Psalm 4: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Studienfassung erfüllt die meisten Kriterien}}
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{{Zuverlässige Studienfassung}}
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{{Ungeprüfte Lesefassung}}
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{{Lesefassung}}  
 
{{Lesefassung}}  
{{L|1}} Für den Chorleiter. Mit Saitenspiel.<br />
 
Ein Davidspsalm.<br />
 
 
  
{{L|2}} Du wahrer Gott: Erhör mich, wenn ich zu dir rufe!<br />
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<poem>{{L|1}} ''Für den Chorleiter. Mit Saitenspiel.''
: Aus meiner Not errette mich,<br />
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''Ein Davidspsalm.''</poem>
: Hilf mir, gewähr mein Bittgebet!<br />
 
  
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<poem>{{L|2}} Du wahrer Gott: Erhör mich, wenn ich zu dir rufe!
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_ Aus meiner Not errette mich,
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_ Hilf mir, gewähr mein Bittgebet!</poem>
  
{{L|3}} Wie lange wollt ihr Gott noch schmähn?<br />
 
: Wie lange wollt ihr Lügen lieben?<br />
 
: Wie lange noch zu Götzen flehn?
 
{{L|4}} Begreifts: (/GOTT/unser GOTT/ER/) handelt wundervoll an dem, der ihn verehrt<br />
 
: Wann immer ich ihn bat - stets hat er's mir gewährt.
 
{{L|5}} Wenn ihr erregt seid sündigt nicht,<br />
 
: Und wenn ihr nachdenkt schweigt!
 
{{L|6}} Allein dem wahren Gott bringt Opfer,<br />
 
: Vertraut auf (/|unsern GOTT|/unseren GOTT/IHN/) allein!<br />
 
  
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<poem>{{L|3}} Wie lange wollt ihr Gott noch schmähn?
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_ Wie lange wollt ihr Lügen lieben?
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_ Wie lange noch zu Götzen flehn?
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{{L|4}} Begreifts: (/GOTT/unser GOTT/ER/) handelt wundervoll an dem, der ihn verehrt
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_ Wann immer ich ihn bat - stets hat er's mir gewährt.
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{{L|5}} Wenn ihr erregt seid sündigt nicht,
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_ Und wenn ihr nachdenkt schweigt!
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{{L|6}} Allein dem wahren Gott bringt Opfer,
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_ Vertraut auf (/|unsern GOTT|/unseren GOTT/IHN/) allein!</poem>
  
{{L|7}} Viele schrien: „Wer tut uns Gutes nun,<br />
 
: Da du, oh (/GOTT/unser GOTT/DU/) , uns nicht mehr wohlgesonnen bist?“ -
 
{{L|8}} Doch mich hast du erfüllt mit Freude,<br />
 
: Als Korn es gab und Wein im Überfluss.
 
{{L|9}} Leg ich mich friedlich hin, dann schlaf ich sofort ein:<br />
 
: Bei dir, oh (/GOTT/unser GOTT/DU/) , ist meine Ruhe sicher und geschützt.
 
  
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<poem>{{L|7}} Viele schrien: „Wer tut uns Gutes nun,
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_ Da du, oh (/GOTT/unser GOTT/DU/) , uns nicht mehr wohlgesonnen bist?“ -
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{{L|8}} Doch mich hast du erfüllt mit Freude,
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_ Als Korn es gab und Wein im Überfluss.
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{{L|9}} Leg ich mich friedlich hin, dann schlaf ich sofort ein:
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_ Bei dir, oh (/GOTT/unser GOTT/DU/) , ist meine Ruhe sicher und geschützt.</poem>
 
{{Bemerkungen}}
 
{{Bemerkungen}}
  
 
{{Studienfassung}}
 
{{Studienfassung}}
  
{{S|1}} Für den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden).<ref>Genaue Bedeutung unklar. Die gewählte Übersetzung ist mehr oder weniger Konvention, obwohl es nicht an alternativen Übersetzungsvorschlägen mangelt.</ref> Mit Saitenspiel (Flötenspiel)<ref>Auch die Übersetzung „Saitenspiel“ ist mehr oder weniger bloß Konvention; daneben gibt es z.B. die alternative Übersetzungstradition „Flötenspiel“; ''ad loc.'' z.B. Houston/Waltke 2010, S. 223f.; Kissane 1953, S. 13</ref><br />
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<poem>{{S|1}} ''Für den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden). Mit Saitenspiel (Flötenspiel)''<ref>''Für den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden)'' + ''Saitenspiel (Flötenspiel)'' - Wie bei den meisten Psalmen sind auch hier die Bedeutungen der Begriffe im Titel unklar; die Primärübersetzungen sind die, die sich am häufigsten in den dt. Üss. finden.</ref>
Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für, über, nach Art von) David.
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''Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für, über, nach Art von) David.''</poem>
  
  
{{S|2}} Wenn (weil) ich rufe antworte mir (erhöre mich)<ref>Wörtl. „antworten“, aber ''term. tech.'' für Gebetserhörungen.</ref>, oh du mein wahrer Gott (mein gerechter Gott, Gott meines Heils, Gott meiner Gerechtigkeit)<ref>entweder Genitiv des Effekts - etwa „du Gott, der für mich Gerechtigkeit/Heil verursacht“ - oder attributiver Genitiv - etwa „du mein gerechter/wahrer Gott“. Die Mehrzahl der Exegeten übersetzt „Du Gott meines Rechts“, aber das passt wohl nicht so gut zur Struktur des Psalms wie „du wahrer Gott“, da Gott in V. 3 mit Götzen kontrastiert wird.</ref>!<br />
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<poem>{{S|2}} Wenn (weil) ich rufe antworte mir (erhöre mich)<ref>''antworte mir (erhöre mich)'' - Die Rede vom „Antworten“ Gottes meint in den Psalmen häufig dessen Gebetserhörungen; so auch hier.</ref>, oh du mein wahrer Gott (mein gerechter Gott, Gott meines Heils, Gott meiner Gerechtigkeit)!<ref>''mein wahrer Gott (gerechter Gott, Gott meines Heils, Gott meiner Gerechtigkeit'' - der heb. Text lässt sich entweder als Genitiv des Effekts deuten, also etwa als „du Gott, der für mich Gerechtigkeit/Heil verursacht“, oder als attributiver Genitiv, also etwa „du mein gerechter/wahrer Gott“. Da Gott in V. 3 mit anderen Götzen kontrastiert wird, haben wir der Üs. „du wahrer Gott“ den Vorzug gegeben.</ref>
: in der Enge (Not) schaff mir (hast geschaffen)<ref>prekatives Qatal; so ''ad loc.'' auch Buttenwieser 1938; Craigie 1983; Ehrlich 1905; Eitan 1929, S. 25; Gerstenberger 1988; Goldingay 2006b; Houston/Waltke 2010; IBHS §30.5.4d</ref> Weite (hilf mir in meiner Not)<ref>„Raum schaffen, weit machen, weiten“ muss meist wörtlich verstanden werden.<br />
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_ In der Enge (Not) schaff mir (hast geschaffen)<ref>'''tFN''': ''schaff mir (hast geschaffen)'' - prekatives Qatal; so z.B. auch Gerstenberger 1988; Goldingay 2006b; Houston/Waltke 2010; IBHS §30.5.4d.</ref> Weite (hilf mir in meiner Not)<ref>''schaff mir Weite (hilf mir in meiner Not)'' - „Raum schaffen, weit machen, weiten“ ist hier sicher metaphorisch zu verstehen; vgl. z.B. Zorell 1928, S. 6: „Die Hebräer sahen Gefahr als „Enge“ und die Befreiung von der Gefahr als „Erweiterung“, „Zugeständnis von weiten Räumen“ an.“ Die einzige wirkliche weitere Belegstelle, die man hierfür heranziehen kann, ist [[Psalm 25#s17 | Ps 25,17]]; aber die Parallele ist so nah und die Stoßrichtung der beiden Verse so klar, dass dies in der Tat die zu wählende Übersetzung sein sollte. So auch viele Üss.</ref>
Hier allerdings ist es sicher metaphorisch zu verstehen: Zorell 1928 übersetzt: „in meiner Enge/Not [das Lateinische ''angustia'' kann ebenso wie das hebräische {{hebr}}צָּר{{hebr ende}} beides bedeuten] hast du mir geholfen“ und kommentiert: „Die Hebräer sahen Gefahr als „Enge“ und die Befreiung von der Gefahr als „Erweiterung“, „Zugeständnis von weiten Räumen“ an.“ (S. 6; meine Üss.). Die einzige wirkliche weitere Belegstelle, die man hierfür heranziehen kann, ist [[Psalm 25#s17 | Ps 25,17]]; aber die Parallele ist so nah und die Stoßrichtung der beiden Verse so klar, dass dies in der Tat die zu wählende Übersetzung sein sollte. So auch ALB; CSB; ESV; GNT; GW; HER; HNV; Houston/Waltke 2010, S. 223; Kissane 1953, S. 13; LEB; NAS; NCV; NGÜ; NIV; NKJV; Ross 2011, S. 229; TNIV; van Ess; WEB.</ref><br />
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_ Erbarme dich meiner und höre (erhöre)<ref name="hören">''höre (erhöre)'' - Das „Hören“ Gottes meint in den Psalmen oft ebenso wie sein „Antworten“ Gebetserhörungen; zumal in Kombination mit dem Begriff ''tefillah'' („Flehen, Bitten, Gebet“) wie in V. 2; vgl. z.B. Schökel 1980, S. 41.</ref> mein Flehen (Gebet)!</poem>
: erbarme dich meiner und höre (erhöre)<ref>Wörtl. „hören“, aber ''term. tech.'' für Gebetserhörungen; zumal in Kombination mit {{hebr}}תְפִלָּה{{hebr ende}} (wie hier). Dieses {{hebr}}תְפִלָּה{{hebr ende}} kann zwar auch für Gebete i.A. stehen, hat aber doch zunächst und zumeist die Bedeutung „Bitte, Fürbitte, Bittgebet“; vgl. z.B. Heinen 1973, S. 104f.; THAT 430f.; ''ad loc.'' auch Schökel 1980, S. 41.</ref> mein Flehen (Gebet)<ref>s. letzte Fußnote</ref>!<br />
 
  
  
{{S|3}} {Männer}<ref>Wörtl.: „Söhne von Männern“. Häufig wird geschrieben, dass dieses {{hebr}}בְּנֵי אִיש{{hebr ende}} entsprechend dem babylonischen ''mâr awilim'' und im Unterschied zu {{hebr}}בְּנֵי אָדָם{{hebr ende}} höhergestellte Personen bezeichnet (daher z.B. Dahood 1965, S. 22: „O men of rank“), aber an der einzigen Stelle, an der {{hebr}}בְּנֵי אִיש{{hebr ende}} vorkommt und evt. diese Konnotation haben kann ([[Psalmen 49#s3 | Ps 49,3]]), stammt diese Konnotation aus dem Kontext. Da hier keine vergleichbaren kontextuellen Indikatoren existieren (ebensowenig in [[Psalmen 62#s10 | Ps 62,10]]; [[Klagelieder 3#s33 | Klg 3,33]]), besser allgemein „Leute!/Männer!“.<br />
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<poem>{{S|3}} {Männer}<ref>''{<s>Männer</s>}'' - Heb. ''bene ´isch'' („Söhne von Männern“). Häufig heißt es, dies meine entsprechend dem babylonischen ''mâr awilim'' und im Unterschied zum heb. ''bene ´adam'' („Söhne von Menschen“) höhergestellte Personen (daher z.B. Bonkamp 1949: „Söhne der Vornehmen“; Dahood 1965: „O men of rank“), aber an der einzigen Stelle, an der ''bene ´isch'' vorkommt und evt. diese Konnotation haben kann ([[Psalmen 49#s3 | Ps 49,3]]), stammt diese Konnotation aus dem Kontext. Da hier der Kontext nicht in diese Richtung weist – und ebensowenig in [[Psalmen 62#s10 | Ps 62,10]]; [[Klagelieder 3#s33 | Klg 3,33]] besser allgemein „Leute!/Männer!“. Ein solcher eine Rede einleitende Vokativ ist im Deutschen aber unüblich, weshalb man es für die Lesefassung besser streichen sollte.</ref> Wie lange [ist] mein Herrlicher (Gott, meine Ehre)<ref>''Herrlicher (Gott, meine Ehre)'' - W. auf den ersten Blick „meine Herrlichkeit“; ''kabod'' („Herrlichkeit“) wird hier wohl wie oft appellativisch für JHWH verwendet, wohin z.B. die folgende Kontrastierung mit den „Lügen-gebilden und Nichtsen“ (=Götzen) in V. 3b weist. So z.B. Dahood 1965, S. 22; Goldingay 2006b, S. 171; NIV.</ref> geschmäht (zum Schimpf)?<ref>''geschmäht (zum Schimpf)'' - W. „zum Schimpf“, Lamed des Zustands; vgl. z.B. KBL3, S. 484. Die Bedeutung ist schlicht „Wie lange soll das noch so gehen, dass ihr meinen Gott schmäht?“.</ref>
Ein solcher eine Rede einleitende Vokativ ist im Deutschen aber eher untypisch, weshalb man es für die Lesefassung besser streichen sollte.</ref> Wie lange [ist] mein Herrlicher (Gott, meine Ehre)<ref>{{hebr}}כָּבוֹד{{hebr ende}} wird in der Bibel häufig appellativisch für JHWH verwendet. Dies ist auch hier die naheliegendste Bedeutung; vgl. die Kontrastierung mit den „Lügen-gebilden und Nichtsen“ (=Götzen) in V. 3b. Ebenso z.B. Dahood 1965, S. 22; Goldingay 2006b, S. 171; NIV</ref> geschmäht (zum Schimpf)<ref>Lamed des Zustands; vgl. z.B. KBL3, S. 484; die Bedeutung ist schlicht „Wie lange soll das noch so gehen, dass ihr meinen Gott schmäht?“.</ref>?<br />
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_ [Wie lange] wollt ihr Nichtiges (Leeres, Abgötter)<ref name="Götzen">''Nichtiges'', ''Leeres'' und andere ähnliche Substantive werden in der Bibel häufiger dysphemistisch für Götzen verwendet; so auch hier; vgl. ''ad loc.'' Dahood 1965, S. 23f.; Terrien 2003, S. 97.</ref> lieben?
: [Wie lange]<ref name="double duty">double duty-modifier (->Brachylogie) aus V. 3a; so auch Buttenwieser 1938; Craigie 1983; Dahood 1965; Deissler 1989; Goldingay 2006b; Kirkpatrick 1897; Ross 2011; Terrien 2003, S. 94</ref> wollt ihr Nichtiges (Leeres, Abgötter)<ref name="Götzen">Substantive wie „Nichtiges“, „Leeres“, „Eitles“ etc. werden in der Bibel häufiger dysphemistisch für Götzen verwendet; so auch hier; vgl. ''ad loc.'' Dahood 1965, S. 23f.; Terrien 2003, S. 97.</ref> lieben?<br />
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_ [Wie lange] wollt ihr Lügen (-gebilde, Götzen)<ref name="Götzen" /> anflehen (suchen)? {Sela}<ref name="Sela">''{<s>Sela</s>}'' - Die Bedeutung von ''sela'' ist unklar; vgl. Lexikon/Lemma {{hebr}}[http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Sela סֶלַה]{{hebr ende}}. In der Lesefassung sollte es daher besser gestrichen werden, da es sonst nur ein unverständlicher Fremdkörper im deutschen Text wäre.</ref>
: [Wie lange]<ref name="double duty" /> wollt ihr Lügen (-gebilde, Götzen)<ref name="Götzen" /> anflehen (suchen)? {Sela}<ref name="Sela">Die Bedeutung von {{hebr}}סֶלַה{{hebr ende}} „Selah“ ist unklar; vgl. Lexikon/Lemma {{hebr}}[http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Sela סֶלַה]{{hebr ende}}. In der Lesefassung sollte es daher besser gestrichen werden, da es sonst nur ein unverständlicher Fremdkörper im deutschen Text wäre.</ref>
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{{S|4}} Wisst, dass JHWH scheidet (wirkt Wunder an, handelt wunderbar an)<ref>'''Textkritik''': Der Vers gibt, wie er steht, im Kontext des Psalms nicht sonderlich viel Sinn: „JHWH hat sich einen Frommen ge-/unterschieden“. Viele Handschriften haben statt ''hiplah'' („er hat geschieden“) ''hipla´'' („er hat Wunder vollbracht/wundervoll gehandelt“), was auch LXX und Hier voraussetzen. Diese Lesart ist sicher vorzuziehen; so daher z.B. auch BB, EÜ, GN, GRAIL, HER05, LUT 84. Dahood 1965, S. 23 denkt sogar, dass es sich bloß um eine alternative Schreibung handelt.</ref> den ihm Frommen (seinem Frommen);<ref>''den ihm Frommen (seinem Frommen)'' - Heb. ''lo'' („sein“/„den ihm“) lässt sich sowohl possessiv deuten („''sein'' Frommer“) als auch „direktional“ als Angabe, wem die Frömmigkeit des Frommen gilt („der ''ihm'' Fromme“). Wg. dem Kontrast mit Götzenanbetern ist Letzteres vorzuziehen.</ref>
{{S|4}} Wisst, dass JHWH scheidet (wirkt Wunder an, handelt wunderbar an)<ref>'''Textkritik''': Der Vers gibt, wie er steht, im Kontext des Psalms nicht sonderlich viel Sinn: „JHWH hat sich einen Frommen ge-/unterschieden“. Häufig wird er daher emendiert: # nach LXX, Hier und vielen Handschriften (darunter MS C) wird {{hebr}}הִפְלָה{{hebr ende}} „er hat geschieden“ emendiert zu {{hebr}}הִפְלָא{{hebr ende}} „er hat Wunder vollbracht/wundervoll gehandelt“; so z.B. BB; Briggs 1906; Buttenwieser 1938; Deissler 1989; EÜ; GN; The Grail Psalter; HER; Kissane 1953, S. 14; Kittel 1914; LUT; PAT; TAF; Terrien 2003, S. 95; van Ess; Weinrich; Zink; Zuber 1986, S. 17f. Dem ist zuzustimmen; die Verschreibung von vokalischem ''Alef'' als vokalisches ''He'' ist recht häufig. Dahood 1965, S. 23 denkt sogar, dass es sich bloß um eine alternative Schreibung handelt; evt. ebenso [https://archive.org/stream/onafreshrevisio00davigoog#page/n83/mode/2up Davidson 1873, S. 72].
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_ JHWH wird hören (erhören),<ref name="hören" /> wenn ich zu ihm rufe.
# Entsprechend dem Vorschlag von BHS wird öfters auch {{hebr}}חַסִיד לוֹ{{hebr ende}} „sein Frommer“ emendiert zu {{hebr}}חַסְדּוֹ לִי{{hebr ende}} „mir seine Gnade“; so z.B. Buttenwieser 1938; Kittel 1914; Schmidt 1934. Das ist unnötig.</ref> den ihm Frommen (seinem Frommen)<ref>{{hebr}}לוֹ{{hebr ende}} lässt sich sowohl possessiv deuten als auch „direktional“ als Angabe, wem die Frömmigkeit des Frommen gilt. Wg. Kontrast mit Götzenanbetern ist Letzteres vorzuziehen.</ref>;<br />
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{{S|5}} [Wenn ihr]<ref>Die Syntax und Semantik dieses Verses ist schwierig. Auf den ersten Blick scheint er zu bedeuten: „Zittert und sündigt nicht! / Sprecht mit euren Herzen in euren Betten und schweigt!“. – Weil die Imperative so schlecht zueinander passen, werden die einzelnen Glieder gerne um-interpretiert; z.B. „zittert“ als „zürnt“ (z.B. Delitzsch 1894; Kittel 1914; Schmidt 1934; Zorell 1928), was schlecht zum Kontext passt; „zittert“ als „seid voll Ehrfurcht“ (z.B. Buttenwieser 1938; Kirkpatrick 1897; Terrien 2003), was wohl nicht Bestandteil der Wortbedeutung ist; oder „schweigt“ als „heult“ (nach {{hebr}}דמם{{hebr ende}} II, z.B. Dahood 1965; Kselman 1987b).<br />
: JHWH wird hören (erhören)<ref>Wörtl. „hören“, aber ''term. tech.'' für Gebetserhörungen</ref>, wenn ich zu ihm rufe.<br />
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Der Schlüssel zum richtigen Verständnis scheint zu sein, dass die beiden ersten Glieder der zwei Imperativketten („Seid erregt“ + „denkt nach“; s. nächste beide FNn) einen Gegensatz bilden und die beiden zweiten Glieder („sündigt nicht“ + „schweigt“) ähnliches thematisieren. Interpretiert man den jeweils ersten Imperativ der beiden Imperativketten als ''Pseudo-Imperativ'', lässt sich die Sinnstruktur des Verses als hyperbatischer (=> Hyperbaton) Merismus deuten; der Vers bedeutete dann etwa „Ob ihr erregt seid oder nachdenkt: Sündigt nicht und schweigt!“. V. 5 schließt sich damit eng an an V. 3a.<br />
{{S|5}} [Wenn ihr]<ref>Die Syntax und Semantik dieses Verses ist schwierig. Auf den ersten Blick scheint er zu bedeuten: „Zittert und sündigt nicht! / Sprecht mit euren Herzen in euren Betten und schweigt!“. - Weil die Imperative so schlecht zueinander passen, werden die einzelnen Glieder gerne um-interpretiert; z.B. „zittert“ als „zürnt“ (z.B. Delitzsch 1894; Kittel 1914; Schmidt 1934; Zorell 1928), was schlecht zum Kontext passt; „zittert“ als „seid voll Ehrfurcht“ (z.B. Buttenwieser 1938; Kirkpatrick 1897; Terrien 2003), was wohl nicht Bestandteil der Wortbedeutung ist; oder „schweigt“ als „heult“ (nach {{hebr}}דמם{{hebr ende}} II, z.B. Dahood 1965; Kselman 1987b).<br />
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Als Pseudo-Imperative deuten schon R-S: „Wenn ihr euch keine Ruhe gönnet, dann sündiget doch nicht! Zerbrecht ihr euch den Kopf auf eurem Lager, dann schweiget wenigstens!“; NIRV: „When you are angry, do not sin. When you are in bed, look deep down inside you and be silent.“; NIV: „In your anger do not sin; when you are on your beds, search your hearts and be silent.“</ref> unruhig seid (seid unruhig!, Zittert!):<ref>''unruhig seid (seid unruhig!, Zittert!)'' - „Zittern“ steht häufig metonymisch für den Ausdruck eines starken Gefühls; um welches Gefühl es sich handelt, muss dabei aus dem Kontext erschlossen werden (vgl. ThWAT VII, S. 328). Indiz für die hierige Bedeutung ist der Gegensatz des Wortes zu „Geht in euch!“ (W.: „Sprecht mit euren Herzen“) in der folgenden Zeile. Daher wohl am Besten „seid unruhig!“. Vgl. auch die letzte Fußnote. </ref> sündigt nicht!
Der Schlüssel zum richtigen Verständnis scheint zu sein, dass die beiden ersten Glieder der zwei Imperativketten („Seid erregt“ + „denkt nach“; s. nächste beide FNn) einen Gegensatz bilden und die beiden zweiten Glieder („sündigt nicht“ + „schweigt“) ähnliches thematisieren. Wir möchten daher folgende Lösung vorschlagen: Interpretiert man den jeweils ersten Imperativ der beiden Imperativketten als ''Pseudo-Imperativ'', lässt sich die Sinnstruktur des Verses als hyperbatischer (->Hyperbaton) Merismus deuten; der Vers bedeutete dann etwa „Ob ihr erregt seid oder nachdenkt: Sündigt nicht und schweigt!“. V. 5 schließt sich damit eng an an V. 3a.<br />
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_ [Wenn ihr] in euren Betten in euren Herzen sprecht<ref>''[Wenn ihr] in euren Betten in euren Herzen sprecht'' - ''Im Herzen sprechen'' = häufiger Ausdruck für „reflektieren“ (vgl. z.B. Kselman 1987b, S. 104). Mit dem „Reflektieren ''im Bett''“ zitiert der Psalmist ein häufiges Motiv: Die Nachruhe wird in der Bibel noch öfter dargestellt als die charakteristische Zeit für das Nachdenken über Gott; s. z.B. [[Ijob 35#s10 | Ijob 35,10]]; [[Psalmen 42#s9 | Ps 42,9]]; [[Psalmen 77#s7 |77,7]]; [[Psalmen 119#s55 |119,55]].[[Psalmen 119#s62 |62]]; [[Jesaja 26#s9 | Jes 26,9]] u.ö. (vgl. auch Booij 2008, S. 107).</ref> (Sprecht!): schweigt! {Sela}<ref name="Sela" /><br />
Ähnlich schon R-S: „Wenn ihr euch keine Ruhe gönnet, dann sündiget doch nicht! Zerbrecht ihr euch den Kopf auf eurem Lager, dann schweiget wenigstens!“; NIRV: „When you are angry, do not sin. When you are in bed, look deep down inside you and be silent.“; NIV: „In your anger do not sin; when you are on your beds, search your hearts and be silent.“</ref> unruhig seid (seid unruhig!, Zittert!),<ref>„Zittern“ steht häufig metonymisch für den Ausdruck eines starken Gefühls; vgl. ThWAT VII, S. 328: „Die hebr. Wurzel ''rgz'' hat einen invarianten Bedeutungskern „heftige äußere/innere Bewegung“. Weitere Bedeutungseffekte ergeben sich aus dem konkreten Kontext (je nach Auslöser der Bewegung: „beglückend vs. bedrückend“ [...])“ - Die jeweilige Bedeutung muss daher aus dem Kontext erschlossen werden.<br />
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{{S|6}} Opfert Opfer dem wahren [Gott] (Opfer der Gerechtigkeit, richtige Opfer)<ref>''Opfer dem wahren [Gott] (Opfer der Gerechtigkeit, richtige Opfer)'' - Meist übersetzt als „Opfer der Gerechtigkeit“ oder „rechte Opfer“. Darüber, was das eigentlich sein soll, besteht keine Einigkeit in der Exegese. Besser daher: ''tsedeq'' ist zu verstehen als Appellativ für JHWH, wie er ja schon in V. 2 als der ''tsedeq'' Gott bezeichnet wurde und die Entsprechungen von ''tsedeq'' im Arabischen, Phönizischen und Ugaritischen häufiger verwendet werden (vgl. KBL3, S. 943). W. dann „Opfer des Wahren“; das ''des Wahren'' ist dann als Genitiv des Zwecks zu verstehen (vgl. z.B. A-C §2.2.8): „Opfer ''für'' den Wahren“. Vgl. die parallelen Formulierungen „Opfer der Götter“=„Opfer für die Götter“ (z.B. [[Numeri 25#s2 | Num 25,2]]; [[Psalmen 51#s19 | Ps 51,19]]) und „Opfer JHWHs“=„Opfer für JHWH“ (z.B. [[Zefanja 1#s8 | Zef 1,8]]).</ref>
Indiz für die hierige Bedeutung ist der Gegensatz des Wortes zu „Geht in euch!“ (wörtl.: Sprecht mit euren Herzen) im folgenden Sticho. Daher wohl am Besten „seid unruhig!“. vgl. auch die letzte Fußnote. </ref>: sündigt nicht!<br />
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_ Und vertraut auf JHWH!</poem>
: [Wenn ihr] in euren Betten<ref>Mit dem Nachdenken im Bett - wörtl. „im Herzen sprechen“, es ist aber dies eine häufige Metapher für das Reflektieren (vgl. ''ad loc.'' z.B. Kselman 1987b, S. 104) - verdichtet der Psalmist einen häufigeren Topos: Die Nachruhe wird in der Bibel häufiger dargestellt als die charakteristische Zeit für das Nachdenken über Gott (vgl. z.B. [[Ijob 35#s10 | Ijob 35,10]]; [[Psalmen 42#s9 | Ps 42,9]]; [[Psalmen 77#s7 | Ps 77,7]]; [[Psalmen 119#s55 | Ps 119,55]]; [[Psalmen 119#s62 | Ps 119,62]]; [[Jesaja 26#s9 | Jes 26,9]] u.ö.; vgl. auch Booij 2008, S. 107).</ref> in euren Herzen sprecht (Sprecht!): schweigt! {Sela}<ref name="Sela" /><br />
 
{{S|6}} Opfert Opfer dem wahren Gott (dem Wahren, Opfer der Gerechtigkeit, richtige Opfer)<ref>Meist „Opfer der Gerechtigkeit“ oder „rechte Opfer“. Darüber, was das eigentlich sein soll, besteht keine Einigkeit in der Exegese. Besser sollte man daher die Genitiv-phrase als Genitiv des Zwecks (vgl. z.B. A-C §2.2.8) und {{hebr}}צֶּדֶק{{hebr ende}} als Appellativ für JHWH interpretieren (Also „opfert dem Gerechten/Wahren Opfer“), wie ja JHWH schon in V. 2 als der {{hebr}}צֶּדֶק{{hebr ende}}-Gott benannt wurde und wie die Kognate von {{hebr}}צֶּדֶק{{hebr ende}} im Altsüdarabischen, Phönizischen und Ugaritischen häufiger verwendet werden (vgl. KBL3, S. 943). Vgl. die parallelen Formulierungen „Götteropfer“=„Opfer für die Götter“ (z.B. [[Numeri 25#s2 | Num 25,2]]; [[Psalmen 51#s19 | Ps 51,19]]) und „JHWH-Opfer“=„Opfer für JHWH“ (z.B. [[Zefanja 1#s8 | Zef 1,8]]).</ref><br />
 
: und vertraut auf JHWH!<br />
 
  
  
{{S|7}} [Während]<ref>Die Funktion von V. 7 ist wohl, einen Gegensatz mit V. 8f zu bilden: Auf der einen Seite stehen jene, die ihr Vertrauen in Gott verloren haben und daher auch kein Heil erfahren; auf der anderen der Psalmist, der in V. 9 seinem Vertrauen in Gott Ausdruck verleiht und dem folgerichtig Gott in V. 8 auch Heil zuteil werden lässt. In der LF sollte das besser durch ein „Während“ o.Ä. ausdrücklich gemacht werden.</ref> Viele sagten: „Wer wird uns Gutes erfahren (sehen) lassen (Lass uns Gutes erfahren!)<ref>Theoretisch möglich: Deutung der rhetorischen Frage als Wunschsatz; so z.B. Goldingay 2006b, S. 167; Warren-Rothlin 2007, S. 66; Dav §135; HKL III §354g</ref><br />
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<poem>{{S|7}} [Während]<ref>''[Während]'' - Die Funktion von V. 7 ist wohl, einen Gegensatz mit V. 8f zu bilden: Auf der einen Seite stehen jene, die ihr Vertrauen in Gott verloren haben und daher auch kein Heil erfahren; auf der anderen der Psalmist, der in V. 9 seinem Vertrauen in Gott Ausdruck verleiht und dem folgerichtig Gott in V. 8 auch Heil zuteil werden lässt. In der LF sollte das besser durch ein „Während“ o.Ä. ausdrücklich gemacht werden.</ref> viele sagten: „Wer wird uns Gutes erfahren (sehen) lassen (Lass uns Gutes erfahren!<ref>''Lass uns Gutes erfahren!'' - Theoretisch möglich: Deutung der rhetorischen Frage als Wunschsatz; so z.B. Goldingay 2006b, S. 167; Warren-Rothlin 2007, S. 66; Dav §135; HKL III §354g</ref>)
: [wo doch]<ref>V. 7b ist sehr wahrscheinlich das Motiv hinter dem mangelnden Vertrauen in Gott der „Vielen“ in 7a; übersetze „da..., wo doch...“ o.Ä.</ref> Geflohen ist<ref>'''Textkritik''': {{hebr}}נְסָה{{hebr ende}} muss emendiert werden. Meist wird es emendiert zu {{hebr}}נְשָה{{hebr ende}} „erhebe!“ (so z.B. Duhm, Craigie, Houston/Waltke, Kittel, ...); vorzuziehen ist aber {{hebr}}נָסָה{{hebr ende}} „geflohen ist“ (so Dahood 1965, S. 26; Driver 1951, S. 247; Schökel 1980, S. 38), da dies den Konsonantenbestand nicht antastet. Andere Vorschläge: {{hebr}}נִשָּא{{hebr ende}} „es schien“ (Kissane 1953, S. 14); {{hebr}}כִסָּה{{hebr ende}} „er hat verhüllt“ (Schmidt 1934, S. 7); {{hebr}}נָסְעָה{{hebr ende}} „Gewichen ist“ (Kraus 1961, S. 31).</ref> von über<ref>Zu dieser Bed. von {{hebr}}על{{hebr ende}} vgl. z.B. Driver 1951, S. 247</ref> uns das Licht deines Angesichts<ref>Das „Licht des Angesichts“ JHWHs ist eine häufige Metapher im AT. Sie geht wohl zurück auf die Sonnengott-Züge JHWHs (vgl. DDD, S. 917f.; Gierlich 1940, S. 141; Taylor 1993, S. 233ff.). Wenn dieses „lichte Angesicht“ Gottes auf jmdn. „herableuchtet“, bezeichnet dies den wohlwollenden Blick JHWHs, aus dem gute Wirkungen für den Angeblickten entspringen (vgl. z.B. Gierlich 1940, S. 141f.).<br />
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_ [Wo doch]<ref>''[wo doch]'' - V. 7b soll offenbar das Motiv hinter dem mangelnden Vertrauen der „Vielen“ in Gott in 7a nennen; übersetze daher „da..., „wo doch...“ o.Ä.</ref> geflohen ist<ref>'''Textkritik''': {{hebr}}נְסָה{{hebr ende}} muss emendiert werden. Meist wird es emendiert zu {{hebr}}נְשָה{{hebr ende}} („erhebe!“, so z.B. Craigie, Houston/Waltke, einige Üss.); vorzuziehen ist aber {{hebr}}נָסָה{{hebr ende}} („geflohen ist“, so Dahood 1965, S. 26; Driver 1951, S. 247; Schökel 1980, S. 38)</ref> von über<ref>'''tFN''': ''von über'' - Zu dieser Bed. von ''`al'' vgl. z.B. Driver 1951, S. 247.</ref> uns das Licht deines Angesichts<ref>Das „''Licht des Angesichts''“ JHWHs ist eine häufige Metapher im AT. Sie geht wohl darauf zurück, dass man sich JHWH ursprünglich (auch) als einen Sonnengott vorstellte (vgl. DDD, S. 917f.; Gierlich 1940, S. 141; Taylor 1993, S. 233ff.). Wenn dieses „lichte Angesicht“ Gottes auf jmdn. „herableuchtet“, bezeichnet dies den wohlwollenden Blick JHWHs, aus dem gute Wirkungen für den Angeblickten entspringen (vgl. z.B. Gierlich 1940, S. 141f.).<br />
Der Sinn des Verses ist damit: „Viele sagen: 'Wer tut uns Gutes - jetzt, wo du uns nicht mehr wohlgesonnen bist, oh JHWH!?“</ref>, oh JHWH!“<br />
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Der Sinn des Verses ist damit: „Viele sagen: 'Wer tut uns Gutes - jetzt, wo du uns nicht mehr wohlgesonnen bist, oh JHWH!?“</ref>, oh JHWH!“
{{S|8}} Du hast gegeben (erfüllt, gib!<ref>Einige interpretieren auch hier als prekatives Qatal</ref>) Freude in mein Herz<br />
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{{S|8}} Du hast gegeben (erfüllt, gib!) Freude in mein Herz
: {mehr als}<ref>Das {{hebr}}םן{{hebr ende}} kann sowohl komparativ als auch temporal verstanden werden. Da es sich hier an „Zeit“ anschließt, liegt eine andere Interpretation als die temporale ohnehin recht fern, und auch so will die komparativische keinen rechten Sinn ergeben: „mehr als zur Zeit“ würde eine verglichene Zeit erfordern; z.B. „[Heute] hast du mir mehr Freude bereitet als zur Zeit...“</ref> zur Zeit, als {ihr}<ref name="enclitic">Als eine der beiden Schwierigkeiten, wegen denen der Vers als „damaged“ anzusehen ist, identifiziert Alter 2007 die Personalpronomen (S. 11). Man könnte die ePPs allerdings auch schlicht als enklitische Mems ansehen, was diese Schwierigkeit beseitigen würde. Zur Verwechslung von ePPs mit enklitischen Mems vgl. z.B. IBHS §9.8.</ref> Korn und {ihr}<ref name="enclitic" /> Wein zahlreich war (wurde).
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_Zur Zeit (mehr als zur Zeit), als {ihr}<ref name="enclitic">'''tFN''': ''{<s>ihr</s>}'' - Vermeintliche Personalpronomen verstanden als enklitische Mems (vgl. z.B. IBHS §9.8).</ref> Korn und {ihr}<ref name="enclitic" /> Wein zahlreich war (wurde).
{{S|9}} In Frieden kann (werde) ich mich hinlegen und sofort<ref>vgl. CDCH, S. 151: {{hebr}}יַחְדָּו{{hebr ende}}: „(almost) contemporaneous activity, modifying two verbs [...] I both lie down and sleep Ps 4,9.“</ref> einschlafen<br />
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{{S|9}} In Frieden kann (werde) ich mich hinlegen und sofort<ref>''sofort'' - Vgl. CDCH, S. 151: {{hebr}}יַחְדָּו{{hebr ende}}: „(almost) contemporaneous activity, modifying two verbs [...] I both lie down and sleep Ps 4,9.“</ref> einschlafen
: denn du, oh JHWH, lässt mich ruhen (wohnen) allein (ungestört)<ref>Drei Interpretationen sind möglich:
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_ denn du, oh JHWH, lässt mich ruhen (wohnen) allein (ungestört)<ref>Drei Interpretationen sind möglich:
 
# „Du allein, JHWH, lässt mich in Sicherheit wohnen“
 
# „Du allein, JHWH, lässt mich in Sicherheit wohnen“
 
# „Du allein bist JHWH und lässt mich in Sicherheit wohnen“
 
# „Du allein bist JHWH und lässt mich in Sicherheit wohnen“
 
# „Du, JHWH, lässt mich allein und in Sicherheit wohnen“.
 
# „Du, JHWH, lässt mich allein und in Sicherheit wohnen“.
Die Kombination von „allein, abseits“ und „wohnen“ dient fast immer zum Ausdruck des Topos des „abseits-Wohnens“, was - wie ja auch hier durch die Parallelität zu „sicher“ deutlich wird - häufig auch die Konnotation des ''sicheren'' Wohnens annimmt (vgl. z.B. [[Numeri 23#s9 | Num 23,9]]; [[Deuteronomium 33#s28 | Dtn 33,28]]), daher ist Variante 3 hier vorzuziehen.</ref>, [und] in Sicherheit (sicher).
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Die Kombination von „allein, abseits“ und „wohnen“ dient fast immer zum Ausdruck des Motivs des „abseits-Wohnens“, was - wie ja auch hier durch die Parallelität zu „sicher“ deutlich wird - häufig auch die Konnotation des ''sicheren'' Wohnens annimmt (vgl. z.B. [[Numeri 23#s9 | Num 23,9]]; [[Deuteronomium 33#s28 | Dtn 33,28]]), daher ist Variante 3 vorzuziehen.</ref>, [und] in Sicherheit (sicher).</poem>
  
 
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Aktuelle Version vom 12. Juli 2018, 15:27 Uhr

Syntax OK

SF zuverlässig.png
Status: Zuverlässige Studienfassung – Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die Übersetzungskriterien und wurde mit einigen Standards der Qualitätssicherung abgesichert. Verbesserungen sind noch zu erwarten.
LF ungeprüft.png
Status: Lesefassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett und kann weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.

Lesefassung (Psalm 4)

1 Für den Chorleiter. Mit Saitenspiel.
Ein Davidspsalm.

2 Du wahrer Gott: Erhör mich, wenn ich zu dir rufe!
Aus meiner Not errette mich,
Hilf mir, gewähr mein Bittgebet!


3 Wie lange wollt ihr Gott noch schmähn?
Wie lange wollt ihr Lügen lieben?
Wie lange noch zu Götzen flehn?
4 Begreifts: ⸂Gott⸃ handelt wundervoll an dem, der ihn verehrt
Wann immer ich ihn bat - stets hat er's mir gewährt.
5 Wenn ihr erregt seid sündigt nicht,
Und wenn ihr nachdenkt schweigt!
6 Allein dem wahren Gott bringt Opfer,
Vertraut auf ⸂unsern Gott⸃ allein!


7 Viele schrien: „Wer tut uns Gutes nun,
Da du, oh ⸂Gott⸃ , uns nicht mehr wohlgesonnen bist?“ -
8 Doch mich hast du erfüllt mit Freude,
Als Korn es gab und Wein im Überfluss.
9 Leg ich mich friedlich hin, dann schlaf ich sofort ein:
Bei dir, oh ⸂Gott⸃ , ist meine Ruhe sicher und geschützt.

Anmerkungen

Studienfassung (Psalm 4)

1 Für den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden). Mit Saitenspiel (Flötenspiel)a
Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für, über, nach Art von) David.


2 Wenn (weil) ich rufe antworte mir (erhöre mich)b, oh du mein wahrer Gott (mein gerechter Gott, Gott meines Heils, Gott meiner Gerechtigkeit)!c
In der Enge (Not) schaff mir (hast geschaffen)d Weite (hilf mir in meiner Not)e
Erbarme dich meiner und höre (erhöre)f mein Flehen (Gebet)!


3 {Männer}g Wie lange [ist] mein Herrlicher (Gott, meine Ehre)h geschmäht (zum Schimpf)?i
[Wie lange] wollt ihr Nichtiges (Leeres, Abgötter)j lieben?
[Wie lange] wollt ihr Lügen (-gebilde, Götzen)j anflehen (suchen)? {Sela}k
4 Wisst, dass JHWH scheidet (wirkt Wunder an, handelt wunderbar an)l den ihm Frommen (seinem Frommen);m
JHWH wird hören (erhören),f wenn ich zu ihm rufe.
5 [Wenn ihr]n unruhig seid (seid unruhig!, Zittert!):o sündigt nicht!
[Wenn ihr] in euren Betten in euren Herzen sprechtp (Sprecht!): schweigt! {Sela}k

6 Opfert Opfer dem wahren [Gott] (Opfer der Gerechtigkeit, richtige Opfer)q
Und vertraut auf JHWH!


7 [Während]r viele sagten: „Wer wird uns Gutes erfahren (sehen) lassen (Lass uns Gutes erfahren!s)
[Wo doch]t geflohen istu von überv uns das Licht deines Angesichtsw, oh JHWH!“
8 Du hast gegeben (erfüllt, gib!) Freude in mein Herz
Zur Zeit (mehr als zur Zeit), als {ihr}x Korn und {ihr}x Wein zahlreich war (wurde).
9 In Frieden kann (werde) ich mich hinlegen und soforty einschlafen
denn du, oh JHWH, lässt mich ruhen (wohnen) allein (ungestört)z, [und] in Sicherheit (sicher).

Anmerkungen

aFür den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden) + Saitenspiel (Flötenspiel) - Wie bei den meisten Psalmen sind auch hier die Bedeutungen der Begriffe im Titel unklar; die Primärübersetzungen sind die, die sich am häufigsten in den dt. Üss. finden. (Zurück zu v.1)
bantworte mir (erhöre mich) - Die Rede vom „Antworten“ Gottes meint in den Psalmen häufig dessen Gebetserhörungen; so auch hier. (Zurück zu v.2)
cmein wahrer Gott (gerechter Gott, Gott meines Heils, Gott meiner Gerechtigkeit - der heb. Text lässt sich entweder als Genitiv des Effekts deuten, also etwa als „du Gott, der für mich Gerechtigkeit/Heil verursacht“, oder als attributiver Genitiv, also etwa „du mein gerechter/wahrer Gott“. Da Gott in V. 3 mit anderen Götzen kontrastiert wird, haben wir der Üs. „du wahrer Gott“ den Vorzug gegeben. (Zurück zu v.2)
dtFN: schaff mir (hast geschaffen) - prekatives Qatal; so z.B. auch Gerstenberger 1988; Goldingay 2006b; Houston/Waltke 2010; IBHS §30.5.4d. (Zurück zu v.2)
eschaff mir Weite (hilf mir in meiner Not) - „Raum schaffen, weit machen, weiten“ ist hier sicher metaphorisch zu verstehen; vgl. z.B. Zorell 1928, S. 6: „Die Hebräer sahen Gefahr als „Enge“ und die Befreiung von der Gefahr als „Erweiterung“, „Zugeständnis von weiten Räumen“ an.“ Die einzige wirkliche weitere Belegstelle, die man hierfür heranziehen kann, ist Ps 25,17; aber die Parallele ist so nah und die Stoßrichtung der beiden Verse so klar, dass dies in der Tat die zu wählende Übersetzung sein sollte. So auch viele Üss. (Zurück zu v.2)
fhöre (erhöre) - Das „Hören“ Gottes meint in den Psalmen oft ebenso wie sein „Antworten“ Gebetserhörungen; zumal in Kombination mit dem Begriff tefillah („Flehen, Bitten, Gebet“) wie in V. 2; vgl. z.B. Schökel 1980, S. 41. (Zurück zu v.2 / zu v.4)
g{Männer} - Heb. bene ´isch („Söhne von Männern“). Häufig heißt es, dies meine entsprechend dem babylonischen mâr awilim und im Unterschied zum heb. bene ´adam („Söhne von Menschen“) höhergestellte Personen (daher z.B. Bonkamp 1949: „Söhne der Vornehmen“; Dahood 1965: „O men of rank“), aber an der einzigen Stelle, an der bene ´isch vorkommt und evt. diese Konnotation haben kann ( Ps 49,3), stammt diese Konnotation aus dem Kontext. Da hier der Kontext nicht in diese Richtung weist – und ebensowenig in Ps 62,10; Klg 3,33 – besser allgemein „Leute!/Männer!“. Ein solcher eine Rede einleitende Vokativ ist im Deutschen aber unüblich, weshalb man es für die Lesefassung besser streichen sollte. (Zurück zu v.3)
hHerrlicher (Gott, meine Ehre) - W. auf den ersten Blick „meine Herrlichkeit“; kabod („Herrlichkeit“) wird hier wohl wie oft appellativisch für JHWH verwendet, wohin z.B. die folgende Kontrastierung mit den „Lügen-gebilden und Nichtsen“ (=Götzen) in V. 3b weist. So z.B. Dahood 1965, S. 22; Goldingay 2006b, S. 171; NIV. (Zurück zu v.3)
igeschmäht (zum Schimpf) - W. „zum Schimpf“, Lamed des Zustands; vgl. z.B. KBL3, S. 484. Die Bedeutung ist schlicht „Wie lange soll das noch so gehen, dass ihr meinen Gott schmäht?“. (Zurück zu v.3)
jNichtiges, Leeres und andere ähnliche Substantive werden in der Bibel häufiger dysphemistisch für Götzen verwendet; so auch hier; vgl. ad loc. Dahood 1965, S. 23f.; Terrien 2003, S. 97. (zu v.3)
k{Sela} - Die Bedeutung von sela ist unklar; vgl. Lexikon/Lemma סֶלַה. In der Lesefassung sollte es daher besser gestrichen werden, da es sonst nur ein unverständlicher Fremdkörper im deutschen Text wäre. (Zurück zu v.3 / zu v.5)
lTextkritik: Der Vers gibt, wie er steht, im Kontext des Psalms nicht sonderlich viel Sinn: „JHWH hat sich einen Frommen ge-/unterschieden“. Viele Handschriften haben statt hiplah („er hat geschieden“) hipla´ („er hat Wunder vollbracht/wundervoll gehandelt“), was auch LXX und Hier voraussetzen. Diese Lesart ist sicher vorzuziehen; so daher z.B. auch BB, , GN, GRAIL, HER05, LUT 84. Dahood 1965, S. 23 denkt sogar, dass es sich bloß um eine alternative Schreibung handelt. (Zurück zu v.4)
mden ihm Frommen (seinem Frommen) - Heb. lo („sein“/„den ihm“) lässt sich sowohl possessiv deuten (sein Frommer“) als auch „direktional“ als Angabe, wem die Frömmigkeit des Frommen gilt („der ihm Fromme“). Wg. dem Kontrast mit Götzenanbetern ist Letzteres vorzuziehen. (Zurück zu v.4)
nDie Syntax und Semantik dieses Verses ist schwierig. Auf den ersten Blick scheint er zu bedeuten: „Zittert und sündigt nicht! / Sprecht mit euren Herzen in euren Betten und schweigt!“. – Weil die Imperative so schlecht zueinander passen, werden die einzelnen Glieder gerne um-interpretiert; z.B. „zittert“ als „zürnt“ (z.B. Delitzsch 1894; Kittel 1914; Schmidt 1934; Zorell 1928), was schlecht zum Kontext passt; „zittert“ als „seid voll Ehrfurcht“ (z.B. Buttenwieser 1938; Kirkpatrick 1897; Terrien 2003), was wohl nicht Bestandteil der Wortbedeutung ist; oder „schweigt“ als „heult“ (nach דמם II, z.B. Dahood 1965; Kselman 1987b).

Der Schlüssel zum richtigen Verständnis scheint zu sein, dass die beiden ersten Glieder der zwei Imperativketten („Seid erregt“ + „denkt nach“; s. nächste beide FNn) einen Gegensatz bilden und die beiden zweiten Glieder („sündigt nicht“ + „schweigt“) ähnliches thematisieren. Interpretiert man den jeweils ersten Imperativ der beiden Imperativketten als Pseudo-Imperativ, lässt sich die Sinnstruktur des Verses als hyperbatischer (=> Hyperbaton) Merismus deuten; der Vers bedeutete dann etwa „Ob ihr erregt seid oder nachdenkt: Sündigt nicht und schweigt!“. V. 5 schließt sich damit eng an an V. 3a.

Als Pseudo-Imperative deuten schon R-S: „Wenn ihr euch keine Ruhe gönnet, dann sündiget doch nicht! Zerbrecht ihr euch den Kopf auf eurem Lager, dann schweiget wenigstens!“; NIRV: „When you are angry, do not sin. When you are in bed, look deep down inside you and be silent.“; NIV: „In your anger do not sin; when you are on your beds, search your hearts and be silent.“ (Zurück zu v.5)
ounruhig seid (seid unruhig!, Zittert!) - „Zittern“ steht häufig metonymisch für den Ausdruck eines starken Gefühls; um welches Gefühl es sich handelt, muss dabei aus dem Kontext erschlossen werden (vgl. ThWAT VII, S. 328). Indiz für die hierige Bedeutung ist der Gegensatz des Wortes zu „Geht in euch!“ (W.: „Sprecht mit euren Herzen“) in der folgenden Zeile. Daher wohl am Besten „seid unruhig!“. Vgl. auch die letzte Fußnote. (Zurück zu v.5)
p[Wenn ihr] in euren Betten in euren Herzen sprecht - Im Herzen sprechen = häufiger Ausdruck für „reflektieren“ (vgl. z.B. Kselman 1987b, S. 104). Mit dem „Reflektieren im Bett“ zitiert der Psalmist ein häufiges Motiv: Die Nachruhe wird in der Bibel noch öfter dargestellt als die charakteristische Zeit für das Nachdenken über Gott; s. z.B. Ijob 35,10; Ps 42,9; 77,7; 119,55.62; Jes 26,9 u.ö. (vgl. auch Booij 2008, S. 107). (Zurück zu v.5)
qOpfer dem wahren [Gott] (Opfer der Gerechtigkeit, richtige Opfer) - Meist übersetzt als „Opfer der Gerechtigkeit“ oder „rechte Opfer“. Darüber, was das eigentlich sein soll, besteht keine Einigkeit in der Exegese. Besser daher: tsedeq ist zu verstehen als Appellativ für JHWH, wie er ja schon in V. 2 als der tsedeq Gott bezeichnet wurde und die Entsprechungen von tsedeq im Arabischen, Phönizischen und Ugaritischen häufiger verwendet werden (vgl. KBL3, S. 943). W. dann „Opfer des Wahren“; das des Wahren ist dann als Genitiv des Zwecks zu verstehen (vgl. z.B. A-C §2.2.8): „Opfer für den Wahren“. Vgl. die parallelen Formulierungen „Opfer der Götter“=„Opfer für die Götter“ (z.B. Num 25,2; Ps 51,19) und „Opfer JHWHs“=„Opfer für JHWH“ (z.B. Zef 1,8). (Zurück zu v.6)
r[Während] - Die Funktion von V. 7 ist wohl, einen Gegensatz mit V. 8f zu bilden: Auf der einen Seite stehen jene, die ihr Vertrauen in Gott verloren haben und daher auch kein Heil erfahren; auf der anderen der Psalmist, der in V. 9 seinem Vertrauen in Gott Ausdruck verleiht und dem folgerichtig Gott in V. 8 auch Heil zuteil werden lässt. In der LF sollte das besser durch ein „Während“ o.Ä. ausdrücklich gemacht werden. (Zurück zu v.7)
sLass uns Gutes erfahren! - Theoretisch möglich: Deutung der rhetorischen Frage als Wunschsatz; so z.B. Goldingay 2006b, S. 167; Warren-Rothlin 2007, S. 66; Dav §135; HKL III §354g (Zurück zu v.7)
t[wo doch] - V. 7b soll offenbar das Motiv hinter dem mangelnden Vertrauen der „Vielen“ in Gott in 7a nennen; übersetze daher „da...“, „wo doch...“ o.Ä. (Zurück zu v.7)
uTextkritik: נְסָה muss emendiert werden. Meist wird es emendiert zu נְשָה („erhebe!“, so z.B. Craigie, Houston/Waltke, einige Üss.); vorzuziehen ist aber נָסָה („geflohen ist“, so Dahood 1965, S. 26; Driver 1951, S. 247; Schökel 1980, S. 38) (Zurück zu v.7)
vtFN: von über - Zu dieser Bed. von `al vgl. z.B. Driver 1951, S. 247. (Zurück zu v.7)
wDas „Licht des Angesichts“ JHWHs ist eine häufige Metapher im AT. Sie geht wohl darauf zurück, dass man sich JHWH ursprünglich (auch) als einen Sonnengott vorstellte (vgl. DDD, S. 917f.; Gierlich 1940, S. 141; Taylor 1993, S. 233ff.). Wenn dieses „lichte Angesicht“ Gottes auf jmdn. „herableuchtet“, bezeichnet dies den wohlwollenden Blick JHWHs, aus dem gute Wirkungen für den Angeblickten entspringen (vgl. z.B. Gierlich 1940, S. 141f.).
Der Sinn des Verses ist damit: „Viele sagen: 'Wer tut uns Gutes - jetzt, wo du uns nicht mehr wohlgesonnen bist, oh JHWH!?“ (Zurück zu v.7)
xtFN: {ihr} - Vermeintliche Personalpronomen verstanden als enklitische Mems (vgl. z.B. IBHS §9.8). (zu v.8)
ysofort - Vgl. CDCH, S. 151: יַחְדָּו: „(almost) contemporaneous activity, modifying two verbs [...] I both lie down and sleep Ps 4,9.“ (Zurück zu v.9)
zDrei Interpretationen sind möglich:
  1. „Du allein, JHWH, lässt mich in Sicherheit wohnen“
  2. „Du allein bist JHWH und lässt mich in Sicherheit wohnen“
  3. „Du, JHWH, lässt mich allein und in Sicherheit wohnen“.
Die Kombination von „allein, abseits“ und „wohnen“ dient fast immer zum Ausdruck des Motivs des „abseits-Wohnens“, was - wie ja auch hier durch die Parallelität zu „sicher“ deutlich wird - häufig auch die Konnotation des sicheren Wohnens annimmt (vgl. z.B. Num 23,9; Dtn 33,28), daher ist Variante 3 vorzuziehen. (Zurück zu v.9)