Psalm 149: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Zuverlässige Studienfassung}}
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{{Ungeprüfte Lesefassung}}
 
<small>siehe auch: [[Psalm 149/Persönliche Fassung (Sebastian Walter)]]</small>
 
<small>siehe auch: [[Psalm 149/Persönliche Fassung (Sebastian Walter)]]</small>
  
 
{{Lesefassung}}
 
{{Lesefassung}}
{{L|1}}Halleluja!<br />
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<poem>{{L|1}}Halleluja!</poem>
  
Singt (/|dem Herrn|/unserem HERRN/IHM/) ein neues Lied,<br />
 
: ja, singt sein Lob in der Gemeinde der Getreuen!<br />
 
{{L|2}}Es freue Israel sich über seinen Schöpfer,<br />
 
: und über ihren König sollen Zion’s Kinder jubilieren!<br />
 
{{L|3}}Mit Tänzen sollen sie Ihn preisen,<br />
 
: aufspielen Ihm mit Tamburin und Zither.<br />
 
{{L|4}}Denn Wohlgefallen hat (/|der Herr|/unser HERR/ER/) an seinem Volk<br />
 
: mit Heil schmückt Er die Unterdrückten.
 
  
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<poem>Singt (/|unserm Herrn|/unserem HERRN/IHM/) ein neues Lied,
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_ Ja, singt sein Lob in der Gemeinde der Getreuen!
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{{L|2}} Israel soll sich über seinen Schöpfer freuen,
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_ Jerusalem soll über seinen König jauchzen!
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{{L|3}}Mit Tänzen sollen sie Ihn preisen,
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_ Und Ihm mit Tamburin und Zither spielen.
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{{L|4}}Oh, Wohlgefallen hat (/|der Herr|/unser HERR/ER/) an seinem Volk,
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_ Mit Sieg schmückt Er die Unterdrückten!</poem>
  
{{L|5}}Die Treuen sollen jauchzen über diese Herrlichkeit,<br />
 
: ja, jubeln sollen sie auf ihren Lagern -<br />
 
{{L|6}}Lobpreisungen auf Gott in ihrem Mund,<br />
 
: ein scharfes Schwert in ihrer Hand -<br />
 
{{L|7}}um auszuüben Rache an den Völkern<br />
 
: und Züchtigung an den Nationen,<br />
 
{{L|8}}um ihre Könige zu binden<br />
 
: und ihre Adligen zu ketten,<br />
 
{{L|9}}um Recht zu sprechen, wie geschrieben steht - <br />
 
: oh, welche Ehr’ ist er für die Getreuen!
 
  
Halleluja!
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<poem>{{L|5}} Jubilieren sollen die Getreuen über ihren mächt'gen Gott,
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_ Ja, jubeln sollen sie auf ihren Lagern,
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{{L|6}}Gotteslob soll sein in ihrem Mund,
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_ Ein scharfes Schwert in ihrer Hand,
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{{L|7}} Damit er Rache an den Völkern nimmt,
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_ Damit er die Nationen straft,
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{{L|8}}Damit er ihre Herrscher bindet
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_ Und ihre Adeligen kettet,
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{{L|9}}Damit er Recht spricht, wie geschrieben steht -
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_ Er ist der Mächtige seiner Getreuen!</poem>
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<poem>Halleluja!</poem>
  
 
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{{Bemerkungen}}
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{{S|1}}Halleluja (Preist Jah, Preist JHWH)! <br />
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<poem>{{S|1}}Halleluja (Preist Jah, Preist JHWH)!</poem>
Singt JHWH ein neues Lied,<ref>idiom. Ausdruck; vgl. z.B. auch Jes 42,10; Ps 33,3; Ps 40,3; Ps 96,1; Ps 98,1; Ps 144,9. In Psalmenkommentaren wird es üblicherweise dahingehend verstanden, dass Jahwe etwas „Neues“ getan habe und daher nun auch ein „neues Lied“ erforderlich würde (so z.B. Gunkel 1911, S. 277; Hossfeld / Zenger 2008, S. 861; Waltner 2006, S. 709; Zenger 1987, S. 53. So auch der Midrasch Tehillim: „Der Heilige, geb. sei er! sprach: So wie ich alle neuen Dinge geschaffen habe, so möget auch ihr mir ein neues Lied anstimmen, wie es heisst: ''Singet dem Ewigen ein neues Lied''.“ (Übers. [http://archive.org/stream/MidraschTehillim/Midrasch_Tehillim#page/n633/mode/2up Wünsche 1893, S. 250])). Anders Terrien, der entsprechend der üblichen Deutung des Psalms als „eschatologischen Hymnus“ auch den Ausdruck „ein neues Lied“ dahingehend versteht, dass er von der Zukunft handle (vgl. Terrien 2003, S. 924; ähnlich auch Tomes 2007, S. 247). Wieder anders und wohl am sinnvollsten Gerstenberger 2001, S. 452, der den Ausdruck bezieht auf „a characteristic kind of hymnic presentation“, was sich allein schon deshalb nahelegt, weil der Ausdruck „ein neues Lied singen“ überdurchschnittlich häufig, nämlich in vier der obigen sechs Stellen (Ps 33,3; Ps 98,1; Ps 144,9; Ps 149,3), kommt im Zhg. mit expliziten Anweisungen zum musikalischen Vortrag (vgl. Tomes 2007, S. 238f.).</ref><br />
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: [singt]<ref>{{hebr}}תְהִלָתוֹ{{hebr ende}} gelesen als zweites Objekt von {{hebr}}שִירוּ{{hebr ende}}; so schon Ewald; vgl. auch Ehrlich 1905, S. 391; Gerstenberg 2001, S. 452. Eine Ergänzung von „erschalle“ o.Ä. (so EÜ; Herder; Kraus 1966, S. 965; Nötscher 1953, S. 290) ist ganz unnötig.</ref> seinen Lob(-preis, Ruhm) in der Gemeinde (Truppe)<ref name="Getreuengemeinde">vgl. Hossfeld / Zenger 2008, S. 855: „Das Wort {{hebr}}קהל{{hebr ende}} „Versammlung“ hat von seiner Verwendung her sowohl militärische (der Heerbann, das Aufgebot) wie kultische (Gemeinde) Konnotationen.“; daher der sekundäre Übersetzungsvorschlag „Truppe“.<br />
 
Entsprechend wird dann auch das „''Chasidim''“ (i.d.R.: „fromm“, auch: „loyal“) mit einem „militärischeren“ Begriff übertragen; meist eben „Getreue“ (so NeÜ, SLT2000, ZÜR, Deissler 1989, Hossfeld / Zenger 2008, Zenger 1987), obwohl es auch von diesen dann i.d.R. als Ausdruck für die versammelte Kultusgemeinde verstanden wird. LUT84, Tafel und Goulder 1998 haben „Heilige“, warum auch immer.</ref> der Getreuen (Frommen, Heiligen (?))<ref name="Getreuengemeinde"/>
 
{{S|2}}Israel soll sich seines Schöpfers<ref>Plural; vermutl. Hoheitsplural (vgl. Dahood 1970, S. 356; Hossfeld / Zenger 2008, S. 855; Kraus 1966, S. 965; ähnlich auch schon Paulus 1815, S. 594). Allerdings gibt es auch Exegeten, die die Existenz eines Hoheitsplural im Hebräischen ganz grundsätzlich anzweifeln.</ref> (Formers)<ref>{{hebr}}עשה{{hebr ende}} steht hier im Partizip, womit wohl angedeutet werden soll, dass JHWH Israel nicht nur ''einst'' geschaffen ''hat'', sondern „dass Israel auch danach und weiterhin von JHWH „gemacht“ wird.“ (Hossfeld / Zenger, S. 861); auch Ehrlich 1905 kommentiert daher mit „Der Ausdruck bezeichnet hier nicht JHVH als den Schöpfer Israels, sondern als den, der es dazu gemacht, was es ist.“ Wir haben versucht, diesen Bedeutungsaspekt mit „Former“ wiederzugeben, obwohl zugegebenermaßen diese Lösung eher suboptimal ist. Zudem muss allein schon aufgrund der überwältigenden Mehrheit der Übertragungen mit „Schöpfer“ diese Übersetzungsalternative hier bei OfBi die primäre sein.</ref> freuen,<br />
 
: ob ihres Königs sollen Zion’s Söhne (Kinder) frohlocken(jubeln, jauchzen)<ref name="frohlocken">{{hebr}}גִיל{{hebr ende}} (V. 2), {{hebr}}עָלַז{{hebr ende}} (V. 5a) und {{hebr}}רָנַנ{{hebr ende}} (V. 5b) haben alle mehr oder weniger die selbe Bedeutung, nämlich stehen die Ausdrücke für einen lauten Ausdruck der Freude. Wie man die verfügbaren deutschen Entsprechungen verteilt, ist damit mehr oder weniger dem Belieben des jeweiligen Übersetzers anheim gestellt und entsprechend differieren die verschiedenen Übersetzungsversionen hier auch stark (z.B.:<br />
 
MENGE: V. 2: jubeln - V. 5a: frohlocken - V. 5b: jauchzen vs.<br />
 
TAFEL: V. 2: frohlocken - V. 5a: jauchzen - V. 5b: jubeln).<br />
 
Allein, um die deutlich parallele Konstruktion in V. 5 auch auf phonetischer Ebene abzubilden, haben wir uns entschieden, „jubeln“ und „jauchzen“ dort und „frohlocken“ in V. 2 zu verwenden.</ref>.
 
{{S|3}}Sie sollen seinen Namen preisen mit (im<ref>häufig wiedergegeben als ''beth locale'' - „im Tanz“. Allerdings ist das direkt darauf folgende {{hebr}}בְתׁף וְכִנוֹר{{hebr ende}}, ebenfalls mit der Präposition ''Beth'', zu auffällig und signifikant, als dass es hier je unterschiedlich gelesen und übersetzt werden dürfte. „Der Reigen war, wie die Musik dazu, Gottesdienst und gehörte somit zum Lobe JHVHes.“ (Ehrlich 1905, S. 392) Noch signifikanter ist es, wenn man die nächste Fußnote mit-einbezieht.</ref>) Tanz (Reigen)<ref>Tur-Sinai übersetzt hier mit „Schalmei“, was auf den ersten Blick merkwürdig scheinen könnte. Es findet sich eine ähnliche Deutung aber auch bei Zorell 1928, S. 259f., der sich durch Syr. und Tg. (der Tg. allerdings, wenn ich das richtig sehe, hat hier ebenfalls nur „Tanz“, vgl. den [http://cal1.cn.huc.edu/get_a_chapter.php?file=81002&sub=149&cset=H&clen=5 Text] und die dazugehörige (englische) [http://targum.info/pss/ps5.htm Übersetzung]) dazu veranlasst fühlt, glauben zu müssen, es handle sich hier (und Ps 150,4) u.U. nicht um eine Bezeichnung für „Tanzen“, sondern für ein weiteres Musikinstrument: „[...] videatur esse non chorea (LXX. Hier.), sed (Syr. Targ.) aliquod instrumentum musicum, a mulieribus quoque tractabile (Ex 15,20; Ri 111,34), fortasse sistrum [„Isisklapper“].“; vgl. auch Greswell 1873, S. 267 („Pfeife“).</ref>,<br />
 
: mit Tamburin und Zither sollen sie ihm spielen.
 
{{S|4}} Denn (Ja!, (damit))<ref>für gewöhnlich wird V. 4 gelesen als „gattungstypische hymnische Begründung“ (so etwa Hossfeld / Zenger 2008, S. 864; Kraus 1966, S. 965), mit der der Grund für eine Doxologie angegeben wird. Und in der Tat ist dies eine recht häufige Konstruktion, allerdings wird sie eher zur Danksagung als zum hymnischen Lobpreis verwendet (vgl. z.B. Lande 1949, S. 106f.). Gerstenberger deutet den Vers denn auch stattdessen als „hymnic affirmation“ (vgl. Gerstenberger 2001, S. 454). Hiervon geleitet könnte man das {{hebr}}כִי{{hebr ende}} lesen als emphatisch-affirmatives {{hebr}}כִי{{hebr ende}}, das bei Voranstellung in etwa die Bedeutung „ja!...“, „wirklich!...“ hat (vgl. z.B. Blommerde 1969, S. 30; Ges 18, S. 539; Gordis 1943, S. 176; auch schon König 1922, S. 175). Ein gutes Beispiel für eine solche „hymnic affirmation“, in der das {{hebr}}כִי{{hebr ende}} recht sicher emphatisch-deiktisch gelesen werden muss, ist Ps 135,14. Soweit wir sehen, ist das aber noch nie vorgeschlagen worden, weshalb wir es nur zur Sekundärentscheidung gemacht haben.<br />
 
Unter Umständen wäre auch möglich, das {{hebr}}כִי{{hebr ende}} hier final zu lesen. Ob {{hebr}}כִי{{hebr ende}} überhaupt final gelesen werden kann, ist aber unsicher; unsres Wissens nach listet allein HALOT diese Bedeutung und auch nur für 1Chr 21,18, weshalb sich denn auch z.B. Schoors 1981, S. 255 gegen diesen Übersetzungsvorschlag ausspricht. Allerdings ist es durchaus nicht so, dass, gesetzt, dass man diese Bedeutung annimmt, 1Chr 21,18 die einzige Stelle wäre, bei der {{hebr}}כִי{{hebr ende}} so übersetzt Sinn machen würde - vgl. allein für den Psalter Ps 17,6 („Ich rufe zu dir, ''damit'' du mich erhörst; / neige mir dein Ohr zu, erhöre meine Worte!“); Ps 25,15 (SLT: „Meine Augen sind stets auf den Herrn gerichtet, ''daß'' er meinen Fuß aus dem Netz ziehe.“); Ps 86,7 („Am Tage meiner Not rufe ich zu dir, ''damit'' du mich erhörst“). Ein Indiz für die Existenz dieser Bedeutung von {{hebr}}כִי{{hebr ende}} ist, dass auch die alt-südarabische und die ugaritische Entsprechung von {{hebr}}כִי{{hebr ende}}, die ebenfalls etymologisch auf das protosemitische ''k-'' zurückgehen, nachweislich finale Bedeutung haben (vgl. z.B. Höfner 1943, S. 167f. ''apud'' Schoors 1981, S. 241; auch [http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/ssg/content/pageview/597231?query=Hebr%C3%A4ische%20Grammatik Euting/Zimmern 1898, S. 185]; Knauf 1988, S. 143; [http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/ssg/content/pageview/885984 Reckendorf §227]) (s. z.B. Ag. XIV 41,22: „ich rufe euch, ''damit'' ihr antwortet.“).<br />
 
In jedem Falle würde - gesetzt, man akzeptiert die in der Fußnote t dargelegte Deutung mit „auf dass ''er''“ für Vv.7-9 - diese Übersetzung, sollte sie denn zulässig sein, am besten zum restlichen Psalm passen, da so beide Teile des Psalms makellos parallel laufen würden.</ref> JHWH hat Wohlgefallen an seinem Volk,
 
: die (seine)<ref>u.U. double duty-Suffix (Zum double duty-Suffix vergleiche Blommerde 1969, S. 10: „In a verse of two stichs a suffix, used with a word in one of the stichs, may at the same time do duty for - and consequently be omittet from - a word of the other stich [...].“); so jedenfalls Ceresko 1986, S. 180.</ref> Unterdrückten (Gebeugten, Niedrigen, Demütigen, Armen, Hilflosen, Duldern) glorifiziert (verherrlicht,<ref>Sekundärentscheidung nach Ehrlich 1905, S. 392; Gerstenberger 2001, S. 454; Hossfeld / Zenger 2008, S. 865. Die Mehrheitsübersetzung hier ist „schmücken“, was aber z.B. im HALOT schon gar nicht mehr neben „to glorify“ erwähnt wird. Ehrlich: „{{hebr}}פאר{{hebr ende}} von einem Volk als Objekt gebraucht heisst ihm hohes Ansehen geben, sodass andere Völker sich eine Ehre daraus machen, zu ihm in Beziehungen zu treten.“<br />
 
Eigentlich wäre dies unsere Primärentscheidung; es tut aber Not, hier anders denn mit „verherrlicht“ zu übersetzen. In V. 5 nämlich ist die Rede von „ihrer {{hebr}}כָבוֹד{{hebr ende}}“; und die einzige wirklich sinnvolle Übersetzungsmöglichkeit ist auch hier „Herrlichkeit“, obwohl es sich im Hebräischen um zwei unterschiedliche Wörter handelt. Beides gleich zu übersetzen kann leicht zum Missverständnis führen, dass es sich bei „ihrer {{hebr}}כָבוֹד{{hebr ende}}“ notwendig um das „Produkt, Ergebnis“ der {{hebr}}פָאַר{{hebr ende}}-Tätigkeit Gottes in V. 4 handle.</ref> schmückt, krönt?<ref>so EÜ, Herder, Menge, NL, Christensen 2005, Gunkel 1911, Kraus 1966, Terrien 2003; Henne-Rösch + Schmidt 1934: „kränzt“. Ich vermute, sie kommen hierauf durch Zusammenlesung von {{hebr}}פאר{{hebr ende}} II und {{hebr}}פְאֵר{{hebr ende}}, was aber zweifelhaft ist (vgl. z.B. Ges18, S. 1035).</ref>, hat verherrlicht) er mit ([seinem]<ref>evt. als double duty-Suffix von {{hebr}}בְעַמוֹ{{hebr ende}} zu ergänzen. Zum double duty-Suffix vgl. [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Psalm_149#note_j Fußnote j]; zum Grund vgl. die letzte Fußnote.</ref>) Heil (Sieg; Rettung).
 
  
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<poem>Singt JHWH ein neues Lied,<ref>idiom. Ausdruck; vgl. z.B. auch [[Psalm 33#s3 |Ps 33,3]]; [[Psalm 40#s3 |40,3]]; [[Psalm 96#s1 |96,1]]; [[Psalm 98#s1 |98,1]]; [[Psalm 144#s9 |144,9]]; [[Jesaja 42#s10 |Jes 42,10]].
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# In Psalmenkommentaren wird es üblicherweise dahingehend verstanden, dass Jahwe etwas „Neues“ getan habe und daher nun auch ein „neues Lied“ erforderlich würde (so z.B. Gunkel 1911, S. 277; Hossfeld/Zenger 2008, S. 861; Waltner 2006, S. 709; Zenger 1987, S. 53. So auch Midrasch Tehillim: „Der Heilige, geb. sei er! sprach: So wie ich alle neuen Dinge geschaffen habe, so möget auch ihr mir ein neues Lied anstimmen, wie es heisst: ''Singet dem Ewigen ein neues Lied''.“ (Übers. [http://archive.org/stream/MidraschTehillim/Midrasch_Tehillim#page/n633/mode/2up Wünsche 1893, S. 250])).
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# Anders Terrien, der entsprechend der üblichen Deutung des Psalms als „eschatologischen Hymnus“ auch den Ausdruck „ein neues Lied“ dahingehend versteht, dass er von der Zukunft handle (vgl. Terrien 2003, S. 924; ähnlich auch Tomes 2007, S. 247).
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# Wieder anders und wohl am sinnvollsten Gerstenberger 2001, S. 452, der den Ausdruck bezieht auf „a characteristic kind of hymnic presentation“, was sich allein schon deshalb nahelegt, weil der Ausdruck „ein neues Lied singen“ überdurchschnittlich häufig, nämlich in vier der obigen sechs Stellen ([[Psalm 33#s3 |Ps 33,3]]; [[Psalm 98#s1 |98,1]]; [[Psalm 144#s9 |144,9]]; [[Psalm 149#s3 |149,3]]), im Zhg. mit expliziten Anweisungen zum musikalischen Vortrag steht (vgl. Tomes 2007, S. 238f.).</ref>
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_ [singt]<ref>{{hebr}}תְהִלָתוֹ{{hebr ende}} gelesen als zweites Objekt von {{hebr}}שִירוּ{{hebr ende}}; so schon Ewald; vgl. auch Ehrlich 1905, S. 391; Gerstenberger 2001, S. 452. Eine Ergänzung von „erschalle“ o.Ä. (so EÜ; Herder; Kraus 1961b, S. 965; Nötscher 1959, S. 290) ist ganz unnötig.</ref> seinen Lob(-preis, Ruhm) in der Gemeinde (Truppe)<ref name="Getreuengemeinde">vgl. Hossfeld/Zenger 2008, S. 855: „Das Wort {{hebr}}קהל{{hebr ende}} „Versammlung“ hat von seiner Verwendung her sowohl militärische (der Heerbann, das Aufgebot) wie kultische (Gemeinde) Konnotationen.“; daher der sekundäre Übersetzungsvorschlag „Truppe“.<br />
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Entsprechend wird dann auch das ''Chasidim'' (i.d.R.: „fromm“, auch: „loyal“) mit einem „militärischeren“ Begriff übertragen; meist eben „Getreue“ (so NeÜ, SLT, ZÜR, Deissler 1989, Hossfeld/Zenger 2008, Zenger 1987), obwohl es auch von diesen dann i.d.R. als Ausdruck für die versammelte Kultusgemeinde verstanden wird. LUT84, TAF und Goulder 1998 haben „Heilige“, warum auch immer.</ref> der Getreuen (Frommen, Heiligen?)<ref name="Getreuengemeinde"/>
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{{S|2}}Israel soll sich seines Schöpfers<ref>Plural im Hebräischen; vermutl. pluralis majestatis (vgl. Dahood 1970, S. 356; Hossfeld/Zenger 2008, S. 855; Kraus 1961b, S. 965; ähnlich auch schon Paulus 1815, S. 594). Allerdings gibt es auch Exegeten, die die Existenz eines Hoheitsplural im Hebräischen ganz grundsätzlich anzweifeln.</ref> freuen,
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_ ob ihres Königs sollen Zion’s Söhne (Kinder) frohlocken(jubeln, jauchzen).
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{{S|3}}Sie sollen seinen Namen (ihn)<ref>Der „Name Gottes“ steht in der Bibel fast stets metonymisch für Gott selbst; man bezeichnet damit „Gott im Menschenmund“. Übersetze daher: „Sie sollen ''ihn'' preisen“.</ref> preisen mit (im<ref>häufig wiedergegeben als ''beth locale'' - „im Tanz“. Allerdings ist das direkt darauf folgende {{hebr}}בְתׁף וְכִנוֹר{{hebr ende}}, ebenfalls mit der Präposition ''Beth'', zu auffällig, als dass es hier je unterschiedlich gelesen und übersetzt werden dürfte. „Der Reigen war, wie die Musik dazu, Gottesdienst und gehörte somit zum Lobe JHVHes.“ (Ehrlich 1905, S. 392) Noch signifikanter ist es, wenn man die nächste Fußnote miteinbezieht.</ref>) Tanz (Reigen, Isisklapper?<ref>zu {{hebr}}מָחוֹל{{hebr ende}} als Bezeichnung für ein Instrument vgl. Greswell 1873, S. 267 („Pfeife“); TUR („Schalmei“); Zorell 1928, S. 259f („Isisklapper“) nach Syr („Zimbeln“); vgl. v.a. noch [[Psalm 150#s4 |Ps 150,4]]. Vom Parallelismus her liegt das an beiden Stellen tatsächlich auch nah, aber s. [[Psalm 30#s12 |Ps 30,12]] (<nowiki>*</nowiki>„Du hast mein Klagen in Isisklappern verwandelt“); [[Klagelieder 5#s15 |Klg 5,15]] (<nowiki>*</nowiki>„Unsere Isisklappern haben sich in Klagen verwandelt“).</ref>),
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_ mit Tamburin und Zither sollen sie ihm spielen,
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{{S|4}} Denn (Ja!, damit?)<ref>Das {{hebr}}כִי{{hebr ende}} ließe sich lesen
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# als kausales {{hebr}}כִי{{hebr ende}}: „denn“; V. 4 wäre dann eine „gattungstypische hymnische Begründung“, mit der der Grund für eine Doxologie angegeben wird (so etwa Hossfeld/Zenger 2008, S. 864; Kraus 1961b, S. 965 u.ö.) - allerdings dient die Formel „X preist Y, denn“ eigentlich standardmäßig als Dankesformel (=„X dankt Y für X“), nicht zur Begründung einer Doxologie (vgl. z.B. Lande 1949, S. 106f.).
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# Besser ist daher als emphatisches {{hebr}}כִי{{hebr ende}} zu deuten, das hier gattungstypisch die „hymnischen Affirmation“ einleitet (vgl. Gerstenberger 2001, S. 454; ein gutes Beispiel findet sich in [[Psalm 135#s14 |Ps 135,14]]): „Ja!“, „Oh“; im Deutschen dann aber besser auszusparen.
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# Unter Umständen wäre außerdem möglich, das {{hebr}}כִי{{hebr ende}} hier final zu lesen. Diese Verwendung von {{hebr}}כִי{{hebr ende}} ist unsicher; vgl. aber HALOT zu [[1Chronik 21#s18 |1Chr 21,18]] (dagegen aber z.B. Schoors 1981, S. 255); dann auch [[Psalm 17#s6 |Ps 17,6]] (R-S: „So rufe ich zu Dir, ''daß'' Du mich, Gott, erhörest! / Neige Dein Ohr zu mir! Auf meine Rede höre“); [[Psalm 25#s15 |25,15]] (SLT51: „Meine Augen sind stets auf den Herrn gerichtet, ''daß'' er meinen Fuß aus dem Netz ziehe.“); [[Psalm 86#s7 |86,7]] (R-S: „In meiner Notzeit rufe ich zu Dir, ''daß'' Du mich hörest.“) u.ö.; so wohl auch das protosemitische Etymon ''k-''; vgl. seine Kognate (-> Etymologie) im Altsüdarabischen und Ugaritischen; s. z.B. das arabische Ag. XIV 41,22: „ich rufe euch, ''damit'' ihr antwortet.“ (Üs.: [http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/ssg/content/pageview/885985 Reckendorf §277]).<br />Bes. im Zhg. mit der Deutung in [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Psalm_149#note_p FN p] machte das Sinn, da so beide Teile des Psalms makellos parallel laufen würden.</ref> JHWH hat Wohlgefallen an seinem Volk,
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_ die (seine)<ref>evt. ''seine'' als double duty-Suffix (->Brachylogie) aus Sticho a zu ergänzen; so Ceresko 1986, S. 180. Im Fokus steht in diesem Sticho aber wohl v.a. der Gegensatz, dass Gott gerade den „Gebeugten, Unterdrückten“ den Sieg verleiht - und nicht, dass er ihn ''seinen'' Unterdrückten verleiht.</ref> Unterdrückten (Gebeugten, Niedrigen, Demütigen, Armen, Hilflosen, Duldern) schmückt (verherrlicht, krönt?)<ref>„Krönen“ nach EÜ, HER, MEN, NL, Christensen 2005.149; Gunkel 1911; Kraus 1961b; Terrien 2003; ähnlich H-R + Schmidt 1934: „kränzen“. Dieses „Krönen“/„Kränzen“ kommt wohl von der Zusammenlesung von {{hebr}}פאר{{hebr ende}} II und {{hebr}}פְאֵר{{hebr ende}}, was aber zweifelhaft ist (vgl. z.B. Ges18, S. 1035).</ref> er mit ([seinem])<ref>''[seinem]'' evt. als double duty-Suffix (-> Brachylogie) von {{hebr}}בְעַמוֹ{{hebr ende}} zu ergänzen; vgl. [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Psalm_149#note_t FN t].</ref> Sieg (Heil, Rettung).</poem>
  
{{S|5}}Jauchzen<ref name="frohlocken" /> sollen die Getreuen (Frommen, Heiligen (?))<ref name="Getreuengemeinde"/> ob [ihrer]<ref name="Herrlichkeit">Das „Herrlichkeit“ hat den Kommentatoren seit jeher einiges an Kopfzerbrechen bereitet.<br />
 
Seit Baethgen ist man darauf aufmerksam geworden, dass, stünde hinter {{hebr}}כָבוֹד{{hebr ende}} („Herrlichkeit“) nur ein Suffix wie hinter {{hebr}}מִשְכְבוֹתָם{{hebr ende}} („''ihren'' Lagern“), die Problematik beseitigt wäre (vgl. Boehmer 1903, S. 335; Gunkel 1911 etwa ergänzt daher einfach ein solches Suffix; vgl. Gunkel 1911, S. 338: „„über ihre Herrlichkeit“, bik<sup>e</sup>bodam; Text: „über Herrlichkeit““). Dahood indes hat einen wesentlich simpleren Vorschlag gemacht, um diese crux interpretum aufzulösen: Er liest das Suffix von {{hebr}}מִשְכְבוֹתָם{{hebr ende}} einfach als ein auf {{hebr}}כָבוֹד{{hebr ende}} zurückwirkendes double duty-Suffix; vgl. Dahood 1970, S. 356 (zum double-duty Suffix siehe [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Psalm_149#note_j Fußnote j]).<br />
 
Nach dieser Lesart wäre „(ihre) Herrlichkeit“ ein Appellativ für Gott (vgl. Dahood 1970, S. 356; so auch schon Boehmer 1903, S. 335; vgl. z.B. auch Ps 106,20 („Sie vertauschten ihre Herrlichkeit mit dem Bild eines Stieres“)), also eher „ihren Herrlichen“ (so Ceresko 1986, S. 180; Dahood 1970, S. 356; offenbar auch Zerr, B. (1979): The Psalms: A New Translation. New York u.a. S. 329). Das ist insbesondere schon deshalb eine naheliegende Lösung, da ansonsten V. 5a im ganzen Psalm das erste Colon wäre, in dem kein irgendwie gearteter Ausdruck für „Gott“ käme; und: V. 5a ließe sich so lesen als Reiteration der Aufforderung von V. 2, was besonders von daher Sinn macht, dass häufig (und auch bei uns) in V. 5 ein Neueinsatz, eine neue Strophe, gelesen wird (so etwa Gerstenberger 2001, S. 454; Hossfeld / Zenger 2008, S. 858.861; Waltner 2006, S. 710; Zenger 1987, S. 54-56). Ohnehin wäre ein Appellativ {{hebr}}כָבוֹד{{hebr ende}} für JHWH nicht wirklich überraschend, da die ''kabod JHWH'' ja in der ganzen Bibel eine der Selbst-darbietungsweisen Gottes ist; JHWH erscheint ''als'' kabod (vgl. z.B. Gierlich 1940, bes. S. 124ff.).<br />
 
Boehmer’s (und damit mow. auch Dahood’s) Vorschlag fand Zustimmung bei Taylor 1903 und prinzipiell auch König 1903, wobei letzterer allerdings einen weiteren ähnlichen und ebenfalls sinnvollen Lösungsvorschlag macht. Nämlich deutet er den ersten Buchstaben - das Jod - des auf {{hebr}}כָבוֹד{{hebr ende}} folgenden {{hebr}}יְרַנְנוּ{{hebr ende}} als Haplographie der Abkürzung '{{hebr}}י{{hebr ende}} für den Gottesnamen JHWH und liest dann als „let them exult in the glory of Jahweh“ (König 1903, S. 383) (vgl. auch Christensen 2005, S. 1: „Let the faithful exult in (God’s) glory“), was sinngemäß ja auf das selbe hinausläuft.
 
  
'''Anm. d. Übers.''': Eine Beobachtung möchte ich dem Leser nicht vorenthalten: Akzeptiert man Dahood’s double duty-Vorschlag, hat man in den Versen 5-6 vier Cola mit Substantiven mit der Präposition „in“ ({{hebr}}בְ{{hebr ende}}) und dem Possessivpronomen „ihre“ ({{hebr}}׳ָם{{hebr ende}}), von denen die ersten drei im Zusammenhang mit einem Wort des „Preisens“ oder Rufens „genannt“ werden.<br />
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<poem>{{S|5}}Jauchzen sollen die Getreuen (Frommen, Heiligen (?))<ref name="Getreuengemeinde"/> ob [ihrer]<ref name="Herrlichkeit">W. auf den ersten Blick: „Die Getreuen sollen über Herrlichkeit jauchzen“. Was dann mit dieser „Herrlichkeit“ gemeint ist, ist unklar. Besser daher: Ergänze ''[ihre]'' als double duty-Suffix (-> Brachylogie) aus {{hebr}}מִשְכְבוֹתָם{{hebr ende}} (so Dahood 1970, S. 356); „Herrlichkeit“ ist hier (wie oft) ein Appelativ für JHWH (vgl. ebd; auch Boehmer 1903; Ceresko 1986; Taylor 1903; Zerr 1979); hier vermutlich (wg. dem Kontext; s. Vv. 7-9) in der Bedeutung „Macht“ (vgl. [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Psalm_3#note_k FN k] zu [[Psalm 3#s4 |Ps 3,4]]; Brettler 1993, S. 140). Übersetze also statt „Herrlichkeit“ besser „ihren Mächtigen“.<br />Alternativ - aber wesentlich unwahrscheinlicher - ließe sich dieses Suffix auch textkritisch im hebräischen Text ergänzen (so Gunkel 1911, S. 338) oder das Jod des auf {{hebr}}כָבוֹד{{hebr ende}} folgenden {{hebr}}יְרַנְנוּ{{hebr ende}} als Haplographie der Abkürzung '{{hebr}}י{{hebr ende}} für den Gottesnamen JHWH lesen, also „die Herrlichkeit JHWHs“ (so König 1903, S. 383; wohl auch Christensen 2005.149, S. 1).</ref> Herrlichkeit (Herrlichen, Mächtigen)<ref name="Herrlichkeit" />,
Lassen wir das ominöse „Lager“ einmal außer Acht (Emendationsversuche sind hier häufig (s.u.), was zeigt, dass hier in den Augen diverser Exegeten offenbar etwas nicht zu „stimmen“ scheint), müsste man die beiden Verse eigentlich beinahe besser als ein Quadricolon auffassen. Noch mehr, wenn man die beiden Cola in V. 6 nicht auffasst als Umstandssätze, sondern schlechthin als Nominalsätze, bei denen man sich im Deutschen die Kopula „sein, seien“ hinzudenken muss:
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_ jubeln sollen sie auf ihren Lagern<ref>Die „Lager“ sind mysteriös. Am überzeugensten ist die Deutung von Ceresko 1986, S. 186f.: Wg. der Parallelität von Vv. 1.5 sind die „Lager“ mit der „Gemeinde der Getreuen“ in V. 1 zu vergleichen; beides gemeinsam konstituiert dann einen Merismus mit der ungefähren Bedeutung „öffentlich und privat“. Alternativ wurde vorgeschlagen, die Lager stünden hier für
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# „Privat-Ruhelager“; d.h. für den Ort, an dem man seinen intimsten Gefühlen Ausdruck gibt (so z.B. Dahood 1970; Gerstenberger 2001; Waltner 2006)
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# „Ruhelager von Kriegern“ (die sich des Nachts von ihrem Kampf erholen) (so z.B. Nötscher 1959; auch BB („Feldbetten“))
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# „Gebetsteppiche“ bzw. allgemein „Ort, wo man sich niederwirft/liegt“ (so z.B. Allen 1983; Deissler 1989; Zenger 1987)
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# „Gräber“ (so z.B. Füglister 1987; Loretz 2002, S. 361).
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# Ebenfalls häufig vertreten wurde die Meinung, die „Lager“ stünden schlicht dafür, das etwas bis spät in die Nacht hinein / sehr lange / ohne Unterlass getan würde (so z.B. Alter 2007; Ehrlich 1905; Hossfeld/Zenger 2008; auch BB; GN; R-S; HfA; NET; NL).</ref>,(-)<ref name="Gedankenstrich">V. 6 ist entweder (a) eine Explikation zu V. 5 („Jubeln sollen sie auf ihren Lagern - Loblieder auf Gott in ihrem Mund und ein zweischneidiges Schwert in ihrer Hand - ...“, d.h. „Sie sollen auf ihren Lagern jubeln und dabei Loblieder auf Gott in ihrem Mund und ein zweischneidiges Schwert in ihrer Hand haben“) oder steht (b) als verbloser Satz auf gleicher Ebene mit V. 5; ergänze dann je eine jussive Kopula in Vv. 6a.b. (b) ist vorzuziehen, denn wahrscheinlich sind die „Lager“ - gesetzt, man interpretiert nicht als „Feldbetten“ - ein eher untypischer Ort, um dort ein Schwert zu schwingen.</ref>
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{{S|6}} Loblieder (-preisungen, Rühmungen) Gottes (auf Gott) [sollen sein]<ref name="Gedankenstrich" /> in ihrer Kehle (ihrem Mund, singend)
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_ Und (gleich einem, (und) das ist)<ref>Das {{hebr}}ו{{hebr ende}} ließe sich auch lesen als ''Waw adaequationis'' (z.B. BB, Zenger 1987) oder ''Waw explicativum'' (z.B. Tournay 1985; dagegen aber Booij 2008, S. 105; Vanoni 1991). Beides würde bedeuten, dass hier nicht tatsächlich von einem zweischneidigen Schwert die Rede ist, sondern dass die „Loblieder in ihrem Mund“ nur mit einem zweischneidigen Schwert verglichen werden. Theoretisch wäre das möglich; beides sind aber starke Minderheitenmeinungen.</ref> ein zweischneidiges (scharfes) Schwert  [soll sein]<ref name="Gedankenstrich" /> in ihrer Hand,(-)<ref name="Gedankenstrich" />
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{{S|7}} auf dass er Rache übe (zum Ausüben von Rache)<ref name="Infinitiv">In Vv. 7-9 folgen aufeinander drei mit {{hebr}}ל{{hebr ende}}+Inf. cstr. konstruierte Zweckangaben, die stets übersetzt werden als „zum x-en“: V. 7ab: ''Zum Ausüben von Rache und Züchtigung''; Vv. 8ab: ''Zum Binden''; V. 9a: ''Zum Gericht-Halten''. Gedeutet werden sie dann so, dass die im Psalm Angesprochen das in Vv. 5-6 Genannte tun sollten, damit ''sie'' dann auch Rache und Züchtigung üben, Könige und Adelige binden und ein Gericht halten könnten (dazu, wie z.B. theoretisch in der Tat selbst das „Tanzen“ zum Sieg beitragen kann, vgl. z.B. [https://archive.org/stream/sacreddancestudy00oestuoft#page/158/mode/2up Oesterley 1923, S. 158f]). Der damit geschilderte Sachverhalt - der nämlich, dass die „Getreuen“ mit dem Schwert ein Strafgericht an den Völkern und Nationen verüben würden -, wäre jedoch so singulär in der Bibel, dass etwa Leuenberger 2010 bis ins Henoch-Buch hinein suchen muss, um Parallelen für diesen hier vermeintlich geschilderten Sachverhalt zu finden. Sonst ist das die Aufgabe JHWHs; auch {{hebr}}נְקָמָה{{hebr ende}} ''Rache'' ist etwas, das in der Bibel typischerweise JHWH, dem „Gott der Rache“ ([[Psalm 94#s1 |Ps 94,1]]) zugeordnet wird; vgl. [[Numeri 31#s3 |Num 31,3]]; [[Richter 11#s36 |Ri 11,36]]; [[1Samuel 4#s8 |1Sam 4,8]]; [[2Samuel 22#s48 |2Sam 22,48]]; [[Psalm 18#s48 |Ps 18,48]]; [[Psalm 79#s10 |79,10]]; [[Jeremia 11#s20 |Jer 11,20]]; [[Jeremia 20#s12 |20,12]]; [[Jeremia 46#s10 |46,10]]; [[Jeremia 50#s15 |50,15]].[[Jeremia 50#s28 |28]]; [[Jeremia 51#s11 |51,11]].[[Jeremia 51#s36 |36]]; [[Ezechiel 25#s14 |Ez 25,14]].[[Ezechiel 25#s17 |17]] (vgl. ähnlich Allen 1983).<br />Sinnvoller daher: Der Inf. cstr. im Hebräischen ist apersonal, weshalb man sich den Aktanten der mit Inf. cstr. bezeichneten Handlung je aus dem Kontext erschließen muss. Für gewöhnlich führt er das Subjekt des vorangehenden finiten Verbs fort, kann aber ebenso gut Subjektwechsel einführen; s. z.B. [[Richter 3#s4 |Ri 3,4]]: „Und sie [=die anderen Länder] waren ''zum Versuchen'' Israel durch sie, ''zum Wissen'' ob sie die Gebote halten würden.“=„'''Die Nationen''' waren dazu da, ''damit'' '''''er''''' Israel durch sie ''versuchen könne'', ''damit'' '''''er''''' ''wüsste'', ob sie die Gebote halten würden.“; [[1König 3#s9 |1Kön 3,9]]: „So gib deinem Sklaven ein hörendes Herz ''zum Richten'' dein Volk, ''zum Unterscheiden'' von Gut und Böse...“=„'''Gib [du]''' deinem Sklaven ein hörendes Herz, ''damit'' '''''er''''' dein Volk ''richten könne'' und ''damit'' '''''er''''' ''unterscheiden könne'' zwischen Gut und Böse...“ u.ö. Einen solchen Subjektwechsel sollte man wohl auch hier annehmen (vgl. ebenso Allen 1983): Die im Psalm Angesprochenen sollen das in Vv. 5-6 genannte nicht tun, damit ''sie'' Rache und Züchtigung üben, Könige und Adelige binden und ein Gericht halten können - sondern damit JHWH das tut. Ps 149 verdichtet dann das in der Bibel häufige Motiv des JHWH-Kriegs (eindrückliche Beispiele z.B. in [[Psalm 47#s3 |Ps 47,3-4]]; [[Jesaja 54#s5 |Jes 54,5b.14]]), das auch Hossfeld/Zenger 2008 im Psalm verdichtet sehen:
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<blockquote>„Die [...] Kriegsmetaphorik des Psalms muss vom Konzept des sog. Heiligen Krieges bzw. des JHWH-Krieges verstanden werden. In diesem ist entscheidend, dass JHWH ''allein'' den Sieg herbeiführt, während Israel als bewaffnete Formation nur zuschauen soll (vgl. Ex 14,13f.) bzw. das Kriegsgeschrei ertönen lässt (vgl. Ri 6,21f.). In der Spätzeit des Alten Testaments genügt es, wie 2Chr 20,15-24 zeigt, dass das Volk sogar „nur“ Psalmen singt, damit die Feinde vernichtet werden. Dieses „Kriegsmodell“ ist offensichtlich in Ps 149 vorausgesetzt, wenn die Getreuen JHWHs mit dem Schwert in der Hand die Jubellieder auf JHWH singen sollen, um so das Strafgericht über die Feinde auszulösen.“</blockquote>
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Übersetze daher je: „auf das er X tue“.</ref> an den Völkern (Nationen),
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_ und Strafgericht (Züchtigung)<ref>Hossfeld/Zenger 2008, S. 868 bestimmen {{hebr}}תּוֹכֵחָה{{hebr ende}} als einen „Begriff aus der Erziehung“ wie er in der Tat v.a. im Buch der Sprichwörter verwendet wird („Zurechtweisung“ + „Züchtigung“, vgl. [[Sprichwörter 1#s23 |Spr 1,23.25.30]]; [[Sprichwörter 3#s11 |3,11]]; [[Sprichwörter 5#s12 |5,12]]; [[Sprichwörter 6#s23 |6,23]]; [[Sprichwörter 10#s17 |10,17]]; [[Sprichwörter 12#s1 |12,1]]; [[Sprichwörter 13#s18 |13,18]]; [[Sprichwörter 15#s5 |15,5.10.31f]]; [[Sprichwörter 27#s5 |27,5]]; [[Sprichwörter 29#s1 |29,1.15]]). Andere Stellen zeigen aber deutlich, dass das Wort ebenso gut auch für ein „strafendes Urteil“ und das „Strafgericht“ stehen kann (vgl. [[Ijob 13#s6 |Ijob 13,6]]; [[Ijob 23#s4 |23,4]] (wohl nicht „Verteidigungsrede“ oder „Beweis“; der Begriff bezeichnet Ijob's Anmaßung: nun rechtet er mit Gott)), das selbst zum Tod führen kann (vgl. [[Ps 39#s12 |Ps 39,12]]; [[Ezechiel 25#s17 |Ez 25,17]] (wie hier || {{hebr}}נְקָמָה{{hebr ende}} ''Rache''); [[Hosea 5#s9 |Hos 5,9]]). Das ist sehr sicher auch in diesem Kontext seine Bedeutung.</ref> an den Nationen (Völkern);
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{{S|8}} auf dass er binde (zum Binden)<ref name="Infinitiv" /> ihre Könige (Herrscher) mit Fesseln (Handschellen),
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_ und ihre Fürsten (Adeligen, Edlen, Beamten) mit eisernen Ketten (Fußketten);
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{{S|9}} auf dass er Gericht halte (spreche, zum Gericht-Halten, zum Halten von geschriebenen Recht)<ref>Übersetzungsalternativen nach Hossfeld/Zenger 2008, S. 857.</ref><ref name="Infinitiv" /> wie geschrieben [steht]<ref>W.: „um an ihnen zu vollziehen geschriebenes Recht“; „wie geschrieben steht“ ist die Standard-Übersetzung. Der Sinn dieser Phrase ist unklar; vermutlich ist sie entsprechend der Wendung {{hebr}}כַּכָּתוּב{{hebr ende}} („wie geschrieben steht“) zu verstehen - einer Hinweisformel, mit der man sich in der Bibel standardmäßig auf bereits existente, normative Stellen aus der heiligen Schrift bezieht (vgl. Donner 1994, S. 234); hier also vermutlich sinngemäß: „wie prophezeit wurde“, „gemäß der Prophezeiungen“.</ref>.<br />
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_ Er (Das)<ref name="Alternativdeutung">Drei mögliche Deutungen lässt dieser Vers zu.<br />
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# Die Mehrheitsdeutung: All das zuvor geschilderte, von den „Getreuen“ erreichte, bringt ihnen oder ist ihre Ehre/Ruhm; Übersetzung: „Das bringt seinen Getreuen Ruhm.“ o.Ä.; vgl. z.B. Gerstenberger 2001, S. 455. - Das Problematische an dieser Deutung ist, dass damit gerade in einer Doxologie Gottes ein Motiv, das öfter im Zhg. mit Gott verwendet wird (vgl. z.B. [[Jesaja 2#s10 |Jes 2,10.19.21]]; s. auch THAT I, S.471f.) hier sogar mit dem selben Vokabular auf seine „Getreuen“ übertragen würde. Vorzuziehen ist daher:<br />
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# „Er (=JHWH) ist ihr Mächtiger“; V. 9b greift dann noch einmal den Gedanken aus V.5a auf: JHWH ist der Mächtige seiner Getreuen. Ähnlich z.B. Bernfeld; B-R; Hossfeld/Zenger 2008, S. 855; RVmg; TUR; Zunz; Zenger 1987, S. 53.
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# „Er (=JHWH) ist ihre Herrlichkeit“ i.S.v. „JHWH ist herrlich und an dieser Herrlichkeit haben auch seine Getreuen teil“; vgl. die (sehr freie) Übersetzung der BB: „So zeigt sich sein Glanz in der Welt. / Alle seine Frommen haben daran teil.“ Dieses Verständnis - dass an der Herrlichkeit JHWH auch die Menschen teilhaben - ist in der Bibel recht häufig, vgl. [[Psalm 21#s6 |Ps 21,6]]; [[Psalm 45#s4 |45,4f]]; [[Sprichwörter 14#s28 |Spr 14,28]]; [[Klagelieder 1#s6 |Klg 1,6]]; [[Ezechiel 16#s14 |Ez 16,14]]; [[Micha 2#s9 |Mi 2,9]]; dazu und ''ad loc.'' auch THAT I, S. 472.<br />V. 9 wäre so die Wiederholung gleichzeitig der Verse 4b und 5a, was gut zur Struktur des Psalmes passt. Noch besser klänge es mit Vers 4b zusammen, wenn man auch dort (s. [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Psalm_149#note_k FN k]) ein double duty-Suffix läße: Mit ''seinem'' Sieg verherrlicht JHWH (auch) seine Getreuen.
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Vorzuziehen ist hier aber wohl wg. dem Kontext (s. Vv. 7-9) Variante 2.</ref> ist (bringt)<ref name="Alternativdeutung" /> Ehre (Herrlichkeit, Pracht, Ruhm, der Mächtige) seinen (für seine, seiner)<ref name="Alternativdeutung" /> Getreuen (Frommen).</poem>
  
: '''Jauchzen''' sollen die Getreuen '''in ihrer ''kabod''''',
 
:: '''jubeln''' sollen sie '''in ihren [Lagern?]''',
 
:: '''Loblieder''' auf Gott seien '''in ihrem Mund''',
 
:: ''ein zweischneidiges Schwert'' sei '''in ihrer Hand'''.
 
  
Die Parallelität wird noch deutlicher, wenn man darauf achtet, dass in V. 6b ein Wortspiel versteckt ist: Bei {{hebr}}פִיפִיוֹת{{hebr ende}} „zweischneidig“ nämlich handelt es sich eigentlich um eine alte reduplikative Pluralform von {{hebr}}פֶּה{{hebr ende}} „Mund, Rede, Klang“. Und {{hebr}}חֶרֶב{{hebr ende}} „Schwert“ wird häufig auch metaphorisch für die Zunge verwendet; vgl. Gen 27,40; Ps 57,5; 59,8; Spr 5,4. Beim „zweischneidigen Schwert“ handelt es sich derart gleichzeitig eine „klingende Zunge“ und es wird so, sozusagen „unter der Hand“, zum vierten Glied im Preislied-parallelismus.<br />
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<poem>Halleluja (Preist Jah, Preist JHWH)!</poem>
Was man an diesen derart syntaktisch-strukturell und semantisch parallelen Versen weiterhin feststellen kann, ist, dass in den letzten beiden Versen die mit {{hebr}}בְ{{hebr ende}} bezeichnete „Ortsangabe“ jeweils einen „Teil“ des Menschen bezeichnet: 6a ist das der „Mund“, 6b die „Hand“. Mir ist daher der Vorschlag Königs, den er später in seinem Psalmenkommentar gemacht hat, recht sympathisch: ''kabod'' nämlich deutet er dort nicht mehr wie im oben zitierten Aufsatz als „Herrlichkeit“, sondern als „Seele“ (was in den Lexika gemeinhin als Übersetzungsmöglichkeit gerade in poetischen Texten anerkannt ist) und übersetzt mit „Mögen Fromme aufjauchzen in der [d.h. mit Dahood: ihrer] Seele.“ (König , S. 244f.). Auf diese Weise ergäbe sich - wie gesagt, das rätselhafte „Lager“ einmal außer acht gelassen - die sinnvolle Übersetzung:
 
: „'''Jauchzen''' sollen die Getreuen '''in ihrer Seele''',
 
:: '''jubeln''' sollen sie '''in ihrem''' ?,
 
:: '''Loblieder''' auf Gott seien '''in ihrem Mund''',
 
:: ein zweischneidiges Schwert (eine „'''klingende Zunge'''“) sei '''in ihrer Hand'''.“
 
Es ist dies aber eine so ungewöhnliche Übersetzung, dass ich mich nicht einmal traue, diese Übersetzungsmöglichkeit als sekundäre Variante in den Text der Studienfassung aufzunehmen.</ref> Herrlichkeit (Herrlichen)<ref name="Herrlichkeit" />,
 
: jubeln<ref name="frohlocken" /> sollen sie auf ihren Lagern<ref>Auch über die ominösen „Lager“ ist schon viel Tinte vergossen worden. Hossfeld / Zenger 2008, S. 855 bieten eine Übersicht über die bereits vertretenen Interpretationen dieser „Lager“. Die „Lager“ könnten bezeichnen:<br />
 
* Privat-Ruhelager; sie stünden dann für den Ort, an dem man seinen intimsten Gefühlen Ausdruck gibt (so z.B. Dahood 1970, S. 357; Gerstenberger 2001, S. 455; Waltner 2006, S. 711)
 
* Ruhelager von Kriegern (die sich des Nachts von ihrem Kampf erholen) (so z.B. Nötscher 1953, S. 291; auch BasisBibel („Feldbetten“))
 
* Gebetsteppiche oder den „Ort, wo man sich niederwirft“ (so z.B. Deissler 1989, S. 569; Zenger 1987, S. 53)
 
* Gräber (so z.B. Loretz 2002, S. 361 (nach Füglister, dessen Aufsatz mir noch nicht zugänglich war)).
 
Ebenfalls häufig vertreten wurde die Meinung, die „Lager“ stünden schlicht dafür, das etwas bis spät in die Nacht hinein / sehr lange / ohne Unterlass getan würde (so z.B. Alter 2007, S. 513; Ehrlich 1905, S. 78.392; Greswell 1873, S. 299; Hossfeld / Zenger 2008, S. 856; auch BasisBibel; GN; Grünewalder; HfA; NET; NL). Auch Konjekturvorschläge sind öfters gemacht worden (Prinsloo 1997, S. 402 listet sieben verschiedene Vorschläge), die aber sämtlich nicht wirklich überzeugen können (so auch Alter 2007, S. 513).<br />
 
Als überzeugendste Deutung empfinde ich den von Ceresko 1986, S. 186f., der ob der Parallelität von Vv. 1 und 5 davon ausgeht, dass man „in der Gemeinde der Getreuen“ (V. 1) und „auf ihren Lagern“ (V. 5) im Zhg. lesen müsse; beides gemeinsam konstituierte dann einen Merismus mit der ungefähren Bedeutung „öffentlich und privat“.</ref> (-)<ref name="Gedankenstrich">Gerstenberger hat die grammatische Struktur der Verse 5-9 folgendermaßen nachgezeichnet:<br />
 
: „The term „loyal ones“ ([...] v. 5a) is the only grammatical subject for all the lines down to v. 9a. The closing affirmation v. 9b repeats the term („his loyal ones“), making the whole passage a heroic poem dedicated to the ''chasîdîm''. [...] In terms of grammatical structure, v. 5 is an apposition to the subject chasîdîm (v. 5a), expanded into v. 6, and the follwoing three lines (vv. 7-9), all beginning with an infinitive construct prefixed by the particle ''le'' expressing the purpose or mode of an action.“
 
Wenn man es so deutet, wäre es sinnvoll, V. 6 abzuheben mit einem Gedankenstrich o.Ä.</ref>
 
{{S|6}}Loblieder (-preisungen, Rühmungen, Lobeserhebungen)<ref>Primärentscheidung einzig wg. obiger „Musikalität“ des Preises.<br />
 
„Lobeserhebungen“: Streng etymologisch gesehen heißt {{hebr}}רוֹמַם{{hebr ende}} eigtl. „Erhebung“ (Kön S. 436: „''Erhebung'', Rühmen, meton. [...] st. Vermittlung: ''Lobpreis''“). Etymologie hin oder her ist aber „Lobpreis“, „Loblied“ einfach das deutsche funktionale Äquivalent zu {{hebr}}רוֹמַם{{hebr ende}}, so dass man von einer solchen „wörtlichen“ Übersetzung durchaus Abstand nehmen sollte; daher ist dies die letzte Sekundärentscheidung.</ref> Gottes (auf Gott) (sollen sein) in ihrer Kehle (ihrem Mund, singend)
 
: und (gleich einem, (und) das ist)<ref>das ''waw'' wurde auch schon als ''Waw adaequationis'' oder ''Waw explicativum'' gedeutet (vgl. Lexikon / Lemma [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=%D7%95%D6%B0 {{hebr}}וְ{{hebr ende}}]). Unter Anderem haben Hossfeld / Zenger 2008, S. 856 diese Vorschläge verworfen. Zum ''Waw adaequationis'' vgl. bes. Tournay 1985; dagegen z.B. auch Booij 2008, S. 105; bes. aber Vanoni 1991.</ref> ein zweischneidiges Schwert (eine Doppelaxt?<ref>so Kraus 1966, S. 965</ref>) (soll sein) in ihrer Hand (-)<ref name="Gedankenstrich" />
 
{{S|7}} zum Ausüben von Rache (um Rache zu üben, auf dass er Rache übe<ref name="Infinitiv">was wir hier als Primärübersetzung angegeben haben, ist die Standartübersetzung. Die vier Inf. cstr. mit {{hebr}}ל{{hebr ende}}-finalis werden für gewöhnlich so gedeutet, dass die im Psalm Angesprochen das in Vv. 5-6 Genannte tun sollten, damit ''sie'' dann auch Rache und Züchtigung üben, Könige und Adelige binden und ein Gericht vollziehen könnten (vgl. z.B. Gunkel 1903, S. 367: „The third strophe [=Vv. 7-9] continues to picture this conquest of the world by Israel. Hitherto the heathen have oppressed them, now the Jews take vengeance; hitherto the heathen wronged them, now the Jews bring punishment.“). Der damit geschilderte Sachverhalt - der nämlich, dass die Frommen / Getreuen mit dem Schwert ein Strafgericht an den Völkern und Nationen verüben würden -, wäre jedoch gänzlich singulär in der Bibel, weshalb etwa Leuenberger 2010 bis ins Henoch-Buch hinein suchen muss, um Parallelen für diesen hier vermeintlich geschilderten Sachverhalt zu finden. Dagegen keineswegs singulär, sondern ein sehr häufiges Motiv in der Bibel wäre das Motiv des JHWH-Krieges, das auch Hossfeld / Zenger 2008 im Psalm verdichtet sehen:
 
: „Die [...] Kriegsmetaphorik des Psalms muss vom Konzept des sog. Heiligen Krieges bzw. des JHWH-Krieges verstanden werden. In diesem ist entscheidend, dass JHWH ''allein'' den Sieg herbeiführt, während Israel als bewaffnete Formation nur zuschauen soll (vgl. Ex 14,13f.) bzw. das Kriegsgeschrei ertönen lässt (vgl. Ri 6,21f.).  In der Spätzeit des Alten Testaments genügt es, wie 2Chr 20,15-24 zeigt, dass das Volk sogar "nur" Psalmen singt, damit die Feinde vernichtet werden. Dieses „Kriegsmodell“ ist offensichtlich in Ps 149 vorausgesetzt, wenn die Getreuen JHWHs mit dem Schwert in der Hand die Jubellieder auf JHWH singen sollen, um so das Strafgericht über die Feinde auszulösen.“
 
Deutliche Beispiele für diesen Gedanken sind etwa Ps 47,3-4: „Als Höchster wird der Herr gefürchtet, / als großer König auf der ganzen Erde. / Er unterjocht uns Völker / und Nationen legt Er uns zu Füßen [...].“ (Grünewalder); Jes 54,5b.15: „Der Heilige Israels ist dein Befreier; „Gott aller Welt“ heißt er. [... Jahwe spricht:] Wer angreift, wird von Mir vernichtet. Wer mit dir kämpft, fällt deinetwegen.“ (Grünewalder) u.ö.<br />
 
Ps 149 in diese Richtung zu deuten liegt auch deshalb nahe, da das Motiv des JHWH-Krieges auch vergleichsweise häufig in Jes seinen Ausdruck findet; und Bezüge zwischen Jes und Ps 149 sind schon häufiger gesehen worden (vgl. z.B. Deissler 1989, S. 570; ähnlich auch Allen 1983; Booij 2008; Dahood 1970; Hossfeld / Zenger 2008). Zudem fügten sich die Verse, derart übersetzt, deutlich besser in den Kontext des Psalms (einer Doxologie auf ''JHWH'', nicht etwa der tapferen Soldaten Israels).<br />
 
Wäre es dann nicht auch sinnvoll, wenn dieses hier vermutlich verdichtete Konzept sich auch  in Text und Übersetzung ablesen lassen würde? Ich habe deshalb die mit dieser Fußnote „befußnoteten“ Übersetzungsalternativen hinzugefügt, die grammatikalisch auch durchaus möglich sind: Der Infinitivus constructus ist sowohl „a-temporal“ als auch „a-personal“, was so viel heißt, wie „[...] that only the context determines the time/aspect features of the action as well as the subject of the action itself.“ (Arnold / Choi 2003, § 341). Für gewöhnlich führt er Zeit, Aspekt und Subjekt des vorangehenden finiten Verbs fort; in Einzelfällen kann er aber auch beispielsweise Subjektwechsel einführen - vgl. z.B. 1Sam 8,11f. (hierzu auch Beer 1916, §98.7): „[...] Eure Söhne wird '''er''' nehmen und sie seinen Kriegswagen und seiner Reiterei zuteilen, ''auf dass'' '''sie''' vor seinem Wagen her laufen mögen und ''auf dass'' '''er''' sie (wiederum) zu Obersten über Tausend [...] mache(n könne) [...].“ (leicht abgeändert nach SLT 2000) u.ö.</ref>) an den Völkern (Nationen),
 
: [und von] Züchtigung<ref>nicht: „Strafgericht“ o.Ä. - „„Züchtigungen“: Begriff aus der Erziehung [...]“ (Hossfeld / Zenger 2008, S. 868</ref> (Züchtigungen, und um zu züchtigen, auf dass er züchtige<ref name="Infinitiv" />) an den Nationen (Völkern);
 
{{S|8}} zum Binden (auf dass er binde<ref name="Infinitiv" />) ihrer Könige (Herrscher) mit Fesseln (Handschellen)<ref name="Handschellen">Einige Kommentatoren und Übersetzungen möchten die beiden Fessel-Termini durchaus spezifischer als oben vorgeschlagen übersetzen, z.B. mit (1) „Handschellen“ und (2) „Fußketten“ (vgl. z.B. Alter 2007, S. 513; Gunkel 1911, S. 276). Und in der Tat listen etwa König 1922 und Ges<sup>18</sup> neben „Fesseln“ auch „Fußeisen“ für {{hebr}}כֶבֶל{{hebr ende}}; allerdings gibt es, soweit ich das sehe, für die spezifische Bedeutung „''Fuß''-ketten“ nicht mehr Anhaltspunkte als den, dass in Ps 105,18 einmal auch Füße mit diesen Fesseln gefesselt werden. {{hebr}}כֶבֶל{{hebr ende}} bedeutet „Fesseln, Ketten“; mehr ist nicht wirklich sicher.</ref>,
 
: und ihrer Fürsten (Adeligen<ref>so sehr schön Schmidt 1934, S. 256)</ref>, Edlen, Beamten) mit eisernen Ketten (Fußketten)<ref name="Handschellen" />;
 
{{S|9}} zum Gericht-Halten (zum Recht-Sprechen, um Gericht zu halten, um Recht zu sprechen, zum Halten von geschriebenen Recht)<ref>Übersetzungsalternativen nach Hossfeld / Zenger 2008, S. 857.</ref> (auf dass er Recht spreche<ref name="Infinitiv" />) wie geschrieben [steht]<ref>wörtlich: „um an ihnen zu vollziehen geschriebenes Recht“; „wie geschrieben steht“ ist aber die Standart-Übersetzung. Worauf genau das „wie geschrieben steht“ sich bezieht, darüber ist schon sehr viel spekuliert worden. Allerdings ist mir noch keine Auslegung begegnet, die qualitativ wirklich über Spekulationen hinausgehen würde. Am wahrscheinlichsten scheint mir, dass es entsprechend der Wendung {{hebr}}כַּכָּתוּב{{hebr ende}} („wie geschrieben steht“) zu verstehen ist - einer Hinweisformel, mit der man sich in der Bibel standartmäßig auf bereits existente, normative Stellen aus der heiligen Schrift bezieht (vgl. Donner 1994, S. 234).</ref>.<br />
 
: Er (Das<ref name="Alternativdeutung">Drei mögliche Deutungen lässt dieser Vers zu.<br />
 
(1) - die Mehrheitsdeutung: All das zuvor geschilderte, von den „Frommen“ erreichte, bringt ihnen oder ist ihre Ehre / Ruhm (Ruhm nach BDB u. Zorell); Übersetzung: „Das bringt seinen Frommen Ruhm.“ o.Ä.; vgl. z.B. Gerstenberger 2001, S. 455: „All the heroic accomplishments of the ''chasîdîm'' are considered their „glory“ [...].“ Das Problematische an dieser Deutung ist, dass damit gerade in einer Doxologie Gottes ein Motiv, das öfter im Zhg. mit Gott verwendet wird (vgl. z.B. Jes 2,10.19.21; s. auch THAT I:471f.) hier sogar mit dem selben Vokabular auf seine „Frommen“ übertragen würde. Vorzuziehen ist daher:<br />
 
(2) Gesetzt, dass man Deutung von {{hebr}}כָבוֹד{{hebr ende}} als Appellativ für Gott akzeptiert, lässt sich auch die Bedeutung dieses Verses lesen i.S.v. „JHWH ist ihre Herrlichkeit“; V. 9b drückte dann einen ähnlichen Gedanken wie V.5a aus. So z.B. Bernfeld; Buber; RVmg; Tur-Sinai; Zunz und neuerdings wieder Zenger 1987, S. 53 und Hossfeld / Zenger 2008, S. 855.<br />
 
(3) Diese Deutung erscheint mir am sinnvollsten, sie ist aber gleichzeitig die am seltensten Vertretene. Ehrlich 1905, S. 392, verstand die hier erwähnte „Verherrlichung“ nicht als Zustand („Dies / er ''ist''“), sondern dynamisch: „Etwas ist Pracht, ist=es bedeutet Pracht, das heisst, es bringt solche ein.“ Auch Gunkel verstand die Verherrlichung als ''Widerfahrnis'' und übersetzt: „so werden all seine Frommen verherrlicht.“, und die BasisBibel übersetzt sehr frei: „So zeigt sich sein Glanz in der Welt. / Alle seine Frommen haben daran teil.“ Dieses Verständnis scheint mir das Richtige zu sein; es ist sehr gut möglich, dass hier ein häufigeres Motiv der Bibel seinen Ausdruck findet: „Er ist die Herrlichkeit seiner Frommen“ müsste verstanden werden i.S.v. „An Jahwes Herrlichkeit [ebenso wie an seinem Sieg, s.o.] haben seine Erwählten Anteil, Israels König (Ps 21,6; 45,4.5; Spr 14,28), die Frommen (Ps 149,9; vgl. Mi 2,9), Jerusalem (Ez 16,14) und der Zion (Klgl 1,6).“ (THAT I:472).<br />
 
Nicht zunächst die „Frommen“ JHWH’s sind hier „prächtig, herrlich, voll der Ehre“ - diese Aussage machte gar keinen Sinn in einer Doxologie auf JHWH. Sondern JHWH ist es, und vermittels JHWH auch seine Frommen. Diese Lesart macht auch den Zusammenhang zwischen einer ''zukünftigen'' Aussicht auf Heil und Rettung und der damit begründeten ''aktuellen'' Doxologie auf JHWH klar: Die Aussichten sind gerade deshalb schon jetzt sicher und darum schon jetzt preiswürdig, weil die Aussicht auf Herrlichkeit und Sieg zunächst die Aussichten ''JHWHs'' sind, und erst vermittels dieser seiner Aussichten auch die seiner Getreuen, auf die diese seine Ehre und Herrlichkeit abstrahlt. V. 9 wäre so die Wiederholung gleichzeitig der Verse 4b und 5a, was gut zur Struktur des Psalmes passt. Und es klänge hervorragend zusammen mit Vers 4b, wenn man auch dort (s.o.) ein double duty-Suffix läße: Mit ''seinem'' Sieg verherrlicht JHWH (auch) seine Frommen.</ref>) ist (bringt)<ref name="Alternativdeutung" /> Ehre (Herrlichkeit, Pracht, Ruhm) seinen (für seine, seiner)<ref name="Alternativdeutung" /> Getreuen (Frommen).
 
: Halleluja (Preist Jah, Preist JHWH)!
 
  
  

Aktuelle Version vom 3. Juni 2016, 15:42 Uhr

Syntax OK

SF zuverlässig.png
Status: Zuverlässige Studienfassung – Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die Übersetzungskriterien und wurde mit einigen Standards der Qualitätssicherung abgesichert. Verbesserungen sind noch zu erwarten.
LF ungeprüft.png
Status: Lesefassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett und kann weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.

Lesefassung (Psalm 149)

1Halleluja!


Singt ⸂unserm Herrn⸃ ein neues Lied,
Ja, singt sein Lob in der Gemeinde der Getreuen!
2 Israel soll sich über seinen Schöpfer freuen,
Jerusalem soll über seinen König jauchzen!
3Mit Tänzen sollen sie Ihn preisen,
Und Ihm mit Tamburin und Zither spielen.
4Oh, Wohlgefallen hat ⸂der Herr⸃ an seinem Volk,
Mit Sieg schmückt Er die Unterdrückten!


5 Jubilieren sollen die Getreuen über ihren mächt'gen Gott,
Ja, jubeln sollen sie auf ihren Lagern,
6Gotteslob soll sein in ihrem Mund,
Ein scharfes Schwert in ihrer Hand,
7 Damit er Rache an den Völkern nimmt,
Damit er die Nationen straft,
8Damit er ihre Herrscher bindet
Und ihre Adeligen kettet,
9Damit er Recht spricht, wie geschrieben steht -
Er ist der Mächtige seiner Getreuen!


Halleluja!

Anmerkungen

Studienfassung (Psalm 149)

1Halleluja (Preist Jah, Preist JHWH)!


Singt JHWH ein neues Lied,a
[singt]b seinen Lob(-preis, Ruhm) in der Gemeinde (Truppe)c der Getreuen (Frommen, Heiligen?)c
2Israel soll sich seines Schöpfersd freuen,
ob ihres Königs sollen Zion’s Söhne (Kinder) frohlocken(jubeln, jauchzen).
3Sie sollen seinen Namen (ihn)e preisen mit (imf) Tanz (Reigen, Isisklapper?g),
mit Tamburin und Zither sollen sie ihm spielen,
4 Denn (Ja!, damit?)h JHWH hat Wohlgefallen an seinem Volk,
die (seine)i Unterdrückten (Gebeugten, Niedrigen, Demütigen, Armen, Hilflosen, Duldern) schmückt (verherrlicht, krönt?)j er mit ([seinem])k Sieg (Heil, Rettung).


5Jauchzen sollen die Getreuen (Frommen, Heiligen (?))c ob [ihrer]l Herrlichkeit (Herrlichen, Mächtigen)l,
jubeln sollen sie auf ihren Lagernm,(-)n
6 Loblieder (-preisungen, Rühmungen) Gottes (auf Gott) [sollen sein]n in ihrer Kehle (ihrem Mund, singend)
Und (gleich einem, (und) das ist)o ein zweischneidiges (scharfes) Schwert [soll sein]n in ihrer Hand,(-)n
7 auf dass er Rache übe (zum Ausüben von Rache)p an den Völkern (Nationen),
und Strafgericht (Züchtigung)q an den Nationen (Völkern);
8 auf dass er binde (zum Binden)p ihre Könige (Herrscher) mit Fesseln (Handschellen),
und ihre Fürsten (Adeligen, Edlen, Beamten) mit eisernen Ketten (Fußketten);
9 auf dass er Gericht halte (spreche, zum Gericht-Halten, zum Halten von geschriebenen Recht)rp wie geschrieben [steht]s.

Er (Das)t ist (bringt)t Ehre (Herrlichkeit, Pracht, Ruhm, der Mächtige) seinen (für seine, seiner)t Getreuen (Frommen).


Halleluja (Preist Jah, Preist JHWH)!


Anmerkungen

aidiom. Ausdruck; vgl. z.B. auch Ps 33,3; 40,3; 96,1; 98,1; 144,9; Jes 42,10.
  1. In Psalmenkommentaren wird es üblicherweise dahingehend verstanden, dass Jahwe etwas „Neues“ getan habe und daher nun auch ein „neues Lied“ erforderlich würde (so z.B. Gunkel 1911, S. 277; Hossfeld/Zenger 2008, S. 861; Waltner 2006, S. 709; Zenger 1987, S. 53. So auch Midrasch Tehillim: „Der Heilige, geb. sei er! sprach: So wie ich alle neuen Dinge geschaffen habe, so möget auch ihr mir ein neues Lied anstimmen, wie es heisst: Singet dem Ewigen ein neues Lied.“ (Übers. Wünsche 1893, S. 250)).
  2. Anders Terrien, der entsprechend der üblichen Deutung des Psalms als „eschatologischen Hymnus“ auch den Ausdruck „ein neues Lied“ dahingehend versteht, dass er von der Zukunft handle (vgl. Terrien 2003, S. 924; ähnlich auch Tomes 2007, S. 247).
  3. Wieder anders und wohl am sinnvollsten Gerstenberger 2001, S. 452, der den Ausdruck bezieht auf „a characteristic kind of hymnic presentation“, was sich allein schon deshalb nahelegt, weil der Ausdruck „ein neues Lied singen“ überdurchschnittlich häufig, nämlich in vier der obigen sechs Stellen (Ps 33,3; 98,1; 144,9; 149,3), im Zhg. mit expliziten Anweisungen zum musikalischen Vortrag steht (vgl. Tomes 2007, S. 238f.). (Zurück zu v.1)
bתְהִלָתוֹ gelesen als zweites Objekt von שִירוּ; so schon Ewald; vgl. auch Ehrlich 1905, S. 391; Gerstenberger 2001, S. 452. Eine Ergänzung von „erschalle“ o.Ä. (so ; Herder; Kraus 1961b, S. 965; Nötscher 1959, S. 290) ist ganz unnötig. (Zurück zu v.1)
cvgl. Hossfeld/Zenger 2008, S. 855: „Das Wort קהל „Versammlung“ hat von seiner Verwendung her sowohl militärische (der Heerbann, das Aufgebot) wie kultische (Gemeinde) Konnotationen.“; daher der sekundäre Übersetzungsvorschlag „Truppe“.
Entsprechend wird dann auch das Chasidim (i.d.R.: „fromm“, auch: „loyal“) mit einem „militärischeren“ Begriff übertragen; meist eben „Getreue“ (so NeÜ, SLT, ZÜR, Deissler 1989, Hossfeld/Zenger 2008, Zenger 1987), obwohl es auch von diesen dann i.d.R. als Ausdruck für die versammelte Kultusgemeinde verstanden wird. LUT84, TAF und Goulder 1998 haben „Heilige“, warum auch immer. (zu v.1 / zu v.5)
dPlural im Hebräischen; vermutl. pluralis majestatis (vgl. Dahood 1970, S. 356; Hossfeld/Zenger 2008, S. 855; Kraus 1961b, S. 965; ähnlich auch schon Paulus 1815, S. 594). Allerdings gibt es auch Exegeten, die die Existenz eines Hoheitsplural im Hebräischen ganz grundsätzlich anzweifeln. (Zurück zu v.2)
eDer „Name Gottes“ steht in der Bibel fast stets metonymisch für Gott selbst; man bezeichnet damit „Gott im Menschenmund“. Übersetze daher: „Sie sollen ihn preisen“. (Zurück zu v.3)
fhäufig wiedergegeben als beth locale - „im Tanz“. Allerdings ist das direkt darauf folgende בְתׁף וְכִנוֹר, ebenfalls mit der Präposition Beth, zu auffällig, als dass es hier je unterschiedlich gelesen und übersetzt werden dürfte. „Der Reigen war, wie die Musik dazu, Gottesdienst und gehörte somit zum Lobe JHVHes.“ (Ehrlich 1905, S. 392) Noch signifikanter ist es, wenn man die nächste Fußnote miteinbezieht. (Zurück zu v.3)
gzu מָחוֹל als Bezeichnung für ein Instrument vgl. Greswell 1873, S. 267 („Pfeife“); TUR („Schalmei“); Zorell 1928, S. 259f („Isisklapper“) nach Syr („Zimbeln“); vgl. v.a. noch Ps 150,4. Vom Parallelismus her liegt das an beiden Stellen tatsächlich auch nah, aber s. Ps 30,12 (*„Du hast mein Klagen in Isisklappern verwandelt“); Klg 5,15 (*„Unsere Isisklappern haben sich in Klagen verwandelt“). (Zurück zu v.3)
hDas כִי ließe sich lesen
  1. als kausales כִי: „denn“; V. 4 wäre dann eine „gattungstypische hymnische Begründung“, mit der der Grund für eine Doxologie angegeben wird (so etwa Hossfeld/Zenger 2008, S. 864; Kraus 1961b, S. 965 u.ö.) - allerdings dient die Formel „X preist Y, denn“ eigentlich standardmäßig als Dankesformel (=„X dankt Y für X“), nicht zur Begründung einer Doxologie (vgl. z.B. Lande 1949, S. 106f.).
  2. Besser ist daher als emphatisches כִי zu deuten, das hier gattungstypisch die „hymnischen Affirmation“ einleitet (vgl. Gerstenberger 2001, S. 454; ein gutes Beispiel findet sich in Ps 135,14): „Ja!“, „Oh“; im Deutschen dann aber besser auszusparen.
  3. Unter Umständen wäre außerdem möglich, das כִי hier final zu lesen. Diese Verwendung von כִי ist unsicher; vgl. aber HALOT zu 1Chr 21,18 (dagegen aber z.B. Schoors 1981, S. 255); dann auch Ps 17,6 (R-S: „So rufe ich zu Dir, daß Du mich, Gott, erhörest! / Neige Dein Ohr zu mir! Auf meine Rede höre“); 25,15 (SLT51: „Meine Augen sind stets auf den Herrn gerichtet, daß er meinen Fuß aus dem Netz ziehe.“); 86,7 (R-S: „In meiner Notzeit rufe ich zu Dir, daß Du mich hörest.“) u.ö.; so wohl auch das protosemitische Etymon k-; vgl. seine Kognate (-> Etymologie) im Altsüdarabischen und Ugaritischen; s. z.B. das arabische Ag. XIV 41,22: „ich rufe euch, damit ihr antwortet.“ (Üs.: Reckendorf §277).
    Bes. im Zhg. mit der Deutung in FN p machte das Sinn, da so beide Teile des Psalms makellos parallel laufen würden. (Zurück zu v.4)
ievt. seine als double duty-Suffix (->Brachylogie) aus Sticho a zu ergänzen; so Ceresko 1986, S. 180. Im Fokus steht in diesem Sticho aber wohl v.a. der Gegensatz, dass Gott gerade den „Gebeugten, Unterdrückten“ den Sieg verleiht - und nicht, dass er ihn seinen Unterdrückten verleiht. (Zurück zu v.4)
j„Krönen“ nach , HER, MEN, NL, Christensen 2005.149; Gunkel 1911; Kraus 1961b; Terrien 2003; ähnlich H-R + Schmidt 1934: „kränzen“. Dieses „Krönen“/„Kränzen“ kommt wohl von der Zusammenlesung von פאר II und פְאֵר, was aber zweifelhaft ist (vgl. z.B. Ges18, S. 1035). (Zurück zu v.4)
k[seinem] evt. als double duty-Suffix (-> Brachylogie) von בְעַמוֹ zu ergänzen; vgl. FN t. (Zurück zu v.4)
lW. auf den ersten Blick: „Die Getreuen sollen über Herrlichkeit jauchzen“. Was dann mit dieser „Herrlichkeit“ gemeint ist, ist unklar. Besser daher: Ergänze [ihre] als double duty-Suffix (-> Brachylogie) aus מִשְכְבוֹתָם (so Dahood 1970, S. 356); „Herrlichkeit“ ist hier (wie oft) ein Appelativ für JHWH (vgl. ebd; auch Boehmer 1903; Ceresko 1986; Taylor 1903; Zerr 1979); hier vermutlich (wg. dem Kontext; s. Vv. 7-9) in der Bedeutung „Macht“ (vgl. FN k zu Ps 3,4; Brettler 1993, S. 140). Übersetze also statt „Herrlichkeit“ besser „ihren Mächtigen“.
Alternativ - aber wesentlich unwahrscheinlicher - ließe sich dieses Suffix auch textkritisch im hebräischen Text ergänzen (so Gunkel 1911, S. 338) oder das Jod des auf כָבוֹד folgenden יְרַנְנוּ als Haplographie der Abkürzung 'י für den Gottesnamen JHWH lesen, also „die Herrlichkeit JHWHs“ (so König 1903, S. 383; wohl auch Christensen 2005.149, S. 1). (zu v.5)
mDie „Lager“ sind mysteriös. Am überzeugensten ist die Deutung von Ceresko 1986, S. 186f.: Wg. der Parallelität von Vv. 1.5 sind die „Lager“ mit der „Gemeinde der Getreuen“ in V. 1 zu vergleichen; beides gemeinsam konstituiert dann einen Merismus mit der ungefähren Bedeutung „öffentlich und privat“. Alternativ wurde vorgeschlagen, die Lager stünden hier für
  • „Privat-Ruhelager“; d.h. für den Ort, an dem man seinen intimsten Gefühlen Ausdruck gibt (so z.B. Dahood 1970; Gerstenberger 2001; Waltner 2006)
  • „Ruhelager von Kriegern“ (die sich des Nachts von ihrem Kampf erholen) (so z.B. Nötscher 1959; auch BB („Feldbetten“))
  • „Gebetsteppiche“ bzw. allgemein „Ort, wo man sich niederwirft/liegt“ (so z.B. Allen 1983; Deissler 1989; Zenger 1987)
  • „Gräber“ (so z.B. Füglister 1987; Loretz 2002, S. 361).
  • Ebenfalls häufig vertreten wurde die Meinung, die „Lager“ stünden schlicht dafür, das etwas bis spät in die Nacht hinein / sehr lange / ohne Unterlass getan würde (so z.B. Alter 2007; Ehrlich 1905; Hossfeld/Zenger 2008; auch BB; GN; R-S; HfA; NET; NL). (Zurück zu v.5)
  • nV. 6 ist entweder (a) eine Explikation zu V. 5 („Jubeln sollen sie auf ihren Lagern - Loblieder auf Gott in ihrem Mund und ein zweischneidiges Schwert in ihrer Hand - ...“, d.h. „Sie sollen auf ihren Lagern jubeln und dabei Loblieder auf Gott in ihrem Mund und ein zweischneidiges Schwert in ihrer Hand haben“) oder steht (b) als verbloser Satz auf gleicher Ebene mit V. 5; ergänze dann je eine jussive Kopula in Vv. 6a.b. (b) ist vorzuziehen, denn wahrscheinlich sind die „Lager“ - gesetzt, man interpretiert nicht als „Feldbetten“ - ein eher untypischer Ort, um dort ein Schwert zu schwingen. (Zurück zu v.5 / zu v.6)
    oDas ו ließe sich auch lesen als Waw adaequationis (z.B. BB, Zenger 1987) oder Waw explicativum (z.B. Tournay 1985; dagegen aber Booij 2008, S. 105; Vanoni 1991). Beides würde bedeuten, dass hier nicht tatsächlich von einem zweischneidigen Schwert die Rede ist, sondern dass die „Loblieder in ihrem Mund“ nur mit einem zweischneidigen Schwert verglichen werden. Theoretisch wäre das möglich; beides sind aber starke Minderheitenmeinungen. (Zurück zu v.6)
    pIn Vv. 7-9 folgen aufeinander drei mit ל+Inf. cstr. konstruierte Zweckangaben, die stets übersetzt werden als „zum x-en“: V. 7ab: Zum Ausüben von Rache und Züchtigung; Vv. 8ab: Zum Binden; V. 9a: Zum Gericht-Halten. Gedeutet werden sie dann so, dass die im Psalm Angesprochen das in Vv. 5-6 Genannte tun sollten, damit sie dann auch Rache und Züchtigung üben, Könige und Adelige binden und ein Gericht halten könnten (dazu, wie z.B. theoretisch in der Tat selbst das „Tanzen“ zum Sieg beitragen kann, vgl. z.B. Oesterley 1923, S. 158f). Der damit geschilderte Sachverhalt - der nämlich, dass die „Getreuen“ mit dem Schwert ein Strafgericht an den Völkern und Nationen verüben würden -, wäre jedoch so singulär in der Bibel, dass etwa Leuenberger 2010 bis ins Henoch-Buch hinein suchen muss, um Parallelen für diesen hier vermeintlich geschilderten Sachverhalt zu finden. Sonst ist das die Aufgabe JHWHs; auch נְקָמָה Rache ist etwas, das in der Bibel typischerweise JHWH, dem „Gott der Rache“ (Ps 94,1) zugeordnet wird; vgl. Num 31,3; Ri 11,36; 1Sam 4,8; 2Sam 22,48; Ps 18,48; 79,10; Jer 11,20; 20,12; 46,10; 50,15.28; 51,11.36; Ez 25,14.17 (vgl. ähnlich Allen 1983).
    Sinnvoller daher: Der Inf. cstr. im Hebräischen ist apersonal, weshalb man sich den Aktanten der mit Inf. cstr. bezeichneten Handlung je aus dem Kontext erschließen muss. Für gewöhnlich führt er das Subjekt des vorangehenden finiten Verbs fort, kann aber ebenso gut Subjektwechsel einführen; s. z.B. Ri 3,4: „Und sie [=die anderen Länder] waren zum Versuchen Israel durch sie, zum Wissen ob sie die Gebote halten würden.“=„Die Nationen waren dazu da, damit er Israel durch sie versuchen könne, damit er wüsste, ob sie die Gebote halten würden.“; 1Kön 3,9: „So gib deinem Sklaven ein hörendes Herz zum Richten dein Volk, zum Unterscheiden von Gut und Böse...“=„Gib [du] deinem Sklaven ein hörendes Herz, damit er dein Volk richten könne und damit er unterscheiden könne zwischen Gut und Böse...“ u.ö. Einen solchen Subjektwechsel sollte man wohl auch hier annehmen (vgl. ebenso Allen 1983): Die im Psalm Angesprochenen sollen das in Vv. 5-6 genannte nicht tun, damit sie Rache und Züchtigung üben, Könige und Adelige binden und ein Gericht halten können - sondern damit JHWH das tut. Ps 149 verdichtet dann das in der Bibel häufige Motiv des JHWH-Kriegs (eindrückliche Beispiele z.B. in Ps 47,3-4; Jes 54,5b.14), das auch Hossfeld/Zenger 2008 im Psalm verdichtet sehen:

    „Die [...] Kriegsmetaphorik des Psalms muss vom Konzept des sog. Heiligen Krieges bzw. des JHWH-Krieges verstanden werden. In diesem ist entscheidend, dass JHWH allein den Sieg herbeiführt, während Israel als bewaffnete Formation nur zuschauen soll (vgl. Ex 14,13f.) bzw. das Kriegsgeschrei ertönen lässt (vgl. Ri 6,21f.). In der Spätzeit des Alten Testaments genügt es, wie 2Chr 20,15-24 zeigt, dass das Volk sogar „nur“ Psalmen singt, damit die Feinde vernichtet werden. Dieses „Kriegsmodell“ ist offensichtlich in Ps 149 vorausgesetzt, wenn die Getreuen JHWHs mit dem Schwert in der Hand die Jubellieder auf JHWH singen sollen, um so das Strafgericht über die Feinde auszulösen.“

    Übersetze daher je: „auf das er X tue“. (Zurück zu v.7 / zu v.8 / zu v.9)
    qHossfeld/Zenger 2008, S. 868 bestimmen תּוֹכֵחָה als einen „Begriff aus der Erziehung“ wie er in der Tat v.a. im Buch der Sprichwörter verwendet wird („Zurechtweisung“ + „Züchtigung“, vgl. Spr 1,23.25.30; 3,11; 5,12; 6,23; 10,17; 12,1; 13,18; 15,5.10.31f; 27,5; 29,1.15). Andere Stellen zeigen aber deutlich, dass das Wort ebenso gut auch für ein „strafendes Urteil“ und das „Strafgericht“ stehen kann (vgl. Ijob 13,6; 23,4 (wohl nicht „Verteidigungsrede“ oder „Beweis“; der Begriff bezeichnet Ijob's Anmaßung: nun rechtet er mit Gott)), das selbst zum Tod führen kann (vgl. Ps 39,12; Ez 25,17 (wie hier || נְקָמָה Rache); Hos 5,9). Das ist sehr sicher auch in diesem Kontext seine Bedeutung. (Zurück zu v.7)
    rÜbersetzungsalternativen nach Hossfeld/Zenger 2008, S. 857. (Zurück zu v.9)
    sW.: „um an ihnen zu vollziehen geschriebenes Recht“; „wie geschrieben steht“ ist die Standard-Übersetzung. Der Sinn dieser Phrase ist unklar; vermutlich ist sie entsprechend der Wendung כַּכָּתוּב („wie geschrieben steht“) zu verstehen - einer Hinweisformel, mit der man sich in der Bibel standardmäßig auf bereits existente, normative Stellen aus der heiligen Schrift bezieht (vgl. Donner 1994, S. 234); hier also vermutlich sinngemäß: „wie prophezeit wurde“, „gemäß der Prophezeiungen“. (Zurück zu v.9)
    tDrei mögliche Deutungen lässt dieser Vers zu.
    1. Die Mehrheitsdeutung: All das zuvor geschilderte, von den „Getreuen“ erreichte, bringt ihnen oder ist ihre Ehre/Ruhm; Übersetzung: „Das bringt seinen Getreuen Ruhm.“ o.Ä.; vgl. z.B. Gerstenberger 2001, S. 455. - Das Problematische an dieser Deutung ist, dass damit gerade in einer Doxologie Gottes ein Motiv, das öfter im Zhg. mit Gott verwendet wird (vgl. z.B. Jes 2,10.19.21; s. auch THAT I, S.471f.) hier sogar mit dem selben Vokabular auf seine „Getreuen“ übertragen würde. Vorzuziehen ist daher:
    2. „Er (=JHWH) ist ihr Mächtiger“; V. 9b greift dann noch einmal den Gedanken aus V.5a auf: JHWH ist der Mächtige seiner Getreuen. Ähnlich z.B. Bernfeld; B-R; Hossfeld/Zenger 2008, S. 855; RVmg; TUR; Zunz; Zenger 1987, S. 53.
    3. „Er (=JHWH) ist ihre Herrlichkeit“ i.S.v. „JHWH ist herrlich und an dieser Herrlichkeit haben auch seine Getreuen teil“; vgl. die (sehr freie) Übersetzung der BB: „So zeigt sich sein Glanz in der Welt. / Alle seine Frommen haben daran teil.“ Dieses Verständnis - dass an der Herrlichkeit JHWH auch die Menschen teilhaben - ist in der Bibel recht häufig, vgl. Ps 21,6; 45,4f; Spr 14,28; Klg 1,6; Ez 16,14; Mi 2,9; dazu und ad loc. auch THAT I, S. 472.
      V. 9 wäre so die Wiederholung gleichzeitig der Verse 4b und 5a, was gut zur Struktur des Psalmes passt. Noch besser klänge es mit Vers 4b zusammen, wenn man auch dort (s. FN k) ein double duty-Suffix läße: Mit seinem Sieg verherrlicht JHWH (auch) seine Getreuen.
    Vorzuziehen ist hier aber wohl wg. dem Kontext (s. Vv. 7-9) Variante 2. (zu v.9)