />
Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für) David.




: Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für) David.
<poem>{{S|2}} JHWH, unser Herr,
_ wie herrlich (mächtig) [ist] dein Name (bist du)<ref name="name">Der „Name“ Gottes steht meist metonymisch für Gott selbst (vgl. ''ad loc.'' z.B. König 1927, S. 146); man bezeichnet damit „Gott im Menschenmund“. Daher die Alternative „bist du“.<br />
Dass Gottes „Name“ auf der Erde „herrlich“ ({{hebr}}אַדִּיר{{hebr ende}}) ist, meint dann, das Gott selbst auf Erden sehr gepriesen wird (SS z.B. gibt aus diesem Grund für für {{hebr}}אַדִּיר{{hebr ende}} in Ps 8,2.10 tatsächlich den Übersetzungsvorschlag „gepriesen“ (S. 9), was zwar die Wortbedeutung nicht vollends trifft, den Sinn unserer Stelle aber bestens erfasst).</ref> auf der ganzen Erde (im ganzen Land)!
_ {welche} Deine Hoheit (Majestät, Pracht, Du)<ref>{{hebr}}הוֹד{{hebr ende}} wird hier - entsprechend vielen anderen Gottesprädikaten (z.B. {{hebr}}כָּבוֹד{{hebr ende}} „Herrlichkeit“) - metonymisch für Gott selbst verwendet.</ref> wird gepriesen<ref name="tunna">'''Textkritik''': <s>welche</s> und ''wird gepriesen''  ist unsere Übersetzung des hebräischen Satzanfangs {{hebr}}אֲשֶׁר תְּנָה{{hebr ende}}. Der Urtext ergibt hier keinen Sinn, wörtlich übersetzt lautete er „welche (Rel.pr.), gib!, deine Herrlichkeit...“ - was auch im Hebräischen ungrammatisch wäre (vgl. gut Rudolph 1977, S. 389f). Im Anschluss an LXX, Alter, Childs, Fokkelman, Gunkel, Kissane, [http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/content/pageview/1119908 König], Morgenstern, Ridderbos, Soggin, Tur-Sinai u.a. haben wir deshalb ''tənāh'' umpunktiert zu ''tunāh'' und {{hebr}}אֲשֶׁר{{hebr ende}} gestrichen. Aus „welche, gib“ wird dann „wird gepriesen“. Vgl. dazu v.a. Soggin 1971, bes. S. 565-567, der auch viele weitere Alternativen listet; s.a. die kurze Übersicht in [http://books.google.ca/books?id=LWUO2el0QbcC&lpg=PP1&hl=de&pg=PA66#v=onepage&q&f=false Kaiser 1998, S. 66] und die sehr lange in Kunjummen 1985, S. 82-91. Gegen diese Lösung vgl. aber auch Donner 1967.</ref> im Himmel (den Himmeln, über dem Himmel){{par|Psalm|19|1}}{{par|Psalm|148|13}}</poem>




<poem>
<poem>{{S|3}} Aus dem Mund von (Wegen der, Wegen dem dem Klagen der)<ref>Schwierige Stelle; drei verschiedene Deutungen haben sich im Laufe der Zeit etabliert:<br />
{{S|2}} JHWH, unser Herr,
# Der Text wird interpretiert, wie er steht; die Übersetzung lautete dann: „Aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen hast du Kraft/eine Festung gegründet wegen deiner Gegner, um Feind und Rächer zu vernichten.- was offensichtlicher Nonsens ist.
: wie herrlich (mächtig) [ist] dein Name (bist du)<ref name="name">Der „Name“ steht hier wie öfters metonymisch für Gottes Ansehen (NET) oder Gott selbst (vgl. z.B. [http://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00045758_00072.html?prox=true&phone=true&ngram=true&hl=scan&mode=simple Kaiser 2004, S. 74]; auch ad loc. König 1927, S. 146). Daher die Alternative „bist du“.<br />
# Man lässt mit LXX {{hebr}}עֹז{{hebr ende}} nicht „Stärke, Bollwerk“, sondern „Preis, Lob“ bedeuten; die Übersetzung lautet dann: „Aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen hast du Preis gegründet wegen deiner Gegner, um Feind und Rächer zu vernichten.“ - Allerdings ist nicht einzusehen, wie die Preisungen und warum die Preisungen gerade von Säuglingen Gott gegen seine Gegner helfen sollten. Zudem gehört „Preis, Lob“ wohl nicht zum Bedeutungsspektrum von {{hebr}}עֹז{{hebr ende}}. So zwar auch SS und Ges18; nicht aber BDB, DCH, KBL3, Kön; explizit dagegen ZLH und es ist dieses {{hebr}}עֹז{{hebr ende}}=„Preis“ auch eine ganz unnötige Annahme.
Dass Gottes „Name“ auf der Erde „herrlich“ ({{hebr}}אַדִּיר{{hebr ende}}) ist, ist eine poetische Umschreibung dessen, dass Gott auf Erden hoch angesehen ist, oder besser noch, da parallel zum nächsten Kolon, auf Erden hoch gepriesen wird (Siegmund/Stade z.B. geben aus diesem Grund für für {{hebr}}אַדִּיר{{hebr ende}} in Ps 8,2.10 tatsächlich den Übersetzungsvorschlag „gepriesen“ (S. 9), was zwar die Wortbedeutung nicht vollends trifft, den Sinn unserer Stelle aber bestens erfasst).</ref> auf der ganzen Erde (im ganzen Land)!
## Eine Variante dieser Deutung liest außerdem noch {{hebr}}לְהַשְׁבִּית{{hebr ende}} als „um sie zum Schweigen zu bringen“; die Übersetzung lautet dann „Aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen hast du Preis gegründet wegen deiner Gegner, um Feind und Rächer zum Schweigen zu bringen.“ - Auch das macht nicht viel Sinn, denn was soll das schon bedeuten - dass Gott kleine Kinder zum Schreien bringt, um so seine Gegner zu übertönen? Und auch diese Bestimmung von {{hebr}}שבת{{hebr ende}}=„zum Schweigen bringen“ ist wohl verfehlt.
: {welche} Deine Hoheit (Majestät, Pracht, Du)<ref>{{hebr}}הוֹד{{hebr ende}} wird hier - entsprechend vielen anderen Gottesprädikaten (z.B. {{hebr}}כָּבוֹד{{hebr ende}} „Herrlichkeit“) - metonymisch für Gott selbst verwendet.</ref> wird gepriesen<ref name="tunna"><s>welche</s> und ''wird gepriesen'' ist unsere Übersetzung des hebräischen Satzanfangs {{hebr}}אֲשֶׁר תְּנָה{{hebr ende}}. Der Urtext ergibt hier keinen Sinn, wörtlich übersetzt lautete er „welche (Rel.pr.), gib!, deine Herrlichkeit...“. Ganze Ströme von Tinte sind bereits über dieser exegetischen Frage vergossen worden (schon de Wette: „[Es] ist so schwierig, daß man auf eine genügende Erklärung verzichten muss [...]“). Im Anschluss an LXX, Alter, Childs, Fokkelman, Gunkel, Kissane, [http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/content/pageview/1119908 König], Morgenstern, [http://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=hvd.ah5l4n;page=root;view=image;size=100;seq=111;num=39 Paulus], Ridderbos, Soggin, Tur-Sinai u.a. haben wir deshalb ''tənāh'' umpunktiert zu ''tunāh'' und {{hebr}}אֲשֶׁר{{hebr ende}} gestrichen. Aus „welche, gib“ wird dann „wird gepriesen“ (vgl. v.a. die hervorragende Behandlung dieser Frage in Soggin 1971, bes. S. 565-567. Vgl. aber dagegen Donner 1967. Alternative Lesarten/Umpunktierungen: „besinge!“, „preise!“, „Ich werde singen...“ bzw. „Lasst mich singen...!“, „Dass ich doch singe...!“ u.a.m. (Auflistung nach Soggin 1971, S. 566). S.a. die kurze Übersicht in [http://books.google.ca/books?id=LWUO2el0QbcC&lpg=PP1&hl=de&pg=PA66#v=onepage&q&f=false Kaiser (1998), S. 66] und die sehr lange in Kunjummen (1985), S. 82-91.<br>
# Eine dritte Variante wurde z.B. vertreten von Soggin und Fokkelman, die V. 3a zu 2 ziehen: „Deine Hoheit wird gepriesen im Himmel aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen. Du hast ein Bollwerk/Stärke gegründet...“ - Allerdings ist hier fraglich, was Kleinkinder und Säuglinge im Himmel zu suchen haben.
Erwähnenswert ist noch die Emendation von Otto Kaiser, der auf eine inhaltlich stimmige und sehr schöne Fassung kommt, für die er aber massiv in den hebräischen Text eingreifen muss. Ihm zufolge hieße 2cf.: „Der du bekleidet den Himmel mit deiner Majestät, aus dem Gold der Wolken dir eine Feste gebaut“ (vgl. [http://books.google.ca/books?id=LWUO2el0QbcC&pg=PA68&dq=%22Psalm+8%22+Kommentar&hl=de&sa=X&ei=XT3_T5--Oq774QT9xOX2Bg&ved=0CDwQ6AEwAjgK#v=onepage&q&f=false Kaiser (1998), v.a. S. 65-68]).</ref> im Himmel (den Himmeln, über dem Himmel)<ref>Vgl. BHRG §39.19. Diese Primärentscheidung ist v.a. der deutschen Sprachnorm geschuldet – der deutsche Leser kann weder mit „über dem Himmel“ noch mit „den Himmeln“ etwas anfangen.</ref>{{par|Psalm|19|1}}{{par|Psalm|148|13}}
# Es sei daher vorsichtig folgende alternative Deutung vorgeschlagen: (a) Die Präposition {{hebr}}מִנ{{hebr ende}} ist zu deuten als ''min causae''; (b) {{hebr}}פֶּה{{hebr ende}} bedeutet nicht nur „Mund“, sondern steht auch synekdochisch für ''Menschen als Redende'' (vgl. z.B. [[Genesis 24#s57 |Gen 24,57]]: „ihren Mund befragen“=„sie befragen“; [[Genesis 45#s12 |45,12]]: „Mein Mund spricht zu euch“=„Ich spreche zu euch“; [[Deuteronomium 31#s21 |Dtn 31,21]]: „Euer Mund soll nicht vergessen“=„Ihr sollt immerfort wiederholen“ u.ö.); auch bezeichnet es häufig metonymisch Akte des Sprechens; hier also das Klagen von Kindern / die Gebete von Kindern (dies schon Smend 1888, S. 55f; SS 568; vgl. auch Neumann-Gorsolke 2013, S. 18). -> Aufgrund von etwas, das die Kinder von sich gegeben haben, handelt Gott, wie er handelt (so kürzlich auch Schnieringer 2004, S. 148: „Um des Schreiens der Kinder willen“; Talstra 1996, S. 3: „for reason of the children's voice“; ähnlich Goldingay 2006, S. 153).<br />V. 3 wäre dann eine Umschreibung von V. 5, mit dem er ohnehin eng zusammenhängt, da hier wie dort „Mensch“ durch je zwei Begriffe umschrieben wird, die die Kleinheit des Menschen unterstreichen: Gott reagiert auf das Klagen von Kleinkind und Säugling = Gott achtet auf Menschlein und Menschenkind.
{{S|3}} Aus dem Mund von (lallend gleich, Wegen der, Wegen dem dem Klagen der)<ref>Meist „aus dem Mund von“, dann aber besser, da „aus dem Mund von“ = häufige Metonymie für „Sprache“ -> „sprechend gleich“; und da sprechende Subjekte Kleinkinder und Säuglinge sind (vgl. Waltke 2010, S. 261), „stammelnd, lallend“ .<br />
Interessant ist dann die Parallele im Enuma Elisch: Dort bitten Tiamats Kinder Marduk darum, gegen Tiamat in den Krieg zu ziehen (IV, 26-34). Das tut er auch, besiegt sie, teilt ihren Körper in zwei Hälften und kerkert die obere Körperhälfte ein, indem er das Firmament erbaut (IV, 137-140). Aber man sollte wohl nicht zu viel aus dieser Parallele machen.</ref> Babies<ref>Sowohl das Wort für „Kleinkinder“ als auch das für „Säuglinge“ steht für Kinder bis maximal drei Jahren. Die übliche Übersetzung „''Kinder'' und Säuglinge“ ist also ungenau.</ref> und Säuglingen {{par|Matthäus|21|15|16}}
_ hast du ein Bollwerk (Kraft, Macht, Schutz, Festung; Lob)<ref>zu den verschiedenen Übersetzungsweisen vgl. BDB 799; Dahood 1965, S. 166; Soggin 1971, S. 568; mit dem „Bollwerk“ ist vermutlich der Himmelsbogen gemeint, der das Wasser über der Erde zurückhält und über dem Gott thront; vgl. z.B. Kinzer 1995, S. 28f. Zu „Preis“ vgl. noch [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Psalm_8#note_f FN f].</ref> errichtet (grundgelegt) um deiner Gegner willen<ref>zu „um deiner Gegner willen“ vgl. [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Psalm_5#note_ad FN ad] zu [[Psalm 5#s9 |Ps 5,9]]: {{hebr}}לְמַעַן{{hebr ende}} dient hier wohl zur Bezeichnung der Motivation, die Gott zu einer Handlung veranlassen soll, also wohl „wegen deiner = wider deine Feinde“</ref>,
_ um [dem] Feind und [dem] Rachgierigen (Rächern, Rachsüchtigen) ein Ende zu bereiten (um sie zum Schweigen zu bringen, zu vernichten).
{{S|4}} Sooft (wenn) ich deinen Himmel sehe (betrachte, zu deinem Himmel sehe),{{par|Jesaja|55|8|9}}
_ [das] Werk ([die] Werke) deiner Finger (dein mächtiges Werk, dein Werk)<ref>Für den Ausdruck „Finger Gottes“ sind unterschiedlichste Deutungen vorgeschlagen worden. Craigie 1983 etwa denkt, dass das „mit dem Finger Gottes Gewirkte“ für Gott nur eine Kleinigkeit sei; Alter 2007 glaubt, dass „Finger“ hier deshalb verwendet wird, um auf die „Feinarbeit“ zu verweisen, die Gott bei der Schöpfung des Himmels verrichtet habe.<br />Beides ist für das Deutsche und Englische zwar naheliegend; für diese Konnotation des „Fingers“ fanden wir in der Bibel aber keine Indizien. Wahrscheinlicher ist daher: Der „Finger Gottes“ wird gelegentlich im Zusammenhang mit Machttaten Gottes verwendet und bezeichnet so Gottes ''Macht'' (s. [[Exodus 8#s19 |Ex 8,19]]; [[Lukas 11#s20 |Lk 11,20]]; evt. auch [[Exodus 31#s18 |Ex 31,18]]; [[Deuteronomium 9#s10 |Dtn 9,10]]), wie ja auch die „Hand“ im Hebräischen häufiger ein Ausdruck für die „Macht“ Gottes ist; vgl. ähnlich auch schon [http://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=WCZVAAAAYAAJ&oi=fnd&pg=PA5&dq=The+finger+of+god&ots=pCF-gixCs_&sig=S-O1qFQzy__Bf6QeOVdDPaj3M9M#v=onepage&q&f=false Cumming 1854, S. 5]. Alternativ steht mit Bezug auf den Menschen der Finger auch oft einfach als poetisches Synonym im Parallelismus zur menschlichen „Hand“ (s. [[Psalm 144#s1 |Ps 144,1]]; [[Hohelied 5#s5 |Hld 5,5]]; [[Jesaja 2#s8 |Jes 2,8]]; [[Jesaja 17#s8 |Jes 17,8]]; so ja auch hier, s. V. 6); orientierte man sich daran, wären die „Finger“ nur metonymischer Ausdruck für Gott selbst als den Wirkenden, also „Dein<s>er Finger</s> Werk“.</ref>,{{par|Exodus|8|15}}{{par|Exodus|31|18}}
Mond und Sterne,
_ die du bereitet (festgemacht, fertiggemacht, eingesetzt) hast,
{{S|5}} [denke ich (sage ich, rufe ich):]<ref>In der biblischen Poesie werden Zitate häufig nicht durch verba dicendi eingeleitet; im Deutschen muss man diese Redeeinleitungen ergänzen. Vgl. dazu ''ad loc.'' z.B. GKC §159dd.</ref> Was [ist das] Menschlein (der Mensch, die Menschheit, der Sterbliche)<ref>Die Vokabel {{hebr}}אֱנוֹשׁ{{hebr ende}} ''Mensch'' bezieht sich oft auf den Menschen in seiner Schwachheit und Fehlerhaftigkeit, s. die Parallelstellen; vgl. auch TWOT 136a; Waltke 2010, S. 266.</ref>, dass du dich seiner erinnerst (dich um es kümmerst)<ref name="Erinnern">Das „Erinnern“ und „Beachten“ Gottes ist nicht wörtlich zu verstehen, sondern beides sind geprägte Wendungen für ein Handeln Gottes an dem, dessen er sich „erinnert“ oder auf den er „achtet“. Ist es nicht näher bestimmt, meint es meist ein ''heilsames'' Handeln; so auch hier. Vgl. zu „Erinnern“ [[Genesis 8#s1 |Gen 8,1]]; [[Genesis 19#s29 |19,29]]; [[Genesis 30#s22 |30,22]]; [[Exodus 32#s13 |Ex 32,13]]; [[Deuteronomium 9#s27 |Dtn 9,27]] u.ö.; zu „Beachten“ [[Genesis 21#s1 |Gen 21,1]]; [[Genesis 50#s24 |50,24f]]; [[Exodus 3#s16 |Ex 3,16]]; [[Exodus 4#s31 |4,31]]; [[1Samuel 2#s21 |1Sam 2,21]] u.ö.</ref>{{par|Ijob|7|17}}{{par|Ijob|15|14}}{{par|Psalm|144|3}}
_ und was [das] Menschenkind<ref>„Menschenkind“ gut nach Ridderbos 1972, S. 136, da diese Übersetzung gut zum vorangehenden Halbvers passt.</ref> (der Mensch, der Sohn des Menschen, das Kind des Menschen, der Menschensohn)<ref>Heb. ''ben adam'', Sohn / Kind des ''adam''. Dass Ps 8 vielfältige Bezüge zum Schöpfungsmythos hat, wurde häufig bemerkt (bis hin zur These, mit dem konsekutiven ''waw'' schließe Ps 8 direkt an Gen 1 an); ''ben adam'' ist daher ein besonders treffender Ausdruck.</ref>, dass du es beachtest (auf es achtest, für es sorgst)<ref name="Erinnern" />?{{par|Jesaja|56|2}}


Ohnehin ist diese Stelle aber schwierig; drei verschiedene Deutungen haben sich im Laufe der Zeit etabliert:<br />
# Der Text wird interpretiert, wie er steht; die Übersetzung lautete dann: „Aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen hast du Kraft/eine Festung gegründet wegen deiner Gegner, um Feind und Rächer zu vernichten.“
# Man lässt mit LXX {{hebr}}עֹז{{hebr ende}} nicht „Stärke, Bollwerk“, sondern „Preis, Lob“ bedeuten; die Übersetzung lautet dann: „Aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen hast du Preis gegründet wegen deiner Gegner, um Feind und Rächer zu vernichten.“
## Eine Variante dieser Deutung liest außerdem noch {{hebr}}לְהַשְׁבִּית{{hebr ende}} als „um sie zum Schweigen zu bringen“; die Übersetzung lautet dann „Aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen hast du Preis gegründet wegen deiner Gegner, um Feind und Rächer zum Schweigen zu bringen.“
# Eine dritte Variante wurde z.B. vertreten von Soggin und Fokkelman, die V. 3a zu 2 ziehen: „Deine Hoheit wird gepriesen im Himmel aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen. Du hast ein Bollwerk/Stärke gegründet...“


 
{{S|6}} [Nur] ein Stäubchen (ein bisschen, nur wenig) ließest du ihm fehlen<ref name="Verbformen">Die Verbformen in Vv. 6f sind interessant: Wayyiqtol (6a) - Yiqtol (6b) - Yiqtol (7a) - Qatal (7b).
Keine dieser Deutungen macht sonderlich viel Sinn. Dass (1) aus dem Mund von Kleinkindern Bollwerke errichtet werden, ist offensichtlicher Nonsens. Inwiefern (2) die Preisungen gerade von Säuglingen Gott gegen seine Gegner helfen sollte ist ebenso wenig einzusehen. Auch (2.1) ist sinnlos, denn was soll das schon bedeuten - dass Gott kleine Kinder zum Schreien bringt, um so seine Gegner zu übertönen? Außerdem entsprechen weder die Umdeutung von {{hebr}}עֹז{{hebr ende}} noch die von {{hebr}}לְהַשְׁבִּית{{hebr ende}} den hebräischen Wortbedeutungen; schon allein deshalb sind die beiden Deutungen abzulehnen (Ges<sup>18</sup> listet zwar die Bedeutung „Lob, Preis“ für {{hebr}}עֹז{{hebr ende}} und sie findet sich auch schon in SS. Nicht gelistet ist sie dagegen in BDB, DCH, KBL<sup>3</sup>, König. Zorell spricht sich explizit dagegen aus, und es ist dieses {{hebr}}עֹז{{hebr ende}}=„Preis“ auch eine ganz unnötige Annahme). Bei (3) schließlich ist fraglich, was Kleinkinder und Säuglinge im Himmel zu suchen haben (Putten sind durchaus kein alttestamentliches Konzept). Und selbst wenn man übersetzt „lallend gleich Kleinkindern“, ist unverständlich, wer denn Gott da brabbelnd wie ein Kleinkind im Himmel Preis entgegenbringt.
# Da viele Exegeten davon ausgehen, dass die Verbformen in biblischer Poesie mehr oder weniger nach Belieben gesetzt werden können, werden sie hier meist gleichzeitig übersetzt (s. z.B. EÜ: „Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, / hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. // Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände, / hast ihm alles zu Füßen gelegt:...“).<br />Dagegen spricht einiges. Erstens natürlich die Tatsache, dass hier unterschiedliche Verbformen verwendet werden, selbst (vgl. Zuber 1986; ebenso Craigie 1983; Talstra 1996, S. 6; ähnlich Ross 2011). Zweitens brächte die gleichzeitige Übersetzung mit sich, dass der Psalmist aus dem Überwältigtsein von der Größe Jahwes und der Einsicht in die eigene ''Niedrigkeit'' auf einmal sich selbst als den Herrn der ganzen Erde preisen würde, und dass drittens dieser „theologische Größenwahn“ eben gerade im Rahmen eines Lobpreises auf ''Jahwe'' stünde.
 
# Sinnvoller ist daher der Vorschlag von Zuber 1986, Vv. 6b.7a als Finalsätze (->unmarkierter Nebensatz) zu lesen: „Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott / um ihn mit Herrlichkeit und Ehre zu krönen. Um ihn als Herrscher über das Werk deiner Hände einzusetzen / hast du ihm alles zu Füßen gelegt.; ähnlich Craigie 1983 und Niccacci 2006, S. 254: „Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott / und wirst ihn mit Herrlichkeit und Ehre krönen. // Du wirst ihn als Herrscher über das Werk deiner Hände einsetzen; / alles hast du ihm zu Füßen gelegt.- Die „Krönung“ und „Einsetzung als Herrscher“ ist also noch nicht eingetreten, sondern wird von Gott nur intendiert.<br />Auch die innerbiblischen Bezüge weisen in diese Richtung: In [[Genesis 1#s26 |Gen 1,26-28]] schafft Gott den Menschen. Das „Herrschen über die Tiere“ in 1,28 ist aber nicht Gabe, sondern Auftrag. Noch eindrücklicher 4Esra 6,59: „Wenn aber unsertwegen ward die Welt erschaffen, <u>weswegen haben wir nicht diese unsere Welt auch im Besitz?</u>“ (Üs. nach Rießler 1928, S. 271; meine Unterstreichung). - die menschliche Herrschaft ist also sowohl nach Gen 1,28 und 4Ezra 6,59 eben ''noch nicht'' eingetreten. Vgl. auch Guthrie / Quinn 2006, bes. S. 236f.; vgl. außerdem die eschatologische Wendung in [[Hebräer 2#s5 |Heb 2,5-8]].</ref> zu (ließest ihn geringer sein als) Gott (Göttern, Engeln, himmlischen/übernatürliche Wesen),<ref>Heb. {{hebr}}אֱלֹהִים{{hebr ende}};„Gott“ ist die Mehrheitsübersetzung. Soggin hat dagegen eingewandt, dass ''elohim'' derart übersetzt im „sonst jahwistischen Psalm“ aus dem Rahmen fiele (Soggin 1971, S. 571) und deshalb wohl als „Engel, himmlische Wesen“ übersetzt werden sollte. Allerdings ist unsicher, ob die Annahme von etwas wie „jahwistischen Psalmen“ überhaupt sinnvoll ist; die Mehrzahl der biblischen Texte legt eher das Gegenteil nahe: Ein israelitischer Autor kann durchaus in der Lage gewesen sein, mehrere verschiedene Gottesnamen zu verwenden. Unter Umständen verweist der Autor mit ''elohim'' sogar zurück auf Gen 1,26, was aus der Verwendung dieses Gottesnamens eine bewusste Gestaltungsentscheidung machte (vgl. Terrien 2003, S. 131; ebenso Craigie 1983, S. 98; Kinzer 1995, S. 35; Ross 2011, S. 289; Waltke 2010, S. 267); allerdings ist das eher eine Spekulation. So und so ist hier sowohl die Übersetzung „Gott“ als auch „Götter“ oder „Engel“ möglich; von den Sinnlinien des Psalms her ist aber „Gott“ vorzuziehen (vgl. z.B. Kinzer 1995, S. 35f).</ref>
Es sei daher vorsichtig folgende alternative Deutung vorgeschlagen: Die Präposition {{hebr}}מִנ{{hebr ende}} gibt nicht nur Quelle / Urheber etc. von etwas an, sondern kann auch kausale Bedeutung haben (''min causae'', vgl. z.B. Ges <sup>18</sup>, S. 693f, KBL<sup>3</sup>, S. 566, Zorell, S. 447). Und {{hebr}}פֶּה{{hebr ende}} bedeutet nicht nur „Mund“, sondern steht auch synekdochisch für ''Menschen als Redende'' (vgl. z.B. Gen 24,57: „ihren Mund befragen“=„sie befragen“; Gen 45,12: „Mein Mund spricht zu euch“=„Ich spreche zu euch“; Dtn 31,21: „Euer Mund soll nicht vergessen“=„Ihr sollt nicht vergessen“ u.ö.); auch bezeichnet es häufig metonymisch Akte des Sprechens oder auch ganz abstrakt „Klänge“. -> Aufgrund von etwas, das die Kinder von sich gegeben haben, handelt Gott, wie er handelt. Bereits Smend 1888 deutete aus diesem Grunde unsere Stelle aus Umschreibung von „Gebeten“ (S. 55f.); vgl. ebenso auch Siegmund/Stade, S. 568 und kürzlich wieder Schnieringer 2004, S. 148 („Um des Schreiens der Kinder willen“). In einer deutschen Übersetzung würde dieser Sinn wohl am deutlichsten durch eine Übersetzung mit „Flehen“, „Klagen“ o.Ä.<br />
_ um ihn mit Herrlichkeit (Hoheit, Würde, Ehre) und Pracht<ref>„Herrlichkeit und Pracht“ sind eigentlich Prädikate, die typischerweise nur von Gott ausgesagt werden (vgl. [[Psalm 145#s5 |Ps 145,5.12]]; [[Jesaja 35#s2 |Jes 35,2]]). Ähnlich, wie sie [[Psalm 21#s5 |Ps 21,5]] dann auf den König angewandt werden, werden sie hier auf den Menschen im Allgemeinen angewendet; dies unterstreicht noch die Aussage in 6a, dass dem Menschen nur wenig zu Gott fehlt.</ref> zu krönen<ref name="Verbformen" /> (segnen, hast ihn mit Herrlichkeit und Pracht gekrönt).<ref>Die Rede vom „Krönen“ wird in der Bibel häufiger metaphorisch als buchstäblich verwendet; dass JHWH jemanden mit etwas „krönt“ ist eine Metapher dafür, dass er ihn mit etwas „segnet“ (vgl. z.B. Ryken 1998, S. 185: „Quite often in both the NT and OT, crowns are symbols of God's blessings on his people.“). Vgl. [[Psalm 5#s13 | Ps 5,13]]; [[Psalm 65#s12 | Ps 65,12]]; [[Psalm 103#s4 | Ps 103,4]].</ref>
V. 3 wäre dann eine Umschreibung von V. 5 (was ohnehin naheliegt, da hier wie dort „Mensch“ durch je zwei Begriffe umschrieben wird, die die Kleinheit des Menschen unterstreichen): Gott reagiert auf das Klagen von Kleinkind und Säugling = Gott achtet auf Menschlein und Menschenkind.</ref> von Kleinkindern und Säuglingen<ref>Sowohl das Wort für „Kleinkinder“ als auch das für „Säuglinge“ steht für Kinder bis maximal drei Jahren; i.d.R. sogar für Kinder im „Säuge-Alter“. Die übliche deutsche Übersetzung mit „Kinder und Säuglinge“ ist also ungenau.</ref>{{par|Matthäus|21|15|16}}<br />
{{S|7}} Um ihn herrschen zu lassen<ref name="Verbformen" /> (und machtest ihn zum Herrscher / Herrn, um ihn als Herrscher / Herrn einzusetzen) über das Werk deiner Hände (Macht)
: hast du ein Bollwerk (Kraft, Macht, Schutz, Festung; Lob)<ref>zu den verschiedenen Übersetzungsweisen vgl. BDB 799; Dahood 1965, S. 166; Soggin 1971, S. 568; mit dem „Bollwerk“ ist vermutlich der Himmelsbogen gemeint, der das Wasser über der Erde zurückhält und über dem Gott thront. LXX überträgt mit „Preis, Lob“; ihr folgen viele aktuelle Übersetzungen. vgl. aber dagegen [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Psalm_8#note_h Fußnote h].</ref> errichtet (grundgelegt) um deiner Gegner willen,
_ hast du ihm alles (alle Dinge) zu Füßen gelegt<ref name="Verbformen" />.{{par|Genesis|1|28}}{{par|1Korinther|15|27}}{{par|Epheser|1|22}}{{par|Hebräer|2|8}}<br>
: um [dem] Feind und [dem] Rachgierigen (Rächern, Rachsüchtigen) ein Ende zu bereiten (um sie zum Schweigen zu bringen, zu vernichten).
{{S|8}} Schafe (Herden) und Rinder (Vieh, Viehzeug, Kleinvieh und Großvieh<ref>Zu „Schafe und Rinder“ als „Kleinvieh und Großvieh“ vgl. ''ad loc.'' Craigie 1983, S. 96; Whitekettle 2006, S. 752.</ref>) allesamt (alle)
{{S|4}} Sooft (wenn) ich deinen Himmel sehe (betrachte, zu deinem Himmel sehe),{{par|Jesaja|55|8|9}}
_  und auch (sogar) die Tiere des Feldes<ref name="Tiere">„Tiere des Feldes“, „Vögel des Himmels“ und „Fische des Meeres“ sind im Hebräischen geprägte Wendungen, die nicht mehr bedeuten als „wilde Tiere“ „Vögel“ und „Fische“ (vgl. z.B. ''ad loc.'' Waltke 2010, S. 271); „des Feldes/Himmels/Meeres“ könnte - und sollte - daher im Deutschen normalerweise ausgespart werden. Da dies hier aber zusammen mit dem in der Bibel ebenso gebräuchlichen Doppelmerismus Erde – Himmel – Meer verwendet wird und so dazu beiträgt, der „Globalität“ der von Gott für den Menschen intendierten Herrschaft Ausdruck zu verleihen, sollten die Glieder in der Übersetzung doch beibehalten werden; vielleicht natürlicher als „Tiere ''auf dem'' Boden“, „Vögel ''im'' Himmel“, „Fische ''im'' Meer“.</ref>(Feld, Land)
: [das] Werk ([die] Werke)<ref>Textkritik: Einige Handschriften haben hier „Werk“ im Singular, einige den Plural (Craigie 1983, S. 94.). Im Deutschen ist dies allerdings unerheblich, da „deine Werke“ hier auch zusammenfassend mit „dein Werk“ bezeichnet werden kann (vgl. „Goethes Werk“ i.S.v. „Goethes Gesamtwerk“). Da so „dein Werk“ beiden MSS-Varianten gerecht wird, ist dies unsere primäre Übersetzungsentscheidung.</ref> deiner Finger,<ref>Für den Ausdruck „Finger Gottes“ sind unterschiedlichste Deutungen vorgeschlagen worden. Craigie etwa schlägt die (für das Deutsche und Englische) naheliegende Deutung vor, dass mit dem Finger Gottes Gewirktes für Gott nur eine Kleinigkeit sei; Alter glaubt, dass „Finger“ hier deshalb verwendet wird, um auf die „Feinarbeit“ zu verweisen, die Gott bei der Schöpfung des Himmels verrichtet habe. Für diese und andere Deutungen fanden wir in der Bibel keine Indizien. Für das AT lässt sich festhalten: In der Regel werden Finger nur im Zusammenhang mit der weit häufigeren Erwähnung der Hand Gottes oder von Menschen erwähnt, meist in poetischen Kontexten. Während es sich aber bei „Hand und Fingern eines Menschen“ bloß um poetische Synonymie zu handeln scheint (z.B. in Jes 2,8; 17,8; (Jes 59,3); Ps 144,1; Hld 5,5), kommen „Hand und Finger Gottes“ häufig im Zusammenhang mit Machttaten Gottes vor und stehen so für unseres Herren Macht (Ex 8,19 u.a.; Lk 11,20; (Ex 31,18)). Auch in Ps 8 kommt ist wenig später (v. 7) die Rede von der „Hand Gottes“, so dass dies wohl die wahrscheinlichste Deutung ist. Ähnlich auch schon [http://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=WCZVAAAAYAAJ&oi=fnd&pg=PA5&dq=The+finger+of+god&ots=pCF-gixCs_&sig=S-O1qFQzy__Bf6QeOVdDPaj3M9M#v=onepage&q&f=false Cumming (1854), S. 5].</ref>{{par|Exodus|8|15}}{{par|Exodus|31|18}}
{{S|9}} die Vögel des Himmels<ref name="Tiere" /> und die Fische des Meeres<ref name="Tiere" />{{par|Genesis|1|26}}{{par|Genesis|9|2|3}}<br>
Mond und Sterne,
_ und (selbst) das<ref>Der Psalmist wechselt hier vom Plural „Fische“ zum Singular „das, was durchzieht“. Das könnte zwar auch schlicht generischer Singular sein; wahrscheinlicher ist aber, dass es sich hier auf den Leviathan bezieht (Waltke 2010, S. 271); ähnlich Whitekettle 2006, S. 751f: Auf die ''tanninim'' (s. dazu [http://www.offene-bibel.de/wiki/?title=Special%3ABibelstelle_aufschlagen&abk=Gen+1#note_al FN al] zu [[Genesis 1#s21 |Gen 1,21]]). Vv. 8a.9a nennen dann jeweils im Merismus zwei Tiergattungen, für die das Beherrscht-Werden verständlich ist, Vv. 8b.9b dagegen eine Tiergattung, für die das ganz unwahrscheinlich ist: V. 8a: „Kleinvieh und Großvieh“, aber auch 8b: sogar die „wilden Tiere“. V. 9a: „Vögel und Fische“, aber auch 9b: sogar den „Leviathan“ (anders Whitekettle 2006, S. 752); der Psalmist arbeitet sich dabei rückwärts an den Tierlisten in [[Genesis 1#s21 |Gen 1,21-25]] ab.</ref>, was die Pfade (Wege, Ströme?) des Meeres durchzieht (was im Meer seine Bahnen zieht<ref>zu „seine Bahnen zieht“ vgl. Waltke 2010, S. 271: Die Pfade des Meeres steht für die Reiseroute des Leviathans.</ref>).{{par|Psalm|104|25|26}}</poem>
: die du bereitet (festgemacht, fertiggemacht, eingesetzt) hast,
{{S|5}} [denke ich (sage ich, rufe ich):]<ref>GKC §159dd: „In Ps 8,4 [=8,5], instead of the apodosis ''I exclaim'' which we should expect, the exclamation itself follows.“</ref> Was [ist das] Menschlein (der Mensch, die Menschheit, der Sterbliche)<ref>''Mensch'', hier ''enôsh'', v.a. in poetischen Kontexten verwendet, bezieht sich häufig auf den Menschen in seiner Schwachheit und Fehlerhaftigkeit, vgl. die Parallelstellen; vgl. auch TWOT 136a; Waltke 2010, S. 266.</ref>, dass du ihn beachtest (an ihn denkst, über ihn nachdenkst; ihn beachtet hast<ref name="Vorzeitig">V.a. im Zhg. mit dem nächsten Vers ist die vorzeitige Übersetzung erwägenswert; s. dort und vgl. GKC § 107 h: „[...] The imperfect serves [...] to express actions, &c, which although, strictly speaking, they are already finished, are regarded as still lasting on into the present time, or continuing to operate in it [...]. The imperfect represents the coming as still in its last stage [...].“</ref>),{{par|Ijob|7|17}}{{par|Ijob|15|14}}{{par|Psalm|144|3}}
: und was [das] Menschenkind<ref>„Menschenkind“ nach [http://books.google.de/books?id=EpWhhv9b2MEC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Ridderbos (1972), S. 136], da es uns besser zum vorangehenden Halbvers zu passen schien. </ref> (der Mensch, der Sohn des Menschen, das Kind des Menschen, der Menschensohn)<ref>Heb. ''ben adam'', Sohn / Kind des ''adam''. Dass Ps 8 vielfältige Bezüge zum Schöpfungsmythos hat, wurde häufig bemerkt (bis hin zur These, mit dem konsekutiven ''waw'' schließe Ps 8 direkt an Gen 1 an); ''ben adam'' ist daher ein besonders treffender Ausdruck.</ref>, dass du ihn würdigst (auf ihn achtest, für ihn sorgst; ihn gewürdigt hast<ref name="Vorzeitig" />)<ref>Ross 2012, S. 295 optiert hier für die Grundbedeutung „merken auf x“, merkt aber an: „The common theme running through all the uses is the attention given to someone or some activity, and when that attention is from God the effect is to determine the destiny of the one visited. The intervention has a purpose beyond taking care of someone.“ Aufgrund des Folgeverses, der gerade mit dieser Bedeutungsnuance gut zusammenstimmt, haben wir hier mit „würdigen“ übertragen. Vgl. auch Hempel (1961); Schedl (1964).</ref>{{par|Jesaja|56|2}}
{{S|6}} [Nur] ein Stäubchen (ein bisschen, nur wenig) geringer schufst<ref>Trotz ''yiqtol'' Vergangenheit; vgl. Joüon § 113 h.</ref> du ihn als [die]<ref>„Nur ein Stäubchen geringer schufst du ihn als Engel“ könnte missverstanden werden als „als Engel schufst du ihn“; daher Ergänzung des „die“</ref> Engel (Gott, Götter, himmlische Wesen, übernatürliche Wesen),<ref>Heb ''elohim''. Sonst meist bezogen auf Gott, in der Bedeutung „Gott“ fiele es aber hier im sonst jahwistischen Psalm aus dem Rahmen (vgl. Soggin (1971, S. 571)), daher unsere Entscheidung für „Engel“. So auch die Lesart von Heb 2,7; LXX, Symmachus, Tg. und Vg. Andererseits sieht etwa Terrien hier wieder einen Anschluss an Gen 1,26, so dass das Konzept, dennoch aber nicht die sprachliche Konkretion erklärlich würde (vgl. Terrien (2003), S. 131; ebenso Craigie (1983), S. 98; Ross (2012), S. 289; Waltke (2010), S. 267).</ref>
: um ihn mit Würde (Hoheit, Ehre) und Pracht<ref>Vgl. Ross (2012), S. 296</ref> zu krönen (hast ihn mit Würde und Pracht gekrönt).<ref>vgl. GKC §111 m; NET: „indicates a consequence (“so that you make him...“) of the preceding statement“; auch Ross (2012), S. 296. Vgl. Fußnote zu „gelegt“</ref>
{{S|7}} Um ihn herrschen zu lassen (und machtest ihn zum Herrscher / Herrn, um ihn als Herrscher / Herrn einzusetzen) über das Werk deiner Hände (Macht)
: hast du ihm alles (alle Dinge) zu Füßen gelegt.{{par|Genesis|1|28}}{{par|1Korinther|15|27}}{{par|Epheser|1|22}}{{par|Hebräer|2|8}}{{par|4Ezra|6|55|59}}<ref>Die übliche gleichzeitige Übersetzung (EÜ: „Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, / hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. // Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände, / hast ihm alles zu Füßen gelegt:...“) schien uns weniger wahrscheinlich als die hier vorgeschlagene. Denn die gleichzeitige Übersetzung brächte mit sich, (1) dass der Psalmist aus dem Überwältigtsein von der Größe Jahwes und der Einsicht in die eigene Niedrigkeit auf einmal sich selbst als den Herrn der ganzen Erde preist und (2) dass dieser „theologische Größenwahn“ eben im Rahmen eines Lobpreises auf ''Jahwe'' steht; zwei Aspekte, die schwer erklärlich wären. Durch die Übertragung mit „um... zu“ + Futur wird diese Schwierigkeit umgangen, und ohnehin ist die (Tempus-)Struktur der Verse zu auffällig, als dass sie leichtfertig übergangen werden dürfte:<br>
: „Hier haben wir wieder das chiastische Stilelement:<br>
:: Prädikat (recto) – Apposition / Apposition – Prädikat (obliquo)<br>
:: Prädikat (obliquo) – Apposition / Objekt – Prädikat (recto) – Apposition<br>
: Der Wechsel von recto zu obliquo und wieder zu recto ist zwar inhaltlich nicht problematisch, arbeitet vielmehr eine feine theologische Nuance heraus: Krönung und Herrschaft stehen noch aus (obliquo), obwohl die Voraussetzungen dazu von Seiten Gottes schon gegeben sind (recto).“ (Zuber (1986), S. 22); so auch Craigie (1983). Ähnlich Ross (2012), S. 288.<br>
Auch die innerbiblischen Bezüge weisen in die Richtung von Zubers Lesart: In Gen 1,26-28 schafft Gott den Menschen. Das „Herrschen über die Tiere“ in 1,28 ist aber nicht Gabe, sondern Auftrag. Noch eindrücklicher ist aber 4Ezra 6,54-59: „Dazu den Adam, den du zum Führer über alle die Geschöpfe setztest, die du geschaffen. Von ihm entstammen insgesamt wir ab, die du zu deinem Volk erwähltest. Dies alles sag ich, Herr, vor dir, dieweil du sprachsest, du habest nur um unsertwillen die erste Welt geschaffen. [...] Wenn aber unsertwegen ward die Welt erschaffen, <u>weswegen haben wir nicht diese unsere Welt auch im Besitz?</u>“ (Üs. nach Rießler 1928, S. 270f.; meine Unterstreichung). - die menschliche Herrschaft ist also sowohl nach Gen 1,28 und 4Ezra 6,54-59 eben ''noch nicht'' eingetreten. Vgl. auch Guthrie / Quinn (2006), bes. S. 236f.; vgl. außerdem die eschatologische Wendung in Heb 2,5-8.</ref><br>
{{S|8}} Schafe (Herden) und Rinder (Vieh, Viehzeug, Kleinvieh und Großvieh<ref>Vgl. Craigie 1983, S. 96</ref>) allesamt (alle)
:  und auch (sogar) die Tiere auf dem (des)<ref>vgl. Fußnote af</ref> Boden<ref>Gemeint sind wilde Tiere im Gegensatz zu den gezähmten Herdentieren in 8a</ref> (Feld, Land)<ref>TWOT 2236a: „poetic synonym of ''´adeh''“; s. nächste Fußnote</ref>
{{S|9}} die Vögel im Himmel (des Himmels) und die Fische im Meer (des Meeres){{par|Genesis|1|26}}{{par|Genesis|9|2|3}}<ref>vgl. Waltke (2010), S. 271: „Vögel des Himmels“ ist ein stehender Ausdruck, der nichts weiter besagt als „Vögel“. Da dies hier aber mit dem in der Bibel ebenso gebräuchlichen Doppelmerismus Erde – Himmel – Meer verwendet wird (vgl. z.B. [[Jona_1#s9|Jon 1,9]], s. auch den [[Kommentar:Jona_1#1.2C8f.|Kommentar]] zu dieser Stelle) um damit die „Globalität“ der von Gott für den Menschen intendierten Herrschaft auszudrücken, haben wir (1) das übliche „(wilde) Tiere des Feldes“ übertragen mit „Tiere auf dem Boden“ und auch das „des“ in „des Himmels“ und „des Meeres“ mit „im“ übersetzt.<br>
Damit – dies nur nebenbei – sind vv. 7.8 sehr dicht konstruiert: V. 8 schließt an V. 7 an mit der Fortsetzung des Doppelmerismus, gleichzeitig stehen V. 7a zu 7b (gezähmte Tiere <=> wilde Tiere) und V. 8a zu 8b (Fische im Meer <=> Leviathan / Seeungeheuer (s. Fußnote ''ai'')) in Opposition.</ref><br>
: und das, was die Pfade (Wege, evt. Ströme) des Meeres<ref>Pluralis majestatis.</ref> durchzieht (an ihnen vorbeizieht, was im Meer seine Bahnen zieht<ref>Vgl. Waltke (2010), S. 271: Pfade des Meeres steht für die Reiseroute (recognized traveling patterns) des Wesens</ref>).{{par|Psalm|104|25|26}}<ref>vgl. Waltke (2010), S. 271: Der Psalmist wechselt vom Plural Fische zum substantivischen Partizip Singular. Damit verweist er dann entweder auf ein Gesamt großer Seekreaturen inklusive des Leviathan oder nur den Leviathan. Ähnlich Terrien 2003, S. 131f.; gemeint sind also Seeungeheuer oder der Leviathan.<br>
Es ist dies ein weiteres Indiz, dass die allumfassende Herrschaft des Menschen nur Intention Gottes, noch nicht Realität ist – denn sicher wird der Psalmist nicht behaupten, der Mensch herrsche über den Leviathan, „who rivaled the gods“.</ref></poem><br />




{{S|10}} JHWH, unser Herr,
<poem>{{S|10}} JHWH, unser Herr,
: wie mächtig (majestätisch, glanzvoll) ist dein Name (bist du)<ref name="name" /> auf der ganzen Erde (im ganzen Land)!
_ wie mächtig (majestätisch, glanzvoll) ist dein Name (bist du)<ref name="name" /> auf der ganzen Erde (im ganzen Land)!</poem>


{{Bemerkungen}}
{{Bemerkungen}}


{{Kapitelseite Fuß}}
{{Kapitelseite Fuß}}

Aktuelle Version vom 3. Juni 2016, 14:40 Uhr

Syntax OK

SF zuverlässig.png
Status: Zuverlässige Studienfassung – Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die Übersetzungskriterien und wurde mit einigen Standards der Qualitätssicherung abgesichert. Verbesserungen sind noch zu erwarten.
LF ungeprüft.png
Status: Lesefassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett und kann weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.

Lesefassung (Psalm 8)

1 Für den Chorleiter, nach der Melodie „Gittith“.
Ein Davidspsalm.


2 ⸂Gott⸃, unser Herr -
Auf der ganzen Erde wirst du verehrt,
im Himmel, da wirst du besungen!


3 Wegen dem Klagen von Kindern und Säuglingen
schufst du ein Bollwerk gegen deine Gegner,
um Feind und Rächer zu vernichten.
4 Wenn ich den Himmel sehe -
dein mächtiges Werk -,
und Mond und Sterne,
die du bereitet hast,
5 denke ich: Was ist der Mensch, dass du auf ihn achtest?
Was ist das Menschlein, dass du für es sorgst?


6 Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott,
um ihn mit Herrlichkeit und Pracht zu krönen;
7um ihn herrschen zu lassen über das Werk deiner Hände
hast du ihm alles zu Füßen gelegt:
8 Schafe und Rinder allesamt,
auch jedes wilde Tier auf Erden
9 die Vögel im Himmel, die Fische im Meer;
selbst das, was im Meer seine Bahnen zieht.


10 ⸂Gott⸃, unser Herr -
Auf der ganzen Erde wirst du verehrt!

Anmerkungen

Studienfassung (Psalm 8)

1 Für den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden)a nach der Melodie „Gittith“ (nach dem Kelterlied, auf gathitischem Instrument, auf der Gittith)b.
Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für) David.


2 JHWH, unser Herr,
wie herrlich (mächtig) [ist] dein Name (bist du)c auf der ganzen Erde (im ganzen Land)!
{welche} Deine Hoheit (Majestät, Pracht, Du)d wird gepriesene im Himmel (den Himmeln, über dem Himmel)


3 Aus dem Mund von (Wegen der, Wegen dem dem Klagen der)f Babiesg und Säuglingen
hast du ein Bollwerk (Kraft, Macht, Schutz, Festung; Lob)h errichtet (grundgelegt) um deiner Gegner willeni,
um [dem] Feind und [dem] Rachgierigen (Rächern, Rachsüchtigen) ein Ende zu bereiten (um sie zum Schweigen zu bringen, zu vernichten).
4 Sooft (wenn) ich deinen Himmel sehe (betrachte, zu deinem Himmel sehe),
[das] Werk ([die] Werke) deiner Finger (dein mächtiges Werk, dein Werk)j,
Mond und Sterne,
die du bereitet (festgemacht, fertiggemacht, eingesetzt) hast,
5 [denke ich (sage ich, rufe ich):]k Was [ist das] Menschlein (der Mensch, die Menschheit, der Sterbliche)l, dass du dich seiner erinnerst (dich um es kümmerst)m
und was [das] Menschenkindn (der Mensch, der Sohn des Menschen, das Kind des Menschen, der Menschensohn)o, dass du es beachtest (auf es achtest, für es sorgst)m?
6 [Nur] ein Stäubchen (ein bisschen, nur wenig) ließest du ihm fehlenp zu (ließest ihn geringer sein als) Gott (Göttern, Engeln, himmlischen/übernatürliche Wesen),q
um ihn mit Herrlichkeit (Hoheit, Würde, Ehre) und Prachtr zu krönenp (segnen, hast ihn mit Herrlichkeit und Pracht gekrönt).s
7 Um ihn herrschen zu lassenp (und machtest ihn zum Herrscher / Herrn, um ihn als Herrscher / Herrn einzusetzen) über das Werk deiner Hände (Macht)
hast du ihm alles (alle Dinge) zu Füßen gelegtp.
8 Schafe (Herden) und Rinder (Vieh, Viehzeug, Kleinvieh und Großvieht) allesamt (alle)
und auch (sogar) die Tiere des Feldesu(Feld, Land)
9 die Vögel des Himmelsu und die Fische des Meeresu
und (selbst) dasv, was die Pfade (Wege, Ströme?) des Meeres durchzieht (was im Meer seine Bahnen ziehtw).


10 JHWH, unser Herr,
wie mächtig (majestätisch, glanzvoll) ist dein Name (bist du)c auf der ganzen Erde (im ganzen Land)!

Anmerkungen

aGenaue Bedeutung unklar. Die gewählte Übersetzung entspricht der Mehrheitsmeinung. (Zurück zu v.1)
bDie Bedeutung von גִּתִּית ist unklar.
  1. Tg, Rashi und mit ihm Herbert Bosham verstanden es als eine Bezeichnung für ein Musikinstrument, das aus dem Ort „Gath“ stammte: „Zu singen zur Harfe, die David aus Gath brachte“ (vgl. Waltke 2010, S. 251). Allerdings wäre der Fall, dass ein Psalm auf genau einem Instrument gespielt werden dürfte (nämlich gerade dem, das David aus Gath mitbrachte), völlig singulär in den Psalmen und der Bibel.
  2. Tur-Sinai versteht die Vokabel als Bezeichnung eines Musikinstruments („Mit dem Begleitspieler auf der Gittit“). Allerdings wäre eine solche Angabe zur Instrumentierung im Text des Psalms merkwürdig fehl am Platz.
  3. LXX, VUL, Sym lesen es als feminines Adjektiv von gath „Weinpresse“; ebenso Gregor von Nyssa („für die Weinpresse“; vgl. Miller 2010, S. 221). Allerdings ist nicht einzusehen, wie ein Lied mit einem derartigen Text als worksong dienen soll. Besser daher wie König 1927; S. 28: „nach der beim Keltern üblichen Singweise“, oder:
  4. Einige Üss. interpretieren als Ausdruck für eine Melodie (z.B. ELB: „Nach der Gittit“). (Zurück zu v.1)
cDer „Name“ Gottes steht meist metonymisch für Gott selbst (vgl. ad loc. z.B. König 1927, S. 146); man bezeichnet damit „Gott im Menschenmund“. Daher die Alternative „bist du“.
Dass Gottes „Name“ auf der Erde „herrlich“ (אַדִּיר) ist, meint dann, das Gott selbst auf Erden sehr gepriesen wird (SS z.B. gibt aus diesem Grund für für אַדִּיר in Ps 8,2.10 tatsächlich den Übersetzungsvorschlag „gepriesen“ (S. 9), was zwar die Wortbedeutung nicht vollends trifft, den Sinn unserer Stelle aber bestens erfasst). (Zurück zu v.2 / zu v.10)
dהוֹד wird hier - entsprechend vielen anderen Gottesprädikaten (z.B. כָּבוֹד „Herrlichkeit“) - metonymisch für Gott selbst verwendet. (Zurück zu v.2)
eTextkritik: welche und wird gepriesen ist unsere Übersetzung des hebräischen Satzanfangs אֲשֶׁר תְּנָה. Der Urtext ergibt hier keinen Sinn, wörtlich übersetzt lautete er „welche (Rel.pr.), gib!, deine Herrlichkeit...“ - was auch im Hebräischen ungrammatisch wäre (vgl. gut Rudolph 1977, S. 389f). Im Anschluss an LXX, Alter, Childs, Fokkelman, Gunkel, Kissane, König, Morgenstern, Ridderbos, Soggin, Tur-Sinai u.a. haben wir deshalb tənāh umpunktiert zu tunāh und אֲשֶׁר gestrichen. Aus „welche, gib“ wird dann „wird gepriesen“. Vgl. dazu v.a. Soggin 1971, bes. S. 565-567, der auch viele weitere Alternativen listet; s.a. die kurze Übersicht in Kaiser 1998, S. 66 und die sehr lange in Kunjummen 1985, S. 82-91. Gegen diese Lösung vgl. aber auch Donner 1967. (Zurück zu v.2)
fSchwierige Stelle; drei verschiedene Deutungen haben sich im Laufe der Zeit etabliert:
  1. Der Text wird interpretiert, wie er steht; die Übersetzung lautete dann: „Aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen hast du Kraft/eine Festung gegründet wegen deiner Gegner, um Feind und Rächer zu vernichten.“ - was offensichtlicher Nonsens ist.
  2. Man lässt mit LXX עֹז nicht „Stärke, Bollwerk“, sondern „Preis, Lob“ bedeuten; die Übersetzung lautet dann: „Aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen hast du Preis gegründet wegen deiner Gegner, um Feind und Rächer zu vernichten.“ - Allerdings ist nicht einzusehen, wie die Preisungen und warum die Preisungen gerade von Säuglingen Gott gegen seine Gegner helfen sollten. Zudem gehört „Preis, Lob“ wohl nicht zum Bedeutungsspektrum von עֹז. So zwar auch SS und Ges18; nicht aber BDB, DCH, KBL3, Kön; explizit dagegen ZLH und es ist dieses עֹז=„Preis“ auch eine ganz unnötige Annahme.
    1. Eine Variante dieser Deutung liest außerdem noch לְהַשְׁבִּית als „um sie zum Schweigen zu bringen“; die Übersetzung lautet dann „Aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen hast du Preis gegründet wegen deiner Gegner, um Feind und Rächer zum Schweigen zu bringen.“ - Auch das macht nicht viel Sinn, denn was soll das schon bedeuten - dass Gott kleine Kinder zum Schreien bringt, um so seine Gegner zu übertönen? Und auch diese Bestimmung von שבת=„zum Schweigen bringen“ ist wohl verfehlt.
  3. Eine dritte Variante wurde z.B. vertreten von Soggin und Fokkelman, die V. 3a zu 2 ziehen: „Deine Hoheit wird gepriesen im Himmel aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen. Du hast ein Bollwerk/Stärke gegründet...“ - Allerdings ist hier fraglich, was Kleinkinder und Säuglinge im Himmel zu suchen haben.
  4. Es sei daher vorsichtig folgende alternative Deutung vorgeschlagen: (a) Die Präposition מִנ ist zu deuten als min causae; (b) פֶּה bedeutet nicht nur „Mund“, sondern steht auch synekdochisch für Menschen als Redende (vgl. z.B. Gen 24,57: „ihren Mund befragen“=„sie befragen“; 45,12: „Mein Mund spricht zu euch“=„Ich spreche zu euch“; Dtn 31,21: „Euer Mund soll nicht vergessen“=„Ihr sollt immerfort wiederholen“ u.ö.); auch bezeichnet es häufig metonymisch Akte des Sprechens; hier also das Klagen von Kindern / die Gebete von Kindern (dies schon Smend 1888, S. 55f; SS 568; vgl. auch Neumann-Gorsolke 2013, S. 18). -> Aufgrund von etwas, das die Kinder von sich gegeben haben, handelt Gott, wie er handelt (so kürzlich auch Schnieringer 2004, S. 148: „Um des Schreiens der Kinder willen“; Talstra 1996, S. 3: „for reason of the children's voice“; ähnlich Goldingay 2006, S. 153).
    V. 3 wäre dann eine Umschreibung von V. 5, mit dem er ohnehin eng zusammenhängt, da hier wie dort „Mensch“ durch je zwei Begriffe umschrieben wird, die die Kleinheit des Menschen unterstreichen: Gott reagiert auf das Klagen von Kleinkind und Säugling = Gott achtet auf Menschlein und Menschenkind.
Interessant ist dann die Parallele im Enuma Elisch: Dort bitten Tiamats Kinder Marduk darum, gegen Tiamat in den Krieg zu ziehen (IV, 26-34). Das tut er auch, besiegt sie, teilt ihren Körper in zwei Hälften und kerkert die obere Körperhälfte ein, indem er das Firmament erbaut (IV, 137-140). Aber man sollte wohl nicht zu viel aus dieser Parallele machen. (Zurück zu v.3)
gSowohl das Wort für „Kleinkinder“ als auch das für „Säuglinge“ steht für Kinder bis maximal drei Jahren. Die übliche Übersetzung „Kinder und Säuglinge“ ist also ungenau. (Zurück zu v.3)
hzu den verschiedenen Übersetzungsweisen vgl. BDB 799; Dahood 1965, S. 166; Soggin 1971, S. 568; mit dem „Bollwerk“ ist vermutlich der Himmelsbogen gemeint, der das Wasser über der Erde zurückhält und über dem Gott thront; vgl. z.B. Kinzer 1995, S. 28f. Zu „Preis“ vgl. noch FN f. (Zurück zu v.3)
izu „um deiner Gegner willen“ vgl. FN ad zu Ps 5,9: לְמַעַן dient hier wohl zur Bezeichnung der Motivation, die Gott zu einer Handlung veranlassen soll, also wohl „wegen deiner = wider deine Feinde“ (Zurück zu v.3)
jFür den Ausdruck „Finger Gottes“ sind unterschiedlichste Deutungen vorgeschlagen worden. Craigie 1983 etwa denkt, dass das „mit dem Finger Gottes Gewirkte“ für Gott nur eine Kleinigkeit sei; Alter 2007 glaubt, dass „Finger“ hier deshalb verwendet wird, um auf die „Feinarbeit“ zu verweisen, die Gott bei der Schöpfung des Himmels verrichtet habe.
Beides ist für das Deutsche und Englische zwar naheliegend; für diese Konnotation des „Fingers“ fanden wir in der Bibel aber keine Indizien. Wahrscheinlicher ist daher: Der „Finger Gottes“ wird gelegentlich im Zusammenhang mit Machttaten Gottes verwendet und bezeichnet so Gottes Macht (s. Ex 8,19; Lk 11,20; evt. auch Ex 31,18; Dtn 9,10), wie ja auch die „Hand“ im Hebräischen häufiger ein Ausdruck für die „Macht“ Gottes ist; vgl. ähnlich auch schon Cumming 1854, S. 5. Alternativ steht mit Bezug auf den Menschen der Finger auch oft einfach als poetisches Synonym im Parallelismus zur menschlichen „Hand“ (s. Ps 144,1; Hld 5,5; Jes 2,8; Jes 17,8; so ja auch hier, s. V. 6); orientierte man sich daran, wären die „Finger“ nur metonymischer Ausdruck für Gott selbst als den Wirkenden, also „Deiner Finger Werk“. (Zurück zu v.4)
kIn der biblischen Poesie werden Zitate häufig nicht durch verba dicendi eingeleitet; im Deutschen muss man diese Redeeinleitungen ergänzen. Vgl. dazu ad loc. z.B. GKC §159dd. (Zurück zu v.5)
lDie Vokabel אֱנוֹשׁ Mensch bezieht sich oft auf den Menschen in seiner Schwachheit und Fehlerhaftigkeit, s. die Parallelstellen; vgl. auch TWOT 136a; Waltke 2010, S. 266. (Zurück zu v.5)
mDas „Erinnern“ und „Beachten“ Gottes ist nicht wörtlich zu verstehen, sondern beides sind geprägte Wendungen für ein Handeln Gottes an dem, dessen er sich „erinnert“ oder auf den er „achtet“. Ist es nicht näher bestimmt, meint es meist ein heilsames Handeln; so auch hier. Vgl. zu „Erinnern“ Gen 8,1; 19,29; 30,22; Ex 32,13; Dtn 9,27 u.ö.; zu „Beachten“ Gen 21,1; 50,24f; Ex 3,16; 4,31; 1Sam 2,21 u.ö. (zu v.5)
n„Menschenkind“ gut nach Ridderbos 1972, S. 136, da diese Übersetzung gut zum vorangehenden Halbvers passt. (Zurück zu v.5)
oHeb. ben adam, Sohn / Kind des adam. Dass Ps 8 vielfältige Bezüge zum Schöpfungsmythos hat, wurde häufig bemerkt (bis hin zur These, mit dem konsekutiven waw schließe Ps 8 direkt an Gen 1 an); ben adam ist daher ein besonders treffender Ausdruck. (Zurück zu v.5)
pDie Verbformen in Vv. 6f sind interessant: Wayyiqtol (6a) - Yiqtol (6b) - Yiqtol (7a) - Qatal (7b).
  1. Da viele Exegeten davon ausgehen, dass die Verbformen in biblischer Poesie mehr oder weniger nach Belieben gesetzt werden können, werden sie hier meist gleichzeitig übersetzt (s. z.B. : „Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, / hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. // Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände, / hast ihm alles zu Füßen gelegt:...“).
    Dagegen spricht einiges. Erstens natürlich die Tatsache, dass hier unterschiedliche Verbformen verwendet werden, selbst (vgl. Zuber 1986; ebenso Craigie 1983; Talstra 1996, S. 6; ähnlich Ross 2011). Zweitens brächte die gleichzeitige Übersetzung mit sich, dass der Psalmist aus dem Überwältigtsein von der Größe Jahwes und der Einsicht in die eigene Niedrigkeit auf einmal sich selbst als den Herrn der ganzen Erde preisen würde, und dass drittens dieser „theologische Größenwahn“ eben gerade im Rahmen eines Lobpreises auf Jahwe stünde.
  2. Sinnvoller ist daher der Vorschlag von Zuber 1986, Vv. 6b.7a als Finalsätze (->unmarkierter Nebensatz) zu lesen: „Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott / um ihn mit Herrlichkeit und Ehre zu krönen. Um ihn als Herrscher über das Werk deiner Hände einzusetzen / hast du ihm alles zu Füßen gelegt.“; ähnlich Craigie 1983 und Niccacci 2006, S. 254: „Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott / und wirst ihn mit Herrlichkeit und Ehre krönen. // Du wirst ihn als Herrscher über das Werk deiner Hände einsetzen; / alles hast du ihm zu Füßen gelegt.“ - Die „Krönung“ und „Einsetzung als Herrscher“ ist also noch nicht eingetreten, sondern wird von Gott nur intendiert.
    Auch die innerbiblischen Bezüge weisen in diese Richtung: In Gen 1,26-28 schafft Gott den Menschen. Das „Herrschen über die Tiere“ in 1,28 ist aber nicht Gabe, sondern Auftrag. Noch eindrücklicher 4Esra 6,59: „Wenn aber unsertwegen ward die Welt erschaffen, weswegen haben wir nicht diese unsere Welt auch im Besitz?(Üs. nach Rießler 1928, S. 271; meine Unterstreichung). - die menschliche Herrschaft ist also sowohl nach Gen 1,28 und 4Ezra 6,59 eben noch nicht eingetreten. Vgl. auch Guthrie / Quinn 2006, bes. S. 236f.; vgl. außerdem die eschatologische Wendung in Heb 2,5-8. (zu v.6 / zu v.7)
qHeb. אֱלֹהִים;„Gott“ ist die Mehrheitsübersetzung. Soggin hat dagegen eingewandt, dass elohim derart übersetzt im „sonst jahwistischen Psalm“ aus dem Rahmen fiele (Soggin 1971, S. 571) und deshalb wohl als „Engel, himmlische Wesen“ übersetzt werden sollte. Allerdings ist unsicher, ob die Annahme von etwas wie „jahwistischen Psalmen“ überhaupt sinnvoll ist; die Mehrzahl der biblischen Texte legt eher das Gegenteil nahe: Ein israelitischer Autor kann durchaus in der Lage gewesen sein, mehrere verschiedene Gottesnamen zu verwenden. Unter Umständen verweist der Autor mit elohim sogar zurück auf Gen 1,26, was aus der Verwendung dieses Gottesnamens eine bewusste Gestaltungsentscheidung machte (vgl. Terrien 2003, S. 131; ebenso Craigie 1983, S. 98; Kinzer 1995, S. 35; Ross 2011, S. 289; Waltke 2010, S. 267); allerdings ist das eher eine Spekulation. So und so ist hier sowohl die Übersetzung „Gott“ als auch „Götter“ oder „Engel“ möglich; von den Sinnlinien des Psalms her ist aber „Gott“ vorzuziehen (vgl. z.B. Kinzer 1995, S. 35f). (Zurück zu v.6)
r„Herrlichkeit und Pracht“ sind eigentlich Prädikate, die typischerweise nur von Gott ausgesagt werden (vgl. Ps 145,5.12; Jes 35,2). Ähnlich, wie sie Ps 21,5 dann auf den König angewandt werden, werden sie hier auf den Menschen im Allgemeinen angewendet; dies unterstreicht noch die Aussage in 6a, dass dem Menschen nur wenig zu Gott fehlt. (Zurück zu v.6)
sDie Rede vom „Krönen“ wird in der Bibel häufiger metaphorisch als buchstäblich verwendet; dass JHWH jemanden mit etwas „krönt“ ist eine Metapher dafür, dass er ihn mit etwas „segnet“ (vgl. z.B. Ryken 1998, S. 185: „Quite often in both the NT and OT, crowns are symbols of God's blessings on his people.“). Vgl. Ps 5,13; Ps 65,12; Ps 103,4. (Zurück zu v.6)
tZu „Schafe und Rinder“ als „Kleinvieh und Großvieh“ vgl. ad loc. Craigie 1983, S. 96; Whitekettle 2006, S. 752. (Zurück zu v.8)
u„Tiere des Feldes“, „Vögel des Himmels“ und „Fische des Meeres“ sind im Hebräischen geprägte Wendungen, die nicht mehr bedeuten als „wilde Tiere“ „Vögel“ und „Fische“ (vgl. z.B. ad loc. Waltke 2010, S. 271); „des Feldes/Himmels/Meeres“ könnte - und sollte - daher im Deutschen normalerweise ausgespart werden. Da dies hier aber zusammen mit dem in der Bibel ebenso gebräuchlichen Doppelmerismus Erde – Himmel – Meer verwendet wird und so dazu beiträgt, der „Globalität“ der von Gott für den Menschen intendierten Herrschaft Ausdruck zu verleihen, sollten die Glieder in der Übersetzung doch beibehalten werden; vielleicht natürlicher als „Tiere auf dem Boden“, „Vögel im Himmel“, „Fische im Meer“. (Zurück zu v.8 / zu v.9)
vDer Psalmist wechselt hier vom Plural „Fische“ zum Singular „das, was durchzieht“. Das könnte zwar auch schlicht generischer Singular sein; wahrscheinlicher ist aber, dass es sich hier auf den Leviathan bezieht (Waltke 2010, S. 271); ähnlich Whitekettle 2006, S. 751f: Auf die tanninim (s. dazu FN al zu Gen 1,21). Vv. 8a.9a nennen dann jeweils im Merismus zwei Tiergattungen, für die das Beherrscht-Werden verständlich ist, Vv. 8b.9b dagegen eine Tiergattung, für die das ganz unwahrscheinlich ist: V. 8a: „Kleinvieh und Großvieh“, aber auch 8b: sogar die „wilden Tiere“. V. 9a: „Vögel und Fische“, aber auch 9b: sogar den „Leviathan“ (anders Whitekettle 2006, S. 752); der Psalmist arbeitet sich dabei rückwärts an den Tierlisten in Gen 1,21-25 ab. (Zurück zu v.9)
wzu „seine Bahnen zieht“ vgl. Waltke 2010, S. 271: Die Pfade des Meeres steht für die Reiseroute des Leviathans. (Zurück zu v.9)